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PaterBerndHagenkord.blog

Vatican News

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Schlagwort: Leitung

Verfahren für den Umgang mit Missbrauch: Eltern haften für ihre Kinder

Veröffentlicht am 9. Mai 20199. Mai 2019
Vorwürfe von Missbrauch Wenn es aber um einen Bischof geht?

Auf die Tagesordnung hatten es die US-Bischöfe gesetzt: wie geht eigentlich ein Verfahren zum Umgang mit Missbrauch in Fällen, in denen es um einen Bischof geht? Seien es Vorwürfe, bei denen es um Missbrauch oder um Vertuschung geht? Verschiedene Vorschläge hatte es gegeben, einer wurde sogar vom Vatikan gestoppt, jetzt gibt es weltkirchlich einheitliche Verfahren zum Umgang damit.

Der Rechtstext, welcher an diesem Donnerstag im Vatikan vorgestellt wurde, macht zwar keine neuen Gesetze, aber er regelt dem Umgang. Er regelt Verfahren. Wer ist Ansprechpartner? Wer ist zuständig? Und so weiter.

Vorwürfe von Missbrauch

Da steht noch eine ganze Menge mehr drin, aber ich mag da jetzt mal hier den Punkt rausgreifen, den ich zu Beginn genannt hatte: die Bischöfe.

Bischöfe müssen ihre Verantwortung als Leiter eines Bistums wahrnehmen. Und wenn sie es nicht tun, dann müssen sie sich dafür verantworten. Das bedeutet nicht gleich den Generalverdacht gegen alle Bischöfe. Es bedeutet aber, dass Verantwortung Konsequenzen hat.

Und diese wollen geregelt werden. Die dürfen nicht im Ermessen Einzelner liegen. Zur Leitung dazu gehört auch, dass man weiß, wie damit umgegangen wird. Transparenz eben.

Tranzparenz gehört zu Leitung dazu

Zu oft wird Autorität in der Kirche als „Dienst” oder „Vollmacht” bezeichnet und damit verschleiert. Es geht aber um Leitung, und die will ausgeübt werden. Papst Franziskus stellt mit seinem Motu Proprio sicher, dass genau das auch passiert.

In der Vergangenheit hatte es auch aus dem Vatikan, vom Papst selber, Überlegungen und Projekte dazu gegeben, aus denen ist aber nichts geworden. Man hat stattdessen diesen Weg gewählt.

Drei Elemente sind dabei besonders wichtig:

Die Fragen bleiben erstens lokal. Das System der Kirchenprovinzen – denen jeweils ein Erzbischof vorsteht – soll das sicher stellen. Zweitens ist der Vatikan und damit die Weltkirche eingebunden, damit die Standards auf der ganzen Welt gleichbleiben und nicht lokale Kulturen das Verfahren bestimmen. Drittens gibt es die Möglichkeit, Fachleute einzubeziehen. Die werden in der kirchlichen Sprache als „Laien“ bezeichnet, aber das ist ja das Gegenteil von dem, was sie wirklich sind: Fachleute nämlich.

Es ist halt wie bei dem berühmten Baustellenschild: „Eltern haften für ihre Kinder“. Das ist nicht die Forderung nach einer Leine, das ist keine Drohung, aber es regelt die Verantwortlichkeiten. Und wer Verantwortung hat, kann sich nicht rausreden. So ein Baustellenschild hat die katholische Kirche nun.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Rom, VatikanSchlagwörter Bischof, Leitung, Missbrauch, Papst Franziskus, Verantwortung3 Kommentare zu Verfahren für den Umgang mit Missbrauch: Eltern haften für ihre Kinder

Wer sagt mir was ich tun soll?

Veröffentlicht am 6. April 20192. April 2019
Geleitet werden: Menschen in einer Ausstellung Marlene Dumas: The Image as Burden. Stedelijk Museum Amsterdam

Die Frage nach Leitung ist „in”. Und das nicht erst seit heute. Um das aber zu können, um herauszuragen unter all den anderen, um sich zu qualifizieren gibt es dafür all-überall Ausbildungskurse. Auch in der Kirche. Exerzitienkurse leiten kann man lernen, Gruppen leiten und moderieren, Institutionen, Verwaltungen, Events, und all das andere, was im Leben der Kirche und nicht nur da heute alles geleitet werden muss. Selber habe ich unzählige Gruppenleiter-Kurse für Jugendliche organisiert. Was man aber scheinbar nicht lernen kann: geleitet werden.

Leiten ist ja nur die eine Seite, geleitet werden gehört ja auch dazu. Wer bringt uns das bei? Dafür gibt es keine Kurse, offenbar nimmt man einfach an, dass Leitung nur am Chef liegt. Nicht an denen, die geleitet werden. Aber ich bin mehr und mehr davon überzeugt, dass das falsch ist. Auch geleitet werden will gelernt sein.

Was man nicht lernen kann: geleitet werden

Auslöser für die Gedanken zu geleitet werden war die Frage, wie weit ich bereit bin, mich kontrollieren zu lassen. Es gab eine Menge Rückmeldungen dazu und eine Reihe von Gesprächen. Ein erstes Ergebnis: Was für das Leiten gilt, gilt auch für das geleitet Werden: Nicht von der Angst, sondern vom Stern leiten lassen, in den Worten des Papstes. Das ist das erste biblische Beispiel aus der Jesusgeschichte: die Weisen machen sich auf und lassen sich leiten, erst vom Stern, dann von einer Aufgabe, die ihnen im Traum gegeben wird. Dasselbe passiert Josef, auch er lässt sich von einem Traum leiten, nach Ägypten zu gehen mit Maria und Jesus. Und so weiter.

Auf den Philosophen Blaise Pascal geht der Gedanke zurück, dass ein König nicht wie ein König behandelt wird, weil er einer ist, sondern dass er wie ein König erscheint, weil er wie ein solcher behandelt wird. Soll heißen, Autorität wächst von unten. Es gibt kein „Blut“, keinen „Adel“ und kein Vererben von Macht, das sich nicht auf die Akzeptanz der anderen stützt. Wenn wir alle auf einmal aufhören würden, sagen wir den Adel als Adel zu behandeln, dann wäre er keiner mehr.

