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Schlagwort: Gehorsam

Autorität in der Kirche, Folge 2: Gehorsam

Veröffentlicht am 21. Dezember 201821. Dezember 2018
Autorität Kirche und Gehorsam: Papst Franziskus im Gespräch auf dem Petersplatz Papst Franziskus spaziert über den Petersplatz, 16. November 2018

Katholiken wissen, wie man Autorität inszeniert, im guten Sinn des Wortes. Wie man sie sichtbar macht. Der Petersplatz ist der perfekte Ort dafür, aber auch jede Liturgie zeigt das. Kleidung, Zeichen, all das zeugen von sichbarer Autorität in der Kirche. Diese Autorität ist aber nicht alles, denn dazu gehört das Gegenstück. In meiner ersten Folge zum Thema habe ich über Autorität geschrieben, mit diesem Stück möchte ich das aufrunden auf Autorität, Kirche und Gehorsam.

Am 24. November traf Papst Franziskus die Seminaristen des Bistums Agrigent in Italien, wie er das gerne tut legte er den Redetext beiseite und sprach frei, sein Thema war die Spiritualität des Priesters. Aber das Thema dahinter war das des Gehorsams, der mehr ist als nur das Ausführen von Befehlen. Da hört man wieder den Jesuiten heraus, aber was er sagt ist weiter als nur für Ordensleute gültig. Und darauf mag ich mich hier stützen.

Autorität, Kirche und Gehorsam

Holen wir etwas weiter aus: Papst Franziskus begann – und das ist ganz jesuitisch – mit dem Gedanken, dass man das Priestertum nicht ohne eine „Mission“ leben kann. Und das Wort müssen wir hier geistlich verstehen, es ist durch die Geschichte des „Missionars“ etwas verdorben, aber es bedeutet halt mehr als nur „Auftrag“. Es geht nicht ohne eine Mission. Oder eine Sendung, eine Aus-Sendung.

Ohne eine solche „Sendung” spaziert man nur herum, so Papst Franziskus, ohne den Horizont der Mission bricht man nicht auf sondern verirrt sich in einem Labyrinth.

Und wie stellt der Priester fest, ob das was er tut wirklich Wille Gottes und damit Sendung ist? Dafür gibt es den Bischof. Oder im Fall von Orden füge ich an: den Oberen und die Obere.

Im Layrinth verirrt

„Der Bischof ist derjenige, der im Namen Gottes sagt: ‚Das ist der Weg‘.“ Eine steile Ansage: Der Bischof – oder Obere oder Oberin – spricht „im Namen Gottes“. Hier sind wir beim Thema Gehorsam, denn auf einmal geht das weit über Funktionalität und Stellenpläne und Machbarkeit hinaus. Und hier bekommt dann auch das Wort „Mission“, „Sendung“, seinen Sinn.

Dieser Gehorsam muss dialogisch sein, denn „jeder hat seine eigene Persönlichkeit, seine eigene Art zu fühlen, seine eigene Denkweise, seine eigenen Tugenden, seine eigenen Fehler“. Und der Bischof – die Oberen – helfen beim Wachsen. Dieser Gehorsam ist „nicht verhandelbar“. Das wird nicht in Verhandlungen oder Versammlungen entschieden, sondern vom Oberen.

Man könnte jetzt sagen, dass das dem Bischof und den Oberen viel Macht gibt, und das ist einerseits auch richtig. Aber das stellt andererseits auch ziemlich starke Ansprüche an diejenigen, welche diese Autorität ausüben.

Anspruch an die Autorität

Der Papst spricht über den Bischof: „Er ist nicht der Besitzer der Firma, … er ist nicht der Boss. Es ist nicht das, was er befiehlt: ‚Hier befehle ich‘, einige gehorchen, andere geben vor, zu gehorchen, und andere tun nichts.“ Das ist der Gehorsam, wie wir ihn vielleicht kennen, Zwang und das Bemühen, dem zu entgehen. So ist das aber nicht fruchtbar. So hat das keinen Heiligen Geist, so der Papst.

