Amazonien ist wieder auf den Titelseiten. Aber ist es der brennende Urwald, wie vor acht Monaten? Oder die schreiende Ungerechtigkeit? Die Umweltzerstörung, damit wir hier billiges Fleisch auf dem Tisch haben? Nein, es ist fake. Wir tun so, als ob es um Amazonien ginge, in Wirklichkeit reden wir über unser Lieblingsthema: über uns selbst.
Ein wenig Zorn hat mich vorgestern und gestern gepackt, als ich die Berichterstattung über das jüngste Papstschreiben verfolgt habe. Zugegeben, das war künstlich gepuschtes Interesse, weil auch wir hier eine Reform-Debatte laufen haben, aber gemessen an den Problemen, die in dem Text angesprochen werden, war ich enttäuscht über die Debatte.
Amazonien ist wieder auf den Titelseiten
Die Kirche sei reformunfähig, tönt es nun. Wer auf ein Symbol des Aufbruchs und der Erneuerung gehofft habe, „muss dieser Kirche wohl enttäuscht den Rücken kehren”, meint Maria 2.0 via Facebook beitragen zu sollen.
Ja was haben wir denn erwartet? Dass unter dem Deckmantel Amazoniens unsere eigenen Probleme diskutiert werden? Dass Lösungen dort bittschön an unseren Erwartungen zu messen sei? „Alles, was die Kirche anzubieten hat, muss an jedem Ort der Welt auf eigene Art Fleisch und Blut annehmen“ (QA 6), schreibt der Papst. Das wurde wohl überlesen.
Auf eigene Art an jedem Ort der Welt
Zuerst hatte es nach der Bischofssynode ein Dokument gegeben, das Papst Franziskus jetzt ausdrücklich nicht ersetzt. Dort gibt es bereits einige Themen, an denen man arbeiten kann. Und nun legt der Papst mit seinen eigenen Gedanken nach.
Kardinal Michael Czerny SJ, einer der Macher hinter der Bischofssynode und auch hinter dem jetzt vorgestellten Dokument, fasst diese so zusammen: „Das Entscheidende ist der Ruf des Papstes zu einer Umkehr in der gängigen Denkweise über Reich und Arm, Entwicklung und Bewahrung, Verteidigung der kulturellen Wurzeln und Offenheit für den anderen. Franziskus spricht von vier großen Visionen: Ein Amazonasgebiet, in dem alle die Rechte der Armen und der Indigenen schützen. In dem der kulturelle Reichtum nicht verloren geht. Eine Bewahrung des ökologischen Lebensraums. Und viertens christliche Gemeinschaften, die den Glauben am Amazonas einheimisch machen – eine Kirche mit amazonischem Antlitz.“
Der Papst wolle Horizonte für den Weg angeben, anstatt spezielle Regelungen zu formulieren.
Horizonte, nicht Regeln
Wir haben schon vergessen, dass vor acht Monaten tagelang der brennende Amazonaswald auf den Titelseiten der Zeitungen war. Wir haben uns für gefühlte fünf Minuten Sorgen gemacht, jetzt interessiert sich keiner mehr dafür. Das ist kurzsichtig und schlimm. Der Wald wird immer noch zerstört, die Natur ausgebeutet, etwas mehr Nachhaltigkeit in unserem eigenen Denken darf uns schon zugetraut werden. Da versagt unsere mediale Berichterstattung und versagen auch unsere innerkirchlichen Reflexe.
Wenn man das genauer liest, finden sich interessante christliche Perspektiven. Zum Beispiel die Konkretisierung vielem, was der Papst schon früher betont hat: es gehört schlicht zum Christsein dazu, sich um Umwelt und Armut zu kümmern. Das hat mit Jesus Christus zu tun, da unterscheidet sich Kirche von anderen Organisationen (etwa QA 41).
Wir haben vergessen
Darf man sich damit kritisch auseinander setzen? Aber natürlich. Sollen wir sogar. Nehmen wir das, was Maria 2.0 kritisiert: das Sprechen über das „marianische Charisma der Frauen“. Das sei paternalistisch und damit herablassend, keine Würdigung der Frau und schon gar nicht die selbstbestimmte Teilhabe an Kirche. Diese Kritik kann ich ernst nehmen. Sie kommt aus Erfahrung und ist mehr als das reflexhafte Schauen auf den Zölibat, zu mehr hat es der überwiegende Teil der medialen Berichterstattung ja gar nicht geschafft.
Aber diese Kritik setzt nicht die Gedanken des Papstes außer Kraft. Neben meiner Tastatur liegt ein Buch mit dem Titel „Frauen machen Kirche“. Die dort schreibenden Autorinnen zeigen mir, dass ich zu diesem Thema lieber hören als etwas sagen sollte und zweitens, wie unterschiedlich die Erfahrungen und Perspektiven sind.
Aber genau darum geht es dem Papst ja auch, wenn ich den Text richtig lese.
Erfahrungen und Perspektiven
Der „John-Allen-Einwand“, wie ich ihn nenne, gilt auch hier: warum soll ich der Kirche ihre Aufforderungen zum Wandel glauben, wenn sie selbst sich nicht zu wandeln bereit ist. Aber genau das will doch der Papst. Es geht eben um neue Visionen, orientiert an Christus und seinem Erlösungshandeln. Nur geht es eben nicht um uns.
Was die Berichterstattung und Kommentierung dieses Papsttextes schafft, ist die Aufmerksamkeit wieder einmal von den Schwachen abzulenken, damit wir um uns selber kreisen können. Dabei ist das Entscheidende, was wir lernen können, eben dass wir lernen müssen, wie mir ein Amazonas-Bischof bei meinem Besuch dort vor einem Jahr ins Mikro sagte. Lernen: erst einmal nicht wissen und dann diesen Zustand ändern.
Selbstumkreisungen
Und was gibt es Neues für uns zu lernen aus diesem Schreiben? Eine Sache mag ich nennen: „Auf diese Weise können Zeugnisse einer für das Amazonasgebiet charakteristischen Heiligkeit entstehen, die keine Kopien von Modellen anderer Orte sind“ (QA 77). Kulturell-geographische Unterschiedlichkeit selbst bei einem theologischen Konzept wie Heiligkeit: Heiligkeit bedeutet für den Papst ja immer auch Christsein-Heute, sein Sprechen über die Peripherien der Gesellschaft und der Welt betonen das immer wieder.
Es gibt in der Kirche viele Stimmen, die behaupten, Heiligkeit sei aus Büchern und Dogmen und nur daraus ableitbar. Dem widerspricht der Papst – wieder einmal – laut und deutlich. Das ist einer der Horizonte, von denen Kardinal Czerny spricht, eine der Visionen.
Das starren auf unsere eigenen Themen lässt uns diese Horizonte verfehlen. Und noch etwas: „Man muss sich empören, so wie Mose zornig wurde (vgl. Ex 11,8), so wie Jesus zürnte (vgl. Mk 3,5), so wie Gott angesichts der Ungerechtigkeit in Zorn entbrannte (vgl. Am 2,4-8; 5,7-12; Ps 106,40). Es ist nicht gesund, wenn wir uns an das Böse gewöhnen, es tut uns nicht gut, wenn wir zulassen, dass unser soziales Gewissen betäubt wird“ (QA 15). Das Starren auf unsere eigenen Themen betäubt unser Gewissen.
Betäubtes Gewissen
Interessant finde ich auch den deutlichen Hinweis, dass wir über das Priesteramt neu sprechen müssen. Eigentlich genau das, was sich der synodale Weg der Kirche in Deutschland auch vorgenommen hat. Nicht nur auf einige wenige Fragen beschränkt, sondern grundsätzlich. Hier öffnet der Papst einen weiteren Horizont (QA 87). Dahinter steckt eine ganze Welt von Klerikalismus-Kritik und Lob von Basis-Gemeinden mit Leiterinnen und Leitern, deren Autorität nicht an der Weihe hängt.
Und was lernen wir noch? Für uns selbst, hier bei uns? Erstens müssen wir den synodalen Weg hier bei uns schaffen (oder so etwas einrichten, etwa in Österreich), wir dürfen das nicht über Bande spielen und hoffen, dass andere unsere Probleme für uns lösen.
Das wäre nur eine Variation des ansonsten immer wieder angelehnten Autoritätsarguments. Hier tappen wir in die gleiche Zentralismusfalle, die wir so lange kritisiert haben: eine mächtige Institution ist für alles zuständig. Man kann das Konzept von „Kultur“, wie es der Papst benutzt, kritisieren, wichtig ist ihm aber gerade die Unterschiedlichkeit.
Zentralismusfalle
Der Papst zitiert sich hier selber, und zwar Evangelii Gaudium (117): „Aus diesem Grund »verfügt das Christentum, wie wir in der Geschichte der Kirche sehen können, nicht über ein einziges kulturelles Modell«, und »es würde der Logik der Inkarnation nicht gerecht, an ein monokulturelles und eintöniges Christentum zu denken«.“ (QA 69).
Und zweitens: ich höre immer „Reform“. „Reform“Gruppen, „Reform“Debatte, Kirchenreform. An dieser Stelle sei noch einmal erinnert an den Unterschied zwischen Veränderung und Entwicklung: Papst Franziskus ist entschieden für das zweite. Und dazu gehört das, was in Evangelii Gaudium unschön mit „Neuausrichtung“ übersetzt ist, im Original aber „Bekehrung“ oder „Umkehr“ heißt. Den Armen der Welt schulden wir unsere Umkehr, sagte Johann Baptist Metz. Das ist mehr als eine Frage der Sprache. Es bedeutet, dass wir lernen, unsere eigene Perspektive in Frage stellen zu lassen.
Was uns angeht, das müssen wir bei uns lösen. Und einer Kirche helfen, ihr eigenes Antlitz, ihre eigene Kultur, ihre eigene Liturgie, ihre eigene Organisationsform zu finden. Das möchte ich aus dem jüngsten Papstschreiben mitnehmen. Die Engführung auf die Zölibatsdebatte ist da nur ärgerlich.
Nur eine Bitte, wenn ich die Offenbarung des Johannes richtig verstanden habe, dann erkennen wir den Widersacher daran, dass er vor Gott seine eigenen Schwestern und Brüder anklagt… Hören wir in der Kirche endlich auf damit, uns selbst zu zerfleischen, bitte. Jesus hat die Emmausjünger sogar auf ihrem Irrweg begleitet. Schwellengespräche: Erzähle mir von Deiner Geschichte!
