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PaterBerndHagenkord.blog

Vatican News

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Schlagwort: Joseph Ratzinger

„Es wird die Kirche arm machen“

Veröffentlicht am 15. Mai 201315. Mai 2013

Eine „Arme Kirche für die Armen“ sollen wir sein, so der Wunsch von Papst Franziskus. Es geht ihm schlicht um die Frage, wohin es mit der Kirche gehen soll und wird. Es geht um unsere Zukunft.

Schon immer habe ich gemeint, dass wir vom Pontifikat Benedikt XVI. noch zwanzig, dreißig Jahre lang etwas haben werden und die Texte noch lange zitieren werden. Die Frage danach, wie viel Benedikt in Franziskus steckt oder nicht, ist mir dabei relativ egal; wenn ich heute die Texte noch einmal vorziehen, dann sehe ich aber sehr hilfreiche Gedanken.

Wie zum Beispiel den über die Zukunft der Kirche:

 

„Die Zukunft der Kirche kann und wird auch heute nur aus der Kraft derer kommen, die tiefe Wurzeln haben und aus der reinen Fülle des Glaubens leben. Sie wird nicht von denen kommen, die nur Rezepte machen. Sie wird nicht von denen kommen, die nur dem jeweiligen Augenblick sich anpassen. (..)“

 

Das ist erst einmal negativ formuliert. Vielleicht muss man auch dazu sagen, dass das aus einem Vortrag von des Theologen Joseph Ratzinger aus dem Dezember 1969 stammt. Die Formulierung sagt aber für heute schlüssig, dass nicht ein „sich ändern, damit alles so bleibt“ auf dem Programm steht.

Weiterlesen “„Es wird die Kirche arm machen“”

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Der Konzilstheologe

Veröffentlicht am 29. November 201229. November 2012
Erzbischof Gerhard Ludwig Müller beim Vortrag über die Theologie Joseph Ratzingers

Es ist ein unerschütterlicher Teil des Mythos um Joseph Ratzinger, dass er als junger Theologe liberal gewesen sei, durch die 68er Revolution erschüttert und dann nach Regensburg und zu den Konservativen gewechselt sei.

Jetzt liegt ein Buch in zwei Bänden vor, in dem man das – theologisch – überprüfen kann, wenn man sich seine Vorurteile denn infrage stellen lassen will. Joseph Ratzinger – Gesammelte Schriften Band 7. Hier geht es um das Konzil, die Vorbereitunsdokumente, Korrekturvorschläge, Redeentwürfe und Beiträge zu den Debatten, und es geht um die Konzilsrezeption durch den Theologen in den Jahren und Jahrzehnten danach.

Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, Nachfolger Ratzingers als Präfekt der Glaubenskongregation, stellte das Buch gestern – Mittwoch – in Rom vor. Müller liest im Denken Ratzingers eine Linie, die im Wirken und Sprechen des Papstes in der Formulierung der „Hermeneutik der Reform“ angekommen sei. Er wendete sich in deutlichen Formen gegen die Bruch-Theorie, und zwar in ihren beiden Ausprägungen: Sowohl diejenigen, die das Zweite Vatikanum nicht anerkennen, als auch diejenigen, die nur dieses Konzil anerkennen wollten, lägen falsch.

 

„In der Phase der Rezeption erinnert er [Ratzinger] immer wieder daran, das Konzil an seiner eigenen Intention zu messen und zu verstehen. In der vielbeachteten Ansprache an die römische Kurie vom 22. Dez 2005 betont Papst Benedikt XVI. diese Hermeneutik der Reform und der Wahrung der Kontinuität gegenüber einer Hermeneutik der Diskontinuität und des Bruches.

Das betrifft sowohl diejenigen, die hinter das Konzil zurück wollen, wie auch diejenigen, die es hinter sich lassen wollen. Das kommt auf gleiche raus. Weiterlesen “Der Konzilstheologe”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Rom, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Gerhard Ludwig Müller, Gesammelte Schriften, Hermeneutik, Joseph Ratzinger, Konzilstheologe, Papst, Theologie, Zweites Vatikanum4 Kommentare zu Der Konzilstheologe

Wenn einer eine Reise tut

Veröffentlicht am 15. August 201222. September 2012

Folge 21

Markus Moderegger
Markus Moderegger

Als Sender des Papstes kann man nicht durch den Chiemgau fahren, ohne nicht in Traunstein halt zu machen, genauer: Im Studienseminar Sankt Michael, das einst auch für den jungen Joseph Ratzinger Lernort war. Seminarleiter Markus Moderegger über die Zukunft eines Seminars, das schon der Papst besucht hat.

https://blog.radiovatikan.de/wp-content/uploads/2012/08/21
Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, InterviewSchlagwörter Benedikt XVI., Bildung, Joseph Ratzinger, Konzept, Radio Vatikan, Sankt Michael, Schule, Sommerreise, Studienseminar, TraunsteinSchreiben Sie einen Kommentar zu Wenn einer eine Reise tut

„Ich stelle mir das Paradies wie meine Kindheit vor“

Veröffentlicht am 3. Juni 2012

Wenn die katholische Kirche über das Thema Familie spricht, klingt das irgendwie immer defensiv. Als ob wir ein Gesellschaftsmodell der Vergangenheit verteidigen würden oder romantisch in eine vorgestellte Vergangenheit blickten.

