Es ist meine Lieblingsfrage. In Interviews vor allem nach Papstreisen, Tagungen oder dergleichen frage ich gerne Beteiligte danach, was sie gelernt haben. Das ist meine Art zu fragen, was das Ganze gebracht hat. Weiß jemand persönlich jetzt etwas, was er oder sie vorher nicht wusste? Gibt es eine neue, den Horizont erweiternde Frage. Genau diese Frage bekam in der ZEIT diese Woche auch Bischof Peter Kohlgraf aus Mainz gestellt: Was habe er über sich und die Kirche durch den Missbrauchsskandal gelernt? (Interview aus der Beilage Christ&Welt ist noch nicht online verfügbar).
Bischof Kohlgraf spricht vom Zusammenhang Lehre – Leben, aufgehängt an der Sexualmoral: „Wir müssen uns von der Hybris verabschieden, ganz genau zu wissen, was in jeder Lebenssituation gut für den einzelnen Menschen ist. Wir können nicht mehr das Leben einzig und allein nach der Lehre bewerten. es muss umgekehrt sein: Die Lehre muss sich im Leben bewähren“, so im ZEIT-Interview.
Durch den Missbrauchsskandal gelernt?
Das meint natürlich auch die Art und Weise, wie Papst Franziskus diese Fragen anspricht, ausdrücklich nennt der Bischof Amoris Laetitia, das Schreiben nach der Bischofssynode zum Thema Familie.
Um Amoris Laetitia drehen sich die schärfsten Debatten, jedenfalls bis jetzt die Missbrauchs-Debatte auch im Vatikan verhandelt wird. Der Brief der vier Kardinäle hat vielen zum Mittel der Kritik am Papst gedient, nicht immer nur redlich.
Das Schweigen des Papstes damals halte ich immer noch für ein Verweigern des Machtgestus. Der Papst will Dynamik, nicht Macht. Und auch dazu finde ich in dem Kohlgraf-Interview Interessantes: „Es geht nicht um Macht. Es geht um Seelsorge. Bischöfe und Priester sind keine Wächter der reinen Lehre, sondern Begleiter auf dem Weg zu Gott.“
Es geht nicht um Macht
Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee, sagt der Papst dazu. Nicht eine Idee, nicht wie der Papst sagt „Formen von Verschleierung von Wirklichkeit“ bestimmen, sondern die konkrete Situation. Menschen auf dem Weg zu Gott, auf dem Weg miteinander, im Glauben und Zweifeln zu begleiten, dafür sollte die Kirche stehen. Das ist der Traum und der Wunsch nach der Reform der Kirche.
Bischof Kohlgraf nimmt hier noch mal den Macht-Diskurs auf: „Der einzelne hat die Macht, nicht der Bischof. Diesen Perspektivwechsel müssen wir zulassen.“ Es geht hier um Gewissen und Gespräch, um Begleitung und Unterscheidung. Und um die Welt und die Lebenssituationen, wie sie sind und nicht wie wir sie gerne hätten.
Hegel und Morgenstern
Ein Blick in die Geschichte und Literatur gefällig? Nur so zur Unterhaltung?
In seiner Habilitationsschrift hatte der Philosoph Georg Friedrich Wilhelm Hegel die Siebenzahl der Planeten deduziert. Seine Denkvorstellung kannte also diese sieben Planeten, und es konnten nur sieben sein. Auf die Existenz eines achten Planeten hingewiesen, der eben erst entdeckt worden war, stellte Hegel – in einer zugegeben apokryphen Geschichte – nicht seine Denkvorstellung in Frage, sondern antwortet baff: „Um so schlimmer für die Tatsachen“. Damit wurde seine Vorstellung zu einer „Form von Verschleierung von Wirklichkeit“.
Das gibt es leider auch in der Kirche, eine einmal festgeschriebene Wahrheit, als Lehre deklariert, die sich Veränderungen der Welt nicht anpassen will. Dann muss halt die Wirklichkeit schlecht sein. So kann das aber nicht gehen. Um einen anderen Bischof zu zitieren: Gott liebt uns durch die Wirklichkeit.
Die andere Sicht, das Verschleiern, wirkt dagegen fast tragisch. Christian Morgenstern dichtet das so:
Und er kommt zu dem Ergebnis:
„Nur ein Traum war das Erlebnis.
