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Schlagwort: Übersetzung

Sprachverschiebungen

Veröffentlicht am 28. August 201927. August 2019
Die Sprache des Papstes Übersetzung, Stolperstein und Übergang: Stein im Straßenpflaster von Amsterdam

Es gab Klagen. Über den Brief des Papstes an die Gläubigen in Deutschland. Nicht zuletzt auch in der ZEIT, in der auch ich einen Beitrag hatte. Und zwar Klagen nicht über Inhalt oder Sinn, sondern über die Übersetzung. Die Sprache des Papstes sei schlecht wieder gegeben.

Ein Uraltes Problem: Ein frei gesprochener Text muss übersetzt werden, was ein Spezialistenjob ist. Die Nuancen, die kulturellen Anspielungen und die Zitate, das alles muss erkannt werden. Oder aber ein geschriebener Text muss in zu kurzer Zeit übersetzt werden. Dasselbe Problem nur leicht verschoben.

Die Sprache des Papstes

In den vergangenen Jahren war das fast mein täglich Brot. Sowohl in meiner Arbeit, als auch immer, wenn ich mich im Italienischen bewegt habe. Denn so gut jemand in einer zweiten Sprache auch ist, so richtig und ganz kommt man da nie rein, schon gar nicht wenn diese Sprache spät erlernt wurde.

Auch in der Bibel, in Gebet, Meditation und Liturgie begegnet einem das. Die Bibel ist nicht in unserer Sprache geschrieben und meistens sind die Texte sogar zu gut übersetzt. Paulus Griechisch ist zum Beispiel beileibe nicht so glatt und logisch wie uns die Übersetzungen glauben machen.

Besser als das Original

Zurück zu den Klagen über die Übersetzung des Papstbriefes. Professionelles arbeiten ist hier das eine. Zeitdruck und Entscheidungen des Absenders, das über sein persönliches Büro laufen zu lassen sind das andere. Nicht immer geht dabei alles so glatt, wie wir das wollen.

Neulich habe ich mich mit einem nigerianischen Jesuiten unterhalten. Nigeria – so klärte er mich auf – habe 250 anerkannte Sprachen. Sprachen, nicht Dialekte. Wie machen die das? Wenn es keine Minimalsprache gibt? So gut kann man gar nicht sein. Das Ergebnis ist oft genug, ob Nigeria oder Vatikan, eine nicht ordentliche Übersetzung.

250 Sprachen in einem Land

Oder das Gegenteil: Man übernimmt Sprachbilder, die so gar nicht passen. Denn die Sprache, in die hinein übersetzt wird, hat ja auch ihre Bilder. Und auch das kann die Aussage verzerren. Die Sprache des Papstes sagt dann etwas, was in der Intention gar nicht drin war.

Sprache verändert sich beim Übersetzen. Kulturen, Intentionen, Arbeitsumstände, Wortfelder, all das hat seinen Einfluss. Wir können schlicht gar nicht einen Text so übersetzen, dass er voll und ganz die Intention des Aussagers oder Schreibers wiedergibt.

Sprache des Papstes verändert sich beim Übersetzen

Wie schön wäre es, wenn wir nur eine Sprache hätten und diese Verwirrung und Verschiebung uns erspart bliebe. Im Vatikan glaube ich ist man oft der Überzeugung, Italienisch sei diese Sprache. Oder sei zumindest die Richtsprache. Dem ist aber nicht so.

Die Vielfalt der Sprachen und die Sprachverschiebungen trennen uns, machen uns Arbeit. Aber sind auch ein Segen. Nichts ist selbstverständlich. Nichts ist von sich aus verstehbar, verständlich. Und das hat Auswirkungen auf die Weltkirche, wenn ich bei meinem Beispiel bleibe. Eben weil übersetzt werden muss und wir wissen, dass in der Übersetzung die Bedeutung sich verschiebt, können wir nie sicher sein. Und müssen immer nachfragen. Und müssen in der Ambiguität leben, dass wir nicht alles verstanden haben und verstehen können.

