Skip to content
  • Home
  • Über mich
  • Jesuiten

PaterBerndHagenkord.blog

Vatican News

powered by Logo des Jesuitenordens

Über den Tellerrand hinaus

Veröffentlicht am 10. Februar 20213. März 2021
der Verweis auf die Weltkirche Nicht verwechseln: Rom ist nicht gleich Weltkirche

Braucht unsere Kirche nationale Lösungen? In der Debatte um den Synodalen weg gibt es immer wieder den Vorwurf, der Verweis auf die Weltkirche diene als Hindernis, sich Veränderungen oder Entwicklungen zu verschließen. Gerade bei den umfassenderen Fragen wie der nach der Weihe von Frauen oder dem Zölibat mache schon der Hinweis auf die Katholizität der Frage eine Debatte unmöglich. Die Annahme dahinter ist, dass es sehr wohl nationale oder regionale oder kulturell verschiedene Antworten geben könne und müsse, um die anstehenden Reformen angehen zu können.

Diese Gedankenfigur gibt es natürlich auch im Negativ, als Warnung vor einer „deutschen Nationalkirche“ oder dergleichen, die Gegner jeder Debatte gerne lautstark und nicht wirklich differenziert ins Feld führen.

Der Verweis auf die Weltkirche

Mir stößt das irgendwie negativ auf, sowohl in der ersten als auch in der zweiten Variante. Zehn Jahre lang hatte ich das Privileg, Weltkirche kennen lernen zu dürfen. Bei Papstreisen oder auch bei Besuchen von Vertretern der Kirche in Rom. Das macht mich nicht zu einem Spezialisten für die Weltkirche. Aber es hat mich Geschmack finden lassen am Fragen und an der Neugierde. Es hat neue Horizonte gezeigt und mir beigebracht, das Fragen oft weiter bringen als Antworten. Oder dass man Fragen braucht, Fragen die man vorher vielleicht gar nicht hatte.

Wenn ich von hier aus, von zu Hause aus, auf einen nebulösen Singular „die Weltkirche“ verweise, dann verfehle ich all das. Dann schaffe ich ein künstliches Gegenüber.

Natürlich gilt die Einschränkung, dass wer ‚Weltkirche‘ sagt, nicht nur den Vatikan meinen darf. Auch wenn sich viele dort als autoritative Vertreter der Einheit der Kirche verstehen und so sprechen und handeln, wage ich den Widerspruch: Weltkirche ist mehr als deren römische Leitung. Und gerade deswegen ist es so wichtig, sie nicht als Widerpart zu sehen.

Vatikan ist nicht gleich Weltkirche

Erstens gibt es in unserer Welt keine isolierten Entscheidungen mehr. Alles ist mit allem verbunden, auch wenn wir in COVID-Zeiten die Illusion bekommen, durch nationale Maßnamen das Problem in Grenzen (oder außerhalb derer) halten zu können. Ein „wir-machen-das-aber-so“ in wichtigen Fragen bleibt nicht ohne Folgen.

Zweitens muss es erlaubt sein, Entscheidungen auf die ihr zukommende Ebene zu beschränken. Das muss alles diskutiert werden, aber spätestes bei der Frage der Weihe sollte klar sein, dass die Entscheidungsebene nicht die Ortskirche sein kann.

Drittens sollen wir vom den Anderen lernen. Zu unserem eigenen Vorteil. Jede Glaubenskultur ist immer Wandel. Das sei denen gesagt, die meine, etwas Ewiges in Händen zu halten, das bewahrt werden muss. Das sei aber auch denen gesagt, die meinen, ihre eigene Glaubenskultur sei der Referenzpunkt. Auch die ist Wandel. 

Kultur ist immer Wandel

„Eine Kultur, die sich nicht länger verändert, ist tot“, formuliert der von mir geschätzte französische Autor Francois Jullien. Transformation sei Ursprung und Motor des Kulturellen, Fixierungen seien ihr fremd. Beim Papst heißt das „Sakralisierung der eigenen Kultur“, mit dem Resultat eines Fanatismus, der wirkliche Verkündigung unmöglich mache (Evangelii Gaudium 117). Anders gesagt: Weltkirchliche Erfahrungen und Begegnungen können helfen, dass ich über den eigenen Horizont hinaus zu blicken lerne.

