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Schlagwort: Gerhard Richter

Unsere Erfahrung von dem, was ist

Veröffentlicht am 23. März 201922. März 2019
Meditation und Kunstwerk Das Pendel und die Doppelspiegel: Gerhard Richter in Münster

Wanderer, kommst du nach Münster … dann wirst du dich der geradezu hypnotischen Faszination des Pendels in der Dominikanerkirche nicht entziehen können. Gerhard Richter hat dort ein Kunstwerk installiert, „Zwei Graue Doppelspiegel für ein Pendel”. Langsam gleitet die Kugel über die Scheibe, hin und her, und sofort wird man selber ruhig und gleicht sich der Allmählichkeit an. Ein großer, leerer Kirchraum, wenig und monotone Bewegung, Meditation und Kunstwerk in einem, sozusagen.

Das Werk beherrscht die ganze Kirche, definiert den Raum drum herum. Alles wird ist auf dieses Werk bezogen. Kardinal Woelki wird froh sein, dass er in seinem Dom in Köln „nur“ Fenster von Richter hat, und nicht dieses Werk.

Meditation und Kunstwerk

Es hat eine gewisse Spitze, dass jetzt in der säkularisierten Kirche ausgerechnet Foucaults Pendel hängt. Denn das ist es, das Pendel des Wissenschaftlers Léon Foucault. Damit hat der Naturwissenschaftler vor 170 Jahren die Erdrotation nachgewiesen. Die Bahn der schweren Kugel ändert sich, da sich Schwerkraft aber nur senkrecht auswirkt, muss es eine andere Kraft sein, welche die Bahn ändert. E voilà, ein Beweis für die Erdrotation (ganz auf die Schnelle).

https://paterberndhagenkord.blog/wp-content/uploads/2019/03/Münster-Gerhard-Richter.mp4

Die Berichterstattung über dieses Kunstwerk wurde deswegen auch nicht müde zu betonen, dass da wo man früher geglaubt habe die Erde müsse in der Mitte sein, nun der Beweis des Gegenteils hänge. Aber so einfach ist das nicht, so ist Richters Kunst nicht. Er fällt keine Urteile, er ist auch in seinen Gemälden nie so eindeutig, als dass man ihn so verstehen könnte.

Einen Schlüssel für das Kunstwerk bekommt man, wenn man es sich ganz anschaut. Wenn es Ihnen so geht wie mir, dann bleiben Sie am Pendel hängen. Erst langsam dämmert es, dass da mehr ist. Nämlich „zwei graue Doppelspiegel“, wie es der Titel ansagt. Es ist nicht nur das Pendel, was da hängt.

Naturwissenschaft und auch nicht

An den beiden Wänden rechts und links passiert das, was immer passiert, wenn man Spiegel gegenüber hängt, sie spiegeln sich gegenseitig und der Raum wird optisch unendlich und gleichzeitig unfassbar. Und während das Pendel in der Mitte einerseits meditativ ist, andererseits aber ein naturwissenschaftlicher Beweis, sind diese Spiegel-Spiegel ebenfalls meditativ, aber eben das genaue Gegenteil des Messens.

Es geht um unsere Erfahrung von dem, was ist. Von unserer Welt drum herum. Das Pendel beweist, entschleunigt aber auch, es ist ein pendelnder verzerrender Spiegel. Unsere Wahrnehmung von Welt ändern sich, wenn wir da drauf schauen. Das ist Visualisierung von sonst nicht wahrnehmbaren Gesetzen – der Erdrotation – aber gibt sein Geheimnis nicht gleich preis.

Es gibt sein Geheimnis nicht preis

Bei den Spiegeln ist das ähnlich, der Raum ist eben nicht mehr der barocke Raum der Kirche, sondern grau ins Unendliche und damit auch Unmessbare erweitert.

Was Wirklichkeit ist, wird hier einerseits gezeigt, andererseits wird es fraglich. Unsichtbares wird sichtbar, das Sichtbare aber unfassbar. Was Richter hier zeigt erweitert unsere Wahrnehmung, macht uns aber gleichzeitig weniger sicher.

In unserer Welt, wo scheinbar nur noch das Messbare zählt, sind wir Gerhard Richter dankbar dafür, dass nun in dieser ehemaligen Kirche Spiegel und Pendel hängen.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Glaube und Vernunft, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Dominikanerkirche, Erdrotation, Gerhard Richter, Kunst, messen, Münster, Pendel, Wirklichkeit5 Kommentare zu Unsere Erfahrung von dem, was ist

Individuum

Veröffentlicht am 25. Mai 201724. Mai 2017

Allein schon das Gebäude ist ein Ereignis: Als Museum oder Ausstellungsgebäude nicht überragend groß, aber von Anlage, Licht und Räumen her einfach toll. Das Kolumba-Museum in Köln. Es drängt sich architektonisch nicht auf, als sei es wichtiger als das Ausgestellte, und bietet immer einen wunderbaren unterstützenden Rahmen.

Blick ins Museum
Blick ins Museum

„Über das Individuum“ heißt die Ausstellung, die derzeit dort läuft. Und irgendwie ist das witzig, denn der Bau an sich ist schon individuell und ein erster Kommentar.

