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Vatican News

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Schlagwort: Unterscheidung

Von Unterscheidung und Entscheidung

Veröffentlicht am 29. Januar 202129. Januar 2021
Stimmen der Zeit Papstpredigt: Messe in Santa Marta 2013

Wie komme ich geistlich zu einer Entscheidung? In einem Text hier hatte ich das ja schon einmal thematisiert, jetzt habe ich das einmal konkret gemacht. Und zwar eher kritisch. In der Jesuitenzeitschrift Stimmen der Zeit gehe ich der Art und Weise nach, wie Papst Franziskus das von ihm im Rahmen von Synodalität immer wieder angesprochene Vorgehen der ‚Unterscheidung‘ anwendet, letztlich beim Schritt in die Entscheidung dann aber umdeutet.

Stimmen der Zeit

Es geht um die Viri Probati, aber das ließe sich auch auf andere Bereiche anwenden. Eine Unterscheidung ist kein Selbstzweck, und auch Synodalität ist es nicht. Es geht letztlich darum, zu Entscheidungen zu kommen. Es sind Mittel auf einem Weg zu Entscheidungen. Auch bei uns, auch auf dem Synodalen Weg. Und da muss man genau hinsehen, wie das gehen kann. Und das eben auch kritisch.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Neulich im InternetSchlagwörter Kirche, Papst Franziskus, Stimmen der Zeit, Synodalität, Synode, Unterscheidung, Viri probati18 Kommentare zu Von Unterscheidung und Entscheidung

Entscheiden und Unterscheiden

Veröffentlicht am 12. Oktober 202011. Oktober 2020
Zeiten von Unsicherheit Das nun erschienene Buch

Was tun in Zeiten von Unsicherheit? Eine Frage, die wir uns heute dauernd stellen. Nicht zuletzt die Debatten um den synodalen Weg, um Theologie und Vorstellungen von Kirche in unserer pluralen Welt machen das sehr deutlich. Wenn wir aber debattieren, was nun zu tun sei, gilt es einige Fallen zu beachten. Versuchungen, wie es die geistliche Sprache nennt. Und Papst Franziskus empfiehlt, zu unterscheiden, noch so ein Wort aus der geistlichen Tradition. Texte aus der Tradition des Jesuitenordens möge helfen zu verstehe, was damit gemeint ist.

„Ideen werden diskutiert, Situationen werden unterschieden.“ Das ist O-Ton Jorge Mario Bergoglio/Papst Franziskus, geschrieben in einem Vorwort zu einem Sammelband von 1987. Die Zeitschrift Civiltà Cattolica hatte den Text von Pater Bergoglio vor fast zwei Jahren neu veröffentlicht. Jetzt ist das Ganze auch auf Deutsch erschienen. Das Buch, das mit dem Text eingeleitet wurde, versammelt außer den Bergoglio-Einleitungen interessante Texte aus der Geschichte des Jesuitenordens, und dazu die Einleitung vom Pater Bergoglio.

Zeiten von Unsicherheit

An dieser Stelle habe ich darüber schon einmal geschrieben, anlässlich der deutschen Ausgabe erlaube ich mir aber eine Auffrischung.

Im Buch abgedruckt sind Briefe von zwei Generaloberen des Jesuiten-Ordens. Von Lorenzo Ricci SJ (gewählt 1758), der erleben musste, wie die Bourbonen-Könige Europas den Orden anfeindeten und schließlich erreichten, dass der Orden aufgelöst wurde. Ricci selber wurde vom Papst in der Engelsburg festgehalten und starb dort auch, ohne Prozess. Jan Roothaan SJ (gewählt 1829 nach der Wiederzulassung des Ordens) erlebte Anfeindungen des erstarkenden antikirchlichen Liberalismus gegen den Orden.

Mehr braucht man nicht wissen, Bergoglio skizziert die Situationen auch nur kurz, um dann auf den geistlichen Inhalt einzugehen. Und die Lehren für Jesuiten – und nicht nur Jesuiten – heute.

Nicht gleich das innere Schwert ergreifen

In solchen schwierigen Situationen treten immer Versuchungen auf, damit beginnt P Bergoglio. Eine Versuchung ist es, über Ideen zu streiten und damit der Ursache für den Zweifel oder die Anfeindung zu viel Macht zuzugestehen. Die beiden Jesuitengeneräle empfehlen also getreu der geistlichen Haltung des Ordensgründers Ignatius, erst mal in sich selber nachzuschauen. Der Leser soll auf die inneren Stimmen hören, statt direkt innerlich das Schwert zu ergreifen und sich gegen etwas oder jemanden zu wenden.

