Im vergangenen Jahr war er in Bari, Papst Franziskus wollte dort ökumenisch an die vielen Ertrunkenen im Mittelmeer erinnern. Das war der fünfte Jahrestag seines Besuches auf Lampedusa. Heute, am sechsten Jahrestag, feiert er in Sankt Peter eine Messe für Flüchtlinge und Migranten und deren Helfer.
Das Ganze fällt in eine aufgeheizte Situation. Die Aufregung um Carola Rackete (in deutschsprachigen Medien) und die moralische Selbstgerechtigkeit des Nordens Europas, der Italien lange alleine gelassen hat mit dem Problem, der Zynusmus des Innenministers Salvini, der an Lösungen nicht interessiert einfach nur Zorn entfacht. Um das in Wählerstimmen umzusetzen.
Messe für Flüchtlinge und Migranten
Dazwischen geraten die, die fliehen, migrieren, vertrieben werden. Papst Franziskus mischt sich in die politische Debatte nicht ein, er macht es auch nicht moralisch oder gar Moralinsauer, sondern er feiert eine Messe. Wie er auf Lampedusa schon einen Kranz ins Meer geworfen hatte.
„Wer hat geweint über den Tod dieser Brüder und Schwestern?“, hatte er 2013 auf Lampedusa gepredigt. „Wer hat geweint um diese Menschen, die im Boot waren? Um die jungen Mütter, die ihre Kinder mit sich trugen? Um diese Männer, die sich nach etwas sehnten, um ihre Familien unterhalten zu können? Wir sind eine Gesellschaft, die die Erfahrung des Weinens, des „Mit-Leidens“ vergessen hat: Die Globalisierung der Gleichgültigkeit hat uns die Fähigkeit zu weinen genommen!“
Die Fähigkeit zu weinen genommen
Menschlichkeit ist das Stickwort hier. Wo im kaum zu überbietenden Zynismus das Leid von Menschen benutzt wird, um Punkte zu machen, gerät Menschlichkeit unter die Räder. Ich habe aber auch den Verdacht, dass bei aller Aufregung um Frau Rackete die Flüchtlinge und Geretteten selber vergessen werden. Alle Konzentration und alle Kameras und alle politischen Kommentare auf sie, da können wir unsere eigene Hilfsbereitschaft feiern. Und die Flüchtlinge? Die dürfen kommen. Auch das ist zynisch.
Die Destruktiv-Katholiken haben die Messe des Papstes bereits als „Messe für und mit Menschenschmugglern“ betitelt. Auch innerhalb der Kirche scheint es Ecken und Winkel ohne Menschlichkeit zu geben. Menschlichkeit, so mag ich anfügen, die ja immerhin göttlich ist. Gott wurde nicht Moral, Gott wurde nicht Kultur, Gott wurde nicht Nation, Gott wurde Mensch.
Gott wurde nicht Moral
Einmal mehr sehen wir, wie recht Papst Franziskus hatte und hat, wir können noch nicht einmal mehr weinen. Wir reden über uns selber, sind stolz auf unsere Hilfsbereitschaft ohne Italien zu helfen, oder benutzen das Schicksal von Menschen um Wut zu schüren. Aber dass da Menschen sterben, das gerät schnell aus den Schlagzeilen.
Gut, dass der Papst Messe feiern. Gott lobt und Fürbitte hält und das Feiert, was im Zentrum unseres Glaubens ist: Die Selbsthingabe Gottes. Ohne Denken an konkrete Menschen geht das nicht. Heute nicht, 2013 nicht und wie zu fürchten ist am siebten Jahrestag im kommenden Jahr auch nicht.