Weil“, so schließt er messerscharf,
„nicht sein kann, was nicht sein darf!“
Die katholische Lehre „ist kein geschlossenes System […]. Die Fragen unseres Volkes, seine Leiden, seine Auseinandersetzungen, seine Träume, seine Kämpfe, seine Sorgen besitzen einen hermeneutischen Wert, den wir nicht unbeachtet lassen dürfen, wenn wir das Prinzip der Menschwerdung ernst nehmen wollen.“ (Papst Franziskus, Gaudete et exsultate 44)
Solange sich die Bischöfe gegenseitig hinters Licht führen, kann es keine Lösung in diesem veralteten System geben. Sie wissen doch, dass sie nach der Priesterweihe keine geschlechtslosen, überirdischen Funktionäre der Institution Katholische Kirche wurden, sondern Menschen mit Herz, Leib und Seele geblieben sind.
Es ist schade, dass 90% des Klerus den Zölibat nicht lebt oder leben kann, aber zueinander und untereinander kein Vertrauen haben. Jeder weiß es vom anderen, aber keiner würde es seinem Mitbruder gegenüber zugeben.
Wenn 20 Priester in jeder Diözese, in der jeder bis zu 5 Pfarreien zu betreuen hat, den Mut aufbrächten und zu ihren Frauen und Kindern stehen würden, die Gläubigen wissen es längst und haben nichts einzuwenden, würde das Lügengebäude – Pflicht zum Zölibat – von Menschen eingeführt – unweigerlich in Kürze einstürzen!!! Wer zölibatär leben will, braucht kein Gesetz. Und der ganze tiefere Grund muss sein: Christus muss wieder MENSCH und MANN sein dürfen und nicht nur Gottes Sohn!
Gesegnete Tage! Ihre Ilse Sixt
90%? Woher haben Sie denn diese Zahl?
Frau Sixt übertreibt wohl ein weng!
Nach meiner Einschätzung und die meines sozialen Umfelds sind es höchstens 80 Prozent.
Ein Fünftel kommt mit dem Zölibat sehr wohl zurecht.
Noch so eine Zahl, 80%, und wieder ohne Begründung. Ich bitte Sie herzlich, nicht einfach Bachgefühl in Behauptungen zu übertragen.
Danke Pater Hagenkord für die Hinweise bezüglich der Prozentzahlen. Ich lese sehr gern in diesem Blog mit, kommentiere aber aus Zeitgründen nur sehr selten. Dieser Blog ist eine der wenigen Möglichkeiten, fundierte Informationen über den Glauben und das religiöse Leben zu erhalten.
Noch interessanter wäre allerdings Folgendes: Bei Thesen in einem Kommentar, die nicht ausschließlich auf einer persönlichen Erfahrung beruhen, wäre eine Zahlenquelle tatsächlich nützlich.
Wo beginnt es denn, wenn ein Priester den Zölibat nicht lebt? Bei lüsternen Blick (der laut Jesus ehebrecherisch ist) oder erst, wenn ein Priester eine genitale Penetration vollzieht? Vielleicht sollte man darüber zuerst Klarheit gewinnen, ehe man fiktive oder belegte Zahlen in die Runde wirft!
Antwort auf einen meiner Leserbriefe: Bilanz eines Theologieproffessors: 10% leben den Zölibat! Wer es fassen kann, der fasse es! 40% leben in einer festen Beziehung! Wo sind die Kinder? Weltweit jährlich 3000 – von den Abtreibungen ganz zu schweigen! 20% sind Homosexuelle! 30% ernähren sich auf der Weide! Also: Kein Mensch kann auf Dauer mit dem lieben Gott in einem Zimmer sein. Er braucht ein DU, in dem sich Gott verkörpert! Erst im anderen sehen wir Gott und damit auch die Liebe! Darum erneut meine Behauptung: Eine, zum Zölibat gezwungene und in sich gefangene Männerdomäne allein, führt auf Dauer in den moralischen Abgrund. Wer kann dafür einmal vor Gott die Verantwortung übernehmen?
