Wie löse ich schwierige Fragen? Ich kann die Frage stellen und dann Standpunkte debattieren, Wege suchen, Traditionen würdigen, Antworten finden. Oder ich kann an eine Autorität appellieren, die dann für mich entscheidet und die Frage aus der Welt räumt. Katholisch gehört beides zusammen. Wir habe Autoritäten, aber wir sind auch gerufen, Antworten für heute zu finden. Dass das nicht einfach ist, zeigen die anhaltenden Debatten um den Synodalen Weg und die dort debattierten Konfliktthemen.
Leider gibt es auch den Versuch, das auf das Aufrufen von Autoritäten zu reduzieren. Wie jetzt in der Frage des Segnens von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften geschehen. Jemand hat dem Vatikan die offizielle Anfrage gestellt und die Glaubenskongregation hat gemacht, was sie halt so macht: sie antwortet auf der Basis der festgeschriebenen kirchlichen Lehre.
Konfliktthemen
Nun behaupte ich nicht, dass hier jemand die Debatten des Synodalen Wegs unterlaufen will. Aber andererseits wäre es auch naiv zu glauben, hier habe jemand wirklich eine Frage gehabt. Die „Dubia“ in dieser Frage haben nur dazu gedient, eine offizielle Antwort zu produzieren, die man dann als Autoritätsargument nutzen kann. Jeder weiß, was im Katechismus steht. So zu tun, als gebe es daran Zweifel (Dubium), ist unredlich.
Nun wissen wir aber auch, dass Autoritätsargumente derart verwendet keine Lösung bringen, sondern nur den Konflikt verhärten. Echte Autorität ist dazu da, wachsen zu lassen, generativ zu wirken. Und echte Autorität lässt sich auch nicht in Stellung bringen und reagiert nicht beschwichtigend auf Verlustängste.
Gegenstück Gehorsam
Nur eine solche Autorität hat dann Anspruch auf ihr Gegenstück: den Gehorsam. Es geht nicht um Verwaltung und Herrschen, auch wenn das sicherlich zwei Versuchungen dieser Autorität sind. Es geht auch nicht um eine Engführung des eigenen Verkündens auf das, was der Chef sagt. Das ist nicht Gehorsam. Beides gehört zusammen und beides gehört in die Kirche.
Die Diskussion wird weiter gehen, sie lässt sich – Gott sei Dank – nicht auf eine „nota“ reduzieren, als ob alle Fragen von heute mit Blick in die Bücher beantwortet werden könnten. Wir wollen den Glauben der Kirche weiter tragen, das gilt für die gesamte Debatte. Aber die Autorität dieses Glaubens lässt sich nicht mit den Methoden von gestern einfordern. Das beschädigt letztlich die Autoritär selber.