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Schlagwort: Donald Trump

qui consequitur sequitur

Veröffentlicht am 8. Juni 2017

Mittwoch Abend, laue Sommernacht, ein Gartenlokal in der Villa Borghese, Roma. Zwei Jesuiten lassen den Tag ausklingen und unterhalten sich buchstäblich über Gott und Welt. Nur dass in diesen Tagen auch solche Gespräche unweigerlich bei einem einzigen Thema landen.

Ob das nun das Mittagessen nach einer Firmung am vergangenen Sonntag ist, ob ein Gespräch beim Ausflug in die Berge, ob die Redaktionskonferenz oder das gemeinsame Frühstück, seit Monaten ist es immer und immer wieder und immer nur Donald Trump.

An diesem Donnerstag blüht uns die Verschärfung dieser Debatte, wenn wir vor zwei Monaten auch nicht für möglich gehalten hätten, dass das überhaupt möglich wäre. Der ex-FBI Chef sagt aus und die Wahlen in Großbritannien und die in Frankreich am kommenden Sonntag verschwinden dahinter. Trump, Trump, immer wieder Trump.

Wir alle werden Trump. Wenn es stimmt, dass sich bei Donald Trump alles um Donald Trump dreht, dann werden wir, so auch wir uns um ihn drehen, selber auch ein wenig Trump. Im Ernst, diese Obsession ist vielleicht erklärbar, aber nicht unbedingt gesund.

Der andere Jesuit erwähnte die im Titel genannte lateinische Formulierung, die ich gar nicht kannte, wohl ein altes römisches Wort: Wer verfolgt, folgt. Soll heißen, dass jede obsessive Beschäftigung mit dem Phänomen uns zum Teil des Phänomens macht. Das sollte uns zu Denken geben.

 

Zaphod Trump

 

Die Versuche, das alles ja nicht normal werden zu lassen und die Unglaublichkeit immer wieder zu betonen, finde ich wichtig und richtig. Aber es gibt auch noch andere Themen, die im Augenblick so gar nicht vorkommen.

Kennen Sie Zaphod Beeblebrox? Das ist eine Figur aus der Romanserie Per Anhalter Durch Die Galaxis. ZB ist der Präsident der Galaxie und seine Aufgabe ist es, so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen, so dass niemand merkt, wer wirklich die Macht hat und ausübt. Klingelt da was?

Verschwörungstheorien einmal beiseite, eines hat Trump mit Beeblebrox gemeinsam: sie ziehen alles an Aufmerksamkeit auf sich, was in der Galaxie zu haben ist. Und das kann – bei all den anderen Problemen die wir haben – nicht gesund sein.

Also hoffen wir mal, dass die Wahlen in GB eine stabile Regierung hervor bringen, dasselbe für Frankreich am kommenden Sonntag. Hoffen wir auf eine Lösung der Konflikte in Quasar/Türkei/Saudi Arabien, schauen wir mal wieder nach Nordkorea und natürlich auf die ausbrechende und sich entwickelnde Hungerkatastrophe in Afrika (soll keiner sagen können, davon hätten wir nichts gewusst). Von all dem lenkt Zaphod Trump ab.

Für das nächste Gespräch im Gartenlokal gilt einfach mal ein Themen-Verbot: No Trump!

 

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Comey, Donald Trump, Politik, politische Debatte, USA, Zahpod Beeblebrox13 Kommentare zu qui consequitur sequitur

Noch einmal: Es gibt immer eine Tür, die nicht ganz zu ist

Veröffentlicht am 24. Mai 2017

Alle haben sie das Zitat gebracht: „das ist nicht christlich“. Es war ja auch das erste Mal, dass Donald Trump – damals noch Kandidat für die US-Präsidentschaft – und Papst Franziskus sich medial begegnet sind. Es ging um die Mauer nach Mexiko, und während der Papst auf das Bauen von Brücken setzt, will Donald Trump die Mauer haben. Papst Franziskus hatte sich beim Rückflug von Mexiko geäußert, Donald Trump dann bei einer Wahlkampfveranstaltung geantwortet.

