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Schlagwort: Meditation

Ich kauf mir was … Spirituelles

Veröffentlicht am 20. November 201820. November 2018
Meditation konsumieren: Ein Meditierender Mann sucht Stille in urbaner Umgebung Wie finde ich Stille in der Unruhe der Welt? Foto: Louwrents

Alles kann man kaufen. Selbst die Erfahrung von Meditation. Angeblich. Jedenfalls gibt es ein Produkt, dass genau das behauptet. Ich musste hellauf lachen, als ich die Werbung dafür in meiner Facebook-Timeline sah. Man kann hier Meditation konsumieren. Sozusagen.

Also, es ist ein Kopfband mit Sensoren, die meine Hirnaktivitäten messen und das in akustische Signale umsetzt. Wenn ich ruhig bin, höre ich säuselnden Wind. Wenn ich unruhig bin, ruhigen Wind. Das ist also schlicht ein Feedback, was mein Hirn während der Meditation alles so macht.

Und dann kommt der Clou: Das soll helfen, zu kontrollieren. Meditation wird verstanden als Ruheübung, als Kontrollübung. Und damit als Teil der Selbstkontrolle, Selbstoptimierung. Und damit wird es Stress.

In nur drei Minuten

Das Gegenteil wird versprochen: Tiefere Konzentration werde möglich, die Lebensqualität verbessert. In nur drei Minuten täglich sei das machbar.

Wenn Sie mögen schauen Sie selbst.

Man ist sich aber auch nicht zu schade, von “Belohnung” zu sprechen. Und davon, den Fortschritt zu messen. Spätestens hier steige ich als jemand, der selber meditiert, aus. Wer Erfahrungen mit Meditation hat, der weiß, dass man geistlichem Tun nicht mit “messen” und “Fortschritt” und schon gar nicht mit Selbstoptimierung beikommen kann.

Zum ersten glaube ich, dass unruhige Zeiten während des Meditierens nicht schlecht sind. Das sind innere Regungen, die sich melden, wenn es keine Aktivität gibt, die sie wegdrücken. Die sind Teil von mir, die will ich gar nicht kontrollieren. Das gehört zur Meditation dazu.

Meditation konsumieren

Stille und Ruhe sind schön und gut und hilfreich, sogar notwendig in der Unruhe des Lebens. Ohne Stille kann ich gar nicht hören. Aber wenn ich dann Still bin und wenn ich dann etwas höre, dann muss ich auch zuhören und nicht das Gehörte kontrollieren wollen.

Meditation ist zuallererst eine Freiheitserfahrung, Ruhe und Stille können genau dasselbe sein, Freiheit. Sie ausgerechnet über Kontrollmechanismen erreichen zu wollen finde ich ein wenig ulkig. Und es ist ein Zeichen, dass sich eben auch das Geistliche gegen den Konsum wehren muss. Einen Konsum, der hier überdeutlich sichtbar wird.

Man kann eben doch nicht alles kaufen.

 

Kategorien Allgemein, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Konsum, Kontrolle, Meditation, Spiritualität26 Kommentare zu Ich kauf mir was … Spirituelles

Begegnung mit Christus

Veröffentlicht am 17. Juni 201811. November 2018
Jesusbegegnung am Brunnen: Darstellung an einem Beiststuhl im Dom Sankt Gallen Jesusbegegnung am Brunnen: Darstellung an einem Beiststuhl im Dom Sankt Gallen

Christsein heute – Gedanken zu einem Papstschreiben, Teil 3

„Es mag viele Theorien darüber geben, was die Heiligkeit ist, mit ausführlichen Erklärungen und Unterscheidungen. Diese Reflexion kann nützlich sein, doch ist nichts erhellender, als sich dem Wort Jesu zuzuwenden und seine Art, die Wahrheit weiterzugeben, umfassender zu betrachten.” So beginnt Kapitel Drei von Gaudete et Exsultate, das jetzt Thema sein soll.

Und was gibt es dazu mehr zu sagen? Schaut auf Christus!

Jesusbegegnung am Brunnen: Darstellung an einem Beiststuhl im Dom Sankt Gallen
Jesusbegegnung am Brunnen: Darstellung an einem Beiststuhl im Dom Sankt Gallen

Aber auch das will vorbereitet sein, da ist der Papst ganz Jesuit. Überhaupt, das geistliche Vorangehen von Franziskus erinnert mich sehr an die geistliche Methode des heiligen Ignatius, die dem Jesuitenorden – und anderen Gemeinschaften – zu Grunde liegt. Der Papst kennt seinen Ignatius sehr gut.

