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Schlagwort: Ignatius

Kritik der betenden Urteilskraft

Veröffentlicht am 31. Juli 201931. Juli 2019
Eine Entscheidung musste her Ignatius von Loyola - Bild in der Jesuitenkommunität in Jerusalem

Ignatius war sauer. Er war unterwegs, hatte jemanden getroffen und sie waren nebeneinander her geritten. Es war zum Streit gekommen, es ging um Theologie, was sonst. Der Fremde war abgebogen und nun stand Ignatius – während seines langen Prozesses der Bekehrung – vor der Frage, was tun. Hinterher und Rechenschaft fordern mit Säbel und Schwert oder weiter auf dem eigenen Weg? Eine Entscheidung musste her. Weil er sauer war, machte er wohl unterbewusst etwas Kluges: er ließ seinen Esel entscheiden. Und der trottete weiter und ignorierte den Streit.

An diesem 31. feiert die Kirche Ignatius als Heiligen, und wir Jesuiten feiern unseren Gründer. Es war noch ein langer Weg für Ignatius, von der Wegkreuzung durch seine Bekehrungen hin zur Gründung. Aber er erzählte diese Episode später selber und so fand sie Eingang in die Aufzeichnungen, die als der „Bericht des Pilgers“ bekannt wurden. Dieser Weg hat viele Irrwege, und Ignatius verschweigt sie nicht.

Eine Entscheidung musste her

Die Episode mit dem Esel ist so ziemlich das genaue Gegenteil dessen, was Ignatius später als „Unterscheidung“ als Rückgrat seiner Exerzitien aufnehmen sollte. An dieser Stelle habe ich ja schon einige Male die Tastatur zum Thema ergriffen, neulich ist mir aber ein interessantes Zitat zum Thema untergekommen, das ich zum heutigen Heiligen-Tag hier anbringen will. Es stammt von Theodor W. Adorno:

„Mündig ist der, der für sich selbst spricht, weil er für sich selbst gedacht hat und nicht bloß nachredet; der nicht bevormundet wird. Das erweist sich aber in der Kraft zum Widerstand gegen vorgegebene Meinungen und, in eins damit, auch gegen nun einmal vorhandene Institutionen, gegen alles bloß Gesetzte, das mit seinem Dasein sich rechtfertigt. Solcher Widerstand, als Vermögen der Unterscheidung des Erkannten und des bloß konventionell oder unter Autoritätszwang Hingenommenen, ist eins mit Kritik, deren Begriff ja vom griechischen krino, Unterscheiden, herrührt.“ (Theodor W. Adorno, Kritik).

Unterscheidung und Kritik gehören zusammen. Natürlich nur, wenn wir Kritik nicht nur als Kritisieren verstehen, also als negative Sichtweise auf etwas.

Kritik und Unterscheidung

Spätestens seit den Kritiken Immanuel Kants ist das Wort fester Bestandteil der philosophischen Debatte. Und über den griechischen Ursprung des Wortes – belehrt uns Adorno – auch Unterscheidung.

Wir können einige Dinge lernen: erstens müssen wir wieder einmal betonen, dass Unterscheiden keine rein intellektuelle Aktion ist. Die Philosophie ist es, im geistlichen Leben kann es aber nicht sein. Deshalb ist auch der Titel des Stückes ironisch gemeint.

Zweitens steckt da aber auch eine positive Lehre für uns drin: sich gegen vorgegebene Meinungen wehren. Meinungen, die ja auch in uns selber drinstecken können. Aber auch das sich abgeben mit dem, was ist. Was ist, ist gut eben weil es ist, das verhindert Kritik und dann auch die Unterscheidung.

Sich wehren gegen die Meinungen

Wahrheit oder Falschheit  ist nicht Gegenstand einer Unterscheidung, unterschieden werden nur Situationen. Unterscheidung, so der Papst, „gründet auf der Überzeugung, dass Gott in der Geschichte der Welt, in den Ereignissen des Lebens, in den Personen, denen ich begegne und die mit mir sprechen, am Werk ist.” Die Welt ist Gottes so voll, es ist an uns, aufmerksam zu sein. „Deshalb sind wir gerufen, auf das zu hören, was der Geist uns in oftmals unvorhersehbaren Arten und Richtungen eingibt.”

Damit entfernen wir uns ziemlich von Adorno, aber sein Gedanke zur Kritik schwingt weiter mit. Es braucht Mündigkeit, selber beten und nicht nur nach-beten, wenn Unterscheidung als Gebet gedacht wird, was es meiner Meinung nach ist. Und es hilft beim Verstehen. In Vorbereitung auf die Jugendsynode, die das Wort „Unterscheidung“ ja im Titel hatte, gab es Anmerkungen dazu, und das nicht nur aus der deutschen Sprache. Die fanden Eingang ins Vorbereitungsdokument, wo die Übersetzer ihrerseits dann eine deutschsprachige Ergänzung einfügten.