Auffällig sei – so Bergoglio über die Briefe und ihre Schreiber – dass nicht versucht würde, mit den Anfeindungen zu streiten. Normal wäre das Gegenteil: Man beklagt die Ungerechtigkeit und definiert sich als Opfer. Man sieht etwas Bösartiges gegen sich am Werk und dieses Gefühl bestimmt dann die eigene Reaktion. Natürlich gibt es diese Ungerechtigkeit, aber das gerät in der geistlichen Tradition nicht in den Fokus. Thema ist vielmehr die innere Verwirrung, die durch die Anfeindungen ausgelöst werden. Ich wende mich mich nicht gegen etwas oder jemanden, ich schaue erst einmal auf mich.

Innere Verwirrung

Natürlich ging es damals um Ideen, etwa im Liberalismus, der Aufklärung, der Moderne, und auch dort gibt es Irrtümer und Fehler. Aber das lassen die beiden Schreiber erst mal beiseite. Weil Ideen diskutiert werden, die Situation, in der man sich befindet, aber unterschieden wird. Hier ist es wieder, das Wort „Unterscheidung“.

Wahrheit oder Falschheit ist nicht Gegenstand einer Unterscheidung, unterschieden werden nur „Geister“ in der Sprache der Spiritualität. Also was wir innere Bewegungen, Stimmungen, Emotionen nennen würden. Hier gäbe es die von außen ausgelöste Verwirrung, und die könne man unterscheiden: woher kommt das? Was löst das in mir aus? Und dann kann man sein Verhalten danach ausrichten. Nicht als Reaktion auf die Anfeindung oder auf eine Idee, sondern auf dem aufbauend, was ich als Gottes Willen für mich erkenne.

Es geht – und hier ist Bergoglio ausdrücklich – nicht darum, eine Lösung zu finden, die mir Ruhe gibt, bzw. die mich in Ruhe lässt. In Zeiten der Unsicherheit ist Sicherheit nicht die Lösung, sondern ein Friede – auch ein innerer Friede – der von Gott her kommt. Das ist eine steile Ansage, entspricht aber ganz dem geistlichen Vorgehen, das wir auch sonst bei Papst Franziskus sehen.

Nicht Sicherheit, sondern innerer Friede

„Es ist nicht Gott gemäß, die Wahrheit auf Kosten der Barmherzigkeit zu verteidigen, und auch nicht die Barmherzigkeit auf Kosten der Wahrheit, oder ein Gleichgewicht auf Kosten beider,“ heißt es in dem Text. Das muss man sich ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen. Bergoglio buchstabiert das dann aus, man würde entweder ein wahrheitsliebender Zerstörer werden oder ein barmherziger Lügner oder ein paralysierter Verwirrter.

Zurück zur Situation, in der die Briefe spielen: Die Generaloberen sprechen auch von den Schwächen der Jesuiten, was nicht nur eine rhetorische Spielerei ist. Es geht in Zeiten der Anfeidung nämlich darum, den Willen Gottes zu suchen, durch Unterscheidung, und da gehören diese Schwächen oder Sünden und Fehler hinein. Es geht ersteinmal nicht darum, die Auslöser der Anfeindung als solche zu bekämpfen.

Wahrheitsliebender Zerstörer, barmherziger Lügner

Das Betrachten der Verwirrung, welche durch Versuchung oder Anfeindung ausgelöst wird, hat auch den Vorteil, dass ich mich selber nicht mehr in der Position des Opfers sehe. Ich schaue auf all die verschiedenen inneren Bewegungen und sehe mich nicht nur als Opfer, als ungerecht Behandelter. Das vermeidet Selbstgerechtigkeit, welche dem Blick auf den Willen Gottes immer im Weg steht.

Jorge Mario Bergoglio: Briefe in Bedrängnis. Trost in Zeiten der Not. Edition Communio, 2020

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Bergoglio, Buch, Jesuitenorden, Krise, Papst Franziskus, Tradition, Unterscheidung5 Kommentare zu Entscheiden und Unterscheiden

Kritik der betenden Urteilskraft

Veröffentlicht am 31. Juli 201931. Juli 2019
Eine Entscheidung musste her Ignatius von Loyola - Bild in der Jesuitenkommunität in Jerusalem

Ignatius war sauer. Er war unterwegs, hatte jemanden getroffen und sie waren nebeneinander her geritten. Es war zum Streit gekommen, es ging um Theologie, was sonst. Der Fremde war abgebogen und nun stand Ignatius – während seines langen Prozesses der Bekehrung – vor der Frage, was tun. Hinterher und Rechenschaft fordern mit Säbel und Schwert oder weiter auf dem eigenen Weg? Eine Entscheidung musste her. Weil er sauer war, machte er wohl unterbewusst etwas Kluges: er ließ seinen Esel entscheiden. Und der trottete weiter und ignorierte den Streit.

An diesem 31. feiert die Kirche Ignatius als Heiligen, und wir Jesuiten feiern unseren Gründer. Es war noch ein langer Weg für Ignatius, von der Wegkreuzung durch seine Bekehrungen hin zur Gründung. Aber er erzählte diese Episode später selber und so fand sie Eingang in die Aufzeichnungen, die als der „Bericht des Pilgers“ bekannt wurden. Dieser Weg hat viele Irrwege, und Ignatius verschweigt sie nicht.