Kurze Erinnerung: Die Erkenntnis meiner selbst und der Wille, das anzunehmen was Gott vorhat, steht zu Beginn. Der Blick auf die Versuchungen ist immer dabei. Und das alles ist keine Selbstoptimierungsstrategie, sondern Vorbereitung auf den Blick auf Jesus Christus. Und genau das tut der Papst jetzt.

 

Geistliche Methodik

 

Und das Wie ist wieder typisch: nicht eine umfassende Erklärung, sondern ein Blick auf eine konkrete Stelle in der Schrift. Nicht DER Jesus, sondern unsere konkrete Begegnung in der Meditation einer Stelle ist wichtig. Hier: die Seligpreisungen (Mt 5,3-12; Lk 6,20-23), „das Wort „glücklich“ oder „selig“ wird zum Synonym für „heilig“” (64).

Erster Schritt: Anerkennen, dass Hören auf Jesus immer Wandel bedeutet. Jesus ist nicht in die Welt gekommen, um zu bestätigen, sondern um zu rufen, und das heißt immer heraus-rufen. „Anderenfalls wird die Heiligkeit nur in Worten bestehen“ (66).

Zweiter Schritt: Erkennen, worauf wir setzen und bauen. Hier geht es um die innere Freiheit, die ich brauche, um auf Jesus hören und sein Wort annehmen zu können. An dieser Stelle wird Ignatius auch wörtlich in seiner etwas sperrigen Sprache zitiert (69).

 

Das Meditieren des Rufes Christi

 

Und so geht Franziskus die einzelnen Seligpreisungen durch, er meditiert die Stellen und fragt nach, was das für unser christliches Leben, unser Christsein bedeutet. Ich mag das an dieser Stelle nicht einzeln nachvollziehen, das würde dem nicht gerecht, das müssen wir schon selber meditieren.

Nach seiner Schriftmeditation weist der Papst noch darauf hin, dass das Ganze kein harmloses Unterfangen ist, sondern dass hier der „Maßstab, nach dem wir geurteilt werden“ liegt (95). Es ist kein frommes Angebot, an dieser Stelle geht es darum, ob wir uns und unser Leben und Christi Ruf verfehlen oder ihn hören. Weiterlesen “Begegnung mit Christus”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Christsein, Gaudete et Exsultate, Heilige Schrift, Ignatius, Jesuit, Jesus Christus, Meditation, Papst Franziskus, Papstschreiben, Spiritualität2 Kommentare zu Begegnung mit Christus

Brutalität der Sünde

Veröffentlicht am 30. März 201829. März 2018

Karfreitag, die Trauer und die und Verehrung des Kreuzes. Aber nicht nur das: Papst Franziskus hat 2015 beim traditionellen Kreuzweg am Kolosseum ein Gespräch mit dem Gekreuzigten geführt, ein Gebet in ignatianischer Tradition:  „Wie ein Freund mit einem Freund spricht“, wie Ignatius sagt. Ein wunderbarer Text der Meditation und offensichtlich Frucht eines lebenslangen Betens. Zur geistlichen Begleitung dieses Tages stelle ich diese Meditation/dieses Gebet hier ein weiteres Mal ein.

 

Papst Franziskus beim Kreuzweg 2015
Papst Franziskus beim Kreuzweg 2015

„O gekreuzigter und siegreicher Christus, dein Kreuzweg ist die Synthese deines Lebensweges und das Abbild deines Gehorsams gegenüber dem Willen des Vaters. In ihm wird deine unendliche Liebe für uns Sünder Wirklichkeit und zum Erweis deines Auftrags und zur endgültigen Erfüllung der Offenbarung und der Geschichte des Heils.

Das Gewicht deines Kreuzes befreit uns von all unseren Bürden. In deinem Gehorsam gegen den Vater verringert sich unser Auflehnen und unser Ungehorsam.

In dir, verkauft, verraten und gekreuzigt von deinem Volk und von denen, die du liebtest, sehen wir unseren alltäglichen Verrat und unsere gewöhnliche Untreue.