“die Emmausjünger sogar auf ihrem Irrweg ” – welche Bibelausgabe haben Sie? Wo steht denn da etwas von einem Irrweg???
Ich kann mich Ihrer Analyse durchaus anschließen.
In meinen Augen, können wir “Europärer” ebenfalls vieles aus QA entnehmen.
Die Probleme der Kirche im Amazonas ist vielleicht nicht großartig anders, als in den restlichen Ecken der Welt.
Nur sollte man auch zur Kenntnis nehmen: Trotz so manch unterschiedlicher Umstände, die zu unterschiedlichen Lösungsansätzen führen, müssen gewisse Schnittmengen katholischer Identität erhalten bleiben.
Ich denke, und da darf man QA auch gerne Zitierten (ich meine es war Punkt 100), geht es Papst Franziskus primär um pastorale Ansätze, die gefunden und erörtert werden müssen (QA 104) und nicht um Strukturfragen.
Strukturreformen hat er mMn eine deutliche und klare Absage erteilt. Die Pastoralen Energien und Möglichkeiten sind noch nicht vollends ausgeschöpft, weder am Amazonas noch bei uns, darin liegt der päpstliche Fokus.
Das sehe ich nicht so. Wenn der Papst von Inkulturation spricht, dann sind das eben auch Strukturfragen. Aber nicht ausschließlich Strukturfragen. Ich halte es für falsch, Pastoral und Struktur gegeneinander ausspielen zu wollen, oder auch nur als Gegensätze zu sehen. Die gehören zusammen.
Grundsätzlich ja.
Die kath. Kirche ist ja auch (strukturell) nicht aus dem Ei geschlüpft, sondern Ergebnis historischer Entwicklung.
Dieser Prozess ist mitnichten abgeschlossen, aber wir können keinen Schritt hinters Mittelalter machen, wo vieles noch in der Schwebe war und sich erst noch finden musste. Die Situation gestaltet sich im 21. Jh. eben anders.
Papst Franziskus ermuntert durchaus zu neuen Wegen und Lösungen (QA 104) aber gleichzeitig gibt er einen Rahmen vor. Man mag sagen, sein Rahmen ist etwas weiter gefasst, als bei seinen Vorgängern, aber er ist eben doch da.
Ich lese QA als Appell auch für “uns”: Mehr, Pastoral, mehr Evangelisierung (oder wie Sie es genannt haben: Bekehrung und Umkehr). Diesen Fokus, diesen Schwerpunkt sollten gerade wir hier in Deutschland uns besonders zu Herzen nehmen.
Das ist genau das, was ich nicht meine. Mehr Pastoral heißt eben auch mehr Gemeindeleitung durch “Laien”. Das gehört genauso dazu wie alles andere auch, wenn man QA genau liest.
Brasilien wird von den amerikanischen Freikirchen, Pfingstlern, Evangelikalen, Mormonen bis hin zu den Zeugen Jehovas in einer radikalen fast konzertierten Anstrengung missioniert Deshalb verliert dort die katholische Kirche.
Und ich hab die Furcht, es wird noch weiter zunehmen.
Es wäre ja zu studieren, wie die brasilianische Regierung, und wir reden schon von einer intakten Demokratie (dazu gehört es, dass man einen Präsidenten nicht mögen muss – dann muss man ihn dennoch akzeptieren), zur Synode steht oder der normale (spanisch stämmige) Katholik in der Stadt, zB in Rio.
Die katholische Kirche in Brasilien ist mE schwer am absteigenden Ast. War die Strategie von Papst Franzikus (Argentinier) richtig?? Ist das wurscht?
Die kath. Kirche ist in Brasilien nicht seit oder wegen Papst Franziskus auf dem absteigendem Ast. Da muss man wohl mehrere Jahrzehnte zurückgehen. Und dann kommt es noch darauf am, wen man fragt, ob zuviel oder zu wenig Befreiungstheologie an dem Zustand schuld ist.
Ob Franziskus’ Strategie richtig ist, wird sich erst in dem nächsten Jahrzehnten zeigen.
Es ist aber interessant zu wissen, was die Freikirchen so speziell “besser” machen.
Darauf (was sie „besser“ machen) gibt es ganz gute Antworten, einige habe ich hier im Blog ja auch beschrieben.
In unterschiedlichen kirchlichen Epochen brauchte es immer wieder “Rufer in der Wüste”, die klar benennen, was wirklich Not tut.
Danke dass Sie dies in diesem hervorragenden Statement tun. Danke für Ihr klares Engagement und der Forderung nach klaren Reformen innerhalb der Kirche – jenseits von überbewerteten und vielen ausgeschlossenen Themenbereichen. Um auch heute und morgen Licht und Hoffnung für die Gesellschaft zu sein.
Vielleicht scheint hier die Warnung von Cluny zu sein von Cluny (Mutterhaus v. über 1000 Klöster in Europa – eine internationale Größe – Klöster als Orte der rel. Bewegung – bewusste Namensgebung “Petrus und Paulus”). Sie war eine komplementäre und wirtschaftliche Einheit, wirkte als Vermittler zwischen den politischen Großmächten und dem Papst.
Wurde jedoch immer wieder kritisiert, sehr wohl und sehr schroff von dem großen Bernhard v. Clairvaux. Trotzdem haben sich dort namhafte Menschen der damaligen Kirche, Politik und Gesellschaft Rat und Zuflucht geholt. Auch sind dort wichtige kirchliche Prinzipien entstanden. Seit der französischen Revolution ist es eine Ruine.
Wo wird letztendlich heute die maßgebende Norm für die christliche Existenz ausreichend abgebildet? Vertut sich aktuell die Kirche die ihr gegebenen Chancen? Hat die Kirche nicht genügend Raum, die unterschiedlichen Spiritualitäten als auch Richtungen und Bewegungen zu ermöglichen? Und auch wegweißende Einsichten zu schaffen für die katholische, ökumenische und christliche Zukunft in all ihrer aktuellen Bedrohung? Wie lange sind heute unsere Städtelandschaften noch Orte, wo christliches Leben nach dem Evangelium möglich ist oder neu erfahrbar gemacht wird? Weltweit, in Asien als auch im Amazonas Jenseits von sich abgrenzenden und tw, selbstherrlichen “Erweckungsbewegungen”.
Ein interessanter Gedanke v. Josef Imbach bzgl. einer Frömmigkeit, die nicht von allen so mitgetragen wird :
“Nicht aufgrund seiner “Werke” sondern nur durch das Ausmaß seiner Sehnsucht nach Reinheit und Gottverbundenheit unterscheidet sich der Heilige vom Sünder.”
Ich hoffe, dass viele Priester und vor allem Hauptberufliche in der Kirche Ihren dringenden Apell und “Ruf in der Wüste” lesen.
Lieber Pater Hagenkord, nicht die gesamte Berichterstattung war so, wie Sie es schildern. Ich nehme für mich in Anspruch, im Interview mit tagesschau24 differenzierter argumentiert zu haben. Herzliche Grüße, Anja Würzberg
Zugegeben, ich habe nicht alles gesehen, ich bekenne mich schuldig übertrieben zu haben. Danke fürs differenzierter argumentieren!
Lieber Bernd Hagenkord,
ich greife jetzt nur ein paar Dinge heraus, die mir besonders wichtig sind.
Papst Franziskus (PF) richtet dieses Schreiben ja nicht nur an südamerikanische Katholiken, sondern “an das Volk und an alle Menschen guten Willens”. So gesehen sind auch wir in Deutschland ganz unmittelbar betroffen in den Passagen, in denen es nicht spezifisch um Amazonien geht.
Einerseits schreibt PF in 82 ff. wie bedeutsam und wichtig die Sakramente sind, denn sie “vermitteln den nahen Gott, der barmherzig zu seinen Kindern kommt, um sie zu heilen und zu stärken”. Andererseits hebt er aber nicht die an Priester gebundene Sakramentenspendung auf. Schafft aber keine neuen Zugangswege zum Priesteramt für die bekannten 98 % der übrigen Katholiken, die keine zölibatär lebenden Männer sind. Im Gegenteil er schließt die Frauen aus, mit dem Argument das wäre dann eine “Klerikalisierung der Frauen” (100).
Was mich jedoch am allermeisten erbost, ist seine Aussage in 90, die Bischöfe mögen das Gebet um Priesterberufungen fördern.
WARUM werden die Menschen, die alle eine priesterliche Berufung haben, NICHT zum Priester geweiht oder verheiratete ehem. Priester wieder aktiviert??
Darüber hinaus erklärt der Direktor der vatikan. Pressestelle, Bruni, dass QA lehramtlich sei, das Schlussdokument der Amazonassynode hingegen nicht (https://de.catholicnewsagency.com/…/vatikan-querida…).
Also das Schlussdokument ist damit das Papier nicht wert, auf dem es steht.
Für mich ist dieses Schreiben von PF äußerst enttäuschend! Wozu noch ein Synodaler Weg, wenn PF eben so über Frauen (wie er das getan hat) und über Zugangswege zum Priestertum schreibt bzw. nicht schreibt?
Ich lebe in Niederbayern in einer Pfarreiengemeinschaft mit 5 früher selbständigen Pfarreien, die alle mal einen Pfarrer und Kaplan oder Kooperator hatten. Dazu haben wir noch zwei kirchliche Kindergärten, ein Seniorenheim und eine Klinik mit 500 Betten. Heute gibt es dort noch einen Pfarrer, sogar aus Niederbayern, Ende 50, drei Ruhestandspriester jenseits der 80, die ein wenig mithelfen, einen Diakon mit 20 h und einen Pastoralref. mit 15 h in der Pfarrei und 25 h in der Klinikseelsorge.
Das muss genügen für die Sakramentenspendung. Das ist die Realität in Niederbayern im Bistum Regensburg. Viele haben da nur noch einen Polen, Afrikaner oder Inder mit mehr oder weniger guter Inkulturation bzw. Deutschkenntnissen.
Herzliche Grüße
Zur priesterlichen Berufung gehören immer 2, der Mensch und die Kirche. Man kann Berufung nicht für sich alleine feststellen. Ich wäre auch dagegen, nur auf das „alte“ System zu setzen, wo wichtig Ortspfarreien auch sind. Aber es gibt da weder genug Priester noch Gläubige. Wir Brauchen auch hier neue Ideen.