Fünf Fragen, fünf Antworten: In einer Feier am Samstagabend in Mailand stand Papst Benedikt selber zu Fragen der Familie Rede und Antwort. Frei und ohne Manuskript antwortete er auf Fragen zu seiner eigenen Familie, zu wiederverheirateten Geschiedenen oder zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten.

Die Fragen und die Antworten werde ich in den nächsten Tagen hier posten.

 

Den Anfang machte die junge Vietnamesin Cat Tien, Benedikt XVI. erzählte auf ihre Frage von seiner eigenen Kindheit und Jugend, von den Familiensonntagen und gemeinsam verbrachter Zeit. „Um die Wahrheit zu sagen, ich stelle mir vor, dass es im Paradies so sein wird, wie es in meiner Jugend war, meiner Kindheit“, so der Papst. Weiterlesen “„Ich stelle mir das Paradies wie meine Kindheit vor“”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., PapstreiseSchlagwörter Bayern, Benedikt XVI., Georg Ratzinger, Glaube, Joseph Ratzinger, Mailand, Sonntag, Sonntagsmesse, Weltfamilientreffen1 Kommentar zu „Ich stelle mir das Paradies wie meine Kindheit vor“

Der verfemte Begriff: Neuevangelisierung

Veröffentlicht am 29. April 201226. April 2012

Im Oktober beginnt im Vatikan die große Bischofssynode zur Neuevangelisierung, ein Begriff, den wir im Deutschen gerne vermeiden, klingt er doch so sehr danach, dass einige versuchen, anderen etwas aufzudrücken und ihre Freiheit zu beschneiden. Da er aber in diesem Jahr und darüber hinaus nicht zu vermeiden sein wird, versuche ich mich einmal an einer Übertragung oder Erläuterung. Das macht ihn vielleicht nicht brauchbarer in der Diskussion – ich selber spreche auch gerne von missionarischer Seelsorge, was letztlich das gleiche bedeutet – aber da wir in einer weltweiten Kirche leben, müssen wir auch suchen zu verstehen, was die Anderen sagen.

Auf der Suche nach dem Verstehen schaue ich also nach, und zwar dieses mal bei Kardinal Joseph Ratzinger, der als Papst dieses Thema strukturell stark gemacht hat durch die Gründung eines eigenen päpstlichen Rates und durch das Thema der Bischofssynode, das er gesetzt hat.

 

Die Definition Kardinal Ratzingers ist denkbar einfach: Evangelisieren bedeutet: Den Weg zum Glück zeigen, die Kunst zu leben lehren. Das geht natürlich nicht ohne Verweis auf den, von dem wir glauben, dass er das Evangelium in Person ist, aber genau so einfach und klar müssen wir uns Evangelisierung vorstellen. Weiterlesen “Der verfemte Begriff: Neuevangelisierung”

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Die „Mondtheologie” Joseph Ratzingers

Veröffentlicht am 17. April 2012

Kadinal Kurt Koch ist Nachfolger von Kardinal Walter Kasper auf dem Posten des Ökumeneverantwortlichen des Vatikan, wie Kasper ist er gelernter Theologieprofessor und Dogmatiker und hat, bevor er nach Rom kam, ein Bistum geleitet. „Seine Theologie will ein Dienst sein, die christliche Offenbarung dem Menschen heute verständlich zu machen,“ so charakterisiert er die Theologie Joseph Ratzingers. „Ich würde grundsätzlich sagen, dass der Heilige Vater mit seiner Theologie nicht originell sein will. Das ist die Grundversuchung der Theologie heute, jeder will möglichst originell sein, und dann haben wir eine Menge Genitiv-Theologien. Der Heilige Vater orientiert sich an der wahren Originalität der Theologie, nämlich am Glauben der Kirche, und er will im Grund mitglauben mit der Glaubensgemeinschaft der Kirche.“

Koch sieht klar die Hierarchie des Gebens und Nehmens, die sich durch die Theologie des Papstes ziehe, zuerst habe Gott gegeben, dann antworte der Mensch. Das begründe aber keine Unterwerfung, im Gegenteil: „Offenbarung ist in erster Linie der Akt, in dem Gott sich dem Menschen zuwendet, und dann erst in zweiter Linie die Sätze, die Glaubenssätze. Deshalb ist ein Kernwort seiner Theologie das Wort Freundschaft. Es braucht eine Beziehung mit dem auferstandenen Christus.“

