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Schlagwort: Integralismus

Von Elchen, dem Zeitgeist und der Moderne

Veröffentlicht am 12. März 202011. März 2020
Zeitgeist: Das ist schlimm Kirche und Moderne: Passt das nun oder nicht? Bild: der Dom zu Essen

Ein Gespenst geht um. Ein Geist. Ein Zeitgeist. Wer sich in kirchlichen Debatten umtut, dem wird er immer wieder begegnen. Und zwar als etwas Negatives. Zeitgeist: Das ist schlimm. In den meisten Fallen aber ist die analytische Tiefe des Begriffs gleich Null. Es ist ein Dummy, der für alles steht, was einem nicht passt. Ein Etikett von dem man meint, jeder wisse schon, was das sei. Und so spielt man sich den Ball der „Gefahr des Zeistgeistes“ zu ohne begründen zu müssen, was das denn eigentlich genau sei.

Als etwas Negatives dient der Begriff in den innerkirchlichen Debatten dabei vor allem als Begründung der Warnung. Der Besorgnis. Der Anzeige eines Missstandes. Die Einigkeit der Warner liegt dabei aber – wegen der Inhaltsleere des Begriffs – eher im Duktus des Warnens selber denn in der Beschreibung einer konkreten Gefahr.

Zeitgeist: Das ist schlimm

Gewiss, es fehlt nicht an Hinweisen auf vermeintliche Missstände. Aber das sind genau das: Hinweise. Keine Begründungen, keine Analysen, keine Abwägungen. Man zeigt mit dem Finger, fragt dann aber nicht nach.

Dieser Zeitgeist hat in Glaubensfragen eine semantische Partnerschaft, und zwar mit dem Wort „Anpassung“. Glaube und Kirche dürften sich nicht an diesen Zeitgeist anpassen, denn dann würden sie sich verlieren. Als – exegetisch unhinterfragter – Überbau dient das biblische Sprechen von „Welt“. Die Warnungen Jesu und die des Paulus werden parallel gesetzt mit dem Warnen vor dem Zeitgeist.

Ohne denken, ohne Fragen

Was aber ist es denn, das den Glauben und die Kirche auf Abwege geraten lässt? Das „katholische“ verlieren lässt? Auf die Liste würde ich zum Beispiel die Anpassung an die Nationalismen setzen. Und ganz besonders auch die Integralismen, also die Formen von Selbstbestimmung durch Abgrenzung und Ablehnung, welche ihre jeweilige Weltsicht aus nur einer Quelle bezieht. Die nicht nachfragt.

Als Freund des gedruckten Buchstaben greife ich zum Lexikon für Theologie und Kirche. Dort lese ich: „Integralismus: Vor dem Hintergrund einer negativen Sicht der Welt, besonders der modernen Welt, lehnt der Integralismus das Bemühen, den christlichen Glauben mit dem Denken der jeweiligen Zeit zu verbinden, als Modernismus ab [und] sucht auch profane Lebensbereiche weitestmöglich kirchlicher Entscheidungsgewalt zu unterstellen (..).“

Die negative Sicht der modernen Welt

Das ist eine Haltung, die im Augenblick sehr modern ist, sehr viel Applaus bekommt, in kirchlichen Debatten laut warnt. Und selber dann den Zeitgeist heran führt, um sich selber einen Feind zu geben. Das ist eine Haltung, die das Katholische für sich reklamiert, um es eng zu machen. Das Pochen auf ewige Wahrheiten kann selber paradoxerweise sehr „zeitgeistig“ sein: „Das ist dem Katholizismus nicht fremd – wir tragen kirchlich jede Menge Zeitgeistiges mit uns, das bisweilen ganz unhistorisch als ewige Wahrheit verkauft wird“ (Prof. Julia Knop).

