Theologische Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal: Endlich greift die Debatte auch diese Dimension vermehrt auf. Der Salzburger Theologe Gregor Maria Hoff hat sich in einem Interview dazu geäußert, in der FAZ. Und überrascht mit dem Gedanken an eine Synode gegen Missbrauch.
Immer mal wieder habe ich hier im Blog die Frage gestellt, wo angesichts von Missbrauch die Theologie ist, was die Theologie zu sagen hat. Jetzt, einen Monat vor der Konferenz im Vatikan zu Kinderschutz und Aufarbeitung, möchte ich das noch einmal aufgreifen.
Synode gegen Missbrauch
Überraschend an den Gedanken Hoffs fand ich vor allem den Schluss. „Was jetzt in Deutschland ansteht, ist eine Synode“. Nicht im Vatikan, er meint damit nicht die Konferenz im Februar, sondern eine Synode auf Level der Ortskirche. Der Grund für seinen Ratschlag: es braucht eine Analyse der Probleme. Und da er nach eine Synode fragt, darf man das so lesen: es braucht eine gemeinsame Analyse der Probleme.
Synodalität also praktisch, im Einsatz. Jede Form des Missbrauchs, also auch die katholische, habe seine Besonderheiten, sagt Hoff. Durch, Strategien der Verschleierung und Möglichkeiten von Missbrauch. Wo liegt in der Kirche das systematische Problem?
Synodalität im Einsatz
Hoff spricht von der „wechselseitigen Sakralisierung von Amt und Person“ beim Priester und dann davon, dass die Kirche eigentlich eine differenzierte Theologie der Macht entwickelt habe. Kern müsse die Botschaft Jesu bleiben. Wenn die verdeckt würde, dann sei das – so lese ich Hoff – eine deutliche Problemanzeige.
Ich mag an dieser Stelle nicht das ganze gar nicht so lange Interview wiedergeben. Aber wie gesagt hat mich der Schlussgedanke überrascht. Und auch wieder nicht. Weg vom übereinander reden, hin zum miteinander analysieren. Natürlich ist auch das kein Zauberstab, aber ein mögliches Element zur Aufarbeitung und auch zum Verstehen dessen, was da in der Kirche über Jahrzehnte passiert ist. Und zum Verstehen der spezifisch katholischen Variante dieser Verbrechen.
Ich weiß gar nicht, ob damit überein gehe. Ob eine Synode jetzt und heute (schon) der richtige Schritt ist. Aber ich freue mich über die Debatte. Papst Franziskus hat die Synodalität immer wieder als Weg voran bezeichnet. Hier finde ich ein mögliches Anwendungsbeispiel. Theologisch wichtig und praktisch möglich.
Vielleicht wäre das ja was.
Ich konnte zwar nur die ersten Zeilen des Artikels in der Verlinkung zur FAZ lesen, aber die sachliche und klare Botschaft von Herrn Hoff gefällt mir. Ein guter Anfang, und damit meine ich nicht nur den Artikel.
Konnte den FAZ Artikel leider auch nicht lesen. Aber auch ich möchte dazu ermutigen der Wahrheit “ehrlich und gemeinsam” ins Auge zu blicken.
Wer Schuld auf sich geladen hat, den soll man (1) in geschwisterlicher Liebe darauf aufmerksam machen und er soll (2) tapfer der weltlichen Gerichtsbarkeit ins Auge blicken (3) im Bewusstsein, dass wir ihn in der Stunde der Wiedergutmachung nicht im Stich lassen.
“Die Wahrheit wird Euch frei machen”.
So oder so ähnlich wäre meiner Meinung der christliche Ansatz.
Der Rest ist dann eine Frage, wie man es organisiert.
Meint
Euer Christoph
Und eine weitere Frage ist natürlich, ob man strukturelle Verbesserungen vornehmen kann, um das Problem in Zukunft einzudämmen.
Dies möchte ich als Laie aber nicht kommentieren.
Über gewisse Dinge darf in der Katholischen Kirche nicht öffentlich geredet werden.
Das galt schon immer, und das gilt heute noch.
Darf ich fragen, was sie damit sagen wollen?
Liebe Melani,
Falls Sie darauf anspielen, dass ich diese möglichen strukturellen Verbesserungen nicht kommentieren WILL, dann möchte ich klarstellen, dass es mir niemand verboten hat.
Es ist nur so, dass ich als Ehemann und Vater nicht viel verstehe vom zölibatären Leben und mich in diese Fragen aus Mangel an Kompetenz nicht einmischen MÖCHTE.
Ich würde mich genauso gut bevormundet fühlen, wenn mir ein zölibatär lebender Mensch in Fragen der Sexualität “gute Ratschläge” geben würde.
Liebe Grüße
Christoph
Fanke!
Verstanden.
Synodalität ist in diesem Zusammenhang sicher kein Allheilmittel. Sie könnte aber den vielfach begonnenen Weg des Miteinander in der katholischen Kirche weiter befördern und dadurch zwangsläufig alte Denk- und Handlungsstrukturen aufbrechen. Dazu bedarf es aber auf Diözesanebene offener und fortschrittlich denkender und handelnder Bischöfe, die bereit sind das Kirchenfolg zu hören, zu beteiligen und dann davon auch möglichst viel umzusetzen. Umgekehrt führt das bei den Ehrenamtlichen auch zu einer erweiterten Sichtweise bestimmter Probleme und dem Gefühl nicht nur arbeiten zu dürfen sondern auch Verantwortung mit zu tragen. Also, mehr Offenheit wagen!
