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PaterBerndHagenkord.blog

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Schlagwort: Zölibat

Vier Themen, drei Fragen

Veröffentlicht am 19. Dezember 201911. Dezember 2019
alle sind vertreten Das Logo des synodalen Weges

Es seien nur die Üblichen innerkirchlichen Vertreter und Funktionäre, welche den synodalen Weg betreiben würden. Stimmt. Die Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und der deutschen Bischofskonferenz benennen Menschen, die in Arbeitsgruppen und Vollversammlungen beraten und debattieren. Aber stimmt auch nicht: zwar können nicht tausend Kleinversammlungen alle an einen Tisch bringen. Aber alle sind vertreten.

Zum einen deswegen, weil über das ZdK Gemeinden und Räte der Kirche – also gewählte Gremien – vertreten sind. Aber auch nicht im ZdK vertretene Gruppen, etwa geistliche Gemeinschaften, sind dabei.

Alle sind vertreten

Praktische Gründe müssen solche Versammlungen natürlich überschaubar halten, aber trotzdem oder vielleicht sogar gerade deswegen gibt es eine weitere Beteiligungsmöglichkeit. Es gibt einen Fragebogen, übe den jeder und jede Stellung nehmen kann. Und die Antworten werden auch Eingang finden in die Beratungen. Ich kann und will und darf alle Interessierten ermutigen und bitten, sich zu beteiligen. Je mehr es sind, desto mehr gute Ideen und kreative Gedanken sind dabei.

Um es handhabbar zu machen, gibt es zu jedem der vier Themenbereiche drei Fragen. Damit kann man die Beteiligung zuordnen und die Wahrscheinlichkeit, dass es wirksam eingebracht werden kann, steigt. Aber es gibt zum Schluss auch die wichtige Rubrik „Sonstiges“, Ort für allerlei über die Themen hinaus gehende Anmerkungen.

„Sonstiges“

Soweit mein kleiner Werbeblock hier. Mein Eindruck bei Veranstaltungen und privaten Treffen ist der, dass es eine Menge Meinungen, Vorschlägen, Ideen gibt. Und das es schade wäre, wenn die privat blieben.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Beteiligung, Fragebogen, Kirche, Macht, synodaler Weg, Zölibat2 Kommentare zu Vier Themen, drei Fragen

Oberflächlich!

Veröffentlicht am 9. Dezember 20194. Dezember 2019
Die Probleme haben viele Namen Kirchenfenster in Vorarlberg

Es gibt ein Problem. Soweit sind sich alle in der katholischen Kirche einig. Aber was genau dieses Problem ist, daran scheiden sich die Geister. Es gibt ein Problem, nur welches? Die Frage mag dem einen oder der anderen komisch vorkommen, aber wenn man sich durch die Publikationen zur Eröffnung des synodalen Weges klickt und blättert, dann fällt die Variationsbreite möglicher Diagnosen auf. Die Probleme haben viele Namen.

Offiziell war der Auslöser die MHG-Studie, also die Aufarbeitung des Missbrauchs in der Kirche. Die Vorgänge im Bistum Münster haben zuletzt noch einmal gezeigt, wie aktuell das ist. Daran angeknüpft wurden dann über die vier Themenforen Bereiche, die als Problemfelder gesehen wurden und werden: Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, Sexualmoral und Partnerschaft, priesterliche Existenz und Frauen in der Kirche.

Die Probleme haben viele Namen

Das seien aber gar nicht die wirklichen Probleme, heißt eine andere Wahrnehmung. Eine katholische Zeitung hat das in einer Sonderbeilage sehr deutlich gemacht, „Die Krise der Kirche ist zutiefst eine Krise des Glaubens“, heißt es da, die viel grundsätzlichere schwere Glaubenskrise dürfe nicht auf die Missbrauchskrise reduziert werden.

Noch viel grundsätzlicher heißt es in einem davor abgedruckten Artikel des Bonner Theologen Karl-Heinz Menke, die Diagnose durch die vier Problemfelder bleibe an der Oberfläche, reagiere auf bestimmte Proteste, Trends und Symptome, „aber was die Kirche in Deutschland so krank erscheinen lässt, hat einen viel tiefer liegenden Grund. Die Ursache ist nämlich ein gigantischer Glaubensverlust.“

Oberflächlich? Selber!

Man mag es sich einfach machen und anmerken, alles auf den Glaubensverlust zu schieben sei selber eine ziemlich oberflächliche Antwort. Das Argument habe ich auch schon gehört, aber es hilft nicht weiter. Denn hinter den Vorwürfen sind ja Anliegen. Und die gehören meiner Meinung nach in den synodalen Weg hinein. Das nicht zu hören oder in eine Ecke abschieben zu wollen hilft niemandem.

Außerdem: Einige dieser Anliegen können wir auch im Papstbrief nachlesen. Natürlich darf ich das Verkünden nicht gegen die Reform ausspielen, aber die Weitergabe und das Bezeugen des Glaubens muss Teil der Debatte sein. Wie auch die Zentralität Gottes in all dem. Das nur, um sehr verkürzt einige der sich zu Wort meldenden Anliegen zu nennen.