Somit wäre die Warnung vor der Moderne, vor dem Nachdenken und dem Fragen, vor der Suche nach der Verbindung der Botschaft Jesu mit der Moderne selber zeitgeistig. Um es mit F.W. Bernstein zu sagen: „Die schärfsten Kritiker der Elche / waren früher selber welche”.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Debatte, Integralismus, katholisch, Kirche, Moderne, synodaler Weg, Zeitgeist50 Kommentare zu Von Elchen, dem Zeitgeist und der Moderne

Die Angst vor der verbeulten Kirche

Veröffentlicht am 25. April 201624. April 2016

Es ist mal wieder so weit: Papst Franziskus hört eine Stunde lang öffentlich auf dem Petersplatz Beichte, und die Kritiker können sich gar nicht mehr beruhigen. Beschädigung des Amtes sei das, er mache das nur für die Kamera, das sei alles ein Ego-Trip, er sei für die Weltkirche da und nicht für billigen Populismus, das sei untheologisch und so weiter und so fort. Zu besichtigen unter anderem in den Kommentarspalten bei uns auf Facebook. Bis hin zu dem Herrn, der tatsächlich Benedikt XVI. als letzten wahren Papst bezeichnet, so wirklich echte Sedisvakantisten trifft man sonst nur selten. Und auch dann nur mit der Auffassung, Pius XII. sei der letzte gewesen, unser Kandidat hier erkennt immerhin noch einige mehr an.

Aber wie gesagt, ob es die Flüchtlinge sind, die der Papst aus Lesbos mitgebracht hat, das Beichte hören, das Sprechen davon, dass alle Menschen „Kinder Gottes“ seien, das treibt Menschen auf die Barrikaden.

Warum nur?

Papst Franziskus hört Beichte auf dem Petersplatz
Einige halten das für gegen die Würde des Amtes: Papst Franziskus hört Beichte auf dem Petersplatz

Bevor ich auf die Motive einzugehen mich traue, möchte ich ein Hilfsmittel zum Verständnis heran ziehen, nämlich den Begriff „Integralismus“. Der umfasst nicht alle Kritiker des Papstes, beileibe nicht, man muss genau aufpassen, aber die oben angesprochenen Exponenten eines Unbehagens mit dem Papst, der sich zu sehr mit dem Gewöhnlichen gemein macht, kann ich damit zu verstehen suchen.

Integralismus in aller Kürze bedeutet eine Selbstbestimmung durch Abgrenzung und Ablehnung, die ihre Weltsicht aus nur einer Quelle bezieht. Sie bedeutet eine Reduktion von Komplexität zugunsten von fixen Fundamenten. Das ist mein Ausgangspunkt.

 

Schon einmal war ein Papst dagegen

 

Integralismus ist also weniger an Gott interessiert, als an Religion als Garanten einer gesellschaftlichen Ordnung. Genau das wurde ihm ja schon in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vorgeworfen, als Papst Pius XI. ihn verwarf und eine Ausprägung – die Action Française – auf den Index setzte. Diese Geschichte hat eine interessante Lehre, denn integralistische „Konservative“ hatten immer auf den Papst als Letztinstanz verwiesen, nun wendete sich dieser aber gegen sie, mit dem Resultat, dass zum einzigen Mal im 20. Jahrhundert ein Kardinal und Unterstützer der Action vom Kardinalsamt zurück trat. Louis Billot, übrigens ein Jesuit.

Integralismus ist eine Form von Fundamentalismus. Man wendet sich vor allem gegen die Normen der modernen Welt, normalerweise als „Zeitgeist“ beschimpft, wobei diese meistens übertrieben dargestellt werden, des besseren Kontrasts wegen. Die Gefahr und der Gegner sind dann ja stärker, um so heroischer wirkt der eigene Widerstand.

Grundsteine sind fixe Sätze, die als unfehlbare Glaubenswahrheiten anzunehmen sind. Ohne die geht es nicht. Aus diesen fixen Sätzen folgt dann eine Omnikompetenz, man hat zu allem was zu sagen. Diese Sätze werden dann auch zu „Testfragen“, an denen man andere Positionen misst, ein Formalismus, der letztlich am Leben vorbei geht.

Als Historiker ist mir persönlich am vergnüglichsten die Reduktion der Geschichte auf selbstgebastelte Thesen, siehe „Messe aller Zeiten“ und so weiter. Zur Legitimierung wird eine Vergangenheit herbei behauptet, die bei genauerer Hinsicht keiner Untersuchung stand hält. Das Vorgehen ist also unhistorisch.

