Erinnern Sie sich an das Friedensgebet im Vatikan? 2014 war das, der Papst, der orthodoxe Patriarch von Konstantinopel, der Präsident Israels und der Präsident Palästinas hatten jeweils für Frieden gebetet. In den Vatikanischen Gärten war das, nach dem Israelbesuch des Papstes. Und weil eine nicht vorher nicht abgesprochene Sure zitiert wurde, brachen im Netz die Wellen über diese Friedensinitiative herein. Frieden und Religion ist eine schwierige Kombi, besonders wenn einige Religion eher als Keil benutzen.
Den interreligiösen Dialog mit dem Islam hat der Papst sehr früh auf seine Agenda gesetzt. Und ihn im Laufe der Jahre auch betrieben, sei es mit seinem Besuch in der Türkei, in Ägypten, in Jordanien und Israel und so weiter. Und jetzt ist er als erster Papst überhaupt auf die arabische Halbinsel gereist, Grund und Anlass ist eben genau dieser Dialog.
Frieden und Religion
Nach den Gebeten, nacheinander in den Vatikanischen Gärten gesprochen, ist noch nicht sofort der Frieden ausgebrochen. Erstaunt war ich aber damals schon darüber, wie negativ solch ein Beten gesehen wurde. Auch im Blog hier. Da halte ich gegen, dass jeder Schritt, den man nicht macht obwohl man ihn machen könnte, sträflich ist. Es gibt viele Schritte in Richtung mehr Gewalt und Verhärtung, denen muss man etwas entgegen setzen. Denen darf man die Welt nicht überlassen.
In seiner Ansprache in Abu Dhabi ist der Papst noch einmal auf das Beten eingegangen, es „reinigt das Herz von seiner Selbstbezogenheit“. Überhaupt hat der Papst noch einmal deutlich die religiöse Dimension von Frieden und Dialog hervor gehoben: Frieden und Religion gehören zusammen.
Das gemeinsame Haus der Schöpfung
„Gott, der Schöpfer von allem und allen, will, dass wir als Brüder und Schwestern leben und das gemeinsame Haus der Schöpfung bewohnen, das er uns geschenkt hat.“ So hat er sein religiöses und doch die einzelne Religion übergreifende Anliegen zusammen gefasst. Gewalt bedeute Entweihung des Namens Gottes.
„Wahre Religiosität besteht darin, Gott von ganzem Herzen zu lieben und den Nächsten wie sich selbst. Religiöses Verhalten muss daher ständig von der immer wiederkehrenden Versuchung gereinigt werden, andere für Feinde und Gegner zu halten. Jedes Glaubensbekenntnis ist aufgerufen, die Kluft zwischen Freund und Feind zu überwinden, um die Perspektive des Himmels einzunehmen, welche alle Menschen ohne Bevorzugung und Diskriminierung umfasst.“
Mehr als nur Sonntagsrede
Das ist mehr als nur eine Sonntagsrede, das sind nicht nur fromme Worte. Zum einen ist es natürlich ein Bekenntnis zum gemeinsamen Vorgehen. Zum anderen ist es wie das Gebet im Vatikan auch schon ein Tun, ein Handeln. Es ist schon Dialog, als Papst auf die Halbinsel zu reisen und durch Präsenz diesen Dialog wichtig zu machen.
Der Papst nannte das in seiner Ansprache „Mut zur Andersheit“, „Dies setzt die eigene Identität voraus, die man nicht aufgegeben muss, um dem anderen zu gefallen. Aber gleichzeitig erfordert es den Mut zur Andersheit, was die volle Anerkennung des anderen und seiner Freiheit miteinschließt, und das daraus folgende Bemühen, mich so einzusetzen, dass seine Grundrechte immer und überall und von allen anerkannt werden.“
Und der Papst unterschrieb das auch, gemeinsam mit einem Vertreter der Al-Azhar Universität von Kairo. Beide sprechen – und unterschreiben – „im Namen Gottes, der alle Menschen mit gleichen Rechten und Pflichten, mit der gleichen Würde geschaffen hat“; „im Namen des unschuldigen menschlichen Lebens, das Gott zu töten verboten hat“; „im Namen der Armen“, der „Witwen und Waisen, Flüchtlinge und Vertriebenen, der Opfer von Krieg und Verfolgung“. Al-Azhar und die katholische Kirche erklären, „die Kultur des Dialogs als Weg; die gemeinsame Zusammenarbeit als Verhaltenskodex; das gegenseitige Verständnis als Methode und Kriterium“ annehmen zu wollen.