Begrüßt wird man im Bau von Vitrinen voller Plastikroboter, denen – die 70er lassen grüßen – menschliche Gesichter aufgeklebt sind. Ein Individuum ist eben keins, auch wenn es vom Kind beim Spielen so behandelt wird.

Man schaut in Bildschirme sieht und hört Menschen, die von ihren Geschichten erzählen. Sie dürfen einfach berichten, ohne Thema, und das ganze ist sehr individuell, menschlich, manchmal skurril, sehr langwierig, authentisch. Manchmal hat das sogar was von Beichten oder Bekennen, hier ist eine Linie vom Thema Sünde oder Schuld zum Individuum zu spüren.

Es gibt jede Menge Andachtsbilder alter Zeit in Vitrinen zu sehen, früher einmal Gegenstände persönlicher Frömmigkeit, heute in ihre Ästhetik banal und niedrigsten Niveaus. Individualität bleibt eben nie, wie sie einmal war.

Es gibt auch eine Menge mittelalterliche Statuen, wahrscheinlich die spannendsten Exponate in der Ausstellung. Angeblich wurde das Individuum ja erst nach dem Mittelalter „erfunden“, hier sieht man aber bei stirnrunzelnden Bischöfen oder sich abwendenden Architekten, dass nicht ein Typus abgebildet wird, sondern tatsächlich ein bestimmter Mensch, oder eine bestimmte Rolle. Spannend ist hierbei auch, dass nicht etwa nur die Vorderseite dieser Statuen, also die sichtbare Seite, sondern auch die völlig unsichtbar bleibende Rückseite sorgfältig behauen wurde. Bei Büchern sieht man sogar die in Stein angedeuteten Seiten eingemeißelt, völlig unsinnig, weil das nach Anbringung in einer Kathedrale nie wieder jemand zu Gesicht bekommen hat. Unsinnig, könnte man denken. Ist aber nicht so, zeigt es doch die Sorgfalt und die Einstellung der Steinmetze zu ihrer Arbeit und zum Dargestellten. Zum Individuum halt.

Es ist eine Ausstellung, die leichtfüßig und sehr gekonnt Fragen stellt. In einer Gesellschaft, die so viel auf Individualität gibt und gleichzeitig Uniformität voran treibt, kann ein Besuch nur gut tun. Und Spaß macht es außerdem noch.

 

Und dann: Gerhard Richter

 

Eine Empfehlung: Dann nicht in Köln bleiben, sondern den Zug nach Essen nehmen, wenn man schon mal dabei ist, und ins Museum Folkwang gehen. Dort wird Gerhard Richter zur Zeit ausgestellt, vieles von dem, was man dort sieht, passt wunderbar zum Thema.

Gerhard Richter Ausstellung Essen
Gerhard Richter Ausstellung Essen

Wie etwa seine Portraits von berühmten Männern, sorgfältig gehängt und in der Anordnung irgendwie ihre Individualität verlierend. Oder das berühmte Bild seiner Tochter, die vom Betrachter weg schaut und nicht erkennbar ist, aber in ihrer Kopfhaltung die des Betrachters aufnimmt, man schaut also – irgendwie gemeinsam – in dieselbe Richtung.

Man muss nicht unbedingt beide Ausstellungen sehen, der Kölner würde ich in diesem Fall den Vorzug geben, aber für beide gilt das, was ich eben sagte: Schauendes Denken oder denkendes Schauen – Schaudenken? Denkschauen? – tut manchmal richtig gut.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Kirche und Medien, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Ausstellung, Gerhard Richter, Gesellschaft, Individualität, Individuum, Kolumba Museum Köln, Museum2 Kommentare zu Individuum

Gerhard Richters Heisenbergkunst

Veröffentlicht am 1. Oktober 201122. September 2012

Es ist Kunst, die irgendwie Scheu hat, ihr Objekt anzufassen. Un-Klar, un-deutlich, aber dann doch sichtbar und darstellend. Es sind die Bilder von Gerhard Richter. Im Sommer war eine Ausstellung im Bucerius-Kunstforum zu sehen, ab dem 6. Oktober dann in der Tate Modern in London. Für eine Buchbesprechung habe ich heute den Katalog zur Ausstellung in die Hand bekommen.

Von Gerhard Richter stammt das jüngste Großfenster im Hohen Dom zu Köln. Das ist das Mindeste, was man von ihm kennt. Von ihm stammen viele Bilder von Mutter und Kind, die Madonnendarstellungen durch die Jahrhunderte finden sich in ihnen wieder. Das war mein Zugang zu ihm.

Richter ist ein beunruhigender Künstler. Wer seine Foto-Gemälde-Bilder schon einmal im Original gesehen hat, kennt den Effekt der Klarheit aus der Ferne. Je näher man aber dem Bild kommt, desto unklarer wird es. Von ganz nah ist schon nicht mehr zu erkennen, was das sein soll. Heisenbergsche Unschärferelation der Kunst (ich bitte Physiker, nicht allzu sehr gegen diese Metapher zu protestieren). Weiterlesen “Gerhard Richters Heisenbergkunst”

Kategorien Allgemein, Kunst, Kultur und Können, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Ausstellung, Gerhard Richter, Kultur, Kultur und Können, Kunst2 Kommentare zu Gerhard Richters Heisenbergkunst

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