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Schlagwort: Literatur

Der Schurke Christus und die Freiheit

Veröffentlicht am 8. Dezember 2018
Kirche und Freiheit: Innenraum von Sankt Peter, sehr früh morgens Sankt Peter, sehr früh morgens

Kennen Sie den guten Jesus und den Schurken Christus? Das ist der Titel eines Buches des englischen Autors Philip Pullmann, das Roman zu nennen etwas übertrieben wäre. Erschienen 2010 spielt der Autor mit der Idee, dass Jesus gut gewesen sei, ehrlich und überzeugt, dass aber der ganze Überbau, samt Idee von Kirche und so weiter, von seinem Zwillingsbruder Christus gekommen sei, der auch nach der Kreuzigung seine Rolle übernommen habe. Angeleitet vom Verführer, jedenfalls wird das angedeutet. Es geht um Kirche und Freiheit, so einfach mag ich das zusammen fassen.

Das Ganze ist interessanter geschrieben, als ich das hier skizzenhaft darstellen kann, Jesus Christus – und damit auch die Botschaft und sein Auftrag – wird in zwei Personen zerlegt und die Inhalte werden voneinander getrennt.

Der zerlegte Herr

Das ganze Buch hat zwei Scharniere. Zum einen ist da die Vision des Christus genannten Zwillingsbruders, der sich eine Kirche wünscht, mit Priestern, Regeln, Kultvorschriften und dem ganzen Drum und Dran, das wir heute meistens mit Kirche in Verbindung bringen.

Das zweite Scharnier ist das Schlussgebet des Jesus, im Garten vor der Hinrichtung. Jesus verstummt, weil Gott nicht antwortet und er auch nicht weiß, ob es Gott überhaupt gibt. Zuvor aber reflektiert er die Pläne seines Bruders für eine Kirche und verdammt sie, der Teufel ergreife Besitz vom Menschen, sobald dieser Macht übernehme. Er schimpft auf die Privilegien der wenigen, die die Kirche regieren und so weiter. Die ganze Palette des Schlechten in der Kirche wird Jesus in den Mund gelegt.

Die Kritik kam natürlich prompt, der Autor musste mit Personenschutz zur Buchvorstellung. Aber auch Atheisten waren nicht glücklich, Pullman versuche immerhin Jesus zu retten. Kluge Kritik etwa kam damals, 2010, von dem Theologen Gerard O’Collins.

Großinquisitor, neu aufgelegt

Das Ganze ist natürlich eine literarische Vorstellung, kein wirklicher Umgang mit Geschichte und Bibel. Was mich wiederum gleich zu DEM Text greifen lässt, der das Vorbild für die ganze Gattung ist, Der Großinquisitor von Fjodor Dostojewskij, aus den Gebrüdern Karamasow.

Ein direkter Berührungspunkt zwischen dem „Schurken Christus“ und dem Inquisitor ist etwa das Wunder, das den Glauben ersetzt. Ein zweiter Punkt ist die Freiheit: die wahre Freiheit erlangt der Mensch erst, wenn er der Freiheit entsagt und sich unterwirft, sagt der Großinquisitor. Jesu unbedingte Freiheit überfordere den Menschen, die Kirche hingegen habe die Tat Jesu „verbessert“ (wörtlich so auch im „Schurken Christus“) und auf Autorität gegründet, damit auch erkennbar gemacht für die Menschen, die nicht so stark sind und die Hilfestellungen brauchen.

Die so verstandene Kirche habe Platz für den Schwachen, überfordere ihn nicht. Aber dazu braucht es halt Regeln und Autorität, welche die absolute Freiheit ersetzen, so die „Phantasie“ die Dostojewskij dem Inquisitor in den Mund legt.

Kirche und Freiheit

Beide Erzählungen vereint, dass „Kirche“ etwas Anderes will, als Jesus gewollt habe.

Warum mache ich das hier so ausführlich? Weil es ein wunderbares Beispiel für Kirchenkritik ist, wie sie in den Köpfen vieler Leute steckt und mir immer wieder begegnet. Und weil es um das Thema geht, dass wie kein anderes ethische, moralische, gesellschaftliche Fragen durchzieht, auch wenn es nicht aus gesprochen wird. Das Thema Freiheit. Und mit Literatur macht es einfach mehr Spaß.