Leider nur Karikaturen

Schade finde ich an diesen streitbaren Oberflächlichkeit-Kritikern allerdings, dass die Phänomene, die sie beschreiben, so in freier Wildbahn gar nicht vorkommen. Es sind Karikaturen. Niemand will die Botschaft Jesu von Jesus selbst trennen, wie es Prof. Menke vermutet. Auch ist die Zahl derer, die Gott irgendwie als höhere Macht die einen wie ein warmer Wind umpfängt eher überschaubar. Deswegen mein Appell: wer ernst genommen werden will, soll selber ernst nehmen.

Dann gehören diese Anliegen in die Debatte hinein. Und je mehr davon sich beteiligen, um so besser ist das für alle. Dann können wir debattieren, ob Evangelisierung tatsächlich eine Antwort auf die durch massiven Glaubwürdigkeitsverlust geschädigte Kirche ist. Ob man dem Missbrauch, der Vertuschung und den systemischen Problemen dahinter so begegnen kann. Ich vermute nein, aber ich kann ja auch falsch liegen. Deswegen gehört das alles beim synodalen Weg diskutiert.

 

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Was will Gott eigentlich?

Veröffentlicht am 5. Dezember 20193. Dezember 2019
Gott ist aber nicht wie wir So sah der Auftakt aus: Pressekonferenz nach der Messfeier in München, Karin Kortmann und Kardinal Reinhard Marx geben Auskunft

Es ist die Sache mit den Personalpronomina: Wenn ich „Gott“ sage, ist eigentlich noch alles in Ordnung. Wenn ich aber das Pronomen „er“ einfüge, dann gerät das ganze Sprechen in Schieflage, vor allem weil wir dann so tun, als ob wir Gott behandeln und sehen und einstufen könnten wie jeden Menschen um uns herum. Ganz abgesehen noch vom Geschlecht. Gott ist aber nicht wie wir.

Im Gegenteil, Gott ist so ganz und völlig anders. Aber offenbar will Gott etwas von uns, Gott sendet, sagen wir. Gott beruft. Gott sendet heiligen Geist, Gottes Sohn wird gar Mensch. Die Beziehung gibt es also sehr wohl. Und wir glauben auch, dass wir uns da auf Entdeckungsreise machen können. Gemeinsam Gottes Willen für uns suchen und unterscheiden.

Gott ist aber nicht wie wir

Das ist die Aufgabe des synodalen Weges. Nun ist der ja nicht unumstritten, und es ist ja auch gut so, dass gestritten wird. Neulich hatte ich eine kurze Internetdebatte in der ich der Meinung begegnet bin, das Sprechen vom Willen Gottes sei ein Autoritätsargument. Verhindere also offenes Reden.

Ich stimme zu, dass das so sein kann und in der Vergangenheit auch oft genug so war. Menschen – Männer – haben für sich reklamiert, den Willen Gottes genau zu kennen und alleine auslegen zu dürfen. Nicht nur mein Ordensgründer Ignatius von Loyola, viele Frauen und Männer der Kirchengeschichte fanden sich vor Kirchengerichten wieder, weil sie die Dinge anders sahen.

Der synodale Weg will nach Gottes Willen fragen

Nun beginnt also der synodale Weg. Und auch hierbei soll nach dem Willen Gottes gefragt werden. Das ist und kann nicht und darf nicht das Ende von Debatte sein. Wenn Gott ins Spiel kommt, dann ist das eine Infragestellung von allem, was wir unter uns ausmachen. Dann ist das mehr als das, was wir selber entscheiden und abwägen. Deswegen sprechen wir ja auch vom „unterscheiden“ des Willen Gottes. Herausfinden, prüfen wo Gottes Geist genau ist, hinweht, herweht. Nicht „entscheiden”.

Wir haben die Zusage und den Glauben, dass das weder magische Praktiken der Beschwörung noch Autoritätsargumente sind. Gottes Wille ist nicht arkan, nur Eingeweihten zugänglich. Der ganze Clou des Christseins ist doch, dass der allen Getauften zugänglich ist. Und zwar qua Taufe, nicht erst nach Ausbildung und Spezialisierung.

Das Gegenteil des Autoritätsarguments

Wenn ich also nach dem Willen Gottes frage, ist das richtig verstanden das genaue Gegenteil von Autoritätsargument. Da wird keine Instanz eingeführt, die nur wenigen zugänglich ist und über die einige Eingeweihte verfügen. Genau das ist nicht der Fall.

Der Preis: wir können selber nicht wissen, was genau passiert, wenn wir uns als Gemeinschaft und selbst als Einzelne auf die Suche machen. Wenn wir nach diesem Willen fragen. Also gehört die Frage „Was will Gott eigentlich?“ mitten in den synodalen Weg hinein. Was genau bedeutet das? Machen wir die Szene einmal auf:

Zwei Bedingungen, unter denen wir fragen:

Es bedeutet ein geistliches Suchen. Schwierig, weil es schon so viele Meinungen, Forderungen, Überzeugungen, Erwartungen gibt. Aber statt ins Klagen zu verfallen möchte ich anmerken, dass genau hier der Weg liegt. All die Dinge und Themen sind wichtig, bekommen für die Kirche aber ihre Relevanz auch dadurch, dass das was mit Gott zu tun hat.