Beginn des Gesprächs im Vatikan
Beginn des Gesprächs im Vatikan

Brücken will der Papst auch zum US-Präsidenten bauen, es gebe immer eine Tür, die nicht ganz geschlossen sei, kommentierte er seine Erwartungen an das Gespräch an diesem Mittwoch.

Ansonsten erfuhr man relativ wenig über die beiden im Vorfeld. Ich habe mir heute Morgen den Spaß gemacht und – online – durch die Medien geklickt, da war sehr wenig Substanz.

Die weniger intelligenten Kollegen meinten, den Apostolischen Palast wahlweise mit Trump Tower in New York oder seinem vergoldeten Golf-Resort in Florida vergleiche zu müssen, „da gebe es doch Anknüpfungspunkte“ meinte Spiegel online. Soll wohl ironisch-süffisant klingen.

Manche meinten, Übereinstimmungen zwischen den beiden feststellen zu können, etwa in Sachen Lebensschutz. Dabei braucht man nur ganz wenig die Augen aufzumachen um zu sehen, dass Lebensschutz für den Papst nicht nur das Thema Abtreibung bedeutet, sondern auch Schutz der Alten – Stichwort Alten- und Krankenversicherung – und der Jungen. Hier sind richtig viele Themen, die man hätte aufnehmen können, entweder als US-Experte oder als Vatikan-Journalist.

Die meisten Vorberichte waren leider nur eine Aneinanderreihung von Stereotypen (ich nehme hier die NYT, Cruxnow und die Agenturen ausdrücklich aus). Schade, von Journalismus hätte ich mir da mehr erwartet. Dass Melania Donald’s Hand nicht genommen habe, konnte man bei Spiegel online lesen. Oder dass die zukünftige Botschafterin der USA im Vatikan mal in einem Chor gesungen habe. Das geht besser!

 

Zitate-Kollision

 

Auch wurden in vielen Vorberichten die Zitate, welche die beiden übereinander – siehe „das ist nicht christlich“ – oder über verschiedene Themen gesagt haben, einfach gegenübergestellt, ohne Analyse, ohne Einordnung, ohne Nachfrage. Noch einmal: Das geht besser!

Hier in Rom derweil: alles abgesperrt, Trump wurde über die Via della Conciliazione angefahren, keine einfache Sache an einem Mittwoch, wo normalerweise 30.000 – 60.000 Menschen zur Generalaudienz kommen. Dann das Gespräch.

Wer die Anfahrt der Kolonne sehen will: bitte sehr.

Auf den TV-Bildern wirkte der Papst konzentriert, Trump eher – ganz Politiker – jovial und erfahren im Umgang mit vielen Kameras. Nichts anderes war zu erwarten. Weiterlesen “Noch einmal: Es gibt immer eine Tür, die nicht ganz zu ist”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Rom, VatikanSchlagwörter Auslandsreise, Berichterstattung, Brückenbauen, Donald Trump, Journalismus, Lebensschutz, Mauerbau, Medien, Papst Franziskus, Religionsfreiheit, US-Präsident, Vatikanbesuch6 Kommentare zu Noch einmal: Es gibt immer eine Tür, die nicht ganz zu ist

Es gibt immer eine Tür, die nicht ganz zu ist

Veröffentlicht am 23. Mai 201722. Mai 2017

Donald Trump kommt nach Rom und trifft Papst Franziskus. Am Mittwoch ist es soweit, während also 70.000 Pilger oder so versuchen, für die Generalaudienz auf den Petersplatz zu kommen, werden viele Straßen gesperrt sein, um die Prozession von Autos durchzulassen. Bei Obama zuletzt waren es 40 Autos, die sind unter meinem Fenster durchgefahren, eine ganze Reihe von denen muss man eher als Kleinpanzer bezeichnen denn als Auto. Das alleine lässt uns Römer seufzen. Obwohl: Vorgestern kreiste der bekannte weiß verzierte US-Präsidenten-Hubschrauber über der Stadt, es gibt also Hoffnung, dass das Chaos vermieden wird.

Aber das ist natürlich nicht das wirkliche Problem.