Unverständnis

Instrumenten Laboris zur Jugendsynode im vergangenen Jahr 107. „Die Jugendlichen der Vorsynode weisen auch auf die Schwierigkeiten hin, die sie beim Verständnis des Wortes „Unterscheidung“ (Anm. d. Ü.: da es keine eindeutige Entsprechung des italienischen Terminus discernimento ins Deutsche gibt, wurde er in diesem Text je nach Kontext wiedergegeben durch „Unterscheidung“, aber auch „Erkenntnis“ [der Berufung] und „Urteils-/Unterscheidungsvermögen“)  haben, das nicht zu ihrer Sprache gehört, auch wenn das Bedürfnis, das es bezeichnet, durchaus wahrgenommen wird: „Die eigene Berufung zu erkennen, kann eine Herausforderung sein, besonders durch die Missverständnisse, die dieses Wort umgeben.“ (VS 9)”.

Vielleicht hilft uns ja das Wort ‚Kritik‘, der ‚Unterscheidung‘ näher zu kommen, bei aller Begrenzung. Nicht bevormundet werden, das gehört jedenfalls eindeutig dazu.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Ignatius, Kritik, Mündig, Spiritualität, Unterscheidung11 Kommentare zu Kritik der betenden Urteilskraft

„Um das Menschengeschlecht zu retten”

Veröffentlicht am 24. Dezember 201824. Dezember 2018
Weihnachten: Gott wird Mensch. Konrad Witz: Ratschluss der Erlösung, nach 1444 gemalt. Berlin, Gemäldegalerie Konrad Witz: Ratschluss der Erlösung, nach 1444 gemalt. Berlin, Gemäldegalerie

Drei göttliche Personen im Himmel, die beraten, wer von ihnen denn nun Mensch werden soll: Es ist eine der beim Lesen skurril anmutenden Texte aus dem Exerzitienbuch des Ignatius von Loyola. Wenn man die Exerzitien macht und nicht nur liest, dann ist man an dieser Stelle bereits eine Woche lang geistlich unterwegs. Man hat die Geschöpflichkeit der Welt meditiert, die eigene Beziehung zum Schöpfer, man hat das „Ich“-sagen vor Gott bewusst gemacht, gemeinsam mit dem Blick auf die eigene Schwäche und Sünde, der Fehlbarkeit und der Bedürfigkeit vor dem Hintergrund der liebenden Zusage Gottes. Wenn mir der Super-Schnell-Lauf hier mal gestattet ist.

Und nun der Beginn der zweiten Woche, die mit der Menschwerdung beginnt. Die Übung, die Ignatius anleitet, beginnt mit einer Hinführung:

„Die Geschichte der Sache herbei­brin­gen, die ich zu betrachten habe. Hier ist dies: Wie die drei göttlichen Personen die ganze Fläche oder Rundung der ganzen Welt voller Menschen schauten und wie, da sie sahen, dass alle zur Hölle abstiegen, in ihrer Ewigkeit beschlos­sen wird, dass die zweite Person Mensch werde, um das Menschengeschlecht zu retten; und so senden sie, als die Fülle der Zeiten gekommen ist, den heiligen Engel Gabriel zu unserer Herrin“.

‚Herbeibringen‘ ist hier die Anweisung, sich das schweigend in der Meditation vorzustellen, nicht nur abstrakt zu bedenken.

Weihnachten: Gott wird Mensch

An diese Übung wurde ich neulich erinnert, als ich ein Bild von eben dieser Szene gesehen habe. Es stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist damit ein halbes Jahrhundert älter als die Worte des Ignatius. Der hat ja bekanntlich nicht alles erfunden, sondern er hat gut zusammen gestellt.

Auf dem Bild sieht man die drei. Daneben dann das Resultat, wenn man so will, die Begegnung der schwangeren Frauen Maria und Elisabeth.

Diese Übung habe ich einige Male in Exerzitien gemacht, das schwerste daran war für mich immer die Anstrengung, die es kostet, sich das Ganze wie den Olymp und die griechische Götterwelt vorzustellen. Als gäbe es Drei Personen in dem Sinn als ob drei getrennt existierende Wesen um den Tisch versammelt diskutierten: Du. Nein Du. Oder doch vielleicht er? Oder sie?

Da wird man wirr im Kopf

Da wir außerdem vom Ergebnis her auf die Übung schauen, weil wir wissen, wer Mensch wurde, klingt das doppelt schwierig. Was soll es schon für Argumente geben? Und wie sollen wir verstehen, was genau der Sohn ist, wenn die Möglichkeit bestanden haben sollte, dass nicht der Sohn, sondern der Vater Mensch wird? Da wird man ganz wirr im Kopf.

Aber wie bei allen Übungen des Ignatius geht es gar nicht um dogmatische Aussagen, die gelernt werden sollen, sondern um innere Prozesse, um Gebet.

Hier geht es – Stichwort Hölle – darum dass Gott den Menschen nicht sich selbst überlässt. Dass die Frage nach dem Schicksal der Menschen im inneren Gottes, in den Personen, Widerhall findet. Das ist eben kein olympischer Gott, der aus seiner Distanz heraus handelt.

Kein olympischer Gott

Menschwerdung, das ist eben nicht etwas huldvoll-herablassendes. Gott selber involviert sich, und zwar nicht „erst“ auf der Erde, bei der Geburt Jesu, sondern bereits im Entschluss. Gott ist ganz involviert, die Einheit der drei Personen, so schwer das auch zu verstehen ist. Der menschgewordene Gott ist keine „Abteilung“ Gottes, nur ein Drittel, sozusagen. Das ist ganz-Gott.

