In zwanzig Jahren ist alles vorbei. Ein Interview eines Historikers zum Thema Epochenwandel der katholischen Kirche zog in den vergangenen Tagen im Netz seine Bahn, vor allem eng geführt auf Kardinal Woelki und die Vorgänge in Köln.
Dabei beschreibt Prof Kaufhold einen Wandel, der über aktuelle Krisen hinaus geht. Oder der diesen zu Grunde liegt, wie man will. Die Sonderrolle des Klerus als Heilsvermittler schwinde.
Epochenwandel der katholischen Kirche
Der Synodale Weg und überhaupt alle derzeitigen Debatten in der Kirche mögen von Missbrauch und dem – mangelhaften – Umgang damit geprägt sein, der Epochen-Bruch, den der Historiker Kaufhold skizziert, erinnert aber an den grundlegenden Gestaltwandel der Kirche.
Kurz: nichts wird mehr so sein wie früher.
Wir mögen das an Kirchenmitgliedszahlen oder besser noch Austrittszahlen fest machen. Oder an Pfarreireform. An Nachwuchsmangel. Woran auch immer, Kirche ändert sich. Und kein Synodaler Weg, aber auch kein Beharren auf dem Vergangenen wird daran irgendwas ändern. Wir müssen lernen, diesen Wandel zu gestalten.
Wandel gestalten
Und sind – jedenfalls was die Leitung angeht, so Kaufhold – nicht besonders gut darin. Die Gestaltung dieses Wandels laufe fatal, deswegen die Prognose der zwanzig Jahre, die es diese Kirche noch geben wird. Fatal, weil man als Klerus schon irgendwie das Neue will, aber am Alten festhält.
Zitat aus dem Interview in der Augsburger Allgemeinen: „Nehmen Sie nur das hilflose Konzept der sogenannten Neuevangelisierung, auf das die Kirche baut. Da stellt sich der Eindruck ein: Die Gläubigen machen etwas falsch – und der Klerus müsse ihnen beibringen, wie es richtig geht.“ Das ist nur ein Beispiel, das wäre austauschbar. Man mag das nun Klerikalismus nennen oder nicht, das Phänomen ist bekannt.
Klerus bringt bei, wie es richtig geht
Gestaltung geht anders. Nur ein Beispiel: bei einer internationalen Tagung zum Thema Priester sagte der immer wieder inspirierende Tomas Halik, dass es in Zukunft viele Weisen geben werde, Christin und Christ zu sein. Also müsse es auch verschiedene Wege geben, Priester zu werden. Und er zitiert den Apostel Paulus: Diener der Freude der Menschen solle ein Priester sein. Das ist weit weg vom Vollmachtträger des Heiligen, der irgendwie über das allgemein Menschliche Glauben hinaus ragt.
Das oben erwähnte Interview ist noch aus einem anderen Grund interessant. Es weist auf die ‚Sorge um das eigene Seelenheil‘ hin, das vor etwa 1.000 Jahren am Anfang der gegenwärtigen Form des Priesterseins gestanden habe. Sehr generell formuliert, aber wichtig ist nun einmal der Priester als Vermittler des Heiligen. Er hat eine sakrale Aura, oft überhöht, und Exklusivität.
Vermittler des Heiligen
Deswegen ist es so wichtig, dass auch im Synodalen Weg über Formen des Priesterlichen gesprochen wird. Das ist nicht nur ‚priesterliche Lebensform‘ im soziologischen Sinn, daran hängt auch die Frage, welche Rolle ein Priester im Glauben der Menschen haben soll.
Priester als Pfarrer, oft überdehnt durch die schiere Menge an Gemeinden oder die zurück zu legenden Kilometer. Priester wie ich, die etwas ganz anderes machen als Gemeindearbeit. Priester als Leiter von Gemeinden, am Altar und in der Beichte, das alles sind Scharnier-Fragen von dem, was Kirche in Zukunft sein will.