Macht und Autorität

Wir unterscheiden Auctoritas von Potestas, also Autorität von Amtsgewalt. Letztere wird übergeben, übertragen, erstere wird erworben. Erstere hat aber auch eine interessante Bedeutung vom Wortstamm her, Autorität ist das, was wachsen lässt.

Wenn es um das geleitet Werden geht, ist das besonders wichtig. Ich lasse denjenigen Macht über mich ausüben, der mich wachsen lässt. Das ist der Deal beim Leiten. Leider ist das noch nicht bei allen angekommen, zu oft wird Autorität mit Potestas verwechselt, als ob in der Kirche ‚geleitet werden’ mit ‚keine Entscheidung treffen’ gleich gesetzt wird.  Dem ist aber nicht so. Ich lasse leiten. Ich Anerkenne die Leitung, die dadurch erst zur Leitung wird.

Lehrer wissen, wovon ich rede. In einer Schulklasse kann man sich schlicht nicht durch einen Verweis ‚Hey, ich bin hier der Chef’ durchsetzen. Eine Berufung auf Autorität klappt nicht. Selbst Strafen sind nur eine Notlösung. Echte Autorität in der Schulklasse kommt woanders her, vom Mitmachen der Schüler.

Wie im Klassenzimmer

Das gilt auch für die Seelsorge und die Leitung dort. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat das treffend ausgedrückt: „Im Kern geht es auch um die Frage, ob wir eigenständige Gewissensentscheidungen von Menschen unterstützen und damit den Menschen zugestehen, mit Hilfe des Wortes Gottes und auch mit Hilfe seelsorglicher Begleitung zu eigenen Entscheidungen zu kommen – oder ob wir im letzten die Deutungshoheit beanspruchen, der sich die anderen Menschen dann einfügen.”

Womit wir das kritische Wort erreicht haben: Gewissen. Beim geleitet Werden überlasse ich jemandem anders die Führung, weil mich das wachsen lässt. Das nimmt mir aber nicht das eigene Gewissen. Das Gewissen bleibt was es ist, Ort der Begegnung mit Gott und Ort unserer verantworteten Entscheidungen, auch wenn diese aus dem Bauch heraus getroffen werden.

Leider kommt das nicht immer so deutlich vor. Oft werden die Gewissen in der Seelsorge wenn nicht missachtet so doch eingelullt. Zu viele Entscheidungen werden durch Überbetreuung durch Fachleute erledigt, wie der Papst in Evangelii Gaudium oder auch der Theologe Johan Baptist Metz beklagen.

Gewissen im Kopf oder im Bauch

Letzteren zitiere ich hier noch einmal, weil er das Rezept heraus aus der Misere hat: „Haben wir nicht selbst die Betreuungskirche so sehr verinnerlicht, dass wir meinen, alles an kirchlicher Erneuerung hinge schließlich davon ab, dass die Betreuer, also vorweg der Papst und die Bischöfe, sich ändern? Tatsächlich geht es darum, dass die Betreuten sich ändern und sich nicht einfach wie Betreute benehmen.“ Und das geht nur mit dem Gewissen, dem eigenen.

Und nein, beim Gewissen geht es nicht nur um die Warnung vor Falschem. Das Gewissen ist nicht die Warnleuchte am inneren Amaturenbrett. Es leitet mich auch wenn ich nicht falsch liege. Es ist in mir und leitet mich.

Die Qualifizierung lautet dann immer, dass es nicht das Gewissen als solches sei, sondern das gebildete Gewissen. Wenn man sich nicht um das eigene Gewissen kümmert, wenn man es wuchern lässt und nicht bildet, dann – so die Unterstellung – gelte das nicht wirklich. Das gebildete Gewissen, nicht das frei wuchernde, binde.

Keine Hintertüren

Aber Vorsicht: Gebildetes Gewissen ist nicht die Hintertür, durch die dann doch wieder extern vorgeschrieben wird, was das Gewissen Bitteschön zu entscheiden habe. Das entscheidet nicht über die „Gültigkeit” von Gewissensentscheidungen. Hier werden nicht Regeln eingeführt, die dann doch das Gewissen bedingen.

Womit wir wieder beim geleitet-werden-Lernen sind: Darüber entscheiden wir. Autorität wird erworben, das alles kann nicht eingefordert werden. Letztlich liegt das an unserem Gewissen, wie wir uns leiten lassen.

Ob man das lernen kann? Vielleicht. In jedem Fall können wir lernen, das Gewissen zu nutzen. Und Leitung von dort aus zu sehen. Das hilft dann auch den Leitenden.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und VernunftSchlagwörter Autorität, Gewissen, Kirche, Kontrolle, Leitung, Seelsorge, Weiterbildung12 Kommentare zu Wer sagt mir was ich tun soll?

Koordinieren, nicht herrschen: El Krausismo

Veröffentlicht am 14. Februar 201913. Februar 2019
Ausüben von Autorität: Platon Der erste der großen Staatsphilosophen: Platon. Büste in den Kapitolinischen Museen, Roma

Es beginnt mit Platon. Die Philosophie des Staates, oder das Nachdenken darüber, wie sich Gesellschaft Organisiert und Regeln gibt. Und wer genau diese Regeln geben soll. Es geht immer auch um das Ausüben von Autorität. Einig sind wir Menschen uns seitdem nicht geworden, aber Ideen haben wir viel mehr bekommen.

Zum Beispiel von einem der wirkmächtigsten deutschen Philosophen: Karl Christian Krause? Bitter wer? Genau. Krauses Theorien prägen einen ganzen Kontinent, nämlich den lateinamerikanischen. Deswegen ist der Mann bei uns so gut wie unbekannt.

Ausüben von Autorität

Und weil seine Bedeutung vor allem in Lateinamerika liegt, hat seine Schule einen spanischen Namen: El Krausismo. Und wie Sie jetzt schon richtig vermuten: Das ist etwas, was unser Papst mit nach Europa gebracht hat. Oder das er kennt und von dem er beeinflusst ist.