Wenn 98 % der Katholiken generell von der priesterlichen Berufung ausgeschlossen werden (alle, außer zölibatäre Männer) dann ist was faul an der “priesterlichen Berufung von Mensch und Kirche”!!
Dann können wir uns auch die Sakramente sparen, wenn es kaum noch Priester gibt.
Augenfälligstes Beispiel ist für mich die Krankensalbung von Klinikseelsorgern und Klinikseelsorgerinnen. Das dürfen sie nicht tun, ohne ihren Job zu riskieren. Sie dürfen NUR segnen!
Dann brauchen wir keine Priester mehr!
ja, da kann man beipflichten.
So viel Aufregung, so wenig konkretes Ergebnis.
Das Pontifikat ist im Chaos angekommen. Man kann fragen, ob das gewollt ist und welche Antwort schlimmer wäre.
Mir fiel im Interview vom Papst noch eine Aussage auf, da ging es um die Weltzuwendung und Säkularisierung. Er maßregelte seine Kritiker wie folgt: wir wenden uns der Welt(politik) zu, denn das muss man, wenn man die Menschen liebt (vor allem die Schwachen). Die jenigen, die das kritisieren, brauchen nicht glauben, dass sie Gott lieben, nur wenn sie die Menschen nicht lieben können (sinngemäß jetzt).
Mich hat diese Watschn an jeder Kritik schon gewurmt. Ist das nicht absolut und klerikal?
meine Sicht ergänzend: man braucht sicherlich nicht so viel Weltpolitik. Aber was in diesen Schreiben und generell in diesem Pontifikat fast gar nicht mehr vorkommt: die kleine Zelle. Die heilige Famile (und der Freundeskreis). Wann wurde das letzte Mal über Familie und Probleme diskutiert?
Es ist eine Soziologie streng von oben herab, wie eben alles Sakulare. Und damit ganz im Internationalen Zeitgeist.
Kirche und Internationale in trauter Koalition auf Erden.
Wann das letzten Mal über Familie diskutiert wurde? Ist das eine ernste Frage? ZWEI Synoden lang, samt Papstschreiben, das war das erste Großprojekt von Papst Franziskus.
destilliert in “Amoris Laetitia”. Dann haben Sie recht.
Da gab es dann nur den intensiven theologischen Streit zur Fussnote zur Kommunion für Wiederverheiratete. Entschieden? Faktisch werden die Menschen guten Willens bei der Kommunion in den meisten Diözesen nicht abgewiesen, was wohl sehr richtig ist.
Dennoch seh ich folgenden wesentlicheren Mangel: der Staat und die Konzerne holen sich immer mehr Einfluß im Privatleben, von Kindererziehung bis zur Versorgung der Rente. Und ich meine, die Kirche sagt dazu. Gut so. Weil das Individuum und die Familie müssen eh etwas be-sachwaltet werden.
Mit allen neuen Schreiben wird das Gewicht der Weltpolitik unterstrichen, freilich zum hohen Ziel: wir müssen den Amazonas retten.
Das wollen aber wohl alle seit Jahrzehnten, mit Ausnahme von einigen Irren und Verbrechern
Ich finde es bedauerlich, dass ein positives und hoffnungsvolles Schreiben derart negativ interpretiert wird, nur in Bezug auf bestimmte Forderungen.
Der Papst hatte das Gesamtbild vor Augen und fast schon visionär entschieden.
Keine Frage: Evangelisierung und Struktur sind keine Gegensätze. Evangelisierung setzt Glaubwürdigkeit voraus, und Glaubwürdigkeit ist auch eine Strukturfrage. Nicht nur, aber eben auch.
An einem Widerspruch in „Querida Amazonia“ wird das deutlich.
In den Überlegungen zum Dienst des Priesters wird ausgeführt, dass “dieser Dienst keine Überordnung gegenüber den anderen [Diensten] bedeutet” (QA 87). Und es folgen Ausführung zur Bedeutung des Dienstes der Laien, und insbesondere der Frauen. Das weist nach vorne. Dann aber wird mit dem Verweis auf die Gefahr einer Klerikalisierung der Weihe von Frauen widersprochen (QA 100) und auch wieder auf Christus als Mann verwiesen (QA 101). Das bewegt sich im bekannten lehramtlichen Rahmen. Und dann prallt beides aufeinander: zwar wird ein größerer Zugang zu Aufgaben und kirchlichen Diensten für Frauen gefordert (und damit implizit mehr Macht), aber mit dem Verweis darauf, dass dies (u.a.) “eine Beauftragung durch den Bischof” voraussetze (QA 103). Und damit fällt alles in den Klerikalismus zurück, die Verbindung von priesterlichem Amt und Macht. Zumindest solange ein Bischof auch Priester sein muss. Da es in diesem Abschnitt aber um die Macht von Frauen geht, kommt noch ein weiteres hinzu. Denn solange ein Bischof als Priester definitionsgemäß ein Mann sein muss, ist diese Art von Macht der Frauen immer eine von der Macht eines Mannes abgeleitete Macht, denn dieser kann eine Beauftragung ja auch jederzeit wieder entziehen. Das ist Patriarchat pur. Und das ist, in unserer europäischen Kultur, in unserer Zeit, nicht mehr glaubwürdig.
Und da müssen wir, in unserer Kultur, Wege finden. Und es ist schön, dass „Querida Amazonia“ und dazu ermutigt. Denn als weltliche Organisation ist auch Kirche nicht ohne Macht denkbar. Auch dass eine Beauftragung sinnvoll ist, dürfte außer Frage stehen, und sie ist ja auch nicht vom Geschlecht abhängig. Aber wie Macht in der Kirche organisieren, ohne in nicht mehr zeitgemäßen, und damit unglaubwürdigen patriarchalen (und feudalen) Strukturen stecken zu bleiben?
Vielleicht weist der folgende Absatz hier den Weg aus dem Konflikt, nämlich ihn auf einer höheren Ebene zu überwinden, “wo sich jede der beiden Seiten mit der jeweils anderen zu etwas neuem verbindet” (QA 104). Und das scheint mir mehr zu meinen als einen Kompromiss zu finden. Klar sehnt sich jeder nach einer schnellen Lösung, aber nur solange es die von einem selbst gewünschte ist. Aber wir werde etwas neues brauchen, um die Einheit der Kirche nicht zu gefährden.
Ich stelle es mir äußerst seltsam vor, wie es in der kath. Kirche in Europa z. B. Pristerinnen geben soll, in Afrika z. B. aber nicht. Verschiedene Regelungen je nach Kultur? In bestimmten, pastoralen Sachfragen ja, aber strukturell in dieser Dimension? Auch unter diesem Papst nicht.
Was ist denn die Dimension? Die meisten Priester in Afrika sind von der Hautfarbe schwarz, die meisten hier weiß. Und woran liegt das? Weil es ganz vernünftig ist, dass je nach Kultur tatsächlich diejenigen dort eingesetzt werden, wo sie die meiste Kenntnis haben. Das hindert ja nicht den Austausch, oder? Und es ist ja nicht so, dass die Frauenfrage so irrelevant ist für Afrika. Oder ist die Gleiche Würde der Frau und die Gleichberechtigung der Frau neuerdings kulturell verhandelbar? Ich hoffe nicht.
Es ist das, was ich gesagt habe: Gewisse Sachverhalte müssen dann weltweit gelten.
Wenn z. B Katholikinnen der Zugang zum Weiheamt in Deutschland erlaubt werden soll, dann eben auch in Afrika.
Regionale Alleingänge und Sonderwege in solchen Fragen kann es nicht geben.
Und es mag sein, dass ich es falsch verstanden habe, aber für mich klingt es nach solchen Sonderwegen, wenn man meint, kulturellspezifisch Reformen durchzusetzen. Deswegen: In der Pastoral gibt es genug “Spielraum”, für Strukturfragen solcher Größe eben nicht.
Hätten Sie QA gelesen und die Worte des Papstes durchdacht, dann wüssten Sie aber, dass der Nicht-Zugang zum Weiheamt nicht der Würde der Frauen widerspricht.
“Es ist das, was ich gesagt habe: Gewisse Sachverhalte müssen dann weltweit gelten.
Wenn z. B Katholikinnen der Zugang zum Weiheamt in Deutschland erlaubt werden soll, dann eben auch in Afrika.
Regionale Alleingänge und Sonderwege in solchen Fragen kann es nicht geben.”
Warum nicht? Sie behaupten das nur. Sie beweisen es nicht.
Und Priesterinnen allein ist ja auch zu kurz gedacht und würde für sich allein eben keine Überwindung des Konfliktes auf einer höheren Ebene sein.
Aber wer sagt denn, dass ein Bistum immer von einem Bischof geführt werden muss? Da hätten wir in unserer Kultur auch andere, erfolgreich erprobte Modelle anzubieten. Warum nicht ein Kollektivorgan als Bistumsleitung? Jedes größere Unternehmen wird in Deutschland so geführt, und im Aktienrecht ist sogar festgeschrieben, dass die Vorstände gleichberechtigt sind (vgl. §§ 76f AktG — war übrigens die Entsorgung des Führerprinzips im Unternehmensrecht). Und sage keiner, Aktienrecht und Kirche gehe gar nicht: das ist ja nur ein bewährtes Modell, an dem man sich orientieren könnte. In den Gemeinden, in denen in Deutschland die Gemeindeleitung inzwischen bei Laien liegt, sind es oft mehrere, die gemeinsam mit der Gemeindeleitung beauftragt werden. Und schon hätte man in der Bistumsleitung gleichberechtigt nebeneinander Frauen und Männer, Laien und Priester, und eben nicht wie bei einer Person ein entweder – oder. Und damit wäre die Machtfrage auf eine andere Ebene gehoben und losgelöst vom Amt des Priesters.
Und warum sollten diese Mitglieder der Bistumsleitung nicht auch zusammen Bischofsmessen zelebrieren? Einer mit der Einführung, eine mit dem Evangelium, eine mit der Predigt, der zum Priester geweihte (solange das so ist) die eucharistische Worte, und einer den Schlusssegen?