Es gilt eben nicht mehr das „Die Gläubigen machen etwas falsch …“. Es braucht eine neue Zuordnung des Priesterlichen zum Glauben der Einzelnen. Und der Gemeinde.
Das Paulus-Zitat finde ich wunderbar für jede Debatte über das Priesterliche, überhaupt für jeden Dienst in der Kirche. Deswegen abschließend der ganze Satz aus 2 Kor 1:24:
„Wir sind nicht Herren über euren Glauben, sondern wir sind Mitarbeiter eurer Freude; denn im Glauben steht ihr fest.“
Meine ersten Priester waren die Mama bzw. die Oma. So steht es aber schon seit ewig im kath. Katechismus und auch die Taufliturgie bildet das schön ab. Das ist ja das eigentliche Problem: dies findet nicht mehr statt und die Kindersender haben zwar wie in der DDR (schon wieder bin ich polemisch) das Sandmännchen restauriert, jedoch auf die Verherrlichung unserer Heiligen, die wir so dringend brauchen, gegen die Sender wirklich nicht ein.
Erst danach wurde ich zum Ministranten. Ohne die Priesterschaft in der Familie wäre ich nie in das kindliche Amt am Altar gestolpert, oder?
Der ewige Hohepriester bleibt Jesus. Die Brücke zurück zum Alten Testament hab sogar ich als Laie verstanden, da ist der Abraham in der Rolle der Tradition. Ich meine, wir sollten öfter den Hebräerbrief lesen.
Viele Laien haben ein Verständnisproblem, ob Synodalität wirklich so viel besser ist als Klerikalismus. Beides sind mal Fremdworte – griechisch oder lateinisch.
@Dietmar,
DIESE Kirche werde ich verlassen-
also die „Körperschaft öffentliches Recht“- Heinrich Böll.
NICHT die Person Jesu :
Also Die Seligpreisungen das „Vater unser“ das Brotbrechen
Aber Nachfolge geht nicht alleine, das geht – auch das gehört zu Jesus – nur in Gemeinschaft.
Herr Hopfener, ich hatte Ihnen letzten Sommer schon mal geschrieben. Ich würde mich nach wie vor freuen, wenn Sie weiterhin bleiben würden. Es wird nichts besser, wenn “alle abhauen”. Bringen Sie sich in Ihrer Pfarrei vor Ort ein, in welcher Form auch immer.
Lieber Herr Hopfener,
das würde ich sehr bedauern. Die Kirche braucht auch kritische Mitglieder wie Sie. Und Ihr soziales Engagement macht Sie meinem Empfinden nach zu einem echten Jünger Jesu, auf den die Gemeinschaft nicht verzichten kann.
@Frau Brückner@Christa
Danke für Ihre posts.
Zunächst war mein spontaner poste eine Reaktion auf@Dietmar.!!
..ABER . das war bei mir ein lange(!!) Prozess der Reflexion und auch Gespräche mit befreundeten Christen- darunter auch 2 Priester-
Ja NATÜRLICH steht der Menschensohn ganz eindeutig ganz besonders auch für die SOZIALEN BEZIEHUNGEN- und da ist gerade auch die römische Kirche in vielem beispielhaft; vielleicht sogar verstärkt durch den amtierenden Papst , der ganz deutlich auch politisch wirkt!
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Nein es ist mehr die spezielle Glaubensdoktrin der römischen Kirche(CIG.. bspw ..)
Pars pro toto :
Jungfrauengeburt( biologistich-also nicht symbolisch)
Keine WIRKLICHE Frauenemanzipation
(. Weil Jesus männlich war MUSS der Priester eben ein Mann sein..!
JPII!- dieser Mann war immerhin ein Geisteswissenschaftler
Negative Sicht der Gender Forschung mit klaren Erkenntnissen..!
Durch COVID-19 habe ich meine „ Liebe“ zu den Naturwissenschaften neu entdeckt- gerade weil hier nichts spekulatives aber ein – auf wissenschaftlicher Basis- ständiges Lernen gerade über das Virus geschieht..
