„Christus stets treu in Armut, Keuschheit und Gehorsam nachfolgen.“ Eigentlich hatte ich vor, die Twitter-Botschaften des Papstes hier nicht zu thematisieren, schließlich gehören die in ein eigenes Medium. Aber: besser als in diesem Satz kann man das Ordensleben nicht zusammen fassen.
Die Kirche begeht den 2. Februar als Tag des geweihten Lebens. Das ist zwar nicht identisch mit Ordensleben, weil das auch andere Formen des Lebens umfasst, aber die Richtung ist aber schon einmal richtig.
Es geht um Hingabe auf eine Art und Weise, die vielleicht nicht der normale Weg eines Menschen ist. Der Lebensweg der Orden ist so alt wie der Glauben und keineswegs auf das Christentum beschränkt. Leben unter Gelübden oder Versprechen in Gemeinschaft oder allein ist eine Frage der Nachfolge. Es geht nicht um einen selber, um Selbstverwirklichung oder Vervollkommnung. Es geht um Christus.
Je länger diese Form auch die Form meines eigenen Lebens ist, desto mehr festigt sich bei mir die Überzeugung, dass keine Antwort eines Menschen dem Anruf Gottes in der Form gerecht wird, dass man sagen könnte, sie entspreche dem, was wir ‚Berufung’ nennen. Wir begreifen unsere Gemeinschaften als vom Heiligen Geist inspiriert, von der Gemeinschaft der Glaubenden akzeptiert und an der Schrift ausgerichtet. Trotzdem hat das alles seine Schwächen, es greift zu kurz.
Mönche wollten sich aus der Welt zurück ziehen und arm leben, werden aber allein durch die Organisation der Gemeinschaft ökonomisch reich. Der Wohlstand der Bettelorden, die Individualismen der Jesuiten, die Selbstständigkeit der Mönchsorden, all das zeigt, wie schwach unsere Antwort auf die ‚Berufung’ dann doch ist.
Die Stärken und die Schwächen
Ordensleben lebt man deswegen nicht, sondern versucht es, immer neu, jeden Tag neu. Hier liegt vielleicht heute der Zeugnischarakter dieser Lebensform. Es ist kein perfektes Christenleben, kein vorbildhaftes Christenleben, sondern in seiner Unfertigkeit und seiner Mühe Bild dessen, was Christentum heute bedeutet.
Unsere christliche Form des Ordenslebens wird wahrscheinlich am Besten vom Kreuzgang bezeichnet. Man geht im Kreis und doch geht man immer weiter, weiter auf seiner innere Pilgerreise und so ist man beim nächsten mal an derselben Stelle angekommen nicht mehr derselbe wie davor.
Das liest sich jetzt vielleicht wie das Leben im Hamsterrad oder Goldfischglas, meint das aber ganz und gar nicht. Wer stehen bleibt oder meint, sein Ordensleben zu haben, hat es schon nicht mehr. Der Ruf, das sich Stellen der eigenen Tradition, die eigenen Fragen, die eigenen Schwächen, das alles verändert Ordensleben jeden Tag. Und das ist gut so.