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Schlagwort: Assisi

Dafür sein

Veröffentlicht am 19. September 201629. August 2016

„Mir gefällt es nicht, von islamischer Gewalt zu sprechen, denn ich sehe Gewalt jeden Morgen, wenn ich die Zeitung aufschlage, hier in Italien“: Es sind Sätze wie diese, welche die Emotionen ausschlagen lassen. Was sagt er da nur? Vergleicht er häusliche Gewalt oder Mafia-Gewalt mit den Gewaltorgien des sog. Islamischen Staates?

Mit Papst Franziskus fährt am Dienstag jemand zum Friedenstreffen nach Assisi, der immer und immer wieder sehr deutlich macht, dass Gewalt und Religion nichts miteinander zu tun haben und dass Versuche, Religion für Gewalt und deren Legitimation heran zu ziehen, Blasphemie sind. So weit, so gut.

Aber ist das mehr als nur ein hilfloses Zeichen, oder abgespulte Gedenk-Trefferei?

Symbolort Assisi
Symbolort Assisi

Auf jeden Fall. Der Papst – und all die anderen – können gar nicht genug nach Assisi fahren, um dem Dröhnen der Gewalt etwas entgegen zu setzen. Dort hat sich so etwas wie eine gemeinsame Basis herauskristallisiert, seit 1986, mehr noch in den Treffen danach.

Die Assisi Erklärung von 2002 – noch ganz unter dem Eindruck der Terroranschläge in New York von 2001 – wurde anlässlich es Papstbesuches beim Treffen von 2011 wieder aufgegriffen und nennt die Eckpunkte dieser Basis. Da ist erstens der Charakter der Verpflichtung. Das ist keine Übereinkunft, das ist mehr.

„Irrtümer und Vorurteile in Vergangenheit und Gegenwart“

 

Dann spricht man von „Kultur der Dialogs“, von „Recht auf ein würdiges Leben“, von „Verzeihung“ in Bezug auf „Irrtümer und Vorurteile in Vergangenheit und Gegenwart“. „Wir, Angehörige von unterschiedlichen religiösen Traditionen, werden nicht müde, zu verkünden, dass Frieden und Gerechtigkeit nicht voneinander zu trennen sind“, heißt es abschließend.

Der Verweis auf 2001 ist dabei nicht unwichtig: Damals schon standen die Zeichen auf Konfrontation, auf „Achse des Bösen“ und Einmarsch in Irak und so weiter. Auch heute passt das, der Terror ist kleiner geworden, aber dafür zielt er nicht auf große Gebäude, sondern auf den Alltag hier in Europa. Auch hier steht viel auf Mauer bauen, ausgrenzen, Sicherheit, bis hin zu Gewalt.

Dagegen richten sich die Treffen von Assisi seit nun 30 Jahren.

Die Polemiken dagegen haben seitdem nicht nachgelassen, die ignoriere ich hier einmal, vor einigen Tagen habe ich ja schon was dazu gepostet.

 

Keine Sofortresultate

 

Stattdessen will ich dafür sein. Was ja schwerer zu sein scheint als dagegen zu sein. Natürlich gibt es keine Sofortresultate, was man ja auch daran sieht, dass 30 Jahre nach dem ersten Treffen die Welt noch immer nicht gerettet ist. Trotzdem ist es wichtig, dass sich auch diejenigen zeigen und treffen, die für etwas sind, die keine politischen Pragmatiker sind. Und das an dem symbolischen Ort Assisi tun. Weiterlesen “Dafür sein”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Ökumene, Papstreise, Spiritualität / Geistliches Leben, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Assisi, Friedenstreffen, Gebetstreffen, Papst Franziskus, Respekt vor den Religionen29 Kommentare zu Dafür sein

Dem Unfrieden ein „Nein“!

Veröffentlicht am 16. September 201622. August 2016

Es war vorauszusehen. Als wir auf unserer Facebook-Seite das Gebetstreffen von Assisi in diesem Jahr (18.-20. Sept) ankündigten, kamen gleich die üblichen Kommentare, ob es denn helfe, wenn Götzen angebetet würden und so weiter. Es gibt immer irgendwelche Menschen, die von sich selber so sehr überzeugt sind, dass sie nur auf andere herab schauen können. Und das dann auch noch sagen müssen, Facebook ist voll davon.