(deswegen verstehen ja manche Leute nicht das Drosten im Lauf des Jahres durch verifizierte Einsichten anderes bspw. Über Masken sagt wie im März 2020.)
Also auch gläubige Naturwissenschaftler*innen
verstehen sich eher als FRAGENDE
Christen…
Ansonsten werd ich auch gern mich in diesem Blog- soweit freigeschaltet Weden- einbringen..
Das GESAMT-THEMA
Ist in einem poste nicht umfassend darstellbar- da bräuchte es schon das analoge Gespräch…
Jedenfalls war das ein langer Prozess in den letzten Jahrzehnten..
Herr Hopfener, schade, obwohl ich Ihre Entscheidung respektiere. Bezüglich Frauenemanzipation: Ich emanzipiere mich selber und bin auch – mittlerweile – selbstbewusst genug, in meiner Pfarrei den Mund aufzumachen. Da brauche ich nicht unbedingt weibliche Priester dazu ;).
Hier neben mir am Regal klebt ein Stück Papier für kleine Momente des Unterscheidens,
da steh’n Die Seligpreisungen drauf. Es heisst da:
Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen,…
Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen..
Auf einem anderen Zettelchen für denselben Zweck steht das Gebet der Theresa von Avila für den alternden Menschen: Da steht unter anderem: “Hilf mir, daß ich nicht ein alter Knasterbart werde”. Das ist mein Lieblingsgebet.
Lieber Herr Hopfener,
ich schließe mich Christa gerne an. Bei allem Bedauern über Ihren Entschluss respektiere ich selbstverständlich Ihre Entscheidung.
Sie erinnern mich sehr an meinen hier schon mal erwähnten Opa, durch den ich trotz meiner strammen katholischen Sozialisation Toleranz gelernt habe, nicht durch Worte sondern durch sein gelebtes Beispiel, und über den eigenen (kirchlichen) Tellerrand hinaus zu schauen.
Bleiben Sie uns erhalten.
@ Frau Brückner
danke !!
und ja als offener Mensch mag. Ich den Austausch
– aber aus langjähriger Erfahrung nicht mit
„ Rechts- Katholiken- AFD affin“
Die Kirche wird nicht von Kirchenfunktionären gerettet werden, die meinen, am deutschen Wesen soll die Kirche genesen.
Zum Glück gibt es die ja auch gar nicht.
Melchisedek haben wir vergessen. “Du bist Priester in Ewigkeit”
Den Melchisedek stell ich mir so als alten Schamanen vor, wie in den Wandmalereien. ich schau gerne Indianerfilme, allein wegen des Medizinmanns, der doch auch Priester ist. Da fällt mir ein, solche tollen Typen gibt es sogar für meinen jüngsten Sohn im Kinderkanal. Die Serie “Yakari” hat doch auch was Religiöses.
Er hat Abraham gesegnet, der gute Melchisedek. Das hat was von “fratelli tutti” und “Laudato si”.
Auch Melchisedek wusste, dass nach Abraham irgendwann Jesus kommen muss. Und durch das Opfer von Jesus am Kreuz rettete er viele oder alle: die Gläubigen seiner Zeit, die Gläubigen nach ihm (also uns), aber auch die Gläubigen vor ihm (also Abraham, oder Melchisedek oder Sokrates oder Adam). So zelebrieren das vereinfacht vor allem die Ostkirchen.
Rückwärts betrachtet ist das ein großer Trost: so deppert können wir uns 2021 gar nicht anstellen, dass die universale heilige Kirche ganz untergeht. Denn wir haben ja den Heiligen Geist. Dennoch sind mir viele Heilige des Mittelalters auch sehr lieb.
Auch von der Neuzeit. Hans von Balthasar ist zB für mich ein fast heiliger Jesuit. Das mag für andere nicht so relevant sein.