In Babel einen Turm zu bauen war eine ziemlich dämliche Idee, wenn wir von den Konsequenzen drauf schauen. Aber es bewahrt uns heute davor – wenn wir uns das denn eingestehen wollen – dass wir meinen zu verstehen.

Das ist zumindest eine Lehre, die ich aus meinen zehn Jahren Vatikan und Papstübersetzungen mitnehme.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Kunst, Kultur und Können, Neulich im InternetSchlagwörter Papst Franziskus, Sprache, Übersetzung, Urtext.16 Kommentare zu Sprachverschiebungen

Und die Fremdheit bleibt

Veröffentlicht am 9. Juni 20199. Juni 2019
Pfingsten und Kommunikation Über dem Hochaltar von Sankt Peter: der Geist Gottes, wie immer als Taube dargestellt

Die Übersetzung sei die „Sprache Europas“: Umberto Ecos Diktum fasst in wenige Worten mehrere hundert Jahre Geschichte und moderne Realität zusammen. Übersetzung, das heißt zum einen Kommunikation, zum anderen Fremdheit. Das passt wunderbar zum heutigen Fest, Pfingsten und Fremdheit, Pfingsten und Kommunikation, darum kreisen die Erzählungen dessen, was Christen heute feiern.

Nicht, dass die Apostel Übersetzer gebraucht hätten. Das ist ja gerade der Punkt. Jeder hörte Petrus und die anderen in seiner jeweils eigenen Sprache reden. Während wir übersetzen müssen, um zu verstehen, wird Pfingsten so erzählt, dass das nicht nötig gewesen sei.

Pfingsten und Kommunikation

Aber auch die Fremdheit bleibt: der Geist schenkt nicht die Fähigkeit, in allen Sprachen zu reden. Der Geist Gottes löst auch nicht die Trennung auf, in einem einem spirituelles Esperanto, sozusagen. Die Fremdheit bleibt, die eigenen Sprachen bleiben.

Hintergrund der Erzählung von der Gabe des Geistes ist natürlich das Trennende von BabelBabel, man versteht sich nicht mehr. Babel teilt die Menschen in Sprachen, soll heißen, man versteht sich gegenseitig nicht mehr. Pfingsten hingegen ist das Gegenteil, trotz der menschlichen Verschiedenheit, trotz der Trennungen, ist da auf einmal Verstehen. Und es kommt von Gott her und ist nicht von Menschen gemacht. Die Trennungen bleiben aber, es gibt kein zurück in die Zeit vor Babel, um in der Logik der Erzählung zu bleiben.

Kein Schritt zur Zeit vor Babel

Das Bild ist das der Sprache, deswegen Eco zu Beginn. Aber übersetzen und verstehen ist mehr als „nur“ ein Arbeitsschritt, es setzt zuhören voraus und die Akzeptanz des Fremden als Fremden. Das Fremde wird nicht eigen. Und wie jeder weiß der schon einmal in einer fremden Sprache gelebt hat: ganz und gar kommt man in die Sprache nur ganz schwer hinein.

Diese Fremdheit bleibt auch Pfingsten. Die Konsequenzen menschlichen Handelns, das trennt, werden nicht aufgehoben sondern ernst genommen. Aber Gott selbst, Gottes Geist, macht den Schritt darüber hinaus.

Die Konsequenzen bleiben

Da wo über Fremdheit hinweg Verstehen ist, da können wir nach Gottes Geist suchen. Da wo Fremdheit und Verschiedenheit nicht trennt, dort können wir Gottes Geist vermuten.

Pfingsten ist ein Teil von Ostern. Es ist sozusagen der Tausch-Teil des Osterfestes: Was uns genommen ist, Jesus, in Auferstehung und dann in dem Weggang, den wir als Himmelfahrt feiern, das bekommen wir im Geist Gottes wieder. Gott-unter-uns ist nicht mehr ein Mensch unter uns, sondern der Geist in uns.

In diesem Sinn: Ihnen allen ein gesegnetes Pfingstfest.

