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Vatican News

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Schlagwort: USA

US-Bischöfe: Back to normal?!

Veröffentlicht am 27. Januar 202127. Januar 2021
alle katholischen Themen Die USA haben die zweitgrößte Bischofskonferenz der Welt.

„Ein Gutes die Wahl von Trump ja“. Worte von vor knapp vier Jahren in Rom, ich hatte einen US-Kardinal nach seiner Einschätzung gefragt. „Wenn Clinton gewonnen hätte, dann wäre das katholisch wahrgenommene Thema Abtreibung gewesen. Dann Abtreibung und noch mal Abtreibung. Nun aber müssen wir über Lüge und Wahrheit sprechen, über brutal auseinander gerissene Familien, über Umwelt, Abtreibung und Lebenschancen, über Hispanos, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit. Über alle katholischen Themen halt.“ Die Reihenfolge mag nicht korrekt wiedergegeben sein, aber die Liste habe ich mir damals so notiert.

So gesehen sind wir nun, nach Amtsantritt von Joe Biden wieder zurück zum Normalzustand. Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz hat in seinem Schreiben an den frisch ins Amt gekommenen Präsidenten überdeutliche Worte gefunden für dieses eine Thema. Und das, nachdem die US-Bischöfe Trump gegenüber nicht wirklich klar entgegen getreten sind. Hier wurde offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen. Biden wird mit deutlichen Worten angegangen, Trump wurde es nicht, nicht mal nach dem Sturm auf das Kapitol.

Alle katholischen Themen

Natürlich muss in jeder Debatte mit der Politik Abtreibungsgesetztebung ein Thema sein, keine Frage. Interessant find ich hier aber die Beobachtung des US-Theologen Massimo Faggioli: Immer wenn die Demokraten an der Macht seien, machten sie humane Sozialpolitik, die es schwangeren Frauen erleichtere, sich für ihr Kind zu entscheiden. Die Republikaner hingegen brächten „mit ihrer grausamen Politik Frauen in verzweifelte Situationen“, sagte der Wissenschaftler in einem Interview. Sie erklärten Frauen, die abtreiben, zu schlechten Menschen. Diese „allzu simple Logik“ übernähmen auch viele Bischöfe.

Lebensschutz muss Thema sein, aber bitte nicht als Ideologie sondern in seiner gesamten Breite. Stattdessen inszenieren einige Kreise jetzt schon wieder den Kulturkampf, der in der Kirche so destruktiv wirkt. Und der weder den ungeborenen Kindern noch den betroffenen Frauen hilft.

Wenn wir als Glaubende wirklich beitragen wollen zu einer gerechteren Welt für alle, und auch für das ungeborene Leben, dann müssen wir aus den Schützengräben raus. Und die US-Bischöfe vorweg.

Kategorien Allgemein, Glaube und Gerechtigkeit, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Abtreibung, Biden, katholische Kirche, Lebensschutz, Trump, USA22 Kommentare zu US-Bischöfe: Back to normal?!

In den USA sind wir nicht nur Zuschauer

Veröffentlicht am 7. Januar 20217. Januar 2021
Destruktion Jasper Johns: American Flag, MOMA, New York. Bild aufgenommen während des Papstbesuches in den USA 2015.

Vier Tote und viel demokratischer Schaden: zum Schluss zeigt das System Trump noch einmal, worauf es aufgebaut ist. Auf Lüge. Auf Destruktion. Wobei das Schauspiel innerhalb des Kapitols in Washington noch schlimmer ist das das, was der Mob draußen angerichtet hat. Wir haben das Gesicht dieser Destruktion gesehen, „Es ist hässlich und ruft uns zum Handeln auf,“ wie ein US-Bischof sagt.

Mit der Bemerkung könnten wir Beobachter es bewenden lassen. Könnten. Aber auch hier,  in einem religiösen Blog, gilt es die Auswirkungen zu registrieren. Zum Beispiel, dass es in einem nie dagewesene Maß in den vergangenen Jahren darum gegangen ist, die Bedeutung von Wahrheit zu zerstören.

Destruktion

Wobei es dabei gar nicht um den philosophischen Sinn von Wahrheit geht, sondern schlicht um das Übereinstimmen von Fakten und Aussagen. Darum, dass Behauptungen belegt werden müssen.

Machen wir uns nichts vor, im Kleinen ist das auch in andere Zusammenhänge eingesickert. Verunglimpfung sind prägender Teil der Debatte geworden. Auch wenn es Minderheiten sind, unsere Mediengesellschaft kann von Kontrast gar nicht genug bekommen. Also geben wir den Schreihälsen Macht über uns.

Und Stichwort US-Kongress: es gibt auch bei uns, es gibt auch in der Kirche Menschen, die meinen, ihr Süppchen auf solchen Feuern kochen zu können. Die auf Verunglimpfung und Faktenfreiheit und nur auf Applaus setzen.

Versuchung Authentizität

Und hier wird es spannend, auch für Kirche. Die Versuchung in alldem lautet, es mit Authentizität zu probieren. Wo die Wahrheit unsicher wird, wo die Unsicherheit regiert, auf die überzeugende Persönlichkeit zu setzen. Das ist eine Versuchung, weil eben auch die Authentizität, das Charismatische, zunächst keinen Wahrheitsbezug hat, sondern einen Selbstbezug. Wir brauchen mehr als gewinnende Persönlichkeiten, um die Probleme zu lösen, die sich uns stellen.

Wir schauen mit entsetzen auf die USA, aber irgendwo im ganz kleinen gilt es die Lektion auch für uns zu ziehen.