In deiner Unschuld, unbeflecktes Lamm, sehen wir unser Verschulden. In deinem geschlagenen, angespuckten und entstellten Antlitz sehen wir die Brutalität unserer Sünden. In der Grausamkeit deines Leidens sehen wir die Grausamkeit unseres Herzens und unseres Handelns. In deinem Verlassenen sehen wir alle von den Familien, der Gesellschaft, von Aufmerksamkeit und Solidarität Verlassenen. In deinem geopferten Leib, durchbohrt und zerrissen, sehen wir die Körper unserer am Weg liegen gelassenen Brüder und Schwestern, entstellt von unserer Achtlosigkeit und unserer Gleichgültigkeit. Weiterlesen “Brutalität der Sünde”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Erlösung, Gebet, Jesus, Karfreitag, Meditation, Ostern, Papst Franziskus, Vergebung7 Kommentare zu Brutalität der Sünde

Ikone des Karsamstags

Veröffentlicht am 19. April 20152. März 2015

SindoneSeit heute wird in Turin wieder das Grabtuch zur Verehrung ausgestellt, das „Sindone“. Ende Juni, kurz vor Ende der öffentlichen Hängung, wird auch Papst Franziskus nach Turin reisen. Zu diesem Anlass möchte ich hier noch einmal die von mir sehr geschätzte Meditation Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch dort 2010 einstellen:

 

„Die Verborgenheit Gottes ist Teil der Spiritualität des zeitgenössischen Menschen: in einer existentiellen, fast unbewussten Weise, wie eine Leere im Herzen, die immer größer geworden ist. Am Ende des 19. Jahrhunderts schrieb Nietzsche: „Gott ist tot! Und wir haben ihn getötet!“ Dieser berühmte Ausspruch ist bei genauem Hinsehen fast wörtlich der christlichen Überlieferung entnommen, oft wiederholen wir diese Worte beim Kreuzweg, vielleicht ohne uns ganz dessen bewusst zu sein, was wir da sagen. Nach den beiden Weltkriegen, nach den Konzentrationslagern und dem Gulag, nach Hiroshima und Nagasaki, ist unsere Epoche immer mehr zu einem Karsamstag geworden: Die Dunkelheit dieses Tages fordert die heraus, die nach dem Leben fragen, und besonders fordert sie uns Gläubige heraus. Auch wir müssen uns dieser Dunkelheit stellen.

Und dennoch hat der Tod des Sohnes Gottes Jesus von Nazaret auch noch einen entgegen gesetzten Aspekt, der vollkommen positiv ist, Quelle des Trostes und der Hoffnung. Und das lässt mich daran denken, dass das heilige Grabtuch wie ein „fotografisches” Dokument ist, das ein „Positiv“ und ein „Negativ“ hat. Es ist wirklich so: Das dunkelste Geheimnis des Glaubens ist zur gleichen Zeit das hellste Zeichen einer Hoffnung, die keine Grenzen hat. Der Karsamstag ist das „Niemandsland“ zwischen Tod und Auferstehung, aber dieses „Niemandsland“ hat einer, der Einzige betreten, der es durchquert hat mit den Zeichen seines Leidens für den Menschen: „Passio Christi. Passio hominis“. Und das Grabtuch spricht genau von diesem Augenblick zu uns, es bezeugt gerade dieses einzigartige und unwiederholbare Intervall in der Geschichte der Menschheit und des Universums, in dem Gott in Jesus Christus nicht nur unser Sterben geteilt hat, sondern auch unser Bleiben im Tod. Radikalste Solidarität.”

Die gesamte Meditation lesen Sie hier

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., PapstreiseSchlagwörter Benedikt, Grabtuch, Meditation, Papst, Sindone, TurinSchreiben Sie einen Kommentar zu Ikone des Karsamstags

Papstgedenken in Yad Vashem: Die Abgründe menschlicher Freiheit

Veröffentlicht am 26. Mai 201426. Mai 2014
Papst Franziskus in Yad Vashem
Papst Franziskus in Yad Vashem

„Adam, wo bist du? Wo bist du, o Mensch? Wohin bist du gekommen?“ Ich hatte vieles erwartet, was die Ansprache in Yad Vashem anging. Benedikt XVI. war kritisiert worden, weil er nicht alles so gesagt hatte, wie es erwartet wurde. Und nun dies: eine Meditation über die menschlichen Abgründe.

Papst Franziskus hat sich nicht auf die Frage eingelassen, ob das Leiden des jüdischen Volkes einzigartig sei oder nicht, er hat anlässlich dieses Leides darauf geblickt, was wir anrichten können. Und er hat nicht erklärt, sondern meditiert. Das ist der Schlüssel: Er meditiert.

