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Vatican News

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Schlagwort: Wahrnehmung

Vertrauen kommt in Mode

Veröffentlicht am 9. Mai 20147. Mai 2014

Ein Twitter-Satz geht bei Journalisten um die Welt: „The next big thing is not attention, the next big thing is trust”. Gesagt hat ihn ein französischer Fernsehjournalist, Eric Scherer. Wer morgen gesucht und in und angesagt und einflussreich sein wird, entscheidet der Faktor „Vertrauen“, wenn ich das einmal lose übersetzen darf.

Für einen Journalisten ist das natürlich ein ganz großes Thema, wir werden überschwemmt von Zeug, das vom Internet produziert wird, und wissen nicht recht, was eigentlich echt ist und was nicht.

Einige Kollegen werden auch neu lernen müssen, Meinung und Nachricht zu trennen, denn Meinungen kann man nicht vertrauen. Analysen schon.

Und wenn die Scherer-Satz stimmt, dann ist das auch für Kirche eine Herausforderung, nach Missbrauch, Tebartz-van Elst und so weiter. Nicht das laute Auftreten, nicht das immer Dabeisein, nicht das Gesehen-Werden, sondern das vertrauenswürdig Sein lohnt den Einsatz.

Das unterschreibe ich sofort.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und MedienSchlagwörter Eric Scherer, Journalismus, Medien, Öffentlichkeit, Vertrauen, Wahrnehmung, Zukunft15 Kommentare zu Vertrauen kommt in Mode

Altbekannte Papstgeschichten

Veröffentlicht am 12. April 2014

Auf eine gute Vorbereitung kommt es an: Wir stehen von den Heiligsprechungen zweier Päpste. Direkt nach Ostern werden Johannes XXIII. Und Johannes Paul II. von Papst Franziskus heilig gesprochen werden. Viel Aufmerksamkeit wird es geben, vor allem direkt nach Ostern. Sendungen wollen geplant, Hintergründe dargelegt und live-Übertragungen vorbereitet werden. Wie gesagt, auf eine gute Vorbereitung kommt es an.

Das gilt natürlich auch für alle anderen Medien. Vereinzelt trifft man jetzt schon auf Berichte oder Kommentare. Blättern wir im Internet, da finden wir zum Beispiel den Kommentar in der Süddeutschen Zeitung, dieser kann vielleicht sogar exemplarisch für all die Kommentare stehen, die in den kommenden Tagen und Wochen auf deutsch über Johannes Paul II. gefällt werden.

JohannesPaul2-portraitEs ist ein zweigeteilter Papst, der uns darin begegnen. Zum einen der Papst und Kämpfer für Freiheit und Menschenrechte, der Papst der zur Erosion des Ostblocks beigetragen hat. Dazu gehört auch der Papst, der „geschichtlichen Schutt“ wegräumt, die Blockade der Kirche in den Dialogen mit Judentum und Islam, der Papst der ganz neue Themen aufgreift wie den Umweltschutz, der sich gegen den Krieg im Irak einsetzt und so weiter. Also eine positive Zeichnung.

Und dann ist da der andere Papst, er „betonierte manche Positionen der Kirche“ ein, genannt werden Empfängnisverhütung, Zölibat, Frauenordination. „Die heutige Unfähigkeit und Unwilligkeit des Vatikans, die lebensfremde Kirche zu reformieren und Skandale aufzuarbeiten ist auch das Erbe des Mannes aus Polen,“ so das Urteil des Journalisten.

Die gute Vorbereitung besteht hier leider darin, die bekannten Brillen wieder einzufärben. Man kann durchaus kritisch sein, das belebt die Debatte und verhilft zu neuen Perspektiven. Wenig zielführend finde ich es aber, die ewig gleichen Positionen der liberal-bürgerlichen Religion neu aufzuwärmen und dann der katholischen Kirche vorzuwerfen. Kurz: Wer sich der Annahme von modernen Positionen (und modern ist, was die Gesellschaft haben will) widersetzt, der ist lebensfremd.

