Es nervt mal wieder. In letzter Zeit gab es hier im Blog mal wieder eine Welle von Destruktiv-Kommentaren. Die haben Sie nicht gelesen, weil ich so etwas moderiere. Aber es gibt immer wieder Leute die meinen, Beschimpfungen und Abwertungen seien eine zulässige Form christlicher (sic!) Kommunikation.
Das Lamento ist nicht neu und bringt irgendwie auch nichts. Aber es soll auch nicht verborgen bleiben, dass der Schreiber dieser Zeilen das nicht einfach so wegsteckt. Die elektronische Kommunikation mag zwar viele neue Freiheiten gebracht haben, abseits der Gatekeeper und so weiter, dazu gehört aber auch eine Menge von Gewalt, von verbaler Gewalt.
Eine Welle von Destruktiv-Kommentaren
Analysen gibt es viele, die spare ich mir. Mich interessiert schon, was die Regenbogenfahnen-Schwenker und die Rechtsradikalen auf den Stufen des Parlaments zusammengebracht hat, aber die Menschen hinter den Parolen interessieren mich mehr als die soziologischen oder psychologischen Erklärungsversuche. Also lasse ich den Versuch der Analyse. Die gibt es an anderer Stelle, und viel besser als ich das könnte.
Einen Eindruck möchte ich aber schon teilen, und zwar bezogen darauf, dass er hier ja meistens irgendwie um Gott, Kirche, Glauben und so weiter geht. Der Herr hatte einen sehr klaren Umgang mit Gewalt, er hat sich ihr ausgesetzt, aber nie selbst zu ihr gegriffen. Deswegen finde ich es so verwunderlich, dass all die selbsterklärten Verteidiger von Lehre und Kirche kein Problem damit haben, verbale Gewalt zu benutzen. Andere abzuwerten. Versuche von Kritik und Debatte zu torpedieren. Und immer hart den Mann zu spielen, nicht den Ball.
Verbale Gewalt
Aber das Ganze ist nicht nur geistlich weit weg von dem, was wir glauben, dahinter steckt auch eine neue Form von Kirchlichkeit. Ich sage ganz bewusst ‚neu‘, weil sie zwar als traditionsliebend und die wahre Kirche schützend daher kommt, aber in Wirklichkeit ein sehr modernes Phänomen ist.
Diese Form von Kirchlichkeit ist völlig innerweltlich. Sie hat keinen Horizont, der über uns hinaus weist. Überspitzt formuliert: es geht um eine Kirche ohne Gott. Und es geht um eine Kirche, die davon lebt, Gegner zu haben. Nicht die Verheißungen und die Nähe Gottes sind der Lebenskern, sondern das Dagegen-Seien. Die Kontrolle. Und eben die Gewalt.
Regeln, Moral, Sozialpraktiken wie Liturgie und so weiter, das alles wird ins Zentrum gerückt. Von der Weite des Lebens über unsere Welt hinaus, auf das ewige Leben hin, oder von Schöpferwille und Erlösungs-Tat kein Wort.
Gott kommt nicht mehr vor
Glauben wird so unendlich klein, und der Versuch ihn mit verbaler Gewalt zu schützen macht ihn auch noch kaputt.
Es sind Fragen, es ist die Suche und der Zweifel, es sind Gemeinsamkeiten auch wenn sie fragil sind, es sind Diskurse und Auseinandersetzungen, die Kirche ausmachen, aber nur dann, wenn Kirche offen bleibt für das Jenseits. Es ist das Beten, das Lesen der Schrift, der Gottesdienst, in dem Kirche lebt. Nicht in einem Buch, dessen Sätze man sich um die Ohren haut.
Ich bin nicht bereit, mir die Kirche von der horizontfreien Gewalt-Sekte kapern zu lassen. Leider bekommt sie sehr viele Aufmerksamkeit, zu viel in meinen Augen.
Hier bekommt sie es nicht. Ich will dem keinen Echoraum geben. Aber zurückziehen und denen das Feld überlassen tue ich auch nicht. Und schreibe deswegen fleißig weiter. Mit dem Blick auf das, was größer und weiter ist als alles, was wir selber uns vorstellen können.
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Ein Nachtrag: nach Jahren des Bloggens weiß ich natürlich, was jetzt für Rückmeldungen kommen. Die meisten werden sich auf das beziehen, was ich „moderieren“ genannt habe. Aber wie immer werde ich nicht zulassen, dass Debatten auf die Metaebene verschoben werden.
Oh, jetzt gehen sie aber ganz in die Opferrolle.
Blogs für solche Themen sind generell das falsche Mittel.
Sie geben seit Jahren extreme Positionen vor. Und es ist arrogantest.
Allein die Form, wie Sie mit völlig verklärter Sicht die Nebelbombe über Jahre warfen: “der Missbrauch hing nur vom alten Klerikalismus ab”. Wie bitte? Was ist das Ergebnis. Die Kinderschäder sind noch immer nicht genau eingegrenzt
Und über Kommentare machen Sie sich schon in der Form lustig, weil Sie eine Journalistenschulung mit den drei Typen von Kommentatoren zulassen, der harmloseste noch der Nerd.
Die Mitte ist woanders, sicher nicht in diesen Aufsätzen, die Sie zum Besten geben. Oder auch in jenen Themen, die in den synodalen Weg schwappen.
Na da fühlt sich aber jemand auf den Schlips getreten.
Erstens: das ist keine Opferrolle. Im Gegenteil, nicht kapern lassen ist das Gegenteil von Opfer.
Zweitens: Blogs sind für solche Themen generell das falsche Mittel? Und was bitte machen Sie hier?
