Skip to content
  • Home
  • Über mich
  • Jesuiten

PaterBerndHagenkord.blog

Vatican News

powered by Logo des Jesuitenordens

Begegnung mit Christus

Veröffentlicht am 17. Juni 201811. November 2018
Jesusbegegnung am Brunnen: Darstellung an einem Beiststuhl im Dom Sankt Gallen Jesusbegegnung am Brunnen: Darstellung an einem Beiststuhl im Dom Sankt Gallen

Christsein heute – Gedanken zu einem Papstschreiben, Teil 3

„Es mag viele Theorien darüber geben, was die Heiligkeit ist, mit ausführlichen Erklärungen und Unterscheidungen. Diese Reflexion kann nützlich sein, doch ist nichts erhellender, als sich dem Wort Jesu zuzuwenden und seine Art, die Wahrheit weiterzugeben, umfassender zu betrachten.” So beginnt Kapitel Drei von Gaudete et Exsultate, das jetzt Thema sein soll.

Und was gibt es dazu mehr zu sagen? Schaut auf Christus!

Jesusbegegnung am Brunnen: Darstellung an einem Beiststuhl im Dom Sankt Gallen
Jesusbegegnung am Brunnen: Darstellung an einem Beiststuhl im Dom Sankt Gallen

Aber auch das will vorbereitet sein, da ist der Papst ganz Jesuit. Überhaupt, das geistliche Vorangehen von Franziskus erinnert mich sehr an die geistliche Methode des heiligen Ignatius, die dem Jesuitenorden – und anderen Gemeinschaften – zu Grunde liegt. Der Papst kennt seinen Ignatius sehr gut.

Kurze Erinnerung: Die Erkenntnis meiner selbst und der Wille, das anzunehmen was Gott vorhat, steht zu Beginn. Der Blick auf die Versuchungen ist immer dabei. Und das alles ist keine Selbstoptimierungsstrategie, sondern Vorbereitung auf den Blick auf Jesus Christus. Und genau das tut der Papst jetzt.

 

Geistliche Methodik

 

Und das Wie ist wieder typisch: nicht eine umfassende Erklärung, sondern ein Blick auf eine konkrete Stelle in der Schrift. Nicht DER Jesus, sondern unsere konkrete Begegnung in der Meditation einer Stelle ist wichtig. Hier: die Seligpreisungen (Mt 5,3-12; Lk 6,20-23), „das Wort „glücklich“ oder „selig“ wird zum Synonym für „heilig“” (64).

Erster Schritt: Anerkennen, dass Hören auf Jesus immer Wandel bedeutet. Jesus ist nicht in die Welt gekommen, um zu bestätigen, sondern um zu rufen, und das heißt immer heraus-rufen. „Anderenfalls wird die Heiligkeit nur in Worten bestehen“ (66).

Zweiter Schritt: Erkennen, worauf wir setzen und bauen. Hier geht es um die innere Freiheit, die ich brauche, um auf Jesus hören und sein Wort annehmen zu können. An dieser Stelle wird Ignatius auch wörtlich in seiner etwas sperrigen Sprache zitiert (69).

 

Das Meditieren des Rufes Christi

 

Und so geht Franziskus die einzelnen Seligpreisungen durch, er meditiert die Stellen und fragt nach, was das für unser christliches Leben, unser Christsein bedeutet. Ich mag das an dieser Stelle nicht einzeln nachvollziehen, das würde dem nicht gerecht, das müssen wir schon selber meditieren.

Nach seiner Schriftmeditation weist der Papst noch darauf hin, dass das Ganze kein harmloses Unterfangen ist, sondern dass hier der „Maßstab, nach dem wir geurteilt werden“ liegt (95). Es ist kein frommes Angebot, an dieser Stelle geht es darum, ob wir uns und unser Leben und Christi Ruf verfehlen oder ihn hören.

