Es ist kein angenehmes Thema, das Leiden. Es ist ein Thema, dass wir allzugerne in Krankenhäuser delegieren, oder das uns überfordert, werden wir jeden Tag damit konfrontiert. Das Leiden ist der Fels des Atheismus, die bohrende Frage „Warum“ lässt an Gott und Sinn und Liebe der Schöpfung zweifeln. Billige Antworten schmecken nach Ausrede, nach Vertröstung eher als nach Trost.
Wenn es etwas gibt, wo man sich schnell einig werden kann, dann das: Einfache Antworten kann es nicht geben, es braucht Zeit und Nachdenken und Reflexion. Und: Die schöne bunte Welt des „alles ist in Ordnung und wahr und schön und gut“ scheitert ebenso am Fels des Leidens.
Die kirchliche Person, die diese Fragen mehr als alle anderen für uns Zeitgenossen verkörpert, ist natürlich Papst Johannes Paul II. Das Leiden der letzten Lebensjahre durch die Krankheit prägt sein Bild bis heute. Die Bilder sind immer noch eine Zumutung für uns und die Diskussion über seine Sichtbarkeit in aller Schwäche und Krankheit ist auch nocht nicht vorbei, so tief haben uns die Bilder getroffen. Johannes Paul war überzeugt davon, dass auch das Alter und die Schwäche zum Leben dazu gehören. Und wie er seine gesamte Amtszeit über alles was er tat kommuniziert hat, so wurde auch dieser Teil seines Lebens öffentlich. Nicht aus Taktik, nicht aus Absicht, sondern weil es Teil des Menschenverständnisses Karol Wojtylas war.
Die Leidensgeschichte des Papstes beginnt aber nicht erst mit der Parkinson-Krankheit. Sie beginnt am 13. Mai 1981, mit dem Attentat. Direkt daraus und schon im Krankenbett beginnend schreibt Johannes Paul II. einen Text, der schon mit seinem Titel provozieren kann: Salvifici Doloris, „Von der heilbringenden Kraft des Leidens“ (erschienen im Februar 1984):
„Verschieden ist die Bereitschaft, die der Mensch bei seinem Leiden zeigt. Man darf jedoch voraussetzen, dass jeder fast immer mit einem typisch menschlichen Protest und mit der Frage nach dem „Warum“ in sein Leiden eintritt. Weiterlesen “Leid”