Keine Alternative
Wie gesagt, das sind nicht nur Worte, das ist ein christliches Bekenntnis, auch gegen all die gesprochen, welche eine eigene Identität nicht in Anerkennung, sondern in Ablehnung suchen. Gerade in Sachen Dialog mit dem Islam ist das bei selbsternannten Identitäts-Wächtern immer wieder der Fall. Noch einmal aus der Ansprache:
„Es gibt keine Alternative: Entweder wir bauen die Zukunft gemeinsam oder es gibt keine Zukunft. Vor allem die Religionen können nicht auf die dringende Aufgabe verzichten, Brücken zwischen Völkern und Kulturen zu bauen.”
Dieser Besuch ist eine große Sache.
Wir sollten dem Islam Respekt gegenüber bringen. Es ist eine Religion in der Tradition des Alten Testaments. Kinder Abrahams. Nun ist über die Metapher mit dem unehelichen Kind Ismail mit der Haussklavin Abrahams viel nachgedacht worden. Fassen wir es zusammen. wir sind Halbbrüder. Das ist nie einfach. Religiöser Patchwork., Schon wieder eine Prophezeihung aus der Genesis.
Und doch haben Wüstenvölker, rein historisch und politisch, die Tradition des Schwertes. Vor allem im sunitischen Zweig. Als BXVI seine Rede in Regensburg hielt, wurde er das erste Mal von der Weltpresse richtig geprügelt. Er hatte aber Recht, oder? Trenne wir bei allem Politik von Religion. Und Religion als Machtstruktur nochmals vom ehrlichen Glauben der Einzelnen und der Familien.
Das Christentum wird im Westen doch von einer ganz anderen Strömung noch deutlicher verfolgt, die man mit den “Heiden” im Evangelium am besten versinnbildlicht. Ich sag dazu vereinfacht: weltweites Freimaurertum, unter anderem auch die Presse, die atheistisch argumentiert und letztlich alle Menschen nur als Konsumenten und Produzenten sieht und ein Weltwirtschaftswachstum von Angebot/Nachfrage und Bruttosozialprodukt bringt. Da dürfen die einen noch rechts und die anderen links argumentieren. Aber es bleiben die totalen Materialisten, die u.a. auch die Biologie des Planeten zerstören.
Provokativ formuliert: in der Zwickmühle “religiöser Konkurrent / ISlam” auf der einen Seite und der weltweite Atheismus/Materialismus/Freimaurer auf der anderen Seite ist für die Kirche (des Westens) das zweite gefährlicher.
Europa wäre viel weiter gekommen, würde man z.B. mit den Türken fair und offen sprechen, nicht einen schlechten Beitrittsvertrag in ein beliebiges Misch-Masch, sondern eine Form von “privilegierter Nachbarschaft in Frieden”. Das wäre mE ehrlicher.
In diesem Sinne. Eventuell erlebt es unsere Generation oder die nächste noch, dass die Hagia Sophia in Istanbul/Konstantinopel eine Museum des Humanismus im Sinne der Verheißung Abrahams ist. Dass Muslime dort einen Platz für Gottesdienst haben, dass aber zumindest an den Hochfesten Weihnachten und Ostern auch Christen in einer “Kapelle” wieder hlg. Messe zelebrieren können. Und beide Religionen einander akzeptieren und das für Gut befinden.
Der Wahre Feind der Menschen ist ein anderer.
Danke für Ihren Beitrag, nur eine Sache kann ich nicht nachvollziehen: was das mit Freimaurertum zu tun haben soll. Das ist in meinen Augen ein kulturell und historisch belastetes Versatzstück, Verschwörungen dienen immer nur der Verschleierung, nie der Aufklärung. Auch glaube ich nicht an die Existenz “der Presse” und der “-ismen”. Ja, es gibt eine starke Bewegung zu Konsumismus und zu Funktionalismus, aber sind damit noch keine Verschwörungen.
