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Schlagwort: Freiburg

Auf dem Weg zur Entweltlichung

Veröffentlicht am 26. Februar 201326. Februar 2013
Papst Benedikt XVI. fährt im Papamobil im Olympiastadion Berlin ein
Deutschlandreise 2011: Olympiastadion Berlin, 22. Sept 2011

Vieles kann man nennen, was vom Pontifikat Benedikt XVI. weiter wirken wird. Was bei mir persönlich immer noch wirkt ist das Wort von der ‚Entweltlichung’, gesprochen in Freiburg beim letzten Papstbesuch im September 2011. Es hat damals einiges an Aufsehen erregt, an Diskussion, auch an ziemlich klarer Ablehnung. Danach gab es dann auch theologisches und journalistisches Nachdenken darüber, und wie sich zeigt, hat es sich gelohnt. Es hat die Debatte bereichert.

Im Dezember 2011 habe ich zu dem Begriff an dieser Stelle ein kleine Serie eingestellt die ich hier noch einmal verlinken will. Für mich ist es wie gesagt eine der prägenden Aussagen dieses Pontifikates und noch längst nicht ausgeschöpft.

 

1 Auf dem Weg zur Entweltlichung

2 Gaudium et Spes in der Freiburger Rede

3 Wir verlieren uns an die Welt: Rudolf Bultmann

4 Weltverneinung und Weltbejahung

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Papstreise, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Benedikt XVI., Deutschland, Deutschlandreise, Entweltlichung, Freiburg, KircheSchreiben Sie einen Kommentar zu Auf dem Weg zur Entweltlichung

Kirchensteuer, entweltlichte

Veröffentlicht am 27. September 2012
Papst Benedikt XVI. fährt im Papamobil im Olympiastadion Berlin ein
Deutschlandreise: Berlin, 22. Sept 2011

Es ist vielleicht bezeichnend, dass die Neuregelung des Kirchenaustritts in Deutschland ausgerechnet zum Jahrestag des Papstbesuches kommt, geht es doch letztlich um die Frage, was das Spezifikum des Glaubens ist und ob es dazu des Geldes, der Steuer bedarf. Diese Diskussion hatten wir im vergangenen Jahr ausgiebig im Anschluss an die Rede des Papstes in Freiburg, Stichwort “Entweltlichung”.

Bezeichnend finde ich dieses Zusammentreffen der Daten deswegen, weil es in Deutschland kaum möglich ist, beides getrennt zu verhandeln. Die beiden Themen – Kirchenmitgliedschaft und Steuer – sind ineinander verwoben.

 

Also doch Entweltlichung der Kirchensteuer?

“Können Sie mir eventuell erläutern, wie der Begriff der “Entweltlichung” mit dem Erlass der dt. Bischöfe zum Kirchenaustritt zusammenhängt?” So eine kurze eMail an unsere Redaktion vor einigen Tagen. Meine erste Reaktion: Die hängen nicht zusammen. Es ist eben genau dieses Missverständnis, dass der Papst in Freiburg mit seinem Begriff der “Entweltlichung” die Kirchensteuer gemeint habe, gegen das ich vor einem Jahr und danach in diesem Blog angeschrieben habe. Es geht Benedikt XVI. um etwas Grundsätzliches, das alle angeht, um mehr als nur die Frage de Steuer.

Wer austritt, tritt aus. Das ist keine Frage der Steuer. Weiterlesen “Kirchensteuer, entweltlichte”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, PapstreiseSchlagwörter Austreten, Austritt, Benedikt XVI., Bischofskonferenz, Deutschland, Deutschlandreise, Entweltlichung, Freiburg, Kirche, Kirchensteuer, Zugehörigkeit35 Kommentare zu Kirchensteuer, entweltlichte

Ein Jahr danach

Veröffentlicht am 21. September 2012
Papst Benedikt XVI. bei der Ansprache im Garten von Schloss Bellvue
Papst Benedikt XVI. bei der Ansprache vor dem Bundespräsidenten und Gästen

Ein Jahr ist der Papstbesuch in Deutschland nun her. Ich habe ich in den vergangenen Wochen immer wieder gefragt, was davon geblieben ist. Aber dies ist ja ein Blog: Also frage ich Sie.