Dabei verlangt die Kirche Respekt, auch und gerade vor anderen Religionen. Die Frage nach der Wahrheit unseres eigenen Glaubens bleibt davon unberührt. Natürlich gehen wir davon aus, dass Jesus Christus der Retter der Menschen – aller Menschen – ist, der einzige Retter. Aber genau so gehen Muslime von ihrer Wahrheit aus, Buddhisten, Hinduisten und andere Religionen von ihrer Religion und in ihrem Verständnis von Wahrheit.

Das erste Gebetstreffen in Assisi mit Papst Johannes Paul II.
Das erste Gebetstreffen in Assisi mit Papst Johannes Paul II.

Das als „Götzendienst“ abzutun hat nicht die Absicht, den eigenen Anspruch auf Wahrheit zu betonen. Das kann man auch anders tun, ohne respektlos zu sein. Diese Vokabel hat nur den Zweck, zu beleidigen.

Warum ich derlei hier aufgreife? Und damit noch mehr Aufmerksamkeit schenke, als so was verdient?

Ich greife das auf, weil ich glaube, dass wir derlei beleidigendes Reden nicht einfach durchwinken können mit der Begründung, dass sich ein Streit gar nicht lohnt. Das mag schon sein, dass der nicht lohnt, aber trotzdem muss hier und an anderer Stelle mal „Nein“ gesagt werden.

Wenn in Assisi Menschen beten, nach ihren Riten und Religionen, und es allen gemeinsam um Frieden geht, dann ist das etwas Gutes. Wer kleingeistig und letztlich menschenverachtend gleich „Götzendienst“ ruft oder „Sorgen“ um die Integrität christlicher Altäre äußert, dem ist offenbar der Frieden nicht wichtig. Das muss man mal so sagen.

Frieden ist nicht nur nachgeben. Frieden heißt auch, nicht allen alles durchgehen zu lassen. Dem Unfrieden ein „Nein“! Und genau deswegen fährt auch Papst Franziskus in vier Tagen dorthin.

 

 

PS: Da ich in diesen Tagen unterwegs bin und nicht ständig Zugang zum Netz habe, kann es mit dem Freischalten von Kommentaren etwas länger dauern. Ich bitte um Nachsicht.

Kategorien Allgemein, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, Ökumene, Sprechen von GottSchlagwörter Assisi, Friedenstreffen, Gebetstreffen, Papst Franziskus, Respekt vor den Religionen20 Kommentare zu Dem Unfrieden ein „Nein“!

Was für eine Woche!

Veröffentlicht am 6. Oktober 20135. Oktober 2013
Papstmesse in Assisi, um den Papst Kardinäle der C8, von links Pell, Monsengwo Pasinya, Gracias und Maradiaga
Papstmesse in Assisi, um den Papst Kardinäle der C8, von links Pell, Monsengwo Pasinya, Gracias und Maradiaga

Ein wenig zu viel war das schon. Während heute eine neue Woche beginnt, bin ich immer noch dabei, die vergangene Woche zu verarbeiten. Ein an Ereignissen nicht gerade armes Pontifikat hat vollgestopfte Tage hinter sich.

– Da war zuerst einmal die C8, die acht Kardinäle, auf die wir gewartet hatten. Am Montag wurde dieser Rat formell insitutionalisiert, es wird ihn also auch in Zukunft geben. Am Dienstag trafen sie sich dann, drei Tage lang. Da die Aufmerksamkeit bei Papst Franziskus sehr auf der Frage liegt, was er macht und verändert, ist diese Gruppe sicherlich ein wichtiges Scharnier zwischen dem, was Franziskus will und einer Umsetzung in den Vatikan hinein.

– Dazu gehören auch die Pressekonferenzen an diesen Tagen, in denen Vatikansprecher Lombardi ankündigte, was die Kardinäle so alles besprechen werden. Und das ist so ziemlich alles: Die Zusammensetzung der Institution Heiliger Stuhl und die Aufteilung der Arbeit dort, die Struktur der Zentralbehörde (des Staatssekretariates) und so weiter. Allein das hätte uns medial einige Wochen über Wasser gehalten.