Drittens “extrem und arrogantest”: es war mir ein Vergnügen
Viertens: Missbrauch und Klerikalismus, eine witzige Form der Nebelbombe, denn genau das ist es ja, was Sie da machen. Statt genau hinzusehen, meinen Sie, da sei was noch nicht genau eingegrenzt. Genau das ist die Nebelbombe. Korrektur: das ist nicht witzig, das ist schlimm.
Fünftens: Journalistenschulung und so, den Satz verstehe ich schlicht nicht. Erst denken, dann schreiben.
Fünftens: Es ist wie beim Balkan, von dem Slavoj Žižek schreibt, dass er immer etwas südöstlich von dem Ort beginnt, wo man selber gerade ist. Wenn ich sie dauernd wegmoderiere – Liebe Leserinnen und Leser, ja das tue ich – dann deswegen weil Ihre verbale Gewalt nicht auszuhalten ist. Weil ich das aktiv und nicht als Opfer nicht vorkommen lasse. Sie sind überhaupt nicht in der Position, über Mitte und Themen reden zu können. Sie wollen nur “dafür oder dagegen”, eine Seite und Position. Um Argumente ist es Ihnen noch nie gegangen.
Sechstens, noch mal zweitens: was wollen Sie hier eigentlich?
Bravo!
Ich lese solche Kommentare oft und schäme mich auch für sie.
Denn ich frage mich – was zeichnet uns eigentlich als Christen aus ?
Wo zeigt sich denn der Geist ?
Was machen wir anders
im Umgang miteinander als jene die nicht glauben ?
Und ich finde oft keine Antwort.
Aber Danke für Ihren nachdenklichen
Blog.
Ihre Beiträge zu vielseitigen Themen regen gerade deshalb zur Reflexion an, weil sie ideologisch nicht einseitig festgelegt sind. Die z.T. abwertenden Kommentare sind allerdings auch aufschlussreich. Sie geben Einblicke in intolerantes Gedankengut, dessen Ausbreitung sich der in einer normalen lebendigen Pfarrei sozialisierte Gläubige oft gar nicht bewusst ist.
ENDLICH- DANKE!!!! P. Hagenkord…..
Ich – persönlich- glaube einfach lb. Pater Hagenkord, dass man selbst als erfahrener Jesuit nicht immer „ „abwägend“ leben kann- ich denke, dass kann AUCH der Seele nicht gut tun.. also nochmal. DANKE!!!
Mir quälen die Bilder aus Lesbos –
Diese Ausreden!!! Pull Effekte etc??..
Ok ich bin kein Interner Kirchenchrist, aber das wenige hab ich „verstanden“: die Seligpreisungen ( im Kontext die „Gerichtsrede“
Das Brot- Brechen..!!
Das ist was anderes als ein Jammern , wenn ich mit Gesicht und nasenschutz- das hat was mit dem Nächsten.. zu tun- missmutig
Zur Komunionbank schreite..
In jedem dieser Menschen sieht uns ER PERSÖNLICH an!!
Und von wegen Zuviele..
Da gibts doch die Parabel der Brotvetmehrung!!! Oder??
Übrigens die Jünger Haben sich schon damals in ihrer „Vertrautheit“ durch die anderen gestört gefühlt und wollten sie wegschicken..
Und Jesus: gebt Ihr ihnen zu essen!!
Lieber Pater Hagenkord, Ihren Ausführungen kann ich voll und ganz zustimmen. Danke dafür.
Naja. Natürlich stimmt das. Aber ist das neu? Ich kann mich gut an Zeiten erinnern in denen es „soziale“ Medien nicht gab. Da war nichts anders. Ich war in der Kirche sehr aktiv, und das mit langen Haaren und Bart. Beim Aufladen von Mist, mein Vater gerade nicht da, kam eine Nachbarin vorbei und meinte mit Bezug darauf, dass, wenn ich ihr Sohn wäre, sie mich erschlagen würde. Und, das war nur eine solche Aussage unter vielen. Der Unterschied ist nur, dass das, was andere bisher nur in den eigenen Bart brabbeln konnten, jetzt medial verfügbar ist. Die Jungs und Mädels outen sich selber, gut so, allerdings hapert es auch da zu oft an der Solidarität. An der muss auch hier gearbeitet werden.
Klerikalismus funktioniert so.
Wenn Laien sich verhalten wie schlechte Kleriker, dann kommt das dabei raus.
Insofern ist für mich dass einzig neue an dem Phänomen, die Breite.
Ihre Diffamierungen gegenüber den Katholiken, die Ihre Ansichten nicht teilen, finden hier erwartungsgemäß die Zustimmung der üblichen Verdächtigen.
Meine Zustimmung finden sich nicht.
Sie nennen das Diffamierung?
Erstens gibt es eine Menge von Kommentatorinnen und Kommentatoren, die nicht meiner Meinung sind und das auch sagen, die aber fähig sind, das ohne verbale Gewalt zu tun.
Zweitens meine Frage an Sie: wo sehen Sie denn den Horizont der Barmherzigkeit und der Gnade in all der Beschimpfung? Wenn ich falsch liege, dann zeigen Sie mir doch bitte, wo.
Führen Sie diesen Blog, um ihre Meinung gespiegelt zu sehen?
Nein.
Im Ernst: Widerspruch ist gut, Debatte ist gut, und wenn Sie die vergangenen Jahre hier verfolgt haben, dann wissen Sie, dass es viele unterschiedliche Meinungen gibt, die sich äußern. Und das ist auch gut so. Was nicht gut ist, ist verbale Gewalt. Ist der Versuch, etwas kaputt zu machen. Das ist keine Meinung mehr. Wie sie am Kommentar oben auch sehen können.
Ich sage es gerne noch einmal: mir fehlt bei den destruktiven Interventionen der Horizont des Ewigen, der Glaube an das, was größer ist als wir. Sehen Sie das etwa? Die unergründliche Barmherzigkeit? Die unbedingte Gnade? Das Geschenk der Schöpfung und des Lebens, das ewig ist? Davon lese ich wenig in all der Destruktion.