Was ist vom Papstbesuch geblieben? Überhaupt? Generell? Kirchlich? Gesellschaftlich?

Wie sehen Sie das heute, ein Jahr danach?

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Glaube und Vernunft, PapstreiseSchlagwörter Benedikt XVI., Berlin, Deutschlandreise, Eichsfeld, Entweltlichung, Erfurt, Freiburg, Ökumene, Papstreise, Reise10 Kommentare zu Ein Jahr danach

Weltverneinung und Weltbejahung

Veröffentlicht am 13. Januar 2012

Auf dem Weg zur Entweltlichung, Teil 4. Vor einiger Zeit hatte ich hier an dieser Stelle ein wenig in den Werken des Theologen Rudolf Bultmann geblättert, von dem – unter anderen – der Begriff der Entweltlichung geprägt wurde. Es gab und gibt eine Reihe von Übereinstimmungen in den Gedanken des Papstes und in denen des evangelischen Theologen.

Aber die Übereinstimmungen sind nicht alles. Bultmann kann auch als Negativfolie hilfreich sein, denn es gibt auch klare und manifeste Unterschiede in den Theologien Ratzingers und Bultmanns. Und damit möchte ich einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Verständnis des Redens von der ‚Entweltlichung’ machen. Weiterlesen “Weltverneinung und Weltbejahung”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und VernunftSchlagwörter Benedikt XVI., Bultmann, da ist Zukunft, Deutschlandreise, Entweltlichung, Freiburg, Freiburger Rede, Glaube, Gott, Joseph Ratzinger, Menschwerdung, Theologie, Wahrheit, Welt39 Kommentare zu Weltverneinung und Weltbejahung

Wir verlieren uns an die Welt: Lesen wir Rudolf Bultmann

Veröffentlicht am 17. Dezember 201119. März 2019

Auf dem Weg zur Entweltlichung, Teil 3. Bis jetzt habe ich ein wenig das Umfeld der Freiburger Rede betrachtet, vor allem das Konzil und das Dokument „Gaudium et Spes“, aus dem einer der Hauptgedanken der Papstrede stammt. Was aber eindeutig neu ist, ist der Begriff der „Entweltlichung“, der ja in der Folgezeit auch das Stichwort in der Öffentlichkeit geworden ist. Ich halte es für hilfreich, sich diesen Begriff einmal genauer anzuschauen, um den Papst besser verstehen zu können.

Schauen wir als erstes auf das Wort selber. Es ist ja zunächst klar verständlich, was an der Konstruktion des Wortes liegt. „Ent-“ ist ein Präfix, das eine Trennung ausdrückt. Nicht den Zustand des getrennt seins, sondern den (gewünschten) Vorgang des Trennens. Man entfernt, schafft also eine Ferne, eine Distanz. (Lassen wir in diesem Zusammenhang die zweite Bedeutung, ent-springen, ent-flammen, also etwas beginnen, weg, denn das ist offensichtlich nicht gemeint). Es wird also eine Ferne und Distanz zur Welt geschaffen. Soweit ist das sehr klar und eindeutig.

Allerdings ist der Begriff der „Entweltlichung“ keine Wortschöpfung Benedikt XVI., noch ist es ein im Alltag gebrauchtes Wort. In der Theologie ist es ein Begriff, den der evangelische Theologe Rudolf Bultmann geprägt und in die theologische Debatte eingeführt hat. Der Begriff taucht ansonsten auch bei Martin Heidegger auf. Ich denke aber, dass wir bei Bultmann gut aufgehoben sind, teilen Benedikt XVI. und er doch ihre Verankerung im Johannesevangelium und im Spannungspaar Welt – Gott. Dazu aber ein andern mal mehr.

Nun ist Bultmanns Lehre von der Kirche nicht gleich der katholischen, es gibt bedeutende und trennende Unterschiede. Benedikt XVI. hat in seiner Freiburger Rede auch seine eigene Lesart von „Entweltlichung“ deutlich gemacht, trotzdem meine ich aber, dass es sich lohnt, einmal bei Bultmann nachzuschauen. Beginnen wir aber nicht bei der Entweltlichung, beginnen wir bei der Welt selber.