Ich weiß gar nicht, ob die Leute, die “Freimaurer” schreien, überhaupt wissen, worum es sich handelt. Das waren und sind Männer (selten Frauen), die der Überzeugung sind, dass alle Menschen Geschwister sind und Gewalt kein Mittel der Politik sein sollte. Außerdem waren und sind diese Leute Deisten – eine Position, die lehramtlich abgelehnt worden ist. Aber an Verschwörungen durch Freimaurer zu glauben, ist blanker Humbug.
Im Übrigen möchte ich doch festhalten, dass der Islam nicht gefährlich ist. Gefährlich sind religiöse Extremisten. Die gibt es allerdings im Islam. Und nicht weniger in den verschiedenen christlichen Konfessionen, auch bei uns Katholiken. So lehnen z.B. die Piusbrüder ja letztlich mit der Religionsfreiheit auch im Prinzip die gesamte freiheitlich-demokratische Grundordnung ab. Von Gewaltreden ist der Weg nicht weit zu Gewalttaten.
Und ein Letztes: Wer wirklich überzeugt davon ist, dass Jesus nicht nur die unüberbietbare Wahrheit über Gott verkündet hat, sondern sie auch in Person war und ist, der braucht keine Furcht vor anderen Religionen haben. Wenn der allmächtige Gott sich in Christus selbst offenbart hat, dann wird auch seine Allmacht dafür sorgen, dass sich diese Offenbarung durchsetzt. Wer also in gefährlicher Weise von Islamisierung und ähnlich dummen Dingen schwafelt, vertraut zu wenig darauf, dass tatsächlich stimmt, was Christ*innen glauben.
EXKURS “Verschwörung a la Freimaurer bzw. großer Netzwerke”
An sich wollte ich nur kommentieren, dass die vor dem religiösen Islam gezeichnete Terror-Furcht irrational ist. Ich denke das steht außer Streit. Ich hätte es dabei vielleicht belassen sollen, denn das war das Thema des Stückes.
Jetzt bring ich etwas zur Verschwörung, weil knapp geht das leider nicht, zumindest in meinem verquerten Denken und Schreiben. Auch auf die Gefahr hin, ich mach mich lächerlich.Das nimm ich in Kauf.
Aber auf diesem Blog erwarte ich mir etwas christliches Mitleid. Ich nehme da aber auch den Schirm der Überschrift “Mut zum Anderssein”.
Ich kann mich ja auch irren. Also vorab etwas Sympathie für den Mut bzw. die Naivität?
Ich hab zweitens die Frage gestellt, ob es in den so entwickelten Industrienationen (Westen mit seinem Militär, zB Nato) eine Pseudoreligion/Ideologie gibt, die – da beginnt jetzt die Verschwörung – mit Netzwerken der Macht sehr zentral eine Globalisierung des Radikalen treibt. Und die langfristig eventuell gefährlicher ist (als der Islam, sogar der politische Islam). Dass Europa vor …200 Jahren beginnend mit der ersten Welle des Imperialismus ganz viel Kriege nach …. z.B. Afrika brachte, ist wohl historische Tatsache.
Zu Abu Dhabi kann man ja bei Interesse selbst nachlesen (einiges ist doch publiziert), welch gigantisch große Industrie-Messe der Waffenindustrie da jährlich stattfindet. Da werden zig Milliarden verschoben. Keine Industrie ist nur annähernd so mächtig, wie Militär und Waffengeschäft.
Ich hab in der Beobachtung der Politik und Wirtschaft ca. seit 2008 das Vertrauen verloren (da endgültig, die Reaktion auf 2001 war schon absurd), das gebe ich zu. Kann sich ja nochmals drehen. Aber derzeit meine ich, es gibt Verschwörungen und der größte Trick dieser Netzwerke ist es, jeden als Irren hinzustellen, der sie erwähnt. Die Ur-Ideologie dieser Netzwerke ist im Westen das Freimaurertum (schon immer eine mächtige Elite reichster Familien Britanniens, der USA und auch Deutschlands; und das hat gar nichts mit einer der Weltreligionen zu tun, das will ich nur klar stellen). Das war meine These, ggf. Vereinfachung.
Hier beginnt halt das Dilemma, weil die Netzwerke doch sehr viel im Verborgenen machen. Und wer im Verborgenen bleibt, der ist schon mal verdächtig.