Eine Entscheidung musste her

Die Episode mit dem Esel ist so ziemlich das genaue Gegenteil dessen, was Ignatius später als „Unterscheidung“ als Rückgrat seiner Exerzitien aufnehmen sollte. An dieser Stelle habe ich ja schon einige Male die Tastatur zum Thema ergriffen, neulich ist mir aber ein interessantes Zitat zum Thema untergekommen, das ich zum heutigen Heiligen-Tag hier anbringen will. Es stammt von Theodor W. Adorno:

„Mündig ist der, der für sich selbst spricht, weil er für sich selbst gedacht hat und nicht bloß nachredet; der nicht bevormundet wird. Das erweist sich aber in der Kraft zum Widerstand gegen vorgegebene Meinungen und, in eins damit, auch gegen nun einmal vorhandene Institutionen, gegen alles bloß Gesetzte, das mit seinem Dasein sich rechtfertigt. Solcher Widerstand, als Vermögen der Unterscheidung des Erkannten und des bloß konventionell oder unter Autoritätszwang Hingenommenen, ist eins mit Kritik, deren Begriff ja vom griechischen krino, Unterscheiden, herrührt.“ (Theodor W. Adorno, Kritik).

Unterscheidung und Kritik gehören zusammen. Natürlich nur, wenn wir Kritik nicht nur als Kritisieren verstehen, also als negative Sichtweise auf etwas.

Kritik und Unterscheidung

Spätestens seit den Kritiken Immanuel Kants ist das Wort fester Bestandteil der philosophischen Debatte. Und über den griechischen Ursprung des Wortes – belehrt uns Adorno – auch Unterscheidung.

Wir können einige Dinge lernen: erstens müssen wir wieder einmal betonen, dass Unterscheiden keine rein intellektuelle Aktion ist. Die Philosophie ist es, im geistlichen Leben kann es aber nicht sein. Deshalb ist auch der Titel des Stückes ironisch gemeint.

Zweitens steckt da aber auch eine positive Lehre für uns drin: sich gegen vorgegebene Meinungen wehren. Meinungen, die ja auch in uns selber drinstecken können. Aber auch das sich abgeben mit dem, was ist. Was ist, ist gut eben weil es ist, das verhindert Kritik und dann auch die Unterscheidung.

Sich wehren gegen die Meinungen

Wahrheit oder Falschheit  ist nicht Gegenstand einer Unterscheidung, unterschieden werden nur Situationen. Unterscheidung, so der Papst, „gründet auf der Überzeugung, dass Gott in der Geschichte der Welt, in den Ereignissen des Lebens, in den Personen, denen ich begegne und die mit mir sprechen, am Werk ist.” Die Welt ist Gottes so voll, es ist an uns, aufmerksam zu sein. „Deshalb sind wir gerufen, auf das zu hören, was der Geist uns in oftmals unvorhersehbaren Arten und Richtungen eingibt.”

Damit entfernen wir uns ziemlich von Adorno, aber sein Gedanke zur Kritik schwingt weiter mit. Es braucht Mündigkeit, selber beten und nicht nur nach-beten, wenn Unterscheidung als Gebet gedacht wird, was es meiner Meinung nach ist. Und es hilft beim Verstehen. In Vorbereitung auf die Jugendsynode, die das Wort „Unterscheidung“ ja im Titel hatte, gab es Anmerkungen dazu, und das nicht nur aus der deutschen Sprache. Die fanden Eingang ins Vorbereitungsdokument, wo die Übersetzer ihrerseits dann eine deutschsprachige Ergänzung einfügten.

Unverständnis

Instrumenten Laboris zur Jugendsynode im vergangenen Jahr 107. „Die Jugendlichen der Vorsynode weisen auch auf die Schwierigkeiten hin, die sie beim Verständnis des Wortes „Unterscheidung“ (Anm. d. Ü.: da es keine eindeutige Entsprechung des italienischen Terminus discernimento ins Deutsche gibt, wurde er in diesem Text je nach Kontext wiedergegeben durch „Unterscheidung“, aber auch „Erkenntnis“ [der Berufung] und „Urteils-/Unterscheidungsvermögen“)  haben, das nicht zu ihrer Sprache gehört, auch wenn das Bedürfnis, das es bezeichnet, durchaus wahrgenommen wird: „Die eigene Berufung zu erkennen, kann eine Herausforderung sein, besonders durch die Missverständnisse, die dieses Wort umgeben.“ (VS 9)”.