– Am Montag trat aber auch ein Konsistorium zusammen, eine Versammlung der Kardinäle, um den Weg frei zu machen für die Heiligsprechung zweier Päpste, Johannes XXIII. und Johannes Paul II..

– Am Dienstag veröffentlichte dann das IOR – vulgo Vatikanbank – das erste mal seinen Jahresbericht. Nach all den Geschichten der vergangenen Monate und Jahre dachten wir, dass das ein wichtiges Element der Woche werden würde, ist hier doch Reform mit Händen zu greifen. Denkste.

– Denn Dienstag erschien auch ein Interview mit dem Papst in der Zeitung La Repubblica. Am Vorabend einer Regierungskrise gibt die wichtigste linksliberale Zeitung die ersten vier Seiten dem Papst.

– Am Freitag dann kam die erste Geschichte über dieses Interview und die Art uns Weise des zu Stande kommens. Offensichtlich hat Herr Scalfari, der Journalist der das Interview mit Franziskus führte, trotz seiner 89 Lebensjahre keine Notizen gemacht und kein Band laufen lassen. Das Interview ist also aus dem Gedächtnis entstanden. Wenn man bedenkt, dass der Text vier Zeitungsseiten füllt, dann kommen einem schon einige Fragen. Die Debatte geht also auch weiter.

– Und dann war da noch Assisi und die Warnung vor der Weltlichkeit des Denkens. Der Papst hatte einen übervollen Besuchstag in Umbrien mit vielen Begegnungen und sechs Ansprachen.

 

Medienprofis, mit denen ich in den vergangenen Tagen gesprochen habe, nennen das alles unkoordiniert. Das hätte man besser organisieren können und die einzelnen Botschaften so besser darstellen können. Hätte man, das stimmt schon. Aber das ist nicht dieses Pontifikat. Franziskus nimmt keine Rücksicht, nicht auf sich, nicht auf den Zeitplan der Medien, nicht auf Gesetzlichkeiten der Medien. Franziskus tut das, was er für richtig hält und er tut es, wann er es für richtig hält. Uns lässt das alle etwas atemlos zurück. Aber freuen tut es uns auch.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Papstreise, Rom, VatikanSchlagwörter Assisi, Franziskus, IOR, Kardinäle, Medien, Öffentlichkeit, Papst, Papstreise, Pontifikat, Reform, Vatikan, Vatikanbank26 Kommentare zu Was für eine Woche!

Hans Küng über Hans Küng. Ach ja, der Papst kommt auch vor.

Veröffentlicht am 22. Mai 201322. Mai 2013
Der Traum Innozenz III.: Franziskus stützt die Kirche. Giotto, Basilika von Assisi
Der Traum Innozenz III.: Franziskus stützt die Kirche. Giotto, Basilika von Assisi

Wir alle versuchen, uns einen Reim auf den neuen Papst zu machen. Da darf natürlich einer nicht fehlen: Hans Küng. Für lange Jahre war er der residierende Gegenpapst. Er hat nun in einem Artikel über das „Paradox Papst Franziskus“ seine Gedanken zur Lage des Glaubens vorgelegt (der Text ist eine Erweiterung eines Vortrages).

 

Was fällt als erstes auf? Dass Hans Küng einen Artikel über Papst Franziskus mit sich selbst beginnt. Bezeichnend, aber nicht überraschend.

Zweitens: Er sieht das Pontifikat Franziskus als Erfüllung „seines“ Traumes. Schon wieder das „ich“, er selber ist offenbar der Maßstab der Dinge.

Dann wird Benedikt XVI. in den Text eingeführt, aber natürlich nicht vorne im Satz, sondern nach einem weiteren „ich“: „mein theologischer Gefährte“ heißt das bei ihm. Und überhaupt: Der Rücktritt wird erst erwähnt, nachdem Küng seinen eigenen Rückzug aus der Öffentlichkeit (das Schreiben von Artikeln offenbar ausgeschlossen) genannt hat. Die Reihenfolge der Wichtigkeiten muss ja stimmen.

Dass Franziskus dann am Geburtstag von Hans Küng sein Amt übernahm – dem 19. März – muss selbstverständlich auch erwähnt werden, ist da aber nur noch Beiwerk.