In meinem lieblichen (?) Heimatstaat Österreich ist es so, das geben eigentlich alle zu: das Parlament ist Show und die wesentlichen Projekte und Investitionen werden alle in Hinterzimmern vor-entschieden. Das ist jetzt etwas vereinfacht, aber nicht wirklich falsch, das ist genau die Realstrategie der Freimaurer. Das Komische ist, warum sich die Menschen das gefallen lassen. Daran hat man sich scheinbar kurz nach der Aufklärung gewöhnt und spätestens 1848 wurde es zur Realverfassung (den Begriff gibt es nur in den Alpen, oder?). Also ich würde da gerne eine Veränderung sehen.
Es geht im Großen um die Weltherrschaft, das war bei den Macht-Menschen schon immer so. Alles wird zentralisiert, angegriffen werden die kleinen Bauernhöfe, die kleinen Betriebe, die Familien. Die müssen weg, das bremst alles. Durchaus durch ein Mindset, eine Ideologie, welche die Medien sehr subtil unterstützen. Also gibt es noch die berühmte sportliche Marktwirtschaft? Ich finde, die wurde in den letzten 25 Jahren spektakulär abgeschafft. Wenn einer nicht spurt, dann wird zu Sanktionen ausgeholt. Ganz schnell. Was beherrscht den heute die Wirtschaft: eine Handvoll Konzerne, eine Superbürokratie (die sich nur Konzerne leisten können) und die Koexistenz mit dem Militär, die das ggf. schützen.
Es muss eine Kraft (eine Ideologie) hinter dem immer weiter fortschreitenden Zentralismus und der Kooperation Militär/Konzerne/Medien geben. Also mir macht das ein bisserl Angst.
Ein radikales Beispiel ist der für mich dümmste Krieg zur Destabilisierung Libyens, das mal der reichste Staat Afrikas war (dass Gadafi 1986 an Lockerbie mitgewirkt hat und sicherlich kein Demokrat war, ist klar, brauchen wir aber nicht mehr diskutieren). Im übrigen hat diesen Krieg die EU mehr betrieben als USA. Also was passierte mit Gadafi. Das ist eines der dunkelsten Kapitel der letzten Jahrzehnte, der EU, die Presse muss schweigen, offensichtlich. Er wurde gefangen und – wem (Rebellen – sicherlich auch Geheimdienstleuten) übergeben. Nato Leute waren vor Ort, die hätten ihn schützen können/müssen und wenigstens versuchen können, dass er sowas wie einen fairen Prozess bekommt. Zur Gefangennahme mit Anwesenheit von westlichen Soldaten gab es mal Bildmaterial, vermutlich ist das auch schon gelöscht.
ziemlich sicher starb er so: ihm wurde ein großes gespitztes Stück Holz so lange in die Eingeweide getrieben, bis der Tod eintrat. Also er wurde gepfählt!!!! Immerhin ein Staatspräsident eines großen afrikanischen Landes. Als Eu-Truppen im Land waren!
Ich berufe mich da auf Interviews von Scholl-Latour, der sich jetzt nicht mehr gegen mein Kauderwelsch wehren kann. Aber der stellte das alles schon als den eigentlichen Wahnsinn unser Politik dar (auch der EU-Einsatz in Afghanistan). Und dann darf man sich nicht wundern, dass es danach erst zur großen Migrationswelle kommt, Gadafi hat die Küste wie auch die Grenze in der Wüste immer geschützt.
Sowas kennt man sonst nur aus Horrorbüchern in der erfundenen Dynastie um Drakula. Nur hier ist es ziemlich sicher wirklich passiert, und der Rest ist Schweigen (darf ja ein bisserl auf die Presse schimpfen). Wie kann sowas passieren? Wer macht sowas? Was sagt denn das “Friedensprojekt EU” dazu?
Was aber ist hier das langfristige Ziel: man will Afrika erobern. Egal, was es koste. Die Böden, die Bodenschätze und ja, die vielen Menschen. An die denkt man eh am wenigsten und kann zu allerletzt.
Der Islam hat schon sein Schwert ausgepackt: Boko Haram. Ist natürlich auch falsch. Aber verwundert es?