Eine reiche, glaubenslose Kirche wird untergehen. Auch wenn sie noch so sehr versucht, ihre Lehre so weit zu verbiegen, bis sie mit der “Lebenswirklichkeit” ihrer (heidnischen) Mitglieder übereinstimmt. Die leere Hülle, die dann bleibt, wird niemand vermissen.
Kardinal Woelki will die Fastenzeit nutzen, um über Kommunikation nachzudenken (laut katholisch.de). Eigentlich hätte dieser Prozess spätesten 2010 beginnen müssen, als der Missbrauch von den Medien thematisiert wurde. Aber
nun sind mehr als 10 Jahre vergangen und hier hat P. Hagenkord von den Untersuchungen eines Historikers berichtet, die alarmierende Erkenntnisse erbrachten: ca. 20 Jahre hat die Kirche noch, um nicht völlig marginalisiert zu werden. Eine Möglichkeit, damit umzugehen, besteht natürlich in der erprobten Methode, die für nicht relevant angesehene Aussage aussitzen zu wollen. Zeit gewonnen, alles gewonnen. Zumindest bis zum Ende der Fastenzeit.
Gegenüber dem angestrebten Zeitgewinn ist die Tatsache, dass auch fast bis dahin die einschlägige Behörde für
Kirchenaustritte in Köln terminlich ausgebucht ist, doch wohl eher nebensächlich. Man kann diesem Übel mit oft bewährten Aktivitäten wie Prozessionen, Wallfahrten etc. beizukommen versuchen. ABER: wie Gorbatschow kurz vor dem Ende der DDR sehr richtig bemerkte, dass das Leben den bestraft, der zu spät kommt.
2 Möglichkeiten aus meiner Sicht:
– Anrufung aller Heiligen und volles Vertrauen, dass der Heilige Geist unsere Bischöfe dahingehend erleuchtet, das nur
der Zeitgeist schlecht ist und die Schäfchen schon wieder auf Kurs gebracht werden können.
oder
– selbst gemeinsam mit gleichgesinnten Weggefährten etwas zu bewegen. Geldhahn zudrehen hilft immer, aber es
gibt vielleicht auch andere Wege, die natürlich dann als Abweichung vom Pfad der Tugend gelten könnten.
Mir hat mal vor Jahren ein guter Priester gesagt, dass es durchaus vorstellbar sei, dass die katholische Kirche – zumindest in ihrer jetzigen Gestalt – untergehen wird, aber nicht das Christentum als solches.
Das tröstet mich zur Zeit sehr. Und ich merke, dass ich mich allmählich auch auf etwas Neues einlassen kann, denn so, wie es jetzt ist, kann es nicht weiter gehen.
Lieber Pater Hagenkord,
nicht jetzt direkt zu diesem Blogbeitrag, und auch nur als persönliche Anmerkung: Vielen Dank für Ihr klares und informatives Interview heute (16.02.21) in domradio.de!
Und eine Frage: Wer erklärt den Römern das, was Sie den Deutschen so gut erklären??? Ich frage deshalb, weil ich nebenbei gerade mal wieder den unsäglichen Sandro Magister mit seinem “settimo cielo” lese, zum “scisma germanico non detto ma sempre incombente”. Ich weiß, was dieser Mann als “Cheferklärer” für eine Leser-/Anhängerschaft hat im Vatikan und in der CEI… Und ich weiß auch, dass deutsche Bischöfe mit ihren Erklärungsversuchen im Vatikan viel weniger weit durchdringen. Marx sowieso nicht – der war zu ruppig, Bätzing nicht – dem fehlt jedewede römische Vernetzung. Woelki wohl, aber der hat eine eigene Agenda…
Ich gehe schon überein mit Ihnen, dass der Synodale Weg geeignet sein könnte, die überfällige und unerlässliche Debatte in der Weltkirche anzustoßen. Aber bei der Voreingenommenheit, die in Rom existiert, die immer aufs Neue ideologisch und desinformatorisch geschürt wird (Magister, “the Pillar”/EWTN, Giansoldati etc etc.), betrachte ich die Chance dafür als kaum gegeben. Leider…
Bischof Bode plädiert im heutigen Interview auf katholisch.de anlässlich seines 70. Geburtstags für eine Synode in Rom für Deutschland oder Westeuropa vergleichbar der Amazonassynode.