Das ist nur Fassade. Sie lassen nur die Kritik zu, die Ihnen ungefährlich ist. Ernsthafte Kritik, die Ihrer (kirchenpolitischen) Agenda schaden könnte, sehe ich hier nicht. Der Genosse Ulbricht hat das einmal folgendermaßen formulliert: Es muß demokratisch aussehen, aber wir müssen alles unter Kontrolle behalten.
Wo bitte ist da Kritik? Ich rede von verbaler Gewalt und Beschimpfung. Das gilt bei Ihnen als Kritik? Geht’s noch?
Und was verbale Gewalt und was Kritik ist, das definieren Sie?
Nein. Das braucht man nicht zu definieren. Die meisten Menschen haben ein gutes Gespür dafür, was Gewalt ist.
Was mir bei all den mir hier widersprechenden Kommentaren auffällt ist das völlige Fehlen von Argumenten. Wie wäre es denn mal damit, statt mit Unterstellungen und sich als Fragen tarnenden Vorwürfen zu arbeiten?
Ich weiß nicht, wie Sie auf den Vorwurf der Unterstellungen kommen. Das sehe ich eher als Ihre Spezialität. Wenn es recht ist, zitiere ich Sie einfach mal aus dem obigen Beitrag:
“Deswegen finde ich es so verwunderlich, dass all die selbsterklärten Verteidiger von Lehre und Kirche kein Problem damit haben, verbale Gewalt zu benutzen.”
Das ist doch an Abwertung gegen die glaubenstreuen Katholiken nicht mehr zu überbieten:
– Sie verwenden geringschätzige Formulierungen “selbsternannte Verteidiger”
– Sie unterstellen ihnen subtil eine Nähe zur Gewalt
Es wird Sie nicht wundern, dass ich das anders sehe.
Zum Beispiel: sie nehmen in Anspruch, dass diejenigen, über die ich schreibe, glaubenstreue Katholiken seien. Das ist eine Unterstellung. Und ich würde sagen, das ist eine Selbsternennung, wenn es darum geht, so eine Gruppe gegen eine andere Gruppe zu setzen. Ich selber würde mich ohne Probleme auch als glaubenstreuen Katholiken bezeichnen, das können Sie mir aber nicht zugestehen, weil dann ihre Schwarz-Weiß-Einteilung der Welt nicht mehr funktionieren würde.
Zweites Beispiel: Ich unterstelle nicht “subtil” Nähe zur Gewalt. Da ist nichts Subtiles dran, ich benenne klar eine Nähe zur Gewalt. Die es ja gibt, das zu verneinen muss man schon ziemlich betriebsblind sein.
Was aus Ihrem Beitrag wie aus einigen davor spricht ist der Wunsch, gegnerische Positionen zu definieren. “Glaubenstreue Katholiken” gegen die anderen. Das schließt jede Debatte in sich selber ab, da geht es nur noch um “dagegen”, nicht mehr um das größere Ganze, dem Sie sich verweigern. Wie gesagt, wir müssen uns ja nicht einig sein, aber dieser Zwang zur Gegnerschaft, der Sie in Ihren Beiträgen unterliegen, macht die wirklich zentralen Themen des Christseins unmöglich. Das ist der Kern meines Vorwurfs. Und das widerspräche – wenn wahr – auch der Glaubenstreue.
Sie nehmen für sich in Anspruch, im Interesse eines größeren Ganzen zu handeln. Das ist anmaßend.
Kritik am synodalen Weg, den viele als Irrweg empfinden, diffamieren Sie als Ausdruck eines Schwarz-Weiß-Denkens, sind aber andererseits fest davon überzeugt, auf der richtigen Seite zu stehen.
Sie versuchen, den schwarzen Peter der Verantwortung für das Schisma, auf das die Kirche in Deutschland zusteuert, den Mahnern zuzuspielen. die “immer nur dagegen” sind. Das mag in der Politik ein wohlfeiles Mittel sein, ist aber bar jeder Selbstreflexion.
Das stimmt nicht. Kritik am synodalen Weg ist gut und richtig und davon gibt es auch sehr viel, aber das allein ist noch kein “Schwarz-Weiß” Denken. Das habe ich auch nie getan, sie unterstellen mir hier ohne jeglichen Nachweis eine Engführung, die ich nie gemacht habe. Das Schwarz-Weiß-Denken liegt woanders.
Und was das Schisma angeht: keiner in der bunten Vielfalt der Kirche ist so besessen von diesem Thema wie diejenigen, die sich als die einzigen Wahrer der Kirche sehen. Die Kirche in Deutschland steuert auf kein Schisma, weder im Innern noch von Rom. Das hieße, die lauten Spaltungstendenzen für zu wichtig zu nehmen.
Für Ihre klaren Worte herzlichen Dank!
Wer wissen möchte, was „verbale Gewalt“ ist, kann einmal unter „Reckahner Reflexionen“ googeln: ein Verhaltenskodex für Lehrer*innen und Erzieher*innen. Er hat gar nichts mit katholischer Kirche zu tun und es steckt mehr Bergpredigt drin als in so manchem Blogbeitrag. Friedfertigkeit, Sanftmut, Barmherzigkeit u.s.w. Wir können viel davon lernen. Verbale Gewalt ist Gewalt und in der Kindererziehung übrigens gesetzlich verboten. Gewaltverzicht gehört zu den wenigen wirklich ganz eindeutigen Forderungen Jesu. Es ist schon kurios, wenn heute Menschenrechtler*innen uns Katholik*innen daran erinnern müssen. Ihnen, Pater Hagenkord, vielen Dank für Ihre Klarheit und Konsequenz!