Also ich meine wirklich, vielleicht mag das paranoid sein, das Freimaurertum hat mächtig überlebt. Und ist die Ideologie, die Anti-Religion für diesen Zentralismus, Materialismus, für die Welteroberung etc. Und wenn die Bürger mit dem Begriff “Globalisierung” langsam Probleme haben, bringen diese Herrschaften sehr schnell auf Knopfdruck einen neuen ideologischen Superbegriff, derzeit z.B. mit “Multilateralismus”, damit kann man alles lösen. Und wie schnell der neue Begriff überall verwendet wird, das ist schon spannend. Bitte warum verteidigt keiner mehr die “Globalisierung” oder früher die “Internationale”? Es sind ideologische Vokabeln, die man austauscht.
Ich kann mich irren. Derzeit bin ich in diesen Sachen sehr nachdenklich und meine, die Realität ist schlimmer, als wir uns vorstellen.
Aber, um wieder in das Humanistische zu kommen. Es gab schon im 20. Jahrhundert große Werke zum “Ende der Neuzeit”. Leider wird das in meiner Vorstellung ein langer Prozess. Dort, in der nächsten Epoche, werden sich Vernunft und Religion wieder treffen und den Menschen dienen, der an mehr als an Konsum und “Dinge” glaubt. Ein bisschen in Hoffnung auf die wahre Aufklärung, die wir schon mal hatten – zB bei Thomas von Aquin oder Wilhelm Leibniz.
Und ich meine, genau so eine Brücke in die neue Epoche wird derzeit in Abu Dhabi gebaut.
Ich bleibe Optimist für die Kinder, nur an der Realität hab ich eine depressive Wahrnehmungs-Verstimmung.
Den Anderen in seinem Anders sein als Menschen akzeptieren und ihn nicht als der Hölle verfallen zu definieren.
Guter Gedanke, muss aber von beiden Seiten praktiziert werden.
“Guter Gedanke, muss aber von beiden Seiten praktiziert werden.”
Richtig …
“Keine Alternative”
” Noch einmal aus der Ansprache:
„Es gibt keine Alternative: Entweder wir bauen die Zukunft gemeinsam oder es gibt keine Zukunft. Vor allem die Religionen können nicht auf die dringende Aufgabe verzichten, Brücken zwischen Völkern und Kulturen zu bauen.””
Ist das im praktischen Sinne gemeint, also dass es nach der momentanen Einschätzung keine Alternative gibt?
Oder allgemein, also dass es auch keine theoretische Alternative gibt?
Ich frage, da der Namensgeber von Papst Franziskus mal eine Alternative neben den beiden Alternativen Krieg und Verständigung zwischen den Religionen versucht hat:
https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_von_Assisi
“Im Jahr 1219, während des Kreuzzugs von Damiette, reiste Franziskus als Missionar bis Palästina und schloss sich dort dem Kreuzfahrerheer an, das auf dem Weg nach Ägypten war. In der Nähe von Damiette an der Nil-Mündung predigte er im Lager des muslimischen Heeres vor dem Sultan Al-Kamil. Diese Begebenheit ist auch in außerfranziskanischen Quellen belegt, beispielsweise bei dem Kreuzzugs-Chronisten Oliver von Paderborn. Bei dieser Begebenheit verfolgte er drei Ziele: Erstens wollte er den Sultan zum Christentum bekehren, zweitens, wenn nötig, als Märtyrer sterben und drittens Frieden schaffen. Der Sultan schenkte Franziskus zwar ein Signalhorn und war sehr beeindruckt von der Begegnung mit dem Bettelmönch, doch Franziskus konnte die bevorstehende Schlacht nicht verhindern und der Kreuzzug insgesamt wurde fortgeführt.”
nämlich die friedliche Bekehrung der Anhänger der einen Religion zur anderen Religion. Dann gibt es keine verschiedenen Religionen mehr zwischen denen Verständigung möglich ist.
Habe natürlich Verständnis, wenn das als momentan nicht gangbarer Weg angesehen wird, da wenn das für den Heiligen Franz von Assisi eine nicht zu schaffende Aufgabe war, dann sind die Erfolgsaussichten für uns erheblich weniger heilige sehr dürftig.
Das ist theologisch heute keine Alternative, so begreifen wir heute Verkündigung und Bekehrung nicht mehr.
Ok, und worauf soll nach heutigem theologischem Verständnis “Bekehrung” hinauslaufen?