Und noch etwas fügt der Papst in Bezug auf diesen Gehorsam an: er ist eingeordnet. Für Priester ist das: eingeordnet sein in die Gemeinschaft der Priester, und eingeordnet sein in das Volk Gottes. Sonst macht der Gehorsam überhaupt keinen Sinn und sonst hat auch die Autorität des Bischofs keinen Sinn.

„Denn oft, wenn wir das vergessen, fallen wir in den Klerikalismus und vergessen die Menschen, von denen wir kommen.“ Wer das vergisst, fühlt sich überlegen, und das wird dann die „schlimmste Perversion“ des Priesterseins. Starke Worte.

So gehören Autorität und Gehorsam zusammen

Wenn man jetzt beides zusammen packt, die Autorität auf der einen und den Gehorsam auf der anderen Seite, beide richtig verstanden, wird ein Schuh draus. Es geht nicht um Verwaltung und Herrschen, auch wenn das sicherlich zwei Versuchungen dieser Autorität sind. Es geht auch nicht um eine Engführung des eigenen Verkündens auf das, was der Chef sagt. Das ist nicht Gehorsam. Beides gehört zusammen und beides gehört in die Kirche.

Wir haben beides irgendwie als böse markiert: Freiheit ist gut und Gehorsam nicht, Autorität wird immer mehr und aus guten Gründen in Frage gestellt, es gibt einfach zu viele Beispiele von schlecht ausgeübter Autorität. Um so wichtiger wäre es, die Sprache darüber wieder zu gewinnen und uns zu fragen, was wir – die Priester, die Ordensleute – darüber zu sagen haben. Wie wir über diese Dimension unseres Lebens sprechen. Ich bin ja kein freischaffender Künstler, nur mir selbst gegenüber verantwortlich.

Die Einbindung in Gemeinschaft, in Kirche, in Tradition und so weiter, die geschieht eben über Autorität und Gehorsam. Das kann etwas sein, was gut ist, was man zeigen kann, von mir aus auch inszenieren. Aber dann muss klar sein, was das eigentlich ist.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Autorität, Gehorsam, Kirche, Leitung, Papst Franziskus, Sendung11 Kommentare zu Autorität in der Kirche, Folge 2: Gehorsam

Autorität in der Kirche, Folge 1: Wachsen lassen

Veröffentlicht am 18. Dezember 20185. Dezember 2018
Autorität in der Kirche: Der Papst und die Leitung der Kirche Die letzte Tiara: von Paul VI. im Juni 1963 zuletzt getragen

Wer in der Kirche Autorität ausübt, hat es nicht leicht mit dem Papst. Ob es nun Kardinäle und Amtsträger im Vatikan sind, ob er bei Papstreisen deutliche Ansagen an die Bischöfe macht, oder dass er immer wieder streng über Priester spricht, alle bekommen es ab. Die wahre Macht ist der Dienst, sagt der Papst, und genau in diese Richtung drängeln seine Ansagen die Inhaber von Autorität.

Aber nicht nur vom Papst her können die sich unter Druck fühlen. Von überall her wird diese Autorität angefragt. Bei uns durch Finanzskandale, durch die Vertuschung von Missbrauch, durch Moral-Lehre an den Menschen vorbei und so weiter. Man lässt sich ungerne was sagen, sondern sagt lieber selber was.

Die Zeichen der Zeit nicht gelesen

Und da gibt es immer wieder Autoritäts-Inhaber, welche die Zeichen der Zeit nicht lesen können. Nehmen wir die Abstimmung zum Abschlussdokument der Synode. Alle Punkte haben weit über zwei Drittel aller Stimmen bekommen, die meisten sogar knapp an Einstimmig vorbei. Aber es gab einige Punkte, bei denen eine signifikante Gruppe von Bischöfen mit Nein gestimmt hat.