Der „Krausismo“ ist die Staatsphilosophie schlechthin in weiten Teilen Lateinamerikas. Vor allem Argentinien und Uruguay, aber auch Mexiko, Brasilien, Ecuador und viele andere Länder kennen den „Krausismo“ als eine integrierende Philosophie von Gesellschaft und Staat, mit der man viele aktuelle Probleme anpacken und lösen kann.

Politischer Harmonismus

Religiös ist er nicht so interessant für uns, als Freimaurer – auch wenn er da rausgeworfen wurde – und als Panthers steht er dem katholischen Glauben fremd gegenüber. Aber seine politischen und gesellschaftlichen Ansichten und damit sein Reden über Ausübung von Autorität kann uns vielleicht interessieren.

Bei Krause geht es um einen sozialen und politischen „Harmonismus“, also um die Aussöhnung der verschiedenen Interessen. Sein gesellschaftliches Denken sucht bewusst nicht den Klassenkampf und die Auseinandersetzung, der Krausismo wird als sozial integrierende Lehre präsentiert.

„Die Menschheit soll Ein organisches, harmonisch belebtes Ganzes seyn. Alle Menschen sollen wie Ein großer, allgebildeter Geist, wie Ein schöner, allgesunder, kraftvoller Leib, wie Ein großer Mensch leben, in Einer allseitigen Harmonie mit Gott, mit Vernunft, mit Natur, in vollendetem inneren Ebenmaß und Wohlordnung, in Tugend, Gerechtigkeit, Innigkeit und Schönheit.” Zitat.

Ein harmonisch belebtes Ganzes seyn

Es fallen Begriffe wie Gewissens- und Religionsfreiheit, freiheitliche Selbstbestimmung, dazu die Harmonisierung durch einen koordinierenden, nicht herrschenden Staat. Es ist ein praxisnahes Denken, nicht zu abstrakt, verantwortungsvoll gesellschaftlichen Problemen gegenüber.

Warum bringe ich das hier an? Weil wir hier und überhaupt um unseren Papst herum immer auch eine Autoritäts-Debatte führen. Dass es in der Kirche Autorität gibt, steht außer Zweifel. Dass wir sie auf Jesus selbst zurück führen, ist auch klar. Nur darf es eben nicht bedeuten, dass Autorität gleichgesetzt wird mit den kulturell und historisch geprägten Ausformungen von Autorität. Das Ausüben von Autorität kann anders passieren, als wir es gewohnt sind und erwarten. Und das kann dann verwirren. Oder zu „Dubia” führen.

Franziskus-Padarox, revisited

Vor einem Jahr hatte ich das hier Das Franziskus-Padarox genannt. Unsere Vorstellung von der Ausübung von Autorität ist, dass der Ort der Autorität von Stärke und Entscheidung geprägt ist. Dass jemand der Papst Autorität wahrnimmt dadurch, dass er nicht autoritativ agiert, verwirrt. Er will nicht die Konfrontation, die er wenn möglich mit einem Machtwort entscheiden kann. Sondern einen Verlauf, einen Prozess.

Wir haben jetzt mit der Kinderschutz-Koneferenz wieder ein wichtiges Ereignis vor uns. Viele werden versuchen, den Event zu prägen. Vor allem medial. Papst Franziskus könnte auch hier ein Machtwort sprechen. Aber gerade in dieser Debatte, in der Debatte um Missbrauch und Vertuschung und Aufarbeitung und Prävention, ist Macht ja das Problem. Nicht die Lösung.

Vielleicht lohnt sich also, sich alternative Modelle von Ausübung von Autorität anzusehen. Man muss ja nicht gleich Krause studieren. Ein Reflektieren der eigenen Erwartung führt da vielleicht schon weiter.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Autorität, Krause, Lateinamerika, Leitung, Papst Franziskus, Philosophie, Staats35 Kommentare zu Koordinieren, nicht herrschen: El Krausismo

Autorität in der Kirche, Folge 2: Gehorsam

Veröffentlicht am 21. Dezember 201821. Dezember 2018
Autorität Kirche und Gehorsam: Papst Franziskus im Gespräch auf dem Petersplatz Papst Franziskus spaziert über den Petersplatz, 16. November 2018

Katholiken wissen, wie man Autorität inszeniert, im guten Sinn des Wortes. Wie man sie sichtbar macht. Der Petersplatz ist der perfekte Ort dafür, aber auch jede Liturgie zeigt das. Kleidung, Zeichen, all das zeugen von sichbarer Autorität in der Kirche. Diese Autorität ist aber nicht alles, denn dazu gehört das Gegenstück. In meiner ersten Folge zum Thema habe ich über Autorität geschrieben, mit diesem Stück möchte ich das aufrunden auf Autorität, Kirche und Gehorsam.

Am 24. November traf Papst Franziskus die Seminaristen des Bistums Agrigent in Italien, wie er das gerne tut legte er den Redetext beiseite und sprach frei, sein Thema war die Spiritualität des Priesters. Aber das Thema dahinter war das des Gehorsams, der mehr ist als nur das Ausführen von Befehlen. Da hört man wieder den Jesuiten heraus, aber was er sagt ist weiter als nur für Ordensleute gültig. Und darauf mag ich mich hier stützen.

Autorität, Kirche und Gehorsam

Holen wir etwas weiter aus: Papst Franziskus begann – und das ist ganz jesuitisch – mit dem Gedanken, dass man das Priestertum nicht ohne eine „Mission“ leben kann. Und das Wort müssen wir hier geistlich verstehen, es ist durch die Geschichte des „Missionars“ etwas verdorben, aber es bedeutet halt mehr als nur „Auftrag“. Es geht nicht ohne eine Mission. Oder eine Sendung, eine Aus-Sendung.

Ohne eine solche „Sendung” spaziert man nur herum, so Papst Franziskus, ohne den Horizont der Mission bricht man nicht auf sondern verirrt sich in einem Labyrinth.

Und wie stellt der Priester fest, ob das was er tut wirklich Wille Gottes und damit Sendung ist? Dafür gibt es den Bischof. Oder im Fall von Orden füge ich an: den Oberen und die Obere.