Das entspricht sehr unserer Unfähigkeit, zu verstehen, was damals genau passiert ist. Wir wissen und forschen und erinnern und das alles ist unglaublich wichtig, auch für uns heute, auch für die kommenden Generationen. Aber wirklich verstehen tun wir das nicht.

Die Shoah verweist vielmehr auf die Tiefe, in die wir in unserer Freiheit fallen können. Mehr will ich gar nicht sagen, die Papstworte sprechen für sich selbst.

 

 

„Adam, wo bist du?“ (vgl. Gen 3,9).

Wo bist du, o Mensch? Wohin bist du gekommen?

An diesem Ort, der Gedenkstätte an die Shoah, hören wir diese Frage Gottes wieder erschallen: „Adam, wo bist du?“

In dieser Frage liegt der ganze Schmerz des Vaters, der seinen Sohn verloren hat.

Der Vater kannte das Risiko der Freiheit; er wusste, dass der Sohn verlorengehen könnte… doch vielleicht konnte nicht einmal der Vater sich einen solchen Fall, einen solchen Abgrund vorstellen!

Jener Ruf „Wo bist du?“ tönt hier, angesichts der unermesslichen Tragödie des Holocaust wie eine Stimme, die sich in einem bodenlosen Abgrund verliert… Weiterlesen “Papstgedenken in Yad Vashem: Die Abgründe menschlicher Freiheit”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Papstreise, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Franziskus, Heiliges Land, Holocaust, Meditation, Papstreise, Shoah, Yad Vashem61 Kommentare zu Papstgedenken in Yad Vashem: Die Abgründe menschlicher Freiheit

Papst Franziskus: Meditation zur Karwoche

Veröffentlicht am 14. April 201414. April 2014

Die Predigt, die Papst Franziskus an diesem Sonntag frei hielt, war weniger eine Predigt im klassischen Sinn als mehr eine geistliche Vorstellungsübung. Der Beter soll sich das Geschehen vorstellen und dann seine eigene Position finden, seinen Zugang, seinen Ort im Geschehen.

Bekannt ist das als Methode aus den Exerzitien des Ignatius von Loyola, immer wieder greift der Papst auf diese Tradition zurück, um das gesamte Leben ergreifen zu lassen von dem, was er uns sagen will.

Palmsonntag auf dem Petersplatz
Palmsonntag auf dem Petersplatz

Die Predigt will ausdrücklich die gesamte Woche prägen, Franziskus will uns für die gesamte Woche etwas mitgeben. Also stelle ich sie hier noch einmal ein. Es geht weniger ums Zuhören gestern oder nachlesen heute, es geht um ein meditieren, ein sich sinnlich in die Situation hinein versetzen, ein sich Vorstellen, wo und wie man selber dabei ist und sich in den einzelnen Situationen sieht.

Das geht so: Man lese noch einmal langsam die Passionsgeschichte, im Ganzen oder Stück für Stück und stelle sich die Personen vor, die da vorkommen und dann fragt man sich, was das mit dem eigenen Leben zu tun hat. Genau so, wie der Papst fragt.

Die Predigt des Papstes:

 

Diese Woche beginnt mit der festlichen Prozession mit den Olivenzweigen: Das ganze Volk empfängt Jesus. Die Kinder, die Jugendlichen singen und loben Jesus.

Aber diese Woche setzt sich fort im Geheimnis des Todes Jesu und seiner Auferstehung. Wir haben die Passion des Herrn gehört: Es wird uns gut tun, wenn wir uns nur eine Frage stellen: Wer bin ich? Wer bin ich vor meinem Herrn? Wer bin ich vor Jesus, der festlich in Jerusalem einzieht? Bin ich fähig, meine Freude auszudrücken, ihn zu loben? Oder gehe ich auf Distanz? Wer bin ich vor dem leidenden Jesus?