Natürlich wären da noch manche Fragen zu klären (Bischofsweihe, Teilnahme an Bischofssynoden, ggf. an der Papstwahl), aber dafür lassen sich vermutlich Wege finden. Es wäre auch vermutlich über Änderungen bzw. Ausnahmeregelungen im Kirchenrecht umsetzbar, wenn es denn gewollt ist. Und wenn ein solches Modell in anderen, noch stärker patriarchalisch geprägten Kulturen nicht in Frage kommt, bleibt es dort eben bei einem Bischof. Aber in der einen Kultur wäre Glaubwürdigkeit gewonnen, ohne sie in der anderen zu verlieren. Und eine Frage wie die nach der Frauenordination könnte dann losgelöst von der Machtfrage weitergedacht werden.
Viel Zustimmung! Weitgehend unbeachtet auch 104 ff. zum interreligiösen Dialog. Es geht uns nicht um Amazonien, sondern um uns.
Und doch bleibt ein schales Gefühl, wenn es um die Prozessklarheit geht. Das Gefühl: Da will einer Wegweiser sein, doch im entscheidenden Schritt ist er dann selber nicht dabei. Beleg: Das “Priesterkapitel” in 87 ff., wo eben kein neuer Raum eröffnet wird, sondern den Aufbruchsbereiten die Bleigewichte einer überkommenen Männer-Priester -Theologie ans Bein gebunden wird. Das sind für mich irritierende Signale. Die Certeau’sche Logik des Räumeöffnens mag für den Anfang richtig gewesen sein. Für die Umsetzungsphase taugt sie nicht, weil sie den Beteiligten zu viele Schizophrenien zumutet.
Lieber Pater Hagenkord,
Ja ,ich kann durchaus Ihre Erregung einerseits verstehen- gleichzeitig aber AUCH die von MARIA 2.0!**
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ich hab PF. schon verstanden, dass er den Focus, wohl zu Recht auf die ökologisch- politische Situation in Amazonien gelegt hat und das war gut .
Aber hat er auch die pastorale Situation zu Ende gedacht..?
Seine Sicht auf die marianisch- fraulichen Dienstfunktionen der Frauen möchte ich mich als Mann enthalten..
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*** wo kann man eigentlich nachlesen ,
wie JP.2 seine Entscheidung zum MÄNNLICHEN Priester begründet?
Mir ist bekannt , dass er auch Wissenschaftler war.
Also WO ist das Dokument indem er dieses empirisch!! Und vor allem auch den SOZIOKULTURELLEN Hintergrund bedenkend der DAMALIGEN Zeit ausführt, dass ausschließlich Männer zu diesem Amt befähigen.
Ist es ein Trost, dass es auch immer noch!! Um die Gleichberechtigung kämpfen..
Zu den wenigen positiven Beispielen- Pars pro toto- gehören JETZT sicher Bündnis 90/die Grünen.
Aber auch da waren es viel zu lange grün „angemalte“ Platzhirsche, die nicht Platz machen wollten- ich weiß wovon ich Spreche..
Heute ist es selbstverständlich, dass es das Statut der Parität gibt..
UND WARUM NICHT IN DER KIRCHE??
Oder sind wir immer noch so im PATRIARCHAT verhaftet!!
Am Schluss die rhetorische Frage, ob sich in einem MATRIARCHAT die Männer auch so geduldig benommen haben wie so lange die Frauen !!
UND DESWEGEN
bin ich ua. auch MARIA 2.0 so unendlich dankbar , dass sie uns Männern Feuer unterm Hintern machen!
Geliebtes Amazonien – konkret und handfest: https://www.target-nehberg.de/de/waiapi
Ich habe mir das Dokument angeschaut. Und ich kann nur den Vorwurf machen, dass die Männerdomnäne Vatikan ein antiquiertes Frauenbild und eine Amtstheologie, die so tut, als müsste man sie ALLEIN auf den Lehrverurteilungen des Tridentinums aufbauen, hat. Mit den Analyse und Handlungsvorschlägen des Papstes mehr als einverstanden. Vor allem aber wird dieses Dokument deswegen wichtig, weil der Papst der moralischen Verpflichtung einer Teilkirche zuzuhören und sie in ihren Sorgen ernstzunehmen nachgekommen ist. Durchaus beeindruckend finde ich das Plädoyer für die Ökumene des Handelns am Schluss. Aber auch sonst zeigt sich in Bezug auf Amazonien der Papst als klug.
Denn in welchem weltkirchlichen Dokument – und das Abschlussdokument der Synode hat nun für die ganze Kirche lehramtlichen Charakter! – standen je die Worte, dass Frauen Diakone und Verheiratete Priester werden sollen? Die deutsche Würzburger Synode wurde wegen des Frauendiakonats ja sogar von Rom in den 70ern ignoriert.
Und eine boshafte Spitze kann ich mir nicht verkneifen: Natürlich haben Sie, P. Hagenkord, völlig Recht, wenn Sie sagen, wir sollten unsere mitteleuropäischen Probleme nicht auf dem Trittbrett des Amazonas lösen wollen. Aber wenn es DASSELBE Problem ist – Gerechtigkeit für Frauen, Priestermangel -, dann darf man durchaus auch auf Synergien hoffen. Das ist nicht verboten. Und ich halte das Vorgehen von Papst Franziskus für mutig und richtig, sich der Mehrheitsentscheidung zu beugen!
Für Sätze wie die Aufforderung zur Empörung ist ein Oscar Romero einst erschossen worden. In einem durchaus politischen Sinne darf man den Text als ziemlich “links” ansehen und das finde auch gut.
Franziskus hat vielleicht eine Chance vergeben. Und was in diesem Dokument steht, verdient es umgesetzt zu werden. Unser Planet wird es uns danken, und wenn es eine Menschheit in drei Generationen noch gibt, wird sie vielleicht froh sein, dass Franz DIESEN Text und keinen zum Zölibat geschrieben hat, sosehr ich mir AUCH letzteres gewünscht hätte, allein schon weil ich nicht nur den Priestermangel für ein Problem halte, sondern durchaus nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart nicht davon ausgehe, dass der Zölibat flächendeckend gehalten, geschweige denn gelebt wird. Man sollte doch wenigstens EINE Basis für Heuchelei beenden.
Wenn man sich die soeben auf katholisch.de veröffentlichte Presseumschau zu QA anschaut, dann muss man wohl feststellen, dass die Debatte nicht nur in Deutschland, sondern “weltweit” eine Schieflage hat.
https://www.katholisch.de/artikel/24524-presseschau-das-sagt-die-welt-zu-querida-amazonia
Dies Jahr war ich auf Mariae Lichtmess in einem kleinen Tiroler Bergdorf in der Festmesse am Abend. Ich sag fairerweise: Für mich ist Lichtmess das schönste kirchliche Fest, wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten zusammen. Hier ist der Pfarrer am Anfang allein in einer Prozession mit einer Kerze durch die Kirche gegangen, das Lied des Maleachi singend, die Prophezeiung des kommenden Lichts durch den letzten Propheten, der Vater wird sich dem Sohn, der Sohn dem Vater zuwenden, ihr werdet gedeihen wie Mastkälber…., dann in der Liturgie das Glück des Simeon und in der Predigt die Auslegung des Simeon als eines Mannes, der über sich hinwegsehen und von sich zurücktreten kann zugunsten der Zukunft, aus dem Glauben heraus. Die Kirche war festlich geschmückt und halbgefüllt. Der Chor sang schön ein Avemaria, das Vaterunser und Marienlieder. Ein schönes Fest von Glaube, Liebe und Hoffnung. Vor 2 – 300 Jahren gab es hier keine Kirche, ein junger Vikar kam 2-3 mal im Jahr von 1500 Meter drunten hochgekraxelt um wichtiges hier zu tun. Später wurde eine Kapelle für seine Besuche gebaut und noch später ein hübsches Kirchlein und ein Pfarrer kam, Pfarrhaus, Friedhof ums Kirchlein. Das wurde alles als gut überliefert und kein Klagen oder die Vorstellung, die Kirche müsse sich grundlegend ändern, oder alles ginge den Bach hinunter. Und auch heute wird alles als gut empfunden. Wenn die Leute sehr arm sind und erleben, dass sie getreten werden und ihnen das Letzte genommen wird, leben sie in ständiger Angst, schon als Kinder. Das ist schlimm und schadet den Armen, oft vernichtend. Und sind sie reich, denken sie oft, sie können sich alles erlauben, wie wir das oft sehen müssen. Umdie grosse Brücke in die fernen Länder zu den Armen zu bauen, braucht es einen grossen Brückenbauer (Pontifex), also den Papst. Das Reden vom Zölibat ist aus meiner Sicht vor allem eine Demütigung der Priester und auch so gedacht. Und die Priester könnten ja mal den Sinn des Zölibats für sich anderen erklären, wie sie es schaffen, was wir in der sexuellen Liebe erleben, aus sich heraustreten und sich ekstatisch verbinden. Dann müssten sie nämlich nicht so defensiv sein. Den Brückenbauern gehts oft nicht so gut, man denke nur an den hl. Nepomuk der von seiner Brücke herab ersäuft wurde.
“Das Gute in einer Aussage retten” sagt Ignatius von Loyola.
Seit Jahrzehnten hoffe ich darauf, dass die Kirche hier in Deutschland sich so entwickeln darf, wie sie möchte, ohne dass “Rom” eingreift und alles einheitlich stutzt. Jeder noch so kleine Reformgedanke wurde mit dem “Weltkirchenargument” geknebelt. Vielleicht ist das der Hintergrund, warum Zölibat und Frauenweihe (leider) die Amazoniensynode hierzulande überlagern. Der Druck und die Erwartung für eigene Reformen sind einfach zu groß.
Wenn ich QA jetzt “retten” will: ich möchte hoffen, dass Franziskus jede Ortskirche darin unterstützt, dass sie leben darf. Für Amazonien gilt dann eben anderes als hierzulande. Ich möchte mich solidarisch zeigen und hören, was die Synodenväter auf der Synode und die Synodenmütter außerhalb der heiligen Hallen zu sagen haben, was der Papst für die Welt dann zusammenfasst. Ich kann verstehen, wenn er dann die nicht existentiellen Themen nicht näher ausführt, um die existentiellen umso mehr zu betonen.