Im Layrinth verirrt

„Der Bischof ist derjenige, der im Namen Gottes sagt: ‚Das ist der Weg‘.“ Eine steile Ansage: Der Bischof – oder Obere oder Oberin – spricht „im Namen Gottes“. Hier sind wir beim Thema Gehorsam, denn auf einmal geht das weit über Funktionalität und Stellenpläne und Machbarkeit hinaus. Und hier bekommt dann auch das Wort „Mission“, „Sendung“, seinen Sinn.

Dieser Gehorsam muss dialogisch sein, denn „jeder hat seine eigene Persönlichkeit, seine eigene Art zu fühlen, seine eigene Denkweise, seine eigenen Tugenden, seine eigenen Fehler“. Und der Bischof – die Oberen – helfen beim Wachsen. Dieser Gehorsam ist „nicht verhandelbar“. Das wird nicht in Verhandlungen oder Versammlungen entschieden, sondern vom Oberen.

Man könnte jetzt sagen, dass das dem Bischof und den Oberen viel Macht gibt, und das ist einerseits auch richtig. Aber das stellt andererseits auch ziemlich starke Ansprüche an diejenigen, welche diese Autorität ausüben.

Anspruch an die Autorität

Der Papst spricht über den Bischof: „Er ist nicht der Besitzer der Firma, … er ist nicht der Boss. Es ist nicht das, was er befiehlt: ‚Hier befehle ich‘, einige gehorchen, andere geben vor, zu gehorchen, und andere tun nichts.“ Das ist der Gehorsam, wie wir ihn vielleicht kennen, Zwang und das Bemühen, dem zu entgehen. So ist das aber nicht fruchtbar. So hat das keinen Heiligen Geist, so der Papst.

Und noch etwas fügt der Papst in Bezug auf diesen Gehorsam an: er ist eingeordnet. Für Priester ist das: eingeordnet sein in die Gemeinschaft der Priester, und eingeordnet sein in das Volk Gottes. Sonst macht der Gehorsam überhaupt keinen Sinn und sonst hat auch die Autorität des Bischofs keinen Sinn.

„Denn oft, wenn wir das vergessen, fallen wir in den Klerikalismus und vergessen die Menschen, von denen wir kommen.“ Wer das vergisst, fühlt sich überlegen, und das wird dann die „schlimmste Perversion“ des Priesterseins. Starke Worte.

So gehören Autorität und Gehorsam zusammen

Wenn man jetzt beides zusammen packt, die Autorität auf der einen und den Gehorsam auf der anderen Seite, beide richtig verstanden, wird ein Schuh draus. Es geht nicht um Verwaltung und Herrschen, auch wenn das sicherlich zwei Versuchungen dieser Autorität sind. Es geht auch nicht um eine Engführung des eigenen Verkündens auf das, was der Chef sagt. Das ist nicht Gehorsam. Beides gehört zusammen und beides gehört in die Kirche.

Wir haben beides irgendwie als böse markiert: Freiheit ist gut und Gehorsam nicht, Autorität wird immer mehr und aus guten Gründen in Frage gestellt, es gibt einfach zu viele Beispiele von schlecht ausgeübter Autorität. Um so wichtiger wäre es, die Sprache darüber wieder zu gewinnen und uns zu fragen, was wir – die Priester, die Ordensleute – darüber zu sagen haben. Wie wir über diese Dimension unseres Lebens sprechen. Ich bin ja kein freischaffender Künstler, nur mir selbst gegenüber verantwortlich.

Die Einbindung in Gemeinschaft, in Kirche, in Tradition und so weiter, die geschieht eben über Autorität und Gehorsam. Das kann etwas sein, was gut ist, was man zeigen kann, von mir aus auch inszenieren. Aber dann muss klar sein, was das eigentlich ist.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Autorität, Gehorsam, Kirche, Leitung, Papst Franziskus, Sendung11 Kommentare zu Autorität in der Kirche, Folge 2: Gehorsam

Autorität in der Kirche, Folge 1: Wachsen lassen

Veröffentlicht am 18. Dezember 20185. Dezember 2018
Autorität in der Kirche: Der Papst und die Leitung der Kirche Die letzte Tiara: von Paul VI. im Juni 1963 zuletzt getragen

Wer in der Kirche Autorität ausübt, hat es nicht leicht mit dem Papst. Ob es nun Kardinäle und Amtsträger im Vatikan sind, ob er bei Papstreisen deutliche Ansagen an die Bischöfe macht, oder dass er immer wieder streng über Priester spricht, alle bekommen es ab. Die wahre Macht ist der Dienst, sagt der Papst, und genau in diese Richtung drängeln seine Ansagen die Inhaber von Autorität.

Aber nicht nur vom Papst her können die sich unter Druck fühlen. Von überall her wird diese Autorität angefragt. Bei uns durch Finanzskandale, durch die Vertuschung von Missbrauch, durch Moral-Lehre an den Menschen vorbei und so weiter. Man lässt sich ungerne was sagen, sondern sagt lieber selber was.

Die Zeichen der Zeit nicht gelesen

Und da gibt es immer wieder Autoritäts-Inhaber, welche die Zeichen der Zeit nicht lesen können. Nehmen wir die Abstimmung zum Abschlussdokument der Synode. Alle Punkte haben weit über zwei Drittel aller Stimmen bekommen, die meisten sogar knapp an Einstimmig vorbei. Aber es gab einige Punkte, bei denen eine signifikante Gruppe von Bischöfen mit Nein gestimmt hat.

Es sind die Punkte über die Einbeziehung von Frauen in Entscheidungsprozesse, die Frage nach der Bedeutung des Gewissens, die beiden Abschnitte zum Missbrauch oder auch allgemein das Thema der Synodalität. Nun kann ich zu den Motivationen für die Gegenstimmen nichts sagen, es ist aber auffällig, dass das alles mit dem Thema Autorität zu tunhat. Zumindest bei einigen vermute ich da Verlustängste, was die eigene Autorität angeht.