„Ob Gott am Zölibat sich freut, ob er wünscht, dass man sich sehr kasteit? Ich glaub es nicht, das hieße ja, dass er, was er geschaffen hat, bereut.“ Dr. A. Prestele
Gesegnete Tage! Ihre Ilse Sixt
Ich darf noch einmal nachfragen: auf was für einer Basis nennen Sie einfach so Zahlen, die 90% aller Priester unterstellen, ihre Versprechen nicht zu leben? Einfach so? Aus der Luft gegriffen? Und dann noch Abtreibung dazu, damit es schön schlimm klingt. Das ist unverantwortlich, was Sie hier tun. Also: Bitte Belege her. Oder eine Entschuldigung.
Lieber Pater Hagenkord! Sie dürfen annehmen, dass ich mit meinen 82 Jahren keine Behauptungen aufstelle, von denen ich nur vom Hörensagen weiss. Ich begleite seit 50 Jahren Priester und weiss, wovon ich rede. Sie dürfen mich gerne auf meiner Homepage – http://www.ilsesixt.de – besuchen. Vielleicht verstehen Sie dann, dass es mir nicht um Rechthaberei, sondern um Christus, nicht nur als Gott, sondern auch als Mensch geht und darum seine Nachfolger auch Menschen sein dürfen und nicht bei der Priesterweihe zum Neutrum umgewandelt werden. Wenn sich etwas ändern soll, muss Christus nicht nur als Gott, sondern auch als Mensch und Mann im Priester zurückgeholt werden, wie es die ersten 1000 Jahre nach ihm war. Wer, wie Sie zölibatär leben will, braucht kein Gesetz.
„Die erbarmungsloseste Waffe ist die gelassene Darlegung der Fakten.“ Raymond Barre
Gesegnete Tage! Ihre Ilse Sixt
Fakten sagen Sie. Aber bieten nichts als den Bericht Ihrer Erfahrung. Es mag ja sein, dass 80% der Priester, die Sie begleiten, das so erfährt. Aber das auf alle Priester bei uns überhaupt auszudehnen ist – bei allem Respekt – unsachlich. Da braucht es bessere Instrumente als persönliche Erfahrung.
Ich reagiere auch deswegen so stark darauf, weil gerade diese Behauptungen von allen Seiten erhoben werden, zu allen möglichen Themen. Hier helfen aber nur genaues Hinsehen und deutliches Nachfragen. Ich nehme Ihnen Ihre Erfahrung ab, ich respektiere das auch, ich finde nur eine Hochrechnung auf alle Priester gleich welcher Region und Generation hoch fahrlässig.
Sie denken ziemlich verquer, wenn sie behaupten „Christus“ muss wieder Mensch und Mann sein dürfen und nicht nur! Gottes Sohn. Jesus ist unser Bruder und dafür ist Er auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel und von dort wird Er kommen zu richten die Lebenden und die Toten. Das ist kein Lapsus sondern gehört zum Glaubensbekenntnis der Einheit in der katholischen Kirche. Diese Einheit im Glauben ist die Grundvoraussetzung für ein gemeinsames Voranschreiten, nicht hinterher hecheln oder schnell gehen oder laufen, ganz gemächlich miteinander voranschreiten. Was heute praktiziert wird vermittelt eher den Eindruck keiner hätte mehr Zeit seinen eigenen Dreck wegzuräumen, macht dafür jedoch andere verantwortlich.
Leben Sie selbst so tadellos, dass Sie einen Stein auf das werfen, was der Zölibat, also die Enthaltsamkeit von Männern und Frauen verachtet, nur weil Sie sich selbst dieser Enthaltsamkeit nicht gewachsen sehen?
Das ist Tratscherei und trägt nicht das Maß einer christlichen Gemeinschaft, denn die würde sich über den Zölibat unterhalten, ihn jedoch niemals verurteilen ohne eine gefestigte Grundlage für eine entsprechende Argumentation zu erhalten.
Jesus, der Sohn Gottes! ist das Zeugnis, das uns Christen den Vater gesandt hat. Die katholische Kirche braucht diesen einen Vater aus dem sie geboren ist und an Jesus in einem Ich-Bewusstsein wachsen lässt, das unter seinem Namen bezeugt wer das Gedächtnis empfängt. Damit bindet sich Gott für immer an den Vater (Josef), den Sohn (Jesus) und die Würde der Mutter (Maria), die aus Lebensenergie erzeugten, was sich über den Jahreskreis der Erde mit der Dreifaltigkeit von Gott anlegen kann.