Es ist Weihnachten. Wir feiern diese Menschwerdung. Das Bild und die Ignatius-Übung helfen mir dabei, die Fragezeichen offen zu halten. Wir haben nicht alle Antworten auf das Fest. Der Ursprung – das wollen und Bild und Übung sagen – liegt in Gott selbst. Gott sieht, auch wenn das fürchterlich formuliert ist weil Gott eben kein Mensch ist, Gott fühlt und liebt, Gott reagiert und macht die Geschichte des Menschen zu Gottes Geschichte.

Innere Erkenntnis

Die Übung hat noch eine zweite und eine dritte „Hinführung“. Die dritte ist in den Übungen immer eine Bitte, und mit der möchte ich diese Weihnachts-Gedanken abschließen und Ihnen ein gesegnetes Fest wünschen.

Diese Bitte sagt uns, worum es bei dem Fest, bei der Menschwerdung, für uns geht:

„Innere Erkenntnis des Herrn erbitten, der für mich Mensch geworden ist, damit ich mehr ihn liebe und ihm nachfolge.“

Kategorien Allgemein, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Exerzitien, Glaube, Ignatius, Jesus, Menschwerdung, Trinität, Weihnachten21 Kommentare zu „Um das Menschengeschlecht zu retten”

Glauben im Paradox

Veröffentlicht am 17. November 201817. November 2018
Eine Entscheidung musste her Ignatius von Loyola - Bild in der Jesuitenkommunität in Jerusalem

Man kann christlichen Glauben nicht verstehen, wenn man nichts mit Paradoxen anfangen kann. Wir Christen leben einen paradoxen Glauben. Dass Leben durch den Tod kommt, dass Tod nicht das Ende ist, das ist wohl das zentralste Paradox, denn Tod bedeutet ja schlicht Ende vom Leben, nicht mehr leben.

Der „gerechtfertigte“ Sünder des Paulus ist auch so eine paradoxe Figur, auch die Seligpreisungen leben ja davon.

Eine der poetischeren Formulierungen des christlichen Glaubens-Paradoxons zitiert der Papst gerne, es ist der Satz des Dichters Hölderlin: „Non coerceri a maximo, conteneri tamen a minimo divinum est – nicht eingegrenzt sein vom Größten und dennoch umschlossen sein vom Kleinsten, das ist göttlich.“ Es ist das Motto über dem Hyperion-Roman und Hölderlin sagt, das sei die Grabschrift des Loyola, also die Schrift auf dem Grabstein des Ignatius von Loyola.

Papst Franziskus und Hölderlin

Wer nach Rom ans Grab des Ignatius von Loyola kommt, wird den Satz aber vergeblich suchen. Was aber nicht heißt, dass der Hölderlin-Satz nicht doch etwas von diesem Heiligen eingefangen hat. Was zweitens auch nicht heißt, dass der Jesuit Papst Franziskus nicht auch diese Hölderlin-Tradition aufgreift, etwa 2015, in der Predigt zum Konsistorium. Oder auch am Donnerstag in einer Ansprache.

Der Papst greift als Jesuit ja gerne auf geistliche Traditionen aus dem Orden oder um den Orden herum zurück, auch sind zentrale Gedanken und Anliegen ganz klar von seiner jesuitischen Herkunft geprägt. Aber natürlich ist der Hölderlin-Satz älter als Ignatius. Den paradoxen Zusammenhang von klein und groß hat uns schon Augustinus mit auf den theologischen Weg gegeben: Deus in minimis maximus, im Kleinsten zeigt sich Gottes Größe.

Nun ist das nicht logisch-dogmatisch zu verstehen. Ein Paradox ist ja das genaue Gegenteil von Klärung. Aber es hilft uns, unser Denken etwas aus der Verankerung zu schütteln.

Das Denken aus der Verankerung schütteln

Umschlossen vom Kleinsten: es gibt nichts, wo Gott nicht ganz enthalten wäre. Und umgekehrt: das Größte grenzt Gott nicht ein. Da kingt etwas der Satz an, dass über Gott Größeres nicht gedacht werden kann. Wir machen uns unwillkürlich Bilder von Gott, das geht ganz automatisch, weil wir unsere Welt anhand unserer Erfahrungen abbilden. Auch sprachlich. Und Gott wird gerne anhand von Macht beschrieben, auf Kirchenfenstern, in Glaubensaussagen, im Denken. Da ist das Kleinste hilfreich. Es nimmt uns die Hierarchie aus dem Denken heraus. Der allmächtige Gott, der Schöpfer, ist in allem enthalten.

Andersherum mit dem Größten: wir denken unsere Welt und begreifen. Wir haben Bilder vom Universum, auch wenn es schwer fällt, diese Unendlichkeit zu begreifen. Der Philosoph Hegel nennt es die „schlechte Unendlichkeit“, es geht immer weiter. Das Größte ist also immer etwas größer als das, was bisher das Größte war. Gott ist aber nicht eingegrenzt von diesem Größten, Gott bekommt keinen Ort zugewiesen, sondern weist umgekehrt der Welt ihren Ort zu, indem er sich der „Größe“ entzieht.

Die „schlechte Unendlichkeit“

Und dann die Kombination von beidem: beide Sätze für sich sind schon schwer, Hölderlin dreht in der poetischen Formulierung aber noch einmal an der Schraube des Paradoxen.