Kategorien Allgemein, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Fremdheit, Geist Gottes, Heiliger Geist, Kommunikation, Pfingsten, Übersetzung15 Kommentare zu Und die Fremdheit bleibt

Man spricht Italienisch: der Vatikan und die vielen Kulturen

Veröffentlicht am 30. November 201829. November 2018
Man spricht Italienisch: Die Piazza del Popolo, einer der schönsten Plätze der Welt Italien wie es italienischer nicht geht: Piazza del Popolo, im Norden der Altstadt

Es gehört schon fast zum guten Ton unter Journalisten hier in Rom: Man klagt gerne, dass alles immer nur auf Italienisch passiert. Texte, Vorstellungen, Dokumente, auch wenn sie für die ganze Kirche gedacht sind, gibt es gerne einmal nur in einer einzigen Sprache. Und das auch noch in einer, die kaum auf dem Planeten gesprochen wird: Man spricht Italienisch.

Bislang zum Beispiel gibt es das Schlussdokument zur Bischofssynode in noch keiner offiziellen Übersetzung. Wie sollen junge Menschen oder auch andere aus der Seelsorge sich Inspiration holen, wenn sie den Text nicht verstehen?

Nur Italienisch

Auch ich gehöre gerne zu den Leuten, die immer wieder darauf hinweisen, wenn das Italienische übermächtig oder zu selbstverständlich zu werden droht. Wenn eine interne Hausmitteilung von „unserem Land“ spricht und Italien meint. Wenn bei einer Papstreise einige Sprachen nicht vertreten sind, Italienisch aber gleich zwei Leute schicken darf. Und so weiter.

Aber am Ende des Tages bin ich dann doch ein Fan des Italienischen hier im Vatikan. Und wie ich glaube aus guten Gründen.

Italienisch ist für die meisten von uns eine gelernte Sprache. Niemand auf dem Planeten – außer den Italienern – spricht Italienisch als Muttersprache. Also müssen alle, die in den Vatikan kommen, sie lernen. Natürlich sind die meisten hier Muttersprachler, die Verwalter, Journalisten, Techniker, und ich kann mir kaum vorstellen, wie grausam das manchmal für sie klingen muss. Aber das muttersprachliche Italienisch bleibt Minderheit, eben weil es keine Weltsprache ist.

Es ist halt nicht nicht die sonst dominante angelsächsische oder besser noch US-amerikanische Sprache und Kultur, die hier Wort und Vorstellung bestimmt. Und das ist gut so. Natürlich ist es immer noch die europäische Vorstellungswelt, aber das ist mir lieber als das Englische. Und das sage ich als bekennender Anglophiler.

Internationalismus und Italienisch

Es ist ein Internationalismus, der sich nicht der dominanten Macht anpasst. Der die Eigenheiten pflegt und eine Alternative bietet. Die Sprache ist außerdem noch ziemlich nah am Lateinischen, so dass die die Kirche prägenden Traditionen anschlussfähig sind.

Natürlich hat das auch Schwierigkeiten. Und die sind vor allem praktischer Natur. Nehmen wir noch einmal die Bischofssynode: Das Vorbereitungsdokument gab es am Tag der Vorstellung nur auf Italienisch. Und auch das Schlussdokument musste von den Teilnehmenden auf Italienisch abgestimmt werden, es war keine Zeit für Übersetzungen.

Aber das sind lösbare Probleme. Mit guten Übersetzerdiensten – die wir in diesem Jahr hatten – und in Zukunft mit guter Software ist das alles überwindbar, wenn denn die Muttersprachler des Italienischen sich etwas mehr Mühe geben würden. Italienisch ist die verbindende Sprache hier im Vatikan, nicht mehr Latein, und zumindest im Augenblick auch nicht Englisch.

Und das sollte auch so bleiben. Man spricht Italienisch.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Rom, VatikanSchlagwörter Europa, Internationalität, Italienisch, katholisch, Sprache, Tradition, Übersetzung6 Kommentare zu Man spricht Italienisch: der Vatikan und die vielen Kulturen

Prophet beim Urbi et Orbi

Veröffentlicht am 27. März 20169. März 2016

Niemals habe ich so viele Radio-live-Hörer wie bei den zwei Urbi et Orbi Übertragungen im Jahr. Was wahrscheinlich daran liegt, dass ich die für öffentlich rechtliche Sender mache, Bayerischer Rundfunk, WDR, Hessischer Rundfunk, Deutschlandfunk, und ein Sender in Belgien. Ich werde zugeschaltet und darf dann zum Schluss die Worte sagen, die so wunderbar altmodisch nach Radio klingen: “Ich gebe zurück an die angeschlossenen Funkhäuser”.