Dieses Anliegen würde sich sicherlich auch noch durch die nächsten Jahrzehnte weiter ziehen und den Papst lange überdauern, „vor allem diese grundsätzlichen Akzente, die er gesetzt hat, das in den Mittelpunkt Stellen der Gottesfrage, dass die Kirchenfrage sekundär ist, dass in erster Linie die Gottesfrage im Vordergrund steht, wie das eigentlich das Konzil gewünscht hat – Lumen gentium ist nicht die Kirche, sondern ist Jesus Christus und die Aufgabe der Kirche besteht darin, dieses Licht in die Welt zu tragen, was die Kirchenväter sehr schön gesagt haben: Sie haben die Kirche mit dem Mond verglichen. Wie der Mond kein anderes Licht hat als das, das er von der Sonne empfängt, so hat auch die Kirche kein anderes Licht als das, das sie von Christus empfängt, und das muss sie in die Welt tragen. Wir müssen etwas wie eine lunare Ekklesiologie vertiefen und weitertragen, in der die Kirche sich damit zufrieden gibt, der Mond zu sein und nicht selber die Sonne zu sein.“

Mehr dazu bei Radio Vatikan

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Benedikt XVI., Glaube, Glaube und Vernunft, Joseph Ratzinger, Kurt Koch, Ökumene, Theologie, Vatikan1 Kommentar zu Die „Mondtheologie” Joseph Ratzingers

Benedikt Ratzinger – Ansichten eines später dazugekommenen

Veröffentlicht am 16. April 201214. April 2012

„Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte”. Schillers Ausspruch über Wallenstein ist zwar irgendwie immer und für jeden wahr, der in der Öffentlichkeit steht und für etwa eintritt. Aber mir kam dieser Ausspruch einmal wieder in den Sinn, als ich mich dransetzte, einige Zeilen anlässlich des Geburtstages des Papstes zu verfassen.

Die Kirche und die Öffentlichkeit in den deutschsprachigen Ländern haben eine lange Geschichte mit Joseph Ratzinger, vor allem seit seiner Ernennung zum Präfekten der Glaubenskongregation. Diese Geschichte prägt unsere Wahrnehmung bis heute, kurz unterbrochen vom „Wir sind Papst“ des Jahres 2005. Was davor lag – zum Beispiel seine Teilnahme am Konzil und seine frühen Bücher wie die Einführung ins Christentum – werden heute durch die Brille dieser Zeit der Glaubensentscheidungen und der meistens im Modus des Konfliktes ausgetragenen Auseinandersetzungen betrieben.

Heute wird der Papst 85 Jahre alt.

Mich selber sehe ich als einen später dazu gekommenen. Ich bin kein Ratzinger-Spezialist und kein Benedikt-Beobachter gewesen, bis ich hierher nach Rom gekommen bin um für Radio Vatikan zu arbeiten. Seitdem versuche ich, das als Vorteil zu sehen. Die Texte, Ideen, Ansprachen und Entscheidungen habe ich nicht emotional miterlebt, sondern studiere sie nun in der Vergangenheitsform, ruhig und allmählich.

 

Eine Glaubensfrage

Und nachdem ich gefühlt unendlich viele Texte vom Papst und Theologen gelesen habe, meine ich sagen zu können, dass er sich nur über den Glauben verstehen lässt. Auch die frühen Schriften, auch die Entscheidungen, die in den 80er und 90er Jahren so harsch herüberkamen, sind nicht über die Disziplin oder im Modus der Autorität verständlich, sondern über die Frage, wie Glaube unter den Bedingungen von heute gelebt werden kann. Natürlich fragt er auch nach Schädlichem und da sieht er viel; das Innerkirchliche zu stoppen war seine Aufgabe für lange Jahre. Aber dahinter liegt immer die Frage nach der Einwurzlung des Glaubens in die Welt.

Nehmen wir zum Beispiel das Wort „Reform“. Bei all den Überlegungen scheint mir, dass sehr viel über die Kirche, sehr wenig dagegen über den Glauben gesprochen wird. Das Gebet zum Beispiel ist als privat irgendwo im Regal abgestellt, wenn überhaupt, kommt im Diskurs aber kaum vor. Bei Benedikt XVI. ist das anders, ohne aber spiritualisiert daher zu kommen. Es ist keine Verdrängung der notwendigen Schritte, wenn er über geistliches spricht. Die Realität ist nur über das Gebet und den Glauben zu verändern, und ohne Gebet und Glauben laufen alle Veränderungen der Welt ins Leere.

 

Leider haben sich auch in der Kirche die beiden Pole konservativ – liberal eingeschlichen, und das nicht erst seit gestern. Hieran wird gemessen, ob das, was Benedikt XVI. sagt, passt oder nicht. Zugegeben, ich übertreibe, aber nicht viel.