Viel Druck, der auf unserem “Synodalen Weg” lastet, könnte Franziskus nehmen, wenn er uns sagen würde (oder soll ich das aus dem Brief an uns im Vorfeld herauslesen?), dass wir in Rom mit unseren Anliegen gehört werden und dass die dann umgesetzt werden, weil die deutsche Kirche eben ihr Gesicht haben möchte. Keine andere Kirche ist verpflichtet, dasselbe Gesicht zu haben. Der “Pontifex” (Brückenbauer) würde dann denen sagen, die meinen, Deutschland wolle sich abspalten (weil das deutsche Gesicht anders aussieht als das in …), dass das alles katholisch ist. Weil: Jesus ist Mensch geworden. Konkret. Für dich und mich. Und das kann verschieden erfahren werden. Die Menschwerdung ist das Christliche. Ein Gott – viele Gesichter.
Es muss natürlich heißen: Gott ist Mensch geworden. Konkret in Jesus, der konkret erfahrbar geworden ist. Ja – als Mann. Aber es geht immer um Gott, der Mensch geworden ist.
Es macht mir wieder Freude, was und wie dieser eigensinnige Franziskus anstößt. Solchen Papsttyp hat einst Jaques Neyrinck im Roman “ Die letzten Tage des Vatikan“ beschrieben. Die päpstliche Vision vom Apostolat der Laien bekräftigt meine Überlegungen, die ich 2012 in “Abschied vom betreuten Denken“ vorlegte.
Vor über 50 Jahren wollte ich – getragen von Geist des Konzils und des Engagements in der Christlichen Arbeiter-Jugend – über den zweiten Bildungsweg zum Studium. Freunde vermittelten mir den Kontakt zum Collegium Marianum in Neuss. Allerdings war dieses Abendgymnasium allein dem Priesternachwuchs vorenthalten. Von mir wurde eine schriftliche Begründung erbeten, warum ich nicht Priester , sondern Journalist werden wollte. Ich legte dar, mein Weg sei der der Laien. Die Begründung wurde akzeptiert. 1969 war ich noch allein unter all den Priesterschülern, ein Jahr später war das Institut geöffnet – sogar Frauen durften dort ihr Abitur machen.
Die Zölibatsfrage war für mich immer nebensächlich – wichtig ist sie für Menschen auf dem priesterlichen Weg. Die Frage nach dem Apostolat der Christen in dieser Welt hat für mich und erfreulicherweise auch für diesen Papst Vorrang. So sollte auch der Synodale Weg sich darauf ausreichten, das Salz der Erde zu stärken und sich weniger am Design des Salzstreuers abmühen.
Super! Volltrefflich!
Es geht um Visionen, oder anders gesagt, welche Relevanz hat das Evangelium heute. Die Relevanz kann es nur vor Ort unter Beweis stellen. Das Gebet um priesterlichen Berufungen könnte ja auch dahin führen, das mehr Menschen durch das Erkennen ihrer eigenen Berufung,deutlicher werden lassen, das das Weihepriestertum in einer Sackgasse gefangen ist. Neues zu denken, dazu sehe ich mich vom Schreiben ermutigt. Das Evangelium als Maßstab dieses Denkens und der Im Gebet zu erbetene Beistand des Heiligen Geistes, sollte neue Visionen möglich machen.
Ich wollte noch ergänzen, dass an Lichtmess die eine Hälfte der Kirchenbänke besetzt war, die andere Hälfte der Besucher auf der Empore war und im Chor sang. Es wird ja anscheinend leicht bei den Katholiken hier alles runtergezogen.
Man könnte natürlich an vielem rummeckern: Der Priester sprach österreichischen Dialekt, das Vaterunser wurde von allen gesungen, statt gebetet, es waren Mädchen als Ministranten, unter den Messgewändern trugen sie warme Anoraks, der Messner war eine Frau, die Bilder waren ein bissle Tiroler Bauernkunst, der Chor sang manchmal ein bisschen schräg, wie eine alte Zirbe, die Kirche war mit Blumen und Kerzen geschmückt, CO2! Man musste lange für den Blasiussegen anstehen, die Messe wurde nach altem römischem Ritus gefeiert – und das in Österreich! Der Priester wirkte gar nicht sexuell frustriert, er war sogar von Herzen freundlich und sang schön Tenor usw..
Ich will sagen, im reichen Deutschland sind wir alle sehr leicht etwas zu anspruchsvoll, anscheinend auch Katholiken. Ich mag das persönlich nicht. Und eine Kirche der Reichen gegenüber einer der Armen wär doch eine Schnapsidee.
Das Problem ist eben doch: Irgendwann muss ja mal einer eine Entscheidung treffen, gerade bei der Frage nach dem Zölibat! Und wie lange wurde den Laien doch immer vorgehalten, das darüber nur auf weltkirchlicher Ebene entschieden werden könnte, ja, dass das nur der Papst könnte (frei nach der Äußerung Woelkis: Die Laien beraten, die Bischöfe bestimmen…). Da jetzt immer wieder nur darauf hinzuweisen, dass alle, die dieses Regelung jetzt vom Papst erwartet haben, übertriebene Erwartungen hatten und damit auf´s falsche Pferd gesetzt hätten, ist jetzt allerdings radikal daneben! Was würde denn passieren, wenn die Laien jetzt ihre Chance sehen würden und ihre pastorale Not selbst in die Hand nehmen würden? Was würde denn passieren, wenn gerade bei der Frage des Priestermangels die Gemeinden sagen würden: So lieber Bischof, hier stellen wir Dir einen Kandidaten vor, der zwar verheiratet, aber nach unsere Ansicht zum Priester geeignet ist, bitte mal weihen! Oder wenn ich jetzt als Laisierter sagen würde, bei uns in der Gemeinde fallen so viele Gottesdienste etc. aus, ich mach das jetzt mal selbst? Was würde da passieren??? Die Laien und ich würden bis hin zur Exkommunikation mit den Waffen des CIC daran gehindert werden – nix mit Selbstorganisation, nix mit eigenen Ideen, nix mit eigenem Wandel (der Wandel zu den Reformpunkten ist auch bei uns schon längst passiert, nur wird er von der Hierarchie mangelhaft bis gar nicht wahrgenommen…), ja nix mit neuem Nachdenken über das Priestertum etc…! Genau das ist doch das Drama in der kath. Kirche: Man hat gelernt bzw. es ist alles rechtlich so abgesichert, dass diese Reformschritte nur von oben kommen können, alles andere wurde ja auch immer blockiert! Dass es jetzt Menschen nicht anders erwarten und tun, wundert mich nicht! Dann ist es vielleicht schön und romantisch, wenn der Papst so viel über Naturschutz und Schutz der Idigenen am Amazonas schreibt, allerdings, zumindest über den Naturschutz schrieb er ja schon in „Laudato si“! Aber wird er damit auch von denen, die an der Ausbeutung Schuld haben, gehört? Setzt er sich mit denen an den Tisch und verhandelt? Kann er denen mit Embargos und Wirtschaftssanktionen politischen Druck machen, dass die sich bewegen? Oder lachen die einfach nur darüber…? Ich möchte betonen: Ich hab nichts gegen Natur- und Völkerschutz! Aber die Frage ist doch: Löst das jüngste Papstschreiben die pastoralen Probleme am Amazonas – denn das ist ja die ureigenste Hausaufgabe der Verantwortlichen der Kirche??? Und zumindest diese pastoralen Probleme sind mit unseren zumindest vergleichbar – deshalb hatten ja so viele Menschen nicht nur in Deutschland so viele Hoffnungen darauf gesetzt, die jetzt – natürlich – massiv enttäuscht wurden! Von daher finde ich die Kritik absolut überzogen…
Zumal die Hoffnungen von Bischöfen, Theologieprofessoren und wer sich sonst noch dazu berufen gefühlt hat, kräftig geschürt worden sind. Jetzt so zu tun, als ob “die Leute”, die jetzt enttäuscht sind, selbst schuld sind, weil sie halt die falschen Erwartungen hatten während man selbst natürlich “schon immer” nur an Ökologie und Schutz der Indigenen interessiert war und ist, ist sehr unfair.
Der Synodale Weg in Deutschland hat ja auch die zeitliche und (erhoffte) inhaltliche Nähe zur Amazonassynode gesucht.
Zwei der vier Themen, nämlich “priesterliche Lebensform” und die “Frauenfrage” sind für dieses Pontifikat aber definitiv vom Tisch, wie der neue Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Vatican news mitteilte und können eigentlich deswegen fairerweise auch beim Synodalen Weg nicht mehr behandelt werden es sei denn, man will noch mehr Enttäuschungen verursachen.
Inzwischen hat der Pressesprecher des Vatikans auch klar gestellt, dass das Abschlussdokument der Amazonassynode kein lehramtliches Dokument ist und somit auch kein Hintertürchen für viri probati bietet.
Insofern müsste der Synodale Weg in Deutschland neu aufgestellt werden.
Da ist was dran. Ich denke auch, dass “man” (Bischöfe?) in Rom anfragen sollte, ob das so stimmt, dass diese beiden Themen in der Amtszeit von Franziskus vom Tisch sind.
Nochmal zwei Jahre – und wieder nichts gewesen … Die Folgen möchte ich mir nicht ausdenken.
Oder: die Bischöfe machen gemeinsam Druck mit den Voten des Synodalen Weges, so dass die “Laien” wenigstens wissen, dass die Bischöfe hinter bzw. vor ihnen stehen.
Ich erinnere nur an den Gesprächsprozess, den Erzbischof Zollitsch, damals noch Vorsitzender der DBK, 2011 ins Leben gerufen hat und der sogar über vier Jahre ging und dann ohne irgendwelche Folgen oder Konsequenzen zu Ende ging. Ich meine mich zu erinnern, dass dieser Gesprächsprozess auch seinerzeit die Reaktion auf den ersten Missbrauchsskandal von 2010 war.
Hinsichtlich des Synodalen Weges finde ich es sehr wichtig, den Gläubigen an der Basis reinen Wein einzuschenken, was (jetzt noch) geht und was nicht.
Klar war hoffentlich von Anfang an, dass viri probati und Diakoninnen letztlich die Erlaubnis des Papstes brauchen. Nur dachte man bisher offenbar, wenn das am Amazonas geht, geht es auch bei uns.
Jetzt hat sich aber die Ausgangslage in diesen Fragen verändert. Und da muss Klarheit geschaffen werden und zwar vor der nächsten Vollversammlung im Herbst, sonst ist der Schaden am Ende immens.
Warum diese katholische Kirche auf Erden immer komplizierter und bürokratischer wird??? Ab und an wäre schneller Durchgriff oder “Führung” nit schlecht.
