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Schlagwort: Zweites Vatikanum

Liturgie: Vergiftetes Thema

Veröffentlicht am 3. September 2017

Es ist wie ein Schlag auf ein Wespennest. Kaum ein Thema schafft auf einen Schlag so viel Erregung wie das Thema Liturgie. Selbst das Thema Flüchtlinge muss da zumindest im innerkirchlichen Bereich etwas zurück stecken, obwohl auch das gerne Aufreger bringt. Liturgie ist da viel Erregungs-geladener. Wie jetzt wieder, als Papst Franziskus in aller Deutlichkeit „mit lehramtlicher Autorität“ die Liturgiereformen des Zweiten Vatikanischen Konzils für unumkehrbar erklärte.

Papstmesse: immer klar und keine Spielchen
Papstmesse: immer klar und keine Spielchen

Was ist es nur, dass einige Menschen vor allem bei Facebook komplett aus der Bahn fahren lässt? Ich verstehe es schlicht nicht. Dass es da viel Wirrnis gibt und Leute, die sich im echten Leben nie begegnet sind, aufeinander eindreschen und Sprache benutzen, die einen schlucken lässt, ist ja leider traurige Realität, aber ausgerechnet beim Thema Liturgie?

Da wird über Gottesdienst und Feierlichkeit gesprochen und gleichzeitig lässt die Wortwahl eine Angemessenheit völlig vermissen. Was ist es nur, dass das Thema Liturgie so vergiftet hat?

Blicken wir kurz zurück: Papst Benedikt XVI. hatte versucht, das Thema etwas aus der Schussbahn zu nehmen. Speziell durch die Zulassung der außerordentlichen Form des Ritus, zum anderen aber auch allgemeiner durch das Sprechen von der Hermeneutik der Reform, die kein Bruch sei.

 

Reformbemühungen

 

Sein Ziel hat er dadurch nicht erreicht, die außerordentliche Form des Ritus – der nicht etwa wie einige Traditionalisten sagen ein eigener Ritus ist, sondern nur eine Form des einen Ritus – hat die Lage nicht beruhigt. Siegesgeheul auf der einen, Depression oder Ärger auf der anderen Seite.

Schon hier kann man sehen, wie viele Emotionen im Spiel sind.

Jüngster Anlass, wie gesagt, war die für Papst Franziskus sehr ungewöhnliche Wortwahl von „lehramtlicher Autorität“. Das ist selten bei ihm, so selten, dass es sofort auffällt. Im Gedächtnis geblieben ist vielleicht die Schlussansprache bei der ersten Familiensynode, da hat er Kirchenrecht und Erstes Vatikanum zitiert. Jetzt also zum Thema Liturgie, die Reformen des Zweiten Vatikanums seien unumkehrbar. Das passt dazu, dass der Papst schon mehrfach hat bestätigen lassen, dass es keine „Reform der Reform“ geben werde, was Liturgie angeht. „Reform der Reform“ ist Code geworden für ein Zurückdrehen der Reformen.

Aber was hat der Papst denn betont? Erstens dass die Gemeinde keine Zuschauer sind, sondern aktiv teilhaben, direkt aus dem Konzilstext entnommen (Sacrosanctum Concilium 48). Zweitens betont er den Respekt vor gesunder Tradition und legitimem Fortschritt, auch das direkt aus dem Konzilstext. Die Umsetzung des im Konzil begonnenen brauche aber noch Zeit, liturgische Bücher seien das eine, der Wandel der Mentalität das andere, das ist sein dritter Punkt, „liturgische Bildung von Hirten und Gläubigen ist eine Herausforderung, die immer neu angegangen werden muss“.

Weiterlesen „Liturgie: Vergiftetes Thema“

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Hermeneutik der Reform, Lehramt, Liturgie, Messe, Papst Franziskus, Reform, Ritus, Vatikanisches Konzil, Zweites Vatikanum66 Kommentare zu Liturgie: Vergiftetes Thema

Der Konzilstheologe

Veröffentlicht am 29. November 201229. November 2012
Erzbischof Gerhard Ludwig Müller beim Vortrag über die Theologie Joseph Ratzingers

Es ist ein unerschütterlicher Teil des Mythos um Joseph Ratzinger, dass er als junger Theologe liberal gewesen sei, durch die 68er Revolution erschüttert und dann nach Regensburg und zu den Konservativen gewechselt sei.