Vielleicht hilft uns ja das Wort ‚Kritik‘, der ‚Unterscheidung‘ näher zu kommen, bei aller Begrenzung. Nicht bevormundet werden, das gehört jedenfalls eindeutig dazu.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Ignatius, Kritik, Mündig, Spiritualität, Unterscheidung11 Kommentare zu Kritik der betenden Urteilskraft

Entscheidung – Unterscheidung

Veröffentlicht am 9. Oktober 201811. November 2018
der Papst bei der Arbeit der Papst bei der Arbeit

Es sei keine „Mode dieses Pontifikats”: während der Eröffnungsansprache hatte der Papst für einige Lacher gesorgt, als er so kurz auf die Wichtigkeit von Unterscheidung/Entscheidung einging.

der Papst bei der Arbeit
der Papst bei der Arbeit

Und hier stehen wir schon vor einem Problem. Mit der Renaissance des Wortes „Unterscheidung“ in der geistlichen Sprache wissen wir so recht nichts anzufangen. Kurz: Was heißt das? Unterscheiden ist ein Wort, das in unserer Sprache eine klare Bedeutung hat. Zwei Dinge, Personen etc. werden unterschieden. Fertig.

Im Geistlichen – und das ahnt man schon wenn man das Wort hört – hat es eine leicht andere Bedeutung. Und hier beginnt unser Problem.

Zum Beispiel die Jugendsynode. Da geht es um die „Unterscheidung der Berufung“, im italienischen Ursprungstext „discernimento vocazionale“. Französisch: „discernement vocationnel”. Englisch: “Vocational Discernment”. Nur Deutsch fällt heraus, hier ist das übersetzt mit „Erkenntnis der Berufung“.

Die Arbeitsgrundlage, das so genannte Instrumentum Laboris, übersetzt oft „discernimento“ mit Erkenntnis, manchmal aber auch mit Unterscheidung. Und das nicht, weil die es nicht besser wüssten. Sondern weil eben „unterscheiden“ bei uns was anderes heißt. Manchmal eher in die eine, manchmal eher in die andere Richtung.

 

„Innere Haltung, die in einem Glaubensakt verwurzelt ist”

 

Nun werden während der Synode noch öfters davon öfters hören, vielleicht also Zeit, sich das etwas genauer anzusehen. Ich werde das nicht in einem Aufwasch machen, systematische Artikel ist nicht so mein Ding, aber vielleicht einige wichtige Elemente herausgreifen.

Eine „innere Haltung, die in einem Glaubensakt verwurzelt ist”, so nennt das der Papst. Bleiben wir mal bei ihm, man könnte auch die Meister der Spiritualität hier anführen, aber ich mache es mir mal einfach. Unterscheidung, so der Papst, „gründet auf der Überzeugung, dass Gott in der Geschichte der Welt, in den Ereignissen des Lebens, in den Personen, denen ich begegne und die mit mir sprechen, am Werk ist.” Die Welt ist Gottes so voll, es ist an uns, aufmerksam zu sein. „Deshalb sind wir gerufen, auf das zu hören, was der Geist uns in oftmals unvorhersehbaren Arten und Richtungen eingibt.” Weiterlesen “Entscheidung – Unterscheidung”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Berufung, Bischöfe, Bischofssynode, Jugend, Jugendsynode, Spiritualität, Unterscheidung17 Kommentare zu Entscheidung – Unterscheidung

Synode, Synode

Veröffentlicht am 30. September 201811. November 2018
Der Papst und seine Synode Da ist sie wieder, die Bischofssynode. Hier die Abschlusssitzung von 2015

In dieser Woche ist es wieder soweit, die nächste Versammlung der Bischofssynode startet, drei Jahre war Pause. Am Mittwoch geht es los, für dieses Jahr hat der Papst die Dauer noch einmal verlängert, dreieinhalb Wochen wird sie lang sein.

Für mich wird es die sechste sein, wieder werde ich drinnen sitzen und bei der Kommunikation und der Pressearbeit aushelfen.

Abschlussrede des Papstes bei der Synode
Da ist sie wieder, die Bischofssynode. Hier die Abschlusssitzung von 2015

Worum geht es? Fragen wir den Papst, der ja durch die Synode beraten werden soll, der hat bei der Vorsynode gesagt:

„Auf der bevorstehenden Synode sollen insbesondere die Voraussetzungen entwickelt werden, die notwendig sind, um die Jugendlichen mit Leidenschaft und Sachkenntnis in der Berufungs-entscheidung zu begleiten, also darin, »die Berufung zur Liebe und zum Leben in Fülle zu erkennen und anzunehmen« (Vorbereitungsdokument, Einleitung). Wir alle haben diese Berufung. … Das ist die grundlegende Gewissheit: Gott liebt jeden Menschen, und an jeden richtet er persönlich einen Ruf. Es ist ein Geschenk, das uns, wenn wir es entdecken, mit Freude erfüllt.“

Also: es geht darum, wie junge Menschen ihre Beziehung zu Gott entdecken können und wie die Kirche dabei helfen kann. Aber nicht Einzeln, nicht für sich selber, so der Papst Anfang des Jahres:

„Ja, wir sind individuell gerufen, aber immer als Teil einer größeren Gruppe. Es gibt keine „Selfie“-Berufung, es gibt keine. Die Berufung erfordert, dass ein anderer dir das Foto macht, und das werden wir jetzt tun. So liegen die Dinge.“

Ein zweiter Zweck:

„Die bevorstehende Synode wird auch ein Appell an die Kirche sein, eine erneuerte jugendliche Dynamik wiederzuentdecken.“ (Noch einmal aus der Vorsynoden-Ansprache)

Das kann wie aus einer Sonntagsrede klingen, wenn man es aber ernst nimmt, dann hat das Folgen. Und zwar bringt das Unruhe.