Wir haben viele Namen gehört – viele Namen. Die Gruppe der führenden Persönlichkeiten, einige Priester, einige Pharisäer, einige Gesetzeslehrer, die entschieden hatten, ihn zu töten. Sie warteten auf die Gelegenheit, ihn zu fassen. Bin ich wie einer von ihnen? Weiterlesen “Papst Franziskus: Meditation zur Karwoche”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Bibel, Herz, ignatianisch, Karwoche, Meditation, Palmsonntag, Papst Franziskus, Predigt, Vorstellung8 Kommentare zu Papst Franziskus: Meditation zur Karwoche

Geistliches Üben, fern von den Schreibtischen

Veröffentlicht am 9. März 20149. März 2014

An diesem Sonntag beginnt Papst Franziskus seine Exerzitien, also geistliche Übungen von etwa einer Woche, die schon lange zur Tradition der Kirche dazu gehören. Nur finden sie in diesem Jahr in anderer Form statt: Der Papst hat entschieden, nicht morgens einen geistlichen Vortrag in der Kapelle im Vatikan zu hören, wie es bislang der Fall war. Er hat den Ort für die Exerzitien verlegt, wer mitmachen will, muss raus aus dem Vatikan, weg vom Schreibtisch, in eine neue Umgebung.

Eingeladen sind die Mitarbeiter der Kurie. In dem Interview mit dem Corriere della Sera am vergangenen Mittwoch drückte der Papst das so aus: „In meiner Weise des Handelns warte ich darauf, dass der Herr mich inspiriert. Ich mache ein Beispiel. Es wurde über die Seelsorge für die Mitarbeiter in der Kurie nachgedacht, und man hat begonnen jährlich Exerzitien anzubieten. Man muss den Exerzitien eine große Wichtigkeit geben: alle haben das Recht, fünf Tage in Schweigen und Meditation zu verbringen, während zuvor man in der Kurie drei Predigten pro Tag anhörte und danach einige wieder an die Arbeit gingen.“

Der Papst nimmt damit eine Tradition auf, die er aus seiner jesuitischen Tradition gelernt hat, die aber auch andere geistliche Traditionen ihr Eigen nennen. In unseren Breiten hat sich das zum Beispiel in der Einrichtung von Exerzitienhäusern niedergeschlagen: Man soll weggehen von seinem Lebens- und Arbeitsplatz.

Im Exerzitienbuch des Ignatius von Loyola, in dem er die jesuitische Weise niedergeschrieben hat, Exerzitien zu begleiten, liest sich das – in der etwas sperrigen Sprache des 16. Jahrhunderts – so:

 

Vorbemerkung Nr. 20: [Wer die Exerzitien machen will] wird in ihnen normalerweise um so mehr Nutzen ziehen, je mehr er sich von allen Freunden und Bekannten und von jeder irdischen Sorge absondert; etwa indem er aus dem Haus zieht, wo er wohnte, und ein anderes Haus oder Zimmer nimmt, um darin so geheim wie möglich zu wohnen, so dass es in seiner Hand liegt, jeden Tag zur Messe und zur Vesper zu gehen, ohne Furcht, dass seine Bekannten ihm ein Hindernis bereiten. Weiterlesen “Geistliches Üben, fern von den Schreibtischen”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Ariccia, Exerzitien, Franziskus, Gebet, Kurie, Meditation, Papst, Vatikan84 Kommentare zu Geistliches Üben, fern von den Schreibtischen

Nur so ein Gedanke

Veröffentlicht am 20. August 201320. August 2013

Spiritualität ist was für Sucher, Religion etwas für Finder. Ein harter Spruch, den ich in einem Buch über neue Formen des Lebens von Glauben gefunden habe. Der Autor will damit sagen, dass es ihm scheint, dass viele Formen von dem, was wir mit dem Sammelbegriff Spiritualität bezeichnen, um die Person selbst kreisen. Das Suchen löst sich von Willen, etwas zu finden und wird Selbstzweck.

Das ist natürlich in seiner Allgemeinheit grob unfair, aber es zeigt eine Gefahr der Suche: Die Suche selber wird zum Ziel. Für einige Tage war ich unterwegs und hatte eine Diskussion genau zu diesem Punkt. Wir benutzten das Wort ‘Spiritualität’ ganz selbstverständlich, meistens meint es eine Geisteshaltung, die mit der Suche nach Gott in meinem Leben zu tun hat. Und da hat das Wort auch seinen Sinn und Zweck.