Leider gibt es auch viele Scharfmacher, auf allen Seiten des Spektrums. Dem Inhalt wenig Raum gebend wird angeschärft und dann sagt der Papst genau das, was in den eigenen Kram passt. Aber genau das wird Benedikt XVI. nicht gerecht, wird Joseph Ratzinger nicht gerecht. Wer Benedikt XVI. verstehen will, der muss bereit sein, sich etwas sagen zu lassen. Das mag Widerspruch auslösen, aber dem ist der Papst ja auch nicht abgeneigt, siehe das Interview mit Kardinal Kasper.

Wo also ordnen wir Benedikt XVI. heute ein? Am besten gar nicht. Das wäre doch ein gutes Geburtstagsgeschenk, oder?

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Geburtstag, Joseph Ratzinger, Medien, Theologie, Wahrnehmung, Würdigung2 Kommentare zu Benedikt Ratzinger – Ansichten eines später dazugekommenen

„Ein Papst auf der Höhe der Zeit“. Zum Geburtstag Joseph Ratzingers ein Interview mit Walter Kardinal Kasper

Veröffentlicht am 15. April 201215. April 2012
Kardinal Walter Kasper zu Hause
Walter Kardinal Kasper (c) Hagenkord

An diesem Montag wird Joseph Ratzinger 85 Jahre alt. Zu denjenigen, die ihn schon lange kennen, gehört Walter Kardinal Kasper. Zum Papstgeburtstag habe ich ihn gefragt, ob er sich erinnert, wann er dem jetzigen Papst das erste mal begegnet ist.

„Genauer kennengelernt habe ich ihn 1964, als ich Professor in Münster in Westfalen wurde. Er war damals auch Professor in derselben katholischen Fakultät. Begegnet ist er mir allerdings schon ein Jahr vorher, bei einer Akademieveranstaltung der Diözesanakademie in Stuttgart. So ist es fast eine halbes Jahrhundert, das wir uns kennengelernt haben und uns zunächst als Theologen begegnet sind.“

 

 

 

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Eindruck?

„Der erste Eindruck war derselbe, wie wir Joseph Ratzinger, jetzt Benedikt XVI. heute kennen. Ein sehr stiller gesammelter Mensch, der sehr bescheiden auftritt, hochbelesen und grundgescheit ist, aber in seinen Aussagen sehr bestimmt ist. Er spricht eine sehr schöne Sprache, sehr verständlich und ansprechend. Und so ist er auch geblieben, bis heute.“

Theologe, Erzbischof, Kardinal, Papst

Sie kennen ihn als Theologen, als Erzbischof von München und Freising, als Präfekten in Rom, als Sie selbst Bischof in Deutschland waren. Dann als Präfekten, als Sie hier in Rom gearbeitet haben, nun als Papst. Wie ist es den Papst schon so lange und in so verschiedenen Rollen zu kennen?

„Gut, es war zunächst natürlich eine Schwierigkeit schon innerhalb des Konklave, wenn jeder Kardinal zum Papst vorgeht, ihn begrüßt, man gibt ihm die Hand und verspricht den Gehorsam. Und da war es für mich die Schwierigkeit, wie soll ich ihn denn überhaupt anreden, denn wir waren  per „Du“ und man kennt sich schon sehr lange als Kollegen, dann als Bischöfe hier in Rom. Aber er hat es mir dann sehr leicht gemacht. Seine ersten Worte, die er zu mir gesagt hat, damals noch im Konklave, waren: Nun müssen wir den Weg der Einheit gemeinsam gehen! Weiterlesen “„Ein Papst auf der Höhe der Zeit“. Zum Geburtstag Joseph Ratzingers ein Interview mit Walter Kardinal Kasper”

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Weltverneinung und Weltbejahung

Veröffentlicht am 13. Januar 2012

Auf dem Weg zur Entweltlichung, Teil 4. Vor einiger Zeit hatte ich hier an dieser Stelle ein wenig in den Werken des Theologen Rudolf Bultmann geblättert, von dem – unter anderen – der Begriff der Entweltlichung geprägt wurde. Es gab und gibt eine Reihe von Übereinstimmungen in den Gedanken des Papstes und in denen des evangelischen Theologen.