Jetzt liegt ein Buch in zwei Bänden vor, in dem man das – theologisch – überprüfen kann, wenn man sich seine Vorurteile denn infrage stellen lassen will. Joseph Ratzinger – Gesammelte Schriften Band 7. Hier geht es um das Konzil, die Vorbereitunsdokumente, Korrekturvorschläge, Redeentwürfe und Beiträge zu den Debatten, und es geht um die Konzilsrezeption durch den Theologen in den Jahren und Jahrzehnten danach.

Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, Nachfolger Ratzingers als Präfekt der Glaubenskongregation, stellte das Buch gestern – Mittwoch – in Rom vor. Müller liest im Denken Ratzingers eine Linie, die im Wirken und Sprechen des Papstes in der Formulierung der „Hermeneutik der Reform“ angekommen sei. Er wendete sich in deutlichen Formen gegen die Bruch-Theorie, und zwar in ihren beiden Ausprägungen: Sowohl diejenigen, die das Zweite Vatikanum nicht anerkennen, als auch diejenigen, die nur dieses Konzil anerkennen wollten, lägen falsch.

 

„In der Phase der Rezeption erinnert er [Ratzinger] immer wieder daran, das Konzil an seiner eigenen Intention zu messen und zu verstehen. In der vielbeachteten Ansprache an die römische Kurie vom 22. Dez 2005 betont Papst Benedikt XVI. diese Hermeneutik der Reform und der Wahrung der Kontinuität gegenüber einer Hermeneutik der Diskontinuität und des Bruches.

Das betrifft sowohl diejenigen, die hinter das Konzil zurück wollen, wie auch diejenigen, die es hinter sich lassen wollen. Das kommt auf gleiche raus. Weiterlesen „Der Konzilstheologe“

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Rom, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Gerhard Ludwig Müller, Gesammelte Schriften, Hermeneutik, Joseph Ratzinger, Konzilstheologe, Papst, Theologie, Zweites Vatikanum4 Kommentare zu Der Konzilstheologe

Wider die Polarisierung

Veröffentlicht am 23. November 2012
Konzilsväter. (c) Lothar Wolleh

Spricht man über die Rezeption des vergangenen Konzils, spricht man über die Polarisierung heute. Kaum jemand, der nicht für seine Argumente die Lehre, den Text oder den Geist des Zweiten Vatikanums ins Feld führt. Heute – genau 50 Jahre nach der Eröffnung des Konzils – ist der Streit um den Sinn und die Lehre genau so heftig, wie er es vor, während und in der Zeit direkt nach dem Konzil war.

Ich halte mich bei diesem Beitrag an einen der besten Theologen, die zur Ekklesiologie – der Lehre von der Kirche – nach dem Vatikanum geforscht, gedacht und geschrieben haben: Pater, später Kardinal Avery Dulles SJ (+ 2008). In einem Artikel 2003 für die Zeitschrift America versucht er, eine Perspektive zu entwickeln, in der man das Konzil und dessen Lehre so lesen kann, dass man ihm gerecht wird.

Avery Dulles ist kein Revolutionär der Theologie, als Autor für diese Zeitschrift gehört er eher zu denen, die man landläufig als liberal bezeichnen würde, auch wenn dieser Begriff eigentlich nicht viel aussagt. Vor allem aber ist er ein sorgfältiger Denker und Theologe, vor allem, was die Lehre von der Kirche angeht.

 

Der Kompromiss und die Medien

 

Dulles nennt vier Faktoren, die die Wahrnehmung des Konzils ausgemacht haben und immer noch ausmachen, zwei davon scheinen mir besonders treffend: Zum einen der vielfach genannte Kompromisscharakter vieler Dokumente: Paul VI. und die Konzilsväter wollten keine Mehrheitsentscheidungen, sondern Einstimmigkeit. Das prägt die Texte und die Debatte und die Zugeständnisse in den Texten bis heute.