“vielfach begonnenen Weg des Miteinander in der katholischen Kirche weiter befördern”
Etwas unklar, was da gemeint ist.
In Bezug auf das Missbrauchsthema ist ein Weg des Miteinander eher wenig zu erkennen.
Ist aus meiner Sicht eher so, dass sich verschiedene Gruppierungen innerhalb der Gruppierung auf einen gemeinsamen Weg und dann ggf. innerhalb ihrer Filterblase denken, dies sei DER gemeinsame Weg, während die verschidenen Gruppierungen innerhalb der RKK eigentlich Wege in verschiedene Richtungen gehen.
Ähnlich in Bezug auf das Hören auf das “Kirchenvolk”; da hört vielleicht mancher Bischof gerade nur Leuten mit bestimmten Haltungen zu und vermeint dann, das sei das ganze “Kirchenvolk”, und der nächste Bischof hört anderen Leuten zu und vermeint ebenfalls, das sei das ganze “Kirchenvolk”, obwohl beide nur in jeweils andere Filterblasen reinhören.
Wenn man eine so negative Grundeinstellung hat, dann muss man zwangsläufig alles negativ auslegen. Auch mir gefällt nicht alles in dieser Kirche aber ich versuche meinen Beitrag dazu zu leisten, dass sich da etwas ändert. Eine Situation oder eine Entwicklung beklagen hilft wenig. Vielleicht versuchen Sie es einmal mit dem Mut, den Johannes XXIII. hatte. Wir haben jedenfalls einen Erzbischof der bereit ist, auf das Kirchenvolk zu hören und der jetzt gerade wieder von sich aus um die Meinung und die Mithilfe des Kirchenvolks zum Thema Kirchenentwicklung 2030 gebeten hat. Ein Erzbischof der den ernstahften Willen zeigt, auch im Bereich Missbrauch in der Kirche schonungslos aufzuräumen. Was wollen wir eigentlich mehr? Veränderungen brauchen Bereitschaft auf beiden Seiten. Nur um diese Bereitschaft zu sehen, muss man sie auch sehen wollen!
“Wenn man eine so negative Grundeinstellung hat, dann muss man zwangsläufig alles negativ auslegen.”
Was ich gesagt habe, war eine Behauptung darüber, was vor sich geht. Die Behauptung kann stimmen oder nicht oder teilweise stimmen oder irgendwas.
Aber eine Behauptung ist keine “Grundeinstellung”.
Und die Behauptung ist nicht völlig ohne Beleg, z. B. hat gerade Pater Hagenkord hier vor kurzem einen Beitrag verfasst, aus dem eben deutlich hervorgeht, dass es divergierende Ansätze zum Thema Missbrauch bereits bei der Begriffswahl und rudimentären Dateninterpretation gibt:
https://paterberndhagenkord.blog/missbrauch-verstehen-kinderschutz-vatikan/
“auf das Kirchenvolk zu hören”
Eine extrem negative Grundeinstellung habe ich allerdings in Bezug auf Begriffe mit “…volk…”; nicht weil mich solche Begriffe an sich stören; sondern weil für mich selten klar ist, wer gemeint ist, Verwender dieses Begriffs es selten präzisieren und auch gerne mal darin – häufig unabsichtlich und unbewusst – das sehen, was zufälligerweise genau zu ihren Herzenswünschen passt.
Das ist wenigstens in der Politik so, aber ich fürchte nicht nur dort.
Aber ich muss schon etwas zubilligen:
“Wir haben jedenfalls einen Erzbischof der bereit ist, auf das Kirchenvolk zu hören und der jetzt gerade wieder von sich aus um die Meinung und die Mithilfe des Kirchenvolks zum Thema Kirchenentwicklung 2030 gebeten hat. Ein Erzbischof der den ernstahften Willen zeigt, auch im Bereich Missbrauch in der Kirche schonungslos aufzuräumen.”
Nur weil 100 Leute vorher da Begriffschluderei betrieben haben, muss das beim 101. nicht auch so sein; also hoffen wir mal, dass das dem ungenannten Erzbischof gut gelingen mag.
jegliche Ausgrenzung, auch in Teilen, schafft Unheil !!
Das betrifft ganz besonders die Sexualität in deren ganzen Vielfalt.
Wenn noch um dieses Thema, wie um einen heißen Brei herum geschlichen wird, ändert sich nicht wesentlich etwas.
Nur eine Synode, die offen, ehrlich und tabulos an die Sexualität mit all deren Facetten heran geht, bringt Heilung, entzieht unheilvollen, bisherigen Lehrmeinungen, Weltbildern und verklemmter Ethik die Nährböden.
Sonst wird auch diese Synode blos zum “Arbeitskreis wenn man nicht mehr weiter weis”, wird nur ein weiteres “Feigenblatt”in der in jahrhunderten angesammelten Kollektion von Feigenblättern, von Schattenthemen.