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Schlagwort: Kirchensteuer

Immer weniger und weniger

Veröffentlicht am 28. Juni 202027. Juni 2020
Zahlen zu Kirchenaustritten In der Kirche: Was machen wir hier noch? Morgens im Petersdom, Rom

Es ist schlimmer, als vorher gesagt. Eine Studie – die so genannte Freiburger Studie – hatte schon ein hartes Licht auf die Realität der Kirchen in Deutschland geworfen. Die jetzt vorgestellten Zahlen zu Kirchenaustritten sagen, dass es 2019 noch viel schlimmer gekommen ist, als gedacht. Und alles vor Corona.

Analysen und Kommentare dazu gibt es viele, und die meisten sind auch richtig. Es gibt eine Aushöhlung des Systems Kirche, es gibt eine brüchig gewordene Bindung und Bindungsbereitschaft, eine schwindende Relevanz von Kirche für das eigene Leben. Und da haben wir das Thema Missbrauch noch nicht einmal angeschnitten.

Zahlen zu Kirchenaustritten

Die Frage ist nun, was daraus folgt. Zahlen sind ja nicht unschuldig, man muss sie lesen.

Mein erster Eindruck ist der eines nüchternen Realismus. Die Kirche von früher, die ist nicht mehr und kommt auch nicht mehr. Und jegliche Reform-Bemühungen, sei es im synodalen Weg oder sonstwo, bringen das nicht zurück. Reform bewahrt nicht, sie schafft für morgen, nicht für heute.

Außerdem ist das ja nicht das erste Mal, dass wir vor solchen Zahlen stehen. Jahr um Jahr schauen wir drauf und werden wieder geschockt, dass es schlimmer ist als gedacht.

Immer wieder schlimmer als gedacht

Was ja auch dazu führt, dass hektische Panik-Rufe ausbleiben. Zu sehr haben wir uns an die Abwärtsbewegung gewöhnt. Und die meisten Katholikinnen und Katholiken, die ich kenne, können all die Austritte gut nachvollziehen.

Mein zweiter Eindruck hat mit der Frage zu tun, was eine Zukunftsperspektive sein kann. Nicht zahlenmäßig, das steht in den Sternen. Nein, was Kirche sein will. Rückzug aufs Kerngeschäft auf der einen Seite oder immer mehr gesellschaftlich relevantes Engagement? 

„Wir müssen uns fragen, wie wir Menschen eine Heimat in der Kirche vermitteln können“ steht über dem Artikel zur Kirchenstatistik 2019 auf der Webseite der DBK. Die Frage beantwortet sich eigentlich von selber: die „Heimat Kirche“ ist weg. Kirche ist Option. Eine unter vielen. Und als solche muss sie erleben, dass sich mehr und mehr Menschen gegen sie entscheiden.

Heimat? Welche Heimat?

Das ist also nicht mehr Zukunftsperspektive. Aber was dann? Da stochern wir noch im Nebel. Und die Hoffnung, durch gut ausdiskutierte Papiere beim synodalen Weg daran etwas ändern zu können, wird uns betrügen.

Im Kern wirft uns der Realismus dieser Zahlen zurück auf das Geistliche. Was Kirche ist eben nicht nur unter uns verstehbar. Es entspricht einem gesunden Realismus, hier an dieser Stelle nach Gott zu fragen. Nicht weil Kirche keine Antworten auf Sinnfragen mehr hat, das wäre funktional und das hat die vergangenen Jahrzehnte ja auch schon nicht funktioniert. Sondern weil wir selber vor uns nicht wissen, was Gott mit der Kirche will. Wir haben Phantasien, wir haben vorfabrizierte Antworten, aber all das passt nicht mehr.

Erst wenn wir Kirchen-Verbliebenen wieder lernen, interessiert aneinander von Gott zu sprechen, werden uns die anderen abnehmen, dass es wirklich um Gott geht. In all den Debatten, die wir führen, zu Gerechtigkeit und Schöpfung gfehauso wie zur Frage nach dem Sinn des Lebens. Wenn Gott ins Spiel kommt, dann ist das eine Infragestellung von allem, was wir unter uns ausmachen. Dann ist das mehr als das, was wir selber entscheiden und abwägen. Das möchte ich zu den Zahlen noch einmal deutlich wiederholen.