Mir scheint, es hat etwas mit Vorurteilen zu tun, worüber Sie sprechen. Vorurteile sind ja der Preis für das Erkennen der Verschiedenheit. Es weiss doch heute eigentlich jeder, dass wir da eigenes im Andern bekämpfen, Splitter-Balken-Problematik, und dabei den Andern und uns selbst, ja sogar das Leben verfehlen können. Es ist jedenfalls eine dunkle, unselige Sackgasse. Ich meine, viele können heute gar nicht mit anderen sprechen, ohne da Unterstellungen zu machen und man muss sie erst darin unterrichten. Senfkorn-Sauerteig Thematik. Für mich ist das Interessanteste hier das Thema der Transzendenz, Gnade, Verheissung, Jenseits, das Sie hier erwähnen. Das ist nicht einfach zu verstehen, aber kein Zufall, wenn es gerade beim Gespräch über die Verzweifelten auftaucht. Denen fehlt das nämlich. Ob wohl die Kirche hierbei heute etwas zu sagen hat?
Danke für deine Gedanken in “arrogantest(er) und extremst(er)” Form. Ich finde sie immer sehr klärend und denkanregend. Und, vielleicht das zuvorderst, ausschärfend und auf den urchristlichen Kern zurückführend. Danke. Ich freue mich auf die nächsten Einträge. Pace e bene. Tobias
Danke für Ihre klaren Worte! Als Katholik reichen im Alltag schon die Kommentare derjenigen, die kirchenfremd sind.
“Der Beobachter” hat gut formuliert.
Danke für das Ulbricht-Zitat. Es fängt ja klein an. Wir müssen jetzt alle Belarus sagen, denn die Regierung hat entscheiden, dass wir Weißrussland etwas schneller reformieren.
Viele Zitate, durchaus von Größen der Theologie und Philosophie, werden hier weg gefiltert, äääh, moderiert.
Vielleicht täte es allen Beteiligten gut, sich selbst und den anderen einzugestehen, selber ratlos zu sein. Also innehalten und die Situation, in der wir leben (dazu gehören immer Welt und Kirche!), ruhig auf sich wirken lassen. Und sich dann über diese Erfahrungen austauschen. Anschließend wird man Wege sehen, die gangbar erscheinen und in dieselbe Richtung führen. Als Vorstellung von der Einheit der pilgernden Kirche genügt mir das.
Danke P. Hagenkord für diese klaren Worte! Mir geht es seit Jahren schon so, dass von traditionalistischer Seite immer die scharfen Waffen der allein seligmachenden Wahrheit herangefahren werden, ohne dabei zu merken, dass es selbstgemachte, selbstinterpretierte, selbstenggeführte Waffen sind. Biblisch gespochen müßte es dabei mehr um die “Waffen des Lichts” gehen – aber gut. Man könnte natürlich rein historisch hinzufügen, dass Diffamierungen immer schon – zumindest von manchen Seiten aus – als “gut katholisch” galten: So begannen Glaubensprozesse, Buch- bzw. Autorenkritiken und Indizierungen – die Inquisition lebte davon, ohne den zu verurteildenden jegliche Prozessrechte einzuräumen. Und manche träumen eben noch von dieser “guten alten Zeit”, die allerdings nach dem Kommentar unseres früheren Mainzer Kirchengeschichtlers P. Isnard Frank “nie so gut war wie alt”! Von daher kann ich mich nur an den obigen Kommentar anschließen und noch mal betonen, dass es schon nachdenklich machen sollte (mich macht es das schon seit Jahren…), wenn wir von anderen oder sogar von denen, die in gewissen Foren immer ganz schnell als “Ungläubige” gebrandmarkt werden, an die Menschenrechte erinnert werden müssen! Ich stelle mir dabei die Frage: Wer hat jetzt größeren Glauben? Der, der einfach nur SAGT, er wisse, wie der gute Gott ist und könne dies auch traditions- und dogmengemäß definieren, oder der, der die Güte Gottes einfach lebt und nichts von den Definitionen weiß oder hält? Ich habe da meine Antwort schon gefunden…
Dass ein Blog wie dieser Hasskommentare anzieht, darf einen nicht wundern.
Das kirchliche Leben an der Basis, so wie ich es kenne, wird dadurch zum Glück nicht abgebildet.
Da bemüht man sich trotz selbstverständlich auch kontroverser Meinungen miteinander im Gespräch zu bleiben und einen grundsätzlich wertschätzenden Umgang miteinander zu pflegen.
Auch Paulus musste sich in den von ihm gegründeten Gemeinden mit Streitereien auseinandersetzen.
Was den Synodalen Weg angeht, wird am Schluss sowieso Rom das letzte Wort haben, das sollte man “den Menschen” auch immer wieder sagen, damit am Ende der Frust nicht noch größer sein wird als heute, jedenfalls im “Lager” der Reformer.
@Herr Stegmann, Danke für Ihren Beitrag!
In Ihren durchdachten und wohl aus eigener Erfahrung erlebten (?) Erfahrung mit „Mutter“(?) Kirche
Kann ich mich voll umfänglich anschließen..
Was mich in dieser und vielen anderen Diskussionen so ärgert ist, dass jeder sich selbst nur als wichtig oder allein rechthabend ansieht und den anderen mit seiner unterschiedlichen Meinung oft nicht respektiert, ja sogar mittels “sprachlicher Gewalt” diffamiert. Das ist zutiefst unchristlich und ganz bestimmt nicht das, was Jesus von uns will. Ich appelliere (wahrscheinlich leider umsonst) an alle, wirklich als Christen zu handeln und den anderen, auch wenn er anderer Meinung ist, zu respektieren! Kirche ist zu allererst die Versammlung aller Gläubigen und nicht die da oben und die da unten!
Das Gerede von “sprachlicher Gewalt” ist ein Totschlagargument, mit dem Andersdenkende zum Schweigen gebracht werden sollen.