Kategorien Allgemein, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und VernunftSchlagwörter Authentizität, Kongress, Politik, Trump, USA, Wahrheit12 Kommentare zu In den USA sind wir nicht nur Zuschauer

Lehren aus dem Fall McCarrick: Wer zieht die?

Veröffentlicht am 12. November 2020
eine Erfahrung der Scham Der Petersplatz: Ort der Inszenierung. Aber auch ein Ort der Einsicht?

Wir lernen ständig dazu. So die Theorie. Mit jeder Erfahrung – nicht mit jeder Neuen Information – ändert sich unsere Sicht auf die Welt. Wenn dem so ist, dann kann man nur hoffen, dass die Veröffentlichung des McCarrick-Berichts im Vatikan eine Erfahrung der Scham ist. Für den Vatikan und die Verantwortlichen. Damit wir alle dazu lernen.

Zu schnell wird in meinen Augen darauf hingewiesen, dass die Kirche daraus lernen werde. Ja, es ist einiges geschehen, darauf weist der offiziöse Kommentar zum Bericht aus dem Vatikan hin. Aber reicht das als Schritt aus?

Eine Erfahrung der Scham

Mein Mitbruder Hans Zollner erwartet, dass es Konsequenzen gibt, wo es um das Besetzen von Autoritäts-Posten geht. Also um Bischöfe. Im Domradio habe ich selber darauf hingewiesen, dass der Kern des Berichts darin liegt, wie wenig Verfahren und Prozess im Umgang mit Missbrauch und mit Macht in der Kirche existiert.

Beide Verweise beziehen sich auf dem Umgang mit Autorität und Macht. Beispiel: es hatte immer wieder Hinweise gegeben, dass mit dem damaligen Bischof McCarrick was nicht in Ordnung sei. Deswegen hatten die Zuständigen im Vatikan ihn nicht für die Bischofssitze in Chicago und New York in Betracht gezogen. Auf die Idee, dem mal nachzugehen und zu fragen, ob da nicht was dran sei und dass der Mann aus dem Verkehr gezogen werden muss, wenn da was dran ist, kam wohl keiner.

Transparente Verfahren

Das war jedenfalls einer meiner ersten Gedanken bei der Lektüre. Dem kann man nur entgegen treten, wenn man transparente Verfahren einrichtet, wenn es um die Besetzung von Autorität geht. Aber wird das gewollt? An der Ernennung von Bischöfen – so erzählt es der Bericht – sind eine ganze Reihe von Instanzen in Rom beteiligt, bis hin dazu, dass ein Papst (in diesem Fall Johannes Paul II.) an den Zuständigen vorbei eine Entscheidung treffen kann, weil er einem Brief glauben schenkt, in dem McCarrick dicke Lügen auftischte.

Werden Bischofskongregation, Evangelisierungs-Kongregation, Staatssekretariat, Sekretariat des Papstes und nicht zuletzt der Papst selbst sich in einen transparenten Prozess einbinden lassen? Da habe ich dann doch meine Fragezeichen. Dass es geht, das zeigen die Schritte zur Einrichtung einer Verwaltunggerichtsbarkeit in der Kirche in Deutschland. Davon braucht es mehr.

Das Ernten von Blindheit

Die Täter stützten die Autoritäten und bestärkten diese, dafür ernteten sie Blindheit für ihr eigenes Tun. Dieses System muss aufgebrochen werden. Auch im Vatikan. Dazu braucht es aber nicht nur Informationen. Der Bericht informiert ja, wer wann was gewusst hat. Das ist gut und wichtig. Ich glaube aber, dass es über diese Informationen die Erfahrung von Scham braucht, damit sich was ändern. Lassen die Verantwortlichen in der Kirche diese Scham an sich heran? Oder waren es wieder einmal nur die anderen, damals?

Der Bericht zeigt uns auch, dass die nach außen gezeigte Haltung des „vertraut uns, wir wissen was richtig ist“ ein fataler Grundpfeiler von Missbrauch war. Oder ist. Wer sich das nicht erschüttern lässt, der wird letztlich auch nicht lernen. Ganz gleich ob im Vatikan oder sonstwo in der Kirche.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Kirche und Medien, VatikanSchlagwörter Bericht, Kirche, McCarrick, Missbrauch, Rom, USA, Vatikan23 Kommentare zu Lehren aus dem Fall McCarrick: Wer zieht die?

Papst und Politik: „Their problems are our problems”

Veröffentlicht am 19. September 202019. September 2020
Politik des sich Einbringens für das Gemeinwohl Der Papst in den USA: Am Madison Square Gardens im September 2015

Der Papst und die Politik, ein weites Feld. Er wird wieder vor der Generalversammlung sprechen, wie bei seinem Besuch in New York 2015 auch schon, dieses mal sogar noch eine Nummer größer, es ist die Jubiläumswoche zu 75 Jahren UNO. Damit macht er sich nicht nur Freunde, auch in der Kirche nicht, auch hier im Blog nicht. Raushalten, ist ein immer wieder gehörter Ruf. Dagegen setzt der Papst seine Überzeugung: Politik des sich Einbringens für das Gemeinwohl.

„Die Zukunft der Welt liegt nicht nur in den Händen der Mächtigen, der großen Mächte und der Eliten. Sie liegt grundsätzlich in den Händen der Völker und in ihrer Fähigkeit, sich zu organisieren. Es liegt in ihrer Hand, die mit Demut und Überzeugung den Prozess des Wandels leiten kann.” Das ist sein Credo in Sachen Politik.