Die ‚Welt’ Rudolf Bultmanns

Die ,Welt‘ versteht Rudolf Bultmann als Art und Weise, wie wir Menschen uns sehen und verstehen und wie wir leben. Das bedeutet, dass der Mensch sich selber begreift und verankert, in dem er auf die Mechanismen der Welt schaut. Wir unterwerfen uns die Welt, also verstehen wir uns als Unterwerfer und Herren. Wir verfügen über Dinge, also sehen und verstehen wir uns als Macher. Wir messen und nutzen, also sehen wir nur Messbares und Nutzbares. Daraus folgt, dass nur noch der materielle Nutzen als Norm unseres Handelns gilt: Was nützt, ist gut.

Das hat zudem noch die Folge, dass wir unsere Welt und dann auch uns Menschen organisieren. Solche Organisation verdrängt das Vertrauen zwischen Menschen, letztlich auch die Verantwortung. Das, was wir sind, geht nämlich nicht in solche Organisationen auf, das geht ja auch gar nicht. Wir sind mehr. Wenn wir uns aber als Teil einer solchen Institution wie Staat oder Volk etc. verstehen, wenn wir uns als Teil davon sehen, dann verdrängen wir etwas von uns, was uns individuell macht.

Hier merkt man deutlich, dass Bultmann als Teil der bekennenden Kirche gegen jede Form des Totalitarismus Stellung bezieht: Der Mensch definiert sich nicht von der Masse aus, von der Gemeinschaft, sondern ist selbst ein Individuum. Für uns heute scheint das selbstverständlicher als für Bultmann damals.

Was aber viel weniger zeitbedingt ist, ist Bultmanns Kritik am Relativismus. Wir Menschen hätten uns seit Beginn der Moderne als Teil eines historischen Prozesses zu sehen gelernt, wir sehen also unsere Geschichte. Wenn wir Geschichte sehen, dann aber immer auch die Möglichkeiten, wie es hätte anders sein können. Wir schauen die vielen Gründe und Motive, durchschauen die Komplexität historischer Vorgänge und erklären einzelne Dinge nicht mehr nur durch ‚Glauben’ oder ‚Macht’, alles wirkt zusammen. Bultmann beschreibt die Reaktion der Menschen hierauf als Relativismus: Wir hätten gelernt, die Möglichkeit zu leugnen, wirklich etwas von der Welt erkennen zu können. Alles sei kontingent, alles sei möglich oder auch nicht. Das betrifft dann auch sie Ethik: Verbindliche Moral kann es nicht geben, alles ist relativ in der Geschichte. Und das folgt dann ja auch logisch aus dem ersten Gedanken: Wenn der Nutzen zählt, dann kann es nichts geben, was größer ist. Alles muss sich letztlich dem Nutzen unterwerfen oder aus dem Nutzen legitimieren.

Ganz modern und zugegeben Bultmann nicht gerecht werdend könnte ich überspitzen: Anything goes.

Ganz wichtig ist für Bultmann, dass das alles sehr abstrakte Gedanken sind. Es ist keine Sozialkritik, die er in seiner Theologie entwickelt, er schaut nicht auf konkrete Anlässe oder Phänomene, sondern es sind Schlüsse, die er aus seinem Verständnis des Menschen heraus zieht. Es geht um Deutungen aus der Anthropologie heraus, aus der Art und Weise, den Menschen zu sehen und zu verstehen.

Das Problem: Wenn wir uns als Mensch früher als Geschöpf verstanden haben, das in die Schöpfungsordnung Gottes hineingehört, so wollen wir nun selbst sein, Geltung haben. Diese Geltung verschaffen wir uns in der ‚Welt’ durch Leistungen und durch all das, was wir tun. Wir sind wer wir sind durch Selbstbehauptung, durch unser Verhältnis zur Welt. Wir tun, schaffen, machen, und deswegen sind wir. Wir wollen unser Leben selbst in die Hand nehmen und sehen uns als diejenigen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen.

Wenn wir das aber wollen, dann sind wir auf die Möglichkeiten beschränkt die das Sichtbare und uns Verfügbare uns gibt. Kurz: Die Welt. Diese Welt beschränkt uns, weil sie alles ist, was wir sehen, um ich selbst sein zu können. Die Welt wird Norm, die Welt wird Raum unseres Lebens. Und weil wir glauben, Herren der Welt zu sein, glauben wir auch, Herren unserer selbst zu sein. Und weil die Welt – das uns Verfügbare – uns genügt, genügen wir uns selbst. Wir verlieren uns an die Welt, sagt Bultmann.