In meinem elektronischen Zettelkasten habe ich dann aber bei der Rückfahrt einen kurzen Text des großen Hans Konrad Zander gefunden, veröffentlicht in der FAS im August 2011:


“Buddha beginnt sein Auftreten mit 7 Jahren Meditation, bevor er die Erleuchtung bekommt. Auch viele Jünger und Jüngerinnen Jesu meditieren.
In Jesu Leben aber überstürzen sich die Ereignisse, nur 40 Tage der Meditation, dann geht es los, hin und her, kreuz und quer. Jesus hatte keine Zeit. Am deutlichsten wird das bei Markus, der dauernd die griechischen Worte euthys und kai verwenden, „sogleich/augenblicklich“ und „und“.
„Stilleben um Buddha, Drama um Jesus Christus. Und Streit“. Jesus war einer, der keine Zeit hatte, sich in sich selbst zu versenken, er tat und litt. Und wer sein Jünger sein will, folge nach.”

Nur so ein Gedanke.

Kategorien Allgemein, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Glauben, Gott, Jesus, Meditation, Spiritualität, Suche19 Kommentare zu Nur so ein Gedanke

Der Lackmustest für das Bischofsamt: Eine Meditation des Papstes

Veröffentlicht am 24. Mai 2013

Es ist eine Mischung aus Meditation, Ermahnung, Ermutigung und geistlichem Leitbild: Die Ansprache Papst Franziskus’ von diesem Donnerstag. Gemeinsam mit der in Rom versammelten italienischen Bischofskonferenz sprach er in einem Gottesdienst das Glaubensbekenntnis.

In der geistlichen Tradition des Jesuitenordens erkenne ich hier das wieder, was seit Ignatius von Loyola eine „Betrachtung“ genannt wird. Man stellt sich die Szene so vor, als wäre man selbst dabei und reagiert mit seiner eigenen Geschichte, seinen Wünschen und Gedanken, seinen „inneren Regungen“ auf ein biblisches Geschehen.

Und dann soll man sich – so lehrt Ignatius – „auf sich selbst zurückbesinnen“ und „Frucht ziehen“ aus den Gedanken, auch das finde ich bei Papst Franziskus.

Das soll jetzt nicht das jesuitische über Gebühr betonen, ich glaube aber, dass die geistliche Tradition, aus der der Papst kommt, wichtig ist, um seinen Gedankengang nachvollziehen zu können.

Aber genug der Einleitung: Hier die Ansprache, die Papst Franziskus am Donnerstagabend vor den Bischöfen Italiens gehalten hat: Über das Hirtenamt der Bischöfe.

 

Liebe Mitbrüder im Bischofsamt,

die biblischen Lesungen, die wir gehört haben, regen uns zum Nachdenken an. Mich haben sie sehr zum Nachdenken gebracht. Daraus ist eine Meditation geworden – für uns Bischöfe und zuerst für mich selbst, einen Bischof wie ihr. Diese Gedanken möchte ich mit euch teilen. Weiterlesen “Der Lackmustest für das Bischofsamt: Eine Meditation des Papstes”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Ansprache, Bischof, Bischofsamt, Franziskus, Hirte, ignatianisch, Meditation, Papst, Sorge, Verantwortung, Vertrauen10 Kommentare zu Der Lackmustest für das Bischofsamt: Eine Meditation des Papstes

Aus-sich-heraus-Gehen ≠ Aktivismus

Veröffentlicht am 1. April 201329. März 2013

Zur Frage, ob Papst Franziskus etwas gegen Selbsterkenntnis und Meditation hat.

Mein Eintrag zum Pelagianismus vor einigen Tagen hat zu einigen eMails an mich geführt, die besorgt nachfragen, was es denn mit der Frage nach den Introspektionen auf sich habe. Ich fasse einmal so zusammen: Es gebe doch viele wertvolle, alte, östliche wie westliche Meditationstraditionen, die mit der Aussage des Papstes herabgewürdigt würden.

Das hat Papst Franziskus am Gründonnerstag gesagt:

 

„Es ist eben gerade nicht in den Selbsterfahrungen oder in den wiederholten Introspektionen, dass wir dem Herrn begegnen: Selbsthilfekurse können im Leben nützlich sein, doch ein Leben, das von einem Kurs zum anderen, von einer Methode zur anderen geht, führt dazu, Pelagianer zu werden, die Macht der Gnade herunterzuspielen, die in dem Maß aktiv wird und wächst, in dem wir gläubig hinausgehen, um uns selbst zu verschenken und den anderen das Evangelium zu geben, das bisschen Salbung, das wir besitzen, denen zu schenken, die absolut gar nichts haben.“

 

Ich lese das so: Papst Franziskus hat nichts gegen das Innerliche einzuwenden, so es denn nicht bei sich selber stehen bleibt. Dann würde daraus das, was er mit Selbstumkreisung und theologischem Narzissmus beschrieben hat.