Ich bin übrigens ein Befürworter einer klaren Sprache. Auf Mimosen, die es als Gewalt empfinden, wenn ihnen widersprochen wird, werde ich deshalb bei der Argumentation keine Rücksicht nehmen.
Falsch. Gewalt ist etwas, was Menschen zum Schweigen bringt. Nicht das Sprechen darüber. Im Gegenteil, wenn man sprachliche Gewalt als solche markiert, nimmt man ihr den Nimbus, es sei ja nur “klare Sprache” und wer sich beschwere, sei eine “Mimose”.
Das Erkennen von “sprachlicher Gewalt” ist auch kein Totschlargument per se. Aber was Sie hier schreiben ist eines. Sie wollen sich freie Bahn schaffen, keine Rücksicht nehmen zu müssen. Was das mit christlichem Umgang miteinander zu tun haben soll, verstehe ich nicht,
Volle Zustimmung! Sehr gute Analyse.
Und wie “alt” das Problem ist, zeigt dieser Text, den ich am 15. juli 2011 unter dem Titel “Hassmails” veröffentlicht habe (der dort genannte Papst ist noch Benedikt XVI, und Alois Glück was ZdK-Präsident). Inzwischen hat sich alles noch verschärft…
“Heute hat das Editorial kein schönes Thema: In vielen Teilen der Gesellschaft und Kirche ist der Ton rauer geworden ist. Internet und Email führen nicht nur zu einer Beschleunigung und zu einer Veränderung des kommunikativen Verhaltens – sie führen, vor allem am rechten Rand von Gesellschaft und Kirche, zu einer beachtlichen, ja einer bedrückenden Verschärfung der Tonlage. Da gibt es üble Verrohung des sprachlichen Umgangs, vom plumpen Anpflaumen per Mail bis zur offenen Verachtung auf Internetseiten. Da gibt es unverschämte Lüge über Bischöfe, Priester und Laien, Ehrabschneidung und Missachtung von Anstand und Ehrlichkeit, Verzerrung der Wirklichkeit mit dem einzigen Ziel, die Atmosphäre zu vergiften. Da gibt es blanken Hass, der sich des Mittels der anonymen Hetze bedient. All dies in öffentlichen anonymen Internetportalen wie kreuz.net und in zahllosen Blogs verschiedener Agitatoren. Und niemand, auch nicht unser Papst, ist davor gefeit, mit Dreck beworfen zu werden.
Nun ist jeder, der solche Hassmails anspricht, in einer kommunikativen Falle. Einerseits weist er nicht nur auf den Missstand hin, sondern ermutigt die Schmierfinken sogar, weil diese glauben könnten, dass ihre Schmähungen Wirkung zeigen. Andererseits ist das pure Verschweigen solchen aggressiven Hasses keine Lösung.
Es ist Zeit zu handeln. Erstens: Keine Chance der anonymen Verunglimpfung! Anonyme Mails oder Schreiben sollte man sofort vernichten. Zweitens: Wir müssen aktiver gegensteuern – Richtigstellungen einfordern, Falschmeldungen korrigieren, der Wahrheit Recht verschaffen. Das kostet Aufwand, Geld und Zeit. Aber soll die Lüge triumphieren? Drittens: Im eigenen Kommunikationsverhalten fair und sachlich bleiben. Alois Glück hat darauf hingewiesen, dass manche Auseinandersetzung in der Kirche schärfer geführt wird als vergleichbarer Streit in der Politik. Das ist eine Mahnung für jeden Katholiken und Bürger zu Fairness, Sachlichkeit und – nicht zuletzt – zu menschlichem Anstand.”
Kann mir mal jemand näher erläutern, was er unter “verbaler Gewalt” versteht? Das ist mir hier alles viel zu schwammig.
Wie wäre es damit: “Unter verbaler Gewalt versteht man das Erniedrigen einer Person durch Worte. Dabei geht es aber nicht nur um einen Streit. Auch eine aggressive Art ist nicht zwingend notwendig. Der Täter kann ganz ruhig sprechen und trotzdem Gewalt ausüben”.
Ist nicht meine Definition.
Oder noch eine: “Wenn jemand dich mit Worten beleidigt, demütigt, dich lächerlich macht oder bloßstellt, wendet er verbale Gewalt an”.
Auch nicht von mir sondern gegoogelt.
@Petra U.
Der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation reagierte im vergangenem Jahr auf Kritiker der Missbrauchs-
analyse des emeritierten Papstes. Er sagte:: “Das sind Leute, die weder glauben noch denken” und bezog sich
dabei auf katholische Theologen.
Das wäre aus meiner Sicht ein konkretes Beispiel zum Thema.
Die Wahrheit schmerzt halt manchmal. Aber deshalb gleich von Gewalt zu sprechen, ist nun wirklich ein wenig zu weit hergeholt.
Nein, ist es nicht. Gewalt zu verneinen und als „Wahrheit“ zu tarnen ist zynisch. Es gibt Unterschiede, keine Sache. Aber Gewalt ist und bleibt Gewalt.
Wollen Sie einen verdienstvollen Kardinal der Heiligen Kirche als Gewalttäter darstellen?
Was haben bitte Verdienste mit derlei Entgleisungen zu tun? Ich erinnere mich, dass Kardinal Müller den synodalen Weg mit dem Ermächtigungsgesetz der Nazis verglichen hat. Kein Verdienst kann sowas rechtfertigen.
Der Kardinal wird sicher seine Verdienste haben; ich frage mich nur, ob der Himmel überhaupt in der Kategorie “Verdienste” denkt. Ob am Ende nicht die “Verdienste” eines einfachen Pfarrers in der gewöhnlichen Gemeindearbeit, so wie der gestern in Como ums Leben gekommene Priester; die aufopferungsvolle Arbeit einer Ordensfrau im Dienst der Kinder oder Kranken, die Arbeit und Mühe einer Familienmutter, eines Familienvaters mindestens genauso angesehen sind wie die eines noch so verdienstvollen Kardinals?