Für mich war z.B. der Zölibat das Fundament der Mutterschaft, die ich in Einklang mit Maria bringen wollte.
Wie kann ich einen Sohn gebären, der von Jesus geprägt ist ohne die Gewissheit durch den Geist zu erhalten, der sein Bewusstsein für die Erde prägt? Wodurch sollte ich eine Tochter gebären ohne ein Verständnis für die Sprache zu erhalten, die ihr das Herz des Vaters öffnet?
Der Zölibat steht für meine Tragfähigkeit aus christlicher Institution (Jesus), denn Tragfähigkeit lebt von den Gliedern, die sich in Enthaltsamkeit üben und darin vorleben, was die Zeit bringen mag, die sich für Gott einsetzte und Jesus zu erfüllen vermag. Erfüllte Zeit bedeutet aus eigener Gewissheit den Bestand zu erzeugen der für die Ewigkeit dient und das liegt für mich in der Dreifaltigkeit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes verborgen, die über die Zeit in ein Gedächtnis eintritt durch das das Ich-Bewusstsein (die katholische Kirche) ihre Geburt für die Menschheitsfamilie einsetzt.
Die Dreieinigkeit herrscht über die Gegenwart, die in einem Gedächtnis (Gott) erfüllte Zeit anlegte, die im Ich-Bewusstsein (Jesus) fördern kann was ein Name hergibt. Ich bin ohne dieses Ich-Bewusstsein geboren worden und habe von meinen Eltern gelernt das Leben anzunehmen, das auf mich zukommt. Nur Jesus hat mir ermöglicht die weltliche Grenze zu überschreiten indem Er mich an die Hand genommen hat und mir den Sinn meines Namens erklärte. Hier und jetzt kann ich darüber schreiben, doch das war ein langer Weg, den ich ohne die Lehrautorität der Kirche niemals verstanden hätte.
Heute stehe ich vor dem Berg Arbeit, der sich durch meinen Einsatz für diesen Namen angehäuft hat und ich muss endlich damit beginnen ihn abzutragen, um nicht den Familienfrieden zu zerstören.
danke @Pater Hagenkord, dass Sie als „Kirchenmann“ oder einfach AUCH als Bernd Hagenkord in Ihrem Blog sich wohltuend unterscheiden von so manchen privat-katholischen Portalen ….katholisch,de meine ich ausdrücklich NICHT!
selbst stehe ich noch unter dem nachhaltigen Eindruck dieses zaghaft tastenden aber auch Klartext sprechenden Dialogs von Frau Wagner und Kard. Schönborn
sehr schmerzend aber Wichtig!!
(BR Mediathek : missbrauchte Nonne spricht mit Kardinal-auch bei YouTube)
in diesem Zusammenhang ein kräftiges DANKE an ihre Kollegin Gudrun Sailer!!!
mir ist heute schon die ganze Zeit so eine Art „Film Sequenz“ vor meinem geistigen Auge:
Jesus irrt in Rom umher und es wird ihm immer unwohler als er verschiedene Orte besucht, die mit ihm etwas zu tun haben wollen..
er wird immer verwirrter ob des „Geschehens“ gerade auch in „Gottesdiensten“ -er lässt sich treiben..
… und trifft schließlich in der Nähe von St Peter auf Obdachlose – sein Herz atmet auf: SEINE Geschwister und er isst mit ihnen etwas altes Brot und trinkt Wein.. Sie „erkennen“ ihn aber er will kein Brimborium ..das Zusammensein ist irgendwie sehr innig.. und nach einigen Stunden sagt er seinen wiedergefundenen Freunden er wolle doch noch in das „Riesengebäude“ reinschauen..
sie verabschieden ihn schweren Herzens und warnen ihn auch sich nicht irritieren zu lassen- drinnen wird nämlich gerade ganz „große Liturgie inszeniert“ und das soll was mit ihm zu tun haben…
er kauert wenigstens eine gefühlte Stunde an einer Säule und der Mund hängt immer tiefer und er wird immer unruhiger und er findet niemand, der ihm erklärt dass das ganze ausgerechnet was mit ihm zu tun haben sollte….
schon öfters habe ich davon geschrieben ; diese IDENTITÄT Jesu:
Seligpreisungen-Vater unser- Brotbrechen..!!
diese ganze „gusseiserne Lehre“- alles muss auf den Prüfstand – einige wenige Bischöfe sind offensichtlich dabei.. allen voran Wilmer, Kohlgraf und vereinzelt andere..