 

Das bringt Unruhe

 

Und auch hierzu hat der Papst was zu sagen, und zwar ziemlich viel. Nur ein Zitat, aus der Ansprache, wo er das erste Mal deutlich von Unruhe gesprochen hat, auf Spanisch, und deswegen das nicht wirklich höfliche Wort lío benutzt hat.

Ich möchte euch sagen, welche Wirkung ich vom Weltjugendtag erhoffe: Ich hoffe, dass es einen Wirbel [lío] gibt. Hier wird es einen Wirbel geben, ja, den wird es geben. „Que acá en Río va a haber lío, va a haber” – “In Rio wirst du was erleben, da wird es einen Wirbel geben”. Weiterlesen “Synode, Synode”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Berufung, Bischofssynode, Jugend, Papst Franziskus, Synode, Unruhe, Unterscheidung8 Kommentare zu Synode, Synode

„Das Leben des Christen ist ein ständiger Kampf“

Veröffentlicht am 23. Juni 201811. November 2018
Dom von Sankt Gallen Dom von Sankt Gallen

Christsein heute – Gedanken zu einem Papstschreiben, Teil 5

Wir, die wir religiös aktiv sind, reflektiv und auf Blogs und in Papsttexten nachlesen und nachdenken, wir sind gleichzeitig auch gute Konsumenten. Wir sehen uns als kritisch und distanziert, aufgeklärt und fortschrittlich, ganz gleich was für Ansichten wir konkret vertreten.

Dagegen setzt der Papst einen harten Satz: „Das Leben des Christen ist ein ständiger Kampf“ (158). Nicht Konsum. Nicht weiter-so. Nicht zurück lehnen und sehen, ob der Mann in Rom die Reform schafft oder nicht. „Es bedarf Kraft und Mut, um den Versuchungen des Teufels zu widerstehen und das Evangelium zu verkünden“ ist die Botschaft von Franziskus“. Jawohl, der Teufel.

Auf den Herrn hören: Dom von Sankt Gallen
Auf den Herrn hören: Dom von Sankt Gallen

Normalerweise spricht der Papst zu diesen Gelegenheiten über Mondanität, „mondanità“. Hier nicht, hier verschärft er die Gangart und den Ton und spricht vom Teufel.

Uns ist das unangenehm. Meistens – und ganz fortschrittlich kritisch – verlegen wir in diesem Augenblick die Debatte auf die Frage, ob es den Teufel überhaupt gibt und ob das nicht eine vergangene Sprache ist die unserem modernen Denken gar nicht entspricht und so weiter. Aber darum geht es dem Papst nicht.

Als Einzelpunkt habe ich das an dieser Stelle schon einmal besprochen. „Der Papst differenziert dann sein Sprechen vom Teufel: einerseits lasse nur diese Anwesenheit des Bösen die Dramatik der Zerstörung verstehen, andererseits dürfe man nicht naiv sein und etwa biblische Schriften um-deutend übernehmen. Das endet dann aber in dem Satz „Wir sollen also nicht denken, dass dies ein Mythos, ein Schauspiel, ein Symbol, ein Bild oder eine Idee sei“, das Sprechen vom Teufel bleibt. Was sich ja bis ins Vaterunser hinein zeigt, „Erlöse uns von dem Bösen“.“ (161)

 

Das ist unangenehm

 

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, was für eine Rolle das Sprechen vom Teufel methodisch im Denken des Papstes einnimmt. Denn das Thema Methode hat sich ja durch die vergangenen Beiträge gezogen.

Es geht um Wachsamkeit und um Kampf. Will ich Christ oder Christin sein, will ich mein Christsein heute leben, dann geht das nicht in einer Selbstverständlichkeit, wie sie sozial vielleicht getragen war – oder in einigen Gegenden vielleicht noch ist.

Die uns umgebende Welt enthält eben auch Dynamiken, die uns vom Christsein abbringen wollen. „Das gegenwärtige Leben bietet enorme Möglichkeiten der Betätigung und der Ablenkung. Die Welt präsentiert sie, als wären sie alle wertvoll und gut. Alle, besonders die jungen Menschen, sind einem ständigen Zapping ausgesetzt. Man kann auf zwei oder drei Bildschirmen gleichzeitig navigieren und zugleich auf verschiedenen virtuellen Ebenen interagieren. Ohne die Weisheit der Unterscheidung können wir leicht zu Marionetten werden, die den augenblicklichen Trends ausgeliefert sind“ (167).