Mein Problem mit dieser Art Kirchenkritik ist, dass Kirche nicht mehr kritisierbar wird. Klingt wie ein Widerspruch, ist in meinen Augen aber keiner. Die Kirche wird im literarischen Trick insgesamt zu einer Verfälschung der Botschaft Jesu. Das Sündhafte in der Kirchengeschickte wird so dem Guten gleichgestellt, Sünden und Schlimmes und Falsches wird nicht mehr identifizierbar, weil ja alles gleich falsch ist. Das Sündhafte wird in den Grund der Kirche hinein gelesen.

Damit wird die Erzählung sowas wie eine umgedrehte Prophetie. Es gibt keine Freiheit mehr, weil ja alles falsch ist, es ist egal, was man tut oder nicht.

Echte Geschichte hingegen hilft uns dabei, das Sündhafte, das Falsche, die Irrwege und Irrtümer zu identifizieren. Weit mehr, als es eine Generalverdammung je sein könnte. Dann kann man sich die Regeln vornehmen und schauen, wie sie und ob sie hilfreich sind oder nicht. Oder vielleicht sogar ein „Weg der Freiheit“, wie der Papst sagt. Dann wird echte Kritik möglich.

Freiheit überfordert

Zweitens zum Thema Freiheit: Religion will Menschen kontrollieren, weil sie alleine von der Freiheit überfordert seien, das sei die Grundhaltung der Kirchen-Oberen. Allein die Abschaffung aller dieser Beschränkungen, das sich verlassen auf die menschliche Freiheit, könne Glück schaffen, so lautet die Gegenvision. In der Geistesgeschichte der Kirche nennt man diese Haltung Pelagianismus.

Der Trick bei Pullman ist, das Erzählen selbst zum Teil des in sich verfälschenden Systems zu machen, wir können also noch nicht einmal auf die Bibel schauen, denn die ist bereits Teil der Kirche. Nur eine völlige Ablehnung schaffe die Freiheit, sich den Ideen dieses Jesus zu nähern. Damit fällt die Frage nach Sünde völlig weg. Das Gute und das Schlechte wird ununterscheidbar, alles wird in der Geschichte beliebig. Ist das Freiheit?

Freiheit überfordert uns nicht, das ist die christliche Antwort. Aber sie hat Konsequenzen. Eine frei und vor Gott getroffene Entscheidung führt zu etwas. Hinterlässt etwas. Beliebigkeit ist keine Freiheit.

Beliebigkeit ist keine Freiheit

Eine Konsequenz zum Beispiel ist, dass die Weitergabe des Glaubens Gemeinschaft schafft. Ohne diese Gemeinschaft wiederum gibt es keine Weitergabe, die beiden gehören zusammen. Das nennen wir Kirche. Ohne diese Kirche kann es gar keinen Glauben geben, keine Tradition. Und das Gleiche gilt auch für nichtkirchliche Bereiche.

Es sei ein Schurke, wer Gemeinschaft schaffen wolle, das lese ich beim oben genannten Buch. Aber genau das ist falsch. Freiheit ohne Gemeinschaft ist ohne Sinn. Und auch religiöse Freiheit, meine eigene Freiheit vor Gott und den Menschen, macht ohne Gemeinschaft keinen Sinn.

Fast automatisch hören wir bei dem Wort „Kirche” Einschränkung, Regeln, Moral. Vielleicht müssen wir uns noch mal hinsetzen und nachdenken, was Kirche auch sein kann. Was Kirche sein soll. Nämlich Raum für die Freiheit des Glaubens.

 

Kategorien Allgemein, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Bibel, Dtostojewskij, Freiheit, Großinquisitor, Jesus Christus, Kirche, Literatur5 Kommentare zu Der Schurke Christus und die Freiheit

Kleriker all-überall

Veröffentlicht am 8. März 2014

Es ist das ultimative Schimpfwort des Tages: klerikal. Früher, als ich jung war, meinten wir wilden 80er Jahre Jugendlichen damit Priester, die mit einem Priesterkragen herum laufen, sich für etwas besseres halten und Abstand brauchen zum normalen Volk. Das war damals.