Eine Westeuropa – Synode erscheint mir sinnvoll, aber vorläufig wegen der Pandemie noch nicht durchführbar. Andererseits hat die Amazonassynode auch nicht das erhoffte Ergebnis gebracht.
Aber wir können nicht nur in Deutschland für uns beraten, dann wird das Ganze zu keinen nennenswerten Ergebnissen führen.
Seien wir nicht zu naiv:
Es gibt noch den Teufel, der die Gruppen der Kirche AUFEINANDER und AUSEINANDER treibt.
Oder etwas weniger dramatisch, wenngleich ich keine Beweise habe:
gerade amerikanische Revolutionäre (?) des Christlich-Katholischen sehen Europa, vor allem Rom, als dekadent.
Sie wollen einen Keil (geografisch die Alpen?) zwischen Italien und Deutschland hauen. Da sollte man nicht mittun.
Diese Kräfte träuemen von einer neuen Weltzentrale in … NEW YORK.
und da sag ich aber jetzt als Traditioneller sofort. Nix da, Ami go home. Daher ist mir ab und an auch das Römische im lateinischen Dialekt so lieb.
Wir alle sind Brüder: der Deutsche, der Pole, der Österreicher, der Norditaliener, der Römer, der Sizilianer
Ja, solche Geschichten gibt es teilweise.
Bleiben wir wachsam, und schützen wir einander vor dem einzigen Feind: dem Teufel.
der Liberale in der Kirche möge den Konservativen schützen
Und der Konservative den Liberalen.
Wir beginnen die Fastenzeit mit dem Empfang des Aschenkreuzes: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“ (vgl. Gen 3,19).
Der Staub auf unseren Häuptern bringt uns zur Erde zurück, er erinnert uns daran, dass wir von der Erde kommen und zur Erde zurückkehren werden. Das heißt, wir sind schwach, zerbrechlich, sterblich. Aber wir sind der von Gott geliebte Staub.
Franziskus zum Aschermittwoch
Wir sollten das suchen für oder gegen die Kirche – je nach Lage. Aber einen besseren Prediger als Jorge Mario Bergoglio wird man wohl lange suchen müssen.
Warum seid Ihr nicht zufrieden damit?
Würde ich einen geistlichen Begleiter suchen, Franziskus wäre das Beste, was mir passieren könnte. Aber er ist nun einmal der Papst, ausgestattet mit Unfehlbarkeit und Jurisdiktionsprimat, der von mir “unbedingte Treue zum Lehramt und zur Hierarchie” erwartet. Das passt für mich immer weniger zusammen. Mit dem Vorwurf mangelnder Treue zum Lehramt und zur Hierarchie hat die Glaubenskongregation 1984 die “Kirche der Armen”, d.h. die Befreiungstheologie und die Basisgemeinden in Lateinamerika erfolgreich ausgebremst. Was erwartet uns 2021 in Deutschland? Mit dieser “Treue” immunisiert sich Rom gegen jede Veränderung. Franziskus ist eben nicht nur ein begnadeter Prediger und wohl auch ein tief spiritueller Mensch, er ist auch ein Kirchenfürst und in dieser Hinsicht sehe ich keinen Unterschied zu seinen Vorgängern. Keine Demokratie, keine viri probati, keine Frauenweihe etc. Das sind die zwei Gesichter seines Pontifikats, die für mich zunehmend schwierig werden.
