Die Frage muss am Ende des Heiligen Jahres zur Barmherzigkeit erlaubt sein: Sind wir jetzt alle barmherziger geworden? Ich persönlich, wir in der Gemeinde vor Ort oder in der Ordensgemeinschaft oder sonstwo in unserer Glaubensgemeinschaft? Wir als Bistum, als Kirche insgesamt? Ist da jetzt, nach dem Heiligen Jahr, mehr Barmherzigkeit?
Theoretisch auf jeden Fall ja. So viel ist geschrieben, gesagt, reflektiert worden, das Thema ist wirklich zurück im Bewusstsein der Glaubenden. Das ist auch deswegen bemerkenswert, weil schon Johannes Paul II. die Barmherzigkeit zurück ins Zentrum führen wollte, das Projekt hat aber irgendwie nicht abgehoben, jedenfalls nicht weltweit.
Das können wir also schon einmal als „Erfolg“ abbuchen. Aber die Eingangsfrage bleibt ja, sind wir jetzt alle barmherziger geworden? Drüber reden ist ja gut, aber hat es auch Wirkung gezeigt?
Das ist eine Frage, die wir uns alle selber stellen müssen. Und wie der Papst das Heilige Jahr dezentralisiert hat, in alle Bistümer mit eigenen Heiligen Pforten, so ist diese Frage letztlich auch nur dezentral zu beantworten, letztlich bei uns selber.
Barmherzigkeit lässt sich nicht statistisch erheben. Nicht messen. Nicht abrechnen. Sie ist auch kein Argument, wie viele meinen. Sie ist eine Haltung, die Christen qua Christsein ausmachen soll.
Aber das soll es an dieser Stelle auch sein mit dem Reden über Barmherzigkeit. Ob dieses Jahr ein „Erfolg“ war und ob „Erfolg“ überhaupt eine Kategorie ist, das müssen wir jetzt alle selber entscheiden.