Was das mit Papst Franziskus und Ignatius zu tun hat: die Entgrenzung des Denkens und Glaubens. Wer dem eigenen Denken und Beten und Glauben Grenzen setzt, verfehlt Gott. Gott ist immer größer und immer kleiner als wir wissen, ahnen, glauben und sagen können. Das entzieht sich dem Begriff und unserem Sprechen, deswegen auch auch unserem Glauben, wenn wir keine Mystiker sind. Aber wir können uns danach ausstrecken.

Den großen Horizont im Blick, also Schöpfung und Erlösung durch Gott, und gleichzeitig sich um die Kleinen, Armen, Weggeworfenen kümmern. Das wäre die pragmatische Umformulierung des Spruchs, und so nutzt ihn Papst Franziskus. Aber es geht auch geistlicher, indem man sich nicht zufrieden gibt mit dem eigenen Glauben. Paradoxe bedeuten ja auch, dass die Logik und damit die Herrschaft über die Welt in Frage steht.

Paradoxe tun dem Glauben gut. Weil sie ihn nicht in Regeln und Sätzen aufgehen lassen, weil man sich ausstrecken muss, da das Ziel jenseits des Logischen liegt.

Und anderers ist christlicher Glaube nicht zu verstehen.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Kirche und Medien, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Dichter, Friedrich Hölderlin, Glauben, Ignatius, Loyola, Papst Franziskus, Paradox11 Kommentare zu Glauben im Paradox

Begegnung mit Christus

Veröffentlicht am 17. Juni 201811. November 2018
Jesusbegegnung am Brunnen: Darstellung an einem Beiststuhl im Dom Sankt Gallen Jesusbegegnung am Brunnen: Darstellung an einem Beiststuhl im Dom Sankt Gallen

Christsein heute – Gedanken zu einem Papstschreiben, Teil 3

„Es mag viele Theorien darüber geben, was die Heiligkeit ist, mit ausführlichen Erklärungen und Unterscheidungen. Diese Reflexion kann nützlich sein, doch ist nichts erhellender, als sich dem Wort Jesu zuzuwenden und seine Art, die Wahrheit weiterzugeben, umfassender zu betrachten.” So beginnt Kapitel Drei von Gaudete et Exsultate, das jetzt Thema sein soll.

Und was gibt es dazu mehr zu sagen? Schaut auf Christus!

Jesusbegegnung am Brunnen: Darstellung an einem Beiststuhl im Dom Sankt Gallen
Jesusbegegnung am Brunnen: Darstellung an einem Beiststuhl im Dom Sankt Gallen

Aber auch das will vorbereitet sein, da ist der Papst ganz Jesuit. Überhaupt, das geistliche Vorangehen von Franziskus erinnert mich sehr an die geistliche Methode des heiligen Ignatius, die dem Jesuitenorden – und anderen Gemeinschaften – zu Grunde liegt. Der Papst kennt seinen Ignatius sehr gut.

Kurze Erinnerung: Die Erkenntnis meiner selbst und der Wille, das anzunehmen was Gott vorhat, steht zu Beginn. Der Blick auf die Versuchungen ist immer dabei. Und das alles ist keine Selbstoptimierungsstrategie, sondern Vorbereitung auf den Blick auf Jesus Christus. Und genau das tut der Papst jetzt.

 

Geistliche Methodik

 

Und das Wie ist wieder typisch: nicht eine umfassende Erklärung, sondern ein Blick auf eine konkrete Stelle in der Schrift. Nicht DER Jesus, sondern unsere konkrete Begegnung in der Meditation einer Stelle ist wichtig. Hier: die Seligpreisungen (Mt 5,3-12; Lk 6,20-23), „das Wort „glücklich“ oder „selig“ wird zum Synonym für „heilig“” (64).

Erster Schritt: Anerkennen, dass Hören auf Jesus immer Wandel bedeutet. Jesus ist nicht in die Welt gekommen, um zu bestätigen, sondern um zu rufen, und das heißt immer heraus-rufen. „Anderenfalls wird die Heiligkeit nur in Worten bestehen“ (66).

Zweiter Schritt: Erkennen, worauf wir setzen und bauen. Hier geht es um die innere Freiheit, die ich brauche, um auf Jesus hören und sein Wort annehmen zu können. An dieser Stelle wird Ignatius auch wörtlich in seiner etwas sperrigen Sprache zitiert (69).

 

Das Meditieren des Rufes Christi

 

Und so geht Franziskus die einzelnen Seligpreisungen durch, er meditiert die Stellen und fragt nach, was das für unser christliches Leben, unser Christsein bedeutet. Ich mag das an dieser Stelle nicht einzeln nachvollziehen, das würde dem nicht gerecht, das müssen wir schon selber meditieren.