Meine letzte Urbi et Orbi Übertragung hat es sogar bis in den TAZ-Blog gebracht. Der Kollege konnte nur zugeben, uns gehört zu haben, weil er auf der Toilette gewesen sei. War ihm wohl peinlich, oder musste ihm per TAZ-Journalist peinlich sein, wie auch immer. Aber er hat ein witziges Phänomen berichtet: Der Kommentator – also ich – sei an einigen Stellen dem Papst bei der Übersetzung voraus gewesen. Er habe also gewusst, was der Papst sagen würde, noch bevor er es sagte. Ein Prophet!

Was daran liegt, dass es sehr schwer ist, gleichzeitig zu hören und zu lesen. Denn Papst Franziskus weicht gerne vom Text ab, setzt neu an oder fügt ein. Da muss man dann mit seiner eigenen Übersetzung genau an der Stelle sein, wo er auch ist, sonst muss man einerseits Text A zu Ende bringen, gleichzeitig aber Textstück B merken, übersetzen und anschließend sagen. Mein Respekt vor Simultanübersetzern war immer schon groß, aber zu diesen Augenblicken wird er riesig.

Da aber in der Deutschen sprache die Wort-Ordnung eine andere ist als im Italienischen, kann es sein, dass das italienische Wort vom Papst noch nicht ausgesprochen ist, wenn ich die deutsche Übersetzung schon ins Mikro gesprochen habe.

Warum ich nicht warte? Weil man am Tonfall hören kann, ob er gleich abweichen wird oder nicht. Das haben wir gelernt.

Lieber TAZ-Kollege, ich gelobe Besserung. Ich werde mich mühen und dieses Mal alles noch besser machen, versprochen.

Gesegnete Ostern!

 

Kategorien Allgemein, FranziskusSchlagwörter live, Radio Vatikan, TAZ, Übersetzung, Übertragung, Urbi et Orbi15 Kommentare zu Prophet beim Urbi et Orbi

Relatio Sinodi

Veröffentlicht am 31. Oktober 201414. November 2014

Zum Abschluss der Versammlung der Bischofssynode lag ein Text zur Abstimmung vor, der von Papst Franziskus sofort danach zur Veröffentlichung frei gegeben wurde; allerdings nur auf Italienisch. auch die Abstimmung war über diesen Text erfolgt, Übersetzungen gab es keine.

Ich bin sicher, dass es bald eine deutsche geben wird, bis dahin biete ich hier aber schon einmal die englischsprachige Version an. Im Anschluss daran füge ich auch die Abstimmungsergebnisse an, auch das wollte Papst Franziskus veröffentlicht sehen.

Dieses D0kument ist nun das Vorbereitungsdokument für den nächsten Schritt des synodalen Prozesses, der in einer zweiten Versammlung der Bischofssynode im Oktober münden wird.

P.S. Beim Einstellen heute gegen 16 Uhr hat WortPress die Formatierung der Zahlen verändert. Das musste ich gerade noch ändern, ich bitte um Nachsicht.

 

Table of contents

Introduction

Part I
Listening: The Context and the Challenges of the Family
The Socio-Cultural Context
The Importance of Affectivity in Life
Pastoral Challenges

Part II
Looking at Christ: The Gospel of the Family
Looking at Jesus and Divine Pedagogy in the History of Salvation
The Family in the God’s Salvific Plan
The Family in the Church’s Documents
Indissolubility of Matrimony and the Joy of Sharing Life Together
The Truth and Beauty of the Family and Mercy Towards Broken and Fragile Families