“Wollen Sie einen verdienstvollen Kardinal der Heiligen Kirche als Gewalttäter darstellen?”
Er ist mindestens ein Gewaltverharmloser – er hat ja stets betont, dass die vielhundertfache Gewalt gegen Buben bei den Domspatzen schlicht mediale Verfolgung sei.
Was genau sind denn die Verdienste dieses Mannes?
wer hat mit dem Spalten angefangen?
Kardinal Müller ist einer der arriviertesten, intelligentesten Bischöfe. Man kann kritisieren, ja. Aber ihn permanent als Gegner hinstellen. Sind wir mitten im Thema.
An sich ist schon die Frage: wer hat angefangen
Also, was war denn zB der objektive Grund, ihn in Rom abzusetzen. Wurde das mal publiziert.
Die katholische Kirche wird auseinander getrieben. Und es fragt sich auch, ob der synodale Weg da nur irgendwas verbessern kann.
Hier zeigen Sie eine der Quellen des Problems: Die angebliche Äquidistanz. Als ob von beiden Seiten gleich aufeinander eingeschlagen würde. Das ist aber falsch. Ganz egal, wie arriviert oder intelligent Kardinal Müller sein mag, das Amt ist ein vom Papst verliehenes Amt und er darf es besetzen, wie er will. Über Stilfragen kann man reden, aber es ist hier vom Vatikan eben keine schmutzige Wäsche gewaschen worden.
Es ist falsch zu behaupten, dass hier “beide Seiten”, wer immer das sein mag, angefangen hätten. Und dass die “Schuld” auf beiden Seiten läge. Das tut sie eindeutig nicht.
Die Katholische Kirche wird auch nicht wie Sie schreiben “auseinander getrieben”, im Passiv, sondern es sind Menschen, die das tun, grammatisch im Aktiv. Und die kann man benennen. Fühlen Sie sich angesprochen?
“Also, was war denn zB der objektive Grund, ihn in Rom abzusetzen. Wurde das mal publiziert.”
Ich weiß ja nicht, welche Nachrichten Sie lesen. Aber Kardinal Müller wurde nicht abgesetzt. Seine Amtszeit lief aus. Das sind zwei verschiedene Dinge. Ich halte seinen Nachfolger Ladaria für wesentlich klüger und theologisch erfahrener.
Ich würde ihn nicht als intelligent bezeichnen. Er hat die Diözese Regensburg so sehr gegen sich aufgebracht, dass selbst das kreuzbrave Domkapitel nicht den von ihm präferierten Weihbischof zum Administrator wählte, sondern den von Müller (übrigens auch ohne objektive Grundangabe) entlassenen ehemaligen Generalvikar. Auch seine Schriften sind medioker, gute Zusammenfassungen in hölzernem Deutsch, aber wenig selbst Gedachtes. Und im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat er sich immer als Opfer von Verfolgungen dargestellt, während er Gegner vor dem Gericht verfolgte.
Es wird in der nächsten Zeit wohl ein Interviewbuch mit Kardinal Müller erscheinen und wie man so hört, bezeichnet er darin den synodalen Weg als einen “Abfall vom rechten Glauben” und bezweifelt, dass “ein Gremium wie der synodale Weg in Deutschland für sich den Heiligen Geist reklamieren kann”. Wo soll das andauernde der Eine gegen den Anderen noch hin?
Verbale Gewalt macht mund-tot. Sie bewirkt, dass der andere (irgendwann) verstummt und mich mit seiner Meinung nicht mehr stört. Vielleicht verschwindet er ja ganz … Alle reden von Mobbing. Verbale Gewalt und Mobbing gehören zusammen. Und umgekehrt, wenn wir ehrlich sind, wissen wir sehr genau, wann wir gekränkt oder verletzt werden, wann jemand unfreundlich, unfair, gemein oder bösartig mit uns umgeht. Man muss nicht lange definieren. Verbale Gewalt spüre, fühle ich sehr genau. Und dann gilt einfach der Grundsatz: Was ich nicht erleben will, tue ich anderen auch nicht an. – Ich möchte hier im Blog keine verbale Gewalt erleben.
Ganz gleich, ob man was gegen verbale Gewalt hat, das Wort hinterlässt einen Eindruck und den kann man als verbale Gewalt bezeichnen. Von dieser “Wortgewalt” ist das Evangelium voll. Aber auch das Schweigen ist eine Gewalt. Wenn alles gesagt ist, dann ist Schweigen angebracht und es offenbart sich ja sowieso dem, der Augen hat zu sehen und Ohren hat, zu hören.
Davon dann abgesehen geht es hier um die Löschung von Kommentaren, die auf die Verletzung von Positionen zielen und also mit der Absicht geschrieben werden, andere einzuschüchtern. Wenn das zugelassen wird, beschädigt es letztlich den Blog.
Ich habe natürlich auch eine Meinung zum Synodalen Weg. Es ist eigentlich fatal, dass der Ausgangspunkt für Reformen aus einem Totalschaden der Kirche kommt. Man kann diesen Vertrauensverlust überhaupt nicht ermessen. Worin gründet sich die Hoffnung der Synodalen? Salopp lässt sich da sagen – die Hoffnung gründet im Herrn. Deshalb meine ich auch, dass es neben den großen Fragen der organisatorischen Reform auch um die “kleinen” Fragen des christlichen Fundements geht. Also ohne eine Bereitschaft zur Evangelisierung wird das auch nichts. Ich bin da sehr dankbar, dass P. Hagenkord diesen Beitrag über die Fragen gepostet hat. Mit Fragen kommt man sehr schnell auf den Punkt.