Man verpasst so viel, wenn man sich mit dieser Position beschränkt. Es gibt bei Johannes Paul II. immer noch so viel zu entdecken, dass vielleicht erst jetzt, wo die Konflikte nicht mehr so heiß sind, entdeckbar ist. Mir jedenfalls ist es so gegangen. Bei meiner Vorbereitung komme ich zu Dingen und Sichtweisen, die mir neu waren. Allein deswegen hilft das.

Dasselbe gilt übrigens auch für Papst Johannes XXIII.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Heiligsprechung, Johannes Paul II., Johannes XXIII., Medien, Öffentlichkeit, Papst, Wahrnehmung47 Kommentare zu Altbekannte Papstgeschichten

Für den Jahrestag lernen

Veröffentlicht am 18. Februar 201418. Februar 2014

In Jahrestagen gerechnet sind wir noch im Pontifikat Benedikt XVI. Am 11. jährte sich die Ankündigung zum Amtsverzicht, am 28. wird sich dieser selbst jähren, und erst am 13. März ist dann Jahrestag der Wahl Franziskus’.

Trotzdem richten sich die Blicke vor allem auf letzteren Termine. In den vergangenen Tagen habe ich mit vielen Kolleginnen und Kollegen gesprochen, interessanterweise auch aus anderen Ländern, die meine Sichtweise der Dinge hören wollten, was den „neuen“ Papst angeht. Alle arbeiten gerade an den Titelgeschichten zur Papstwahl-Erinnerung und jeder möchte eine profunde Analyse abgeben.

 

Liberale Werte, Benedikt XVI. und die Frage nach den Entscheidungen

 

Drei Dinge möchte ich dazu an dieser Stelle loswerden, sozusagen als Synthese der Gespräche:

Erstens: Franziskus ist nicht der Kreuzritter der europäisch-liberalen Werte. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften, Frauenpriestertum, was auch immer alles auf der Agenda der sich selber als liberal verstehenden Menschen – Christen und auch nicht – steht, das ist nicht die Agenda des Papstes. Er will eine missionarische Kirche, und was das bedeutet, das hat er uns schriftlich gegeben (Evangelii Gaudium). Jede Frage, die mit „wann wird Franziskus endlich …“ beginnt, trifft unvermeidlich ins Leere.

Er selber hat von sich gesagt, dass er „vom Ende der Welt“ sei. Das heißt vor allem erst einmal, dass die bisherigen europäischen oder westlichen Schubladen oder Kategorien nicht mehr alleine bestimmen, wie die Welt funktioniert. An uns Europäern entscheidet sich nicht mehr die Zukunft. Das müssen wir einsehen lernen.

 

Zweitens: Jeder Vergleich Benedikt XVI. und Franziskus zeigt mehr eigenes Vorverständnis als dass er zum wirklichen Verstehen beiträgt. Weiterlesen “Für den Jahrestag lernen”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Kirche und Medien, VatikanSchlagwörter Franziskus, Jahrestag, Medien, Papstwahl, Verstehen, Wahrnehmung2 Kommentare zu Für den Jahrestag lernen

Das ewige Neue

Veröffentlicht am 28. Dezember 2013
Urbi et Orbi, Weihnachten 2013
Urbi et Orbi, Weihnachten 2013

„Das war ja nichts Besonderes“: Ein Kommentar eines Kollegen nach den Weihnachts – Feierlichkeiten im Vatikan. Nichts Besonderes. Was auch immer das heißen mag.

Der Papst hatte in der Mette kurz, sehr kurz gepredigt und Dinge angesprochen, die ihm am Herzen lagen: Die Barmherzigkeit, der Vorrang der an den Rand gedrängten, die immer größere Liebe und Treue Gottes uns gegenüber. Das haben wir schon mal gehört, könnte man sagen und es stimmt. Trotzdem heißt das nicht, dass man es deswegen weglassen könnte.

In der Weihnachtsbotschaft am Tag danach, vor dem Segen Urbi et Orbi, dann die Bitte um Frieden, der Sprache nach in ein Gebet eingebunden, also weniger eine Botschaft an die Menschen als ein Gespräch mit Gott. Vor meiner Übertragung hatte ich mir angesehen, was Papst Benedikt XVI. Im Jahr davor gesagt hatte und wie er die Verbindung von Lob Gottes und Frieden auf der Erde unter den Menschen gezogen hatte, und tatsächlich, der Unterschied war so groß nicht.