Beim hl. Franz von Assisi wäre das ja relativ klar gewesen, nämlich dass sich Sultan und alle seine Leute taufen lassen, etc.
Ich kann als Ziel heutiger “Bekehrung” nur erkennen, dass man sich gegenseitig dazu “bekehrt”, sich nicht mehr gegenseitig abzuschlachten.
Ein sehr lobenswertes Ziel.
Nur wäre das eine ziemliche Veränderung des Begriffs, denn eine solche “Bekehrung” wäre rein darauf ausgerichtet einen bestimmten (und natürlich sehr positiv zu sehenden) politischen Zustand im Diesseits zu erreichen, während das Jenseits – um das es ja bei “klassischer” Bekehrung fast noch mehr geht als das Diesseits – wäre weitgehend oder gar vollständig ausgeklammert.
Sie formulieren schon sehr schlicht. Vor einiger Zeit habe ich hier mal was über ein exklusives und inklusives Verstehen von Verkündigung geschrieben, so tief muss die Reflexion schon gehen. Was Sie da beschreiben, ist zu flach:
https://paterberndhagenkord.blog/durch-verkuendigung-lernen/
Zum Thema Mission möchte ich einen kleinen Gedanken loswerden.
Erstens erinnere ich mich an einen Satz meines Religionslehrers: “das Unwissen ist der größte Feind des Glaubens”.
Wenn wir den Glauben, den uns die Kirche vorlegt, gar nicht kennen, wenn das alles nur ein nebulöses “wir sollen gut zueinander sein” ist, dann können wir uns nicht entscheiden. Dann ist alles nur eine emotionsbasierte Mehrheitsfindung a la Kätzchen streicheln und freundlich lächeln.
Auch der Missionsauftrag in der Bibel liest sich in etwa 1. lehret die Menschen, 2. tauft sie und 3. macht sie zu meinen Jüngern.
Die Grundlage der Mission ist also
1. Ein direkter Auftrag Christi
2. Die Überzeugung, dass wir etwas zu bieten haben, das sonst niemand bieten kann
Heisst das jetzt Krieg?
Eben nicht.
Wenn wir in einem friedlichen säkularen Umfeld leben, in dem Kirche und Staat unabhängig voneinander sind (der Vatikan sei hier als Ausnahme gestattet 🙂 ), dann können die Religionen in eine fruchtbare Konkurrenz treten, die dem Durchbruch der Wahrheit nur förderlich sein kann.
Im Dialog der Religionen muss Humor eine große Rolle spielen, darum erzähle ich jetzt einen Witz, den mir ein Kollege in Tel Aviv erzählt hat.
Der Rabbi von Jerusalem ist zu Besuch beim Papst. Er sieht auf seinem Schreibtisch ein goldenes Telefon und fragt, ob das “der Draht nach oben sei”. “Ja”. Fragt der Rabbi: “darf ich mal telefonieren?” “Ja, bitte”. Also, der Rabbi erledigt seine Geschäfte. Nach 1 Monat kommt vom Vatikan die Telefonrechnung: 5000$.
Nach einem Jahr ist der Papst zu Besuch beim Rabbi. Auch dieser hat ein goldenes Telefon und es ist der “Draht nach oben”. Auch der Papst will das Telefon des Rabbi benützen und fragt: “Was wird es kosten?” Der Rabbi antwortet: ” 5$”. “Warum so billig?”. Die Antwort lautet: “Für uns ist es ein Ortsgespräch”.
@Pater Hagenkord:
Zum Verdeutlichen, was ich bei den mir bekannten bisherigen Schilderungen “moderner” Mission vermisse:
“Auch der Missionsauftrag in der Bibel liest sich in etwa 1. lehret die Menschen, 2. tauft sie und 3. macht sie zu meinen Jüngern.”
Daraus ergibt sich klar eine gewisses “Wunschergebnis” in Bezug auf die missionierten, nämlich die werden sich hoffentlich taufen lassen und die Lehren Jesu annehmen.
Ob das bei einem “modernen” Missionar genauso ist, kann ich momentan nicht klar erkennen; es klingt vielmehr so, als sei das Taufen dessen, auf den die Mission gerichtet ist, eine nicht weiter erwähnenswerte Nebensächlichkeit, von der es auch nicht weiter wichtig ist, ob sie eintritt.
