Es ist die Sache mit den Personalpronomina: Wenn ich „Gott“ sage, ist eigentlich noch alles in Ordnung. Wenn ich aber das Pronomen „er“ einfüge, dann gerät das ganze Sprechen in Schieflage, vor allem weil wir dann so tun, als ob wir Gott behandeln und sehen und einstufen könnten wie jeden Menschen um uns herum. Ganz abgesehen noch vom Geschlecht. Gott ist aber nicht wie wir.
Im Gegenteil, Gott ist so ganz und völlig anders. Aber offenbar will Gott etwas von uns, Gott sendet, sagen wir. Gott beruft. Gott sendet heiligen Geist, Gottes Sohn wird gar Mensch. Die Beziehung gibt es also sehr wohl. Und wir glauben auch, dass wir uns da auf Entdeckungsreise machen können. Gemeinsam Gottes Willen für uns suchen und unterscheiden.
Gott ist aber nicht wie wir
Das ist die Aufgabe des synodalen Weges. Nun ist der ja nicht unumstritten, und es ist ja auch gut so, dass gestritten wird. Neulich hatte ich eine kurze Internetdebatte in der ich der Meinung begegnet bin, das Sprechen vom Willen Gottes sei ein Autoritätsargument. Verhindere also offenes Reden.
Ich stimme zu, dass das so sein kann und in der Vergangenheit auch oft genug so war. Menschen – Männer – haben für sich reklamiert, den Willen Gottes genau zu kennen und alleine auslegen zu dürfen. Nicht nur mein Ordensgründer Ignatius von Loyola, viele Frauen und Männer der Kirchengeschichte fanden sich vor Kirchengerichten wieder, weil sie die Dinge anders sahen.
Der synodale Weg will nach Gottes Willen fragen
Nun beginnt also der synodale Weg. Und auch hierbei soll nach dem Willen Gottes gefragt werden. Das ist und kann nicht und darf nicht das Ende von Debatte sein. Wenn Gott ins Spiel kommt, dann ist das eine Infragestellung von allem, was wir unter uns ausmachen. Dann ist das mehr als das, was wir selber entscheiden und abwägen. Deswegen sprechen wir ja auch vom „unterscheiden“ des Willen Gottes. Herausfinden, prüfen wo Gottes Geist genau ist, hinweht, herweht. Nicht „entscheiden”.
Wir haben die Zusage und den Glauben, dass das weder magische Praktiken der Beschwörung noch Autoritätsargumente sind. Gottes Wille ist nicht arkan, nur Eingeweihten zugänglich. Der ganze Clou des Christseins ist doch, dass der allen Getauften zugänglich ist. Und zwar qua Taufe, nicht erst nach Ausbildung und Spezialisierung.
Das Gegenteil des Autoritätsarguments
Wenn ich also nach dem Willen Gottes frage, ist das richtig verstanden das genaue Gegenteil von Autoritätsargument. Da wird keine Instanz eingeführt, die nur wenigen zugänglich ist und über die einige Eingeweihte verfügen. Genau das ist nicht der Fall.
Der Preis: wir können selber nicht wissen, was genau passiert, wenn wir uns als Gemeinschaft und selbst als Einzelne auf die Suche machen. Wenn wir nach diesem Willen fragen. Also gehört die Frage „Was will Gott eigentlich?“ mitten in den synodalen Weg hinein. Was genau bedeutet das? Machen wir die Szene einmal auf:
Zwei Bedingungen, unter denen wir fragen:
Es bedeutet ein geistliches Suchen. Schwierig, weil es schon so viele Meinungen, Forderungen, Überzeugungen, Erwartungen gibt. Aber statt ins Klagen zu verfallen möchte ich anmerken, dass genau hier der Weg liegt. All die Dinge und Themen sind wichtig, bekommen für die Kirche aber ihre Relevanz auch dadurch, dass das was mit Gott zu tun hat.
Zweitens geschieht das öffentlich. Das ist problematisch, weil jeder und jede Statements immer durch Dritte überprüfbar macht. Es ist schwer, offen zu reden wenn man weiß, dass da die Medien genau drauf schauen. Aber auch hier: keine Klage. Das ist unsere Welt. Und wenn wir eine christliche Antwort und ein christliches Engagement in der Welt wollen, dann können wir uns keine Welt zusammen basteln, dann müssen wir das tun in der Welt wie sie ist. Außerdem hilft uns das vielleicht dabei, nicht in allzu innerkirchliche Sprache zu verfallen und tatsächlich so zu reden, dass man uns versteht.
Und das ist dann unsere Beitrag zur Synodalität, zur Kirche der Zukunft.
Beim Lesen sind mir die Tränen gekommen. Ich hab geweint, Bruder Pater.
