Papst Franziskus hat keine Angst vor Konflikten. In Italien die Mafia, in Europa die Flüchtlingsfrage, dann die beiden Koreas, Israel und Palästina und nun das: Kuba. Überraschend für alle Beobachter gab der US Präsident die Mithilfe des Papstes beim Versuch bekannt, den politischen Knoten zu lösen.
Die Bilder gleichen sich: In den beiden Koreas und auch im heiligen Land hat man sich an die Feinbilder gewöhnt, sie sind Teil der Wirklichkeit. Der eine kann nicht ohne den anderen, in Gegnerschaft ist man vereint. Dasselbe ist mir 2012 begegnet, als ich anlässlich des Besuches Papst Benedikt XVI. auf Kuba war: Kritik aus den USA von den Exilkubanern am Regime, und das Regime in La Havanna stellte sich gegen den Nachbarn im Norden. Man ist gegeneinander, auf keinen Fall dürfe man auf die anderen zugehen, das wäre Verrat. Die Sätze gleichen sich.
Sich einmischen
Papst Franziskus mischt sich in die Konflikte ein. Er ist kein Papst, der nur segnet. Er nutzt die Gunst der Stunde, die Konfliktparteien waren wohl des Streites müde oder haben mehr Angst vor dem Stillstand als vor Veränderung, wie dem auch sei, es war die Gelegenheit des Handelns. Viele werden das getan haben, aber eben auch der Papst, wie Präsident Obama ausdrücklich betonte. Da dürfen wir ein wenig stolz sein auf unseren Papst.
Nicht vergessen sollten wir aber auch die Vorarbeit, die Reise Benedikt XVI. nach Kuba habe ich schon erwähnt. Er war kritisiert worden, dass er Fidel traf und so gar keine Kritik äußerte, auch wenn die Kirche im Land sehr, sehr froh war, die Unterstützung des Papstes zu bekommen. Wie sich nun herausstellt, hat es sich gelohnt. Die katholische Kirche in Kuba wird als Verhandlungspartner geschätzt, die katholische Weltkirche und der Papst als Vermittler akzeptiert.
Das ist jetzt nur der erste Schritt. Obama wird Schwierigkeiten mit den Exilkubanern bekommen, die ihre Plantagen, Häuser, Rechte und all das wiederhaben wollen, was die Castros ihnen widerrechtlich genommen haben. Die Castros und die kubanische Elite werden ihren Status sichern wollen, angesichts furchtbarer wirtschaftlicher Zustände im Land brauchen sie Hilfe von außen. Und Verhandlungen mit den USA tragen ein Risiko mit sich: „Wandel durch Annäherung“ hat schon einmal das Ende von kommunistischen Staaten eingeleitet.
Eine Politik der kleinen Schritte hat der Papst das heute genannt. Unspektakulär und vielleicht auch nicht immer erfolgreich, siehe Palästina und Israel. Da hat Franziskus gezeigt, das Begegnung möglich ist, Wirkungen hat das noch keine. Noch. Aber Kuba zeigt uns allen, dass Wandel möglich ist. Man darf nur keine Angst vor Konflikten haben.