Politik des sich Einbringens für das Gemeinwohl

Nehmen wir uns noch mal zwei Ansprachen heraus, die in meinen Augen zusammen gehören, beide 2015 gehalten, beide „politische Reden“ im Sinne des oben gesagten. Und aus einer der beiden stammt auch das Zitat oben. Nämlich aus einer Ansprache vor den der Volksbewegungen der Welt in Santa Cruz in Bolivien. Dazu gehört die Ansprache vom September 2015 vor dem US-Kongress, so ziemlich das Gegenteil der Volksbewegungen. Aber die beiden dort gehaltenen Reden sollte man zusammen lesen.

Es ist spannend, die beiden Perspektiven des Papstes zusammen zu sehen, weil man dann nämlich feststellt, dass sie gar nicht so weit voneinander entfernt liegen. Weder sagt der Papst jedem Publikum, was es hören möchte, noch widersprechen sich dadurch seine Aussagen. Im Gegenteil, Papst Franziskus ist überzeugt, dass wir die Welt ändern können. Und das gilt für das Establishment, das wir Politiker nennen, genauso wie für alle, die sich engagieren. Und das – die Welt ändern, im Großen oder Kleinen – nennt man politisch Handeln.

Träume und Praxis

Was ein Politiker – eigentlich – ist, hat der Papst in seiner Ansprache vor dem US-Kongress deutlich gemacht. Es geht um Träume und das Gemeinwohl, und dann geht es um Praxis und konkrete Schritte. Von seinen vier Beispiel-Persönlichkeiten waren alle ganz unterschiedliche Typen dieses Typs Politiker.

Abraham Lincoln hat die Einheit der Union erhalten wollen und dafür einen Bürgerkrieg in Kauf genommen, der sich dann die Befreiung der Sklaven auf die Fahnen schreib. Martin Luther King wollte die Freiheit für alle US-Amerikaner, nicht nur die Weißen. Er nahm Gewalt und Ablehnung in Kauf, letztlich wurde er dafür getötet. Dorothy Day hat sich für katholische Arbeiter eingesetzt und Häuser für Frauen gegründet. Hinter ihr stand keine Mehrheit wie der Norden der Union oder die afro-amerikanische Bevölkerung. Und Thomas Merton war der untypischste im Quartett, ein kontemplativer Mönch, der sich aber durch das Schreiben Gehör verschaffte und die Sicherheiten seiner Zeit in Frage stellte, letztlich ein sehr politisches Tun.

Politisch im Sinne des Papstes

In diesem Sinne war der Papst auch politisch. Seine Träume wollen nicht nur Träume bleiben, er spricht auch nicht nur abstrakt über die Rolle von Religion in  Gesellschaft und Staat, sondern wird konkret: Abschaffung der Todesstrafe, Aufnahme von Immigranten (interessanterweise machte er keine Unterscheidung zwischen legal und illegal), Würde für die Ausgeschlossenen, Gefängnisse nicht nur zur Bestrafung sondern auch zur Resozialisation, dazu die Themen Umwelt, Frieden und der Dialog mit Kuba und dem Iran, die Liste der konkreten Dinge bei der Papstrede ist lang. Religionsfreiheit steht auch auf der Liste, zuletzt in Abu Dhabi bei der Unterzeichnung eines Abkommens.

Leider hat Politik einen schlechten Ruf, in den USA einen noch viel schlechteren als bei uns. Das politische Geschäft ist die reine Selbstblockade, und Präsident Trump unterbietet derzeit jeden Standard, den Politik hat.

Recht-haben-wollende Politikfeinde

Woanders sind es andere Phänomene, aber die Ablehnung von Politikern ist ziemlich weit verbreitet. Es ist aber die Art und Weise, die Welt zu verändern, wenn dir nicht auf Diktatoren oder Oligarchien setzen wollen. Das was die Anti-Demokraten veranstalten, in den USA vor allem Trump, ist im Letzten unpolitisch, weil man nichts ändern will. Änderung setzt nämlich Prozesse voraus, und die will man nicht. Man will Recht haben, in allem, Punkt. Das ist aber unpolitisch. Schauen Sie sich um!, auch hier gibt es reichlich unpolitischer weil Recht-haben-wollender Politikfeinde.

„Their problems are our problems”: dieser Satz aus der Rede in Washington ist letztlich der Kern des Politischen. Wer sich nicht mit den eigenen Problemen zufrieden gibt, sondern Verantwortung für andere übernimmt, macht sich ihre Probleme zu eigen. Und er bekommt auch Probleme, die er sich gar nicht ausgesucht hat. Klimafragen, Hunger, Zugang zu Wasser, „Dach, Erde, Arbeit”, wie das Schlagwort der wachsenden Bewegung lautet, die der Papst in Bolivien und auch in Rom getroffen hatte, das sind alles Probleme, die allen zuwachsen, die Verantwortung übernehmen.

„Yardstick”: Woran wir gemessen werden

Und dann ist es eigentlich auch egal, ob man das als Vertreter von Landlosen tut oder als US-Senator.

Fluchtpunkt des Politischen, wie es der Papst vielleicht nicht definiert aber doch beschrieben hat, ist das Gemeinwohl, der Aufbau einer Gesellschaft. Das Gegenteil dazu – und dazu schlage an die Rede an die Volksbewegungen nach – sind Partikularinteressen, die Interessen der Mächtigen, seien es Konzerne oder Parteistrategen und Wahlkämpfer.

Und wir werden gemessen werden, „yardstick” sagte der Papst, es gibt Fragen, an denen zukünftige Generationen ablesen, ob wir gescheitert sind, ob wir uns wirklich gemüht haben oder ob wir in Bequemlichkeit alles abgeschoben haben. Und diese Messlatten suchen wir uns nicht aus, nicht wir bestimmen, nach was wir einmal gemessen werden. An dieser Stelle habe ich es schon einmal geschrieben, ich bin fest davon überzeugt, dass der Umgang mit den Flüchtlingen weltweit eine solche Messlatte ist, die an uns angelegt wird.