Nach seiner Schriftmeditation weist der Papst noch darauf hin, dass das Ganze kein harmloses Unterfangen ist, sondern dass hier der „Maßstab, nach dem wir geurteilt werden“ liegt (95). Es ist kein frommes Angebot, an dieser Stelle geht es darum, ob wir uns und unser Leben und Christi Ruf verfehlen oder ihn hören. Weiterlesen “Begegnung mit Christus”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Christsein, Gaudete et Exsultate, Heilige Schrift, Ignatius, Jesuit, Jesus Christus, Meditation, Papst Franziskus, Papstschreiben, Spiritualität2 Kommentare zu Begegnung mit Christus

Die Falle der ersten Woche

Veröffentlicht am 18. März 2018

Gedanken zur Fastenzeit, 6

Wer schon einmal Exerzitien nach der Methode des Ignatius von Loyola gemacht hat, der hat schon mal von den „Wochen“ gehört. Der Exerzitienprozess wird in vier Wochen eingeteilt, und zwar weil ursprünglich die Dauer dieser Exerzitien ein Monat war.

Heute macht man sie meistens eine Woche lang, aber die innere Dynamik bleibt. Auch wenn man sie in der Vollform macht, ist eine Woche meistens nicht gleich sieben Tage, die erste Woche zum Beispiel dauerte das letzte Mal, dass ich das gemacht habe dreizehn Tage. „Woche“ ist mehr eine Einteilung denn eine Zeitangabe.

 

Keine Frage der Selbstoptimierung

 

In der ersten Woche geht es um die Sünde. Sie beginnt mit einer Gewissenserforschung, der Betrachtung der eigenen Sündengeschichte und auch die Hölle hat ihren Platz. Liest man den Text der Exerzitien, dann kann Man schnell den Eindruck gewinnen, hier ginge es um Selbstoptimierung. Sich ständig die eigenen Fehler und Sünden vor Augen halten und Wege der Besserung suchen. Ignatius schlägt sogar eine grafische Darstellung vor, damit man auf den ersten Blick sehen könne, ob man sich gebessert habe.

In der Mitte das Kreuz
In der Mitte das Kreuz

Man beginnt also bei sich selber, bei den eigenen Fehlern und dem natürlichen Wunsch, da heraus zu kommen. Aber es ist wichtig, dabei nicht stehen zu bleiben, sondern die nächsten Schritte mit zu machen. Nämlich: dass es Gott ist, gegen den man gesündigt hat – und damit fällt die Selbstobtimierung zurück – und dass das Ganze nicht mit Beschluss und Tun, sondern nur mit Gnade zu erreichen ist.

Er wichtigste Punkt ist aber das Gespräch mit Jesus Christus am Kreuz. Gespräche sind überhaupt sehr wichtig in den Exerzitien, man unterhält sich betend dauernd mit Gott, „wie ein Freund mit einem Freund spricht“. An dieser Stelle also mit Jesus am Kreuz, wo er all die Sünden, die Man ja betrachtet hat, auf sich genommen hat.

 

Orte der Gottesbegegnung

 

Das hat eine ziemliche geistliche Wucht, aber auch eine theologische Spitze: Wenn ich von mir selber ausgehe, begegne ich Gott eben nicht in meinen Stärken oder Talenten, sondern beschämt (wie Ignatius sagt) am Kreuz. Das Kreuz ist der Ort der Begegnung mit Gott.

Wenn ich meinen Sünden nachgehe, begegne ich dem Vergeber. Dem Arzt, der gekommen ist. Dem Heiland. Um zu sehen, wie und wo Gott im Leben wirkt, dann komme ich dort durch die eigenen Schwächen hin. Sünde wird ein Ort der Gottesbegegnung, wenn ich denn bereit bin, Sünde als Sünde zu erkennen und mit Scham zu reagieren, nicht mit Selbstrechtfertigung. Weiterlesen “Die Falle der ersten Woche”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Beichte, Beten, Exerzitien, Exerzitienbuch, Fastenzeit, ignatianisch, Ignatius, Papst Franziskus, Sünde, Vergebung8 Kommentare zu Die Falle der ersten Woche

Jesus und Christus und menschliche Erfahrung

Veröffentlicht am 24. Dezember 20175. Dezember 2017

Menschwerdung ist viel schwerer als Auferstehung. Beides kennen wir nicht aus eigener Erfahrung, wir sind immer schon Mensch und was eine Auferstehung ist, entzieht sich unserer Welt.

Allenfalls haben Mütter vielleicht eine Ahnung, was Gott-wird-Mensch bedeuten kann, aber dazu muss ich selber natürlich schweigen.

Die Grotte von Greccio, Ort der ersten Krippe
Die Grotte von Greccio, Ort der ersten Krippe

Und trotzdem ist gerade diese Szene, die Grotte und die Nacht und die Engel und die Geburt, immer wieder eine Art Einstieg für den Kontakt zwischen unserer eigenen Erfahrungswelt und der Geschichte Jesu.

Nehmen wir das auffälligste Beispiel: Der heilige Franziskus hat mit Menschen das Geschehen nachgespielt, erstmals in einer Grotte in Greccio. Daraus ist dann unsere Krippe entstanden. Damals war das aber eher ein Nachspielen, ein sich in die Situation begeben, ein erspüren dessen, was da so alles passiert. Eben nicht ein Nachdenken, Philosophieren über Gott und Mensch und die unendliche Distanz zwischen Gott und Mensch, die im Kind überwunden wird. Sondern schlicht ein sinnliches Nachgehen.