Aber die Übereinstimmungen sind nicht alles. Bultmann kann auch als Negativfolie hilfreich sein, denn es gibt auch klare und manifeste Unterschiede in den Theologien Ratzingers und Bultmanns. Und damit möchte ich einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Verständnis des Redens von der ‚Entweltlichung’ machen. Weiterlesen “Weltverneinung und Weltbejahung”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und VernunftSchlagwörter Benedikt XVI., Bultmann, da ist Zukunft, Deutschlandreise, Entweltlichung, Freiburg, Freiburger Rede, Glaube, Gott, Joseph Ratzinger, Menschwerdung, Theologie, Wahrheit, Welt39 Kommentare zu Weltverneinung und Weltbejahung

Wir verlieren uns an die Welt: Lesen wir Rudolf Bultmann

Veröffentlicht am 17. Dezember 201119. März 2019

Auf dem Weg zur Entweltlichung, Teil 3. Bis jetzt habe ich ein wenig das Umfeld der Freiburger Rede betrachtet, vor allem das Konzil und das Dokument „Gaudium et Spes“, aus dem einer der Hauptgedanken der Papstrede stammt. Was aber eindeutig neu ist, ist der Begriff der „Entweltlichung“, der ja in der Folgezeit auch das Stichwort in der Öffentlichkeit geworden ist. Ich halte es für hilfreich, sich diesen Begriff einmal genauer anzuschauen, um den Papst besser verstehen zu können.

Schauen wir als erstes auf das Wort selber. Es ist ja zunächst klar verständlich, was an der Konstruktion des Wortes liegt. „Ent-“ ist ein Präfix, das eine Trennung ausdrückt. Nicht den Zustand des getrennt seins, sondern den (gewünschten) Vorgang des Trennens. Man entfernt, schafft also eine Ferne, eine Distanz. (Lassen wir in diesem Zusammenhang die zweite Bedeutung, ent-springen, ent-flammen, also etwas beginnen, weg, denn das ist offensichtlich nicht gemeint). Es wird also eine Ferne und Distanz zur Welt geschaffen. Soweit ist das sehr klar und eindeutig.

Allerdings ist der Begriff der „Entweltlichung“ keine Wortschöpfung Benedikt XVI., noch ist es ein im Alltag gebrauchtes Wort. In der Theologie ist es ein Begriff, den der evangelische Theologe Rudolf Bultmann geprägt und in die theologische Debatte eingeführt hat. Der Begriff taucht ansonsten auch bei Martin Heidegger auf. Ich denke aber, dass wir bei Bultmann gut aufgehoben sind, teilen Benedikt XVI. und er doch ihre Verankerung im Johannesevangelium und im Spannungspaar Welt – Gott. Dazu aber ein andern mal mehr.

Nun ist Bultmanns Lehre von der Kirche nicht gleich der katholischen, es gibt bedeutende und trennende Unterschiede. Benedikt XVI. hat in seiner Freiburger Rede auch seine eigene Lesart von „Entweltlichung“ deutlich gemacht, trotzdem meine ich aber, dass es sich lohnt, einmal bei Bultmann nachzuschauen. Beginnen wir aber nicht bei der Entweltlichung, beginnen wir bei der Welt selber.

Die ‚Welt’ Rudolf Bultmanns

Die ,Welt‘ versteht Rudolf Bultmann als Art und Weise, wie wir Menschen uns sehen und verstehen und wie wir leben. Das bedeutet, dass der Mensch sich selber begreift und verankert, in dem er auf die Mechanismen der Welt schaut. Wir unterwerfen uns die Welt, also verstehen wir uns als Unterwerfer und Herren. Wir verfügen über Dinge, also sehen und verstehen wir uns als Macher. Wir messen und nutzen, also sehen wir nur Messbares und Nutzbares. Daraus folgt, dass nur noch der materielle Nutzen als Norm unseres Handelns gilt: Was nützt, ist gut.

Das hat zudem noch die Folge, dass wir unsere Welt und dann auch uns Menschen organisieren. Solche Organisation verdrängt das Vertrauen zwischen Menschen, letztlich auch die Verantwortung. Das, was wir sind, geht nämlich nicht in solche Organisationen auf, das geht ja auch gar nicht. Wir sind mehr. Wenn wir uns aber als Teil einer solchen Institution wie Staat oder Volk etc. verstehen, wenn wir uns als Teil davon sehen, dann verdrängen wir etwas von uns, was uns individuell macht.

Hier merkt man deutlich, dass Bultmann als Teil der bekennenden Kirche gegen jede Form des Totalitarismus Stellung bezieht: Der Mensch definiert sich nicht von der Masse aus, von der Gemeinschaft, sondern ist selbst ein Individuum. Für uns heute scheint das selbstverständlicher als für Bultmann damals.

Was aber viel weniger zeitbedingt ist, ist Bultmanns Kritik am Relativismus. Wir Menschen hätten uns seit Beginn der Moderne als Teil eines historischen Prozesses zu sehen gelernt, wir sehen also unsere Geschichte. Wenn wir Geschichte sehen, dann aber immer auch die Möglichkeiten, wie es hätte anders sein können. Wir schauen die vielen Gründe und Motive, durchschauen die Komplexität historischer Vorgänge und erklären einzelne Dinge nicht mehr nur durch ‚Glauben’ oder ‚Macht’, alles wirkt zusammen. Bultmann beschreibt die Reaktion der Menschen hierauf als Relativismus: Wir hätten gelernt, die Möglichkeit zu leugnen, wirklich etwas von der Welt erkennen zu können. Alles sei kontingent, alles sei möglich oder auch nicht. Das betrifft dann auch sie Ethik: Verbindliche Moral kann es nicht geben, alles ist relativ in der Geschichte. Und das folgt dann ja auch logisch aus dem ersten Gedanken: Wenn der Nutzen zählt, dann kann es nichts geben, was größer ist. Alles muss sich letztlich dem Nutzen unterwerfen oder aus dem Nutzen legitimieren.