 

Me, Myself and I

 

Me, Myself and I: Lieber Hans Küng, auch wenn es Sie überraschen wird, Sie sind nicht das Maß der Dinge. Eine Geschichte aus der Ich-Perspektive zu erzählen kann ein literarisches Mittel sein, auch dieser Blog in ich-Form geschrieben. Aber das Papstamt seiner eigenen Biographie zu unterwerfen ist doch ein starkes Stück. Weiterlesen “Hans Küng über Hans Küng. Ach ja, der Papst kommt auch vor.”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Rom, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Assisi, Benedikt XVI., Franziskus, Geschichte, Hans Küng, Innozenz III., Kirchengeschichte, Kurie, Papst Franziskus, Reform112 Kommentare zu Hans Küng über Hans Küng. Ach ja, der Papst kommt auch vor.

Einschub: Der Papst unterwegs

Veröffentlicht am 2. Mai 2013

Der Papst hat sich heute Mittag via Webcam mit dem Kloster in Assisi verbinden lassen und gemeinsam mit den Franziskanern am Grab des heiligen Franziskus gebetet, virtuell und gleichzeitig real.

Franziskus ist wirklich überall.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Neulich im Internet, VatikanSchlagwörter Assisi, Franziskus, Gebet, Internet, Webcam7 Kommentare zu Einschub: Der Papst unterwegs

Der Friede mit uns

Veröffentlicht am 27. Oktober 201127. Oktober 2011
Aus der Abschlusszeremonie von Assisi: Eine Sängerin trägt vor dem Papst vor
Abschlusszeremonie

Ein Abschlusskommentar zum Assisi-Friedenstreffen

„Der Friede sei mit euch“ ist der Gruß, den der Auferstandene an seine Jünger, und damit an seine Gemeinschaft, seine Kirche richtet. Der Friede liegt damit fest im Kern des Christentums. Und nicht nur des Christentums, das wurde beim Friedenstreffen in Assisi wieder einmal deutlich.

Das erste Treffen stand im Schatten des Kalten Krieges und der Hochrüstung, das zweite, lokale 1993 im Zeichen der Balkankriege, das dritte 2002 fand einige Monate nach dem 11. September statt. Und dieses Jahr? Es gibt sie immer noch, den Krieg und den Terror. Aber es waren weniger konkrete Anlässe als vielmehr eine grundsätzliche Frage, die von verschiedenen Seiten angeleuchtet wurde: Was ist eigentlich der Beitrag, den Religionen leisten können, einzeln und vor allem auch gemeinsam? Was für eine Rolle spielt Gott für uns, wenn es um die Gestaltung der Welt geht? Weiterlesen “Der Friede mit uns”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Assisi, Frieden, Gottsuche, Kommentar, Macht, Papstreise, Pilger, Wahrheit5 Kommentare zu Der Friede mit uns

Assisi: Wir verpflichten uns …

Veröffentlicht am 27. Oktober 201127. Oktober 2011
Abschlusszeremonie, der Papst spricht die Schlussworte
Der Papsts spricht den letzten Teil des Textes

Das letzte Friedenstreffen von Assisi 2002 wurde mit einer gemeinsamen Erklärung beendet, deren Wortlaut auf beim diesjährigen Treffen wieder verwendet werden wird, ergänzt um zwei Absätze:

Versammelt hier in Assisi, haben wir gemeinsam über den Frieden nachgedacht, der Geschenk Gottes und Gut der gesamten Menschheit ist. Auch wenn wir unterschiedlichen religiösen Traditionen angehören, bekräftigen wir, dass es zum Aufbau des Friedens nötig ist, den Nächsten zu lieben und die Goldene Regel zu beachten: „Tu dem anderen das, was Du willst, das dir getan wird.”

In dieser Überzeugung werden wir nicht müde, an der großen Baustelle des Friedens zu arbeiten und dazu halten wir fest:

1. Wir verpflichten uns, unsere feste Überzeugung zu proklamieren, dass Gewalt und Terrorismus im Kontrast zu einem echten religiösen Geist stehen. Wir verurteilen jeden Rückgriff auf Gewalt und Krieg im Namen Gottes oder der Religion und verpflichten uns, alles Mögliche zu tun, um die Ursachen des Terrorismus auszumerzen.