Es geht also um „Treue zum Meister“, und das ist das Gegenteil von Frömmerlisch. „Heilig sein bedeutet daher nicht, in einer vermeintlichen Ekstase die Augen zu verdrehen“, hier geht es um Gott selber, um die Weise von Gottes Offenbarung in Christi. „In diesem Aufruf, ihn in den Armen und Leidenden zu erkennen, offenbart sich das Herz Christi selbst“ (96).

 

Ohne Ausflüchte, bitte!

 

Dass der Papst das sehr ernst meint erkennen wir an der Mahnung, die er anschließt: das sei bitteschön „sine glossa“, also ohne Kommentar, Ausflüchte und Ausreden anzunehmen. „Wenn ich einem Menschen begegne, der in einer kalten Nacht unter freiem Himmel schläft …“ beginnt der Papst einen Absatz (98), in dem er das konkret durchspielt. So viele Ausreden und Bedingungen, so viele Abschattungen des Wortes Jesu, so viel Unterwerfung des Wortes und des Rufes Christ unter real-politische, soziale oder sonstige Bedingtheiten. An dieser Stelle braucht es die Unruhe, die innere Freiheit, wirklich hören zu wollen.

Sein Beispiel sind Menschen auf der Flucht und unser Umgang mit ihnen. Zu einem Christen gehört die Haltung, sich in die Lage der Schwester und des Bruders zu versetzen, Punktum. „Sehen wir, dass es genau das ist, was Jesus von uns verlangt, wenn er uns sagt, dass wir in jedem Fremden ihn selbst aufnehmen (vgl. Mt 25,35)?“ (102).

Das Meditieren der Schrift auf dem Weg zum Verständnis dessen, was Christsein bedeutet, wird also sehr schnell sehr konkret und sehr aktuell. Es gehört immer in unsere Aktualität hinein, es reicht nicht abstrakt über Heiligkeit zu sprechen, wir sind in sehr bestimmte uns umgebende Situationen hinein gerufen. Und da reicht eben ein allgemeiner Verweis nicht aus. Ich muss die Perspektive wechseln, ich muss mich in die Lage von anderen versetzen, mit den Augen anderer sehen.

 

Nicht nur momentane Begeisterung

 

Und dem Vorwurf, dass das alles sehr „Franziskus“ sei, begegnet er mit einer Kurz-Lektüre des Alten Testamentes und schließt daraus: „Es handelt sich daher nicht um die Erfindung eines Papstes oder um eine momentane Begeisterung“ (103).

Wir dürfen nicht vergessen, dass das „Kriterium für die Beurteilung unseres Lebens vor allem darin besteht, was wir den anderen getan haben“ (104). Christsein ist nur mit Bezug auf den Nächsten zu denken und zu leben, dieser Anfangsgedanke des Papstschreibens taucht auch hier wieder auf. Der Blick auf mich selber, das Hören auf Gott in den Worten Christi, der Bezug zum Leben der Anderen, der meines ganz konkret verändert, diese drei Dimensionen bestimmen Christsein. Und daran wird es gemessen werden.

 

Der Papst nimmt sich selber zurück

 

Den Abschluss mag man dann als Relativierung der Wichtigkeit seiner eigenen Worte lesen: „Das Christentum ist nämlich vor allem dafür gemacht, gelebt zu werden; wenn es auch Gegenstand von Reflexion ist, so hat dies nur Wert, wenn es hilft, das Evangelium im Alltag zu leben“ (109). Der Papst selber reflektiert ja. An dieser Stelle nimmt er sich selber zurück und verweist auf die Bibel, auf das Wort Gottes. Auch die Meditationen des Papstes – auch das ganz Methodik des Ignatius – sind eben nur Methode. Der Inhalt kommt ganz von Christus her.

  • teilen 
  • twittern 
  • teilen 
  • teilen 
  • E-Mail 
Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott
Schlagwörter Christsein, Gaudete et Exsultate, Heilige Schrift, Ignatius, Jesuit, Jesus Christus, Meditation, Papst Franziskus, Papstschreiben, Spiritualität

2 Kommentare zu “Begegnung mit Christus”

  1. Ellwanger Michael sagt:
    18. Juni 2018 um 19:51 Uhr

    Mt 25, 31-46 ist schlicht eine Rechtsbelehrung dahin gehend, dass die Ausübung der Caritas ein rechtliches Anspruchsdenken erzeugt von dem man schwer wieder loskommt, sonst würde man einen anderen weniger liebreichen Jesus kennenlernen.