Es sind die Punkte über die Einbeziehung von Frauen in Entscheidungsprozesse, die Frage nach der Bedeutung des Gewissens, die beiden Abschnitte zum Missbrauch oder auch allgemein das Thema der Synodalität. Nun kann ich zu den Motivationen für die Gegenstimmen nichts sagen, es ist aber auffällig, dass das alles mit dem Thema Autorität zu tunhat. Zumindest bei einigen vermute ich da Verlustängste, was die eigene Autorität angeht.

Autorität in der Kirche

Zeit also, sich des Themas noch einmal neu anzunehmen. Dringende Zeit sogar, die Anfragen werden stärker. Vor der Synode zum Beispiel hat es das Vorbereitungskommittee so formuliert: Die Kirche übt ihre Autorität so aus, dass sie „generativ“ wirkt (Nr. 141): „Einigen Analysen zufolge ist Autorität, im etymologischen Sinn verstanden, die Fähigkeit, jede Kreatur „wachsen zu lassen“ (aus dem Lateinischen augeo, und von dort auctor und auctoritas), und zwar in der Originalität, die der Schöpfer für sie gewollt und vorgesehen hat. Autorität auszuüben bedeutet also Verantwortung im Dienst der Freiheit zu übernehmen, nicht eine Kontrolle zu bewerkstelligen, die den Menschen die Flügel stutzt und sie in Ketten hält.”

Diese Art von Autorität braucht keine Verlustängste haben. Und wo Verlustängste sind, da ist dann offenbar nicht diese Art von Autorität. Die Eltern unter meinen Leserinnen und Lesern werden wissen, was ich meine, genau um diese Form geht es. Wenn Kinder nachher alleine stehen können, dann war es eine gute Erziehung. Wenn sie immer die Autorität der Eltern brauchen, immer eine Ersatz-Autorität suchen, dann hat es nicht funktioniert.

Es ist wie bei Eltern

Eine Problemanzeige, wenn ich darf: In der Kirche bestehen viele Bischöfe auf die Autorität, die ihnen qua Amt und Weihe zukommt. Wenn dann aber was schief geht, dann heißt es „wir“ oder „die Kirche“, das Thema wird sozusagen sozialisiert und die Verantwortung ist nicht mehr bei der Autorität. Dadurch verliert Autorität aber Autorität, wenn ich das so sagen darf.

Auch das Beharren auf dem wörtlichen Zitieren von Dogmen und der Schrift hilft hier nicht. Das soll bloß Immunisieren, überzeugt aber niemanden. Autorität kann man nicht einfordern, sie wird einem zugestanden. Mit den Vollmachten, die einem per Weihe und Beauftragung zukommen, ist das etwas anderes, aber hier geht es um die Leitung, das hat mit Freiheit und mit Verantwortung zu tun.

Autorität ist nicht etwas, was ich habe, was meins ist, was ich besitze. Autorität dienst zu etwas, hat einen Sinn und ist damit auf etwas hingeordnet: das Wachsen des anderen.

Nun ist das alles wohlfeil, es muss nur noch real werden. Versuche gibt es, zum Beispiel die Trennung von Leitung und Weihe im Erzbistum München und Freising. Das ist nur der jüngste der möglichen Schritte. Wenn wir aber Autorität in der Kirche als mehr verstehen wollen als nur das zurückdrängen des so genannten Zeitgeistes, dann brauchen wir viel mehr davon.

 

Autorität hat aber auch eine Kehrseite: in religiöser Sprache nennen wir sie den Gehorsam. Die beiden gehören zusammen. Und was das heißt, dazu dann mehr in Folge 2 dieses Stücks.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Autorität, Gehorsam, Kirche, Leitung, Papst Franziskus, Synodalität, Synode32 Kommentare zu Autorität in der Kirche, Folge 1: Wachsen lassen

Gehorsam

Veröffentlicht am 1. März 2013
Sedisvakant: Der Bischofsstuhl von Rom in San Giovanni in Laterano
Sedisvakant: Der Bischofsstuhl von Rom in San Giovanni in Laterano

Ein Wort, dass bei der Abschiedrede des Papstes vor den Kardinälen gefallen ist, hat nachhaltig Eindruck gemacht: Gehorsam. Schon jetzt verspricht Benedikt XVI., Pontifex emeritus, seinem Nachfolger Gehorsam.