Die Zahlen von 2019 verweisen uns. Nicht auf uns selber, nicht auf die Sozialstruktur Kirche, auf Relevanz-Verluste und finanzielle Ängste und Engpässe. Sondern auf die Frage, was Gott mit uns zu tun hat. Und das ist kein frommes Ablenken vom Thema, das ist Kern des Problems. In der Kirche von Gott zu sprechen ist Realismus, nicht Eskapismus. Und nur so kommen wir dem auf die Spur, was Kirche in Zukunft sein kann. Ganz gleich, wie groß sie sein wird.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Austritt, Deutschland, Glaube, Kirche, Kirchensteuer47 Kommentare zu Immer weniger und weniger

Heiliger Rest?

Veröffentlicht am 20. Juli 201920. Juli 2019
Niedergang der Volkskirchen Da ist Zukunft: So war das Thema. Sie erinnern sich? 2011 war das, Papstbesuch in Deutschland, Papstmesse in Berlin

Wir halbieren uns: Die Kirchen in Deutschland werden 2060 nur noch halb so viele Mitglieder haben wie heute. Diese Nachricht ist nicht mehr ganz neu, sie hallt aber noch nach. Der Niedergang der Volkskirchen in Zahlen und als Ankündigung. Neuster Zusatz: Allein 2018 haben 200.000 Katholiken die Kirche verlassen.

Beide Großkirchen hatten eine Studie in Auftrag gegeben und veröffentlicht, die Debatte darum war heftig. Natürlich geht es auch um Kirchensteuer, also um die klug und verantwortbare Veränderung der Strukturen der Kirche. Um zu wissen, was man hält und trägt, muss man auch wissen, ob man sich das noch wird leisten können.

Niedergang der Volkskirchen

„Neu ist allerdings die Erkenntnis, dass sich weniger als die Hälfte des Rückgangs mit dem demografischen Wandel erklären lässt. Einen größeren Einfluss auf die Mitgliederentwicklung hat das Tauf-, Austritts- und Aufnahmeverhalten von Kirchenmitgliedern.“ So sagt der für die Studie verantwortliche Finanzwissenschaftler. Das bedeutet, dass das alles nicht unumgänglich ist. Es ist kein Naturgesetzt, sozusagen.

Aber wir beiben dabei: wir halbieren uns. Wir werden weiter abnehmen, weniger Menschen kommen in die Kirche, etwa durch Taufe, und mehr treten aus.

Bleibt dann der „heilige Rest“? Das hört man ja immer wieder, Verantwortliche und katholische Medien, die sich einen solchen heiligen Rest herbei wünschen oder meinen, dass das die Lösung sei. Wenige, dafür aber überzeugte Katholikinnen und Katholiken in einer von den heutigen Strukturen und Zwängen befreiten Kirche, so übersetze ich das mal.

Was bleibt?

Die Klage, bei den christlichen Kirchen ginge es nicht mehr um Glaube sondern um Struktur und Steuer ist ja nicht neu, immer wieder will man lieber eine kleine aber wirklich überzeugte Kirche als eine große.

Die Zuordnung von Struktur und Gottsuche muss stimmen, die Strukturen dürfen die Frage nach Gott nicht verdunkeln. Das könnte aus dem Papstbrief an die Deutschen stammen. Tut es aber nicht. Das ist Papst Benedikt XVI. während seiner Deutschlandreise 2011. „Wo Gott ist, da ist Zukunft” – ein Selbstzitat aus dem Besuch in Mariazell, war der Titel dieser Reise. Eine Selbstbeschäftigung helfe nicht weiter, fördere nicht den Glauben und fördere letztlich nicht die Gemeinschaft der Glaubenden in Christus, so eine der roten Linien der Reise.

„Wo Gott ist, da ist Zukunft”

Mit bleibt da aber die Frage, ob der so genannte heilige Rest diesen Wunsch der Päpste erfüllt. Denn auch Franziskus hat sich da ja sehr eindeutig in Richtung Strukturen geäußert. Ich muss zugeben, dass mich das Reden vom Rest immer etwas nervös macht. Nicht weil es dann die schönen und gut bürokratisierten Kirchenstrukturen nicht mehr gibt, in denen wir uns eingerichtet haben. Da wird sich viel ändern, da muss sich was ändern.