 

Dauernd stimuliert

 

Also nichts „Besonderes“? Wir sind etwas überstimuliert von diesem Papst, wie mir scheint. Dauernd scheint er etwas Neues zu tun, manchmal wird das Neue auch dazu erfunden wie seine angeblichen Gänge durch das nächtliche Rom, manchmal wird auch nur das Alte als Neu wiederholt. Verständlich, ist dieser Papst doch in seinem Auftreten so ganz anders als wir das gewohnt sind. Und trifft er mit seinem Sprechen und vor allem Tun den Ton dessen, was wir alle von der Kirche wünschen. Und wenn ich „wir“ sage, dann meine ich das weltweit, denn die Begeisterung geht ja um den Planeten.

Aber diese ersten Monate gehen zu Ende. Die Überraschungen werden bleiben, aber vielleicht sollten wir langsam lernen, zufrieden zu sein, auch wenn wir nicht durch schon wieder etwas Neues stimuliert werden. Papst sein ist auch eine Sache des Alltags, der „normalen“ Festtage, ohne dass der Papst das Rad neu erfinden muss. Weiterlesen “Das ewige Neue”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Kirche und Medien, Rom, VatikanSchlagwörter Alltag, Franziskus, Medien, Papst, Wahrnehmung, Weihnachten28 Kommentare zu Das ewige Neue

Papstkritik: Das geht alles nicht tief genug

Veröffentlicht am 14. Oktober 2013

Folge 3 meiner kleinen Serie über Papstkritik

Wenn er auf seine Großmutter und die Jungfrau Maria zu sprechen kommt, wenn er über Verkündigung in Familie und kleiner Gemeinschaft spricht, wenn er Armut anspricht und sagt, dass wir daraus lernen können, dann wird Papst Franziskus mittlerweile der Vorwurf entgegen gehalten, dass das alles sehr oberflächlich sei. Damit ist gar nicht so sehr sein Auftreten und sein Stil gemeint, sondern die analytische Schärfe, die theologische Durchdringung oder die Konsequenz, etwa in Sachen Armut mehr und Stärkeres zu sagen.

 

 

Drittens: Das geht alles nicht sehr tief

 

 

Vorwurf 3: Der Papst sei ein Gutmensch. Seine Kapitalismuskritik sei analytisch schwach und eher schwammig. In seinem berühmten Interview mit Jesuitenzeitschriften komme das Wort ‚Gerechtigkeit’ nicht vor und auch sonst sei das ganze eher emotional als konzeptionell. So mag ich für den Zweck dieses kurzen Stücks einmal die Kritik am dem Umgang mit Armut zusammen fassen.

Die Kirche hat eine lange Tradition, sich zu sozialen Fragen und Fragen der Gerechtigkeit zu äußern. Mit Blick auf den Papst wird da gerne die Befreiungstheologie genannt, aber die katholische Soziallehre im Ganzen hat da auch was zu sagen.

Dabei hat die klassische Befreiungstheologie einen ganz eigenen Ansatz, kurz gefasst: Von oben. Man hat ein Konzept, man hat eine Analyse, und die wendet man dann auf die Wirklichkeit an.

Papst Franziskus – und übrigens auch das Dokument von Aparecida – geht da methodisch anders vor. Hier wird von der Realität der Menschen ausgegangen und von dort aus weitergedacht. Das erreicht dann meistens nicht die analytische Schärfe, die wir von Theoretikern gewohnt sind und bleibt meistens bei der Pragmatik des Alltages, hat aber durch aus etwas zu sagen. Weiterlesen “Papstkritik: Das geht alles nicht tief genug”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Kirche und Medien, VatikanSchlagwörter Analyse, Bekehrung, Franziskus, Gebet, Gerechtigkeit, Kritik, Wahrnehmung23 Kommentare zu Papstkritik: Das geht alles nicht tief genug

Papstkritik, diesmal an Franziskus

Veröffentlicht am 12. Oktober 2013
Generalaudienz, (c) Osservatore Romano
Generalaudienz, (c) Osservatore Romano

Reform ist das langsame und lange Bohren dicker Bretter, sie erfordert Leidenschaft und Augenmaß. So mag ich an dieser Stelle Max Weber leicht verfremdet zitieren. Aber es ist wahr: Anders als uns die knall- und bombonbunte Welt der Politik weißmachen will, ist Reform nicht über Nacht zu haben, auch nicht im Vatikan.