Papst Franziskus und Donald Trump werden zwar – in meinen Augen fälschlicherweise – in ihrer Amtsführung miteinander verglichen, aber in ihren Inhalten könnten sie verschiedener nicht sein. Internationale Solidarität und Migranten, Waffen und Handel, Armut und Kapitalismus, was auch immer man zückt, die beiden scheinen an jeweils dem anderen Extrem voneinander entfernt zu stehen.

Der Raum des Politischen: der Papst betritt den US-Kongress, September 2015
Der Raum des Politischen: der Papst betritt den US-Kongress, September 2015

Für einen Vatikan-Journalisten wie mich, der versuchen muss, sich im Vorfeld einen Überblick zu verschaffen und Erwartungen zu klären, ist das aber aber vor allem eine Frage zu Donald Trump. Er scheint für Dinge zu stehen, redet und twittert auch dauernd darüber, aber passieren tut in den USA zur Zeit wenig.

Da ist zuerst die schiere Menge. Dauernd ist da was, immer zornig, nie ausgewogen, immer „great”, „biggest” oder das Gegenteil, „total failure” und so weiter. Das sind Überwältigungsversuche, keine Gesprächsangebote oder Werbung für seine eigenen Überzeugungen und Politiken.

 

Chaos und Tweets

 

Dann ist da das Chaos, von dem wie lesen und hören. Ungläubig schaue ich jeden Morgen auf den Bildschirm und lese, was am vergangenen Tag in den USA rund um das Weiße Haus alles passiert ist. Da ist die Kommunikationsweise, das Tweeten und Reden, das – sagen wir – öfters mal eher phantasievoll denn realitätsnah ist.

Dann sind da auch noch die Lügen zweiter Ordnung, also die so genannte Berichterstattung in einigen Medien. „Alternative Fakten” sind ja als Begriff geworden, und das ist schlimm. Was da alles zusammenbehauptet wird, macht einen normalen Menschen hier auf dieser Seite des Atlantiks fassungslos.

Neulich war ich bei einer Konferenz, bei der – per Video – eine ganze Menge europäischer Korrespondenten aus Washington berichtet haben. Ihre Panik: Sie können nicht mehr aus der Stadt weg. Anstatt aus dem ganzen Land zu berichten, müssen sie in der Nähe des Weißen Hauses bleiben, weil buchstäblich täglich was passiert.

 

Nicht christlich?!

 

Das macht es auf der einen Seite einfach, weil das Material für die News frei Haus geliefert wird. Auf der anderen Seite aber blendet es so viel von der Realität des Landes aus, die wir eigentlich berichtet haben müssten, um zu verstehen, wie es so weit hat kommen können.

Zurück nach Roma: Meine größte Sorge gilt befürchte ich dem Tweet danach. Was wird Trump über das Papst-Treffen twittern? Und wird das irgendwie verständlich sein? Mit der Realität zu tun haben? Werden Worte wie „Great”, „Huge”, „big” oder „best ever” drin sein? Weiterlesen “Es gibt immer eine Tür, die nicht ganz zu ist”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Rom, VatikanSchlagwörter Auslandsreise, Donald Trump, Papst Franziskus, US-Präsident, Vatikanbesuch13 Kommentare zu Es gibt immer eine Tür, die nicht ganz zu ist

Wirklich!

Veröffentlicht am 21. Februar 201720. Februar 2017

Es mag an dieser Stelle eine Wiederholung sein, aber jeden Morgen, beim Blick in die Zeitungen und ins Netz, fällt es mir mit schöner Regelmäßigkeit ein: Die Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee, Evangelii Gaudium Nr. 231. Es ist eines der vier Prinzipien, welche vom Papst in seiner Programmschrift vorgelegt werden.

Papst Franziskus mahnt: Hier bei einem Besuch in einer römischen Pfarrei
Papst Franziskus mahnt: Hier bei einem Besuch in einer römischen Pfarrei

Es fällt mir natürlich immer deswegen ein, weil mit in Zeitungen und im Internet der Herr begegnet, der sich seine eigene Wirklichkeit baut. Der Lügt, der nachweislich Falschinformation benutzt, der wenn darauf hingewiesen beschimpft. Das ganze wäre tragisch, wenn es sich dabei nicht um den mächtigsten Mann der Welt handeln würde.

