
Der Missbrauchs-Kongress an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom ist an diesem Donnerstag zu Ende gegangen. Zum Abschluss hatte ich die Gelegenheit, Klaus Franzl nach seinem Résumé zu befragen. Franzl ist als Personalchef des Erzbistums München und Freising mit den Fällen und deren Aufarbeitung befasst.
„Ich halte diesen Prozess ganz persönlich für einen ersten wichtigen Lernschritt: Zu begreifen, dass die Krise, wie es hier genannt wird, also der sexuelle Missbrauch von Minderjährigen ein globales Thema in der Kirche ist, das die Kirche ins Mark trifft. Und das es nichts ist, das man schnell übergehen kann. Man kann nicht schnell zur Tagesordnung zurückkehren. Wir stehen vor pastoralen, rechtlichen, personellen und vielleicht sogar strukturellen Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen.“
Der Satz „bei uns gibt es das nicht, in unserem Land, in unserer Kultur ist das anders“ ist in den letzten Jahren immer wieder gefallen, wie vor dem Jahr 2010 auch in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich. Ist das endgültig ausgeräumt?
„Ich hoffe. Es wurde hier in diesen Tagen von allen, die einen Vortrag gehalten haben, immer wieder ganz klar betont und herausgearbeitet, dass es kein regional begrenztes Thema ist, nicht nur. USA, Westeuropa, Irland. Nein, es ist ein Thema, das uns in Indien, Asien, Afrika, Nordamerika, Westeuropa betrifft, das die ganze Kirche betrifft. Ich hoffe, dass dieser Irrtum ausgeräumt ist, dass das in meinem Land, in meinem Kulturkreis, ja, in meiner Diözese nicht vorkommt.“
Haben Sie jetzt schon so etwas wie ein Resümee für sich oder über diesen Kongress?
„Ja, ein ganz kurzes und knappes Resümee: Es hat sich gelohnt, diesen Kongress zu machen. Ich bin dankbar für die klaren, deutlichen Worte, die hier von allen gefallen sind, die einen Vortrag gehalten haben, auch von höchsten kirchlichen Repräsentanten. Ich glaube, dass es eine gute Basis ist, jetzt in die Präventionsarbeit zu gehen.
Etwas was ich auch gelernt habe und was hier ganz deutlich wurde: Der erste Blick muss den Opfern gelten. Aus diesem Blick für die Opfer folgt die Notwendigkeit einer Präventionsarbeit, die wir jetzt aufbauen müssen.“