 

Die Personen sehen

 

Ähnlich macht es mein Ordensgründer, Ignatius von Loyola. In seinen geistlichen Übungen heißt es in einer Übungsanleitung: “Die Personen sehen, nämlich unsere Her­rin sehen und Josef und die Magd und das Kind Jesus, nachdem es geboren ist; ich mache mich dabei zu einem kleinen armen und unwürdigen Knecht, indem ich sie anschaue, sie betrachte und ihnen in ihren Nöten diene, wie wenn ich mich gegenwärtig fände, mit aller nur möglichen Ehrer­bietung und Ehr­furcht.” Dass Ignatius dabei Personen hinzuerfindet – die Magd und der Knecht – ist geistlich-pädagogische Freiheit, um dem Übenden einen Einstieg zu ermöglichen.

Darauf folgt bei Ignatius die Anweisung “Und danach mich auf mich selbst zurückbesinnen, um irgendeinen Nut­zen zu ziehen.” Nutzen, das heißt in diesem Zusammenhang inneren geistlichen Bewegungen nachgehen.

Das Ganze ist wie bei Franziskus selber auch nicht isoliert zu sehen, das gehört in einen Kontext, aber es wird auch klar, dass gerade die Weihnacht einen Einstieg ermöglicht in das, was Jesus mit uns und für uns geworden ist.

 

Was Jesus mit uns und für uns geworden ist

 

Noch einmal Ignatius, wenn ich darf, in der dann folgenden Anweisung zur Übung: “Schauen und erwägen, was sie tun, wie etwa das Wan­dern und Sichmühen, damit der Herr in höchster Armut geboren werde und damit er am Ende so vieler Mühen in Hunger, in Durst, in Hitze und in Kälte, in Beleidigungen und Anfeindungen am Kreuz sterbe; und dies alles für mich. Danach, indem ich mich auf mich zurückbesinne, irgendei­nen geistlichen Nutzen ziehen.” Das Kreuz ist nie fern, dieser Jesus ist also auch immer schon der Christus, wie können nicht so tun, als wüssten wir nicht, was dann geschieht.

Das gehört auch zur Krippe, die wir unter den Baum stellen oder sonstwo in Stadt oder Wohnung haben. Das Kind ist in Armut und Kälte geboren, sozialer Kälte vor allem, abgewiesen. Und das wird sich in der weiteren Geschichte Gottes mit den Menschen auch nicht ändern. Die Krippe, so heimelig sie auch tut, ist erst der Anfang.

Kein Grund, nicht zu feiern, Gott hat sich ja trotz allem entschieden, einer von uns sein zu wollen, das ist einer Feier würdig.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen allen eine gesegnete Weihnacht.

 

 

Kategorien Allgemein, Geschichte, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Franziskus, Ignatius, Jesus, Krippe, Menschwerdung, Weihnachten3 Kommentare zu Jesus und Christus und menschliche Erfahrung

Exerzitien, Wahl und der Papst

Veröffentlicht am 22. November 2015

Der vergangene Sonntag mit dem Papstbesuch in der lutherischen Gemeinde in Rom hat eine Menge Aufsehen erregt. Dabei war aber nicht nur die Antwort des Papstes auf die Frage nach Kommunionempfang und das Gastgeschenk des Kelches interessant, sondern auch die Predigt.

Das Schicksal oder die evangelische Leseordnung der Schrift wollten es, dass der Papst einen seiner Lieblingstexte aus der Schrift für diese Predigt vorgelegt bekam, die Gerichtsrede im Matthäusevangelium (Mt 25). Der Text ist repetitiv, nach den ersten zwei Fragen „wann haben wir dich hungrig gesehen…“ und so weiter will man gleich einwerfen „jaja, habe verstanden“, aber der Tat geht weiter und exerziert alle Beispiele durch: hungrig, nackt, im Gefängnis und so weiter.

Der Papst spricht sehr gerne über diese Textstelle. Wir werden an diesem Verhalten gemessen werden, gerichtet werden. Wie wir uns in solchen Situationen verhalten, unserem Mitmenschen gegenüber und in diesem Mitmenschen Christus, bestimmt unser Verhältnis zu Gott. Nichts anderes. Und selbst wenn ich nicht weiß, dass ich mich da auch um Christus mühe, selbst dann oder vielleicht sogar besonders dann ist das das von Jesus gewünschte Verhalten.

 

Eine Wahl treffen

 

In der Predigt vom vergangenen Sonntag hat der Papst nun ein Wort hinzu gefügt, das er  wenig nennt: „scelta“, auf dt. „Wahl“. Dieses Wort klingt bei einem Jesuiten und bei allen, die in dieser Spiritualität zu Hause sind, sofort an und deswegen ist es mir auch aufgefallen, als ich der Predigt zugehört habe. Für mich was das der Schlüssel für die Gedanken des Papstes.

Eine Wahl zu treffen ist der Kern der geistlichen Übungen, der Exerzitien, liegt im Herzen des geistlichen Rückrades, so dass ich die Gelegenheit hier ergreifen möchte, mir dieses Wort einmal vorzunehmen.

Papst Franziskus predigt in der lutherischen Kirche
Papst Franziskus predigt in der lutherischen Kirche

„Jesus hat immer gewählt“, sagt der Papst. In seiner Predigt zählt er jede Menge Situationen auf: die Jünger wollen Feuer vom Himmel regnen, lassen, er sagt nein. Er wählt das verlorene Schaf, er weist die Mutter der Jünger zurecht, welche die Plätze zu seiner Rechten und Linken sichern will. Jesus begleitet die Jünger nach Emmaus, er lässt sie sehen und dann umkehren, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn des Wortes. „Das ist eine Wahl Jesu“, so der Papst in seiner Predigt.