Zweitens geschieht das öffentlich. Das ist problematisch, weil jeder und jede Statements immer durch Dritte überprüfbar macht. Es ist schwer, offen zu reden wenn man weiß, dass da die Medien genau drauf schauen. Aber auch hier: keine Klage. Das ist unsere Welt. Und wenn wir eine christliche Antwort und ein christliches Engagement in der Welt wollen, dann können wir uns keine Welt zusammen basteln, dann müssen wir das tun in der Welt wie sie ist. Außerdem hilft uns das vielleicht dabei, nicht in allzu innerkirchliche Sprache zu verfallen und tatsächlich so zu reden, dass man uns versteht.

Und das ist dann unsere Beitrag zur Synodalität, zur Kirche der Zukunft.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Sprechen von GottSchlagwörter geistlicher Weg, Gott, katholisch, Kirche, synodaler Weg, Synode, Zölibat6 Kommentare zu Was will Gott eigentlich?

Und was hat Amazonien nun davon?

Veröffentlicht am 27. Oktober 2019
indigene Kultur Kirche in einem indigenen Dorf in Amazonien, aufgenommen bei meinem Besuch im Mai

Der Uluru, der heilige Berg der Aborigines in Australien, darf nicht mehr bestiegen werden. Eine Nachricht, die Freitag in den Nachrichten und Samstag in den Zeitungen groß erschienen ist. Den Berg kennen wir alle, von Bildern her, ab jetzt ist er aber wieder ganz und gar der indigenen Kultur Australiens gegeben, den Aborigines.

Australien hat in unserem Fall auch mit Amazonien zu tun, indigene Kultur ist hier das Stichwort: An diesem Wochenende geht in Rom die Bischofssynode zum Thema Amazonien zu Ende, in den vergangenen Wochen hatte ich hier an dieser Stelle von meinen eigenen Begegnungen dort berichtet. Jetzt liegt das Abschlussdokument vor, abgestimmt und dem Papst vorgelegt und damit ist die Synode zu Ende. Eine gute Zusammenfassung finden Sie hier.

Indigene Kultur

Die gesammelten und beratenen und schließlich abgestimmten Ideen sollen einer klar umrissenen Weltgegend und auf klar bestimmte Probleme reagieren. Das „indigene Angesicht der Kirche“ findet sich deswegen immer wieder. Nicht eine Kirche, die dann auf eine lokale Wirklichkeit angewandt werden soll, das wäre die beklagte Kolonisierung. Sondern eine Kirche, die in der Kultur sichtbar wird – und zwar kritisch genau so wie bejahend.

Besonderen Ausdruck findet das in der Frage nach einem eigenen Ritus für die Liturgie. Von einem liturgischen Pluralismus ist dort die Rede (116) und davon, dass es ja bereits 23 Riten in der katholischen Kirche gebe. Das könne Vorbild sein. Mein erster Gedanke: so einfach ist das nicht, es gibt nicht 23 Riten in der einen Kirche, es gibt 23 Kirchen, die mit Rom uniert sind. Da geht es eben nicht nur um Riten. Aber nun gut, das wird dann das Thema der anschließenden Beratungen sein. Ob aber – wie der Papst in seinen Abschlussworten gesagt hat – ausgerechnet eine vatikanische Kongregation das richtige Mittel zur Entwicklung einer solchen Liturgie ist, das wage ich eher zu bezweifeln.

Liturgischer Pluralismus

Die Frage nach der Liturgie bzw. dem eigenen Ritus für Amazonien finde ich aber hoch spannend. Vor allem deswegen, weil es die meisten Punkte des Papiers bündelt. Hier geht es um indigene Kultur, um Wertschätzung, um Glaube und Kirche, letztlich im Wort „Kosmovision” anklingend auch um Umwelt und Schöpfung. Liturgie und Gottesdienst sind eben keine Anhängsel an die wirklich wichtigen Themen, hier bündelt sich christlicher Glaube und kirchliches Leben.

Ein Wort noch zu einem anderen Thema: War die Debatte um verheiratete Priester nun eine Ablenkung von den wirklich wichtigen Themen? Vorausgesetzt, man legt selber fest, was wichtig ist und was nicht. Die erste KNA-Meldung nach der Abschlusspressekonferenz jedenfalls hatte nur das zum Thema, als ob es bei der Synode um ein Votum um die Frage zu verheirateten Priestern gegangen sei. Wenige Minuten später legte die NYTimes nach, und andere dann auch. Die Nachricht zum Ende der Synode war gefunden.

Die verheirateten Priester

Ich hatte ja hier schon einmal gesagt, dass das nicht der böse Wille von Journalisten ist, sondern schlicht ein Thema, wo Kirche zeigen kann, dass sie selbst sich zu ändern bereit ist. Bei Umwelt-Themen etc. liegt es nicht allein an der Kirche. Es ist also eine berechtigte Frage. Im Abschlusstext findet man es in der Nr. 111, ein langes Stück über die Zentralist der Sakramente und das Recht der Gläubigen.