„The enemy without feeds the enemy within”

Hier liegt unser Auftrag, für das Wohl aller und das Wohl aller gemeinsam, das Gemeinwohl, zu arbeiten.

Drücken gilt nicht. Ich möchte einen Satz abwandeln, den der Papst über den Umgang mit Hass und Terror gesagt hat: Wenn wir uns dem Gegner nur in Gegnerschaft stellen, dann werden wir so wie er. „The enemy without feeds the enemy within”, innerlich sind wir dann nicht besser. Abgewandelt lautet der Satz dann: wenn ich mich drücke, beschädige ich mich selber. Wenn wir uns diesen – letztlich politischen – Aufgaben nicht stellen, macht das was mit uns. Wir müssen nicht gleich in Parteien eintreten, politisches Handeln geht auch ganz anders. Aber mit dem Wegsehen füttern wir den Feind in uns, den “Feind der menschlichen Natur”, wie ihn der heilige Ignatius nennt, also den, der in uns steckt und uns von uns selber wegbringen will, von dem wozu wir eigentlich geschaffen und gewollt sind.

Also, überlassen wir die Politik nicht nur den Politikern. Dafür ist sie viel zu wichtig.

Transparency: Dieser Beitrag ist eine überarbeitete Version eines Artikels während der Papstreise zur UNO im September 2016

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Papstreise, VatikanSchlagwörter Dialog, Gemeinwohl, Papst Franiskus, Papstreise, Politik, Religionsfreiheit, USA21 Kommentare zu Papst und Politik: „Their problems are our problems”

Glaubwürdig angeklagt

Veröffentlicht am 2. Februar 20191. Februar 2019
Statistik von Tätern: Verwirrend wie ein Cy Twombly Bild Umgang mit Zahlen und Statistiken kann verwirrend sein, mich erinnert das irgendwie an ein Bild von Cy Twombly (München).

Nun also Texas. Die fünfzehn Bistümer des US-Staates haben fast 300 Namen veröffentlicht: von glaubwürdig angeklagten Missbrauchstätern. So berichtet die NYT an diesem Freitag. Vor Texas hat Illinois das schon getan, auch der Jesuitenorden als bistumsübergreifende Institution. Und andere auch. Zahlen und Statistik von Tätern, von „glaubwürdig angeklagten“, „credibly accused“.

Bei der Lektüre heute Morgen haben sich mir da mal wieder einige Fragen aufgetan. Zum einen kam mir reflexhaft sofort der Gedanke, dass jedes einzelne Schicksal wichtig ist und bleibt, gleich wie die Statistik aussieht. Und das halte ich auch für richtig. Nur ist eine Zahl auch ein Text, nie nur neutral. Nun stehen da also die Namen von Menschen nebeneinander, deren Geschichten ganz verschieden sind. Und alles ist durch die Statistik gleich gemacht.

Durch Statistik gleich gemacht?

Es mag ja sein, dass die Entscheidung, jetzt die Statistik von Tätern und deren Namen zu veröffentlichen, die richtige ist, das mag ich von hier aus über den US-amerikanischen Kontext nicht beurteilen. Nur kenne ich einige Fälle, sie in solchen Statistiken nebeneinander stehen, die also gleich gesetzt werden, die aber völlig verschieden sind. Ich möchte die Zahlen nicht runter reden, im Gegenteil, nur möchte ich für Sorgfalt werben und dafür, jeden Fall einzeln zu sehen. Auch wenn es schwer fällt.

Mit Hilfe von Statistiken zu urteilen kann dazu verführen, die Einzelfälle nicht mehr zu sehen. Das muss auf jeden Fall vermieden werden.

Mein zweiter Gedanke kreist um „credibly accused“. Das ist ja das Kriterium dafür, dass sich ein Name auf einer Liste findet. Mal ganz bösartig gefragt: löst Glaubwürdigkeit nun die Unschuldsvermutung ab? Ich nehme es den Verantwortlichen in den USA ab, nicht leichtfertig zu handeln, nur lesen sich die Listen halt wie Urteile. In vielen Fällen wird es keine Klarstellung mehr geben und geben können, weil die mutmaßlichen Täter verstorben sind, das Urteil bleibt also das per Namensliste veröffentlichte.

Statistik von Tätern

Während meines Studiums in Großbritannien habe ich aber erlebt, wie Zeitungen „naming and shaming“ betrieben haben, also mutmaßliche Täter mit Foto und Klarnamen veröffentlicht haben. Noch einmal: das zu wollen unterstelle ich hier niemandem, nur bleibt bei mir ein Beigeschmack.

Dritter Gedanke, gegen gegensätzlich: es ist schon schlimm, dass die Institution Kirche solche Schocks braucht, um in Bewegung zu kommen. Solche Veröffentlichungen oder auch Durchsuchungen. Auch jetzt hagelt es noch Kritik, dass die Kirche das in Eigenregie tue und keine externe Kontrolle stattfinde, aber auch das Nennen dieser Namen ist schon ein mächtiger Schritt (wenn auch nicht der letzte).

Diese Form nicht ganz freiwilliger Transparenz hilft eben den Opfern, weil sie die Dimension des Problems öffentlich macht. Danach kann keiner mehr sagen, dass seinen Einzelfälle (Sie sehen, meine Gedanken sind widersprüchlich, aber das bringt das Thema vielleicht mit sich).

Die Dimension des Problems

Diese Statistik von Tätern und deren Namensnennung hilft aber letztlich auch der Institution, wenn sie es denn ernst meint mit Aufklärung und Transparenz. Die Kirche muss sich ihren systemischen Problemen stellen, daran führt kein Weg vorbei.