Aber mit den ersten Schritten in Richtung einer Reform kommen auch die ersten Kritiken am Papst.

 

Endlich gibt es qualifizierte Kritik am Papst

 

Mit Kritik meine ich hier nicht die Fortsetzung dessen, was einige Freunde von Liturgie und Stil zu Beginn des Pontifikates über die Messfeiern, Gewänder, das Auftreten etc. des Papstes gesagt haben. Ich meine die „zweite Generation“ von Kritik, die auf mittlerweile acht Monaten Beobachtung beruht und die sich nun in den Medien äußert.

In einer österreichichen Talkshow, in Radiosendungen, in den Fragerunden nach Vorträgen und beim Lesen von Zeitungen begegnet mir diese Kritik nun verstärkt, auch ein Zeichen dafür, dass wir in den Mühen der Ebene angekommen sind. Auch dieser Papst lebt bei allem Charisma und allen Reisen und ungewöhnlichen Begegnungen den Alltag.

Ich finde diese Kritik gut und hilfreich, weil in den Auseinandersetzungen um Kirche, Glauben und Reform die eigene Begeisterung nicht mehr reicht, man muss ins Argument, denken und streiten und reden, um bestehen zu können. Das hilft, die eigenen Denkweisen und Überlegungen zu schärfen, denn mit einfachen Aussagen kommt man da – zu Recht – nicht weit. Kritik hilft mir beim Denken, so wie mir der Zweifel beim Glauben hilft.

Drei Vorwürfe habe ich herausgesucht. Diese drei möchte ich in drei Beiträgen kurz ansprechen.

 

Erstens: Alles nur Stil, alles nur äußerlich

 

Vorwurf 1: Der Papst kümmert sich nicht um die Reform. Man werde wenig bis gar nichts sehen, sondern nur Worte hören. Ab und zu folgt dann auch der Verweis auf das Alter des Papstes.

Diesen Vorwurf muss man Ernst nehmen, weil er mit Erwartungen zu tun hat, die Franziskus selber geweckt hat. Die Ernennung der acht Kardinäle und vor allem auch die Vorkonklaverede geben eindeutige Hinweise, die begleitenden Interviews der Kardinäle um die Papstwahl herum sekundieren das.

Vorwurf 1b, eine Variante von 1: Dem Papst geht es eigentlich nicht um strukturelle Reform, sie ist zweitrangig. Da gibt es auch einige Papstzitate zu, die Strukturreform und das Sprechen darüber deutlich in die zweite Reihe rücken. Weiterlesen “Papstkritik, diesmal an Franziskus”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, VatikanSchlagwörter Entscheidung, Erwartung, Franziskus, Kirchenreform, Kritik, Leitung, Medien, Papst, Pontifikat, Presse, Reform, Wahrnehmung18 Kommentare zu Papstkritik, diesmal an Franziskus

Lesetipp: New Pope, New Hope

Veröffentlicht am 5. Juli 20131. Juli 2013

Die Zeitschrift Communicatio Socialis analysiert Medien und Papst: Sehr lesenswert.

Soeben hat die Fachzeitschrift „Media Perspektiven“ die neuesten Ergebnisse einer laufenden Inhaltsanalyse deutscher Fernsehnachrichten veröffentlicht. Laut diesem „Info-Monitor“ (vgl. Krüger 2013) widmeten die Hauptausgaben der TV-Nachrichten von ARD, ZDF, RTL und Sat. 1 im Jahr 2012 nur 0,7 Prozent ihrer Sendezeit dem Themenbereich Religion und Kirche. Das ist der niedrigste Wert, seit das Kölner Institut für empirische Medienforschung im Jahr 2005 (aus katholischer Sicht ein Ausnahmejahr) mit der Auswertung begonnen hat. Die „Sat.1-Nachrichten“, deren Chefredakteur und Anchorman Peter Limbourg etliche Jahre die Deutsche Bischofskonferenz in Medienfragen beraten hat, berichteten 2012 insgesamt nur 22 Minuten über Kirchliches und Religiöses – bei einer kumulierten Sendezeit von knapp 84 Stunden. Bei einem Anteil von 0,4 Prozent (ähnlich bei „RTL aktuell“) muss man schon von einer Marginalisierung weltanschaulicher Themen im Privatfernsehen sprechen … .