Das ist Sünde. Wenn wir uns an die Welt verlieren, entfernen wir uns auch vom uns Unverfügbaren, von Gott.

Konsequenz der ‚Welt’: Relativismus

Wer Papst Benedikt XVI. zuhört, dem wird einiges bekannt vorkommen, und das nicht nur aus der Freiburger Rede. Nun ist die Theologie des Papstes nicht die Theologie Rudolf Bultmanns, es gibt bedeutende Unterschiede. Aber greifen wir einfach zum letzten Text, den der Vatikan veröffentlicht hat, zur Botschaft des Papstes zum Weltfriedenstag. Da heißt es (eine Ansprache vom Juni 2005 zitierend): „Ein besonders tückisches Hindernis für die Erziehungsarbeit stellt heute in unserer Gesellschaft und Kultur das massive Auftreten jenes Relativismus dar, der nichts als definitiv anerkennt und als letzten Maßstab nur das eigene Ich mit seinen Gelüsten gelten lässt und unter dem Anschein der Freiheit für jeden zu einem Gefängnis wird, weil er den einen vom anderen trennt und jeden dazu erniedrigt, sich ins eigene „Ich“ zu verschließen.“ Und weiter: „Im Innern seines Gewissens entdeckt der Mensch ein Gesetz, das er sich nicht selbst gibt, sondern dem er gehorchen muss und dessen Stimme ihn zur Liebe und zum Tun des Guten und zur Unterlassung des Bösen aufruft und dazu, die Verantwortung für das vollbrachte Gute und das getane Böse zu übernehmen.“ Man kann bei Benedikt XVI. und Kardinal Joseph Ratzinger viele ähnliche Formulierungen finden, etwa in der Eröffnungsansprache zum Konklave April 2005 oder auch in seinem letzten Interviewbuch ‚Licht der Welt’.

Was ich damit sagen will: Mir scheint, dass die Kritik, die Bultmann aus seinem Verständnis der Welt entwickelt, sich ähnlich bei Benedikt XVI. findet. Beide sagen, dass das uns Verfügbare, die ‚Welt’, uns nicht bestimmen darf, weil dann alles relativ würde und wir Liebe und Gewissen verlieren würden. Entweltlichung – und mit diesem Gedanken möchte ich diesen Teil beenden – wäre demnach ein Schritt auf Gott zu, weg von unserem Selbstverständnis als Teil der Welt. Wenn wir aufhören, uns selbst und das von uns geschaffene wichtig zu nehmen und wenn wir aufhören, die Normen unseres Denkens und Handelns in der Welt selbst zu suchen, dann werden wir (wieder) offen für Gott. Ich denke, diese Position lässt sich bei beiden Theologen finden. Aber das will ich mir noch einmal genauer ansehen.

 

 

Anmerkung: Geholfen hat mir bei diesen Gedanken neben eigener Lektüre ganz besonders eine Promotionsschrift: Bernhard Dieckmann, ‚Welt’ und ‚Entweltlichung’ in der Theologie Rudolf Bultmanns, 1977 erschienen.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und VernunftSchlagwörter Benedikt XVI., da ist Zukunft, Deutschlandreise, Entweltlichung, Existenzialismus, Freiburg, Gaudium et Spes, Joseph Ratzinger, Kirche und Welt, Rede, Relativismus, Rudolf Bultmann, Welt4 Kommentare zu Wir verlieren uns an die Welt: Lesen wir Rudolf Bultmann

Gaudium et Spes in der Freiburger Rede

Veröffentlicht am 11. Dezember 20119. Dezember 2011

Auf dem Weg zur Entweltlichung, Teil 2. Direkt nach der Papstreise habe ich einen Blick auf die Pastoralkonstitution Gaudium et Spes geworfen. Einige Beobachter hatten in den Reden des Papstes Zitate aus dem Konzil entdeckt, ein ganz großes Stück findet sich in der Rede Benedikt XVI. in Freiburg. Und wenn wir uns der Rede in Freiburg ausführlicher widmen, dann darf ich noch einmal dieses Stück aus dem Konzil zitieren.