2. Wir verpflichten uns, die Menschen zu gegenseitigem Respekt und gegenseitiger Hochachtung zu erziehen, damit sich ein friedliches und solidarisches Zusammenleben zwischen den Angehörigen unterschiedlicher Ethnien, Kulturen und Religionen realisieren lässt.

3. Wir verpflichten uns, die Kultur des Dialogs zu fördern, damit gegenseitiges Verständnis und Vertrauen zwischen den Einzelnen und Völkern wachsen, die Voraussetzung für einen echten Frieden sind. Weiterlesen “Assisi: Wir verpflichten uns …”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI.Schlagwörter Assisi, Benedikt XVI., Erklärung, Frieden, Gebet, interreligiöser Dialog, Papstreise, Pilger13 Kommentare zu Assisi: Wir verpflichten uns …

Suchen, nicht kämpfen

Veröffentlicht am 27. Oktober 201127. Oktober 2011

Aus Assisi. Die Ansprache des Papstes beim Friedenstreffen in Assisi, gehalten in Santa Maria degli Angeli.

Liebe Brüder und Schwestern!
Sehr geehrte Oberhäupter und Vertreter der Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften sowie der Weltreligionen!
Liebe Freunde!

25 Jahre sind vergangen, seitdem der selige Papst Johannes Paul II. erstmals Vertreter der Religionen der Welt nach Assisi zu einem Gebet für den Frieden geladen hat. Was ist seitdem geschehen? Wie steht es um die Sache des Friedens heute?

Wille der Völker zur Freiheit war stärker als die Arsenale der Gewalt
Damals kam die große Bedrohung des Friedens in der Welt von der Teilung der Erde in zwei einander entgegengesetzte Blöcke. Augenfälliges Sinnbild dieser Teilung war die Mauer in Berlin, die mitten durch die Stadt die Grenze zweier Welten zog. 1989 – drei Jahre nach Assisi – ist die Mauer gefallen – ohne Blutvergießen. Die gewaltigen Waffenarsenale, die hinter der Mauer standen, bedeuteten plötzlich nichts mehr. Sie hatten ihren Schrecken verloren. Der Wille der Völker zur Freiheit war stärker als die Arsenale der Gewalt. Die Frage nach den Ursachen dieses Umbruchs ist sehr vielschichtig und nicht mit einfachen Formeln zu beantworten. Aber neben den wirtschaftlichen und politischen Faktoren ist der tiefste Grund für das Ereignis ein geistiger: Hinter der materiellen Macht standen keine geistigen Überzeugungen mehr. Der Wille zur Freiheit war schließlich stärker als die Furcht vor der Gewalt, die keine geistige Deckung mehr hatte. Für diesen Sieg der Freiheit, der vor allem auch ein Sieg des Friedens war, sind wir dankbar. Und es ist hinzuzufügen, dass es dabei nicht nur, wohl nicht einmal primär, aber doch auch um die Freiheit zu glauben ging. Insofern dürfen wir dies alles auch irgendwie mit dem Gebet um den Frieden in Zusammenhang bringen.

Welt der Freiheit – Orientierungslos
Aber was ist dann geschehen? Wir können leider nicht sagen, dass seither Freiheit und Friede die Situation prägen. Auch wenn es die Drohung des großen Krieges im Augenblick nicht gibt, so ist die Welt doch leider voller Unfriede. Nicht nur, dass da und dort immer wieder Kriege geführt werden – die Gewalt als solche ist potentiell immer gegenwärtig und prägt den Zustand unserer Welt. Freiheit ist ein großes Gut. Aber die Welt der Freiheit hat sich weithin als orientierungslos erwiesen, und sie wird von nicht wenigen auch als Freiheit zur Gewalt missverstanden. Der Unfriede hat neue und erschreckende Gesichter, und das Ringen um den Frieden muss uns alle auf neue Weise bedrängen.