Hier finden Sie den Artikel

Kategorien Franziskus, Interview, Kirche und Medien, VatikanSchlagwörter Communicatio Socialis, Franziskus, Medien, WahrnehmungSchreiben Sie einen Kommentar zu Lesetipp: New Pope, New Hope

Endlich …

Veröffentlicht am 13. Juni 201313. Juni 2013

Es hat dann doch fast 100 Tage gedauert, aber endlich ist es soweit: Wir haben etwas Negatives über den Papst gefunden. Seit gestern geistert die Mitschrift einer privaten Unterhaltung des Papstes mit lateinamerikanischen Ordensleuten durch das Internet. Jemand hatte nach dem Treffen das aufgeschrieben, was er vom Papst verstanden hatte oder meinte, gehört zu haben. Wer weiß, wie unser Zuhören funktioniert, wird mir zustimmen, dass man das so vorsichtig ausdrücken muss. Daraus haben einige Kolleginnen und Kollegen dann die ‚Homophobie’ des Papstes herausgeschrieben, etwas Negatives zu diesem scheinbar so unerträglich positiven Papst.

Methodisch steht das auf sehr wackeligen Beinen, aber vom Erfolg her gesehen ist es klug, bestätigt es doch die Vorurteile der Leser- oder Hörerschaft über Rom und die Kirche im Allgemeinen, vor allem im Augenblick, wo es um gleichgeschlechtliche Partnerschaften etc. geht. Dazu mischt man noch das Gemunkele um den Untersuchungsbericht im Vatikan vom vergangenen Jahr und wiederholt Spekulationen, die damals schon unhaltbar waren und voilà! schon haben wir das Negative.

Vielleicht ist uns dieser Papst ja nicht geheuer, dass wir meinen, ihn möglichst bald auf den Boden des Alltags herunter holen zu müssen, mit den altbekannten Geschichten und Ordnungen. Das ist schade.

Mich begeistert dieser Papst immer noch, auch noch nach den ersten 100 Tagen. Er hält uns auf Trab und nicht nur uns, er macht und organisiert die Dinge ganz nach seiner eigenen Weise und wir müssen sehen, wie wir hinterher kommen. Aber das empfinde ich als wohltuend, rüttelt das unser System – auch beim Radio – doch heilsam durcheinander. Stress ja, aber die gute Art. Ich bin gar nicht darauf erpicht, dass alles in die bekannten Schablonen passt. Im Gegenteil. Je mehr wir durchgerüttelt werden, desto mehr Neues entdecken wir. Und das ist allemal besser als in die Zeitung zu schauen und immer wieder die gleichen Debatten zu lesen.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, VatikanSchlagwörter Franziskus, Kritik, Lobby, Medien, Mitschrift, Öffentlichkeit, Ordensleute, Wahrnehmung15 Kommentare zu Endlich …

Er hat nur gesegnet

Veröffentlicht am 22. Mai 201322. Mai 2013

Nein, der Papst hat keinen Exorzismus vorgenommen. So in etwa kann man eine Antwort des Vatikanspreches Pater Federico Lombardi zusammen fassen, der von italienischen Medien auf einen Augenblick am vergangenen Sonntag angesprochen worden war. Der Papst hatte nach der Pfingstmesse einem behinderten Menschen beide Hände aufgelegt, ausgerechtet der Sender der italienischen Bischofskonferenz TV2000 hatte darin einen Exorzismus, eine Dämonenaustreibung, erkennen wollen: „Die Exorzisten, die die Bilder gesehen haben, hatten keinen Zweifel: Es handelte sich um Befreiungsgebet, um einen echten Exorzismus”, zitiert die Katholische Nachrichtenagentur den  TV2000-Kommentar zu den Bildern.