Es geht um das Verhältnis von Staat und Kirche, vor allem aber auch um die vom Papst angesprochenen Privilegien.

 

Gaudium et Spes, Nr. 76

Sehr wichtig ist besonders in einer pluralistischen Gesellschaft, dass man das Verhältnis zwischen der politischen Gemeinschaft und der Kirche richtig sieht, so dass zwischen dem, was die Christen als Einzelne oder im Verbund im eigenen Namen als Staatsbürger, die von ihrem christlichen Gewissen geleitet werden, und dem, was sie im Namen der Kirche zusammen mit ihren Hirten tun, klar unterschieden wird. Die Kirche, die in keiner Weise hinsichtlich ihrer Aufgabe und Zuständigkeit mit der politischen Gemeinschaft verwechselt werden darf noch auch an irgendein politisches System gebunden ist, ist zugleich Zeichen und Schutz der Transzendenz der menschlichen Person.

Die politische Gemeinschaft und die Kirche sind auf je ihrem Gebiet voneinander unabhängig und autonom. Beide aber dienen, wenn auch in verschiedener Begründung, der persönlichen und gesellschaftlichen Berufung der gleichen Menschen. Diesen Dienst können beide zum Wohl aller um so wirksamer leisten, je mehr und besser sie rechtes Zusammenwirken miteinander pflegen; dabei sind jeweils die Umstände von Ort und Zeit zu berücksichtigen. Der Mensch ist ja nicht auf die zeitliche Ordnung beschränkt, sondern inmitten der menschlichen Geschichte vollzieht er ungeschmälert seine ewige Berufung.

Die Kirche aber, in der Liebe des Erlösers begründet, trägt dazu bei, dass sich innerhalb der Grenzen einer Nation und im Verhältnis zwischen den Völkern Gerechtigkeit und Liebe entfalten. Indem sie nämlich die Wahrheit des Evangeliums verkündet und alle Bereiche menschlichen Handelns durch ihre Lehre und das Zeugnis der Christen erhellt, achtet und fördert sie auch die politische Freiheit der Bürger und ihre Verantwortlichkeit. Wenn die Apostel und ihre Nachfolger mit ihren Mitarbeitern gesandt sind, den Menschen Christus als Erlöser der Welt zu verkünden, so stützen sie sich in ihrem Apostolat auf die Macht Gottes, der oft genug die Kraft des Evangeliums offenbar macht in der Schwäche der Zeugen. Wer sich dem Dienst am Wort Gottes weiht, muss sich der dem Evangelium eigenen Wege und Hilfsmittel bedienen, die weitgehend verschieden sind von den Hilfsmitteln der irdischen Gesellschaft. Das Irdische und das, was am konkreten Menschen diese Welt übersteigt, sind miteinander eng verbunden, und die Kirche selbst bedient sich des Zeitlichen, soweit es ihre eigene Sendung erfordert. Doch setzt sie ihre Hoffnung nicht auf Privilegien, die ihr von der staatlichen Autorität angeboten werden. Sie wird sogar auf die Ausübung von legitim erworbenen Rechten verzichten, wenn feststeht, dass durch deren Inanspruchnahme die Lauterkeit ihres Zeugnisses in Frage gestellt ist, oder wenn veränderte Lebensverhältnisse eine andere Regelung fordern.

Immer und überall aber nimmt sie das Recht in Anspruch, in wahrer Freiheit den Glauben zu verkünden, ihre Soziallehre kundzumachen, ihren Auftrag unter den Menschen unbehindert zu erfüllen und auch politische Angelegenheiten einer sittlichen Beurteilung zu unterstellen, wenn die Grundrechte der menschlichen Person oder das Heil der Seelen es verlangen. Sie wendet dabei alle, aber auch nur jene Mittel an, welche dem Evangelium und dem Wohl aller je nach den verschiedenen Zeiten und Verhältnissen entsprechen. In der Treue zum Evangelium, gebunden an ihre Sendung in der Welt und entsprechend ihrem Auftrag, alles Wahre, Gute und Schöne in der menschlichen Gemeinschaft zu fördern und zu überhöhen, festigt die Kirche zur Ehre Gottes den Frieden unter den Menschen.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Benedikt XVI., da ist Zukunft, Deutschlandreise, Entweltlichung, Franziskus, Freiburg, Gaudium et Spes, Joseph Ratzinger, Kirche und Welt, Peter Seewald, Rede, Welt11 Kommentare zu Gaudium et Spes in der Freiburger Rede