    Antworten
    1. Emma sagt:
      19. Juni 2018 um 11:19 Uhr

      Ich möchte Ihren (@ Ellwanger Michael) Kommentar gerne ergänzen. Mt 25,31-46 fordert uns hier in der Welt Lebende auf, zu handeln! Wir sollen unsere Zeit im Hier nutzen und tun, was zu tun ist. Lieber falsch handeln als gar nicht handeln. Wenn man etwas falsch macht und es wahrnimmt, dann bereut man zutiefst, doch die Wunde heilt mit der Zeit. Man könnte es womöglich das Fegefeuer nennen, das Brennen lässt nach und hört irgendwann auf. Worüber der Mensch nicht hinwegkommt, ist, was er in seinem Leben nicht getan hat und hätte tun müssen. Dieser Schmerz vergeht nicht. Moralische Überfrachtungen mit Drohfinger und Interpretationen helfen bei dieser Bibelstelle leider nicht wirklich, denn es kommt dabei Berechnung hinzu, die den Weg zum erfüllten Leben verschließt. Vielleicht könnte man sich vornehmen, offen zu bleiben für jeden Tag und was er bringen mag, schnell und unverzüglich handeln im Guten und träge sein im Sündigen. So in etwa würde ich das verstehen.

      Antworten

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Links

  • Helfen Sie meinem Blog
  • Radio Vatikan
  • RV-Newsletter bestellen

Neueste Beiträge

  • „Wohin auch immer das führen wird“
  • Respekt!
  • Selbstkritik
  • Sammelpunkt der Dynamik des Zuhörens

Kategorien

  • Allgemein
  • Benedikt XVI.
  • Bischofssynode
  • Die deutschsprachige Kirche
  • Franziskus
  • Geschichte
  • Glaube und Gerechtigkeit
  • Glaube und Vernunft
  • Interview
  • Kirche und Medien
  • Kunst, Kultur und Können
  • Neulich im Internet
  • Ökumene
  • Papstreise
  • Rom
  • Spiritualität / Geistliches Leben
  • Sprechen von Gott
  • Vatikan
  • Zweites Vatikanisches Konzil

Artikelarchiv

  • Juni 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • Dezember 2016
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • September 2016
  • August 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juli 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013
  • Oktober 2013
  • September 2013
  • August 2013
  • Juli 2013
  • Juni 2013
  • Mai 2013
  • April 2013
  • März 2013
  • Februar 2013
  • Januar 2013
  • Dezember 2012
  • November 2012
  • Oktober 2012
  • September 2012
  • August 2012
  • Juli 2012
  • Juni 2012
  • Mai 2012
  • April 2012
  • März 2012
  • Februar 2012
  • Januar 2012
  • Dezember 2011
  • November 2011
  • Oktober 2011
  • September 2011
  • August 2011
  • Mai 2011

Schlagwörter

Barmherzigkeit Benedikt XVI. Bischofssynode Deutschland Deutschlandreise Dialog Evangelii Gaudium Familie Flüchtlinge Franziskus Frieden Gebet Generalaudienz Gesellschaft Glaube Glauben Gott Internet Jahr des Glaubens Jesus Kirche Kommunikation Kuba Liturgie Medien Missbrauch Neuevangelisierung Papst Papst Franziskus Papstreise Politik Predigt Radio Vatikan Reform Religion Rom Sommerreise Spiritualität synodaler Weg Synode Theologie Vatikan Verkündigung Öffentlichkeit Ökumene
  • paterberndhagenkord.blog
  • Kontakt / Impressum
  • Datenschutzerklärung
Der Blog von Pater Bernd Hagenkord   |   2011 bis 2022