Ich sags gerne nochmal kürzer:
„Wir müssen uns von der Hybris verabschieden, ganz genau zu wissen, was in jeder Lebenssituation gut für den einzelnen Menschen ist. Wir können nicht mehr das Leben einzig und allein nach der Lehre bewerten. es muss umgekehrt sein: Die Lehre muss sich im Leben bewähren“
„Es geht nicht um Macht. Es geht um Seelsorge. Bischöfe und Priester sind keine Wächter der reinen Lehre, sondern Begleiter auf dem Weg zu Gott.“
Wenn der Bischof das ernst meint, dann muss er als erstes die Kirchensteuer angehen.
Denn da agiert jedes Bistum gerade als Wächter der reinen Lehre und geht strikt mit dem kirchlichen Recht gegen jeden vor, der sich nicht dem Gesetz gemäß verhält.
Und wer eben seinen hehren Grundsatz nicht Wächter der reinen Lehre sein zu wollen, genau da und genau dann am radikalsten und konsequentesten aufgibt, wenn es um „seine“ (also die des Bistums) geht, der ist nicht glaubwürdig.
Jetzt wird es wirklich äußerst schlicht: Kirchensteuer als Lehrfrage? Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder? Das muss als erstes angegangen werden? Wirklich? Daran machen Sie die Glaubwürdigkeit fest? Aufgepumpt mit moralischen Attributen wie „heher“ und „reine Lehre“?
Ihre Taktik hier ist einfach zu durchschauen. Es kommt ein Thema, und Sie wollen es auf biegen und brechen in eine andere Richtung lenken. Whataboutism nennt man das in der Politik, „aber schaut doch mal auf den da“.
Sie wollen bestimmen, worüber hier gesprochen wird. Durch Provokation, durch steile Themenwechsel und allzu schlichte Vergleiche. Das schadet dieser, das schadet jeder Debatte.
Lieber Pater Hagenkord,
immer gerne und mit Bereicherung lese ich Ihre Blogs. Heute eine kleine Berichtigung: Der Ausspruch: “ Gott umarmt dich durch die Wirklichkeit “ stammt ursprünglich von P. Willi Lambert, SJ,
Ihnen weiterhin viel Freude, Energie und Gottes Segen für Ihre Arbeit.
Roswitha Cooper
Die Frage ob die Lehre die Wirklichkeit bestimmt oder die Wirklichkeit die Lehre, ist genauso wenig zu beantworten wie die anderen Fragen dieses Typs.
Bestimmt der Geist die Materie oder ist es die Materie, die den Geist bestimmt?
Bestimmt das Kapital die Innovation oder ergibt sich aus der Innovation das Kapital?
Lenkt der Kopf oder lenkt der Magen?
Dienen die Kinder den Eltern oder sind es nicht doch die Eltern, die den Kindern dienen?
Ich meine das ernst. Die Antwort MUSS ein „sowohl als auch“ sein.
Um mich ein bisschen zu präzisieren. Wir in Naturwissenschaft und Technik (Ich getraue mich hier das „wir“ zu verwenden, da ich Dipl
-Ing der Elektrotechnik bin und bei einer angesehenen Firma als Programmierer arbeite) also wir haben es relativ einfach, die Wirklichkeit als oberste Instanz zu setzen.
Es ist relativ simpel festzustellen, ob ein Experiment „funktioniert “ hat oder ob ein Produkt „funktioniert“.
Wobei, bei einem Produkt ist es schon schwieriger, weil es sich nicht nur im Labor bewähren muss, sondern auch am freien Markt. Auch ökonomisch, nicht nur technisch.
Aber wie stellt man fest, ob eine Lehre „funktioniert“?
Betrifft dieser Versuch die Fundamente der Religion? Wollen wir beweisen, ob Gott dreifaltig ist? Das wohl eher nicht.
Oder geht es um die Moral? Sollen wir unsere Idealvorstellung von Familie, wie sie sein SOLLTE, ein bisschen an die Realität anpassen? Das schon eher.