Dass Politiker lügen, ist so neu nicht, das geht zurück wohl bis in die römische Republik. Dass das aber systematisch benutzt wird und immun gegen Wirklichkeit ist, das ist neu. Kein Wunder, dass immer mehr Kommentatoren auf Richard Nixon hinweisen, nicht der Kriminalität des Verhaltens wegen, sondern wegen einer offensichtlichen Unfähigkeit, sich aus der eigenen Weltsicht – alle sind gegen mich – zu befreien.

Was hilft? Ein Lob der Wirklichkeit. Mit dem Papst. Jedenfalls soll das hier ein kleiner Beitrag sein, es mag vielleicht zu politisch sein, aber hier ist Gefahr im Verzug, und das nicht nur in den US of A, sondern auch auf den Plätzen Dresdens, bei Facebook, in Gesprächen die ich leider auch führen muss.

 

Die Idee löst sich von der Wirklichkeit

 

Es muss vermieden werden, dass sich die Idee von der Wirklichkeit löst, sagt der Papst in seinem Schreiben, zwischen beiden muss „ein ständiger Dialog hergestellt“ werden. Dieser ist aber nicht hierarchiefrei, denn „die Wirklichkeit steht über der Idee.“

Der Papst warnt im Anschluss davor, was passiert, wenn man das nicht einhält, nämlich vor den „Formen der Verschleierung der Wirklichkeit“: „die engelhaften Purismen, die Totalitarismen des Relativen, die in Erklärungen ausgedrückten Nominalismen, die mehr formalen als realen Projekte, die geschichtswidrigen Fundamentalismen, die Ethizismen ohne Güte, die Intellektualismen ohne Weisheit.“ Da fehlt was. Als ich das heute noch einmal nachgelesen habe war das meine erste Reaktion: da fehlt was!

Idee, das kann auch das um sich selber kreisen sein, ein Nationalismus, der in Wirklichkeit (!) ein Egoismus ist. Idee kann auch Wirklichkeit beschädigen. Wir haben im TV einen Herrn, der als Beweis für die Wirklichkeit seiner Ideen angibt, dass es andere – die Menschen – ja auch glauben. Der Vorfälle in Schweden und in den USA erfindet, und damit seine Politik begründet. Das ist gefährlich.

 

Ein theologisches Problem entsteht

 

Also stellt sich gar nicht die Frage von Evangelii Gaudium, dass hier Wirklichkeit verschleiert wird. Sie wird ignoriert, sie verliert ihren Wert, ihre Autorität als meine Vorstellungen korrigierend.

„Die Idee – die begriffliche Ausarbeitung – dient dazu, die Wirklichkeit zu erfassen, zu verstehen und zu lenken“. So weit so gut, das ist noch einmal aus Evangelii Gaudium (232). Die Idee – Vorstellung, Weltsicht, etc. – welche die Wirklicheit ignoriert, was ist das dann?

Vielleicht bin ich ja naiv, aber ich glaube tatsächlich, dass „die Welt ist alles, was der Fall ist“, um Wittgenstein zu zitieren. Meine Vorstellungen müssen überprüfbar, mindestens hinterfragbar sein.

Der Papst führt in seiner Argumentation ein theologisches Argument ein, das an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben soll: „Die Wirklichkeit steht über der Idee. Dieses Kriterium ist verbunden mit der Inkarnation des Wortes und seiner Umsetzung in die Praxis: » Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, Jesus Christus sei im Fleisch gekommen, ist aus Gott « (1 Joh 4,2).“ Soll heißen: Gott hat entschieden, Mensch zu werden, in die Wirklichkeit der Welt zu kommen. Wenn wir aber das Konzept von Wirklichkeit zertrümmern, weil es uns halt anders passt, dann bekommen wir ein theologisches Problem dazu. Wir verstehen nicht mehr, was Gott da gemacht hat, wenn wir uns unsere Welt zusammen basteln und das auch noch glauben wollen.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Donald Trump, Evangelii Gaudium, Papst Franziskus, Wirklichkeit24 Kommentare zu Wirklich!