Das ist mehr als nur Loyalität. Das ist mehr als wir das aus dem politischen Raum vielleicht kennen. Religiös ist das Wort “Gehorsam” aufgeladen und voller Bedeutung. Da steckt der Gedanke der Sendung drin, des sich Einordnens in ein größeres Ganzes. Ordensleute leben das als Basis ihres Lebens.

Wenn also ein Papst das so sagt, dann bedeutet das natürlich zuerst, dass es keinen Nebenpapst geben wird und dass Benedikt XVI. sich nicht gegen seinen Nachfolger ausspielen lässt.

Es bedeutet aber mehr: Benedikt XVI. was immer ein geistlicher Papst, ein theologischer Papst. Gehorsam ist eine theologische und geistliche Kategorie. Jetzt schon dem Neuen gehorsam leisten bedeutet, die geistliche Dimension des Amtes zu unterstreichen. Zu viel ist in den vergangenen Tagen darüber geschrieben worden, dass auch das Papstamt ja nur ein Amt sei, nur ein Job und so weiter.

Benedikt XVI. hat zum Abschluss noch einmal betont, dass das Papstamt mehr ist. Auch wenn er selber es menschlicher gemacht hat, ist es und bleibt es ein Amt der Kirche, dass vor allem in der Beziehung zu Gott lebt und existiert, nicht um sich selber willen. Es verweist auf etwas, das größer ist als wir selber. Es verweist auf die Kirche, die mehr ist als das, was wir sehen.

Starke Worte und eine starke, wenn auch leise, Geste.

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Benedikt XVI., Gehorsam, Kirche, Rücktritt2 Kommentare zu Gehorsam

Heilige Familie

Veröffentlicht am 29. Dezember 201228. Dezember 2012
Die Krippe auf dem Petersplatz in Rom
Die heilige Familie ganz rechts: Krippe auf dem Petersplatz, Rom

Jetzt stelle mer uns janz dumm: Was is eene Familie?

Das Thema Familie hat in letzter Zeit einiges an Prominenz bekommen: Vom Betreuungsgeld angefangen über Arbeitszeitbegrenzung für Eltern weiter über gleichgeschlechtliche Partnerschaften bis hin zu den Ansprachen des Papstes vor Weihnachten, für die er sehr viel Kritik hat einstecken müssen. Man mag der Kirche zustimmen oder nicht, die Grundformen menschlichen Zusammenlebens sind und bleiben eines der wichtigsten Themen, die wir haben.

Und so feiern wir heute das Fest der heilgen Familie. Wir feiern Josef, Maria und Jesus. Aber dabei lesen wir ein Evangelium, das scheinbar so gar nicht passen will zu so vielem, was über Familie gesagt wird. Denn Jesus passt sich so ganz und gar nicht ein.

Die Eltern haben Angst, weil das Kind weg ist. Sie suchen es, sogar drei Tage lang (eine Nebenbemerkung: Dass Jesus drei Tage lang weg ist und dann ganz anders zurück kommt, ist eine kleine Vorwegnahme dessen, was später am Kreuz geschieht). Ein Kind drei Tage lang suchen zu müssen, kann für keine Eltern einfach sein.