Nein, meine Nervosität hat woanders ihre Wurzeln. Die Vorstellung vom „heiligen Rest” geht davon aus, dass dann alles gut ist. Die Vorstellung glaubt, dass der Niedergang der Volkskirchen etwas Gutes sei. Und letztlich glauben die Vertreter dieser Vorstellung, dass sie selber jetzt schon richtig lägen. Und dass der Niedergang sie nichts anginge, im Gegenteil. Das Reden vom „heiligen Rest” ist letztlich nichts anderes als ein Fallen in eine Gewinner – Verlierer – Vorstellung. Wobei einige schon vorher bestimmen, dass sie die Gewinner sein werden.

Von Gewinnern und Verlierern

Nun müssen wir an die Probleme ran, daran führt kein Weg vorbei. Und die Zahlen sprechen ihre eigene Sprache, die Unausweichlichkeit von Veränderung wird uns spätestens klar, wenn wir auf die Statistiken und Projektionen schauen. Auch wenn sie kein Naturgesetz sind, völlig zurück wird und kann es nicht gehen.

Trotzdem: Wer das Christsein ernst nimmt, der wird die Lösung für die Probleme – und davon gibt es viele, nicht zuletzt den großen Vertrauensverlust – nur über den Glauben finden. Funktionale Lösungen helfen nicht, im Gegenteil, sie führen letztlich von Gott weg. Es wird uns niemand ernst nehmen, wenn wir nicht den Glauben leben.

Zu fromm?

Ist das zu fromm? Ist das ein Ausweichen? Statt sich der Krise zu stellen,werden wir geistlich? Nein, im Gegenteil. Ob es nun Papst Benedikt war mit seinen nicht gerne gehörten Mahnungen oder ob es Papst Franziskus in Evangelii Gaudium war und ist, ohne die geistliche Dimension wird das alles nichts. Das ist kein Ausweichen, das ist das Beschäftigen mit dem Kern der Frage.

„Die Kirche entsteht aus Gemeinschaften, entsteht von unten, aus der Gemeinschaft, entsteht aus der Taufe.“ Das ist jetzt Papst Franziskus, aus einem Interview, er erklärt seinen Gedanken der Synodalität. Das müssen wir neu in den Blick bekommen und ernst damit machen.

Sünden wurzeln in der Zukunft

Und was die Freunde des heiligen Restes angeht: „Nahezu alle Sünden haben ihre Wurzel in der Zukunft“, sagt C.S. Lewis weise. Die Zukunft sei unseren Erwartungen, Befürchtungen und Hoffnungen unterworfen, ohne dass die Realität diese einfange. Gott dagegen berühre in der Gegenwart, sagt Lewis.

Die Gegenwart ist der Niedergang der Volkskirchen, daran kommen wir nicht dabei. Aber was sagt uns das? Nicht die Flucht in den Traum eines „heiligen Restes”, in dem man sich sicher wägt und die Probleme einfach wegdrängt ist die Lösung. Sondern die Gegenward, hier und heute.

Den heiligen Rest, den gibt es nicht. Das ist eine Illusion. Dass wir Christinnen und Christen weniger werden ist nicht gut sondern traurig. Jetzt geht es aber darum, das Sprechen über den Glauben und das Leben des Glaubens wieder zukunftsfähig zu machen. Nicht parteiisch, sondern in Gemeinschaft, von unten. Dann wird es auch keine Rolle mehr spielen, wie viele wir sind.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, Ökumene, Sprechen von GottSchlagwörter da ist Zukunft, Kirche, Kirchensteuer, Mitglieder, Volkskirche, Zukunft38 Kommentare zu Heiliger Rest?

Familiäre Verhärtung

Veröffentlicht am 24. Mai 201522. Mai 2015

Auf die Gefahr hin, dass ich zu einem „trainspotter“ werde: Das Argument in Richtung Bischofssynode im Oktober, die Frage nach wiederverheirateten Geschiedenen habe mit der Kirchensteuer und deswegen mit der Anpassung an den Zeitgeist zu tun, nimmt an Fahrt auf. Mittlerweile wird es auch im deutschsprachigen Raum bertreten.