Das alles sind die USA. Eine anders gelagerte aber nicht ganz unterschiedliche Situation haben wir hier. Da hat die Kirche eine Studie veröffentlicht, die erste überhaupt aber natürlich nur ein Anfang. Es gibt auch andere Statistiken, die wir nicht ignorieren dürfen, wenn wir das Problem Missbrauch angehen wollen. 250 Kinder pro Woche werden laut Deutscher Kinderhilfe pro Woche (!) Opfer von Gewalt. „Die Zahl der Misshandlungen stagniert seit Jahren auf hohem Niveau“.

Da wird keine Statistik von Tätern genannt, da kommen auch keine Namenslisten vor, das Ganze ist medial weniger aufregend, sollte uns aber mindestens so unruhig machen wie die großen Zahlen und die vielen Täternamen.

Gerechtigkeit?

Ein abschließender Gedanke: ohne selber Richter sein zu wollen finde ich es irgendwie auch richtig, dass Namen genannt werden. Es gibt eben nicht nur Opfer, sondern auch Täter. Und die kommen ans Licht und werden nicht geschützt. Ist das schon Gerechtigkeit? Nein, noch nicht. Aber es ist hoffentlich ein Schritt dorthin.

Ein abschließendes Wort zur Bildauswahl. Cy Twomblys Bilder sind gerne verwirrend, Statistiken können es auch sein, die Namensliste ist es bei mir sicherlich. Die Bilder werden Kunst dadurch, dass man den gemalten Linien folgt. Die leiten und begleiten und führen. Das wünsche ich mir von den Namen und den Zahlen auch: dabei nicht stehen lassen, die Verwirrung nicht als letztes Wort akzeptieren, weiter machen, aufklären, nachdenken.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, VatikanSchlagwörter Aufklärung, katholische Kirche, Kinderschutz, Missbrauch, Opfer, Statistik, Täterzahlen, Transparenz, USA52 Kommentare zu Glaubwürdig angeklagt

Das nennt man ein Foul

Veröffentlicht am 7. September 201811. November 2018
Päpstliches Zeichen: der weiße Pileolus Es geht um die Autorität dieses Papstes. Hier: ein Pileolus in der Auslage eines römischen Geschäfts

Ein Brief, der die Kirche bis in ihren Kern hinein erschüttert: so beschrieb die New York Times den langen Text, den ein ehemaliger Vatikanbotschafter zum Thema Papstwissen, Missbrauch und Transparenz geschrieben hatte. Gekrönt war er von der Aufforderung an den Papst, zurückzutreten. Das war genug Wirbel um selbst gewöhnlich gut informierte Menschen in Verwirrung zu bringen. Die NYT hat also Recht, da ist was im Kern erschüttert.

Päpstliches Zeichen: der weiße Pileolus
Es geht um die Autorität des Papstes

Die Antwort des Papstes darauf beim Rückflug aus Irland war klar: der Text spreche für sich selbst, man müsse ihn nur lesen, „Lesen Sie es selbst aufmerksam und bilden Sie sich ein eigenes Urteil.“

Was ich an dieser Stelle auch noch einmal tun mag, auch wenn der Vorgang schon ein wenig her ist. Aber die Wellen schlagen immer noch, es kommen immer wieder kleine Nachbeben und der angerichtete Schaden ist groß.

Wie es ein Kollege zu mir sagte: wenn sie keine theologischen Argumente mehr haben, dann gehen sie auf den Papst persönlich los. Das scheint mir und nach Lektüre vieler Stücke vielen informierten Kolleginnen und Kollegen des Pudels Kern zu sein.

 

Selber lesen

 

Ein erster Gedanke: Der Kern des Vorwurfs gegen den Papst, er habe gewusst und vertuscht, sind die Sanktionen gegen McCarrick, die Papst Benedikt XVI. seinerzeit ausgesprochen habe und die Franziskus zurück genommen habe. Dafür gibt es keinen Beweis. Weder für die Sanktionen, deswegen auch nicht für die Rücknahme. Darauf haben so ziemlich alle Vatikankenner hingewiesen, zumindest diejenigen, die berichten und nicht eine eigene Agenda damit verfolgen. Damit bin ich bei Punkt zwei.

 

Geht es wirklich um Missbrauch?

 

Bei der wiederholten Lektüre des Textes des ex-Nuntius beschleicht mich das Gefühl, hier geht es gar nicht um Missbrauch. Besonders im zweiten Teil, wo er Namen nach Namen nennt und teilweise ziemlich an den Haaren herbei gezogene Vorwürfe um sich schleudert, kommt ein Thema deutlich zum Vorschein: Homosexualität. Das ist der Kernvorwurf, den er all denen macht, die er nennt. Weiterlesen „Das nennt man ein Foul“

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, VatikanSchlagwörter Missbrauch, Nuntius, Papst Franziskus, Rücktritt, USA, Vigano22 Kommentare zu Das nennt man ein Foul

Option Benedikt?

Veröffentlicht am 4. Februar 20184. Februar 2018

„Das ist nicht das, wofür wir stehen“: Kardinal Blase Cupich, Erzbischof von Chicago, war sehr deutlich in einer Ansprache beim einer Demo für Lebensschutz. Er wendete sich ausdrücklich gegen die „Benedict Option“, einem Buch entnommen, das für eine katholische Gegenkultur spricht.

Moment einmal, Option Benedikt? Etwa: Entweltlichung? Nein, mitnichten. Benedikt ist in diesem Fall Benedikt von Nursia, der Klostergründer und Mönch. Das Buch hat die These, dass es ein Abwenden von der moralisch dekadenten Welt braucht, um noch christlich leben zu können.