 

Gott und die Methode

 

Aus der jesuitischen Tradition heraus gesprochen: Es gibt kaum Meditationstraditionen, die so klar und von außen gesehen vielleicht sogar übertrieben methodisch vorgehen, wie die des Exerzitienbuches von Ignatius. Aber auch Ignatius würde zustimmen, dass die Exerzitien nicht bei sich selber stehen bleiben dürfen. Weiterlesen “Aus-sich-heraus-Gehen ≠ Aktivismus”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Franziskus, Gnade, Gründonnerstag, Innerlichkeit, Meditation, Methode, Pelagius, Tradition5 Kommentare zu Aus-sich-heraus-Gehen ≠ Aktivismus

Das Mysterium des Karsamstags: Die Sprache von Liebe und Leben

Veröffentlicht am 30. März 201330. März 2013

SindoneAn diesem Karsamstag möchte ich noch einmal die Meditation Papst Benedikt XVI. hervorholen, die dieser 2010 bei seinem Besuch in Turin vor dem Grabtuch gehalten hat. Er stellt nicht die Frage nach Echtheit oder Bedeutung, er fragt nach dem Tod in unserem Leben und nach dem Licht, dass Gott dorthin bringt, wo wir Gott am fernsten sind: Die Sprache von Liebe und Leben.

 

„Das Mysterium des Karsamstags.“

 

Man kann sagen, dass das Grabtuch die Ikone dieses Geheimnisses ist, das Bild des Karsamstags. Tatsächlich handelt es sich um ein beim Begräbnis verwendetes Tuch, in das der Leichnam eines gekreuzigten Mannes gehüllt wurde. Es stimme in allem mit dem überein, was die Evangelien von Jesus berichten, der gegen Mittag gekreuzigt wurde und gegen drei Uhr nachmittags gestorben ist. Weil Rüsttag war, das heißt der Vorabend des feierlichen Sabbats des Paschafestes, bat Josef von Arimathäa, ein reiches und angesehenes Mitglied des Hohen Rates, am Abend Pontius Pilatus mutig darum, Jesus in seinem neuen Grab beerdigen zu dürfen, das er nicht weit von Golgota entfernt für sich selbst hatte in den Felsen hauen lassen. Nachdem er die Erlaubnis bekommen hatte, kaufte er ein Leinentuch, nahm den Leichnam Jesu vom Kreuz, wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in jenes Grab (vgl. Mk 15,42–46). Das berichtet das Evangelium des hl. Markus, und mit ihm stimmen die anderen Evangelisten überein. Von diesem Augenblick an blieb Jesus bis zum Morgengrauen des Tages nach dem Sabbat im Grab, und das Grabtuch von Turin zeigt uns ein Bild davon, wie sein Körper in dieser Zeit im Grab lag – eine chronologisch gesehen sehr kurze Zeit (etwa anderthalb Tage), die aber, was ihren Wert und ihre Bedeutung angeht, unermesslich, unendlich war. Weiterlesen “Das Mysterium des Karsamstags: Die Sprache von Liebe und Leben”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Papstreise, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Dunkelheit, Gott, Grabtuch, Karsamstag, Kreuz, Leben, Meditation, Sindone, Tod, Turin20 Kommentare zu Das Mysterium des Karsamstags: Die Sprache von Liebe und Leben

Wenn einer eine Reise tut

Veröffentlicht am 3. August 201222. September 2012

Folge 11

Maria Jeutendorf

Vom Waldviertel aus geht es gen Süden. Auf dem Weg nach Sankt Pölten liegt der Karmel Maria Jeutendorf. Die Schwestern dort beten für andere, sie pflegen das stellvertretende Gebet, auch für diejenigen, die nicht beten wollen oder können. Eine uns in der Moderne vielleicht fremd gewordene Spiritualität. Trotzdem haben über 1.000 Freiwillige vor 20 Jahren das Klostergebäude renoviert, damit die Schwestern dort einziehen können. Wir treffen Schwester Johanna, die Priorin des Klosters, und ihre Vorgängerin Schwester Margarita. Die erste Frage: Was machen Sie eigentlich den ganzen Tag über?

http://212.77.9.15/audiomp3/00327871
Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Interview, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Anbetung, Gebet, Karmel Maria Jeutendorf, Meditation, Radio Vatikan, Sommerreise1 Kommentar zu Wenn einer eine Reise tut

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