Trotzdem: Wenn ich das richtig lese, dann geht es nicht um einzelne abgegrenzte Themen. Man kann die Frage nach den Priestern und der Seelsorge insgesamt nicht losgelöst vom Kontext behandeln. Sonst debattiert man nur die eigenen Probleme unter dem Deckmantel Amazoniens. Es ist ein dünn besiedeltes Gebiet, und wie immer wieder betont wurde braucht auch die katholische Kirche Präsenz-Seelsorge, nicht Besuchs-Seelsorge, um ein Wort von Kardinal Schönborn aufzugreifen.

Präsenz-Seelsorge, nicht Besuchs-Seelsorge

Und hier kommt wieder die indigene Kultur ins Spiel. Die Synode hat versucht, auf lokale Fragen Antworten zu geben, bei den verheirateten Priestern geht es ausdrücklich um die „entlegensten Gebiete”, nicht um eine allgemeine Regelung. Und diese Antworten passen dann auch in genau diesem Kontext. Das es in unserer globalisierten Welt nicht mehr beschränkbar ist, versteht sich von selbst und damit hat so ein Votum natürlich auch eine weltkirchliche Bedeutung. Alles andere wäre ja auch naiv. Und ich bin mir sicher, dass interessierte Kreise ziemlich schnell auf diese Voten einschlagen werden.

Aber noch einmal: um zu verstehen, was die Synode da beraten und abgestimmt hat, muss man den Kontext mitdenken. Und fragen, was nun Amazonien und was die indigene Kultur von den Überlegungen hat. Die Frage hier lautet also, ob die gegebene Antwort Probleme vor Ort lösen kann oder helfen kann. Nicht, ob man das nicht auch für uns hier nutzen kann, indem man eine vom Kontext losgelöste Regelung heraus destilliert. Denn nur so erhalten wir uns auch das Recht, für unsere Probleme und Fragen eigene Lösungen zu finden.

Frauen und Ämter

Spannender finde ich hier sogar die Frage, die auch vom Dokument aufgeworfen wird (103): Da geht es um den Diakonat der Frau, also um Weihe. Man wolle mit der vom Papst eingerichteten Kommission sprechen – 2016 hatte Franziskus diese eingerichtet – und die Ergebnisse teilen. Hier wird eine Debatte aufgegriffen, die einige im Vatikan lieber vergessen wollen.

Ein weiteres Thema, das immer auch mit verhandelt wurde, ist die Synodalität. Nur halt nicht theoretisch, sondern in der Praxis, in der Übung, sozusagen. Das fünfte Kapitel des Abschlussdokuments behandelt es auch ausdrücklich, wie dieser Gedanke in der Kirche in Amazoniens gelebt und umgesetzt werden kann. Hier finden sich dann auch die Gedanken zu Frauen-Weihe und zu verheirateten Priestern. Es brauche eine „synodale Bekehrung”. Das meint aber nicht schlicht eine Macht-Umverteilung, sondern eine gemeinsame Suche nach dem Willen Gottes. Ganz kurz formuliert: Glaube und Verkündigung geschieht im Gemeinsamen, oder es geschieht gar nicht.

Hilft das nun Amazonien? Die Preisfrage. Das Dokument ist erst einmal genau das: ein Text. Es ist nun am Papst, diese Beratungen anzunehmen und selber etwas draus zu machen. Aber auch dann ist das Ganze, wie etwa Laudato Si’ oder Evangelii Gaudium, auch nur Text. Und wie man an den genannten Texten sehen kann, helfen die alleine noch nicht viel. Text ist Text, mehr nicht. Wenn das dann nicht gelebt wird, und hier geht es um Haltungen mindestens so sehr wie um einzelne Aktionen, dann bringt so ein Text gar nichts.

In diesem Sinne hat die Amazonien-Synodalität einen wichtigen Schritt gemacht, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das weiß auch die Synode, und formuliert einen ziemlich steilen Anspruch. Das Dokument beginnt mit einem Bibelzitat, aus der Offenbarung (21: 5):

„Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu. Und er sagte: Schreib es auf, denn diese Worte sind zuverlässig und wahr!”

Die Aborigines in Australien haben ihren heiligen Berg wieder, ein konkreter Schritt für sie und ihre Kultur. In der Kirche braucht es viele solcher Schritte, um die Ideen, Vorschläge und Forderungen wirklich werden und den Menschen in Amazonien zu Gute kommen zu lassen. Und nur so wird Kirche dort weiter leben können. Ein wichtiger Schritt, nicht mehr aber auch nicht weniger.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Amazonien, Bischofssynode, Gerechtigkeit, Indigene, Kultur, Papst Franziskus, Zölibat6 Kommentare zu Und was hat Amazonien nun davon?

Schlussakkorde der Synode

Veröffentlicht am 24. Oktober 201922. Oktober 2019
Die Synode schreibt So sehen wir von außen die Synode. Archivbild: Pressekonferenz mit Kardinal Reinhard Marx während der Synode 2014

Die Synode schreibt. Seit dem 6. Oktober wird in Rom getagt, in wenigen Tagen geht es zu Ende. Und den Abschluss bildet wie immer ein Text.