Gesichter der Gewalt
Versuchen wir, die neuen Gesichter der Gewalt und des Unfriedens etwas aus der Nähe zu identifizieren. Man kann, wie mir scheint, in großen Zügen zwei unterschiedliche Typen der neuen Form von Gewalt feststellen, die in ihrer Motivation konträr gegeneinander stehen und im einzelnen wieder viele Varianten aufweisen. Weiterlesen “Suchen, nicht kämpfen”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Abwesenheit Gottes, Assisi, Frieden, Gewalt, Gottsuche, Macht, Nichtglaubende, Papstreise, Pilger, Santa Maria degli Angeli, Wahrheit1 Kommentar zu Suchen, nicht kämpfen

Gemeinsam auf etwas setzen: Die Beteiligung der Nicht-Glaubenden

Veröffentlicht am 27. Oktober 201127. Oktober 2011

Aus Assisi.

Das Friedenstreffen von Assisi ist nicht einfach nur eine Weiterführung einer Idee, es ist eine Weiterentwicklung. Durch die Einladung an Nichtglaubende hat Benedikt XVI. dem Treffen eine eigene Prägung hinzugefügt.

Guillermo Hurtado aus Mexiko spricht bei der Abschlusserklärung einen Absatz, der die Absicht ausdrückt, sich an der Suche der Glaubenden im Dialog zu beteiligen. Mehr Aufsehen aber erregte die Ansprache von Julia Kristeva, Philosophin und Literaturwissenschaftlerin aus Paris.

Die Worte Johannes Pauls II. „Habt keine Angst“ seien nicht nur an Gläubige gerichtet, weil sie dazu aufforderten, dem Totalitarismus zu widerstehen, so Kristeva in Santa Maria degli Angeli. Weiterlesen “Gemeinsam auf etwas setzen: Die Beteiligung der Nicht-Glaubenden”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Assisi, Feminismus, Frieden, Gottsuche, Humanismus, Julia Kristeva, Macht, Papstreise, Pilger, Wahrheit2 Kommentare zu Gemeinsam auf etwas setzen: Die Beteiligung der Nicht-Glaubenden

Warum ausgerechnet Assisi?

Veröffentlicht am 26. Oktober 20117. Januar 2013

Assisi – Der Ideale Ort für ein Treffen, bei dem der Frieden im Zentrum steht. Der heilige Franziskus wird automatisch mit Gewaltlosigkeit in Verbindung gebracht. Aber unter den christlichen Heiligen ist er da nicht der einzige. Warum ist es gerade Assisi? Bruder Thomas Freidel lebt seit vier Jahren im großen Franziskanerkloster von Assisi. Er ist der Seelsorger, Fremdenführer, Übersetzer, Organisator und vieles mehr für die vielen Deutschsprachigen in Assisi.

http://212.77.9.15/audiomp3/00286186.MP3
Bruder Thomas Freidel OFM Conv
Bruder Thomas Freidel OFM Conv, Assisi

„Die Entscheidung damals von Papst Johannes Paul II. die traf eigentliche unsere Mitbrüder hier nicht ganz überraschend. Assisi war schon immer ein Anlaufpunkt für ökumenische Begegnungen und für interreligiösen Dialog. Dialog hat schon immer die Menschen hier zusammen geführt und vor allem seit den Errungenschaften des Zweiten Vatikanischen Konzils hatten wir hier schon immer einen Mitbruder, der als Delegierter für diese Arbeit Ökumene / interreligiösen Dialog tätig war. Der Papst hat das dann aufgegriffen und dadurch natürlich gewaltig in Bewegung gebracht. Seit 1986 ist dieses Thema noch viel mehr präsent. Es kommen auch sonnst immer mal Besucher auch aus anderen Religionen hierher. Die christliche Ökumene spielt hier natürlich immer eine Rolle, gerade auch für den Deutschen, der hier tätig ist. Franziskus ist schon immer eine verbindende Figur. Deswegen sind wir natürlich sehr froh, dass dieses Anliegen weiter geführt wird, dass Assisi als Stadt des Friedens und als Ort des Dialoges der Religionen in der Welt präsent bleibt.“

Und wie die Päpste Johannes Paul II. und jetzt Benedikt XVI. den Genius des Ortes aufgegriffen haben, so nutzen sie auch die kleinen Rituale der Franziskaner. So werden den Teilnehmern zum Ende des Treffens Öllampen überreicht.