Nun kann man trefflich über den Medienreflex herziehen und schimpfen, und meine erste Reaktion war auch ein deutliches Kopfschütteln, dass die extremste aller möglichen Erklärungsmöglichkeiten für solch eine einfache Geste gewählt wurde. Wie man hört, will TV2000 dem Thema „Franziskus und der Teufel“ an diesem Freitag eine ganze Sendung widmen, dabei sollen auch Exorzisten zu Wort kommen. Alles nichts weiter als ein billiger Reflex?

Nein. Das mag zwar in seiner Deutung eine lächerliche Interpretation des Ereignisses sein: Der Papst segnet einen Menschen. Aber es zeigt auch mehr. Weiterlesen “Er hat nur gesegnet”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Rom, VatikanSchlagwörter Exorzismus, Franziskus, Medien, Papst, Segen, Spekulation, Wahrnehmung41 Kommentare zu Er hat nur gesegnet

Der Tag der Päpste

Veröffentlicht am 23. März 201323. März 2013
(c) Osservatore Romano
(c) Osservatore Romano

Zwei Päpste treffen sich: Ein ungewöhnlicher Augenblick im Leben der Kirche. Aber auch wenn viele Beobachter das – zu Recht – als historischen Moment deuten, sehe ich da auch etwas Anderes. Papst Benedikt XVI. hat durch seinen Rücktritt einen menschlichen Akt vollzogen. Das Treffen heute unterstreicht diese Menschlichkeit noch einmal sehr deutlich. Denn es hat keine großen Gesten gegeben, keinen inszenierten Auftritt auf dem Balkon für die hungrigen Fernsehkameras.

Das Gleiche werden wir am kommenden Donnerstag erleben: Papst Franziskus hat entschieden, die Messe zum letzten Abendmahl nicht im Lateran zu feiern, sondern in einem Jugendgefängnis in Rom. Das wird aber unsichtbar bleiben, es wird keine Übertragung geben. Mir zeigt das, dass es dem Papst nicht darum geht, gesehen zu werden, wie er ein Zeichen setzt. Es geht ihm tatsächlich um die Jugendlichen dort.

Viel wird phantasiert über die Themen, die die beiden besprochen haben mögen. Wir werden es nie erfahren. Aber die Botschaft ist klar: Dieser Papst macht das, was er für richtig und wichtig hält. Er spricht über die „Diktatur des Relativismus“ und beweist damit eine starke Kontinuität zu Benedikt XVI.. Er setzt neue Zeichen und macht vieles anders, ohne darauf zu schielen, wie denn die Medien das wohl berichten werden.

Dieser Papst verbreitet viel Unsicherheit, viele Kommentatoren halten sich mit Urteilen zurück, weil in den Augen der meisten zwar viele Erwartungen bestehen, wir aber noch nicht sicher sein können, in welche Richtung das wirklich gehen wird. Ich glaube, dass wir uns daran gewöhnen müssen, dass das, was wir sehen, wirklich original Papst ist. „What you see is what you get“ sagt ein englisches Sprichwort: Wir sehen den Papst so, wie er ist. Authentizität nennt man das wohl.

Kein Medienpapst wie Johannes Paul II., kein im besten Sinn des Wortes großer Kommunikator. Sondern jemand, der lächelnd Ernst macht mit dem, was er denkt.

 

https://blog.radiovatikan.de/wp-content/uploads/2013/03/00363698.mp3
Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Papstreise, Rom, VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Castelgandolfo, Franziskus, Kommunikation, Kontinuität, Medien, Messe, Öffentlichkeit, Tag der Päpste, Treffen, Übergang, Wahrnehmung, Zeichen6 Kommentare zu Der Tag der Päpste

Welche Schublade für Franziskus?

Veröffentlicht am 14. März 2013
Papst Franziskus am ersten Tag seines Pontifikates
Papst Franziskus am ersten Tag seines Pontifikates

Das Ofenrohr in der Sixtinischen Kapelle war noch nicht kalt, da war der Kampf um die Deutungshoheit schon im vollen Gang. Drauflos wurde erklärt, was da im Konklave, im Vatikan und unter den Kardinälen passiert sei.