Plenarsitzungen, nach Sprachen gebildete Kleingruppen, Eingaben, die Ansprachen des Papstes, all das wird einfließen, wenn in diesen Tagen die zum Teil gewählte und zum Teil ernannte Redaktionsgruppe einen finalen Text für die Synode zusammen stellt. Paragraf nach Paragraf wird dann abgestimmt, als angenommen gilt, wenn ein solcher Textabschnitte zwei Drittel der anwesenden Stimmen bekommt. Wobei, selbst dann ist das Ganze „nur“ ein Vorschlag, ein Rat an den Papst, noch kein Beschluss oder Plan. Das meinte ich mit „den Abschluss bildet wie immer ein Text“.

Die Synode schreibt

Das Thema ist wichtig. Es geht um Zerstörung und Erhaltung. Es geht um unser christliches Verhältnis zu Schöpfung und zum Willen des Schöpfers. Und der Sommer hat uns mit den Bildern vom brennenden Urwald deutlich gemacht, wie massiv diese Aufgabe ist.

Aber was kann Kirche tun? Dies war ja seit zehn Jahren die erste Synode, bei der ich nicht mit drinnen gesessen habe. Und deswegen habe ich die Gelegenheit genutzt, von außen zu erraten, was die Themen und die Wichtigkeiten drinnen sind. Wie Sie ja auch. Und wenn ich die Berichte aus dem Vatikan bei VaticanNews oder katholisch.de oder sonstwo lese, oder einen der wenigen Artikel in anderen Medien, dann schält sich bei mir der Gedanke heraus, dass es dann doch die innerkirchlichen Themen sind, an denen die Synode gemessen werden wird.

An denen die Synode gemessen wird

Kirche kann Einsicht zeigen. Die Bischöfe können zuhören und eine gemeinsame Sicht formulieren auf das, was nötig ist. Und doch: machen können die Synoden-Teilnehmer nur dort etwas, wo Kirche wirklich kompetent ist. Bei den Eigen-Themen. Der in Rom lebende Journalist und Vaticanista John Allen hat das in seiner unnachahmlich direkten Art so formuliert:

„Perhaps one difficulty in getting those of us in the media to focus on those subjects is that while they’re undeniably important, it’s hard to know what the Catholic Church can really do about them. In concrete terms, the pope could permit married priests tomorrow; he cannot, at least by himself, reverse climate change or solve income inequalities.“

Es werden also die berühmten viri probati sein, der Zölibat und so weiter, an denen die Kirche und die Synode gemessen wird. Die Forderungen nach Änderung, nach Wandel, nach Bekehrung, das alles braucht eben auch den Beweis, dass man selber dazu auch bereit ist.

Wie das Schlussdokument lesen

Nun kommt also das Schlussdokument, und wir dürfen annehmen, dass der Papst es unmittelbar zur Veröffentlichung frei geben wird. Für diejenigen unter Ihnen, die den Text – den es wahrscheinlich wieder erst einmal auf Italienisch und/oder Spanisch geben wird – lesen wollen, habe ich einige Vorschläge zur Perspektive:

Erstens: Was kann ich tun? Ist da drin etwas, was ich und mein Umfeld-Wir gleich tun kann? Dass nicht gleich die Komplett-Rettung oder die Umkehr aller verlangt? Helfen mir Teile oder Absätze des Textes, selber zum Auftrag Gottes zu Bewahrung der Schöpfung und zum Respekt für den Nächsten etwas beizutragen?

Zweitens: Was sind Teile, die auch Menschen verstehen, die nicht ‚katholisch‘ sprechen? Ist das Ganze vorzeigbar? In Teilen? Kann man da auch mit Leuten drüber reden, die nicht kirchlich engagiert sind, aber das Thema spannend finden?

Drittens: Hilft mir das beim Beten? Ich meine das nicht spiritualisierend, aber wenn es wichtig und relevant sein will, muss solch ein Vorhaben das gesamte christliche Leben erfassen, also auch das Gebet. Geht das? Ist da was drin?

So habe ich mir selber jedenfalls die Lektüre vorgenommen.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Kirche und MedienSchlagwörter Amazonien, Bischofssynode, Papst Franziskus, Rom, Schöpfung, Synode, Umwelt, Vatikan, Viri probati, Zölibat1 Kommentar zu Schlussakkorde der Synode

Bischof in Amazonien sein: „Wir müssen lernen!“

Veröffentlicht am 9. Oktober 201913. August 2019
Ein reisender Bischof Dom Wilmar Santin OCD, Bischof der Apostolischen Prälatur Itaituba in Brasilien

Sein Bistum ist halb so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Wald, Fluss, wenige Straßen und nur eine Stadt: Itaituba. Und deswegen ist Wilmar Santin OCD dauernd unterwegs. Ein reisender Bischof in Boot, Flugzeug und Wagen. Immer möglichst umweltschonend, darauf besteht er, schließlich geht es auch ihm um den Schutz Amazoniens, des Waldes wie der Kulturen.

Also sitzt Dom Wilmar bei uns im Boot zum Besuch bei den Munduruku, dem Volk das die Mehrheit der Indigenen im Bistum (eigentlich: in der apostolischen Prälatur) Itaituba stellt. Er teilt den Traum von Papst Franziskus, sagt er uns, eigentlich hätte er gerne einen indigenen Priester für jedes indigene Dorf. Bislang hat er keinen einzigen. Einundzwanzig Priester hat er für die ganze Fläche, zwanzig davon seien Ordensleute. Also von außen, meistens aus dem Süden Brasiliens.