Der zweite Punkt ist aber vielleicht noch gravierender: Die mediale Öffentlichkeit bevorzugt immer den Konflikt und das Neue, das das Alte ablehnt. Deswegen seien besonders diejenigen Theologen immer und immer wieder zitiert worden, die einen solchen medial zu präsentierenden Konflikt aufzeigten. Dulles nennt das die „innovationist hermeneutic”. Dagegen setzten andere Theologen, Joseph Ratzinger unter ihnen, die „Hermeneutik der Kontinuität“ (davon spricht Dulles bereits 2003). Weiterlesen „Wider die Polarisierung“

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Glaube und Vernunft, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Avery Dulles, Dokumente, Geist des Konzils, Hermeneutik, Interpretation, Kirche, Kontinuität, Konzil, Theologe, Theologie, Zweites Vatikanum2 Kommentare zu Wider die Polarisierung

„Die Lebensgeschichten der Menschen müssen ihren Platz haben“

Veröffentlicht am 23. Oktober 201223. Oktober 2012
Prof Thomas Söding bei der Bischofssynode
Prof. Thomas Söding

Bischofssynode, Schlussphase, Dienstag

Wenn man die Neuevangelisierung ernst nimmt, dann hat das Folgen nicht für die Art der Pastoral, sondern für den Stil des Glaubens selber. Der Glaube muss moderner werden. Das sagte mir einer der Experten bei der Synode, der Bochumer Neutestamentler Thomas Söding. Moderner heiße für ihn, dass die individuelen Biographien der Menschen, wie sie nun einmal seien, in der Kirche ihren Ort haben müssten.

Seine Herangehensweise verläuft über die Bibel: Das glaubende Lesen bringe den Einzelnen in Verbindung mit der Glaubensgeschichte der Schrift, und das müsse in „Freiheit und Selbstständigkeit“ geschehen.

 

„Man kann von der Synode jetzt nicht das große Generalrezept für die Zukunft erwarten. Es wird vieles beschrieben, was es gibt. Das muss man sich klug anschauen. Dann muss man aber entschieden einige Akzente setzen. Für mich ist in der Tat das Entscheidende, ob es gelingt, dass den Menschen, die irgendwie mit der Glaubensfrage und der Gottesfrage unterwegs sind, zugestanden wird, dass sie ihre eigene Antwort finden können.“ Weiterlesen „„Die Lebensgeschichten der Menschen müssen ihren Platz haben““

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Interview, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Bibel, Bischofssynode, Glaube, Kirche, Leben, Moderne, Neuevangelisierung, Söding, Vernunft, Zweites Vatikanum2 Kommentare zu „Die Lebensgeschichten der Menschen müssen ihren Platz haben“

Tradition kennen und Traditionalismus vermeiden

Veröffentlicht am 22. Oktober 201222. Oktober 2012
Pater Brian E. Daley SJ

Das Studium der Kirchenväter hilft, das Konzil zu verstehen und Traditionalismen und Vereinfachungen zu vermeiden. Brian E. Daley SJ, Jesuitenpater, Theologieprofessor und seit Samstag Träger des Ratzinger-Preises für Theologie: Mit ihm habe ich nach der Zeremonie über seine Studien gesprochen, die Preisurkunde hatte er dabei, ein wenig stolz war er aber immer noch überrascht, dass er diese Auszeichnung erhalten hat.

Ganz schnell aber waren wir bei seinem Thema, die Urkunde war sicher im Regal verstaut und er sprach von seinem Studienobjekt, eben den Kirchenvätern.

Der Papst hatte in seiner Ansprache noch einmal seine immer wieder kehrenden Ankerpunkte des Konzils genannt: Den Dialog der Religionen, die Religionsfreiheit und dazu die Ökumene. Das hält der Papst für „entscheidende Bereiche der Kirche“ heute. Als ich das erwähne, wird Daley richtig aktiv und es sprudelt nur so aus ihm heraus: Genau dazu hätten die Alten viel zu sagen.