Deswegen ist der Vorwurf gerechtfertigt: „Wie konntest du nur?“ Die Antwort Jesu klingt für unsere Ohren neunmalklug „Ja wusstet ihr denn nicht ..?“ Er gibt keine Erklärung, er hat keine Schuldgefühle, es scheint, als nehme er die Angstgefühle seiner Eltern nicht ernst. Kein gutes Zeichen für eine Familie, auch nicht für die heilige Familie. Weiterlesen “Heilige Familie”

Kategorien Allgemein, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Familie, Fest, Gehorsam, heilige Familie, Jesus, Josef, Maria, Vater1 Kommentar zu Heilige Familie

Glaubensgehorsam

Veröffentlicht am 5. Dezember 20125. Dezember 2012

Es ist ein schreckliches Wort, „Glaubensgehorsam“. Hier scheinen zwei Dinge aufeinander zu prallen, die so gar nicht zusammen passen wollen. Da ist zum einen der Glaube, der frei mach, der das frei setzt, was Gott in uns hinein gelegt hat. Und da ist der Gehorsam, der genau das Gegenteil zu wollen scheint. Jedenfalls hören wir heute die beiden Begriffe so. Gehorsam, das hat einen bösen Klang.

Der Begriff stammt vom Apostel Paulus und Papst Benedikt XVI. griff ihn an diesem Mittwoch auf, um bei der Generalaudienz seine Katechesereihe über den Glauben fortzusetzen. Glaubensgehorsam – das Hören unserer Sehnsuch auf die Antwort Gottes.

 

Die Katechese des Papstes

Zu Beginn dieser Audienz haben wir einige Verse aus dem 1. Kapitel des Paulusbriefs an die Epheser gehört, diese Verse, die wir gehört haben, sind ein Loblied auf den Heilsplan Gottes für uns Menschen. In Christus – so sagt uns Paulus – hat Gott uns seinen „gnädigen Ratschluss“ offenbart, den er von Ewigkeit her für die Menschheit gefasst hat: „das „Geheimnis seines Willens, dass die Menschen durch Christus, das fleischgewordene Wort, im Heiligen Geist Zugang zum Vater haben und der göttlichen Natur teilhaftig werden“ (Dei Verbum 2).

Gott kommt unserer tiefen Sehnsucht nach Sinn und Erfüllung unseres Lebens zuvor und eröffnet uns die unbegrenzte Weite der Gemeinschaft mit ihm. Er will uns Anteil an seiner Natur, an seiner Weise des Lebens schenken. Weiterlesen “Glaubensgehorsam”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Antwort, Benedikt XVI., Gehorsam, Generalaudienz, Glaube, Jahr des Glaubens, Sehnsucht9 Kommentare zu Glaubensgehorsam

Loyalität auf Theologisch

Veröffentlicht am 27. Juni 201228. Juni 2012

Vortrag, gehalten vor dem Katholischen Medienverband, Hamburg, 27. Juni 2012

Wenn eine Gruppe Radio Vatikan besucht und ich ihnen vorstelle, wer wir sind und was wir tun, kommt unweigerlich jedes mal die Frage, wie „kritisch“ wir sein dürfen. Das ist das Wort, das immer vorkommt: „kritisch“. Kritik zu üben wird als der Lackmustest gesehen für freies Denken und Handeln. Ist das, was ihr da macht, authentisch und Information, oder ist es „Spin“? Unterdrücken wir und lassen besser aussehen, als es ist, oder wollen wir informieren? Bestimmt das Berichtsobjekt – der Vatikan – was berichtet wird, oder bestimmen wir das?

Meine Antwort darauf ist immer, dass wir nicht über den Vatikan berichten, sondern aus dem Vatikan. Bereits hier also unausgesprochen der Begriff „Loyalität“.

Er kommt dann ins Spiel, wenn es um den Willen geht, um den eigenen und dem der Anderen, und damit, was passiert, wenn die beiden in Widerspruch geraten.

Loyalität ist letztlich die Frage nach Freiheit und Autonomie.

Ich bin eingeladen, darüber zu sprechen, wie das theologisch aussieht, wenn sich diese beiden Willen widersprechen. Die Gretchenfrage: Wie hältst du es mit der Loyalität?