Wäre es ein Sturm (gewesen), wenn ein Papst in Rom drei Sätze dogmatisch in einem Brief formuliert – zB ergänzend zum Regelwerk Lumen Gentium, Absatz 28, dort ist ja alles zu den Diakonen formuliert.
“angesichts des Priestermangels in Deutschland oder Amazonien ermuntere ich, dass Diakone unter Leitung eines strengen, achtsamen Bischofs Pfarren leiten. Mir ist das lieber, als XXL Verbände zB im Bistum Freiburg, wenn ein Pfarrer 15-25 Pfarreien über hat. Im übrigen dürfen Frauen Wortgottesdienste leiten und wir sind sehr froh, wenn sie Totengebete und Begräbnisse übernehmen. Dazu wollen wir ermutigen.” Punkt (soweit mein frommer Wunsch)
Das alles wird (de facto) übrigens oft praktiziert und ist in Einklang mit dem Kirchenrecht nach dem Vatikanum.
Das wäre vom Ansatz etwas schmerzloser und billiger (gewesen). Der Papst kann das doch. Wenn er sein Officium einbindet, ist die Gewaltenteilung abgeholt und noch besser. Mir erschließt sich immer weniger, was Synoden von der Arbeitsmethodik denn bewirken. Werden beauftragt, dann tagen sie 2 Jahre, dann Rom, dann,…
Was mich aber persönlich schon sehr interessiert: die “VISION OF NEW CHURCH”. Da gibt es schon eine “hidden agenda”, über die z.B. die Führungsriege der Jesuiten weit mehr weiß als der Rest des Kirchenvolkes. Kann man das mal besser darlegen? Also ich meine als komplizierter Querdenker, es steckt doch mehr dahinter. Bin schon neugierig bis skeptisch.
Dezentrale Probleme und Lösungen gibt es schon lange, da mag das Synodale helfen. Wir singen in Mitteleuropa andere Lieder als in Uganda. Daher gibt es seit Urzeiten eine Gotteslob-Kommission. Muss man dazu Synode sagen. Wenn ich mich recht erinnere, haben Luxemburg bis Südtirol das gleiche Liederbuch. Schön. Kann man überall einstimmen.
Nun gibt es aber diese Arbeitsgruppen und zu einigen der diskutierten Punkten würde die Ökumene und die Kirchenhistorie helfen, ich finde, damit würde man schneller jetzt noch zu Substanz kommen. Beispiele:
a) waren heilige Frauen im Mittelalter (lassen wir die Frühzeit der Kirche weg) wie Katharina von Siena, Elisabeth v. Th. oder Hildegard v. B. in Sakramente und Liturgie eingebunden. Wenn ja, wie? Diese Frage ist konkreter und harmloser, als die Analyse, welches Frauendiakonat es zu Zeiten von Priscilla und Susanne in der Apostelgeschichte gegeben haben mag.
b) ist die Eucharistiefeier der Orthodoxen und Kopten denn seit Jahrtausenden “ungültig”. Hab da Zweifel, dass der Heilige Geist das so werten wird.
Darüber gibt es doch schon viele klare positive Aussagen auf Erden. Von Kardinal Schönborn und sogar von immer als retro kolportierten Kardinal G.W. Müller, von B XVI soundso, der hatte immer besten Austausch mit den Patriarchen in Konstantinopel. Dann ist man aber bald bei der logischen Folgerung, dass die Wandlung nicht an dem Pflichtzölibat hängen kann. Da gibt es ja auch bei uns die praktizierten Ausnahmen, wenn ein konvertierter verheirateter Ukrainer-Pater in Wien ganz rechtskonform katholische Messen zelebriert. Viele sind es. Spannend wird es, wenn derselbe weiterhin auch orthodoxe Messen zelebriert. Ich meine, auch diesen Zustand gibt es.
… Also müssen doch die Dogmatiker ran.
Es ist ja jetzt im nachhinein ganz klar, dass man die Zölibatsfrage nicht mit den Problemen des Amazonas verquicken kann. Dann zurück zum alten oft diskutierten Thema: was trennt uns von den ebenfalls sehr orthodoxen Kirchen im Orient oder in Russland oder in Griechenland. Alles sehr nahe. Denn das wahre Europa endet an Ural und Wolga oder halt sehr weit draußen (siehe Literatur und Musik des 19. Jh, wer das heute als exotisch nimmt)
Ihre Gedanken haben mich inspiriert, nachzuschauen, was in den mittelalterlichen Texten so steht. Vielleicht können diese uns heute noch Antworten geben. Es ist leider viel Text geworden. Aber ich wollte es nicht kürzen.
1. Hildegard v. Bingen
Da Sie gerade Hildegard v.B. zitieren, viel mir wieder ein Text ein, das ich in einem allgemein gehaltenen Buch, dass Hildegard, wo ich über kl. Auszüge aus Predigten und Apelle zur Neuorientierung sehr erstaunt war:
„Ihr liegt am Boden und seid kein Halt für die Kirche, sondern ihr flieht in die Höhle eurer Lust. Und wegen eures ekelhaften Reichtums und Geizes sowie anderer Eitelkeiten unterweist ihr euere Untergebenen nicht. Ihr solltet eine Feuersäule sein, den Menschen vorausziehen und sie aufrufen gute Werke zu tun.
„… ihr müsst die starken Eckpfeiler sei, die die Kirche stützen, aber ihr seid kein Halt mehr für sie. Deshalb kehrt um und müht euch nach Kräften, diesem Wandel zu entfliehen.“
Doch scheint es schon erstaunlich zu sein, dass eine Frau es wagte, über die kirchlichen Umstände öffentlich zu predigen. Was würde sie heute den Priestern sagen? Vielleicht „Ihr seid ausgebrannt und könnt nicht mehr, zudem sind es zu wenige geworden aus diesen und welchen Gründen… Darum bitte ich …“
2. Albertus Magnus über die innere Gesinnung, Begierde, Sittengesetze, Erfüllung AT/ NT
Hl. Thomas (v. A ?):
„Ist ein Gebot ohne Liebe erfüllt worden, so hat man nicht gegen das Gebot, wohl aber gegen das Gebot der Liebe gefehlt.“
Wilhelm v. A. „… dass kein Verbot vollständig verneinend sei.“
Diese beide Statements stehen in diesem nun zitierten Buch. Hier noch 2 interessante Gedanken von Albertus Magnus und seiner Moraltheologie (christl. Sittenlehre (aus: „Moraltheologie A.d.G., Hermann Lauer 1911). Anscheinend hat er nur wenig über bürgerliche und gottesdienstliche Gesetze geäußert. War erstaunt, dass er sich auch zum Thema Verheiratung äußert. Es ist viel Text, aber ich möchte dies im Wortlaut zitieren, das sich über seine Gedanken über das Gesetz des Neuen Bundes bezieht:
„… Doch wurden nicht alle Gesetze des Alten Bundes aufgehoben. Nur jene Bestimmungen verloren ihre bindende Kraft, die im Besonderen nur für den alten Bund gegeben waren. Die zum Naturrecht gehörenden Sittengesetze sowie die Gebräuche, die einen Hinweis auf allg. Verpflichtungen enthielten, wie die Beräucherung, die Kleidung der Priester, die Ausschmückung der Gotteshäuser, blieben auch im Neuen Bunde in Geltung…“
Die Sittengesetze erfuhren jedoch im Neuen Bunde eine neue Auslegung, die die ihr voller Inhalt, der von vielen wg. ihrer „fleischlichen“ Auffassung nicht mehr erkannt worden war, wieder klar herausgestellt wurde.
Um dies an einem Beispiel zu erläutern, weißt Albert darauf hin, wie Christus immer und immer wieder auch die den Gedanken und Begierden für sündhaft und unerlaubt erklärte. Aber Christus musste dieses Gebot von neuem einschärfen, weil bei den Juden die Ansicht verbreitet war, das Gesetz verbiete nur die äußere schlechte Tat, nicht aber die innere Gesinnung, solange sie sich nicht irgendwie nach außen offenbare.“
„Neuen und Alten Bund miteinander vergleichend hebt Albert 2 Dinge hervor.
Das Gesetz des Neuen Bundes ist vollkommener als das des Alten Bundes. Im Neuen Bunde wird dem Menschen stets jene Gnade gegeben, die der Beobachtung der Gebote übernatürlichen Wert verleiht; manche harte Bestimmungen des bürgerlichen und gottesdienstlichen Gesetzes sind in ihm gemildert worden; das neue Gesetz ist ein Gesetz der Liebe, das eine Erfüllung aus innerem Herzensdrang ermöglicht; endlich bietet das neue Gesetz im Leben Jesu ein Musterbild übernatürlichem sittlichem Wirkens und Strebens.
Das Gesetz des Neuen Bundes ist in mancher Hinsicht leichter zu erfüllen als das des Alten, weil die Zahl der im alten Bunde geltenden Gebote verringert wurde und der Beweggrund der Liebe an die Stelle des Beweggrundes der Furcht trat. Andererseits ist aber auch seine Beobachtung schwieriger. Es fordert eine vollkommenere Erfüllung der Gebote als das alte und legt zudem eine Reihe neuer Verpflichtungen auf.“
„Nicht alles Gute kann vom Gesetzgeber geboten, alles Schlechte verboten werden. Der Gesetzgeber muss sich vielmehr oft anders gegen das Böse verhalten wie der einzelne. Um Frieden und Ruhe zu wahren, muss er die Menschen nehmen wie sie sind. Gebieten und gestatten muss er das, was von der der menschlichen Schwachheit nicht zu trennen ist, muss der Nachsicht üben und es wollen, z.B. die Verheiratung.“
Vieles ist hier im Blog geschrieben worden, dem ich mich nur anschließen kann. Und ich denke, dass bei all den aktuellen synodalen Fragen, den aktuellen existentiellen Nöten der Kirche als auch der gesamten veränderten Gesellschaft betreffend, es viele kluge Theologen und viele christlich sozialisierte Menschen es weltweit braucht und sicherlich mit der Unterstützung von Papst Franziskus : neutestamentliche, menschenfreundliche und sozioökologische Visionen zu entwickeln mit dem „Beweggrund der Liebe“ – ( jenseits der „alttestamentlichen Furcht“). Um wieder bewusst oder auch neu “die Verpflichtungen” zu tun, dessen uns Christus seit Beginn der Kirche aufgetragen hat. Diese Verpflichtungen vielleicht auch plötzlich Menschen mittragen würden, denen wir “christliches neutestamentliches Denken” nicht zugetraut hätten.