Autorität in der Kirche

Zeit also, sich des Themas noch einmal neu anzunehmen. Dringende Zeit sogar, die Anfragen werden stärker. Vor der Synode zum Beispiel hat es das Vorbereitungskommittee so formuliert: Die Kirche übt ihre Autorität so aus, dass sie „generativ“ wirkt (Nr. 141): „Einigen Analysen zufolge ist Autorität, im etymologischen Sinn verstanden, die Fähigkeit, jede Kreatur „wachsen zu lassen“ (aus dem Lateinischen augeo, und von dort auctor und auctoritas), und zwar in der Originalität, die der Schöpfer für sie gewollt und vorgesehen hat. Autorität auszuüben bedeutet also Verantwortung im Dienst der Freiheit zu übernehmen, nicht eine Kontrolle zu bewerkstelligen, die den Menschen die Flügel stutzt und sie in Ketten hält.”

Diese Art von Autorität braucht keine Verlustängste haben. Und wo Verlustängste sind, da ist dann offenbar nicht diese Art von Autorität. Die Eltern unter meinen Leserinnen und Lesern werden wissen, was ich meine, genau um diese Form geht es. Wenn Kinder nachher alleine stehen können, dann war es eine gute Erziehung. Wenn sie immer die Autorität der Eltern brauchen, immer eine Ersatz-Autorität suchen, dann hat es nicht funktioniert.

Es ist wie bei Eltern

Eine Problemanzeige, wenn ich darf: In der Kirche bestehen viele Bischöfe auf die Autorität, die ihnen qua Amt und Weihe zukommt. Wenn dann aber was schief geht, dann heißt es „wir“ oder „die Kirche“, das Thema wird sozusagen sozialisiert und die Verantwortung ist nicht mehr bei der Autorität. Dadurch verliert Autorität aber Autorität, wenn ich das so sagen darf.

Auch das Beharren auf dem wörtlichen Zitieren von Dogmen und der Schrift hilft hier nicht. Das soll bloß Immunisieren, überzeugt aber niemanden. Autorität kann man nicht einfordern, sie wird einem zugestanden. Mit den Vollmachten, die einem per Weihe und Beauftragung zukommen, ist das etwas anderes, aber hier geht es um die Leitung, das hat mit Freiheit und mit Verantwortung zu tun.

Autorität ist nicht etwas, was ich habe, was meins ist, was ich besitze. Autorität dienst zu etwas, hat einen Sinn und ist damit auf etwas hingeordnet: das Wachsen des anderen.

Nun ist das alles wohlfeil, es muss nur noch real werden. Versuche gibt es, zum Beispiel die Trennung von Leitung und Weihe im Erzbistum München und Freising. Das ist nur der jüngste der möglichen Schritte. Wenn wir aber Autorität in der Kirche als mehr verstehen wollen als nur das zurückdrängen des so genannten Zeitgeistes, dann brauchen wir viel mehr davon.

 

Autorität hat aber auch eine Kehrseite: in religiöser Sprache nennen wir sie den Gehorsam. Die beiden gehören zusammen. Und was das heißt, dazu dann mehr in Folge 2 dieses Stücks.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Autorität, Gehorsam, Kirche, Leitung, Papst Franziskus, Synodalität, Synode32 Kommentare zu Autorität in der Kirche, Folge 1: Wachsen lassen

Ökumenisch lernen

Veröffentlicht am 12. Oktober 201811. November 2018
Unter jungen Menschen bei der Synode: Der Papst Unter jungen Menschen bei der Synode: Der Papst

Lernen will Kirche. Dann machen wir doch mal ein Beispiel. Man kann junge Menschen einbeziehen. In Leitung. In der Kirche. Systematisch. Das kann man lernen.

Der Lutherische Weltbund macht es vor: schon 1984 hatte er beschlossen, dass in allen Gremien des Bundes junge Menschen vertreten sind. Und es funktioniert, zumindest auf internationaler Ebene. Julia Braband, „geschwisterliche Delegierte“ (also Delegierte einer anderen Konfession, davon gibt es eine ganze Reihe hier) bei der Synode, gab der Katholischen Kirche die Erfahrungen ihrer Kirche mit: Heute seien 20 Prozent aller Mitglieder der Gremien des LWB unter 30 Jahre alt.

Unter jungen Menschen bei der Synode: Der Papst
Unter jungen Menschen bei der Synode: Der Papst

Wie bitte, Frauenquote in einer Kirche? Ja. Eine Quote außerdem noch, die nicht nur von den jungen Menschen im Bund verteidigt werde.

Es geht also. Ob es über Quoten passieren muss, sei dahin gestellt, Kardinal Marx hatte in seinem Statement Ähnliches zum Thema Frauen in Verantwortung gesagt. Aber hier soll es erst mal weiter um die Jugend gehen. Junge Menschen, systematisch beteiligt in den Gremien des Weltbundes.

Vor Ort sehe das leider noch anders aus, weil in den lutherischen Kirchen alle Mitgliedskirchen einzeln entscheiden müssten, sei da noch viel Nachholbedarf. Da könne die Katholische Kirche schneller sein, sagte Braband.

Jugendbeteiligung sei ein Laboratorium des Glaubens, das sei ihr Schluss aus den Erfahrungen. Um das dann in die Worte von Papst Johannes Paul II. zu übersetzen: „fürchtet euch nicht!“

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Ökumene, RomSchlagwörter Bischofssynode, Frauenquote, Leitung, Lernen, Lutherischer Weltbund, LWB, Ökumene, Verantwortung11 Kommentare zu Ökumenisch lernen

Leitung im Lärm

Veröffentlicht am 29. September 201429. September 2014
Ein Blick in die Aula der Bischofssynode
Tagung der letzten Versammlung der Bischofssynode

Die Erwartungshaltung an die Versammlung der Bischofssynode könnte kaum größer sein. Wenn sich die Bischöfe in den kommenden Wochen im Vatikan treffen, dann setzen sie eine Debatte fort, die offiziell seit dem vergangenen Konsistorium, also seit Februar, geführt wird, aber schon viel älter ist.