Wieso das?

 

Liturgie und Entwicklung

Er erklärt das mit Beispielen: Was das Konzil angehe, streite man heute am heftigsten über die Liturgie. Noch in den 50er Jahren habe man gedacht, dass man eine ewige Form der Liturgie feiere. Bereits zehn Jahr danach stimmte diese Annahme schon nicht mehr. „Viele Änderungen kamen von Forschern, die die Geschichte der Liturgie studiert hatten, die die frühen Formen des römischen Ritus untersucht hatten, frühmittelalterliche wie den karolingischen Ritus und andere. Sie fanden eine Evolution liturgischer Gesten und Texte, die uns besser verstehen lässt, was wir tun und warum wir das tun.“ Und diese Überlegungen würden bei der Unterscheidung helfen, was geändert werden könne und was nicht geändert werden dürfe, so Daley. Weiterlesen „Tradition kennen und Traditionalismus vermeiden“

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Geschichte, Glaube und Vernunft, Rom, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Brian E. Daley, Jesuit, Kirchenväter, Liturgie, Notre Dame, Ratzinger, Studium, Theologie, Zweites Vatikanum1 Kommentar zu Tradition kennen und Traditionalismus vermeiden

Ökumene, Dialog, Religionsfreiheit

Veröffentlicht am 20. Oktober 2012

Ökumene und Dialog der Religionen: Diese beiden Themen standen – laut Papst Benedikt XVI. – im Rampenlicht bei der Überreichung des Ratzinger-Preises an diesem Samstag. Pater Brian E. Daley SJ und Rémi Brague wurden ausgezeichnet: Zwei „Persönlichkeiten im vollen Sinn des Wortes“, wie der Papst sagte. Und mit den beiden Themen griff der Papst die Bereiche auf, die ihm vor allem mit Blick auf das Zweite Vatikanische Konzil sehr wichtig sind.

Die Ökumene und der Dialog der Religionen seien „entscheidende Bereiche der Kirche heute“, so der Papst. Daley kenne als Patristiker die Kirchenväter und die von ihnen beschrieben eine Kirche, aber auch den Reichtum der Verschiedenheit der Traditionen. Brague sei ein Religionsphilosoph, besonders des Judentums und des Islams des Mittelalters.

 

Die Kirche und die Moderne

Anlässlich des Jubiläums der Konzilseröffnung würde er gerne gemeinsam mit den Preisträgern und ihrem Denken zwei Konzilsdokumente neu lesen: Nostra Aetate und Unitatis Redintegratio, die Texte zu den nichtchristlichen Religionen und zur Ökumene. Dem fügte der Papst noch Dignitatis Humanae hinzu, das Dokument zur Religionsfreiheit. Weiterlesen „Ökumene, Dialog, Religionsfreiheit“

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Rom, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Benedikt XVI., Dialog, Konzil, Ökumene, Preis, Ratzinger, Religionsfreiheit, Zweites Vatikanum2 Kommentare zu Ökumene, Dialog, Religionsfreiheit

Aggiornamento hier und heute

Veröffentlicht am 12. Oktober 2012

Bischofssynode, Tag 4 und 5

Papst Benedikt segnet von seinem Fenster aus
Benedikt XVI. am Donnerstag Abend beim Fackelumzug auf dem Petersplatz

Das Betrachten von Licht und Schatten des Konzils und seiner Folgen: Beides gehört zusammen.

Es gibt Meinungen die nur das Licht sehen wollen oder nur den Schatten, aber eine ausgewogene Beurteilung muss beides kennen.

Am Donnerstag Abend sprach der Papst auf dem Petersplatz davon, dass die Kirche in den 50 Jahren seit dem Konzil hat lernen müssen, dass aus der Sünde einzelner auch strukturelle Sünde werden könne. Die Begeisterung und Dynamik des Konzils damals dürfe die Realität der Schwäche des Menschen nicht aus dem Blick lassen.

