Verstehe einer Argentinien. Es ist ein Land, das eigentlich alles hat, um ein wohlhabendes, reiches Land zu sein. Bodenschätze, Land, Kultur, die Zutaten sind alle da. Und doch, irgendwie klappt es nicht. Irgendwie schrammt das Land immer wieder am Bankrott oder an Militärputschen vorbei, durch eine Geschichte von Caudillos und Militär, Gewalt und Ausbeutung.
Es hilft, etwas vom Land zu verstehen, will man den Hintergrund ertasten, aus dem unser Papst stammt. All das steckt ja in seinen Erinnerungen, seiner Familiengeschichte, seiner kulturellen Prägung, wie bei uns und unseren Kulturen das ja auch gilt.
Aber der Sommer ist zu warm für Geschichtsbücher und eine Reise kommt nicht in Frage. Also was tun? V.S. Naipaul lesen. In irgendeiner der Franziskus Biographien wird erwähnt, dass der Nobelpreisträger ein Buch über Amerika geschrieben hat, in dem Argentinien ausführlich erwähnt und bereist wird, aus der Perspektive eines Literaten und Reisejournalisten. Für den Sommer das Richtige, und die Qualität des Schriftstellers – und seiner Übersetzung – lässt etwas verstehen, was alles in diesem Land und seinen Menschen drin steckt.
Mit Beobachtung und Unverständnis
Naipaul, der selber nicht aus dem Land stammt, beschreibt den Reichtum aber gleichzeitig auch das Unverständnis, dass daraus nichts gewachsen ist. Mit klarem Blick und manchmal wunderbar beiläufigen, immer klug beobachteten und nie aufdringlichen Beschreibungen nähert er sich dem Land und seiner Regierung. Der Schatten von Eva Perón und damit die gesamte jüngere Geschichte des Landes durchzieht die Kapitel des Buches, die von Argentinien handeln. Wie könnte es auch anders sein. Weiterlesen „Naipauls Argentinien“