Ein “Historiker”, der sich als Prophet eines Untergangs betätigt? Wenn ein Historiker das tut, was sein Fach ist, sehr gut. Ein Historiker beginnt mit der Arbeit, wenn die Archive geöffnet werden, das ist sein Arbeitsfeld. Wenn er für die Zukunft den Untergang vorhersagt, da ist was schief gelaufen. Die vergangene Zeit, die ein Historiker erforscht, ist schon untergegangen, nämlich vorbei. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit zu lernen ist ein anderes Thema, nicht unbedingt das, was die Historiker so gelernt haben und können. Und noch eine Frage wäre, ob es Menschen gibt, die das wollen, und noch mehr, ob es solche gibt, die es können. Um die Zukunft zu gestalten, soviel kann man vielleicht aus der Vergangenheit lernen, braucht es Menschen, die ohne Zaudern auf einem guten Weg vorangehen und solche, die nachfolgen.
Mich würde mal interessieren, warum oft blitzschnell so ein Hass aufkommt bei Nichtchristen oder Christen, wenn von christlichen Ideen oder Kirche die Rede ist. Ein Haar in der Suppe ist von so einer Hass-Position aus immer ganz schnell gefunden. Jeder ist natürlich im Recht und, wie so oft bei vielen Menschen, wenn sie einen Fehler gemacht haben, dann machen sie es grad nochmal, oder extra oder sogar noch schlimmer und sind voll im Recht dabei! Das gibt`´s ja auch innerhalb der Kirche. Wenn dann ein Priester als Träger der Freude oder als ein Prophet der Freude daherkäme! (z.B. mit den Seligpreisungen)!
Kürzlich mal in einem Bergdorf, etwa 2T m hoch, da hat der Priester an Lichtmeß allein eine Prozession durch die dunkle Kirche gemacht nur mit einer Kerze und dabei das Lied des Maleachi gesungen, des letzten Propheten, Das war stark! Das hat einen getragen und hatte Bedeutung!
Es gab mal einen klugen Mann in schwieriger Zeit: Friedrich Hölderlin, 1803, ein Jahr nach der großen Säkularisation hat er dieses Gedicht geschrieben. Und es mag auch jetzt helfen, auf den Boden zu kommen.
Die Liebe
Wenn ihr Freunde vergeßt, wenn ihr die Euern all,
O ihr Dankbaren, sie, euere Dichter schmäht,
Gott vergeb es, doch ehret
Nur die Seele der Liebenden.
Denn o saget, wo lebt menschliches Leben sonst,
Da die knechtische jetzt alles, die Sorge, zwingt?
Darum wandelt der Gott auch
Sorglos über dem Haupt uns längst.
Doch, wie immer das Jahr kalt und gesanglos ist
Zur beschiedenen Zeit, aber aus weißem Feld
Grüne Halme doch sprossen,
Oft ein einsamer Vogel singt,
Wenn sich mählich der Wald dehnet, der Strom sich regt,
Schon die mildere Luft leise von Mittag weht
Zur erlesenen Stunde,
So ein Zeichen der schönern Zeit,
Die wir glauben, erwächst einziggenügsam noch,
Einzig edel und fromm über dem ehernen,
Wilden Boden die Liebe,
Gottes Tochter, von ihm allein.
Sei gesegnet, o sei, himmlische Pflanze, mir
Mit Gesange gepflegt, wenn des ätherischen
Nektars Kräfte dich nähren,
Und der schöpfrische Strahl dich reift.
Wachs und werde zum Wald! eine beseeltere,
Vollentblühende Welt! Sprache der Liebenden
Sei die Sprache des Landes,
Ihre Seele der Laut des Volks!
(Friedrich Hölderlin, 1803)
@Stephan
Einem Historiker, dessen Forschungen auf dem Gebiet des Epochenwandels liegen, sollte man kompetent und nicht mit der Rezitation noch so schöner und ergreifender Verse entgegentreten. Die Thesen Kaufholds zeichnenein Bild, vor dem keiner den Kopf in den Sand stecken kann. Mit wehenden Fahnen unterzugehen, mag einigen unter uns ehrenvoll erscheinen, aber KIRCHE geht anders, es sei denn, die mitunter besprochene Entkopplung Kirche-Christentum vollzieht sich im Rahmen des epochalen Wandels von unten.