 

Dekadenz-These

 

Kreuzgang in einem österreichischen Kloster
Klosterleben: Keine Gegenkultur

Und Kardinal Cupich ist dagegen. Danke Kardinal Cupich. Abgesehen von der sehr schlichten Einsicht, dass so eine Gegenkultur genau das Gegenteil von dem ist, was der Auftrag Jesu enthält, beruht die Annahme des Buches auf einem beliebten aber trotzdem falschen Mythos: nämlich dem, dass Benedikt sich von der moralischen Dekadenz der Römer abgewandt habe, die schlussendlich zum Untergang des römischen Reiches geführt habe.

Die These ist alt, aber falsch. Kulturkritiker können nicht von ihr lassen, sie ist einfach zu verführerisch. Witzigerweise gründet sie auf dem englischen Historiker Edward Gibbon, bei ihm ist es ausgerechnet das Christentum, welches das Imperium Romanum geschwächt habe. In Abwandlung ist das die Dekadenz-These, der wir gerne begegnen.

Der Untergang des römischen Reiches hatte viele Gründe und war Ergebnis einer Entwicklung, die nicht auf einen Grund zurück zu führen ist. Schon gar nicht auf die angebliche moralische Dekadenz.

 

Engagement

 

Und deswegen hatte auch der Rückzug Benedikts andere Gründe. Und deswegen taugt er nicht als Pate für eine Option, die für die Abwendung von der Welt wirbt. Fragen Sie einen x-beliebigen Benediktiner, oder besser noch einen Missionsbenediktiner, im Kloster leben heißt nicht sich von der Welt trennen.

Ich würde sogar behaupten, dass die beschworene Benedikt-Option letztlich nichts anderes ist als Resignation. Es ist keine positive, keine kreative Antwort auf den Ruf Christi in unserer Zeit, sondern der Versuch, zu retten was zu retten ist, weil man irgendwie mit den Herausforderungen von heute nicht klar kommt. Und Resignation scheint mir keine christliche Tugend zu sein.

Warum sage ich das hier? Spielt das hier überhaupt eine Rolle? Vielleicht nicht in der überzogenen Argumentationslogik des Autors des Buches über die angebliche „Option Benedikt“. Aber das herab schauen auf die Welt, das sich trennen wollen von angeblichen antichristlichen Strömungen, das eine innere Trennung voraussetzende Klagen über die Welt, das gibt es überall. Dagegen setzt Kardinal Cupich das Engagement. Und nicht nur er. Und das ist gut so.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Benedikt, Blase Cupich, Kardinal, Mönch, Rückzug, USA34 Kommentare zu Option Benedikt?

qui consequitur sequitur

Veröffentlicht am 8. Juni 2017

Mittwoch Abend, laue Sommernacht, ein Gartenlokal in der Villa Borghese, Roma. Zwei Jesuiten lassen den Tag ausklingen und unterhalten sich buchstäblich über Gott und Welt. Nur dass in diesen Tagen auch solche Gespräche unweigerlich bei einem einzigen Thema landen.

Ob das nun das Mittagessen nach einer Firmung am vergangenen Sonntag ist, ob ein Gespräch beim Ausflug in die Berge, ob die Redaktionskonferenz oder das gemeinsame Frühstück, seit Monaten ist es immer und immer wieder und immer nur Donald Trump.

An diesem Donnerstag blüht uns die Verschärfung dieser Debatte, wenn wir vor zwei Monaten auch nicht für möglich gehalten hätten, dass das überhaupt möglich wäre. Der ex-FBI Chef sagt aus und die Wahlen in Großbritannien und die in Frankreich am kommenden Sonntag verschwinden dahinter. Trump, Trump, immer wieder Trump.

Wir alle werden Trump. Wenn es stimmt, dass sich bei Donald Trump alles um Donald Trump dreht, dann werden wir, so auch wir uns um ihn drehen, selber auch ein wenig Trump. Im Ernst, diese Obsession ist vielleicht erklärbar, aber nicht unbedingt gesund.

Der andere Jesuit erwähnte die im Titel genannte lateinische Formulierung, die ich gar nicht kannte, wohl ein altes römisches Wort: Wer verfolgt, folgt. Soll heißen, dass jede obsessive Beschäftigung mit dem Phänomen uns zum Teil des Phänomens macht. Das sollte uns zu Denken geben.

 

Zaphod Trump

 

Die Versuche, das alles ja nicht normal werden zu lassen und die Unglaublichkeit immer wieder zu betonen, finde ich wichtig und richtig. Aber es gibt auch noch andere Themen, die im Augenblick so gar nicht vorkommen.

Kennen Sie Zaphod Beeblebrox? Das ist eine Figur aus der Romanserie Per Anhalter Durch Die Galaxis. ZB ist der Präsident der Galaxie und seine Aufgabe ist es, so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen, so dass niemand merkt, wer wirklich die Macht hat und ausübt. Klingelt da was?

Verschwörungstheorien einmal beiseite, eines hat Trump mit Beeblebrox gemeinsam: sie ziehen alles an Aufmerksamkeit auf sich, was in der Galaxie zu haben ist. Und das kann – bei all den anderen Problemen die wir haben – nicht gesund sein.

Also hoffen wir mal, dass die Wahlen in GB eine stabile Regierung hervor bringen, dasselbe für Frankreich am kommenden Sonntag. Hoffen wir auf eine Lösung der Konflikte in Quasar/Türkei/Saudi Arabien, schauen wir mal wieder nach Nordkorea und natürlich auf die ausbrechende und sich entwickelnde Hungerkatastrophe in Afrika (soll keiner sagen können, davon hätten wir nichts gewusst). Von all dem lenkt Zaphod Trump ab.