 

Mittelmäßigkeit und Scheitern

 

Und das gilt es zu erkennen – zu unterscheiden wie der Papst sagt – und sich dementsprechend anders zu verhalten. An dieser Stelle wieder ein harter Satz: „Wer das nicht akzeptieren will, wird scheitern oder mittelmäßig bleiben“ (162). Weiterlesen “„Das Leben des Christen ist ein ständiger Kampf“”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Christsein, Gaudete et Exsultate, Heiligkeit, Papst Franziskus, Papstschreiben, Satan, Spiritualität, Teufel, Unterscheidung8 Kommentare zu „Das Leben des Christen ist ein ständiger Kampf“

„Wo zwei oder drei …“

Veröffentlicht am 28. Mai 201811. November 2018
Petersplatz und Apostolischer Palast, Vatikan Das Zentrum, Ort der Synodalität

Ein langer Text. Und ein kaum wahrgenommener Text. Dabei ist das Thema eines der zentralen Themen dieses Papstes und die Autoren sind sowas wie der theologische Think-Tank des Vatikan: Die Internationale Theologische Kommission, angegliedert an die Glaubenskongregation, hat vor einiger Zeit einen Text veröffentlicht – vorerst nur auf Italienisch – der sich um das Thema „Synodalität“ dreht.

Wie gesagt, das Ding ist lang und ausführlich, historisch und biblisch, und sehr grundlegend. Deswegen vielleicht nicht unbedingt anwendungsfreundlich, aber das ist ja auch nicht die Intention. Es geht um die Grundlage, wie Synodalität auf Katholisch zu denken ist.

An dieser Stelle nur einige Beobachtungen aus der Lektüre, mir weiter geholfen haben, das Projekt Franziskus etwas besser zu verstehen.

 

Kreisförmige Bewegungen

 

Wer diesen Blog ab uns zu mal liest, weiß vielleicht, dass ich selber „Synodalität“ mit „Neufindung der Balance zwischen Universal und Lokal“ übersetze. Soll heißen, es geht weder von oben herab, noch geht es um eine Regionalisierung, sondern es geht um eine Balance. Und genau hierzu gibt mir der Text einige Anstöße.

Petersplatz und Apostolischer Palast, Vatikan
Das Zentrum, Ort der Synodalität

Mehrere Male wird im Text von einer kreisförmigen Bewegung gesprochen: Der Glaubenssinn der Gläubigen, die Unterscheidung auf verschiedenen Ebenen der Kirche und der Themen, und schließlich die Leitung der Kirche durch die Bischöfe bleiben aufeinander bezogen.

Das eine ersetzt nicht das andere, alle gehören zusammen. Kreisbewegung „fördert die Taufwürde und die Mit-Verantwortlichkeit aller, würdigt die Existenz der verschiedenen Charismen, welche der Heilige Geist dem Volk Gottes schenkt, und erkennt den besonderen Dienst der Hirten in der kollegialen und hierarchischen Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom an“, heißt es im Text (Nr. 72).

Warum kreisförmig? Weil das eine immer auf das nächste verweist und das wieder weiter, dadurch entsteht Dynamik. Erst einmal im Kopf, aber wenn das auch wirklich gelebt wird, dann auch real.

 

Nicht so wie im Schulbuch

 

Erinnern Sie sich an die Grafiken in den Schulbüchern, zur Weimarer Verfassung etwa oder zur Französischen Revolution? Da wurde gerne mit Pfeilen erklärt, wer wen wählt, ernennt, kontrolliert etc. Aber genau das ist mit dem Verweis von dem einen auf das andere hier nicht gemeint. Die kreisförmige Bewegung ist keine Legitimations-Schleife, keine Verfassung. Dafür – und das macht der Text auch immer wieder klar – steht einzig der Bezug auf den Herrn, ohne den das alles leer wäre. Weiterlesen “„Wo zwei oder drei …“”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, VatikanSchlagwörter Autorität, Dokument, Papst Franziskus, Synodalität, Synode, Unterscheidung, Vatikan4 Kommentare zu „Wo zwei oder drei …“

Entscheidungsgenerator? Mitnichten!

Veröffentlicht am 12. Dezember 201713. Dezember 2017

„Entscheidung“ oder „Unterscheidung“? Wenn man bei vatican.va, immerhin das offizielle Portal des Vatikan, das Vorbereitungsdokument für die nächste Versammlung der Bischofssynode aufruft, findet man den Titel „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsentscheidung“. Im Text selber findet sich als Titel für die Veranstaltung „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung“. Entscheidung oder Unterscheidung, das ist die Frage.

Auf einmal ist er ganz prominent: Der Begriff „Unterscheidung“, vorher nur spirituellen Spezialisten geläufig, wurde von Papst Franziskus ins Zentrum seiner Vorstellung von geistlichem Leben und von Seelsorge gestellt. Unter „Entscheidung“ kann man sich was vorstellen, bei „Unterscheidung“ ist das schon schwieriger.