Ganz modern und zugegeben Bultmann nicht gerecht werdend könnte ich überspitzen: Anything goes.

Ganz wichtig ist für Bultmann, dass das alles sehr abstrakte Gedanken sind. Es ist keine Sozialkritik, die er in seiner Theologie entwickelt, er schaut nicht auf konkrete Anlässe oder Phänomene, sondern es sind Schlüsse, die er aus seinem Verständnis des Menschen heraus zieht. Es geht um Deutungen aus der Anthropologie heraus, aus der Art und Weise, den Menschen zu sehen und zu verstehen.

Das Problem: Wenn wir uns als Mensch früher als Geschöpf verstanden haben, das in die Schöpfungsordnung Gottes hineingehört, so wollen wir nun selbst sein, Geltung haben. Diese Geltung verschaffen wir uns in der ‚Welt’ durch Leistungen und durch all das, was wir tun. Wir sind wer wir sind durch Selbstbehauptung, durch unser Verhältnis zur Welt. Wir tun, schaffen, machen, und deswegen sind wir. Wir wollen unser Leben selbst in die Hand nehmen und sehen uns als diejenigen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen.

Wenn wir das aber wollen, dann sind wir auf die Möglichkeiten beschränkt die das Sichtbare und uns Verfügbare uns gibt. Kurz: Die Welt. Diese Welt beschränkt uns, weil sie alles ist, was wir sehen, um ich selbst sein zu können. Die Welt wird Norm, die Welt wird Raum unseres Lebens. Und weil wir glauben, Herren der Welt zu sein, glauben wir auch, Herren unserer selbst zu sein. Und weil die Welt – das uns Verfügbare – uns genügt, genügen wir uns selbst. Wir verlieren uns an die Welt, sagt Bultmann.

Das ist Sünde. Wenn wir uns an die Welt verlieren, entfernen wir uns auch vom uns Unverfügbaren, von Gott.

Konsequenz der ‚Welt’: Relativismus

Wer Papst Benedikt XVI. zuhört, dem wird einiges bekannt vorkommen, und das nicht nur aus der Freiburger Rede. Nun ist die Theologie des Papstes nicht die Theologie Rudolf Bultmanns, es gibt bedeutende Unterschiede. Aber greifen wir einfach zum letzten Text, den der Vatikan veröffentlicht hat, zur Botschaft des Papstes zum Weltfriedenstag. Da heißt es (eine Ansprache vom Juni 2005 zitierend): „Ein besonders tückisches Hindernis für die Erziehungsarbeit stellt heute in unserer Gesellschaft und Kultur das massive Auftreten jenes Relativismus dar, der nichts als definitiv anerkennt und als letzten Maßstab nur das eigene Ich mit seinen Gelüsten gelten lässt und unter dem Anschein der Freiheit für jeden zu einem Gefängnis wird, weil er den einen vom anderen trennt und jeden dazu erniedrigt, sich ins eigene „Ich“ zu verschließen.“ Und weiter: „Im Innern seines Gewissens entdeckt der Mensch ein Gesetz, das er sich nicht selbst gibt, sondern dem er gehorchen muss und dessen Stimme ihn zur Liebe und zum Tun des Guten und zur Unterlassung des Bösen aufruft und dazu, die Verantwortung für das vollbrachte Gute und das getane Böse zu übernehmen.“ Man kann bei Benedikt XVI. und Kardinal Joseph Ratzinger viele ähnliche Formulierungen finden, etwa in der Eröffnungsansprache zum Konklave April 2005 oder auch in seinem letzten Interviewbuch ‚Licht der Welt’.

Was ich damit sagen will: Mir scheint, dass die Kritik, die Bultmann aus seinem Verständnis der Welt entwickelt, sich ähnlich bei Benedikt XVI. findet. Beide sagen, dass das uns Verfügbare, die ‚Welt’, uns nicht bestimmen darf, weil dann alles relativ würde und wir Liebe und Gewissen verlieren würden. Entweltlichung – und mit diesem Gedanken möchte ich diesen Teil beenden – wäre demnach ein Schritt auf Gott zu, weg von unserem Selbstverständnis als Teil der Welt. Wenn wir aufhören, uns selbst und das von uns geschaffene wichtig zu nehmen und wenn wir aufhören, die Normen unseres Denkens und Handelns in der Welt selbst zu suchen, dann werden wir (wieder) offen für Gott. Ich denke, diese Position lässt sich bei beiden Theologen finden. Aber das will ich mir noch einmal genauer ansehen.