Für das nächste Gespräch im Gartenlokal gilt einfach mal ein Themen-Verbot: No Trump!

 

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Comey, Donald Trump, Politik, politische Debatte, USA, Zahpod Beeblebrox13 Kommentare zu qui consequitur sequitur

Lebensschutz

Veröffentlicht am 24. Mai 201619. Mai 2016

Was ist eigentlich mit dem Schutz des Lebens passiert? Irgendwie haben wir es zugelassen, dass die Bezeichnung „Lebensschützer“ einen negativen Beiklang bekommen hat. Das hat vor allem mit den USA zu tun, wo Teile der Kirche(n) sich vor allem auf einer Plattform artikulieren: gegen die Abtreibung.

Da gibt es eine ganze Reihe von Organisationen, die sich „for life“ oder „pro life“ nennen, aber das auf „gegen Abtreibung“ beschränken. Was im derzeitigen Wahlkampf ganz besonders zum Vorschein kommt. Da wird Donald Trump gelobt, dass er sich in den vergangenen Tagen öfters zum Thema geäußert hat und außerdem ankündigt hat, für den Obersten Gerichtshof nur Richter zu ernennen, die Rote vs. Wade revidieren wollen. Für alle, die damit nicht vertraut sind: Die gegenwärtige Rechtspraxis umkehren und Abtreibung ohne Ausnahme verbieten.

Dass Trump sich für Folter ausgesprochen hat, was man ja irgendwie auch ins Thema Schutz des Lebens einbeziehen kann, war egal. Selbst als konservativ bezeichnete Katholiken hatten hier einen deutlichen Strich gemacht, für Katholiken sei Trump deswegen nicht wählbar. Das sehen die Lobbyisten der „pro-life“ Plattformen anders.

Lebensschutz ist aber mehr. Um die Trias des Papstes zu zitieren: Schutz des ungeborenen Lebens, Schutz des jungen Lebens, Schutz des alten Lebens. Das bedeutet zum Beispiel auch Sorge für die Perspektiven der heranwachsenden Generation, damit sie nicht ausgeschlossen ist von Leben, Wirtschaft und Gesellschaft. Das bedeutet ein nicht ausschließen der „nutzlosen“ weil wirtschaftlich nur belasteten älteren Generation.

Und weil er diese Trias immer gemeinsam nennt, können die „ein-Thema-Plattform“ Lobbyisten damit nichts anfangen.

 

Reduktion auf nur ein Thema

 

Ein anderes Thema ist Krieg. Krieg anfangen zu wollen ist nicht wirklich im Sinne des Lebensschutzes. Trotzdem findet man auf den einschlägigen Plattformen – vor allem in den USA – dazu rein gar nichts. Wenn ein überzeugter Christ wie der ehemalige Präsidentschaftskandidat Ted Cruz sagt, er wolle „bombardieren bis der Sand glüht“, dann finde ich es schon sehr fragwürdig, dass das als christlich durchgehen kann.

Noch ein Thema ist die Manipulation, die wir zulassen. Immer mehr kleine erste Schritte werden getan, welche die Manipulation von Erbgut, das sich Aussuchen von Kindern etc. möglich machen können. Damit wird viel Geld verdient, aber auch hier höre ich wenig aus der Lobbyisten Ecke. Aber auch dieses Thema ist ein Lebensschutz-Thema, und genau so sollte es genannt werden.

Also, was ist eigentlich mit dem Schutz des Lebens passiert? Gefährdungen gibt es genug, in allen Lebenslagen. Aber wenn wir das Thema nur den Lobbyisten der einen Frage überlassen, verdrängen wir das in eine Ecke.

In diesen Tagen jährt sich die Veröffentlichung von Laudato Si’ zum ersten Mal. Beim Katholikentag in Leipzig darf ich dazu auf einem Podium sitzen. Dem Papst geht es um eine „ökoliogische Umkehr“, weil „alles mit allem zusammen hängt“ und wir zum „hüten“ berufen sind, nicht zum beherrschen. Das gilt für das menschliche Leben, das gilt für alles Leben.

Zeit, den Schutz des Lebens als umfassende Aufgabe wieder zu entdecken.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Franziskus, Laudato Si, Leben, Lebensschutz, USA, Wahlkampf4 Kommentare zu Lebensschutz

¡Hasta la familia siempre!

Veröffentlicht am 22. September 201521. September 2015

Die USA und Kuba, Kuba und die USA, bei der Papstreise scheint es kein anderes Thema gegeben zu haben als die gesellschaftlichen, politischen und nicht zuletzt wirtschaftlichen Veränderungen auf Kuba. Dahinter tritt die kirchliche Wirklichkeit und der Glaube der Menschen auf Kuba, die der Papst besucht hat, zurück. Noch weiter im Hintergrund ist noch ein Thema, und zwar das der Familie.

„Die Familie rettet uns vor den Phänomenen der Gegenwart: Der Trennung und Spaltung, der Vermassung. In beiden Fällen werden die Menschen zu vereinzelten Individuen, die einfach zu manipulieren und zu regieren sind.“ So Papst Franziskus beim Familientreffen in Santiago, das den Kuba-Teil der Reise abschloss. Und: „Die Familie ist die Schule der Menschlichkeit“, Familien „sind echte Räume der Freiheit“. Das sind Aussagen, wie sie vom Papst öfter fallen, was anzeigt, wie wichtig ihm das ist.