Aus einer Pressemitteilung des Bistums Chur über einen Priestertag im Mai, referiert hatte der emeritierte Professor Hubert Windisch: „Das „Drängen auf Veränderung“ in solchen Fragen komme, so Professor em. Windisch, besonders aus dem deutschsprachigen Raum. Dies habe mit dem Kirchensteuersystem zu tun: die Kirche im deutschen Sprachraum leide wegen der Austrittszahlen unter sinkenden Einnahmen und versuche diesen Verlust „mit den Mitteln der Anbiederung gegenüber den Zeitläuften“ zu kompensieren.“

So schlicht können Argumente sein. Unterkomplex. Kein Wort davon, dass es darum geht, sich die Frage nach dem Scheitern zu stellen. Kein Wort davon, was die Kirche denen zu sagen hat, die sich ausgegrenzt fühlen. Kein Wort davon, dass es auch schuldlose Menschen in diesen Konflikten gibt, die trotzdem leiden.

Einfach nur das Wort „Anbiederung“ und die richtigen Kreise heulen laut auf, weil sie für die komplexen Fragen eine schlichte Antwort bekommen haben, die bestens auf die kirchlichen Stammtische passt.

Man kann zur Frage stehen wie man will. Man kann theologisch verantwortet Meinungen vertreten und meiner Beobachtung nach ist das bei der Bischofssynode auch geschehen und wird – so vermute ich – auch wieder geschehen. „Anbiederung“ ist aber kein Argument, dass irgendwelchen theologischen Debatten gerecht werden würde.

Es ist schade, dass die Angst vor Veränderungen solche Verhärtungen mit sich bringt.

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, VatikanSchlagwörter Bischofssynode, Ehe, Familie, Franziskus, Kirchensteuer, Papst49 Kommentare zu Familiäre Verhärtung

Geistlich schwach?

Veröffentlicht am 27. April 2015

Als ob die Synode alles entscheiden würde: In der Kirche ist Familie im Augenblick ein großes Thema, vor allem natürlich mit Blick auf die Synode. Leider erweist sich das oft nicht als eine Debatte, wie sie sich der Papst gewünscht hatte, sondern eher als ein Anrühren von Beton auf allen Seiten: Dies und das darf und muss und soll auf jeden Fall …

Dabei wird immer deutlicher, wie man sich gegen einige Ideen, die unter anderem – aber nicht nur – aus deutschsprachigen Ländern kommen, wehrt.

Kirchensteuer ist das eine, darüber habe ich ja schon zweimal geschrieben, einmal über die „ideologisierende Verbindung von leeren Bänken und theologischen Anliegen“ und einmal über den Kurzschluss, der passiert, wenn man zu wenig nachdenkt.

Dazu kommt nun die etwas komplexere Sicht der kraftlosen Kirche. La Stampa – eine italienische Tageszeitung – hat online zum Beispiel einen Kommentar, in dem über den Bericht der deutschen Bischofskonferenz referiert wird; die Idealisierung der Familie in der Kirche, das Suchen nach neuen pastoralen Initiativen für Menschen, die dieses Ideal nicht erreichen (übersetzt: wiederverheiratete Geschiedene). Und dann schließen die Überlegungen mit dem Hinweis, die deutschen Bischöfe führten ins Feld, dass eine Mehrheit der Menschen eine Entwicklung der Lehre wolle und damit eine größere Öffnung für die Realität des Lebens heute.

Das wird einfach referiert, vielleicht verkürzt, aber das ist kein Problem. Das entsteht erst im Nachsatz, denn an diese Zusammenfassung schließt sich eine kurze Überlegung an, was denn diese Realität eigentlich ist. Und zwar die Realität in Deutschland, an die sich die Kirche anpassen soll. Und dazu nutzt der Artikel eine Studie über die Seelsorgerinnen und Seelsorger, die vor kurzen vorgestellt wurde, diese habe unter anderem herausgefunden, dass etwa die Hälfte aller Priester nicht mehr als ein Mal im Jahr beichten und dass nur zwei Drittel der Priester überhaupt jeden Tag beteten.