Danke für den Kommentar. Ich wollte Ihnen noch vorschlagen zu bedenken, daß es verschiedene Weisen des miteinander Umgehens geben kann. Eine ist sicher jd. “entgegentreten” Ich habe mich nicht so sehr mit dem “Historiker” beschäftigt. Es wird bestimmt interessant werden, wenn einmal die Historiker in 30 Jahren, wenn dann alles vorbei gewesen sein wird, alles erforschen werden über die jetzige Zeit. Mir erschien ein starker trivialer Aspekt in der zitierten Äußerung, dass alles vorbei sein wird, so etwas zieht sich durch die Geschichte, Thukydides schon schrieb so z.B.. Ich stamme aus einer Familie in der viel erzählt wurde, so daß meine “Erinnerungen” aus oral history etwa bis 1850 zurückgehen. Da habe ich gelernt, daß es immer wieder Leute gab, die den Weltuntergang prognostiziert haben, andere haben ihn praktiziert, dritte wollten dem Untergang besonders schlau entgegentreten und haben ihn dadurch eingeleitet (z.B. Bismarck mit den Sozialistengesetzen das dritte Reich.) Sehr klug war Schiller als Historiker. “Ein Führer der seine Interessen verfolgt und nicht die der Menschen, zerstört die Zukunft”. Auch war Schiller sehr klug, die Zukunft vorauszusagen: “Die Zukunft bringt Gutes und Schlechtes”. sehr weise gedacht. Ich wollte nur draufhinweisen, dass die Aussage des Historikers eher banal, ohne geistigen Gehalt ist, im Ggs zu Pater Hagenkords Gedanken an den Priester, der die Freude der Gläubigen trägt und schließlich ein starkes eigenes Erlebnis hinzufügen aus einem Alpendorf, wo der Priester Maleachis Lied singend in einer Prozession die Freude und die Hoffnung der ganzen Gemeinde in seinen Händen durch die Kirche aus dem Alten Bund in den Neuen Bund trug. Und ich wollte ergänzen, wie kreativ Hölderlin mit der damaligen Krise der Säkularisation umging. Ich lebe im Gebiet der früheren Sowjetunion. Was meinen Sie, wie wichtig und bedeutsam den Menschen dort der Glaube und die Kirche waren und heute sind und wie sie die schätzen im Gegensatz zu den oft gierig, mäkelig erscheinenden Deutschen, die oft zu denken scheinen, das alles nicht zu brauchen, und dabei sind sie in solcher Not! Und brauchen sie so sehr!
@ Stephan,
sehr interessant, was Sie aus Russland berichten. Handelt es sich bei der dort sehr geschätzten Kirch um die russisch -orthodoxe Kirche.
Generell geht es mir auf die Nerven, dass man sich in Deutschland bei JEDEM Problem als den Retter der Welt fühlt.
Sei es die säkulare Politik (Klima, Migration, Euro, EU) oder die Kirchenpolitik mit dem Versuch, die rk Kirche von Deutschland aus zu reformieren.
Auch die Amazonassynode wurde noch vor ihrem Beginn von der Kirche in Deutschland für eigene Ziele vereinnahmt. Man hoffte seinerzeit, dass “der Amazonas” viri probati bekommen wird und wir und dann flugs dran hängen können.
Wobei ich zugeben muss, dass ich bei der Amazonassynode genauso gedacht habe. Aber ich habe wenigstens nicht behauptet, dass mir die Probleme der dortigen Kirche und generell der Region und ihre Menschen so sehr am Herzen läge, dass diese mein ausschließliches Interesse an dieser Synode seien.
Ich habe allerdings für mich persönlich daraus gelernt, dass die Kirche in Deutschland nicht der Nabel der Weltkirche und schon gar nicht des Christentums ist.