 

Am Donnerstag sprach er bei einem Mittagessen mit den noch lebenden Teilnehmern des Konzils.  Seine Betrachtung galt dem Wort, das wohl wie kein anderes für die Lichtseite des Konzils steht: Aggiornamento, etwas ins heute bringen. Das Christentum sei immer etwas Neues, es gehöre nie nur in die Vergangenheit. Deswegen hätte der Instinkt Johannes XXIII. bei der Wortwahl – die auch damals nicht unumstritten gewesen sei – völlig richtig gelegen, so Benedikt XVI.

 

Dieses Aggiornamento könne aber nicht Bruch bedeuten, dann verliere man die Lebendigkeit der Wurzeln. Es bedeute nicht ein Zurücknehmen des Glaubens oder die Übergabe an die Moden der Zeit. Hier sieht der Papst auch die Dimensionen der prophetischen Kritik am heute, die die Distanz zu den Moden mit sich bringe.

 

„Die Erinnerung an die Vergangenheit ist kostbar, aber kein Selbstzweck“, so der Papst. Das ‚Jahr des Glaubens’ wolle diese Erinnerung an das Konzil und dessen Botschaften fruchtbar machen für das Heute. Wir können also sagen: Auch das ‚Jahr des Glaubens’ will seine Art des Aggiornamento.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Glaube und Vernunft, Rom, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Aggiornamento, Benedikt XVI., Bischofssynode, Jahr des Glaubens, Konzil, Zweites VatikanumSchreiben Sie einen Kommentar zu Aggiornamento hier und heute

Benedikt XVI.: Die Begegnung mit den großen Themen der Neuzeit

Veröffentlicht am 12. Oktober 201211. Oktober 2012

Benedikt XVI. blickt zurück auf das Konzil: Die Wichtigkeit von Religionsfreiheit und Dialog der Religionen in der Begegnung mit der modernen Welt. Auszüge aus einem Vorwort zu einem Band, das an diesem Donnerstag neu erscheint, und zwar im Sonderheft des Osservatore Romano zum Konzilsjubiläum:

 

Dies war ein Augenblick einer außerordentlichen Erwartung. Großes mußte geschehen. Frühere Konzilien waren fast immer einer konkreten Frage wegen zusammengerufen worden, die sie beantworten sollten. Diesmal war kein bestimmtes Problem zu lösen. Aber um so mehr lag eine allgemeine Erwartung in der Luft: Das Christentum, das die westliche Welt gebaut und geformt hatte, schien immer mehr seine prägende Kraft zu verlieren. Es schien müde geworden, und die Zukunft schien von anderen geistigen Mächten bestimmt zu werden. Das Empfinden für diesen Gegenwartsverlust des Christentums und für die Aufgabe, die daraus folgte, war sehr genau zusammengefaßt in dem Wort „aggiornamento“. Das Christentum muß im Heute stehen, um Zukunft formen zu können. Damit es wieder gestaltende Kraft für das Morgen werden könne, hatte Johannes XXIII. das Konzil einberufen, ohne ihm konkrete Probleme oder Programme vorzugeben. Dies war zugleich die Größe und die Schwierigkeit der Aufgabe, vor der die Kirchenversammlung stand.

 

Religionsfreiheit

Die Begegnung mit den großen Themen der Neuzeit fand unerwartet nicht in der großen Pastoralkonstitution statt, sondern in zwei kleineren Dokumenten, deren Wichtigkeit erst nach und nach in der Rezeption des Konzils zum Vorschein gekommen ist. Weiterlesen „Benedikt XVI.: Die Begegnung mit den großen Themen der Neuzeit“

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Geschichte, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Rom, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Benedikt XVI., Dialog, Dignitatis Humanae, Nostra Aetate, Religionsfreiheit, Zweites VatikanumSchreiben Sie einen Kommentar zu Benedikt XVI.: Die Begegnung mit den großen Themen der Neuzeit