Macht das die eigenen Erfahrungen von Kirche ungültig? Mitnichten. Gerade im Synodalen Weg werden viele gravierende Fragen zu Kirche und Glauben aufgeworfen, die kommen ja nicht aus dem Nichts. Die haben ihren Sinn und dürfen nicht mit einem falschen Hinweis auf Weltkirche vom  Tisch gewischt werden. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass es gerade die Begegnung mit dem Anderen, dem Fremden, den anderen Erfahrungen von Kirche und Glauben sind, die unser eigenes Glaubenserleben und unsere Kirchlichkeit weiten. 

 

  • teilen 
  • twittern 
  • teilen 
  • teilen 
  • E-Mail 
Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Rom, Vatikan
Schlagwörter katholische Kirche, Perspektive, Rom, synodaler Weg, Vatikan, Weltkirche

6 Kommentare zu “Über den Tellerrand hinaus”

  1. Christa sagt:
    10. Februar 2021 um 12:05 Uhr

    Lieber Pater Hagenkord,
    etwas “off topic”: Sie haben mir mit dem Foto gerade die Mittagspause nach einem anstrengendem Arbeitsvormittag versüßt. Da kamen Erinnerungen an den Rom-Besuch vor zwei Jahren auf.

    Kurz zum Thema: Vor Ort kann ich in unserer Pfarrei sagen, dass die indischen Kapläne, die bisher bei uns tätig waren, sehr bereichernd waren.

    Antworten
    1. Quadragesima sagt:
      13. Februar 2021 um 10:00 Uhr

      Vielleicht müssten wir uns auch manchmal fragen, welches Bild die Weltkirche von Deutschland hat. Wie sieht man uns z.B. in Lateinamerika oder Afrika? Allein die Frage ändert schon die Perspektive. Wenn wir wollen …

      Antworten
  2. Dietmar sagt:
    10. Februar 2021 um 20:00 Uhr

    ich stimme dem schönen Artikel komplett zu.

    Im Lockdown bin ich, vielleicht ist das für manche eine Anregung, spätnachts oft in digitale Antiquitätengeschäfte etc. gelandet.

    ich verschenke an Freunde alte Heiligenbilder aus dem 20. JH, die zugegeben manchmal naiv wirken. Die meisten freuen sich riesig. Vielleicht wird es ein Trend. So retro, vintage.

    Aber es hat was. Wenn man denkt, sowas hing um 1930 noch in jedem Haus in Österreich, Bayern, Rheinland etc. Mir treibt sowas Tränen in die Augen.

    tempus mutantur

    Antworten
  3. Stephan sagt:
    11. Februar 2021 um 07:44 Uhr

    Ich sehe das als Mentalität. Nicht ein Stammesdenken: “Wir sind gleich, die anderen sind Hunde”, sondern eine Mentalität, dass wir verschieden sind, wir uns erst kennenlernen müssen, den Nächsten und uns selbst – das ist interessant! – und dabei auch uns selbst kennenlernen können. Aus so einer Perspektive könnte es zum Beispiel aussehen, als würden die deutschen Katholiken dieser Tendenz der Deutschen nachfolgen, alle gleich sein zu wollen, Intolerant gegen andere zu sein, gerne einem Führer zu folgen. Die Katholiken haben ja in anderen Ländern und in der Geschichte auch z.B. eine Vorstellung von der Verschiedenheit der Geschlechter und daraus etwas zu machen. So etwas gab es ansatzweise auch in Deutschland, z.B. Hildegard v Bingen oder Mechthild. Aus dieser Weltperspektive der Verschiedenheit, Anerkennung für andere, Toleranz, Interesse, Miteinander (mit-ein-ander) kann etwas wachsen, sich entwickeln. Ich selbst lebe in zwei verschiedenen über 1000 Kilometer voneinander entfernten Ländern mit sehr verschiedener Geschichte, Sprache, Kultur. Das öffnet den Blick für die Verschiedenheit stetig und das ist eine Chance, sich auch von eigenen, oft dumpfen Imitationen oder Schablonen zu lösen.