 

Die Bibel

Das Problem mit dem Begriff ,Loyalität‘ ist, dass es kein theologischer Begriff ist. Der Denzinger Hünermann (die Sammlung von Lehrdokumenten der Kirche) kennt ihn nicht, das LThK kennt ihn nicht und die Bibel kennt ihn auch nicht. Über die Bibel können wir uns vielleicht am ehesten nähern, denn hier ringt das theologische und geistliche Denken des Volkes Israel durch fast alle Bücher mit dem Königtum, vor allem mit dem eigenen. Königtum: Das ist die Sozialform, die Autorität, das Dazu-Gehören und im Zweifelsfall der Zwang. Beginnen wir also hier. Weiterlesen “Loyalität auf Theologisch”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und MedienSchlagwörter Denken, Freiheit, Gehorsam, Jesus, Journalismus, Kirche, König, Loyalität, Medien, Professionalität, Treue3 Kommentare zu Loyalität auf Theologisch

Von der Schärfe der Kritik

Veröffentlicht am 6. April 20127. April 2012

Meine Redaktion ist gewohnt, dass ich mich schon mal aufregen kann, wenn wieder jemand in einem Bericht jemanden etwas „scharf kritisieren“ lässt. Das heißt nichts mehr. Warum kann man nicht mehr „kritisieren“, warum muss alles „scharf kritisiert“ werden? „Scharf kritisieren“ hat etwas von verlautbaren, von einer automatischen Zuordnung die schon irgendwie verrät, dass man sich mit dem Objekt, über das man berichtet, nicht wirklich befasst hat.

Genau, es geht um die Papstpredigt während der Chrisam-Messe. Dass nicht jeder meine positive Lesart teilt, finde ich erfrischend, nichts ist schöner als eine lebhafte Diskussion. Aber leider, leider gibt es auch wieder Berichterstattung aus der Fertigsuppen-Tüte.

Benedikt XVI. hat nicht „mit ungewöhnlich scharfen Worten“ kritisiert (Aargauer Zeitung). Im Gegenteil. Predigt lesen, hinhören, dann kann man nicht mehr gerechtfertigt von „ungewöhnlich scharfen“ Worten sprechen. Ungewöhnlich vielleicht, aber eben weil sie gar nicht scharf waren.

Die Aargauer Zeitung diene nicht als Beispiel? Nun gut: New York Times gefällig? Die macht mit dem Uralthausschuh von „God’s Rottweiler“ auf, womit natürlich Joseph Ratzinger gemeint war. Die vom Papst erwähnte „Radikalität des Gehorsams“ sei eine Formulierung, die das Wesen oder die Essenz der Theologie des Papstes perfekt zusammenfassen würde. Liebe NYT: Das tut dieser Satz nicht, Joseph Ratzinger hat mehr zu sagen. Es wird auch nicht besser, wenn man dann noch behauptet, der Papst wolle eine kleinere Kirche, erweitert um etwas Missbrauchsskandal.

Das ist wirklich Journalismus à la Fertigsuppe. Vorurteil aufreißen, heiße Aktualität drauf, Garniert mit immer denselben Beigaben, schmeckt garantiert immer gleich. Und bitte nicht falsch verstehen: Das ist keine Kampagne, das ist einfach nur schlecht.

Man kann gut über diese Predigt berichten, man kann das auch kritisch und mit Betonung der Absage an die Pfarrerinitiative tun, und viele Berichte haben das auch gezeigt. Man kann – wie die Pfarrerinitiative selbst und deren Gegenpart, der Wiener Kardinal Christoph Schönborn – darin auch eine Ermutigung sehen.

Aber all das geht nur, wenn man selber liest, selber denkt, und von den lieben kleinen immer gleich schmeckenden Vorurteilen Abstand nimmt.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Aufruf zum Ungehorsam, Benedikt XVI., Berichterstattung, Chrisammesse, Fertigsuppen, Gehorsam, Kirche und Medien54 Kommentare zu Von der Schärfe der Kritik

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