Deswegen sehe ich den synodalen Weg jetzt als neutrale Beobachterin.
Danke für Ihre Antwort. Ich lebe gar nicht in Russland. Die frühere Sowjetunion wurde, meine ich, zuletzt von den Nazis Russland genannt, dann Sowjetunion. Das war eine imperiale Diktatur, die sich zahlreiche Länder und Völker einverleibt hatte, unterdrückt und z.T. Völkermord begangen hat. Wir nennen heute Menschen, Länder und Völker beim Namen, das ist menschlich. Einige der Länder, die sich z.T. mutig, auch in blutigen Kämpfen mit zahlreichen Toten inzwischen befreit haben, sind: Estland, Lettland, Litauen, Weissrussland, Ukraine, Moldawien, Georgien, Armenien, Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan, Aserbaidschan, Turkmenistan, Usbekistan, einige dieser Länder sind quasi noch Marionetten Russlands mit einer brutalen Diktatur. Aus den meisten dieser Länder kenne ich Menschen.
Leider kann ich gar nicht verstehen, was Sie schrieben, wer sich mit welchem Problem in Deutschland als Retter der Welt fühlt oder die katholische Kirche von Deutschland aus reformieren möchte, da Sie das nicht begründen, wie es heutzutage ja üblich ist. Die erwähnten Beispiele sind doch internationale Vorhaben oder Probleme, wo die meisten Deutschen heute froh sind, dass ihr Land mit am Tisch sitzen darf und dankbar, dass sie etwas zur Lösung z.B. der schweren Not der Flüchtlinge beitragen dürfen.
War denn die “Kirche in Deutschland” bei der Amazonassynode dabei? Ich habe das gar nicht mitbekommen, es wurde nicht darüber berichtet. Bestimmt wäre darüber berichtet worden, wenn die Amazonassynode von der Kirche in Deutschland vereinnahmt worden wäre. Vielleicht ein Mißverständnis. Ich freue mich aber sehr und beglückwünsche Sie, daß Sie gelernt haben, daß die deutsche Kirche nicht der Nabel der Weltkirche und schon gar nicht der Christen ist.
Das ist nämlich interessant, andere kennenzulernen! Andere können auch etwas,sind auch wichtig und tun auch etwas wichtiges! Litauen z.B., wo ich lebe, ist sehr tolerant und unterschiedlich. Die r.k. Kirche ist wichtig, ca. 70 % d. Bevölkerung, die orthodoxen Kirchen, die evangelischen (von beiden gibt es mehr als eine), es gibt dort auch die Karaim, Moslems und nach dem Holocaust wieder Juden. Es gibt heidnische Gruppierungen, Kulte und Sitten, manche heidnische Sitten sind in den Gottesdienst integriert, andere, nichtintegrierte werden toleriert. Toleranz zwischen Religionen und verschiedenen Völkern und Akzeptanz der anderen sind traditionell sehr wichtig, ebenso wie das Helfen nicht nur in der Not und die Aufrichtigkeit im Miteinander und ein Mindestmass an menschlicher Güte. In der Sowjetdiktatur und Besetzung des Landes mit Verbot und Verfolgung der Kirche, wurde der Glaube heimlich und unter Gefahr praktiziert und die Kirche galt als Ort der Menschlichkeit und der Hoffnung und der Ordnung und des Schutzes. Die Litauer sind jetzt sehr froh über die Unabhängigkeit, die Mitgliedschaft in der EU und, daß sie obgleich ein armes Land, so viele Flüchtlinge, vor allem auch aus der Ukraine bei sich beschützen und aufnehmen können.
Ich finde es wie Sie auch sehr interessant, vom eigenen Nabel wegzuschauen und andere Menschen kennenzulernen, ihre Denkweisen, auch ihre Art zu glauben, ihre Kultur, ihre Sprache, ihre Geschichte, ihre Literatur, Poesie und Musik und lieben zu lernen. Ihnen auch viel Glück und Freude auf diesem Weg.