Danke für diese Recherche. Leitet man Erkenntnisse und Empfehlungen aus unserer reichen Kirchengeschichte, vor allem der Deutschen Lande und Europas ab, wird man bestimmt auf sehr fundierte Erkenntnisse kommen, die dann alle mittragen. Viele Heilige waren revolutionär, oft revolutionär im Konter gegen eine Miss-Stände der Gegenwart.
man kann zB schon auch sagen, Katharina hat in Siena das erste organisierte Krankenhaus des Mittelalters gegründet. Hat sie Kranke gesegnet (bestimmt). Gesalbt? Die Salbung ist mit der Beichte verbunden. Damals auch. Daher kann sie eben nur der geweihte Priester machen, nicht mal ein Diakon. Aber war das wirklich immer so. Solche Fragen halte ich für sehr interessant.
Der Heilige Vater selbst hat sich enttäuscht darüber geäußert, daß in der Rezeption der Amazonassynode nahezu ausschließlich der Zölibat und ein Weiheamt für Frauen die Themen waren.
Seine Beobachtung ist korrekt. Aber er selbst hat es zugelassen, daß hier bei den einschlägig Verdächtigen Erwartungen gedeihen konnten, die nun einmal nicht katholisch sind. Etwas mehr Stringenz und etwas weniger mehrdeutige Interviews könnten hier wahre Wunder wirken.
Was ist denn “katholisch”? Steht das so fest? Katholiken sind doch immer noch katholisch, wenn sie möchten, dass sich die bestehende Gestalt der Kirche ändert, damit das, was wir Evangelium nennen, besser verkündet werden kann. Aus ihrer Sicht.
Warum sagen Sie nicht: es wird um den besseren Weg gestritten – unter Katholiken.
Oder habe ich Sie missverstanden, dass Sie das, was diskutiert wird (z.B. Frauenweihe) für nicht katholisch halten?
In der Tat! Die Frauenweihe ist nicht katholisch. Der heilige Papst Johannes Paul II. hat diese Frage für alle Katholiken verbindlich und endgültig beantwortet.
Es ist nicht dogmatisiert. Allerdings wird behauptet, dass es einen ähnlichen Rang hätte. Dagegen gibt es vielerlei Widerspruch. Und da Johannes Paul II. es der öffentlichen Diskussion entzogen hat, kommt es eher einer Privatmeinung gleich.
Wie kann es sein, dass mittlerweile sogar Bischöfe offen darüber diskutieren?
Ich denke: so einfach liegt die Sache nicht.
Das ist eine interessante Frage. Von Bischöfen sollte man anderes erwarten.
Nun gibt es bereits kirchliche Vereinigungen, die alle Forderungen dieser sog. Reformkatholiken erfüllen. Auch diesen Vereinigungen laufen die Schäflein in Scharen davon. Sie sind also für jedes neue Mitglied dankbar.
Wenn jemandem die Lehre der Katholischen Kirche nicht paßt, wird er sich dort sicherlich wohler fühlen als in der una sancta und er kann die Katholiken in Ruhe katholisch bleiben lassen, ohne sich immer wieder um die uralten Kamellen streiten zu müssen.
Es hilft nicht, „Reformkatholiken“ mit dem Zusatz „sog.“ ablehnen zu wollen. Die Kirche ist „semper reformanda“, es gehört zum Wesen der Kirche dazu, sich zu reformieren. Das sagt uns das Konzil, und nicht nur das. Wir müssen uns über Kirche und Verkündigung und gelebten Glauben heute neu verständigen, alle. Das hat nix mit „Forderungen“ zu tun. Das ist dringend notwendig. Auch das bedeutet „katholisch bleiben.“
Da möchte ich beipflichten. Es gibt nicht “die” katholische Lehre. Es sei denn, man möchte eine bestimmte Lehre einer bestimmten Epoche als “die” Lehre ausgeben.
Liebe Jutta und auch Simone – wir sind uns nicht einig, aber Sie machen es sich zu einfach, wenn Sie ohne Argumente (und ein Argument: “das ist päpstlich, war lange so und soll so bleiben” ist meines Erachtens keins) etwas als wahr hinstellen. Die Zeiten sind hoffentlich vorbei, dass man Andersdenkende einfach kaltstellt – wie noch unter Johannes Paul II.
Es geht bei der Frage nach der Frauenweihe nicht um Erfolgsstrategien, sondern darum, ob nach Gal 3,28 Geschlechterunterschiede in Christus eine Rolle spielen. Mir hat jedenfalls noch niemand überzeugend klar machen können, warum das Geschlecht als ebenso akzidenteller Unterschied wie die Hautfarbe verhindern können soll, eine auf die Erdenzeit beschränkte Gnadengabe zu empfangen. Im Himmel gibt es den Unterschied zwischen Priestern und Nichtpriestern ja nicht mehr, weil ja keine Sakramente mehr dort gibt. Und daher erlaube ich mir die Ablehnung der Frauenweihe schlicht für das sexistische Bemühen um Exklusion von Macht zu halten.
Juttas Kernfrage scheint mir zu sein, warum Sie nicht zu den Reformierten wechseln, wenn Ihnen deren “Reformen” so wertvoll erscheinen. Diese Frage haben Sie offenbar völlig ignoriert.
Weil ich katholisch bin. Punkt.
@Pater Hagenkorn
Semper reformanda heißt nicht Reformation nach dem Vorbild der Häretiker des 16. Jahrhunderts.
Semper reformanda kann immer nur die Korrektur der zeitgeistgesteuerten Fehlentwicklungen bedeuten.
Eben. Aber es will doch auch keiner solch einen Bruch. Korrektur – Bekehrung – bedeutet Neuausrichtung an Christus und seiner Botschaft, das kann man nie ein-für-allemal haben, darum muss jede Generation neu ringen.
Zum Katholischsein gehört auch die Bereitschaft, die Lehre der Kirche so zu akzeptieren, wie sie ist.
Lehre ist aber kein fixes Etwas, dem man sich unterwerfen müsste. Es gibt auch das Gewissen, die oberste Instanz des eigenen Glaubens. Natürlich darf ich mir Lehre nicht aussuchen, aber die Vorstellung eines fixen Corpus, der “Lehre” heißt, den halte ich für nicht unserer Kirche entsprechend.
Wann hören wir Katholiken endlich auf, uns “Häresie” vorzuwerfen? Damit ist die Welt so einfach!
Sind Frauenweihe, Zölibat und alle möglichen geforderten bzw. abgelehnten Reformen Zeitgeist oder Gottes Wille? Darüber ehrlich ins Gespräch kommen und uns nicht zu verdächtigen ….
Ich merke, dass Papst Franziskus im Moment Recht hat, nichts zu entscheiden. Leider. Scheinbar “gewinnen” jetzt die Bewahrer. Wenn sie sich aber nicht auch hinsetzen und zuhören – wie die “Häretiker” auch – was die jeweils anderen wirklich bei der Frage bewegt, wird die katholische Kirche, wie sie jetzt existiert, zur Sekte schrumpfen. Ist es das, was die Bewahrer wollen? Eine “reine” Kirche – von was auch immer gereinigt?
“Es gibt auch das Gewissen, die oberste Instanz des eigenen Glaubens.”
Das ist eine sehr steile Aussage. Im Sinne der Glaubensfreiheit ist diese Aussage natürlich nicht zu beanstanden, aber es gibt immer noch so etwas wie das kirchliche Lehramt, das beim Papst angesiedelt ist, und das gerade dafür sorgen soll, daß sich nicht jeder seinen eigenen Glauben bastelt und dann noch meint, katholisch zu sein.
Jeder, dessen Gewissen ihm sagt, daß der im kirchlichen Lehramt und in der Tradition der Kirche verankerte Glauben, für ihn nicht hinnehmbar ist, sollte deshalb von seinem Recht auf Glaubensfreiheit Gebrauch machen und diejenigen, die an der Lehre der Kirche festhalten wollen, in Ruhe lassen.
Das alte „dann mach doch rüber“ von früher … . Die These ist nicht steil. Sie ist Teil der von Ihnen so hoch gehaltenen Lehre.
@Jutta:
“…wie sie ist.” Meinen Sie damit den Katechismus der Katholischen Kirche?
Siehe: http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_INDEX.HTM
Das frühere “dann geh doch in die DDR” ist ein sehr guter Vergleich.
So wie früher kein Sozialismusträumer seinen realexistierenden Lebenstand im Kapitalismus gegen ein Leben in Honneckers Arbeiter- und Bauernparadies eintauschen wollte, wird auch heute niemand, der VON der Kirche lebt, bereit sein, dies durch einen Konfessionswechsel aufs Spiel zu setzen.
Ihre Antwort ist ziemlich arrogant kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber. Ich sehe da sehr viel guten Willen und enormen Einsatz. Von Glauben ganz zu schweigen. Und Konfessionen sind auch nicht einfach Parteien, die man wechseln kann.
Den Einsatz würde auch ich ihnen nicht absprechen. Nur das „sentire cum ecclesia“ ist vielen von den Kirchenmitarbeitern, die nun den synodalen (irr)weg vorantreiben, verlorengegangen.
Katholisch ist zuerst einmal, sich gegenseitig das Katholischsein nicht abzusprechen. Genau das tun sie aber gerade. Sie sprechen Menschen generalisierend den Glauben ab.
“Mit der Kirche fühlen” kann nur, wer täglich den Esel füttert und streichelt, auf dem Jesus in Jerusalem einritt.
Katholisch ist, wer das Glaubensbekenntnis von Nikaia und Konstantinopel bekennt und glaubt. Da steht nichts von Diskussionsverboten, Zölibat und lateinischer Messe.
Es lohnt sich, Querida Apostolica und den Brief von Papst Fransziskus an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland einmal parallel zu lesen:
In seinem Brief spricht Franziskus davon, dass die Spannungen in der Kirche auch in Zukunft erhalten bleiben werden; statt Einheit also Differenz. Mit dieser Differenz müssen wir nicht nur lernen umzugehen, sondern wir müssen sie auch kreativ zur Entwicklung nutzen. Die Themen Weihe von Frauen und zölibatäre Lebensform haben für sich genommen ihre volle Berechtigung, lösen jedoch nicht die aktuellen Probleme der Kirche in de modernen Gesellschaft. Die Kirche braucht die Polarität zwischen dem Volk Gottes und der Hierarchie, um ihrem Evangelisierungsauftrag in der Welt nachkommen zu können.
