„Danach aber wird Folgendes geschehen: Ich werde meinen Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, eure Alten werden Träume haben und eure jungen Männer haben Visionen.“ Ein Schnappschuss aus den Beratungen der Synode dieser Woche. Dieser Satz aus dem biblischen Buch Joel (3:1) fiel an einer Stelle, unter Applaus. Kurzfassung: Das Prophetische der jungen Menschen und die Träume der alten Menschen sind nur zusammen zu haben. Miteinander.
Geradezu zum Greifen war das bei der so genannten freien Aussprache, die jeweils den Abschluss des Tages mit Plenarsitzungen bildet. Die Teilnehmer können sich melden und zu dem sprechen, was sie möchten (zum Thema), ohne vorher ein Thema eingereicht zu haben. In dieser Woche war das geöffnet worden, und auch Nicht-Synoden-Väter – spricht die jungen Menschen im Saal – konnten sich melden. Mit dem Resultat, dass vor allem sie gesprochen haben. Eine nach dem anderen. Da war Leidenschaft drin, Engagement, da waren Ideen. Vor allem waren da aber auch Erfahrung drin, nicht nur Theorie, echtes Leben.
Viel von dem Applaus kam auch von den Bischöfen, selbst als sie einmal mit „liebe Alte“ angeredet wurden. Das hat der Versammlung sichtlich gut getan.
Ob das schon der „Tag des Herrn“ ist, von dem Joel verheißungsvoll spricht, lassen wir mal dahin gestellt, aber die Dinge gehören zusammen.
Da jetzt aber wieder die Kleingruppen tagen, schaue ich an dieser Stelle auf den zweiten Teil der Synode zurück. Zwei Eindrücke:
Begleitung
Zum einen ist da das alle Beiträge irgendwie durchziehende Thema der Begleitung.
Das Instrumentum Laboris sagt es so: „Die Jugendlichen werden von der sozialen Realität angesprochen, in der sie sich bewegen und die in ihnen oft starke Reaktionen auslöst, bei deren Interpretation sie Begleitung brauchen. Diese Begleitung kann zu einem Instrument werden, mit dessen Hilfe sich die Zeichen der Zeit identifizieren lassen, die der Heilige Geist den Jugendlichen und der Kirche zeigt“. Etwas steif ausgedrückt, aber hier wird der Übergang von der Wahrnehmung der Situation zum Urteil, zum Umgang, vollzogen.
Um den Begriff „Begleitung“ haben sich die allermeisten Beiträge gedreht. Wobei damit nicht nur Einzelgespräche gemeint sind, unter den Begriff fiel im Laufe der Beratungen alles, was man an Kontakt mit jungen Menschen beschreiben kann. Geistlich, individuell oder in Gruppen, beratend oder zuhörend, Freizeit oder Unterricht, alles wurde unter der Perspektive der Begleitung gesehen.
Mit zwei Spitzen: zum einen kann das nicht jeder, es braucht Ausbildung, Hinführung, für junge Menschen („Jugend leitet Jugend“) genauso wie für die Ehrenamtlichen, Priester, Ordensleute und so weiter. Hier gibt es weltweit ein Manko.
Manko Ausbildung
Die zweite Sinnspitze: Es geht nicht von oben herab. Natürlich gibt es auch jetzt noch Stimmen – auch in der Synode – die Begleitung als Bestehen auf den Regeln verstehen. Applaus bekommt das aber wenig. Begleiten bedeutet eben mehr als ein von-oben-nach-unten. In den Worten des Instrumentum Laboris: „Wer begleitet, ist aufgerufen, das Geheimnis zu respektieren, das jeder Mensch in sich trägt, und darauf zu vertrauen, dass der Herr bereits in dem Betreffenden wirkt.“ Weiterlesen “Zweite Synodenwoche: Nicht von oben herab”