Geht es um die reine „Nützlichkeit “ der Lehre? Also um ihre Auswirkung auf Selbstmordrate und die Raten anderer seelischer Störungen? Das wäre hochgradig interessant, wenn man es objektivieren könnte.
Meint
Euer Christoph
Ganz kurz gesagt: der Erfolgszug der Naturwissenschaft begann, als man das Experiment ÜBER das Zitat stellte.
Wahrheit ÜBER Meinung.
Aber was ist diese Wahrheit, an der man die katholische Lehre messen muß?
Ist die beste Maßzahl nicht ohnedies die Austrittsstatistik?
Meint
Euer Christoph
Ich bin mir nicht sicher ob ich die Intension des Beitrages verstanden habe.
„Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee“, soweit so gut; ist dabei „Idee“ für „Lehre“ gesetzt?
Falls ja, würde das dann bedeuten dass sich die Lehre nach der Wirklichkeit zu richten habe, also danach „was der Fall ist“? Das auszubuchstabieren wäre wohl ebenso spannend wie konfliktreich.
Vorrang des Gewissens, nicht leichtfertig wohlgemerkt, kann es kaum sein, das haben wir jetzt schon.
Sonntags Ähren abstreifen und essen, trotz Sabbat Verbot, auch nicht, das hat Jesus bereits zurecht gerückt.
Aufgebbare Tradition ändern, haben wir auch schon.
Bekämen wir statt das Lehr- ein „Wirklichkeit/Ideen“ Amt, nein?
Was aber dann?
Falls nein, verstünde ich den Beitrag erst recht nicht; würde ich aber gerne.
heute in vatican News: Müller veröffentlicht „Glaubensmanifest“-
es ist allmählich peinlich UND auch verletzend was dem Präfekten Emeritus da so einfällt..
Was soll man dazu noch sagen? Kardinal Kasper hat dementsprechend reagiert.
Kardinal Müller kann/will nicht akzeptieren, dass die Zeit seiner (Lehr-)Meinung und die seiner Ziehväter vorbei ist.
Es gibt einen Missbrauchsskandal, das heisst Missbrauch und Skandal. Der Skandalteil scheint jetzt daraus zu bestehen, dass es wie immer bei so etwas, ein Gewimmel an Trittbrettfahren gibt. Es soll in die Tiefe gehen, jeder will etwas ändern, was ihm nicht passt, die Lehre, den Zölibat, die Stellung der Frau, Höllenstrafen für Täter usw., der Skandal soll in diesen bestimmt wichtigen Fragen vor den Karren gespannt werden. Es soll sogar eine „Theologie des Missbrauchs“ geschaffen werden. Das ist ein Wirrwar, der um die Täter kreist. Als ob die Kirche jetzt isoliert bleiben könnte, das Rad neu erfinden und den Missbrauch für sich missbrauchen sollte.
Wir wissen aber schon viel über Missbrauch. Missbrauch ist, jemanden für sich zu verwenden, ohne ihn zu kennen, etwa so: „Warum steigst Du nicht vom Kreuz, wo Du doch Gottes Sohn bist!“. Auch zum Thema Missbrauch in Institutionen gibt es schon Erfahrungen: Perverse und Psychopathen müssen unbedingt vom Nachwuchs und der „Klientel“ ferngehalten werden. Unbedingt! Man muss die Kraft aufbringen, das zu tun! Das ist, den Prozess über den Inhalt stellen, also nicht täterzentriert , Zölibat, Lehre, sich evtl. sogar am Leid der Opfer heimlich vergnügen, was ja das eigentliche heimliche Ziel der Perversen unter den Tätern ist, nicht Strafgerichte als Teufelsmessen . Den Missbrauch abschaffen heisst, aufeinander aufzupassen, schon die schlüpfrigen Pfade, die dahin führen, zu erkennen und mit roten Ampeln auszustatten. Dazu braucht man Kraft und ein Bewusstsein davon, was man eigentlich tut. Das haben andere der Kirche schon vorgemacht. Und dazu gehört vor allem, den Anderen zu kennen, anzuerkennen , also wirklich opferzentriert. Das hat beispielhaft Amos Oz in seinem autobiographischen Roman „Von Liebe und Finsternis“ vorgeführt. Die Opfer wollten leben und wollen es, nicht missbraucht werden. Alle anderen Fragen sind auch wichtig, aber zweite oder dritte Schritte oder andere Pfade oder nur Wirrwar. Es hat sich übrigens herausgestellt bezüglich sex. Missbrauch in Familien, dass der Nährboden für den sex. Missbrauch von Kindern Wirrwar ist. Wirrwar gehört also schon zum schlüpfrigen Anfang.