Diese Wahl, die Wahl die in Matthäus 25 beschrieben ist, nennt der Papst dann die „letzte Wahl“. „Und was werden die Fragen sein, die der Herr an jenem Tag stellen wird? Bist du zur Messe gegangen? Hast du eine gute Katechese gehalten? Weiterlesen “Exerzitien, Wahl und der Papst”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Exerzitien, Ignatius, Jesus, Papst Franziskus, Wahl, Wille Gottes5 Kommentare zu Exerzitien, Wahl und der Papst

Ein Buch! Ein Buch!

Veröffentlicht am 2. April 2015

Bisher habe ich mich hier ja immer wieder zu allem möglichen geäußert, auch zu meiner Sicht auf den Papst – bzw. die Päpste, diesen Blog gibt es ja mittlerweile schon vier Jahre – und die Kirche etc. Jetzt frage ich mich aber, ob es nicht mal Zeit wäre für einen etwas längeren Versuch, also was Gedrucktes, sozusagen Analoges. Ein Buch. Nicht, dass das besser oder so wäre, ich fühle mich in der kurzen Form hier oder auch beim Radio eigentlich sehr wohl. Aber für manches muss man dann doch etwas weiter ausholen.

Wenn ich mich also hinsetzen würde und versuchen würde zusammen zu stellen, was das geistliche Profil dieses Papstes ist, was er eigentlich will, wo das her kommt (Spiritualität der Jesuiten) und so weiter, wie würde das ankommen? Vielleicht kann ich ja mal hier um die klassische Hilfestellung bitten: Welche Fragen sollte ich für sowas stellen? Was für ein Format sollte das haben?

Dass einige Gedanken, die hier schon mal formuliert wurden, wieder vorkommen werden, ist klar, man muss ja das Rad nicht immer neu erfinden, aber mich würde das mal reizen, etwas mehr zu tun. Mehr im Sinn von Umfang, wohl verstanden.

Also nehme ich mir mal die Tage nach Ostern und denke nach. Und wie gesagt, für die Debatte was das werden soll und so weiter bin ich offen.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Buch, Exerzitien, Franziskus, Ignatius, Jesuiten, Papst, Spiritualität24 Kommentare zu Ein Buch! Ein Buch!

Ignatiusfest

Veröffentlicht am 31. Juli 201326. Januar 2019

il GesùSeine Art und Weise zu fühlen sei ganz jesuitisch: So begrüßte der Generalobere des Jesuitenordens, Pater Adolfo Nicolás SJ, Papst Franziskus an diesem Morgen in der Kirche il Gesù. Der Jesuitenorden feiert heute seinen Gründer, Ignatius. Das gemeinsam mit dem Papst zu tun und dann auch noch am Grab des Gründers, das war schon etwas ganz Besonderes. Keinen von uns hat das unberührt gelassen, den Papst nicht, Pater General nicht, die versammelten Jesuiten nicht, die anwesenden Freunde und Mitarbeiter nicht, und den Schreiber dieser Zeilen schon gar nicht.

„Beim Flug zurück aus Brasilien hat der Papst zu den Journalisten gesagt, dass er nicht nur wie ein Jesuit fühle, sondern auch wie einer denke,“ so Pater Nicolás weiter. „Denken und Fühlen gehen zusammen. Als ich ihn gefragt habe, wie wir das Fest heute gemeinsam feiern sollen, hat er einfach geantwortet: Ich möchte das Ignatiusfest mit meinen Brüdern feiern. Danke.“

In seiner Predigt erwies sich der Papst als echter ‚Sohn des Ignatius’, wie wir uns auch gerne nennen: Er sprach nicht über den Heiligen, sondern über die Zentralität Christi und das Dienen in der Kirche. Nichts würde Ignatius mehr gerecht als das.

 

Hier lesen Sie unseren Beitrag zur Predigt

 

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Dienst, Franziskus, Generaloberer, Gesellschaft Jesu, Ignatius, il Gesù, Jesuiten, Kirche, Nicolas31 Kommentare zu Ignatiusfest

Tagesgebet

Veröffentlicht am 17. Juli 2013

Die Worte ‚Examen’ und ‚Spiritualität’ passen nicht recht zusammen, hat das eine doch mit Freiheit und Geist zu tun und das andere riecht nach Noten und Auswendig lernen. Und doch hat das Wort ‚Examen’ in der jesuitischen Tradition einen hohen Stellenwert, bezeichnen wir damit doch das wichtigste Gebet des Tages.

Es ist der Tagesrückblick, der im Exerzitienbuch des Ignatius vorgeschlagen wird und in der Ausbildung zum Jesuiten vorgeschrieben ist. Von dort aus hat es seinen festen Platz in der christlichen Welt erobert. Ignatius hat es nicht erfunden, aber in seiner Systematik – das war vielleicht sein größtes Genie: geistlicher ordnen können – hat es in dieser Form sicherlich die größte Wirkung gehabt.