Nun werden aber schon seit einiger Zeit Klagerufe darüber laut, dass es ungebührlichen Einfluss auf die Beratungen gibt. An dieser Stelle nur ein Artikel dazu, der aber die Haltung sehr gut zusammen fasst: Eine überwältigende Erwartungshaltung würde die Ergebnisse verfälschen, weil sie Druck ausübe. Eine Synode solle im Heiligen Geist den Willen Gottes erforschen, nicht politisch zwischen Meinungen abwägen.

Es geht um veröffentlichte Bücher, um medial ausgetragenen Streit, es geht um das Hochschrauben von Erwartungen und so weiter.

Die Klage ist schon alt. Bereits das Erste Vatikanum hatte den Einfluss der damals neuen Massenmedien zu spüren bekommen, beim Zweiten Vatikanum war das schon Alltag geworden, die Vorgeschichte und Debatte von Humanae Vitae kann auch ein trauriges Lied davon singen.

Aber die Debatte ist müßig. Die Welt ist nun einmal so. Auch früher mussten sich die Theologen und Bischöfe vor Einfluss schützen, vor Fürsten und vor Geld, vor Druck von oben und von unten. Manchmal ist es geglückt, manchmal auch nicht, die Kirchengeschichte ist voll davon.

Jetzt quasi Laborbedingungen für die Debatte zur Familie zu verlangen, ist weltfremd. Von Bischöfen dürfen wir Leitung erwarten in der Welt, wie sie nun einmal ist. Leitung zeigt sich nicht unter Idealbedingungen, sondern konkret im Umgang mit all dem, was an Ideen und Kräften und Vorschlägen und Debatten nun einmal da ist. Leitung zeigt sich in der Moderation der Unterschiede der Kulturen. Sie zeigt sich im Umgang mit der Öffentlichkeit und mit den Erwartungen der Menschen. Wenn alles ideal wäre, bräuchten wir keine Leitung.

Macht Euch lieber schmutzig, geht auf die Straße, probiert was aus. Und wenn das schöne Gebäude der Kirche eine Beule bekommt, dann ist das immer noch besser, als wenn ihr es gar nicht versucht hättet. So etwa sagt es Papst Franziskus in Evangelii Gaudium. Er ist dafür, Dinge auszuprobieren, herauszugehen auf die Straße, an die Peripherie. Er will, dass Kirche was aufs Spiel setzt.

Das geht nicht heute und sofort und dass es Erwartungen gibt heißt noch nicht, dass man ihnen auch entsprechen muss. Aber sie gehören nun einmal zum Beratungsprozess dazu. Angst zu haben braucht man davor nicht.

 

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, VatikanSchlagwörter Bischofssynode, Erwartungen, Familie, Fragebogen, Leitung, Papst Franziskus, Pastoral, synodaler Prozess, Synode11 Kommentare zu Leitung im Lärm

Die Freiheit und der Heilige Geist: Warum Papst Franziskus so leitet, wie er leitet

Veröffentlicht am 15. Juni 20146. Juni 2014

Vom ersten Moment seines Pontifikates an schien Papst Franziskus genau zu wissen, was er wollte. Die Symbole, die Sprache, das Auftreten, gefolgt von den Entscheidungen der ersten Tage: Leadership nennt man das auf Neudeutsch, Führungsqualität. Das kann man nicht lernen, wenn man eine Aufgabe übernimmt, das muss der Papst bereits mitgebracht haben.

Chris LowneyWarum also leitet der Papst so, wie er leitet? Für eine Sendung habe ich jemanden gefragt, der sich ausgiebig damit befasst hat: Chris Lowney, Buchautor und „leadership-consultant“, also Fachmann für genau das. Er ist im Hauptberuf Vorsitzender des Aufsichtsrates der „Catholic Health Inintiative“, einem großen katholischen Krankenhausverbund in den USA, er bringt also reichlich eigene Erfahrung mit. Und nicht nur auf diesem Gebiet.

 

„Ich selber war einmal ein Jesuit, nach meiner Schule für etwa sechs Jahre, habe dann aber gesehen, dass das nicht mein Weg ist, Jesuit zu sein. Danach habe ich erst einmal für siebzehn Jahre als Investmentbanker bei JP Morgan gearbeitet. Mir ist damals immer wieder aufgefallen, dass das zwei völlig verschiedene Organisationen sind, mit ganz und gar anderen Zielen. Aber jede menschliche Organisation hat auch Dinge gemeinsam: Es geht um Motivation unserer selbst und anderer, es geht um Pläne und wie man sie erfüllen kann, es geht um das Setzen von Zielen und so weiter. Damals habe ich begonnen, mich für die Jesuiten als Firma zu interessieren, also sie in einer Unternehmens-Perspektive zu sehen. Wo sind die Leitungs-Werte dieser Organisation?

Daraus ist dann ein Buch entstanden, „Heroic Leadership“, und viele Jahre später, als dann erstmals ein Jesuit Papst wurde, hat mein Verleger mich gebeten, etwas über diesen Papst zu schreiben und deswegen habe ich das als Fallstudie betrachtet: Wer ist dieser Mensch und was ist der Hintergrund seiner Leitungskompetenz?“

 

Also ist das zweite Buch der Beweis, dass das erste Buch recht hatte?

 

„(Lacht) So gewagt würde ich das nicht formulieren.“

 

Wie charakterisieren Sie nun die Art und Weise des Papstes, zu leiten?

 

„Wissen Sie, die erste Formulierung, an die ich denke, ist überhaupt kein Fachausdruck, es ist etwas, was mir einige Freunde nach den ersten Tagen des Pontifikates gesagt haben. Diese Freunde sind keine praktizierenden Katholiken, haben aber fast denselben Kommentar gemacht, nämlich dass sich dieser Papst in seiner Haut wohl zu fühlen scheint. In anderen Worten, sie waren erstaunt, dass jemand, der sich nicht sein ganzes Leben darauf vorbereitet hat, diesen Job zu bekommen, ihn nun auf so völlig natürliche Weise ausübt. Das war dann mein erstes Thema: Wie bekomme ich die Leitungs-Kompetenz, bevor der Moment kommt, wo ich sie brauche.