 

Im Kern unhistorisch

 

Wenn man kirchliche Äußerungen zum Thema Integralismus sucht, findet man vor allem Beschreibungen von Reaktionen: Johannes Paul II., Benedikt XVI. bis hin zu meinem Lehrer in Fundamentaltheologie beschreiben das Phänomen als Reaktion auf eine andere Ideologie, den Modernismus oder Progressismus. Ein Zitat nur: „Und solch unkritischer Progressismus weckt dann wiederum seinen Gegenpart, den Integralismus auf“ (Joseph Ratzinger auf dem Katholikentag 1966 in Bamberg). Damit wird das natürlich nicht klarer, denn damit muss man ja erst mal „Modernismus“ oder „Progressismus“ klar bekommen.

Nun helfen uns diese Begriffsbestimmungen nicht unbedingt weiter, wirklich harte und klare Integralismen finden sich zwar lautstark auf ihren eigenen Webseiten, aber in Reinform und Radikalität sind sie dann doch eher seltene Wesen.

Mir scheint deswegen, dass wir da zwischen einem „starken“ und einem „schwachen“ Integralismus unterscheiden würden. Weiterlesen “Die Angst vor der verbeulten Kirche”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Beichte hören, Integralismus, Papst Franziskus, Petersplatz, Würde des Amtes33 Kommentare zu Die Angst vor der verbeulten Kirche

Das kann mir niemand abnehmen

Veröffentlicht am 15. November 201415. November 2014

Zum Thema meines letzten Textes hier möchte ich noch einmal nachlegen. Ich bin angesprochen worden auf eine Bewegung, die man historisch eigentlich an den Beginn des 20. Jahrhunderts legt, deren Grundmuster aber auch heute noch halten: Der Integralismus. Hier könne man viel von dem finden, was sich jetzt gegen Papst Franziskus und seine gemutmaßte pastorale Ausrichtung richtet. Deswegen wage ich einige Zeilen dazu.

Kirche Christus, Hoffnung der Welt - Wien: Das ewig Wahre immer neu ausdrücken
Kirche “Christus, Hoffnung der Welt” – Wien: Das ewig Wahre immer neu ausdrücken

Als Freund des gedruckten Buchstaben greife ich zum Lexikon für Theologie und Kirche. Dort lese ich: „Integralismus: Vor dem Hintergrund einer negativen Sicht der Welt, besonders der modernen Welt, lehnt der Integralismus das Bemühen, den christlichen Glauben mit dem Denken der jeweiligen Zeit zu verbinden, als Modernismus ab [und] sucht auch profane Lebensbereiche weitestmöglich kirchlicher Entscheidungsgewalt zu unterstellen (..).“

Natürlich gibt es den Integralismus so in der abstrakten Reinform gar nicht, losgelöst von Menschen, die mehr oder weniger in diesen Mustern die Welt wahrnehmen. Es geht also nicht um irgendwelche –Ismen. Das einmal vorweg.

Dann aber gibt uns der oben zitierte Satz zwei Elemente, die ich bezeichnend finde. Das Ablehnende der modernen Welt und damit einhergehend das Bemühen, sich den Glauben ohne diese Welt zu Recht zu legen (meine Interpretation) und zweitens im Umkehrschluss die Kontrolle der Lebenspraxis in der Welt Regeln zu unterwerfen, die diesem zu Recht gelegten Glauben entsprechen.

Wie alle Zirkelschlüsse ist auch dieser – aus der Ablehnung folgt der Glauben und aus dem Glauben eine Praxis, die sich abschließt – letztlich unangreifbar. Wer sich innerhalb dieser Logik bewegt, ist in seinen eigenen Augen immer auf der sicheren Seite.

Dabei sind die ewigen Wahrheiten etwas, was immer neu ausgedrückt werden muss. Die Ausdrucksform der Wahrheit kann und muss vielgestaltig sein (Papst Franziskus, Evangelii Gaudium 41, der an dieser Stelle Papst Johannes Paul II. zitiert).

 

Eigenverantwortung

 

Der zentrale Punkt der Debatte liegt aber noch woanders. Ich zitiere noch einmal das LThK, den letzten Satz aus dem Artikel ‚Integralismus’: „Auch hier geht es wieder um die Frage der Eigenverantwortung des Christen, die sich jeder Generation neu stellt.“ Weiterlesen “Das kann mir niemand abnehmen”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Christsein, Evangelii Gaudium, Franziskus, Glauben, Integralismus, Lehre, Papst, Verantwortung12 Kommentare zu Das kann mir niemand abnehmen

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