Wahrheit, Würde, Gleichheit

Veröffentlicht am 30. Januar 20171. Februar 2017

Es ist eine kluge Einsicht: Warum lügt jemand, wenn doch jedem Zuschauer offensichtlich ist, dass es eine Lüge ist? Weil die Lüge dem Beweis dient, dass die Wahrheit machtlos ist. Es ist schlicht die „Verschiebung des Diskurses“, alles steht in Frage.

Die Einsicht stammt von Marina Weisband und sie hat sie in einem klugen Artikel in der Wochenzeitung Die Zeit veröffentlicht, ausführlicher als ich das hier wieder gebe.

Einen zweiten Effekt beschreibt Weisband: Angesichts von so viel Lüge beginnen Menschen, an ihrer eigenen Wahrnehmung zu zweifeln. „Es ist ein Kampf gegen die Vernunft“, schreibt sie. Der Versuch, den Menschen die Kontrolle über ihre Wahrnehmung zu nehmen, ist ein Akt gegen ihre Freiheit.

Natürlich geht es um Donald Trump, der mit einer schwindelig machenden Frequenz in den ersten Tagen seiner Präsidentschaft Dinge tut, die wir vor Wochen noch für unmöglich gehalten hätten.

 

Ein Akt gegen die Freiheit

 

Und das Kampf gegen den Wert von Wahrheit ist nicht das Einzige. Da behauptet ein Präsident der Vereinigten Staaten, dass Folter funktioniere. Sein Verteidigungsminister und sein CIA Chef sollten entscheiden, ob er für eine Wiederzulassung arbeiten solle. Die beiden haben aber schon deutlich zu Protokoll gegeben, dass sie von Folter nichts halten. Warum also diese Einstellung?

Um zu zeigen, dass er auch über ungesetzliche Maßnahmen nachdenkt. Die Rechte und die Würde des Menschen, die durch diese Gesetze geschützt werden, verlieren ihre Macht genau so wie die Wahrheit bei den beständigen Lügen.

Dabei ist es gar nicht so wichtig, ob das auch wirklich passiert. Diese ganzen Aussagen verändert etwas im Kopf von Menschen, die Einstellung verschiebt sich, Wahrheit ist nicht mehr ganz so wichtig, über Würde kann man schon mal sprechen, wenn es höheren Interessen dient.

 

Zertrümmerer

 

Noch immer gibt es Menschen, die als Christen auf Trump setzen. Nur stellt sich mir die Frage, was übrig bleibt, wenn er die Grundlage eines friedlichen, auf Recht bauenden Staates auf solche Weise zertrümmert. Er will wöchentlich Listen veröffentlichen, auf denen von Einwanderern begangene Straftaten verzeichnet sind. Das ist unfassbar! Wie wäre es mit einer Liste von rassistischen Übergriffen? Von Steuerhinterziehungen? Nichts da, hier wird ganz bewusst mit dem Feuer gespielt, Menschen mit Einwanderungshintergrund werden einem grundsätzlichen Verdacht ausgeliefert, der um so perfider ist, als er nicht statistisch begründet ist.

Eine Lüge ist eine Lüge. Wahrheit zählt.

Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Alle Menschen sind gleich.

Leider sind das die Dinge, an denen die Präsidentschaft Donald Trump gerade knabbert.

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Donald Trump, Lügen, Macht der Wahrheit, Menschenwürde26 Kommentare zu Wahrheit, Würde, Gleichheit

Niederlage des Journalismus

Veröffentlicht am 9. November 20169. November 2016

Und was lernen wir daraus? Donald Trump ist zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Vor eineinhalb Jahren, vor drei Monaten, ja Vorgestern hätte das keiner für möglich gehalten. Der Populismus siegt, die Lüge siegt, inhaltsfreies Faust-in-den-Himmel recken siegt, und was nun? Ich wiederhole: Was lernen wir daraus?