Was Sie beschreiben, lieber Pater Hagenkord, würde das Ende der Scholastik bedeuten, eingeleitet durch den Hl. Albertus „Anima humana ea ipsa scire desiderat“ und seinen Schüler Thomas „esse est inesse“. Schon ein paar Jahrhunderte her, aber gut, wenn es nun sogar hinter die vatikanischen Mauern gebracht wird. Auch die Bemerkung des Hl. Albertus bezog sich schon auf das Quälen und Misshandeln der Kinder durch Geistliche und sollte einen Wendepunkt einläuten: Man muss die Schüler nicht quälen, sie wollen nämlich von allein wissen! Übrigens wollte er auch die kleinen Pflanzen und Tiere als Geschöpfe Gottes anerkannt wissen und die Schriften des Aristoteles mit dem Wendepunkt vom platonischen Idealismus zum Subjekt. Alles schon da!
Ich glaube die Frage wer sich nach wem richten soll ist nicht einseitig zu beantworten:
Einerseits hat Jesus „unmögliche“ Dinge verlangt (Lehre)
andererseits hat er sich der Lebensrealität gestellt. (Wirklichkeit)
Was er aber immer getan hat: Alle dort abgeholt wo sie stehen (Jeder woanders) und sie weitergeführt.
Die Welt ist bunt, wir sollten sie nicht schwarz-weiß machen, das Positive sehen ohne das Negative zu leugnen.
„Im Hinblick auf den Empfang der Weihe in den drei Stufen dieses Amtes weiß sich die Kirche „durch [die] Wahl, die der Herr selbst getroffen hat, gebunden. Darum ist es nicht möglich, Frauen zu weihen.“
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Ob sich der Schlußsatz aus dem Obersatz folgern läßt?
Indes: der höchstwürdigste Herr Kardinal ist ja auch an Regeln der formalen Logik nicht gebunden.
Sein hoher Rang, seine Amts-Autorität und seine persönliche Ausstrahlungskraft sind Begründung genug.
Sed taceat mulier!
Mihi licet tributum ecclesiasticum pendere.
Omitto mirari.
Liebe Melanie. Schon der erste Satz ist falsch. Der Herr hat die Wahl in und aus seiner Zeit getroffen, und nicht mehr ! Hat die Kirche das Recht, dieses für immer und ewig weiterzuschreiben, wenn sich die Zeit/Wirklichkeit ändert ?
Da sind wir ja ganz einer Meinung!
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Exkurs 11. Februar „unserer Lieben Frau von Lourdes“; Gedenken vor allem an die Kranken und Schwachen. Und auch ein Papst wird greise, schwach und zerbrechlich für das Amt.
Neueste Kirchengeschichte 11.2.2013 – Benedikt XVI tritt zurück!!!
Was sagen wir nun sechs Jahre nach diesem Rosenmontag des Jahres 2013. Ich erinnere mich genau, wo ich stand (hörte es im Radio), wie das Wetter war (heftiger Schnee in Ö) und es war zusätzlich ein „Blitzschlag im Spätwinter“, also mich traf das wie eine Keule.
Nun – Wirklichkeit und Traum.
Viel hat sich getan seit 2013. Ich frag mal ohne Expertise für Kirchenrecht. Was wäre die Alternative. Ein greiser Papst in Hoffnung auf die Barmherzigkeit Gottes und des Kirchenvolkes (dass es mehr gibt als diese Welt) bleibt ein „papa orans“ und die Kardinäle definieren einen „Kardinalkanzler“/Vicarius, der z.B. die Überseereisen zum WJT macht. Also der ganz alte Papst ist nur mehr „wirklich konstitutioneller Kaiser bzw. Bundespräsident“ und ein Vicarius leitet die kirchenrechtlichen/weltlichen Sachen – wie ein Kanzler. Geht das??