Ein reisender Bischof

Das habe ganz merkwürdige Auswirkungen, sagt Dom Wilmar. So seien Heiligenfeste im Ort wichtiger als Weihnachten oder Ostern. Der Grund: zu Patronatsfesten komme der Priester, dann wird geheiratet, getauft, gefirmt, Messe gefeiert. Ostern und Weihnachten kommt niemand, da hätten die Priester in den größeren Dörfern zu tun, in den sieben Pfarreizentren. Was das bei einer solchen Fläche an Abständen bedeutet, kann man sich ausmalen.

Weil die katholische Kirche aber immer auf Missionare gesetzt habe, gebe es keine Kultur der Beteiligung. Laien seien nie ermutigt worden, selber die Dinge in die Hand zu nehmen. Die neuen christlichen Kirchen, die Evangelikalen und Pentekostalen machten das anders, da sei alles in Laienhand und die Pastoren seien auch immer präsent. Deswegen liefen sehr viele Indigene zu denen.

Die katholische Kirche muss reagieren

Darauf müsse die katholische Kirche dringend reagieren, sagt Dom Wilmar. Die katholische Kirche müsse lernen. Nicht übernehmen, aber von dem lernen, was sie wahrnähmen.

Lernen könne die Kirche durch eine erneuerte Betonung des Wortes Gottes. Messe und Sakramente sind wichtig, der Erfolg und die Methoden des Evangelikalen zeigten aber, dass die Bibel und die eigene Beschäftigung damit attraktiv seien. Das müsse auch die katholische Kirche wieder betonen.

Aber das sei nicht nur eine Reaktion auf die Evangelikalen, „sondern ich lerne da auch aus meiner persönlichen Erfahrung im Umgang mit den Menschen. Ich spüre, dass sie einen großen Hunger haben, das Wort Gottes kennen zu lernen. Wir arbeiten seit einiger Zeit vermehrt mit Bibelkreisen in Dörfern und Pfarreien.“

Hunger nach dem Wort Gottes

Lernen könne die Kirche zweitens, dass ein indigener Klerus eine Frage des Zölibats ist. Ehelosigkeit sei kulturell nicht zu vermitteln. Deswegen setzt er auf ein Ausbildungsprogramm für ständige Diakone, und auch für liturgische Dienste wie das Taufen oder das Verheiraten. 48 Munduruku habe er schon offiziell zu „Dienern des Wortes Gottes“ ausgebildet und ernannt, das umfasse Katechese aber auch Liturgien und Austausch und Bibelkreise.

Viri Probati? Ja, auch darüber müsse die Kirche sprechen, aber das sei nicht nur eine Frage Amazoniens. Das ginge alle an, weltweit. Aber auch hier könne man lernen, von anderen.

Dom Wilmar spricht ruhig und entspannt. In seiner Zweck-Kleidung würde unsereiner nie auf den Gedanken kommen, er sei ein Bischof. Nicht einmal den Ring trägt er, das tut er nur zu liturgischen Zwecken. Er spricht mit den Munduruku, übersetzt für uns, erklärt, und man merkt wie sehr ihm diese Völker ans Herz gewachsen sind.

Lernen, und zwar auch in Rom

Jetzt zur Synode ist auch Dom Wilmar in Rom. Im Bischofsgewand wird er kaum wiederzuerkennen sein, aber das gehört zur Synode dazu. Seine Erfahrungen will er einbringen. Und auch wenn er nicht glaubt, dass es zu einer Debatte um den Zölibat kommen werde – dafür seien die Widerstände zu stark – hofft er doch auf Spielraum, um neue Wege gehen zu können.

Er spricht von einer Revolution, die es braucht. Wie ein Umstürzler wirkt er aber so ganz und gar nicht. Sondern wie einer, der für seine Leute das Beste will.

Lernen will er auch hier in Rom. Das sagte er mir im Gespräch bei meinem Besuch auf den Flüssen seines Bistums. „Es wird bei der Synode viele Vorschläge geben“, sagte er mir im vergangenen Mai. „Viele gute Dinge passieren ja schon, von denen andere nichts wissen. Nicht nur hier in Brasilien, sondern auch in den anderen Amazonas-Ländern. Erfahrungen aller Art, die uns helfen können aufzuwachen und ähnliche Dinge zu probieren.“

„Revolution“

Der Papst wolle ja ausdrücklich „Neue Wege für die Kirche“, das steht ja auch im Titel über der Synode. Deswegen werde es viele Vorschläge geben, welche die Pastoral und die Kirche in Amazonien revolutionieren werden. Da ist es wieder, das Wort „Revolution“. Es können Dinge entstehen, die dann auch über das hinausgingen, was die Synode vorschlagen werden.

Er will eine „Weitung der positiven Erfahrungen für ganz Amazonien“, nicht nur auf ein Bistum oder eine Region beschränkt. Bischof Wilmar Santin will lernen, dafür fährt er mit dem Boot über die Flüsse seines Bistums, und auch deswegen ist er nach Rom gekommen.