Holen wir mal etwas Luft. Franziskus ist noch nicht 24 Stunden Papst. Er hat durch seine Namenswahl und sein Auftreten ganz starke Aussagen gemacht, auch die Gebetsbitte für sich und seinen Vorgänger waren geistliche Zeichen auf sein Pontifikat hin.

Es wird sich viel ändern, er wird viel ändern. Und auch wir müssen uns ändern. Dringend.

Zum ersten hat uns Franziskus bewiesen, dass unsere Kategorien von „konservativ“ und „progressiv“ nicht mehr stimmen. Es ist ja ein altes Lied auf diesem Blog, aber ich stimme es noch einmal an: Was wir in unserer Kirche und nicht nur da unter diesen Begriffen verstehen, trifft schon längst nicht mehr die Realität.

 

Begriffe, die Probleme schaffen, nicht lösen

 

Und genau das ist das Problem mit diesen Kategorien: Sie sollen uns helfen, zu verstehen, verwirren aber nur noch. Sie ver-unmöglichen es, zu sehen. Sie verstellen den Blick.

Wenn man zum Beispiel den Einsatz für Gerechtigkeit, das Anprangern von Ausbeutung etc. sieht, dann muss man ihn einen fortschrittlichen Papst nennen. Wenn man seine moraltheologischen Ansichten zitiert, dann wird jeder deutschsprachige Journalist ihn einen Konservativen nennen. Das Ergebnis: Eine gespaltene Persönlichkeit. Weiterlesen “Welche Schublade für Franziskus?”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, VatikanSchlagwörter Franziskus, konservativ, Medien, Papst, progressiv, Wahrnehmung19 Kommentare zu Welche Schublade für Franziskus?

Die Dynamik des Wählens

Veröffentlicht am 13. März 201313. März 2013

Etwas geschockt war ich schon, als Tagesschau.de mich per Eilmeldung auf meinem Smartphone darauf hinwies: Konklave – Erster Wahlgang gescheitet. Der Artikel auf Sueddeutsche.de fängt genauso an: Der erste Wahlgang ist “gescheitert”.

Der Ofen zum Verbrennen der Wahlzettel
Der Ofen zum Verbrennen der Wahlzettel

Das ist schon ein merkwürdiges Verständnis von demokratischen Prozessen, dass ein nicht Zustandekommen einer Mehrheit im ersten Wahlgang ein „Scheitern” darstellen soll. Wahlen sind Prozesse, keine ad hoc Sofortereignisse. Wer Entscheidungsprozesse und noch besser Wahlprozesse in kleinen Gruppen kennt, der weiß um die Gruppendynamik, die dabei entsteht.

Man entscheidet sich für A. Dann sieht man, dass A wenig Stimmen hat und muss überlegen, ob man bei A bleibt, den stärkeren Kandidaten B wählt, oder vielleicht C. Und man muss entscheiden, wann man das tut. Und diese Überlegungen stellen im Konklave alle 115 Kardinäle an. Das ist komplex und eine ganz eigene Form von Kommunikation.

Die Entscheidung entwickelt sich auf diese Weise. Der Heilige Geist ist kein Diktator, der Gottes Willen aufdrückt, er will entdeckt werden auf die verschiedensten Weisen, bei der Papstwahl in einem demokratischen Wahlverfahren. Dem muss man Zeit geben.

Was ich an diesen Schnellschuss-Überschriften und plakativen Begriffen wie „Gekungel“, „Machtkampf“ etc. wirklich daneben finde, ist dass sie nicht helfen, zu verstehen. Dafür sind wir Journalisten aber eigentlich da: Zu berichten und zu helfen beim Verstehen dessen, was da abläuft. Das gilt auch für den Wahlprozess. Herumgerate hilft nicht. Weiterlesen “Die Dynamik des Wählens”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, VatikanSchlagwörter Kirche, Kommunikation, Konklave, Medien, Öffentlichkeit, Papstwahl, Sueddeutsche, Tagesschau, Vorverständnis, Wahrnehmung16 Kommentare zu Die Dynamik des Wählens

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