Gestern lief in ORF wieder mal eine – übrigens zur Abwechslung (ich bin oft medienkritisch) – außerordentlich gut moderierte Diskussion (der Interessierte kann das sicherlich im Archiv ORF nachhören; Stichwort „im Zentrum“) zum Umgang der Kirche mit den Missbrauchsfällen, hier der aktuelle Fall mit den Übergriffen auf gottgeweihte Schwestern. Da wurde schon auch gesagt, dass es der Präfekt Kard. Ratzinger und spätere Papst war, der mit dem Aufräumen begann. An die 400 Priester pro Jahr wurden in den Laienstand entlassen (ok, das ist eigentlich nur 1 Promille bei den 405000 aktiven Priestern heute). Aber immerhin.
Die unabhängige (!!!) Kommission für Missbrauch an Kinder und Jugendliche, die seit 2010 in Österreich durchaus sehr gut arbeitet, hat nun an die 2000 Opfer entschädigt (das Entschädigen läuft in Absprache mit der Bischofskonferenz – klar wurde keine Fall angelehnt), so weit man von Entschädigung sprechen kann. Berichtet wurde: 2/3 waren Fälle von Gewalt und 1/3 von sexueller Gewalt. Die Schwere der Taten muss man auch noch klassifizieren. Das als Einordnung. Sehr grob zusammengefasst.
Ich weiß es auch noch ganz genau: Ich war auf dem Weg zum Rosenmontagszug als mit Freunde mit dem ersten frischen Kölsch des Tages entgegen kamen.
Es war eine würdige Feier dieses historischen Geschenkes, dass uns Benedikt gemacht hat.
Dieser Blog ist brandneu für mich. Statt Öl ins Wasser der Auseinandersetzung zum Zölibat zu kippen, zitiere ich einen Meditationstext von Schwester Renate Rautenbach, aus der katholischen ZDF-Gottesdienstübertragung am 3.2 2019
Ja, du bist da, teilst dich mit in Menschenwort. Du teilst dich aus durch die Hand von Menschen, verteilst dich in unsere Hände und Herzen, du bist zwischen uns, in uns.
Du verbindest uns miteinander über alle Unterschiedlichkeiten hinweg, verbindest zu Schwestern und Brüdern ungeachtet aller Nationalität, Sprache oder Hautfarbe, ungeachtet jeden Alters und jeglicher Stellung.
Du bist unser gemeinsames Leben trotz und gerade in aller Andersartigkeit oder auch Angst voreinander.
Du spiegelst dich — gebrochen wie das Brot, dass du selbst bist, in jedem Menschen.
Du bist unsere Mitte über alle Grenzen hinweg.
Ich staune und danke! Öffne mich mehr und mehr für die Vielfalt deiner Einheit. Mach weit meinen Blick und warm und mutig mein Herz.
Ein mich persönlich sehr berührender Text im Bewusstsein seiner Entstehungsgeschichte durch eine katholische Schwester und von Ihnen gerade hier über das Blog eingebracht.
Danke!
Jetzt samstags ein bisschen Zeit mein „Danke“ nochmal besser auszuformulieren. In diesen schönen Zeilen steht alles drinnen, was meine oben formulierte Frage beantwortet: Was ist denn diese Wahrheit, an der wir die Lehre messen müssen? Jesus Christus IST die Lehre, er IST der Weg, die Wahrheit und das Leben. Die Lehre ist „über die Jahrtausende am Leben gewachsen“ und wurde in Christo vollendet. Was wir uns heute fragen müssen, ist also nicht, wie wir den Medien, den Menschen und Mächten gefallen, sondern wie wir Christus gefallen.
Gefallen wir Christus indem wir uns gegenseitig das Leben zur Hölle machen, oder indem wir uns gegenseitig in unseren Problemen zur Seite stehen und helfen, die knapp 100 Jahre einigermaßen aufrecht zu überstehen?
Was für ein wunderbares Menschenwort! Auch ich danke dafür, denn ich bekomme urplötzlich beim Nachlesen eine ganz andere Sicht auf eine mir bevorstehende Auseinandersetzung mit einer Kollegin. Zum Glück ist noch Zeit, den Umgangston zu verändern.
Natürlich muss der Konfliktstoff beim Namen genannt werden, aber eben unter dem Aspekt, dass der Herr uns verbinden möchte. …