Keiner hat es voraus gesehen: Analysten vor einem Fernsehschirm
Keiner hat es voraus gesehen

Erstens: Die USA-Versteher hatten alle Unrecht. Als ich vor einem Jahr anlässlich des Papstbesuches dort war gab es bereits einige erste Journalisten, die sich vorsichtig in den Medien äußerten und sagten, dass sie mit Trump falsch gelegen hätten und der doch vielleicht Kandidat der Republikaner werden könnte. Jetzt ist er zum Präsidenten gewählt und dieselben Gesichter wie immer erklären uns das Warum. Das kann doch wohl nicht sein! Mich beschleicht da schon ein wenig Zorn, dass die Niederlage des Journalismus, die dieser Wahlsieg auch darstellt, keine Folgen hat. Vielleicht liege ich ja falsch, ich werde jedenfalls in den kommenden Tagen genau hinsehen, was sich da tut.

 

Vier Lehren

 

Das erinnert mich an den Kollegen, der im März 2013 Sekunden vor dem weißen Rauch im TV erklärte, er habe mit den Sekretären der Kardinäle gesprochen, es sei klar, dass Kardinal Scola Papst würde. Am nächsten Morgen durfte er bereits live im Frühstücksfernsehen erklären, was die Gründe für die Wahl von Bergoglio waren. Überhaupt keine Scham, und in den Medien wird er herum gereicht. Kein Wunder, dass man uns Medien nicht mehr glaubt. Liebe Kollegen, habt doch bitte die Größe zu sagen, dass ihr falsch gelegen habt, statt jetzt wieder rumzuanalysieren, warum „die Medien“ hier falsch lagen.

Zweitens: Das Instrument der Meinungsumfrage taugt nicht. Beim Brexit nicht und jetzt auch wieder nicht. Damit ist die wichtigste politische Währung zwischen den Wahlen – die Beliebtheit in der Bevölkerung – entwertet. Die Versuchung, auf Umfragewerte zu schielen, ist menschlich nachvollziehbar. Jetzt braucht es aber Rückgrat, auf Umfragen kann und darf man sich nicht mehr verlassen. Liebe Politiker: das geht an euch.

Drittens: Wer demokratische Prozesse achtet, muss auch deren Ergebnisse achten. Trump ist jetzt zum Präsidenten gewählt. Das ist jetzt erst einmal so. Weiterlesen “Niederlage des Journalismus”

Kategorien Allgemein, Glaube und VernunftSchlagwörter Donald Trump, Journalismus, Meinungsumfragen, Präsidentschaftswahlen, USA Politik174 Kommentare zu Niederlage des Journalismus

Der Papst und Herr Trump

Veröffentlicht am 19. Februar 201619. Februar 2016

Die Süddeutsche Zeitung hatte es online auf der Eins, Spiegel Online hatte den Papst gleich zwei Mal, auf Position Zwei und Drei. Tagesschau.de hat eine Sondermeldung draus gemacht, die KNA auch. Wir sind ja gewohnt, dass der Papst bei seinen Pressekonferenzen offen spricht, aber die Worte beim Rückflug aus Mexiko waren dann doch was besonderes.

2xPapst

Spiegel online, 20 Uhr gestern Abend (18.2.)
Spiegel online, 20 Uhr gestern Abend (18.2.)

Aber waren sie das wirklich? Lassen wir die Frage mit den Verhütungsmitteln mal weg, da lese ich nicht, was die meisten Medien daraus gemacht haben. Er rüttelt an keinem Dogma, sagt das auch ausdrücklich. Bleiben wir beim Thema, was mal witzig, mal tragisch aussieht, bleiben wir bei Donald Trump.

Er hat ausgeteilt, der Papst. So habe ich das bei uns berichtet:

‘Ob er nur ein Spielball der Politik sei, dieses Urteil überlasse er gerne anderen, antwortete Papst Franziskus. „Ein Mensch, der nur daran denkt, Mauern zu bauen und nicht Brücken, der ist nicht christlich. Das ist nicht das Evangelium“, ging der Papst auf den zweiten Teil der Frage ein. Zur Frage, ob man so jemanden wählen könne, wollte er sich nicht direkt äußern. „Ich sage nur: Dieser Mensch ist kein Christ, wenn er das so sagt. Man muss aber sehen, ob er das wirklich so gesagt hat, nicht wahr?” ‘

Der erste Facebook Kommentar echauffierte sich gleich, was der Papst sich denn erlaube. Ich fühlte mich irgendwie an die Überreaktion der AfD Frau Frauke Petry erinnert, die der deutschen Kirche vorwarf, nicht genug für die Christen im Nahen Osten zu tun, die verfolgt würden, dafür aber mehr für Muslime zu sprechen. Ähnlich dünnhäutig äußerte sich Trump auf seiner Webseite – oder er ließ äußern, denn es ist ja Wahlkampf.