Als Franziskus Papst wurde, hat ihm keiner eine Woche Zeit gegeben oder ein Buch, diese Aufgabe zu lernen. Er musste sofort beginnen, an diesem ersten Abend. Wir denken immer erst dann an die Bedeutung von Leitung, wenn wir selbst in eine solche Situation kommen. Aber die Realität ist anders: Man muss sehr viel früher daran denken und vor allem sich vorbereiten.“

 

Was hat er gelernt? In Ihrem Buch erwähnen Sie Dinge wie die Fähigkeit, alleine zu sein, verschiedene Perspektiven einzunehmen, klar zu entscheiden und so weiter. Was von alledem finden Sie in Papst Franziskus?

 

„Drei davon kann ich gleich nennen und alle drei sind sehr eng mit seinen jesuitischen Wurzeln verbunden, der jesuitischen Kultur und Tradition. Weiterlesen “Die Freiheit und der Heilige Geist: Warum Papst Franziskus so leitet, wie er leitet”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Consulting, Firma, Franziskus, Gesellschaft Jesu, Jesuiten, Kompetenz, Leitung, Orden, Papst2 Kommentare zu Die Freiheit und der Heilige Geist: Warum Papst Franziskus so leitet, wie er leitet

Die Mehrheitfrage: Das Maß des Bischofs

Veröffentlicht am 20. Dezember 2013

Was ist Leitung in der Kirche? Eine kleine Debatte hat sich an einem Zitat aus einem Interview mit Bischof Franz-Josef Overbeck entzündet: „Ein Bischof muss so handeln, dass die meisten der Gläubigen mitgehen können. Entscheidungen müssen nicht nur transparent, sondern auch nachvollziehbar sein.”

Der Widerspruch kam prompt: Die Mehrheit könne nicht das Maß des Handelns eines Bischofs sein, sie dürfe es nicht sein, ‚Weder Menschenlob noch Menschenfurcht soll uns bewegen’ zitiert zum Beispiel Andreas Püttmann den Bischof von Münster während des Krieges, Kardinal von Galen.

Dieser Widerspruch wäre jetzt nicht weiter schlimm, wenn er nicht etwas zeigen würde, was sich durch die vergangenen Monate zieht, spätestens seit der Veröffentlichung der Fragebögen zur Frage der Familie. Was zählt die Mehrheitsmeinung? Und präziser gefragt: Welche Rolle spielt die Mehrheit in Fragen der Leitung der Kirche?

 

Familienfragebogen: Welche Rolle spielt die Mehrheit

 

Ein erster lockerer Blick auf die täglich wachsende Flut von Ausdrucken von Auswertungen der Familien-Fragebögen in einzelnen Bistümern – ich hoffe, nach Weihnachten mal etwas systematischer zu einer Lektüre zu kommen – zeigt bereits eine klare Tendenz, nämlich dass es einen Widerspruch gibt zwischen der Lehre der Kirche und dem Leben der Gläubigen. Wirklich überrascht darf jetzt niemand sein, nur haben wir es jetzt ausgedruckt und vom Papst selber angestoßen auf dem Schreibtisch liegen.

Also lautet die Frage, wie damit umzugehen sei, und da wird die Debatte um Leitung durch den Bischof interessant.

Zuerst einmal glaube ich, dass dem Widersprecher ein Kategorienfehler unterlaufen ist; Bischof Overbeck spricht von Leitung, der Widerspruch aber von Zeugnis ablegen, oder in der Sprache der Bibel: Prophetie. Getauft sind alle Christen zu „Priester, König und Prophet“, hier kommen die verschiedenen Charismen zusammen: Die Würde der Heiligung, Menschen zu Christus zu führen, die Würde des Entscheidens und Handelns und die Würde der Wahrheit und des Zeugnisses. Man kann die drei nicht voneinander trennen, aber sie sind auch nicht dasselbe. Weiterlesen “Die Mehrheitfrage: Das Maß des Bischofs”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Evangelii Gaudium, Fragebogen, Framilie, Franziskus, Kirche, Lehre, Leitung, Mehrheit, Overbeck, Zeugnis37 Kommentare zu Die Mehrheitfrage: Das Maß des Bischofs

Papstkritik, diesmal an Franziskus

Veröffentlicht am 12. Oktober 2013
Generalaudienz, (c) Osservatore Romano
Generalaudienz, (c) Osservatore Romano

Reform ist das langsame und lange Bohren dicker Bretter, sie erfordert Leidenschaft und Augenmaß. So mag ich an dieser Stelle Max Weber leicht verfremdet zitieren. Aber es ist wahr: Anders als uns die knall- und bombonbunte Welt der Politik weißmachen will, ist Reform nicht über Nacht zu haben, auch nicht im Vatikan.

Aber mit den ersten Schritten in Richtung einer Reform kommen auch die ersten Kritiken am Papst.

 

Endlich gibt es qualifizierte Kritik am Papst

 

Mit Kritik meine ich hier nicht die Fortsetzung dessen, was einige Freunde von Liturgie und Stil zu Beginn des Pontifikates über die Messfeiern, Gewänder, das Auftreten etc. des Papstes gesagt haben. Ich meine die „zweite Generation“ von Kritik, die auf mittlerweile acht Monaten Beobachtung beruht und die sich nun in den Medien äußert.

In einer österreichichen Talkshow, in Radiosendungen, in den Fragerunden nach Vorträgen und beim Lesen von Zeitungen begegnet mir diese Kritik nun verstärkt, auch ein Zeichen dafür, dass wir in den Mühen der Ebene angekommen sind. Auch dieser Papst lebt bei allem Charisma und allen Reisen und ungewöhnlichen Begegnungen den Alltag.

Ich finde diese Kritik gut und hilfreich, weil in den Auseinandersetzungen um Kirche, Glauben und Reform die eigene Begeisterung nicht mehr reicht, man muss ins Argument, denken und streiten und reden, um bestehen zu können. Das hilft, die eigenen Denkweisen und Überlegungen zu schärfen, denn mit einfachen Aussagen kommt man da – zu Recht – nicht weit. Kritik hilft mir beim Denken, so wie mir der Zweifel beim Glauben hilft.

