„Die Realität ist in Wirklichkeit ganz anders.” Eine geniale Aussage eines meiner Geschichtsprofessoren in Gießen, Peter Moraw. Und ihre Wahrheit dieser Einsicht wird immer wieder unter Beweis gestellt, zum Beispiel bei einer Tagung von Journalisten von öffentlich-rechtlichen Sendern, an der ich in dieser Woche für Radio Vatikan teilgenommen habe.
Eingeladen war Hans Rosling, „the man who brought sexy to statistics“. Ein schwedischer Professor, der an seinem Institut eine Software entwickelt hat, um statistische Daten zur Entwicklung der Welt nutzbar zu machen, darstellbar und auswertbar. Und der exerzierte nun mit uns Journalisten durch, wie schlecht wir über unsere Welt Bescheid wissen. Einige ältere Vorträge von Rosling kann man als TED-Auftritte im Netz sehen.
Peinlich war das schon, vor allem, wenn man in die gequälten Gesichter der Kolleginnen und Kollegen blickte, die vor allem Außenpolitik und Entwicklung und dergleichen Geschichten machen.
Rosling brachte uns zum Beispiel bei, dass die Anzahl der Kinder auf dem Planeten nicht mehr wächst. Vorher hatten wir das völlig anders eingeschätzt. Die Weltbevölkerung wächst, aber die Anzahl der Kinder bleibt etwa konstant. Ähnlich ging es uns bei Annahmen zu Alphabetisierung, bei Impfungen oder sonstigen Daten über die Weltbevölkerung.
Seine Analyse: Das Problem ist nicht, dass es keine Daten gäbe, sondern dass wir – Journalisten – mit fertigen Vorstellungen dort heran gehen. Man muss nicht alles einkaufen, was Rosling anbietet, manchmal gleitet er in den naturalistischen Fehlschluss und macht moralische Aussagen, wo es nur statistische Daten gibt. Aber trotzdem ist es ein Augenöffner.
Also: Augen auf! Wer sich die Welt so zusammen legt, wie sie seinen Vorstellungen entspricht, der wird bitter enttäuscht werden. Denn die Realität ist in Wirklichkeit ganz anders.
Und zum Schluss: Warum Religion keinen Einfluss hat auf die Anzahl von Kindern. “Religion has very little to do with the number of babies per woman. All the religions in the world are fully [able] to maintain their values and adapt to this new world.”
Naja, ob das gerade “sexy” ist… Prof. Rosling ist jedenfalls sehr witzig und Feuer und Flamme für sein Fach. Das ist ja schon einmal sehr erfreulich.
Aber es gibt ja auch Statistiken die besagen, dass Frauen Humor äußerst sexy finden… also insofern würde das schon wieder stimmen. Aber vielleicht gibt es dann wiederum eine Statistik von Prof. Rosling, die angibt, dass die “Frauenzeitschriften” diesbezüglich irren würden und uns (Frauen) an der Nase herumführen (sollen?). Uiuiui 🙂
Laut Dr. Michael Blume bestehe allerdings durchaus ein Zusammenhang zwischen der Religiosität einer Frau und den “babies per women”. Seine Forschungsergebnisse zeigen auf, dass Frauen die religiös sind in besonderer Weise auch sehr viel mehr Sozialkompetenz besäßen und dies führe vermehrt zum Wunsch nach Familengründung und einer größeren Anzahl von Nachwuchs. Das klingt eigentlich recht überzeugend, aber vielleicht irrt er ja auch.
Ja, ja, die sog. Realität… es ist nicht einfach mit ihr! Im Deutschen ist sie weiblich… Wäre interessant in welchen Sprachen die Realität ein männliches Genus hat.
Bitte den Vortrag direkt an die Bischofskongregation senden.Womit gesagt wäre, dass die Frage auf dem Fragebogen nach Vorschlägen, wie mehr Kinder geboren werden könnten, beantwortet wäre: Da nützt alle Humanae vitae Ideologie nichts.
Sie, Pater, ich muss Sie auf etwas aufmerksam machen: Die Überschrift die Sie hier gewählt haben ist eine äußerst unglückliche.
Aus lauter Langeweile habe ich gerade “Augen auf!” gegoogelt (weil mir das irgendwie bekannt vorkam) und da ist mir aufgefallen, dass so eine seltsame deutsche Band (Oomph heißt die… oder so) ein ziemlich schräges Lied mit diesem Titel fabriziert hat. Komisch, nicht?
Viele Studien haben gezeigt, dass Menschen die Realität hoffentlich sehr stark durch ihre Wertvorstellungen filtern. Ich hab für mich herausgefunden, dass die christlichen Wertvorstellungen mir oft sehr dabei helfen und Probleme zu beheben. Sie formen somit meine Realität.
Mehr Kinder könnten geboren werden, wenn die Familien finanziell besser abgesichert werden.
Wer über Jahre hinweg immer nur einen zeitlich befristeten Arbeitsvertrag bekommt, der wird kaum Mut zu Kindern haben.
Seit der Einführung von Hartz IV hat sich die finanzielle Lage vieler Familien verschlechtert.
Auch müsste es mehr große, bezahlbare Wohnungen für Familien geben.
Dazu eine Ergänzug: http://www.sopos.org/aufsaetze/526e24f618226/1.phtml
@Verruschka
Sie sollten Ihre eigenen Phantasienen nicht auf Pater Hagenkord projezieren…
Religion hat keinen Einfluss auf die Kinderzahl, das wäre wirklich eine neue Erkenntnis.
Verstehe aber diesen Artikel nicht ganz
@Pater Hagenkord
Woran haben Sie bei diesem Artikel persönlich gedacht, wenn Sie äußern:
“Also: Augen auf! Wer sich die Welt so zusammen legt, wie sie seinen Vorstellungen entspricht, der wird bitter enttäuscht werden. Denn die Realität ist in Wirklichkeit ganz anders….”
Ein Unfall, vier Augenzeugen, vier Versionen ein und es selben Ereignisses. Die Verhaltensforschung kann hier entscheidende Hinweise geben. Urteilen Sie persönlich nicht auch immer subjektiv?
Ist Wahrheit nicht subjektiv?
Ist Glauben nicht subjektiv?
Sie, wenn diese schreckliche Gruppe in meinen Phantasien vorkommen würde, dann wär’ ich wirklich krank. Aber, das Lied kennt man doch… das hat vor kurzem Heino parodiert.
Und das mit den Kindern und der Kirche ist nicht meine Idee sondern das sind Forschungsergebnisse: Dr. Blume – der im Fernsehen darüber gesprochen hat – hat dazu sicherlich auch etwas hierzu publiziert.
Und: Selbstverständlich alludierte Pater Hagenkord nicht darauf!!! Gott bewahre, nein!!! Ich fand das einfach nur zum Schmunzeln.
Sie verstehen doch Spaß, Herr Magister?