 

 

Anmerkung: Geholfen hat mir bei diesen Gedanken neben eigener Lektüre ganz besonders eine Promotionsschrift: Bernhard Dieckmann, ‚Welt’ und ‚Entweltlichung’ in der Theologie Rudolf Bultmanns, 1977 erschienen.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und VernunftSchlagwörter Benedikt XVI., da ist Zukunft, Deutschlandreise, Entweltlichung, Existenzialismus, Freiburg, Gaudium et Spes, Joseph Ratzinger, Kirche und Welt, Rede, Relativismus, Rudolf Bultmann, Welt4 Kommentare zu Wir verlieren uns an die Welt: Lesen wir Rudolf Bultmann

Gaudium et Spes in der Freiburger Rede

Veröffentlicht am 11. Dezember 20119. Dezember 2011

Auf dem Weg zur Entweltlichung, Teil 2. Direkt nach der Papstreise habe ich einen Blick auf die Pastoralkonstitution Gaudium et Spes geworfen. Einige Beobachter hatten in den Reden des Papstes Zitate aus dem Konzil entdeckt, ein ganz großes Stück findet sich in der Rede Benedikt XVI. in Freiburg. Und wenn wir uns der Rede in Freiburg ausführlicher widmen, dann darf ich noch einmal dieses Stück aus dem Konzil zitieren.

Es geht um das Verhältnis von Staat und Kirche, vor allem aber auch um die vom Papst angesprochenen Privilegien.

 

Gaudium et Spes, Nr. 76

Sehr wichtig ist besonders in einer pluralistischen Gesellschaft, dass man das Verhältnis zwischen der politischen Gemeinschaft und der Kirche richtig sieht, so dass zwischen dem, was die Christen als Einzelne oder im Verbund im eigenen Namen als Staatsbürger, die von ihrem christlichen Gewissen geleitet werden, und dem, was sie im Namen der Kirche zusammen mit ihren Hirten tun, klar unterschieden wird. Die Kirche, die in keiner Weise hinsichtlich ihrer Aufgabe und Zuständigkeit mit der politischen Gemeinschaft verwechselt werden darf noch auch an irgendein politisches System gebunden ist, ist zugleich Zeichen und Schutz der Transzendenz der menschlichen Person.

Die politische Gemeinschaft und die Kirche sind auf je ihrem Gebiet voneinander unabhängig und autonom. Beide aber dienen, wenn auch in verschiedener Begründung, der persönlichen und gesellschaftlichen Berufung der gleichen Menschen. Diesen Dienst können beide zum Wohl aller um so wirksamer leisten, je mehr und besser sie rechtes Zusammenwirken miteinander pflegen; dabei sind jeweils die Umstände von Ort und Zeit zu berücksichtigen. Der Mensch ist ja nicht auf die zeitliche Ordnung beschränkt, sondern inmitten der menschlichen Geschichte vollzieht er ungeschmälert seine ewige Berufung.

Die Kirche aber, in der Liebe des Erlösers begründet, trägt dazu bei, dass sich innerhalb der Grenzen einer Nation und im Verhältnis zwischen den Völkern Gerechtigkeit und Liebe entfalten. Indem sie nämlich die Wahrheit des Evangeliums verkündet und alle Bereiche menschlichen Handelns durch ihre Lehre und das Zeugnis der Christen erhellt, achtet und fördert sie auch die politische Freiheit der Bürger und ihre Verantwortlichkeit. Wenn die Apostel und ihre Nachfolger mit ihren Mitarbeitern gesandt sind, den Menschen Christus als Erlöser der Welt zu verkünden, so stützen sie sich in ihrem Apostolat auf die Macht Gottes, der oft genug die Kraft des Evangeliums offenbar macht in der Schwäche der Zeugen. Wer sich dem Dienst am Wort Gottes weiht, muss sich der dem Evangelium eigenen Wege und Hilfsmittel bedienen, die weitgehend verschieden sind von den Hilfsmitteln der irdischen Gesellschaft. Das Irdische und das, was am konkreten Menschen diese Welt übersteigt, sind miteinander eng verbunden, und die Kirche selbst bedient sich des Zeitlichen, soweit es ihre eigene Sendung erfordert. Doch setzt sie ihre Hoffnung nicht auf Privilegien, die ihr von der staatlichen Autorität angeboten werden. Sie wird sogar auf die Ausübung von legitim erworbenen Rechten verzichten, wenn feststeht, dass durch deren Inanspruchnahme die Lauterkeit ihres Zeugnisses in Frage gestellt ist, oder wenn veränderte Lebensverhältnisse eine andere Regelung fordern.

