Warum, warum, warum können Journalisten ohne Klischees nicht auskommen? Ich weiß, es klingt oberlehrerhaft und herablassend, aber es kann doch nicht sein, dass Denken und Recherche plötzlich aus der Mode gekommen sind.
Mein tägliches Beispiel kommt von dem von mir ansonsten sehr geschätzten NCR:
The U.S. bishops‘ conference has named a Jesuit known for conventional views on marriage and sexuality as its new doctrinal watchdog, replacing a key staffer behind several controversial criticisms of theologians in recent years.
Fr. Peter Ryan will become executive director of the bishops‘ secretariat of doctrine and canonical affairs in August, the conference announced Wednesday.
The appointment, which comes as the bishops‘ conference prepares a change in its top leadership in the fall, may be a sign of what stance the bishops will take toward those who hold more progressive viewpoints under the new pontificate of Pope Francis.
Da ist alles drin: man kennt ihn als Inhaber von traditionellen/konventionellen Ansichten in den Bereichen, die scheinbar die Lackmustests in Sachen Modernität ausmachen: Sexualität und Ehe. Kontroverse wird eingeflochten, wenn es um seinen Vorgänger geht. Und dann der Killer: es könnte sein (Konjunktive verschleiern das Fehlen von Informationen), dass es um eher progressive Ansichten geht, vermischt mit der Anspielung auf das neue Pontifikat.
Klischees halt. Wikipedia zitiert die Definition von Klischee so:
„[Klischees sind] vorgeprägte Wendungen, abgegriffene und durch allzu häufigen Gebrauch verschlissene Bilder, Ausdrucksweisen, Rede- und Denkschemata, die ohne individuelle Überzeugung einfach unbedacht übernommen werden.“
Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur. Stuttgart 1970.
Schade. Wieder eine vertane Chance.
Und für alle, die mich langsam für einen Meckerer halten: Ich meckere nur, wenn mir was am Herzen liegt. Die vielen anderen, die einfach nur schlecht sind, ignoriere ich noch nicht einmal.