Eine neue Sorte Bischof, möchte man meinen. Nicht lehren, sondern erst einmal lernen.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter #SinodoAmazonico, Amazonien, Bischof, Bischofssynode, Brasilien, Diakon, Indigene, Lernen, Liturgie, Papst Franziskus, Zölibat3 Kommentare zu Bischof in Amazonien sein: „Wir müssen lernen!“

„Rechtzeitig zur umstrittenen Synode”

Veröffentlicht am 23. Juli 2019
Schicksal der Amazonaswälder und ihrer Bewohner Amazonien: Alles nur Tarnung. Eigentlich reden wir über uns selbst

„Niemand, der die gegenwärtige Situation der katholischen Kirche aufmerksam beobachtet, wird im Ernst glauben, dass es bei der Synode im Oktober wirklich um das Schicksal der Amazonaswälder und ihrer Bewohner – es sind nicht mehr als gerade die Hälfte der Einwohner von Mexiko-City – gehen soll.“ Kardinal Walter Brandmüller sagt das, in einem Artikel für die FAZ an diesem Dienstag.

Das ist eine heftige Unterstellung. Alles Lüge, darf ich das verkürzt zusammen fassen, was der Kardinal da schreibt. Alle Vorbereitung, alles Sprechen über Umweltschutz, über den Respekt vor den Kulturen, über pastorale Herausforderungen, alles falsch. Es geht nur um das Eine, sagt der Kardinal. Und das ist in seinen Augen: Der Zölibat. Oder umfassender: den Umbau der Kirche nach dem Modell des Papstes.

Schicksal der Amazonaswälder und ihrer Bewohner

Wenn der Zölibat falle, dann sei die Kirche am Ende, das ist der Angelpunkt des Gedankengangs. Und deswegen darf er sich darin verbeißen. Wie übrigens derjenige, auf den sich die Kritik bezieht, auch, der Historiker Hubert Wolf.

Und dann kommt bei Kardinal Brandmüller eine lange Ausführung über Wert und Würde des Zölibats für den geweihten Priester. Was ich an dieser Stelle nicht weiter betrachte, denn mir geht es um etwas anderes: mit einem Federstrich wird alles abgetan, was auf dem Programm steht, damit man sich wieder brav auf die ewig gleichen Themen konzentrieren kann.

„Umstritten“

Die Synode sei „umstritten“, sagt Kardinal Brandmüller. Für einen Kardinal eine ziemlich heftige Reaktion auf ein klar artikuliertes Anliegen des Papstes. Das Wort ‚umstritten‘ ist ziemlich perfide, weil es wahr wird sobald ich es benutze. Wer umstreitet denn die Synode? Doch nur diejenigen, die behaupten, sie sei umstritten. Ein Zirkelschluss.

Können wir wirklich nicht anders? Können wir nicht zuhören? Können wir nicht darauf achten, was andere Kulturen für Fragen und Antworten habe? Müssen wir auf alles unsere eigenen Probleme draufkleben? Und die Anliegen der anderen als unaufrichtig bezeichnen, um damit durchzukommen?

Es geht uns um uns

Nehmen wir den Schutz der Schöpfung, die Sorge. Für Christen sei das nicht optional, sagt Papst Franziskus. Wenn die Antwort darauf die ist, dass wir um den Zölibat kämpfen müssen – sei es dafür oder dagegen – dann bin ich ziemlich deprimiert. „Nie hatte die Menschheit so viel Macht über sich selbst, und nichts kann garantieren, dass sie diese gut gebrauchen wird, vor allem wenn man bedenkt, in welcher Weise sie sich gerade jetzt ihrer bedient… . In welchen Händen liegt so viel Macht, und in welche Hände kann sie gelangen? Es ist überaus gefährlich, dass sie bei einem kleinen Teil der Menschheit liegt.“ (Laudato Si’ 104)

Die Lösung: Wir streiten über den Zölibat. Und unterstellen einander Unaufrichtigkeit. In den Worten von Kardinal Brandmüller: „Niemand wird im Ernst glauben …“. Doch, ich glaube. Im Ernst. Natürlich geht es auch um die Frage nach Zugang zu den Weiheämtern. Aber zu sagen, alles sei Show damit die Kirche wie wir sie kennen kaputt gemacht werden kann, ist schon steil.

Destruktion von Dialog

Was Kardinal Brandmüller da macht ist keine Verteidigung von Tradition, das ist Destruktion von Dialog. Seine Fixierung auf den Zölibat zeigt, dass ihm andere Kulturen, deren Fragen und Anliegen nicht wichtig sind, solange das nicht auf seine Themen zurückzuführen ist. Traurig.

Solche Stellen wird es viele geben, im Vorlauf zur Synode. Sie tragen nichts zur Lösung bei, sie sind kontraproduktiv. Am ratlosesten werden diejenigen sein, die Hoffnung haben, dass endlich ihre Fragen gehört werden. Nein, es geht wieder nur um die Fragen der Europäer. Hoffen wir, dass wir über solche Stimmen hinaus kommen. Das alleine wäre schon ein Erfolg der Synode.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Amazonien, Brandmüller, Kardinal, Papst Franziskus, Papstkritik, Zölibat87 Kommentare zu „Rechtzeitig zur umstrittenen Synode”

Wenn Geschichten Kreise ziehen

Veröffentlicht am 22. August 201617. August 2016

Soso, Kardinal Müller soll also nach Mainz. So wollen es einige Zeitungen und Internetmedien wissen. Seit etwa einem Monat zieht diese Meldung irgendwie ihre Kreise, und alle schreiben ab oder wenn sie klug sind nehmen das zumindest als Anlass, allgemein über Kardinal Müller zu schreiben.