Und im übrigen bin ich nicht für die Weihe von Frauen, sondern für die Abschaffung des Weihesakraments überhaupt. Ich bin da ganz guter Hoffnung und sehe da ein Licht am Horizont.
Die Abschaffung des Weihesakraments dürfte mit Rom nicht zu machen sein, denn dann wären wir nicht mehr römisch -katholisch.
Nebenbei gehe ich davon aus, dass die meisten Katholiken, und damit meine ich keine Traditionalisten, damit nicht einverstanden wären. Nicht mal Maria 2.0 geht so weit.
So weit ich das von außen mitbekomme, ist auch beim Synodalen Weg bisher noch niemand auf die Idee gekommen, das Weihesakrament einfach abzuschaffen.
Woher Sie Ihre diesbzgl. Hoffnung nehmen, würde mich deshalb interessieren.
Liebe Frau Brückner,
Ihre Einwände sind völlig verständlich. Aber auch die Priesterweihe von Frauen dürfte mit Rom so einfach nicht zu machen sein. Um den Frauen wenigstens das Diakonat zu öffnen, könnte dort die Weihe abgeschafft werden – wie das mal für die Niederen Weihen ja auch getan wurde, 1972 Motu proprio Ministeria quaedam. Da ging es um eine klarere Grenze zwischen Laiendiensten und Klerus (von Männern). Mit einer Grenze zwischen Diakonat und Presbyterat ließe sich das Diakonat für Frauen öffnen und erst für das Presbyterat kämen die Weihebedingungen hinzu. Im übrigen möchte ich auf das Schlussdokument der Amazonassynode verweisen, in der über Frauendienste einige Vorschläge sind.
Zunächst mal müssen Denkräume und Möglichkeiten aufgezeigt werden und sowohl die Widerstände als auch der Wille zur Veränderung sichtbar werden – die Kirche hat sich niemals aus freiem Willen reformiert, sondern immer nur aus Not und Notwendigkeit, wenn die Zeit dafür reif war. Und ich glaube, das ist heute wieder so. Meine Hoffnung, diesbezgl. und auch sonst kommt wohl aus dem Glauben.
Liebe Leonie,
so weit ich mich erinnere, hat Papst Benedikt bereits den ständigen Diakonat aus den dreistufigen Weiheamt ausgegliedert indem er feststellte, dass der ständige Diakon nicht in persona Christi des Hauptes handelt.
Damals dachte ich, dass damit der ständige Diakonat für Frauen geöffnet werden könnte.
Interessant ist Ihr Hinweis auf die Abschaffung der niederen Weihen.
Ob mit oder ohne Weihesakrament sollte ein (potenzieller) ständiger Diakonat der Frau dem der Männer hundertprozentig gleichgestellt sein.
Schlimm fände ich eine Art “Diakonat light” speziell für Frauen.
Wir brauchen keine neuen Ämter speziell für Frauen sondern die Öffnung der bestehenden Ämter für Frauen, verheiratete Männer oder Männer, die vielleicht irgendwann mal heiraten wollen.
Liebe Frau Brückner,
danke für den Hinweis auf die Änderungen durch Papst Benedikt.
“hat Papst Benedikt bereits den ständigen Diakonat aus den dreistufigen Weiheamt ausgegliedert”.
Das ist theologich falsch. Dann wäre das Weiheamt nicht mehr dreistufig, wenn der Diakonat aus den drei Stufen ausgegliedert ist. Papst Benedikt hat den Diakonat mitnichten ausgegliedert. Er hat feststellen lassen, dass der Diakon nicht in persona Christi capitis handelt, wenn er Sakramente spendet.
Logisch ist das nicht. Warum sollte das große und heilsnotwendige Sakrament der Taufe nicht in persona Christi capitis gespendet werden, die Firmung als kleineres und nicht heilsnotwendiges Sakramente aber schon?
Warum sollte das dreigestufte Weiheamt noch ein Weiheamt sein, wenn die Vollzüge einer Stufe nicht mehr in persona Christi capitis geschehen? Die Frage gilt auch umgekehrt an die einstige höhere Weihe zum Subdiakonat: Wie konnte es sein, dass eine höhere Weihe nichtsakramental ist? Warum war sie dann eine höhere Weihe?
“Die Abschaffung des Weihesakraments dürfte mit Rom nicht zu machen sein, denn dann wären wir nicht mehr römisch -katholisch”.
Einmal davon abgesehen, dass auch nicht für die Abschaffung bin: Warum sollte denn eine Kirche ohne Weiheamt nicht römisch-katholisch sein? Bis ca.120 hat es in Rom keinerlei Ämter gegeben. Das Urchristentum kannte ohnehin kein Amt. Waren die häretisch?
Die römisch – katholische Kirche hat sich über rund 2000 Jahre bis zu ihrer heutigen Form entwickelt.
Eine Rückkehr an die allerersten Anfänge dürfte kaum möglich sein, denn wir haben auch eine Tradition, die sich entwickelt hat und die man nicht so einfach komplett über Bord werfen kann.
Wir befinden uns im Jahr 2020 und müssen uns mit unserer heutigen Kirchenleitung arrangieren.
Ohne “Rom” sehe ich keinen nennenswerten Spielraum für den Synodalen Weg.
Es gab vor Jahren schon mal einen mehrjährigen Dialogprozess, den man dann zum Gesprächsprozess herunter gestuft hat.
Weiß heute noch jemand, was dabei heraus gekommen ist? Ich jedenfalls nicht.
Ich kann mich nur noch erinnern, dass man nach dem Abschluss dieses Prozesses eben diese mehrjährige Veranstaltung ohne konkrete Ergebnisse schöngeredet hat nach dem Motto ” gut, dass wir darüber gesprochen haben”.