Die unausgesprochene Frage dahinter – ob vom Autor intendiert oder nicht muss hier gar keine Rolle spielen – ist natürlich die, wie eine geistlich schwache Kirche, wo das tägliche Gebet noch nicht einmal bei Priestern selbstverständlich ist, in der Weltkirche maßgeblich mitreden will. Und dass diese Kirche sogar in Sachen Lehre mitreden will. Das Argument, ein Blick auf die Realität sei nötig, wird durch den Hinweis auf den geistlichen Hintergrund sozusagen entwertet.

 

Ein Blick auf die Realität hilft

 

Die Schwäche der Kirche bei uns – behaupte ich jetzt einfach mal ohne genaue Zahlen zu haben – liegt aber gar nicht in der Schwäche des Gebetes. Sie liegt darin, dass es bei uns Studien dazu gibt. Wer sich seine eigene Realität nicht anschaut, der kann ganz einfach auf die Schwächen der anderen blicken. Weiterlesen “Geistlich schwach?”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und VernunftSchlagwörter Argumente, Deutschland, Franziskus, Kirche, Kirchensteuer, Kritik, Papst, Synode, Wohlstand14 Kommentare zu Geistlich schwach?

Bloß nicht nachdenken!

Veröffentlicht am 16. Februar 201517. Februar 2015

Das ist also der neue Winkel: Gewisse Kreise wollen nicht, dass in der Kirche klug, reflektiert und vor allem offen gesprochen wird, nicht über Familie, nicht über Ehe, nicht über Lehre, und schon gar nicht soll etwas geändert werden. Nun kann man dem Papst – der genau das aber will – schlecht attackieren. Das kommt nicht so gut. Also versucht man es bei denen, die ihn unterstützen.

Eine Linie, die man im Vorfeld für die kommende Synode dazu wählt, ist der Wohlstand der deutschen Kirche. Bereits zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit lese ich ein Stück, in dem erst der Wohlstand aufgezählt wird, um dann zu sagen dass „einige fürchten, dass die deutsche Kirche mehr Einfluss auf die Weltkirche haben wird, vor allem bei der anstehenden Synode“. Wenn der Autor „Einfluss“ sagt, meint er natürlich „Kaufen“.

Der Artikel kommt als Analyse daher, wenn man aber wissen will, was dahinter steckt, lese man einfach mal diesen Artikel desselben Autors über die Synode: Das Zweite Vatikanum sei von einer Agenda gekapert worden, behauptet er da. Auch bei der Synode im Oktober sei das der Fall gewesen, Gewährsmann dafür ist Kardinal Burke.

Und in dieser Geisteshaltung bring man nun also den Wohlstand der deutschen Kirche – und der Kirche Österreichs und der Schweiz, muss man an dieser Stelle einführen – in Stellung, um alles, was aus dieser Ecke kommt, als materialistisch abtun zu können. Weiterlesen “Bloß nicht nachdenken!”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, VatikanSchlagwörter Deutschland, Franziskus, Kardinal Burke, Kardinal Marx, Kirche, Kirchensteuer, Kritik, Papst, Pille danach, Struktur, Synode, Wohlstand27 Kommentare zu Bloß nicht nachdenken!

Sein und Bewusstsein

Veröffentlicht am 7. Januar 2015

Erst einmal tief Luft holen. Dass die Weltkirche es nicht einfach hat, die deutsche Kirche zu verstehen, ist nicht überraschend. Dass viele die Verbindung von Geld und Struktur nicht gut finden – auch in Deutschland nicht – ist auch keine Überraschung. Und dass auch inhaltlich einiges an der Kirche in Deutschland ausgesetzt wird, ist nichts Neues. Noch nie aber habe ich all das in einen einzigen Kausalzusammenhang eingefügt gesehen.

Ein Herr Jon Anderson hat in einer britischen katholischen Zeitung einen vernichtenden Artikel geschrieben: Warum die deutsche Kirche reich und arrogant ist.

Kurzversion: Viel Geld, wenig Gläubige, viel Struktur, und weil viel Geld großer Einfluss in Rom, Kardinal Kasper und die wiederverheirateten Geschiedenen (bei diesem Themenwechsel musste ich Luft holen, um nicht aus der Kurve zu fliegen), Unauflöslichkeit der Ehe, deutsche Kirche will das ändern, zurück zur Kirchensteuer und den leeren Bänken und Klappe zu.

