Die Situation der wissenschaftlichen Theologie gibt Anlass zur Besorgnis: Eines der Ergebnisse der Versammlung der deutschen Bischöfe vor zwei Wochen. Gleichzeitig blicken die Medien in diesen Tagen auf ein Jahr Theologenmemorandum zurück. Garniert wird das Ganze von den Diskussionen um die Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Was für eine Rolle haben Theologen und hat die Theologie? Passend dazu hat die Internationale Theologische Kommission des Vatikan an diesem Donnerstag ein Dokument veröffentlicht, dessen Ursprünge fast vier Jahre zurück liegen. Entstanden ist ein sehr grundsätzlicher Text, bislang gibt es ihn ausschließlich auf Englisch.
Man sieht die Fragmentarisierung der Theologie in einzelne Bereiche, man sieht gleichzeitig aber auch die enorme Fruchtbarkeit von Theologie seit dem vergangenen Konzil. Gerade kulturelle Kontexte außerhalb Europas hätten viel beigetragen zu einem neuen Denken, Frieden, Befreiung, Ökologie und Bioethik seien ebenfalls feste Bestandteile der Theologie geworden. Neue liturgische, exegetische, liturgische Methoden seien entwickelt worden, alles „grundsätzlich positive Entwicklungen“. Trotzdem stelle sich nun die Frage nach der Identität katholischer Theologie. Wobei der Text gleich anfügt, dass unter Identität auf keinen Fall Einheitlichkeit oder Uniformität zu verstehen sei.
Gott, Glaube und Verstehen
Theologie beginne bei Gott. Das Hören auf Gottes Wort und dessen wissenschaftliche Reflexion sei der erste Schritt zum Verstehen, was Theologie sei. Dabei sei das Christentum keine „Buchreligion“, das Christentum ist die Religion des Wortes Gottes nicht als eines stumm gewordenen historischen Etwas, sondern des inkarnierten und lebendigen Wortes. Der Heilige Geist habe nicht nur die biblischen Autoren inspiriert, sondern helfe auch den Lesern der Schrift, um „Gottes Wort in den menschlichen Worten der heiligen Schrift“ zu verstehen.
Dazu brauche es den Glauben, ohne Glauben könne man keinen Zugang zur Wahrheit der Schrift erlangen. Das Wort sei grundsätzlich Offenbarung, ohne den Glauben daran werde aus Theologie Religionswissenschaft. „Dass Gott sich selbst in der Menschwerdung, Leben, Tod und Auferstehung seines Sohnes zur Rettung der Welt geoffenbart hat und dass Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist ist, das kann nur im Glauben gewusst werden.“ Der Glaube der Kirche sei also Quelle für die Theologie. Sie sei das rationale Untersuchen und Reflektieren dieses Glaubens.
Der Ort der Theologie
Die Kirchlichkeit sei ein konstitutives Element der Theologie, der „eigentliche Ort der Theologie ist in der Kirche“. Das sei zunächst einmal die lebendige Tradition der Kirche, das sei aber ihre Lehre, wie sie zum Beispiel in den Konzilien entwickelt und fortgesetzt werde. Katholische Theologie, so das Dokument, erkenne die Lehrautorität der Konzilien ebenso an die das ordentliche Lehramt durch die Bischöfe und den Papst. Und hier kommt auch das Wort „Kritik“ in die Diskussion: Der Text unterscheidet – mit dem Zweiten Vatikanum – zwischen ‚der Tradition’ und ‚den Traditionen’. Die Treue zur Tradition schließe ein, dass die einzelnen Traditionen befragt und untersucht werden, ob sie den Glauben der Kirche ausdrückten oder nicht.
Zur Kirche als Ort der Theologie gehöre auch der Sensus Fidelium, der Glaubenssinn der Glaubenden. Auch hier übernimmt das Dokument die Struktur der Gedanken des Zweiten Vatikanums: Die Offenbarung und der authentische Glaube seien dem ganzen Volk Gottes geschenkt, die Hirten seien zuallererst Teile der Gemeinschaft. Diese ‚Hierarchie der Hierarchie’ nehme von der Autorität des Amtes nichts weg, es verorte es aber in der Heilsgeschichte.
Nun dürfe man den Sensus Fidelium aber nicht mit einer einfachen Mehrheitsentscheidung verwechseln. Genauso wenig sei es eine nachrangige Zustimmung zu theologischen Aussagen. Dieser gelebte Glaube des Wortes Gottes sei der Ort und Referenzrahmen der Theologie, sie müsse dafür sorgen, dass dieser Glaube reifen könne.
Lehramt und akademische Lehre
Noch einmal zurück zum Lehramt: Eine korrekte theologische Methodologie beziehe die Autorität des Lehramtes ein. Hier liegt immer wieder eine Quelle von Auseinandersetzungen, man müsse die jeweilige Kompetenz respektieren, aber Theologie könne kein „Parallel-Lehramt“ oder „Gegen-Lehramt“ sein. Dissenz mit dem Lehramt habe keinen Platz in der Theologie, das Nachfragen und in Frage stellen dagegen sehr wohl, es sei „gerechtfertigt und sogar notwendig“. „Ein bloß formaler und äußerlicher Gehorsam (..) von Seiten der Theologen reicht nicht.“ Das dürfe auch zu Spannungen führen, „wo immer echtes Leben ist, gibt es Spannungen.“
In diesem Zusammenhang geht das Dokument auch auf die akademische Freiheit der Theologie ein, sie stamme aus der Wissenschaftlichkeit der Disziplin, ohne sie könne es keine echte Theologie geben. Gleichzeitig dürfe das aber keinen Gegensatz zu einer Bekenntnistheologie bilden. Wissenschaftliche Theologie dürfe sich nicht vom Bekenntnis des Glaubens trennen.