“Die römisch – katholische Kirche hat sich über rund 2000 Jahre bis zu ihrer heutigen Form entwickelt.
Eine Rückkehr an die allerersten Anfänge dürfte kaum möglich sein”.
Sinn jeglicher kirchlicher Re-form (also Wiederzurückgeben der alten Form) ist, die Kirche zur Form Jesu zurückzuführen. Wenn eine an die allerersten Anfänge Maß nehmende Reform nicht möglich ist, dann brauchen wir erst gar keine Reform mehr zu unternehmen.
Also nochmals: Waren die Urchristen häretisch, weil sie keinerlei Amt kannten?
Da würde ich widersprechen wollen, ein Zurück kann es nicht geben. Die Form Jesu war aramäisch, klein, und außerdem jüdisch. Und andererseits gehört die Tradition zu unserer Kirche dazu. Sie ist Teil des Ganzen, das Gewachsene ist nicht einfach über Bord zu werfen, auch wenn es mit Scham begleitet ist.
Eine Rückkehr halte auch ich nicht für möglich, und auch nicht für erstrebenswert, denn da legt sich bekanntermaßen jeder “seine” Form Jesu zurecht.
Es geht darum, Jesu Geist und Gottes Willen für heute zu erkennen.
“Es geht darum, Jesu Geist und Gottes Willen für heute zu erkennen.”
Dem würde ich hundertprozent beipflichten, aber ich glaube, wir machen es uns zu einfach, wenn man ein Zurück zu Jesus so einfach (mir ist schon klar, dass Sie das hier im Blog nicht so schnell und einfach runterbrechen können!) abzulehnen.
Als Franz von Assisi seine Regel (bzw. deren Vorformen, schlicht die Armut in Radikalität) Innozenz III. vorlegte, wagten es die Päpste bei allen folgenden Entschärfungen doch nie zu sagen: Das geht nicht. Wegen Tradition. Und weil wir es anders machen. Jesus war kein Katholik, kein Christ, kannte keine Ämter, wollte mit Sicherheit auch kein dreigestuftes Weiheamt (weder im Piusbrudersinn als Subdiakonat, Diakonat, Presbyterat noch im Sinn des 2. Vatikanum als Episkopat, Presbyterat, Diakonat). Da hebelt man zu schnell und zu einfach Jesus und das Evangelium aus. Und übrigens: Ich bin durchaus für ein Amt in der Kirche. Aber bitte nicht mit theologisch vagsten Begründungen wie Priesterweihen der ungetauften Apostel im Abendmahlsaal.
@Novalis
Der STÄNDIGeE Diakonat der mehrheitlich verheirateten Männer, ebenfalls mehrheitlich ehrenamtlich neben dem Zivilberuf ausgeübt. kann aus zweierlei Gründen nicht Bestandteil des dreistufigen Weiheamtes sein:
1) Weil er ständig ist
2) weil verheiratete Männer bis jetzt nicht zum Priester geweiht werden können.
In meiner Diözese werden die ständigen Diakone auch nicht zusammen mit den “unständigen” Diakonen, die auf die Priesterweihe zugehen, geweiht.
Insofern wäre Leonies Gedanke, den ständigen Diakonat ganz vom Weiheamt zu trennen, durchaus logisch und konsequent.
»Verbo crescente, verba deficiunt – Wenn das Wort Gottes wächst, werden die Menschenworte weniger« (vgl. Sermo 288,5: PL 38,1307; Sermo 120,2: PL 38,677)
Augustinus.
Das könnte ein Ausweg für alle sein. Vor allem für uns Sünder.
“Der Herr hatte einen sehr klaren Umgang mit Gewalt, er hat sich ihr ausgesetzt, aber nie selbst zu ihr gegriffen.”
Auch wenn ich den sonst vorzüglichen Kommentar beipflichte: Das stimmt nicht. Man muss weder die Erzählung vom umzuhauenden Baum noch die Vetreibung der Händler aus dem Tempel für historisch halten, aber beide Erzählungen sind gewalttätig und in der letzteren ist sogar Jesus selber gewalttätig!
Das stimmt. Ich will auch gar nicht Perikopen gegeneinander ausspielen, aber die Grundlinie ist eine andere. Es endet am Kreuz.
Das stimmt. Jesus ist das Opfer von Gewalt, die er lieber erleiden als jemandem antun wollte.
@Mk: Und was ist bitte mit den Verdiensten von so vielen engagierten Pastoralreferentinnen und Gemeindereferentinnen, die sollten Sie nicht vergessen.
Warum wählen Sie hier als Gegenbeispiel ein Mordopfer? Warum wählen Sie als Gegenbeispiel einen Kleriker? Gibt es keine anderen guten Beispiele für Verdienste um die Kirche?
Reden wir doch mal über die Verdienste der hauptamtlichen Frauen, die versuchen den Glauben lebendig zu halten und weiter zu geben oft, sehr oft neben einem “verdienstvollen” Kleriker.
Für mich ist das wieder ein passendes Beispiel wie klerikal enggeführt unser Denken und Reden von Kirche ist!
Bei uns in Rottenburg – Stuttgart werden die Verdienste von Laientheologen gewürdigt, siehe Leitung von Pfarreien durch Pastoralreferenten und Pastoralreferentinnen:
https://www.katholisch.de/artikel/26896-rottenburg-stuttgart-regelt-beteiligung-von-laien-an-gemeindeleitung
Sie haben da vollkommen recht. Die, immer schwieriger zu findenden, Mitglieder in den Räten, Küsterinnen und Küster, Menschen in Liturgiekreisen, Mitglieder in Kirchenchören, nicht hauptamtlichen Katechetinnen und Katecheten usw. wären auch noch zu nennen. Zudem habe ich doch schon auf die Ordensleute und Familienmütter und -väter hingewiesen.