Beeindruckend. Zur Diskussion um die Kirche hat es ja in den vergangenen Wochen auch bei uns einige Artikel gegeben, so total daneben hat aber sonst niemand gelegen.

Viel Intelligentes und Polemisches ist geschrieben worden, und das tut der Debatte ja auch gut. Diaspora Deutschland, vor dem Kollaps, Restkirche und so weiter. Solche Artikel bringen uns weiter. Was aber perfide an dem Stück von Herrn Anderson ist und worin er sich unterscheidet von den Autoren, welche die deutsche Kirche auch wirklich kennen, ist die ideologisierende Verbindung von leeren Bänken und theologischen Anliegen.

 

Volle Kassen, leere Bänke

 

Was Anderson “Pope Francis’s mystifying decision” nennt, also die Entscheidung Kardinal Walter Kasper beim Konsistorium vor einem Jahr über die Familie sprechen zu lassen, liegt ihm wohl quer. Und all das liegt nur am Kirchensteuersystem. Wirr.

Nun könnte man das als überzogenen Kommentar abtun, wenn es nicht genau die Bruchstelle wäre, die immer wieder in Argumenten vorkommt: Weil die deutsche Kirche reich ist, sei sie moralisch/theologisch nicht auf der Linie Roms und nicht auf der Linie des katholischen Glaubens. Und umgekehrt: Nur eine arme Kirche des heiligen Restes kann wirklich für den Glauben stehen, nur wenn wir all die Strukturen los werden, all die Institutionen, Arbeitskreise, Arbeitsstellen und Stabsstellen, nur dann kommt auch der Glaube wieder zum Vorschein so wie er soll. Weiterlesen “Sein und Bewusstsein”

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Immer wieder: Katholisch trotz Austritt?

Veröffentlicht am 4. Januar 2013

Ab und zu bekommen wir in der Redaktion Anrufe mit der Bitte um Hilfen. So auch heute: Jemand wollte eine vatikanische Kontonummer haben, um seinen „Mitgliedsbeitrag“ für die Kirche nach dem Austritt aus der Körperschaft Kirche direkt an den Vatikan zu überweisen. Auch nach dem Urteil in diesem Fall ist die Frage also scheinbar noch nicht ganz geklärt.

In Freiburg im Breisgau war es Helmut Zapp, pensionierter Kirchenrechtler, der aus der Körperschaft austreten wollte aber gleichzeitig der Kirche gegenüber sagte, er wolle katholisch bleiben. Ähnliche Fälle hatte es zuvor in der Schweiz gegen, und Zapp blieb auch in Deutschland nicht der Einzige, wie der Anruf in unserer Redaktion zeigt.

Der Schauplatz der Entscheidungen ist etwas unglücklich gewählt: Es sind immer wieder die Gerichte, die Klärung schaffen sollen. Zapp bekam erst Recht, dann aber hob der Verwaltungsgerichtshof die Entscheidung auf. Zapp ging nach Leipzig an das Bundesverwaltungsgericht, das dann im Sinn der Kirche entschied: Es kann nicht nur einen Austritt aus der Körperschaft geben.

 

Kantonale Kirchen

 

So richtig kompliziert wird das ganze aber in der Schweiz. Hier hat das Bundesgericht unlängst zugelassen, dass jemand aus der Körperschaft austritt und doch katholisch bleibt. Das Gericht fällte ein entsprechendes Urteil zu einem Fall einer Frau aus Luzern, die aus der staatskirchenrechtlichen Körperschaft austreten und gleichzeitig katholisch bleiben wollte. Weiterlesen “Immer wieder: Katholisch trotz Austritt?”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige KircheSchlagwörter Austritt, Kanton, Kirchensteuer, Schweiz29 Kommentare zu Immer wieder: Katholisch trotz Austritt?

Am Golde hängt doch alles. Oder doch nicht?