Deine Worte haben mich an meine eigene Hilflosigkeit, meine Ohnmacht erinnert.
Ich bin dankbar dafür.
Jetzt ist alles ganz still in mir.
Friedlich.
Ganz leicht.
Ich fühle, wie ich geatmet werde von der Wiege bis zur Bahre.
TAG und NACHT
ohne etwas zu tun, ohne zu denken und zu reden.
Einfach so.
VERWANDELT.
Spannender Beitrag über das eigentlich Unaussprechliche also G-OT-T; kein Artikel also vermutlich mehr als weiblich oder männlich oder eher nicht geschlechtsspezifisch …
mir geht’s mit Gott eher wie es der Philosoph (Wittgenstein ) am Ende seines so langen Tractatus ausgedrückt hat:
” Man könnte den ganzen Sinn des Buches etwa in die Worte fassen:
WAS SICH ÜBERHAUPT SAGEN LÄSST,LÄSST SICH KLAR SAGEN:
UND W O V O N M A N N I C H T R E DE N K A N N , D A R Ü B E R M U S S MA N SC H W EI G E N
Also ich selbst kann darüber nur fragend, schweigend meditieren..
ABER es gibt Jesus ,den Menschensohn, dem es offensichtlich entscheidend wichtig war dies “Unaussprechbare” mit seinem Leben und seinen Kernbotschaften nicht nur zugänglicher zu machen und den Jesus ja sogar seinen Vater nennt, und es uns ermöglicht-wenn wir diese Kernsätze` “leben” – dieser unbekannten Größe etwas näher(?) zukommen??
ALSO das VATER UNSER- die SELIGPREISUNGEN – DAS BROTBRECHEN das ist ein gewaltiges Lebensprogramm eine Art Wegweisung, das es tastend zu erfassen und vor allem zu leben wäre bzw. ist
jetzt hab ich nichts zum Synodalen Weg eingebracht-vielleicht einfach weil ich einerseits skeptisch bin andererseits auch in Erwartung gerade wenn ich an die AUFGESCHLOSSENEN Kleriker(BISCHÖFE) denke. gleichwohl…??
der ” Standpunkt” von Thomas Seiterich vom 4.12.2019 in katholisch.de bringt es ,aus meiner Sicht auf den Punkt.
Die Übertragung des Wittgenstein Zitates
ist bei der technischen Übertragung nicht leserlich:
…..weiter nach Sagen:: ” UND WOVON MAN NICHT REDEN KANN, DARÜBER MUSS MAN SCHWEIGEN”
“Seeing is forgetting the names of the things seen” (ein unbekannter Systemtheoretiker)
vox dei = vox populi? vox dei = vox infantorum!!!??
Den Synodalen Weg für Kinder erklären. Konkret in den Pfarreien für Erstkommunionskinder und Firmlinge, das stell ich mir nicht leicht vor. Wer kann das formulieren? Synodal, klerikal, MHG – das ist noch zu wenig, für Kinder und Jugendliche, oder generell – für das (einfache) Volk.
Ist ja gut gemacht, allein der digitale Auftritt. So viel Kompetenz in den vier Hauptforen. Die Bischöfe, die Professoren, die besten Laienvertreter. Auch hier die Begleitung im Blog. Alles sehr durchdacht.
https://www.synodalerweg.de/struktur-und-organisation/synodalforen/
Die Szenen im Evangelium, als Jesus Kinder in die Mitte stellt, sind m.E. wichtig. Es geht nicht um Strukturen, es geht darum, dass die Jugend den Sinn der Kirchen nicht mehr ganz erkennen. Oder seh ich das falsch.
Umgekehrt heißt das natürlich auch, dass es außerhalb der Kirchen ganz viel Glauben – an Jesus – gibt.
Es gibt bei den Pressekonferenzen etc. die synodale Kerze, eine Referenz an die Osterkerze.
Zumindest jetzt im weihnachtlichen Kreis bis so 2. Februar, nach alter Tradition, wäre es schön, wenn die Medientermine im Licht einer großen Krippe stattfinden. Getreu der Empfehlung von Papst Franziskus, wir sollen alle eine gegenständliche Krippe aufstellen.
Ja, Jesus kam als nacktes Kind in die Familie eines Gewerbetreibenden, Zimmermanns/Baumeisters. Welch barmherzige Provokation, welch Zugehen des Unaussprechlichen auf die Menschen ist das jedes Jahr.
Die Krippe kann dem synodalen Weg “erden”.
Nein, das sehen Sie richtig. Jedenfalls meiner Meinung nach. Wir haben ein massives Problem dabei, zu erzählen, was wir da eigentlich machen. Und bei jungen Menschen wird es so richtig deutlich. Da müssen wir noch nachbessern, auf jeden Fall.