Aber das ist doch Quatsch. Sie formulieren hier einen Gegensatz, ohne zu versuchen, irgendwie modernes Verstehen einzubeziehen. Das hängt mit dem Wahrheitsbegriff zusammen, mit Respekt, mit dem Ton der die Musik macht und so weiter. Ihr fundamentalistisches Verstehen von Mission fällt da völlig kurz.
ich hab eingangs, tlw. in scharfer Formulierung, zu diesem Thema geäußert, dass wir uns vor allem der Missionierung der (neuen) HEIDEN im Westen (Europa, Nordamerika) widmen sollten, denn den Zustand des Christentums in den reichen Industrieländern halte ich auch für bedenklich. Da haben wir mehr als genug zu tun. Und jeden Tag “treten” Christen “aus”.
Dennoch muss es im Sinne der Religionsfreiheit möglich sein, dass Menschen konvertieren.
In Asien und Afrika sollte die Weltkirche vor allem die vielen verfolgten Christengemeinden unterstützen. Hier ist derzeit z.B. die Organisation “open doors” sehr aktiv.
Hätte unsere Politik z.B. wirklich Krankenhäuser und Medizintechnik nach Irak etc. exportiert, wäre das Image “der Weißen” in diesen Ländern weit besser. ist aber nicht passiert.
Mich interessiert schon, was mit dem großen “Sprung nach vorne” in Afrika geplant ist, ich halte das für eine Schicksalsfrage im 21. Jh
Vereinfacht gibt es drei Szenarien: a) es wird immer mehr ein christlicher Kontinent mit relativ kleinen demokratischen Strukturen (darauf hoffe ich immer weniger) b) der Islam arabischer Prägung, also sunitisch, setzt sich durch c) die sogenannte Industrialisierung nach Muster china wird über den Kontinent gestülpt. Die Kinder werden bei Mc Donalds zu essen lernen, die kleinen Bauern sterben alle aus und der Kontinent wird einen bedenklichen Fortschritt erleben (das ist jetzt knapp, SIe wissen, was ich viell. meine). Alle Afrikaner haben ja schon mal ein smartfon, diese Entwicklung hab ich mir sogar als Technikaffiner vor 30 Jahren nicht vorstellen können. Leider ist es mit Kühlschränken, Toiletten oder Mehl-Säcken logistisch noch nicht so weit.
Also ich meine, unsere Politik will eindeutig: c)
Und dann wird unter anderem die Biologie des Planeten noch mehr aufjaulen.
Natürlich will die Politik (c). Denn die Wirtschaft kann dem Politiker am meisten schmieren.
Insoferne gebe ich Ihnen recht, dass die Mission hauptsächlich nach innen gehen muss. Zweifellos sind die großen und mächtigen Industriestaaten die Köpfe der Menschheit und der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopf. Dort muss man auch mit der Mission beginnen.
Die Mission beginnt im Herz und zwar im eigenen Herz, denn solange ich mein Herz verschlossen halte öffnet sich ihm kein Geist der es tragen kann.
Natürlich machen Politiker Fehler, doch warum sind sie nicht bereit diese Fehler einzusehen? Was nützt es von außen zu kritisieren solange die innere Einstellung keine Kritik verträgt?
In unserer Pfarre findet im Rahmen der kommenden Sonntagsmesse die Taufe einer afghanischen Asyl-Familie statt.
Sie wurden gut vorbereitet.
An sich muss das möglich sein und ist eine gute Sache. Ich war in die Sache nicht involviert, fragte eine Kollegin aus dem PGR, warum die Familie nicht z.B. bis zur Auferstehungsfeier Ostern wartet, das hat ja zumindest für Erwachsenentaufe noch größere Symbolik.
Die Antwort war, rechtlich und taktisch sollte man nicht länger warten.
Ich meine, es stellt dann auch die faktische Realität dar.
“rechtlich und taktisch sollte man nicht länger warten.”
Da stellt sich für mich die Frage nach der Motivation für die christliche Taufe.
Zum Thema Diskussion über Religionen: Rat der Religionen Stuttgart
“DOMRADIO.DE: Man könnte aber auch sagen: “Wir glauben an den gleichen Gott, auch mit unterschiedlicher Auslegung.”