Auf dem Weg zur Entweltlichung

Veröffentlicht am 10. Dezember 20119. Dezember 2011
Papst Benedikt XVI. fährt im Papamobil im Olympiastadion Berlin ein
Deutschlandreise 2011: hier im Olympiastadion Berlin, 22. Sept 2011

Die Freiburger Rede des Papstes bleibt spannend. Erst war die Aufregung groß, dann gab es viele Artikel, dann wurde es ruhiger um diese Schlussansprache der Deutschlandreise des Papstes. Aber nicht ganz ruhig. Ein ZDF Journalist hat einen Sammelband dazu herausgegeben, in der Zeit-Beilage Christ und Welt war sie mehrfach Thema – einmal sogar mit der Ansage, wer die Interpretationshoheit darüber erlange, qualifiziere sich für den Vorsitz der Bischofskonferenz – und der BR hat eine ganze Stunde der Sendung Theologik dem Thema gewidmet. Ausrisse nur, die aber zeigen, dass die „Entweltlichung“ die Kirche nicht loslässt.

Es wird Zeit, dass sich dieser Blog noch einmal dem Text zuwendet. Schritt für Schritt, nicht um eine definitive Interpretation anzubieten, sondern um Nutzen aus dem Text zu ziehen. Manch eine Wahrheit hat uns der Papst dort gesagt, viel ist aber auch am Schlagwort der „Entweltlichung“ hängen geblieben.

Den Anfang sollen zwei Zitate des Papstes machen, beziehungsweise des Kardinals Joseph Ratzinger: Aus dem zweiten Interviewband das Papstes mit Peter Seewald, „Gott und die Welt“. Das Kapitel 16 handelt vom Charisma, vom Geist der Kirche. Das Kapitel 18 heißt „von der Zukunft“.

 

Dem Abschnitt über den heiligen Franziskus fügt er den Gedanken an:

„Die Kirche selber lebt ja eigentlich in diesem Dilemma, dass wir alle mehr sein müssten, dass wir alle radikaler aus den Kompromissen unseres Lebens aussteigen sollten. Aber dann, wenn wir schon mal diese Kompromisse weiterleben müssen in der Welt, so wie sie eben beschaffen ist, dann sollten wir wenigstens den Stachel dieser Beunruhigung in uns getragen und unser eigenes Leben und das der Welt auf die ganze Größe des Evangeliums hin öffnen.“

 

Volks- oder Minderheitenkirche?

„Die Volkskirche kann etwas sehr Schönes sein sie ist aber nicht etwas Notwendiges“ (379)

„Wir werden Einbußen hinnehmen müssen, wir werden aber immer eine offene Kirche bleiben. Kirche darf keine geschlossene Gruppe sein, die sich selber genügt. Wir werden vor allem in dem Sinne missionarisch sein müssen, dass wir der Gesellschaft jene Werte vor Augen halten, die ihr Gewissen bilden sollten, Werte, die die Grundlage ihrer staatlichen Existenz und einer wirklich menschlichen Sozialgemeinschaft sind“ (380).

 

Weltkirche der Zukunft

„Aus diesem Grunde ist meiner Meinung nach die Verwesentlichung – ein Wort von Guardini – das Grundlegende. Dabei geht es weniger darum, phantasievolle Vorkonstruktionen von etwas zu machen, das dann doch ganz anders sein wird, und das wir nicht in der Retorte vorausbauen können, sondern auf das Wesentliche hinzuleben, das sich dann neu einkarniert und neu darstellen kann.“ (383)

 

Seewald, Peter u Ratzinger, Joseph: Gott und die Welt. München 2000

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Benedikt XVI., da ist Zukunft, Deutschlandreise, Entweltlichung, Franziskus, Freiburg, Joseph Ratzinger, Kirche und Welt, Peter Seewald, Rede, Welt1 Kommentar zu Auf dem Weg zur Entweltlichung