Part III
Facing the Situation: Pastoral Perspectives
Proclaiming the Gospel of the Family Today in Various Contexts
Guiding Engaged Couples in Their Preparation for Marriage
Accompanying Married Couples in the Initial Years of Marriage
Pastoral Care for Couples Civilly Married or Living Together
Caring for Broken Families (Separated, Divorced and Not Remarried, Divorced and Remarried, Single-Parent Families)
Pastoral Attention towards Persons with Homosexual Tendencies
The Transmission of Life and the Challenges of the Declining Birthrate
Upbringing and the Role of the Family in Evangelization

Conclusion Weiterlesen “Relatio Sinodi”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, VatikanSchlagwörter Bischofssynode, Dokument, relatio, Übersetzung2 Kommentare zu Relatio Sinodi

Umweg über den Nordpol zur Bibel

Veröffentlicht am 2. Juli 20123. Juli 2012
Straße in Shanghai
Umweg über China: Shanghai

Wir glauben, die Bibel zu kennen. Die Gleichnisse, die Gebote, die großen Worte wie „Liebe“, „Erlösung“ und „Vergebung“. Wenn Sie aber einmal versuchen, das in irgend eine andere Sprache zu übersetzen und ganze Gedankenfolgen zu übertragen, dann merken Sie schnell, dass das nicht ganz so einfach ist.

Der Süddeutschen Zeitung habe ich vor einiger Zeit die Nachricht entnommen, dass es seit kurzem auch eine Bibelübersetzung in Inuktituk, der Sprache der Inuit, vorliegt. Jahrzehntelang war daran gearbeitet worden, weil es um eine Sprache geht, die viele Begriffe, die die Bibel und die ihr zu Grunde liegenden Sprachen haben, im Norden des Planeten nicht existieren.

Die SZ schließt daran auch gleich einige kluge Beobachtungen an: Warum es zum Beispiel das Wort „Frieden“ in dieser Sprache nicht gibt, es fehlen „Esel“, „Hirte“, „Erlösung“ oder „Wunder“. Die Herausforderung war also, die Bibel so zu übersetzen, dass sie auf der einen Seite texttreu, auf der anderen Seite aber auch verstehbar ist.

 

Das erinnert mich an meine eigenen exegetischen Seminare. Nun ist Englisch – ich habe in London studiert – nicht so weit entfernt vom Griechischen wie Inuktituk, außerdem gibt es bereits viele Übersetzungen und Studien. Trotzdem habe ich nie so viel über Theologie gelernt wie bei der Übersetzung des Römerbriefes. Ein Jahr lang haben wir in einer kleinen Gruppe an dem Text gekaut.

In Erinnerung ist mir besonders eine Debatte geblieben, die wir mindestens zwei Wochen lang geführt haben: Ob denn Vers 18 im 1. Kapitel mit „denn“ eingeleitet werden muss, wie Luther es tut, oder ob die Exegeten recht haben, dass das Original nicht so übersetzt werden darf und dass das „γάρ“ keine begründende Bedeutung trägt. Dahinter liegen ganze theologische Welten.

 

Übersetzung

Diese Welten liegen auch hinter den Übersetzungen von „guter Hirte“ und „Erlösung“, wie die SZ bemerkt. Das ist ja auch in unserer Sprache schon nicht ganz einfach. Jeder von uns hat schon einmal eine Predigt gehört, in der der Pfarrer darauf hinweist, dass Hirten im Nahen Osten vor der Herde hergingen und die Tiere auf die Stimme hören, dass sie in Europa aber mit Hilfe von Hunden die Herde zusammen treiben, was das biblische Bild verzerrt. Auch „Erlösung“ ist so ein Wort. „Lösen“ steckt da drin, aber was genau das ist, das weiß unsere Sprache zwar, aber trotzdem will es immer wieder übersetzt werden, denn wir haben irgendwie verlernt, das zu verstehen. Da wären wir als Inuit besser dran, wird dort die Bibel doch in eine der Bibel völlig fremde Schrift neu übertragen. Weiterlesen “Umweg über den Nordpol zur Bibel”

Kategorien Allgemein, Glaube und Vernunft, Sprechen von GottSchlagwörter Bibel, Francois Jullien, Inuit, Übersetzung13 Kommentare zu Umweg über den Nordpol zur Bibel

„Das für euch und für viele vergossen wird“

Veröffentlicht am 25. April 201225. April 2012

„Nehmet und trinket alle daraus: das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ So wird es in Zukunft auch in deutschsprachigen Messfeiern heißen. Papst Benedikt XVI. hat in einem Brief an die deutschsprachigen Bischöfe seine Entscheidung mitgeteilt. Aber der Brief ist mehr als eine Entscheidung, er ist Katechese, Einladung zum Mit-Denken, Theologie und Mystagogie, also Einführung in den Glauben über die Sakramente.