Hermes: Es ist ein sehr spannendes Thema, das zu diskutieren. Wie gesagt: Bei uns im Rat der Religionen haben wir 19 verschiedene Gemeinschaften, die Bahai, die Ahmadiyya, die Hindus, Christen, Juden, Muslime. Wir haben uns verständigt, dass wir beispielsweise in diesem Rat keine interreligiösen Diskussionen und theologischen Diskussionen führen, sondern uns mit den Fragen beschäftigen – beispielsweise den Fragen der Möglichkeit von Krankenhausseelsorge, von Bestattungen, von vielem anderen mehr – die uns in der Stadtgesellschaft betreffen. Die Erfolgsbedingung dieses Rates – kann ich nach drei Jahren intensiver Arbeit sagen – ist, dass wir ganz klar sagen: Jeder hat sein Bekenntnis. Jeder hat seinen Glauben und den darf er auch haben und den lassen wir einander auch.
Wenn wir in diesen Rat hineingehen und jeder sagt: Ich muss jetzt die anderen von der Wahrheit überzeugen, weil sie sonst in die Hölle kommen, dann können wir diesen Rat der Religionen und alle Räte der Religionen sofort zumachen. Man kann die theologischen Fragen diskutieren. Man muss sie und soll sie diskutieren. Papst Franziskus hatte bei seiner jüngsten Reise auch wichtige Zeichen gesetzt. Aber es hat alles seinen Ort.
Die theologische Diskussion gehört an die Hochschulen, an die Akademien und in die Gemeinden. Aber im Kirchenraum als Raum des Gottesdienstes, im geweihten Raum, an den Gebetsstätten, kann das so – jedenfalls unserer katholischen Überzeugung nach – nicht stattfinden.”
https://www.focus.de/politik/deutschland/friedensmesse-the-armed-man-chor-darf-nicht-auftreten-kein-allahu-akbar-gesang-in-stuttgarter-kirche_id_10301410.html
Vielleicht sollt sich die Kirche den Mut zur Andersheit nehmen indem sie die Strukturen von unten nach oben wachsen lässt und das über ihre Lehrautorität ermöglicht. Einen interessanten Artikel dazu habe ich hier https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/was-die-theologie-aus-dem-missbrauchsskandal-lernen-muss gelesen.
Mit diesem Artikel ist für mich erkennbar, dass die Kirche “ihre” Theologie für die Wissenschaft öffnet und damit einen Zugang für beide Seiten schaffen will, der für mich als Person einen weiteren Sinn ergibt, den es gilt in den tatsächlichen Gegebenheiten zu finden. Für mich liegt dieser Sinn bereits in den Gegebenheiten und wartet nur darauf entdeckt zu werden. Der Dialog, der durch die Gegebenheit wachsen kann, der setzt sich für ein gerechtes und allumfassendes (globales) Denken ein und eröffnet damit Perspektiven, die sich nicht auf persönliche Ansichten reduzieren (lassen).
Egal ob Theologe oder Wissenschaftler, beide haften einer gemeinsamen Voraussetzung an und die gilt es durch das Leben zu tragen ohne dem Einen das Recht auf sein Anderssein abzusprechen. Zusammen zu arbeiten bring immer größere Erfolge ein, als sein persönliches Durchsetzungsvermögen einzusetzen und dabei Verluste, meist menschlicher Art, in Kauf zu nehmen.
Den Mut zum Anderssein hat der aktuelle Hl. Vater auf jedem Fall. Hat er auch den Mut zum Katholischsein?
Aber das sieht man doch jeden Tag.
Ich vermute aber, dass Sie gar keine Frage stellen wollen, sondern einen Vorwurf äußern, ohne sich dazu zu bekennen. Darauf gehe ich aber nicht ein.
Der Sinn des Wortes “katholisch” bedeutet so etwas ähnliches wie allumfassend.
Ich beschreibe das üblicherweise augenzwinkernd als “das katholische Sowohl-als-Auch”.
Seien wir uns bewusst: jeder “strenge” Glaubenssatz verkleinert die Kirche, weil es immer Leute geben wird, die eben NICHT daran glauben.
Aber die Kirche ist nicht nur katholisch, sondern es ist die una, sancta, catholica er apostolica.
Meint
Euer Christoph