„Die Zeichen der Zeit“
Mit diesem Begriff aus den Dokumenten des vergangenen Konzils spricht das Dokument die Frage nach dem Bezug der Theologie an. Und es gibt eine eindeutige Antwort: „Theologie kann den Glaubenden und dem Lehramt helfen, die Wichtigkeit von Entwicklungen, Ereignissen und Trends in der menschlichen Geschichte zu verstehen und in ihnen zu entdecken und interpretieren, wie der Geist durch diese zur Kirche und zur Welt spricht.“ Theologie ist keine Rückzugsdisziplin.
Glaube und Vernunft
Danach spricht das Dokument über den Zusammenhang von Rationalität und Spiritualität, und über den von Reflexion und Glauben. Glaube, der Theologie ablehne, finde sich im Aberglauben und im Fanatismus wieder und theologische Verstand ohne Glauben könne nicht die Fülle dessen erreichen, was man erkennen könne. Verstand erleuchte den Glauben und Glaube stimuliere den Verstand, sich zu weiten.
Überhaupt zieht sich durch den Text diese Dichotomie: Theologie ist nicht eine Wissenschaft wie all die anderen, weil sie sich dem Glauben verdankt und auf ihn bezogen bleibt und bleiben muss, um sich selbst nicht zu verlieren. Man kann es Glaube und Vernunft nennen, oder andere Überschriften finden: Das grundsätzliche Verhältnis von Gott und Mensch findet sich auch wieder in der Beschreibung der Identität der Theologie.
„quia inter creatorem et creaturam …“
Es gehe in der Theologie um die Wahrheit Gottes. Wie auch immer in postmodernem Denken mit dem Wahrheitsbegriff umgegangen werde, dürfe diese Frage nicht ausgeklammert werden. Im Dienst an der ganzen Kirche solle die Theologie suchen, diese Wahrheit und die Weisheit Gottes zu erfassen, die die Welt für töricht hält. Gleichzeitig gelte aber die uralte Warnung an alle Theologen: Ganz verstehen könne man diese Wahrheit nie, „denn zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf kann man keine so große Ähnlichkeit feststellen, dass zwischen ihnen keine noch größere Unähnlichkeit festzustellen wäre.“ (Ein Zitat aus dem 4. Laterankonzil). Oder mit dem heiligen Augustinus ausgedrückt: „Wenn du es verstehst, ist es nicht Gott.“
Seufz, ich empfehle ein wunderbares Buch:Franz Jalics (sj), Kontemplative Exerztien…wenn ich eins weiß, dann das: das ich meine kostbare Zeit nicht mehr mit den Lehrmeinungen anderer verbringe. Der direkte Weg zu Gott hat nichts mit Wohlfühltheologie und Beliebigkeit zu tun, sondern mit harter Arbeit. Aber das Ziel ist es wert. Und ob Augustinus nun weiß, was Gott nicht ist..das wissen wir möglicherweise erst nach dem Tod ,vielleicht auch nichtmal dann. Der Mensch unähnlich Gott, Aha?! Was ist dann der göttliche Funke, oder der Mensch , das Ebenbild Gottes? Nehmen wir mal an, es stimmt, dass Gott Liebe ist..kann der Mensch auch so lieben? Wenn ja, ist die Ähnlichkeit riesig, wenn nein..dann wird es problematisch. Wir erfahren Gottes Liebe nicht in dem, was uns da meterlang vorgesetzt wird von ganz oben..Sondern da, wo wir uns einlassen..Mystik ist eine ganz handfeste Angelegenheit.Wenn du es verstehst, ist es nicht Gott-Frage: woher weiß Augustinus das? Er muss ja Gott kennen, sonst könnte er diese Aussage nicht machen. Man nimmt immer wieder Augustinus als Wissenden. Warum nichtmal die Mystiker? Das waren keine Spinner im Felsen. Die waren mitten im Volk.A r b e i t e n d.Seh ich mir die modernen Bücher über Mystik an..nochmal seufz.
wenn du es verstehst, ist es nicht gott..mich versetzt dieser satz gelinde gesagt in erstaunen. gott sucht den menschen, heißt es.wer gelernt hat, auf die berührungen gottes zu achten, weiß es von sich selber. gott in allen dingen.gott um uns herum. der papst in seinem weihnachtsbuch sagt es, die heiligen, heute ist es auch modern, darüber zu reden..will gott, dass wir zu ihm kommen? wenn er das will, w i e sollen wir ihn erkennen, wenn wir ihn nicht erkennen können wenigtens ansatzweise? augustinus sagt selber, dass er sucht. was sucht er denn? wenn er nicht weiß, was er sucht, weil das, was er sucht, nicht erkennbar ist? stückwerk ist unser erkennen..ist schon sehr viel näher an der möglichkeit. was haben die mystiker erzählt? von dem, was sie an gott erkannt haben. sehr viel. wer meditiert gründlichst, weiß auch einiges zu erzählen. man kann gott soviel erkennen, dass er das ganze leben umwälzt. ist das einbildung? oder nicht gott?das ist auch nicht jesus christus.so wie die einen nichts erkennen, auch jesus nicht, erkennen andere mehr als jesus.wenn gott uns sucht, will er erkannt werden, oder die behauptung, gott sucht den menschen, ist falsch.
Eine lesenswerte Zusammenfassung. Ich freue mich schon auf das gesamte Dokument.