Heute ist es ein inhaltsleeres Versatzstück geworden im Kampf um die Deutungshoheit der Empörungskultur. Beispiel Sybille Lewitscharoff. Jemand, der um die eigene Meinung ausdrücken zu können andere erniedrigen muss, erniedrigt sich selbst, schreibt Jens Bisky in der Süddeutschen Zeitung. Ein kluger weil zurückhaltender Artikel über eine völlig indiskutable Rede.

Wer aber die Empörung sucht, der erwähnt den Kleriker und zwar hüben wie drüben. Georg Diez bei SPON wittert in der Rede von Frau L. „die Blaupause für einen neuen Klerikalfaschismus“.

Ulf Poschardt in der Welt dagegen sieht in den Kritikern von Frau L einen „Intoleranzismus“ am Werk, der eine „klerikale Facette erhalten [hat], die zunehmend enthemmt eine Diktatur des Mainstreams für sich entwirft.“

Wie gesagt, es geht um Empörung, es geht um mediale Lautstärke und damit um Erregung und Angst. Und da passt der Klerikalfaschist bestens ins Bild, weil keiner so genau weiß, was das sein soll. Auch die klerikale Facette, hinter der sich wohl hohepriesterlich-bewahrendes hochmütiges Verhalten vermuten lassen soll, geht in diese Richtung.

Als glaubender Mensch verwahre ich mich dagegen, meine Religion für derlei Stuss von Frau L mit Beschlag belegen zu lassen. Das vorweg.

Aber das Rollenspiel der Chef-Empörer, hüben wie drüben, geht mir auch ziemlich auf den Geist. Werdet intelligenter, analysiert, nehmt diesen Pseudo-Diskurs auseinander, aber hört auf, euch Schlagworte um die Ohren zu hauen! Spätestens jetzt, wo dasselbe Schlagwort als Hülse in der Rhetorik aller Beteiligten vorkommt – jeweils gegen den anderen – , sollte jedem klar werden, dass das nicht mehr zieht.

 

Kategorien Allgemein, Glaube und Vernunft, Kirche und MedienSchlagwörter Klerikalismus, Kleriker, Lewitscharoff, Literatur, Medien, Religion8 Kommentare zu Kleriker all-überall

Martin Walsers Jesusparabel

Veröffentlicht am 8. Oktober 2011

Eine Besprechung des Romans „Muttersohn“, von meinem Kollegen Stefan von Kempis (Warnung: Das Ende wird verraten)

Auch Martin Walser ist jetzt in die Jahre gekommen: in die Jahre, in denen große Autoren „allmählich komisch“ werden. Oder „g`spässig“, wie Walser das einmal nennt. In diesem Alter schrieb Thomas Mann seinen Schwank „Felix Krull“ und Goethe „Wilhelm Meisters Wanderjahre“. Und Walser? Er schreibt „Muttersohn“, eine tänzerische, die Genres wild mischende Jesus-Parabel, die in ihrer Unbeschwertheit auch stark an Eichendorffs „Taugenichts“ erinnert.

Walsers Jesus heißt Percy (Kurzform von Parcival) und ist Pfleger in einem Psychiatrischen Krankenhaus. Er glaubt – und viele Rezensenten haben sich auf diesen Punkt geradezu gestürzt – ohne Beteiligung eines Mannes gezeugt worden zu sein, eine von zahlreichen Anspielungen auf den Jesus der Evangelien. Der immer freundliche, zu spontanen Predigten aufgelegte Percy führt in deprimierender Umgebung eine Leichtigkeit des Glaubens vor, die fast bei Papst Benedikt entlehnt scheint: „Offenbar gibt es Menschen, die können nur mit Gleichungen leben, die aufgehen“, sagt er einmal in einer Talkshow. „Glauben, das ist eine Gleichung, die nie aufgeht. Manchmal möchte ich laut aufschreien aus nichts als Glaubensübermut.“ Weiterlesen “Martin Walsers Jesusparabel”

Kategorien Allgemein, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Jesusbuch, Literatur, Martin Walser, Muttersohn1 Kommentar zu Martin Walsers Jesusparabel

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