Papst Franziskus am ersten Tag seines Pontifikates
Papst Franziskus am ersten Tag seines Pontifikates

Bei der Unterscheidung geht es um das, was Karl Rahner einmal als die „Konkretheit und Unableitbarkeit des menschlichen freien Handelns“ genannt hat. Soll heißen: man kann die Entscheidungen des Handelns nicht ins Allgemeine heben, vom allgemein Gültigen her klären, sonst wäre das „Konkrete zu einem bloßen Fall des Allgemeinen“ degradiert. Der Text Rahners stammt übrigens schon aus den 50er Jahren, „Zur Logik der existenziellen Erkenntnis“ ist aber immer noch lesenswert.

Die sich auf Ignatius von Loyola – den Gründer des Jesuitenordens – berufende Tradition will nichts weniger, als den Betenden in Kontakt zu bringen mit dem Willen Gottes. Nicht mit allgemeinen Prinzipien, nicht mir Allaussagen, wie die Logik das nennt. In Rahners eigener und sehr sperriger Sprache (aus einem anderen Artikel): „Diese Wahl aber ist für Ignatius dort (..) nicht einfach die Anwendung allgemeiner menschlicher, christlicher und kirchlicher Normen auf einen Einzelfall, der so nur, wenn vielleicht auch sehr komplex, die Einzelrealisation des Allgemeinen wäre, sondern die Wahl des über alle allgemeinen Normen hinaus je einmalig von Gott Gewollten und Zugeschickten“.

 

Keine Anwendung allgemeiner Prinzipien

 

Soll heißen: Eine Wahl – das Ergebnis der Unterscheidung – erfolgt in der Einmaligkeit der Begegnung zwischen Gott und Mensch.

Rahner besteht darauf, dass die Kirche als Handelnde in dem Gebetsprozess nicht vorkommt. Sie ist Rahmen, sie ist Ort, sie ist Vorgabe und Vermittlung, handelt selber aber nicht zwischen Gott und Mensch, wenn es um die Exerzitien und damit um die Unterscheidung geht. Das macht mich nicht zum Herrn über die Kirche, Rahmen und Ort bleiben Rahmen und Ort, es gibt kein „für mich ist …“. Aber es gilt auch die Unmittelbarkeit im Gebet. „Der Wille Gottes ist nicht einfach und restlos vermittelt durch die objektiven Strukturen von Welt, allgemeiner Gültigkeit des Christlichen und der Kirche“, um noch einmal Rahner zu zitieren.

Machen wir ein Beispiel und nehmen den Text, der so gerne und viel debattiert wird, Amoris Laetitia: „Die Geschiedenen in einer neuen Verbindung, zum Beispiel, können sich in sehr unterschiedlichen Situationen befinden, die nicht katalogisiert oder in allzu starre Aussagen eingeschlossen werden dürfen, ohne einer angemessenen persönlichen und pastoralen Unterscheidung Raum zu geben“. „Die Synodenväter haben zum Ausdruck gebracht, dass die Hirten in ihrer Urteilsfindung immer ‚angemessen zu unterscheiden‘ haben, mit einem ‚differenzierten Blick‘ für ‚unterschiedliche Situationen‘. Wir wissen, dass es ‚keine Patentrezepte’ gibt“ (298).

 

Kein Suchen von Zeichen

 

Dabei geht es nicht darum, Zeichen zu suchen, die Gott sendet. Das ist ein Missverständnis, das einem häufiger begegnet. Ein Zeichen würde ja die „Wahl“ aufheben, weil sich daraus eine Eindeutigkeit ergäbe. Es geht um Sorgfalt, um Gebet und immer wieder Gebet, es geht um Nuancen und innere Freiheit, es geht um das Handeln Gottes in mir, es geht um Erfahrung und Wahrnehmung.

Das kann Angst auslösen, weil es keine automatisch sich ergebenden Lösungen für Probleme gibt. Ich gebe also eine Situation in einen Entscheidungsgenerator und heraus kommt ein durch Ethik, Moral, Gesetz und Tradition gedecktes Ergebnis. Ohne eigenes Zutun. Genau das ist Unterscheidung eben nicht.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Papst Franziskus, Spiritualität, Synode, Unterscheidung32 Kommentare zu Entscheidungsgenerator? Mitnichten!

Amoris Laetitia: Auf eine Sehnsucht antworten

Veröffentlicht am 8. April 20166. April 2016

Nun wissen wir also, was Papst Franziskus über Ehe und Familie und Glaube und Lehre und die komplizierten Situationen denkt. Jetzt muss man den Text nur noch lesen. Kein leichtes Unterfangen, knapp 200 Seiten sind es und sehr, sehr viele Themen.

Was ist es also, was man unbedingt über Amoris Laetitia wissen muss, ohne alle 200 Seiten eifrig studiert zu haben?