Wenn man sich aber mal die Mühe macht, den Ursprung dieser Meldung anzusehen, dann kommt man schnell ins Lachen. Eine malaysische (!) Zeitung hatte so ziemlich alle herumschwirrenden Gerüchte in einen Artikel gepackt, Versetzungen innerhalb des Vatikan und so. Papst Franziskus habe da machen wollen, dann aber nicht getan.

Italienische Agenturen haben das dann übernommen, dabei aber geflissentlich den Unterschied zwischen Vergangenheitsform und Zukunft übersehen, aus der Meldung wurde also: Papst Franziskus will das machen. Und das wurde dann der Ursprung von allerlei Zeugs in den Medien, zum Glück vor allem außerhalb der deutschen Sprache.

 

Wirkliche Wirklichkeit

 

Recherche ist halt manchmal Glückssache.

Die neueste Geschichte dreht sich um Synode und Zölibat. Ein US-Amerikanischer Journalist, an sich sehr klug nur in Vatikan-Sachen nicht immer treffsicher, hatte herumvermutet, der Papst wolle die kommende Bischofssynode zum Thema Priester veranstalten und dabei den Zölibat debattieren. Um Unterton: dessen Abschaffung bzw. Modifizierung.

Und so zieht auch diese Geschichte nun ihre Kreise, wird kommentiert, wechselt auch gerne mal ihre Konsistenz, wird um Papstsätze – wirkliche und angebliche – angereichert und erhält so ihre eigene Realität.

Es gibt noch keine Anzeichen dafür, dass der Papst entschieden hat, worum es gehen wird, wir wissen noch nicht einmal, wann die nächste Synode stattfinden wird. Aber nehmen wir einfach mal an, es geht um irgendwas mit Priestern. Dann wird sofort diese Karte gezückt werden, der Papst wolle die Abschaffung des Zölibats debattieren. Ganz gleich, was wirklich Absicht oder Idee sein sollte, sollte das wirklich Thema werden.

Die Eigenrealität schafft dann Erwartungshaltungen, welche die tatsächliche Debatte prägen werden. Die Wirklichkeit wird sich an den Erwartungen messen lassen müssen. Irgendwie schade. Dabei ist die wirkliche Wirklichkeit interessant genug.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Bischofssynode, Gerücht, Kardinal Müller Mainz, Kirche und Medien, Papst Franziskus, Zölibat2 Kommentare zu Wenn Geschichten Kreise ziehen

Der Herr des einen Bundes

Veröffentlicht am 9. November 20119. November 2011

Gerne hören wir die Unterscheidung zwischen den beiden Bünden, dem neuen (Neues Testament, christlich) und dem alten Bund. Das soll wohl dabei helfen, die Gebote des ersten Bundes nicht zu wichtig nehmen zu müssen. Falsch! sagt unser Glaube. Falsch! sagt heute auch der Papst:

 

Generalaudienz 9. November 2011

Papst Benedikt XVI. bei einer Generalaudienz
Papst Benedikt XVI., Generalaudienz auf dem Petersplatz

Heute möchte ich einige Gedanken zu Psalm 119 oder nach anderen Zählungen 118 vorlegen. In diesem langen Gebet wird die Schönheit der Tora, des Gesetzes Gottes besungen. Als Offenbarung und Wort Gottes trägt sie eine heilende Kraft in sich, sie zeigt, wie man lebt, sie schenkt Freude und Leben. Das Gesetz Gottes drückt nicht nieder wie eine Last, es ist uns nicht wie als Knechten auferlegt, sondern es macht uns frei, zu Söhnen, wird von uns so angenommen und wird dann zur wirklichen Freude. Für den Psalmisten bedeutet das Hören des Wortes deswegen auch, ihn selbst aufzunehmen, im Wort ist Er da, ihm zu begegnen. Und so betet er: „Mein Anteil ist der Herr; ich habe versprochen, dein Wort zu beachten“ (V. 57). Das Wort „Anteil“ erinnert an die Stämme Israels, die sich das verheißene Land in Besitz nahmen und jeder sein Landstück bekam und damit fest zum Erbe Gottes gehörte, indem er ein Erbe im Land hatte. Die Leviten und damit die Priesterschaft wurde kein Land zugeteilt. Ihr Erbteil, ihr Land, war Gott selbst. So spricht der nach Numeri zum Priester Aaron: „Du sollst in ihrem Land keinen erblichen Besitz haben. Dir gehört unter ihnen kein Besitzanteil; ich bin dein Besitz und dein Erbteil mitten unter den Israeliten“ (Num 18:20). Weiterlesen “Der Herr des einen Bundes”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Benedikt XVI. Gehorsam, Gebet, Gebetsschule, Generalaudienz, Gesetz, Glaube, Gott, Psalm 119, Wille Gottes, Zölibat2 Kommentare zu Der Herr des einen Bundes

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