Wem das zu theoretisch ist, der lese Querida Apostolica. Dort ist von Wirtschaft und Gesellschaft die Rede, die dabei sind, die ökologischen Grundlagen der Welt im Amazonasgebiet zu zerstören. Dem wird das Potential der Kirche entgegengestellt, die kulturelle Identität der dort lebenden Völker zu bewahren, die sozialen Beziehungen zu heilen und damit auch die ökologische Balance der Welt zu retten. Für PF sind die Laien dabei die entscheidenden Akteure. Der Klerus hat unterstützende Funktion, die natürlich gewährleistet sein muss – und erst dann stellt sich dort auch die Frage der Weihe von viri probati.
PF wird heute wieder vorgeworfen, dass er sich entschieden habe, nicht zu entscheiden. Er sei ein Papst des ‚sowohl als auch’. Aber welche Probleme der modernen Gesellschaft lassen sich schon einfach lösen? Die Sozialwissenschaften haben sich längst darauf eingestellt und arbeiten in ihren Analysen mit Differenzen, Paradoxien, Irritationen, Rückkoppelungen usw., womit sie der Dynamik moderner Gesellschaften besser gerecht werden. Das Unerwartete, Ungeplante, Nicht-Berechenbare wird dabei systematisch in Betracht gezogen – mal sehen, was der Heilige Geist daraus macht, welche kreativen Lösungen sich auf diesem Wege zeigen. Nichts anderes schlägt PF auch für die Kirche vor.
Es muss natürlich heißen “Querida Amazonia”
Ich empfehle, diesen heute auf katholisch.de erschienenen Artikel von Prof. Michael Seewald zu lesen:
https://www.katholisch.de/artikel/24566-seewald-synodaler-weg-wegen-papstschreiben-in-teilen-hinfaellig
Seewald vertritt darin meine These, dass zwei der vier Themenforen des “Synodalen Weges” durch Queridia Amazonia bereits erledigt sind.
Mein persönlicher Wunsch ist, dass in unserer katholischen Kirche in Deutschland endlich Ruhe einkehren möge. Aber dieser Wunsch scheint sich vorläufig nicht zu erfüllen.
Querida Amazonia beantwortet die Fragen zum Zölibat und zur Frauenordination eindeutig mit nein. Gut, auf viri probati geht der Papst nicht mal ein, aber keine Antwort ist schließlich auch eine Antwort. Der Papst steht damit in der Tradition seiner Vorgänger.
Nachdem das klar ist, sollte man sich endlich wieder anderen Themen zuwenden und Ruhe einkehren lassen in die Kirche.
Keinesfalls sollten Bischöfe und Theologieprofessoren den Eindruck oder die Hoffnung erwecken, dass doch noch “was ginge” wenn man nur lange genug bohrt. Sagt den Gläubigen ehrlich, was Sache ist und kümmert euch um die Belange, die ihr wirklich entscheiden könnt.
“Seewald vertritt darin meine These”. An Hans Küng, den ich aus anderen Gründen durchaus schätze, hat mich immer gestört, dass er keine Sekunde zu zögern bereit zu sagen, dass der Grundfehler von Johannes XXIII. war, dass dieser nicht auf seine, Küngs, Reformvorschläge gehört habe.
Man muss schon ein sehr robustes Selbstbewusstsein haben, von sich selber zu behaupten, ein Theologieprofessor vertrete die eigenen Vorschläge.
“anderen Themen zuwenden”. Welchen?
Wenn es Ihnen so lieber ist: Ich vertrete die These von Seewald, allerdings war ich damit früher dran, siehe mein Beitrag vom 15.2.
Oder ist meine Meinung weniger wert als die eines Theologieprofessors? Es geht hier schließlich nicht um einen theologischen Sachverhalt sondern um die Auffassung, dass zwei Forenthemen des Synodalen Weges durch Querida Amazonia hinfällig sind. Diese Auffassung kann man teilen oder auch nicht.
Diese Auffassung vertreten allerdings nun einmal Professor Seewald, der neue Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, der Pressesprecher des Vatikans und bestimmt noch eine Menge anderer Leute und zufällig auch ich. Muss ich mich jetzt dafür entschuldigen, dass ich zufällig derselben Meinung bin wie ein hochwohlgeborener Theologieprofessor?
Worum es mir geht, ist, dass man die Gläubigen nicht wiedermal nur hinhält.
Ursprünglich wurde der Synodale Weg wegen des Ergebnisses der Missbrauchsstudie von 2018 gestartet. Sich damit und mit Entschädigungszahlungen zu beschäftigen wäre z.B. ein Thema, für das die Bischöfe zuständig sind. Ebenso der zukünftige Umgang mit Macht und die Priesterausbildung unter dem Gesichtspunkt der Missbrauchsprävention, das alles fällt in den Zuständigkeitsbereich der Bischöfe.
Und die anderen Themen sind liegen geblieben, so dass man sich ihnen jetzt zuwenden muss?
Ich verstehe jetzt nicht genau, was Sie meinen.
So wie ich das sehe, sind folgende Fragen noch nicht endgültig beantwortet:
1) Hat JPII die Priesterweihe für Frauen endgültig ausgeschlossen im Sinne eines Dogmas, das er aber gar nicht erlassen hat? Wie kann ein päpstliches Lehrschreiben wie ein Dogma gehandhabt werden, wenn es nicht als Dogma erlassen wurde?
2) Ist von diesem Weiheausschluss für Frauen auch der ständige Diakonat betroffen obwohl Papst Benedikt vor Jahren den ständigen Diakonat der Männer dahingehend neu bewertet hat, dass der ständige Diakon nicht (mehr) in persona Christi des Hauptes handle. Meiner Meinung nach fällt damit ein Hindernis für die Weihe von Frauen zu ständigen Diakoninnen weg.
Übrigens hat sich jetzt auch Hugo Wolff ähnlich wie Prof. Seewald geäußert.
https://www.katholisch.de/artikel/24584-kirchenhistoriker-wolf-franziskus-ist-kein-reformpapst-mehr
Es bringt niemandem etwas, wenn man reformorientierte Katholiken/ innen nach wie vor in der Hoffnung wiegt, dass der Synodale Weg trotz Querida Amazonia in diesen Fragen einschließlich einer Lockerung des Zölibats etwas bewirken könne. Dadurch verliert die Kirche noch mehr an Glaubwürdigkeit.
Ich kann nicht erkennen, warum sie Themen als liegen geblieben bezeichnen.
Ein Dogma ist ein Dogma. Das ist irreversibel. Dazu muss ein Papst sagen, wenn er im Alleingang ein Dogma verabschieden will, dass er jetzt und hier, von seiner Amtsgewalt Gebrauch macht und einen Glaubenssatz zum Dogma erhebt. Wie das geht, hat Pius XII. in Munificentissimus Deus gezeigt. Ich sehe nichts davon bei der Behauptung Johannes Pauls, die Kirche habe keine Vollmacht. Seine Vorgänger hatten doch die Vollmacht, die Materie der Priesterweihe und die Form der Bischofsweihe zu ändern. Zu einem gültigen Sakrament gehören Form, Materie und Intention. Wenn Päpste schon Vollmacht hatten, Form und Materie zu ändern, warum nicht auch den Empfänger.
Das zweite ist eine theologische Konklusion, über deren Sinnhaftigkeit man streiten kann. Handelt ein Buddhist, der gültig eine Nottaufe vollziehen kann etwa nicht in persona Christ capitis? Ich behalte mir vor, die Rede von “nur Männer” können Christus als Haupt der Kirche repräsentieren für schlechte Theologie zu halten, die vor den biologischen Erkenntnissen nicht standhält und auch nicht vor der Gleichheit aller in Christus. Die Frauenweihe wird so lange Thema bleiben, bis wir eine Päpstin haben. Und die wird kommen. Weil irgendwann auch der letzte erkannt hat, dass es keine zureichenden Gründe gibt, Frauen, Chinesen, Einäugige, Linkhänder von der Weihe auszuschließen, nur weil Jesus keine Frauen, Chinesen, Einäugige, Linkshänder zu Aposteln berufen hat. Jesus hat gar keine Priester geweiht. Er war Jude und blieb Jude. Und als solcher ist Gottes wesensgleicher Sohn.
Vorschlag: 2 Potenziale für die Versammlungen
a) kreative Betrachtung der Foren-Themen anhand der reichen Kirchengeschichte. Also kritisch: was war im deutschen Mittelalter besser als heute
b) Ökumene – Hilfe von außen. Der austausch mit anderen christlichen Kirchen/Gemeinschaften bringt gute Sichten.
Das erste verstehe ich nicht: warum ausgerechnet und nur das Mittelalter?
das war nur positiv provokant: weil viele immer so tun, als wären im 12. JH die Hexen verbrannt worden. Man kann aber gerade hinsichtlich Sakramenten und Frauen überlegen, ob das früher anders war. Ich meine, bin halt auch kein studierter Theologe, der Kanon der Sakramente hat sich ja verändert.
Also meine Sicht klarer: ich bin schon gegen Priesterweihe von Frauen, weil das sicherlich zu einer Spaltung führt. Aber gewisse Sakramente passen einfach besser zu Frauen, im Evangelium meine ich die Stellen zu Salbungen….
Und wir sollen auf die alten Heiligen stolz sein: erwähne nochmals Thomas von Aquin oder Hildegard vB oder Elisabeth oder oder oder
Die Ehe ist übrigens eh schon ein Sakrament, das sich ja irgendwie Mann und frau gegenseitig spenden unter Zeugnis des Priesters. Ist ein Kind in Lebensgefahr, muss jeder eine Nottaufe machen.
Leider vermisse ich den Begriff der Not-Beichte. Hab mal den Pfarrer gefragt, er sagte wirklich, das gibt es derzeit im KK nicht. Verstehen tu ich das nicht.
Das stolze Schauen auf die Geschichte, vereint mit der Brücke zur Ökumene, kann einiges bewegen. Natürlich bin ich ein besonderer Fan der alten Ostkirchen (inkl. Kopten), was nicht heißt, dass ich was gegen Protestanten habe.
Sorry, der oben von mir erwähnte Kirchenhistoroker heißt HUBERT WOLF, nicht Hugo Wolff!