Veröffentlicht am 5. Oktober 20128. Oktober 2012

Zur Kircheneteuerdebatte hat mein Kollege Stefan Kempis einen langen Beitrag gemacht, in dem er die verschiedenen Systeme vorstellt. Sein Schluss: Das deutsche System ist das gerechteste. Der Beitrag ist zwar auch auf der Seite von Radio Vatikan zu lesen, ich stelle ihn aber auch noch einmal in den Blog und lade zur Diskussion ein.

 

Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Ach ja – und die Kirche hätte dann gerne auch noch ihren Anteil, die Kirchensteuer. Stefan von Kempis stellt die Modelle der Kirchenfinanzierung in verschiedenen Ländern Europas vor und fragt: Welches System ist eigentlich besser?

 

Wer zur Kirche gehören will, muss auch Kirchensteuer zahlen: Eigentlich ein ganz banaler Satz, der Ende September auch vom deutschen Bundesverwaltungsgericht bestätigt wurde. Bei der Kirchensteuer geht es um Solidarität, erklärte Erzbischof Robert Zollitsch, der die Deutsche Bischofskonferenz leitet: Wer zur katholischen Kirche gehöre, der leiste auch einen finanziellen Beitrag. Wer hingegen unsolidarisch sei, der verabschiede sich aus der Gemeinschaft der Glaubenden. Die Solidarität der Glaubenden ist laut Zollitsch auch deshalb unverzichtbar, weil fast zwei Drittel der deutschen Katholiken gar keine Kirchensteuer zahlen müssen: Arbeitslose, Rentner, Kinder und alle Personen, die kein eigenes Einkommen beziehen.

Wir gehen in diesem Beitrag davon aus: Die Kirche darf Steuern erheben, einen Mitgliedsbeitrag sozusagen. Und wir stellen, stattdessen, die Systemfrage: Was ist denn das beste, auch das gerechteste Kirchenfinanzierungs-System? Weiterlesen “Am Golde hängt doch alles. Oder doch nicht?”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige KircheSchlagwörter Deutschland, Kirche, Kirchenfinanzierung, Kirchensteuer, Österreich, Ottopermille, Schweiz, Steuer, Zugehörigkeit23 Kommentare zu Am Golde hängt doch alles. Oder doch nicht?

Kirchensteuer, entweltlichte

Veröffentlicht am 27. September 2012
Papst Benedikt XVI. fährt im Papamobil im Olympiastadion Berlin ein
Deutschlandreise: Berlin, 22. Sept 2011

Es ist vielleicht bezeichnend, dass die Neuregelung des Kirchenaustritts in Deutschland ausgerechnet zum Jahrestag des Papstbesuches kommt, geht es doch letztlich um die Frage, was das Spezifikum des Glaubens ist und ob es dazu des Geldes, der Steuer bedarf. Diese Diskussion hatten wir im vergangenen Jahr ausgiebig im Anschluss an die Rede des Papstes in Freiburg, Stichwort “Entweltlichung”.

Bezeichnend finde ich dieses Zusammentreffen der Daten deswegen, weil es in Deutschland kaum möglich ist, beides getrennt zu verhandeln. Die beiden Themen – Kirchenmitgliedschaft und Steuer – sind ineinander verwoben.

 

Also doch Entweltlichung der Kirchensteuer?

“Können Sie mir eventuell erläutern, wie der Begriff der “Entweltlichung” mit dem Erlass der dt. Bischöfe zum Kirchenaustritt zusammenhängt?” So eine kurze eMail an unsere Redaktion vor einigen Tagen. Meine erste Reaktion: Die hängen nicht zusammen. Es ist eben genau dieses Missverständnis, dass der Papst in Freiburg mit seinem Begriff der “Entweltlichung” die Kirchensteuer gemeint habe, gegen das ich vor einem Jahr und danach in diesem Blog angeschrieben habe. Es geht Benedikt XVI. um etwas Grundsätzliches, das alle angeht, um mehr als nur die Frage de Steuer.

Wer austritt, tritt aus. Das ist keine Frage der Steuer. Weiterlesen “Kirchensteuer, entweltlichte”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, PapstreiseSchlagwörter Austreten, Austritt, Benedikt XVI., Bischofskonferenz, Deutschland, Deutschlandreise, Entweltlichung, Freiburg, Kirche, Kirchensteuer, Zugehörigkeit35 Kommentare zu Kirchensteuer, entweltlichte

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