„Diese Lampen spielen auch sonst bei uns immer eine wichtige Rolle. Jedes Mal, wenn ein Politiker zu Besuch kommt oder ein Ehrengast oder Staatsgast, dann bekommt er immer vor dem Grab des Franziskus diese Lampe überreicht, um zu zeigen, dass es uns ein Anliegen ist, dieses Anliegen des Friedensgebetes weiter zu tragen.“ Weiterlesen “Warum ausgerechnet Assisi?”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Interview, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Assisi, Bruder Thomas Freidel, Franziskus, Frieden, Gottsuche, Macht, Papstreise, Pilger, Wahrheit1 Kommentar zu Warum ausgerechnet Assisi?

Aus Assisi

Veröffentlicht am 26. Oktober 2011
Assisi, der Platz vor San Francesco, die letzten Vorbereitungen für das Friedenstreffen
Vorbereitungen in Assisi für das Treffen morgen

Seit heute Mittag bin ich in Assisi, während in Rom die letzten Vorbereitungen für das Ereignis „Pilger des Friedens, Pilger der Wahrheit“ laufen. So hat der Papst statt einer Generalaudienz heute einen Wortgottesdienst zur Vorbereitung gehalten.

Als Christen müssen wir unterwegs sein, Jesu Versprechen, immer bei uns zu sein, gilt, weil wir Pilger sind. Wir sind unterwegs, aber sind das nicht mit Macht. Das sagte Papst Benedikt beim Vorbereitungsgebet für Assisi III. Wörtlich:

„Wer auf der Suche nach Gott ist, der verbreitet den Frieden, und wer Frieden schafft, der nähert sich Gott.“

 

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Assisi, Frieden, Gottsuche, Macht, Papstreise, Pilger, Wahrheit1 Kommentar zu Aus Assisi

Bahnfahrt nach Assisi, dritte Haltestelle: 1986

Veröffentlicht am 25. Oktober 201125. Oktober 2011

Beim Friedenstreffen von Assisi 1986 stand das Gebet ganz im Mittelpunkt, und das nicht ohne Kontroverse.

Es war ein Welttag des Gebetes, das hat damals auch der Papst betont. Nur durch Gebet würde eine Dimension des Friedens erreicht, die durch Verhandlungen niemals erreicht werden könne. Politische Kompromisse oder ökonomisches Handeln schaffen nicht, was Gebet schafft: Das Nutzen der tiefsten Quellen des Menschseins, die Suche nach dem Absoluten, wie auch immer dieses genannt und angebetet wird.

Was meinte der Papst damit? Gebet schließt die Bekehrung ein und vertieft unser Verständnis der letzten Wirklichkeit. Es schließt für die Christen auch ausdrücklich das Bekenntnis der eigenen Reue ein. Das bedeutet vor allem die Betrachtung des Kreuzes, das Gewahrwerden der Konsequenzen von Sünde und Unfrieden unter den Menschen. Es bedeutet aber auch im Geist der Wahrheit Wege des gegenseitigen Verstehens zu finden. Johannes Paul II.: „Ich wiederhole demütig hier meine eigene Überzeugung: Friede trägt den Namen Jesu Christi. Aber zur selben Zeit und im selben Atemzug bin ich bereit anzuerkennen, dass Katholiken nicht immer treu zu dieser Glaubensaussage gestanden haben. Wir sind nicht immer ‚Friedensstifter’ gewesen. Deshalb ist für uns selbst, aber vielleicht auch in einem gewissen Sinn für alle diese Begegnung in Assisi ein Akt der Buße. Wir haben gebetet, jeder auf seine Weise, wir haben gefastet, wir sind zusammen gepilgert. Auf diese Weise haben wir versucht, unsere Herzen der göttlichen Wirklichkeit über uns und auf unsere Mitmenschen hin zu öffnen.“ Weiterlesen “Bahnfahrt nach Assisi, dritte Haltestelle: 1986”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Assisi, Benedikt XVI., Erklärung, Franziskus, Frieden, Gebet, interreligiöser Dialog, Papstreise, Pilger, Weltgebetstreffen 1986Schreiben Sie einen Kommentar zu Bahnfahrt nach Assisi, dritte Haltestelle: 1986

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