Der Papst und die Neuevangelisierung

Veröffentlicht am 30. September 201129. September 2011
Papst Benedikt XVI. fährt im Papamobil im Olympiastadion Berlin ein
Olympiastadion Berlin, 22. Sept 2011

Radio Vatikan betreibt eine Nachlese zum Papstbesuch in Deutschland. Die Texte dazu stelle ich in diesen Tagen ins Netz. Die zweite Nachlese ist von der Kollegin Anne Preckel:

 

 

 

 

Neuevangelisierung: Neben der Ökumene hat der Papst die Stärkung des Glaubens im christlich geprägten Deutschland – denn das ist mit Neuevangelisierung gemeint – im Vorfeld seiner Reise als Hauptanliegen herausgestellt. Wenige Tage vor Abfahrt sagt Benedikt XVI. im „Wort zum Sonntag“, ausgestrahlt im Ersten Deutschen Fernsehen:

„All dies ist nicht religiöser Tourismus, und noch weniger eine Show. Worum es geht, sagt das Leitwort dieser Tage: ‚Wo Gott ist, da ist Zukunft’. Es soll darum gehen, dass Gott wieder in unser Blickfeld tritt, der so oft ganz abwesende Gott, dessen wir doch so sehr bedürfen.“ Weiterlesen “Der Papst und die Neuevangelisierung”

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Der Papst und das Konzil

Veröffentlicht am 29. September 201129. September 2011

Das Zweite Vatikanische Konzil ist der Ideengeber des Papstes. Viele Kommentatoren würden das verneinen, aber gerade bei den letzten Ansprachen Benedikt XVI. in Deutschland war das mit Händen zu greifen. Lumen Gentium sei in Länge zitiert worden, meine Bischof Hanke zu erkennen. Darauf habe ich mich hingesetzt und ein wenig gestöbert. In Gaudium et Spes, der Pastoralkonstitution des Konzils, bin ich als erstes fündig geworden. Das ist zwar nicht wirklich erstaunlich, aber interessant finde ich es allemal. Es geht um das Verhältnis von Staat und Kirche, vor allem aber auch um die vom Papst angesprochenen Privilegien.

 

Gaudium et Spes, Nr. 76:

Sehr wichtig ist besonders in einer pluralistischen Gesellschaft, dass man das Verhältnis zwischen der politischen Gemeinschaft und der Kirche richtig sieht, so dass zwischen dem, was die Christen als Einzelne oder im Verbund im eigenen Namen als Staatsbürger, die von ihrem christlichen Gewissen geleitet werden, und dem, was sie im Namen der Kirche zusammen mit ihren Hirten tun, klar unterschieden wird. Die Kirche, die in keiner Weise hinsichtlich ihrer Aufgabe und Zuständigkeit mit der politischen Gemeinschaft verwechselt werden darf noch auch an irgendein politisches System gebunden ist, ist zugleich Zeichen und Schutz der Transzendenz der menschlichen Person. Die politische Gemeinschaft und die Kirche sind auf je ihrem Gebiet voneinander unabhängig und autonom. Weiterlesen “Der Papst und das Konzil”

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Meine KSJ und der Papst

Veröffentlicht am 24. September 201122. September 2012
Das Bild des Heiligen Ignatius bei der Vigilfeier
Links: Ignatius von Loyola, Patron der KSJ; Altarbild bei der Vigilfeier

Die Vigilfeier mit Jugendlichen: Die Verbände und Gemeinschaften stellen sich vor, und damit die Jugend der Kirche. Ehrenamtliche alle miteinander.

Der Schreiber dieser Zeilen hat auch ein kleines Ehrenamt für Jugendliche, ich bin seit einigen Jahren gewählter Bundeskaplan der KSJ, der Katholischen Studierenden Jugend. Umso stolzer bin ich, dass als zweites die KSJ Freiburg sich dem Papst vorstellen durfte. Bravo, KSJ, bravo! Das Audio ist geschnitten – Sorry, liebe übrige Verbände. Ich möchte aber anfügen, dass auch Pfadis und Minis, Don Bosco und Schönstatt eine wunderbare Figur abgegeben haben.
https://blog.radiovatikan.de/wp-content/uploads/2011/09/vigil
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