“If and when the Vatican is attacked by ISIS, which as everyone knows is ISIS’s ultimate trophy, I can promise you that the Pope would have only wished and prayed that Donald Trump would have been President because this would not have happened. ISIS would have been eradicated unlike what is happening now with our all talk, no action politicians.”

Die Formulierung “would have been” gibt mir Hoffnung, scheint Herr Trump schon selber nicht mehr von seinem Wahlsieg auszugehen. Aber das nur nebenbei. Zu viel Konjunktiv.

Die Formulierung “if and when” dagegen ärgert mich. Dem ‘ob’ folgt gleich das ‘sobald’, hier wird mit Angst gespielt. Und ich darf schon fragen, wer die ganzen Islamisten jahrelang militärisch ausgerüstet hat, in Afghanistan gegen die Sowjetunion, in Pakistan, wir dürfen auch fragen wer die erste demokratisch gewählte Regierung Irans gestürzt hat, und so weiter. Das war das Amerika, das Trump wieder groß machen will. Also, jetzt mit den Ängsten zu spielen ist schon ziemlich zynisch.

 

Wäre Trump nur Präsident gewesen!

 

Streng genommen hat der Papst ja auch nur die Aussagen kommentiert, die ihm vorgehalten wurden und dann angefügt, man müsse genau sehen, was Herr Trump gesagt habe. Aber die Reaktion von Trump’s Camp macht das ja wohl überflüssig, man fühlt sich angesprochen.

Aber zur wirklich wichtigen Frage: Darf jemand über jemand anderen sagen, dass er oder sie kein Christ sei? Dass seine oder ihre Äußerungen nicht christlich seien? Da mag ich anders herum fragen: Muss man nicht irgendwann mal den Strich ziehen und Äußerungen Ernst nehmen? Unendlich biegsam für politische Zwecke sind die Worte Jesu nicht, irgendwann brechen sie. Und das muss schon mal gesagt werden dürfen.

Einwand eines Freundes – US-Amerikaner, Republikaner, kein Trump-Fan – “wer bin ich zu richten”. Papst Franziskus hatte das selber gesagt. Der Unterschied ist nur, dass er das über Menschen gesagt hat, die nach bestem Wissen und Gewissen dem Evangelium gemäß leben wollen. Kann man das aber auf Menschen ausdehnen, die abschotten und ausweisen wollen? Wo man beim besten Willen nicht Aussagen Jesu neben politischen Populismus halten kann?

 

Darf der Papst das?

 

Wir können gerne darüber streiten, ob jemand mit dem Amt des Papstes das tun sollte oder nicht, da gibt es gute Argumente auf allen Seiten. Aber wenn ich die hunderte Kommentare im Netz auch nur überfliege, ist das gar nicht so sehr das Argument. Da fühlen sich Leute vielmehr ertappt, scheint mir. Das politische Schauspiel, das sich in den USA gerade bietet, macht Angst. Die USA sind einfach zu mächtig, als dass jemand von 2.500 Kilometern Zaun faseln darf, den andere zahlen sollen. Da finde ich persönlich es gut, dass mal jemand in diese Ballons eine Nadel sticht und Luft raus lässt. Oder im Sinn des Märchens: dass jemand aufsteht und sagt, dass der Kaiser keine Kleider an hat.

Und wenn wir ehrlich sind – der Wahlkampf dort ist bereits so emotional und absurd und bei einigen Kandidaten fern der Realität, da sind die Äußerungen des Papstes schon erfrischend normal zu nennen.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Kirche und Medien, Neulich im Internet, PapstreiseSchlagwörter Donald Trump, ist kein Christ, Papst Franziskus, Pressekonferenz, Rückflug von Mexiko24 Kommentare zu Der Papst und Herr Trump

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