Immer und überall aber nimmt sie das Recht in Anspruch, in wahrer Freiheit den Glauben zu verkünden, ihre Soziallehre kundzumachen, ihren Auftrag unter den Menschen unbehindert zu erfüllen und auch politische Angelegenheiten einer sittlichen Beurteilung zu unterstellen, wenn die Grundrechte der menschlichen Person oder das Heil der Seelen es verlangen. Sie wendet dabei alle, aber auch nur jene Mittel an, welche dem Evangelium und dem Wohl aller je nach den verschiedenen Zeiten und Verhältnissen entsprechen. In der Treue zum Evangelium, gebunden an ihre Sendung in der Welt und entsprechend ihrem Auftrag, alles Wahre, Gute und Schöne in der menschlichen Gemeinschaft zu fördern und zu überhöhen, festigt die Kirche zur Ehre Gottes den Frieden unter den Menschen.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Benedikt XVI., da ist Zukunft, Deutschlandreise, Entweltlichung, Franziskus, Freiburg, Gaudium et Spes, Joseph Ratzinger, Kirche und Welt, Peter Seewald, Rede, Welt11 Kommentare zu Gaudium et Spes in der Freiburger Rede

Auf dem Weg zur Entweltlichung

Veröffentlicht am 10. Dezember 20119. Dezember 2011
Papst Benedikt XVI. fährt im Papamobil im Olympiastadion Berlin ein
Deutschlandreise 2011: hier im Olympiastadion Berlin, 22. Sept 2011

Die Freiburger Rede des Papstes bleibt spannend. Erst war die Aufregung groß, dann gab es viele Artikel, dann wurde es ruhiger um diese Schlussansprache der Deutschlandreise des Papstes. Aber nicht ganz ruhig. Ein ZDF Journalist hat einen Sammelband dazu herausgegeben, in der Zeit-Beilage Christ und Welt war sie mehrfach Thema – einmal sogar mit der Ansage, wer die Interpretationshoheit darüber erlange, qualifiziere sich für den Vorsitz der Bischofskonferenz – und der BR hat eine ganze Stunde der Sendung Theologik dem Thema gewidmet. Ausrisse nur, die aber zeigen, dass die „Entweltlichung“ die Kirche nicht loslässt.

Es wird Zeit, dass sich dieser Blog noch einmal dem Text zuwendet. Schritt für Schritt, nicht um eine definitive Interpretation anzubieten, sondern um Nutzen aus dem Text zu ziehen. Manch eine Wahrheit hat uns der Papst dort gesagt, viel ist aber auch am Schlagwort der „Entweltlichung“ hängen geblieben.

Den Anfang sollen zwei Zitate des Papstes machen, beziehungsweise des Kardinals Joseph Ratzinger: Aus dem zweiten Interviewband das Papstes mit Peter Seewald, „Gott und die Welt“. Das Kapitel 16 handelt vom Charisma, vom Geist der Kirche. Das Kapitel 18 heißt „von der Zukunft“.

 

Dem Abschnitt über den heiligen Franziskus fügt er den Gedanken an:

„Die Kirche selber lebt ja eigentlich in diesem Dilemma, dass wir alle mehr sein müssten, dass wir alle radikaler aus den Kompromissen unseres Lebens aussteigen sollten. Aber dann, wenn wir schon mal diese Kompromisse weiterleben müssen in der Welt, so wie sie eben beschaffen ist, dann sollten wir wenigstens den Stachel dieser Beunruhigung in uns getragen und unser eigenes Leben und das der Welt auf die ganze Größe des Evangeliums hin öffnen.“

 

Volks- oder Minderheitenkirche?

„Die Volkskirche kann etwas sehr Schönes sein sie ist aber nicht etwas Notwendiges“ (379)

„Wir werden Einbußen hinnehmen müssen, wir werden aber immer eine offene Kirche bleiben. Kirche darf keine geschlossene Gruppe sein, die sich selber genügt. Wir werden vor allem in dem Sinne missionarisch sein müssen, dass wir der Gesellschaft jene Werte vor Augen halten, die ihr Gewissen bilden sollten, Werte, die die Grundlage ihrer staatlichen Existenz und einer wirklich menschlichen Sozialgemeinschaft sind“ (380).

 

Weltkirche der Zukunft

„Aus diesem Grunde ist meiner Meinung nach die Verwesentlichung – ein Wort von Guardini – das Grundlegende. Dabei geht es weniger darum, phantasievolle Vorkonstruktionen von etwas zu machen, das dann doch ganz anders sein wird, und das wir nicht in der Retorte vorausbauen können, sondern auf das Wesentliche hinzuleben, das sich dann neu einkarniert und neu darstellen kann.“ (383)

 

Seewald, Peter u Ratzinger, Joseph: Gott und die Welt. München 2000

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