Drei Vorwürfe habe ich herausgesucht. Diese drei möchte ich in drei Beiträgen kurz ansprechen.

 

Erstens: Alles nur Stil, alles nur äußerlich

 

Vorwurf 1: Der Papst kümmert sich nicht um die Reform. Man werde wenig bis gar nichts sehen, sondern nur Worte hören. Ab und zu folgt dann auch der Verweis auf das Alter des Papstes.

Diesen Vorwurf muss man Ernst nehmen, weil er mit Erwartungen zu tun hat, die Franziskus selber geweckt hat. Die Ernennung der acht Kardinäle und vor allem auch die Vorkonklaverede geben eindeutige Hinweise, die begleitenden Interviews der Kardinäle um die Papstwahl herum sekundieren das.

Vorwurf 1b, eine Variante von 1: Dem Papst geht es eigentlich nicht um strukturelle Reform, sie ist zweitrangig. Da gibt es auch einige Papstzitate zu, die Strukturreform und das Sprechen darüber deutlich in die zweite Reihe rücken. Weiterlesen “Papstkritik, diesmal an Franziskus”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, VatikanSchlagwörter Entscheidung, Erwartung, Franziskus, Kirchenreform, Kritik, Leitung, Medien, Papst, Pontifikat, Presse, Reform, Wahrnehmung18 Kommentare zu Papstkritik, diesmal an Franziskus

Leiter der Ortskirchen: Was Franziskus von den Bischöfen will

Veröffentlicht am 3. Oktober 2013
Petrus weiht einen Bischof. Krypta von Aquileia
Petrus weiht einen Bischof. Krypta von Aquileia

Brasilien war nicht nur der Ort, an dem Papst Franziskus Jugendliche traf. Zwei mal traf er dort auch Versammlungen von Bischöfen, die Bischöfe des Landes und die Leitung der CELAM, aller Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik.

Aufsehen erregt haben dort seine zwei Ansprachen. Dort legt er aus, was er sich von der Leitung der Kirche erwartet. Dieses Thema kam dann auch bei den Beratungen des Kardinalsrates zur Sprache: Synodalität.

Der Papst geht ausführlich auf das hier schon häufig genannte Dokument von Aparecida ein und nennt eine Besonderheit: Die Methode. Hier habe man die Arbeit anders begonnen, man habe die Teilnahme der Teilkichen als Weg der Vorbereitung gefördert, so der Papst in seiner Ansprache an die CELAM. „Die anfängliche Arbeit bestand darin, die Sorgen der Hirten zusammenzutragen angesichts des Wandels der Zeiten und der Notwendigkeit, das Leben als Jünger und Missionar wiederzugewinnen, mit dem Christus die Kirche gründete.“ Die Arbeit an einem Dokument begann also vor Ort und mit der Perspektive auf Glauben und Weitergabe.

 

Mission, Beratung, Pastoral

 

Zweitens fiel mir bei der Neulektüre auf, dass der Papst in der Ansprache eine interessante Unterscheidung trifft. Die Weitergabe des Glaubens – das Kernstück des Dokumentes und des Verständnisses von Christentum – kennt zwei Dimensionen. Zum einen die paradigmatische Dimension und zum anderen die programmatische. Letzteres sind explizite Projekte der Verkündigung. Ersteres ist aber ebenso wichtig: „die gewöhnlichen Aktivitäten der Teilkirchen unter missionarischem Aspekt anzugehen,“ nennt er das. Interessant ist diese Unterscheidung, weil der Papst an diese Dimension – die paradigmatische – die „Dynamik der Reform kirchlicher Strukturen“ anhängt. Weiterlesen “Leiter der Ortskirchen: Was Franziskus von den Bischöfen will”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Kirche und Medien, Rom, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Bischof, Bischöfe, Bistum, CELAM, Diözese, Franziskus, Leitung, Ortskirche, Rio, WJT7 Kommentare zu Leiter der Ortskirchen: Was Franziskus von den Bischöfen will

Wie wir sind

Veröffentlicht am 30. Januar 2013
Wie wir sind: Darstellung laut Sinus-Studie

Studien helfen uns, unsere Realität zu verstehen. Das gilt auch für die Kirche, und so haben wir in der vergangenen Woche wieder eine solche vorgestellt bekommen, die Sinus-Milieustudie der Kirche, in Auftrag gegeben von einem Unternehmen der Bischofskonferenz.

Um daraus etwas lernen zu können, muss man die Beschränkungen kennen, die diese Studie hat. Zum einen ist sie im statistischen Sinn nicht repräsentativ. Was sie auch gar nicht behauptet. Aber das bedeutet, dass sie eher ein Bild zeichnet als einen Bauplan, wenn diese Metapher erlaubt ist. Um zweitens muss man die Studie von ihren Interpretationen trennen. Das ist bei Sinus-Milieu-Studien allgemein schwierig, weil sie selber mit Interpretationen arbeiten. Aber trotzdem ist das, was die Studie zeigt, nicht dasselbe, was nachher über die Studie gesagt wird. In der Sprache der Studie: die Erkenntnisse der Studie sind gültig in ihrer Typizität. Man muss nicht – wegen zu kleiner Stichprobe – die geäußerten Antworten der Befragten für statistisch erhobene Mehrheiten annehmen.

Nehme ich diese Verkürzungen in Kauf, dann kann ich aber tatsächlich etwas lernen über die Kirche, oder besser: über die Art und Weise, wie die Kirche auf verschiedene Lebensumstände reagiert oder eben nicht und wie Kirche gesehen wird.

Ich will gar nicht auf die inhaltlichen Dinge eingehen, das habe ich an andere Stelle schon getan. Was mich aber nachhaltig beschäftigt, ist wie sehr medial produzierte Muster herangezogen werden, um Realität oder Empfindung zu beschreiben. Weiterlesen “Wie wir sind”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Kirche und Medien, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Alltag, Demokratie, Gesellschaft, Glauben, Kirche, Lebensbereich, Leitung, MDG, Milieu, Reform, Sinus, Spaltung, Studie20 Kommentare zu Wie wir sind

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