Das Original des Satzes findet sich unter dem Bild des Che
Das Original des Satzes findet sich unter dem Bild des Che

Das ist aber nicht alles: In seiner Meditation darüber, was Kirche ist, definiert er sie nicht vom Zentrum her. Es ist nicht das Amt, der Papst, die Bischöfe, die er zur Grundlage macht. Es sind – das sagt er auch in der letzten Ansprache bei der Reise – die Familien. Wenn er jetzt in die USA reist, wird sich wiederholen, was in Kuba schon passiert ist: Die Aufmerksamkeit wird auf dem Kongress und der UNO liegen, der eigentliche Grund – das Weltfamilientreffen in Philadelphia – wird dann weniger interessieren, auch wenn kurz darauf die Synode zum Thema stattfinden wird. Vielleicht Zeit, den vielleicht aufgebrauchten Satz von Che Guevara umzuformulieren und auf den Papst zu münzen: ¡Hasta la familia siempre!

 

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Wandel durch Annäherung

Veröffentlicht am 18. Dezember 20146. September 2016

Papst Franziskus hat keine Angst vor Konflikten. In Italien die Mafia, in Europa die Flüchtlingsfrage, dann die beiden Koreas, Israel und Palästina und nun das: Kuba. Überraschend für alle Beobachter gab der US Präsident die Mithilfe des Papstes beim Versuch bekannt, den politischen Knoten zu lösen.

In die andere Richtung: Die Revolutionäre Kubas in La Havanna, 2012
In die andere Richtung: Die Revolutionäre Kubas in La Habana, 2012

Die Bilder gleichen sich: In den beiden Koreas und auch im heiligen Land hat man sich an die Feinbilder gewöhnt, sie sind Teil der Wirklichkeit. Der eine kann nicht ohne den anderen, in Gegnerschaft ist man vereint. Dasselbe ist mir 2012 begegnet, als ich anlässlich des Besuches Papst Benedikt XVI. auf Kuba war: Kritik aus den USA von den Exilkubanern am Regime, und das Regime in La Havanna stellte sich gegen den Nachbarn im Norden. Man ist gegeneinander, auf keinen Fall dürfe man auf die anderen zugehen, das wäre Verrat. Die Sätze gleichen sich.

 

Sich einmischen

 

Papst Franziskus mischt sich in die Konflikte ein. Er ist kein Papst, der nur segnet. Er nutzt die Gunst der Stunde, die Konfliktparteien waren wohl des Streites müde oder haben mehr Angst vor dem Stillstand als vor Veränderung, wie dem auch sei, es war die Gelegenheit des Handelns. Viele werden das getan haben, aber eben auch der Papst, wie Präsident Obama ausdrücklich betonte. Da dürfen wir ein wenig stolz sein auf unseren Papst.

Nicht vergessen sollten wir aber auch die Vorarbeit, die Reise Benedikt XVI. nach Kuba habe ich schon erwähnt. Er war kritisiert worden, dass er Fidel traf und so gar keine Kritik äußerte, auch wenn die Kirche im Land sehr, sehr froh war, die Unterstützung des Papstes zu bekommen. Wie sich nun herausstellt, hat es sich gelohnt. Die katholische Kirche in Kuba wird als Verhandlungspartner geschätzt, die katholische Weltkirche und der Papst als Vermittler akzeptiert.

Das ist jetzt nur der erste Schritt. Obama wird Schwierigkeiten mit den Exilkubanern bekommen, die ihre Plantagen, Häuser, Rechte und all das wiederhaben wollen, was die Castros ihnen widerrechtlich genommen haben. Die Castros und die kubanische Elite werden ihren Status sichern wollen, angesichts furchtbarer wirtschaftlicher Zustände im Land brauchen sie Hilfe von außen. Und Verhandlungen mit den USA tragen ein Risiko mit sich: „Wandel durch Annäherung“ hat schon einmal das Ende von kommunistischen Staaten eingeleitet.

Eine Politik der kleinen Schritte hat der Papst das heute genannt. Unspektakulär und vielleicht auch nicht immer erfolgreich, siehe Palästina und Israel. Da hat Franziskus gezeigt, das Begegnung möglich ist, Wirkungen hat das noch keine. Noch. Aber Kuba zeigt uns allen, dass Wandel möglich ist. Man darf nur keine Angst vor Konflikten haben.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Papstreise, VatikanSchlagwörter Annäherung, Benedikt, Franziskus, Frieden, Kuba, Obama, Papst, Politik, USA5 Kommentare zu Wandel durch Annäherung

Figuren des Heils

Veröffentlicht am 5. November 2012

Mein zugegeben nicht sehr frommes Fürbittgebet in diesen Tagen lautet schlicht: Bitte lass diese Wahl schnell vorbei gehen! Die Dauerbeschallung zu den USA geht mir alle vier Jahre ziemlich auf die Nerven, und dann gibt es ja noch die ‚Midterms’ immer zwei Jahre danach.

Als ob das Heil der Welt von diesem Abend abhängt wird sich zu Tode analysiert, Journalisten machen Reise nach Reise durchs Land, um die Stimmung zu ermessen und ausführliche kulturhistorische Analysen geben uns den Anschein, dass es wirklich um was geht.

Wie gesagt: Also ob das Heil der Welt davon abhinge.

Als ob.

Als erstes kann man sich nun über diese Personalisierung beklagen, die diese „Heilsgestalten“ in den Medien erst schafft.

Dann kann man sich über die Entpolitisierungt beklagen, die der Showcharakter und die völlige Spaltung der Bevölkerung durch die Positionen im Wahlkampf mit sich bringen.

Und dann kann man sich noch darüber beklagen, das andere Themen, die nicht minder wichtig sind – wie etwa eine neue Staatsführung in dem für uns nicht minder wichtigen Land China – irgendwie gar nicht vorkommen.

Kategorien Allgemein, Kirche und MedienSchlagwörter Erlösung, Heil, Obama, Romney, USA, Wahl1 Kommentar zu Figuren des Heils

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