 

„Dass Jesus Christus als menschgewordener Sohn Gottes der Mensch für alle Menschen, der neue Adam ist, gehört zu den grundlegenden Gewissheiten unseres Glaubens.“

So heißt es im Papstbrief. Jesus ist „für alle hingegeben“ (Röm 8:32), „für alle gestorben“ (2 Kor 5:14, ähnlich 1 Tim 2:6). Ausführlich zitiert Benedikt XVI. in seinem Brief an die deutschsprachigen Bischöfe Schriftstellen, die deutlich sagen, dass Christi Hingabe allen gilt. Trotzdem will Papst Benedikt, dass bei der Neuübersetzung des Messbuches die Einsetzungsworte geändert werden, wo bislang „für alle“ gesagt wurde, soll nun „für viele“ gesagt werden. Warum?

In der Vergangenheit hatte dieser Streit nicht nur in den deutsprachigen Überstzungskommissionen zu Diskussionen geführt. Auch die Bischöfe waren unter sich nicht einig und haben diese Uneinigkeit auch dem Papst bei einem Besuch mitgeteilt, auch das erwähnt der Papst in seinem Brief. Anlässlich der bevorstehenden Herausgabe des neuen Gotteslobes – in dem wie beim alten auch die Messtexte enthalten sein werden – möchte der Papst nun Klarheit. Es ist erstaunlich, dass der Papst durch diese einleitenden Bemerkungen Einblick gewährt in die Diskussionen zwischen ihm und den Bischöfen. Er möchte, dass seine Entscheidung nachvollziehbar wird. Der Brief ist für die Bischöfe geschrieben, aber seiner Form nach für alle bestimmt, denen die Messfeier ein Anliegen ist. Er wirbt darum, dass wir seine Entscheidung nachvollziehen. Weiterlesen “„Das für euch und für viele vergossen wird“”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Benedikt XVI., Bischöfe, da ist Zukunft, Einsetzungsworte, Eucharistie, für viele, Katechese, Kelchwort, Liturgie, Messbuch, Mystatogie, Papstbrief, Pro Multis, Übersetzung, Zweites Vatikanum60 Kommentare zu „Das für euch und für viele vergossen wird“

… and with your Spirit

Veröffentlicht am 27. November 201127. November 2011

An diesem ersten Adventssonntag – mit dem Beginn des neuen Kirchenjahres – wird in der englischsprachigen Welt das neue Messbuch eingeführt. Um das zu würdigen, war ich heute in der englischen Gemeinde hier in Rom. Die Texte waren an einigen Stellen etwas sperrig, was aber wohl daran liegt, dass sie ungewohnt klingen. Und auch ein wenig lustig bei all den kollektiven Versprechern; es braucht wohl eine Zeit, bis die Antworten fest sitzen. „And with your Spirit“ ist jetzt die Antwort auf  „The Lord be with you”,  „And also with you“ war sie vorher . An vielen Stellen ist der neue Text näher an dem, was wir auf Deutsch sagen, oder auch in anderen Sprachen, das Credo und auch das Gloria sind jetzt näher am Urtext.

Es hatte im Vorfeld viele Kontroversen gegeben, und ähnliche werden uns wohl auch mit der deutschen Übersetzung ins Haus stehen. Was das neue Messbuch aber mindestens schaffen sollte, ist ein wenig Nachdenken: Was sagen wir da eigentlich? Was meinen wir, wenn wir das sagen? Sagen wir das, weil wir das meinen?

Kategorien Allgemein, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Englisch, heilige Messe, Liturgie, Messbuch, Missale, Übersetzung1 Kommentar zu … and with your Spirit

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