Das Wort ‚Prüfung’ ist gar nicht mal so schlecht, soll man doch prüfen, was einen den Tag über bewegt hat. Darüber kommt man dann ins Gebet: Ein Dank, dann ein Blick auf den Tag, dann die Frage wo Gott in all dem war und dann der Blick auf den Herrn im Gebet.

Papst Franziskus hat das neulich in einer seiner Morgenpredigten wunderbar formuliert:

„Wir haben die Angewohnheit, uns vor dem Ende des Tages zu fragen: ‚Was hat der Heilige Geist heute in mir getan? Was für ein Zeugnis hat er in mir abgelegt? Wie hat er gesprochen? Was hat er in mir angeregt?’ Es ist eine göttliche Präsenz in uns, die uns weiterhilft auf unserem Lebensweg als Christen. Er möge uns schenken, wie wir im Gebet erbeten haben, dass uns in jedem Augenblick unseres Lebens die Fruchtbarkeit des Osterfestes vor Augen stehe. So sei es.“

Kategorien Franziskus, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Examen, Exerzitien, Exerzitienbuch, Franziskus, Gebet, Ignatius, Rückblick, Spiritualität, Tag32 Kommentare zu Tagesgebet

Der Vater, der Sohn und Maria

Veröffentlicht am 18. Mai 201318. Mai 2013
Coroação da Virgem pela Santíssima Trindade, Igreja Matriz de Santo Antonio, Itaverava/Brasilien
Coroação da Virgem pela Santíssima Trindade, Igreja Matriz de Santo Antonio, Itaverava/Brasilien

Es ist ein Scherz, und vielleicht noch nicht einmal ein guter, aber er hält sich hartnäckig: Die Trinität nach Ignatius von Loyola bestehe aus Vater, Sohn und Maria. Der Spruch bezieht sich darauf, dass im Exerzitienbuch des Ignatius, nach dem die Exerzitien bis heute gegeben werden, der Betende eingeladen ist, nach jeder Gebetszeit zu Gott zu sprechen, „wie ein Freund zu einem Freund spricht“. Und da könne man sich – so Ignatius – an Gott wenden, oder an die einzelnen göttlichen Personen, den Vater oder den Sohn, oder wenn man sich Gott nicht nahe genug fühlt oder aus irgendeinem anderen Grund eine Mittlerin einbeziehen möchte, dann auch an Maria, nicht anbetend, aber im Gespräch und in Bitte.

Der Heilige Geist taucht da nicht auf. Zum Heiligen Geist können wir nicht beten.

 

Zum Heiligen Geist kann man nicht beten

 

Der Grund ist bei Paulus zu suchen: Der Heilige Geist betet in uns. Wenn wir beten, ist das bereits eine Wirkung des Heiligen Geistes. Der Geist ist niemals ein Gegenüber, deswegen nie Gott, zu dem ich spreche „wie ein Freund zu einem Freund“. Weiterlesen “Der Vater, der Sohn und Maria”

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„Es ist nicht möglich, dass eine Ordenschrist nicht mit der Kirche fühlt“

Veröffentlicht am 8. Mai 201310. Mai 2013
(c) Malek Homayonifar
(c) Malek Homayonifar

Das Amt und das Charisma sind zwei beliebte Topoi, die in der Geschichte der Kirche immer mal wieder gegeneinander gesetzt werden. Gefüllt werden sie gerne mit der Hierarchie der Kirche, dem Ausüben der Autorität und der Struktur auf der einen Seite und dem Charisma der Ordenschristen auf der anderen Seite.

Immer wieder gab es und gibt es Spannungen, meistens fruchtbar, ab und zu aber auch in Form eines Konfliktes, wie etwa zur Zeit in den Gesprächen zwischen dem Vatikan und einer der Vereinigungen von US-Ordensoberinnen (LCWR). In den vergangenen Tagen hatte sich bereits der Präfekt der Kongregation für die Ordensleute, Kardinal Joao Bráz de Aviz (selber kein Ordensmann) dazu geäußert.

An diesem Mittwoch traf nun Papst Franziskus, der selber aus einem Orden kommt, einen Kongress internationaler Ordensoberinnen. „Der Dienst der Leitung gemäß dem Evangelium” – unter diese Überschrift stellte der Papst seine Ansprache. Seine drei Gedanken, so der Papst, überlasse er dann der gemeinschaftlichen und individuellen Vertiefung: Erstens zu den evangelischen Räten, zweitens gegen den Karrierismus und drittens zur Kirchlichkeit.

 

Gehorsam, Armut, Keuschheit

 

Der erster Punkt des Papstes ist der, dass eine Berufung immer Initiative Gottes ist, nie vom Menschen gemacht oder gewählt. Daraus folge für Ordenschristen ein ständiger „Exodus aus uns selbst“, denn der Wille Gottes sei es, der zähle. Dieser „Exodus“ sei ein Weg der Anbetung und des Dienstes: Zwei Elemente des Ordenslebens, die nicht zu trennen seien. „Den Herrn anbeten und dem Nächsten zu dienen, nichts für sich behalten: Das ist die „Beraubung“ [spoliatio, ein Begriff aus der geistlichen Tradition der Orden: Beim Eintritt gibt das Neumitglied den alten Besitz an die Gemeinschaft] derer, die Autorität ausüben. Weiterlesen “„Es ist nicht möglich, dass eine Ordenschrist nicht mit der Kirche fühlt“”

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