    Antworten
  4. Dietmar sagt:
    12. Februar 2021 um 07:23 Uhr

    Ein katholischer sehr kurzer Witz am Faschings-WE, das leider noch immer nicht so is, wie es sein soll.

    Man kann ihn leicht variieren, deshalb zähl ich ihn zu den intelligenten Lieblingswitzen. Man muss aufpassen – nicht jede Version ist korrekt, das hängt natürlich auch von der Gruppe ab, in der man zB feiert.

    Hier nun der Witz:

    Treffen sich 2 Jesuiten im Himmel.

    Antworten
  5. Herlinde Schmid sagt:
    16. Februar 2021 um 23:03 Uhr

    Da denke ich an die Amazonas . Synode…. Die Bischöfe dort wissen wohl was sie zu tun haben – hoffentlich mischt sich da nicht wieder so ein rückwärts gewandter Europäer zerrüttend ein. Die fortschrittlichen auf die Tatsachen gründenden Entscheidungen sollen uns den Weg weisen, jetzt im Synodalen Weg hier und auch in den anderen Erdteilen. Wer – und ich auch nicht, möchte schon auf den Wegen weiter gehen, die im Wachspuppenkabinett enden. Ich jedenfalls hoffe sehr auf einen erneuernden Weg, von allen, den meisten jedenfalls, getragen, und – vielleicht doch – auf ein neues Konzil. Schliesslich leben wir in einer vernetzten Welt, nehmen wir also unsere christlichen Schwestern und Brüder an der Hand, lassen uns auch von diesen weiter ziehen, begründen wir unseren gemeinsamen Weg endlich auf Fortschritt an Wissen und Erkenntnis der Forschung und nicht auf gerne wiederholte erstarrte “Traditionen” . Dazu wünsche ich uns allen M U T !

    Antworten

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Links

  • Helfen Sie meinem Blog
  • Radio Vatikan
  • RV-Newsletter bestellen

Neueste Beiträge

  • „Wohin auch immer das führen wird“
  • Respekt!
  • Selbstkritik
  • Sammelpunkt der Dynamik des Zuhörens

Kategorien

  • Allgemein
  • Benedikt XVI.
  • Bischofssynode
  • Die deutschsprachige Kirche
  • Franziskus
  • Geschichte
  • Glaube und Gerechtigkeit
  • Glaube und Vernunft
  • Interview
  • Kirche und Medien
  • Kunst, Kultur und Können
  • Neulich im Internet
  • Ökumene
  • Papstreise
  • Rom
  • Spiritualität / Geistliches Leben
  • Sprechen von Gott
  • Vatikan
  • Zweites Vatikanisches Konzil

Artikelarchiv

  • Juni 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • Dezember 2016
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • September 2016
  • August 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juli 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013
  • Oktober 2013
  • September 2013
  • August 2013
  • Juli 2013
  • Juni 2013
  • Mai 2013
  • April 2013
  • März 2013
  • Februar 2013
  • Januar 2013
  • Dezember 2012
  • November 2012
  • Oktober 2012
  • September 2012
  • August 2012
  • Juli 2012
  • Juni 2012
  • Mai 2012
  • April 2012
  • März 2012
  • Februar 2012
  • Januar 2012
  • Dezember 2011
  • November 2011
  • Oktober 2011
  • September 2011
  • August 2011
  • Mai 2011

Schlagwörter

Barmherzigkeit Benedikt XVI. Bischofssynode Deutschland Deutschlandreise Dialog Evangelii Gaudium Familie Flüchtlinge Franziskus Frieden Gebet Generalaudienz Gesellschaft Glaube Glauben Gott Internet Jahr des Glaubens Jesus Kirche Kommunikation Kuba Liturgie Medien Missbrauch Neuevangelisierung Papst Papst Franziskus Papstreise Politik Predigt Radio Vatikan Reform Religion Rom Sommerreise Spiritualität synodaler Weg Synode Theologie Vatikan Verkündigung Öffentlichkeit Ökumene
  • paterberndhagenkord.blog
  • Kontakt / Impressum
  • Datenschutzerklärung
Der Blog von Pater Bernd Hagenkord   |   2011 bis 2023