Zuerst, dass es keine Antwort auf all die Fragen nach dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen ist. Reden wir nicht drum herum, das fragen alle, das wollen alle wissen und die meisten werden nachdem sie gesehen haben, dass dazu keine Entscheidung im Text ist, das Schreiben als schwach, rückfällig, Kompromiss, gescheitert oder sonstwie ansehen.

Papst Franziskus
Papst Franziskus

Aber man muss das so klar sagen, darum geht es dem Papst auch gar nicht. Ich darf einmal zitieren: „Es geht nicht allein darum, Normen vorzulegen, sondern Werte anzubieten, und damit auf eine Sehnsucht nach Werten zu antworten“ (AL 201), es geht also in der Dynamik weiter, welche der Papst in Evangelii Gaudium begonnen hat.

Kurz und knapp: wer nur nach einer Entscheidung sucht, wird mit dem Text nicht glücklich.

 

Komplexe Situationen

 

Nun kann man ernsthaft fragen, warum Papst Franziskus dann überhaupt selber diese Debatte zu den wiederverheirateten Geschiedenen an den Anfang gestellt? Immerhin war es ja der Vortrag von Kardinal Kasper, der Anfang 2014 den Prozess begonnen hatte und bei dem Vortrag ging es ja unter anderem auch um einen Weg, wie mit wiederverheirateten Geschiedenen umzugehen ist.

Was davon geblieben ist, ist der Prozess. Das meine nicht nicht herabstufend, sondern ganz ernst. In gewisser Weise ist es ja völlig richtig, mit den komplexen Fragen zu beginnen, denn dort zeigt sich am klarsten, warum es geht und was eigentlich die Knackpunkte sind.

Aber dann ist der Prozess über zwei Jahre weiter gegangen. Die Fragen sind nicht verschwunden und niemand wird behaupten, dass sie nicht wichtig sind. Aber es hat sich heraus gestellt, dass noch einmal grundsätzlich über die ganze Breite des Themas Ehe und Familie gesprochen werden muss, in allen Konkretheiten, und nicht nur beschränkt auf eine oder zwei Fragen.

Und genau das tut das Papier jetzt.

 

Unterscheidung und Gewissen

 

Und es macht noch ein zweites, es gibt das Vorgehen vor. Der Papst ist ja sehr prozess-orientiert, das kennen wir aus Evangelii Gaudium schon, und genau so geht er auch hier vor. Die Stichworte hierfür sind „Unterscheidung“ und „Gewissen“, es geht also nicht um die Formulierung von Regeln, sondern um das Erkennen des Willens Gottes in der konkreten Situation. Auf die Wirklichkeit hören heißt, auf den Heiligen Geist zu achten. Und da kann dieses Dokument helfen. Es muss nicht alles von Rom aus entschieden werden, sagt der Papst ganz zu Beginn von Amoris Laetitia, nicht mehr eine Instanz entscheidet über alles, sondern sie stellt nach Beratungen und mit Blick auf Schrift und Tradition den Weg fest. Hier zeigt sich, was der Papst mit Synodalität meint. Es wäre interessant, dieses Dokument mal als Anwendungsbeispiel von Synodalität zu lesen, vielleicht mache ich das an dieser Stelle in der nächsten Zeit einmal.

Es bleibt die Frage, was genau Papst Franziskus mit diesem Dokument nun will. Mir sieht das ganz nach einem Anliegen aus, das der Papst schon in Evangelii Gaudium formuliert hat und das auch in Amoris Laetitia wieder vorkommt: die missionarische Umkehr. Die Pastoral muss erfahrbar machen, was der Glaube von der Familie zu sagen hat (AL 201). Und Pastoral ist nicht nur Anwendung von Grundsätzen, die woanders verhandelt werden, auf eine Realität. Pastoral ist Kommunikation, ist Unterscheidung, ist überhaupt der Ort, an dem Kirche Kirche ist. Nicht in den Büchern und Lehren, sondern im Leben der Menschen.

Und genau hierhin will Papst Franziskus mit seinen Gedanken führen.

Vielleicht kann man die Intention des Schreibens verkürzend so zusammen fassen: Das Ziel ist die Integration, die Einbeziehung aller. Der Modus dafür ist die Barmherzigkeit, die nicht nur eine Eigenschaft Gottes ist, sondern auch ein Kriterium um zu erkennen, wer Gottes Kind ist (AL 310). Diese Barmherzigkeit ist bedingungslos, weil alles andere das Evangelium verflüssigen würde (AL 311). Und das Mittel für diese Integration, der pastorale Weg, das ist die Unterscheidung und die Begleitung. Alles andere scheint mir an diesem Grundgerüst aufgehängt.

 

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Bischofssynode, Familie, Gewissen, Papst Franziskus, Unterscheidung, Wiederverheiratete Geschiedene71 Kommentare zu Amoris Laetitia: Auf eine Sehnsucht antworten

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