Der positive Blick auf die Welt

Veröffentlicht am 11. Oktober 2012

„In der täglichen Ausübung Unseres apostolischen Hirtenamtes geschieht es oft, dass Stimmen solcher Personen unser Ohr betrüben, die zwar von religiösem Eifer brennen, aber weder genügend Sinn für die rechte Beurteilung der Dinge noch ein kluges Urteil walten lassen. Sie meinen nämlich, in den heutigen Verhältnissen der menschlichen Gesellschaft nur Untergang und Unheil zu erkennen. Sie reden unablässig davon, dass unsere Zeit im Vergleich zur Vergangenheit zum Schlechteren abgeglitten sei. Sie benehmen sich so, als hätten sie nichts aus der Geschichte gelernt, die eine Lehrmeisterin des Lebens ist, und als sei in den Zeiten früherer Konzilien, was die christliche Lehre, die Sitten und die Freiheit der Kirche betrifft, alles sauber und recht zugegangen.

Wir aber sind völlig anderer Meinung als diese Unglückspropheten, die immer das Unheil voraussagen, als ob die Welt vor dem Untergang stünde. In der gegenwärtigen Entwicklung der menschlichen Ereignisse, durch welche die Menschheit in eine Ordnung einzutreten scheint, muss man viel eher einen verborgenen Plan der göttlichen Vorsehung anerkennen. Dieser verfolgt mit dem Ablauf der Zeiten, durch die Werke der Menschen und meistens über ihre Erwartungen hinaus sein eigenes Ziel, und alles, auch die entgegengesetzten menschlichen Interessen, lenkt er weise zum Heil der Kirche.”

 

Aus der Eröffnungsansprache Papst Johannes XXIII. beim Zweiten Vatikanischen Konzil, Gaudet Mater Ecclesiae.

 

Dazu der Mainzer Kardinal Karl Lehmann: Besonders beachtet wurden seine Warnung vor einer pessimistischen Beurteilung des gegenwärtigen Zeitalters und die Mahnung, „zu unterscheiden zwischen der Substanz der alten Lehre des Glaubensgutes und der Formulierung ihrer sprachlichen Einkleidung“. Die katholische Lehre müsse „nach den Forschungsmethoden und der  literarischen Formulierung des modernen Lebens“ und vor allem in pastoraler Ausrichtung dargelegt werden.

Aus einem Artikel 2002 in der SZ

Kategorien Allgemein, Geschichte, Glaube und Vernunft, Rom, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Eifer, Gaudet Mater Ecclesiae, Johannes XXIII., Konzil, Moderne, Unheilspropheten, Welt, Zweites VatikanumSchreiben Sie einen Kommentar zu Der positive Blick auf die Welt

„Der Glaube schien nicht mehr in der Zeit zu stehen“

Veröffentlicht am 10. Oktober 201210. Oktober 2012

Jahr des Glaubens, Konzilsjubiläum, Bischofssynode: Alles hat seinen Kern in einer Sache, dem Glauben. Bei all den Streitigkeiten, was das Konzil denn war und wie es wirkt und wirken soll und nicht gewirkt hat richtete der Papst an diesem Mittwoch in der Katechese der Generalaudienz den Blick auf den Kern. Den Glauben neu entdecken, nichts weniger will er mit seinem Jahr des Glaubens erreichen. Dasselbe wollte auch das Konzil, so der Papst.

 

Der vollständige Text des deutschen Teils der Generalaudienz:

Liebe Brüder und Schwestern,

morgen sind es 50 Jahre, Papst Johannes XXIII. das Zweite Vatikanische Konzil eröffnet hat und an diesem Tag beginnen wir auch ein Jahr des Glaubens, um uns wieder neu in das Wollen dieses Konzils und das Wollen des Herrn selbst hinein zu begeben, Glauben zu lernen und aus dem Glauben zu leben.

Johannes XXIII. hat das Konzil einberufen aus dem Bewusstsein heraus, dass das Christentum müde geworden war und nicht mehr recht in der Zeit zu stehen schien, in Sprache und Formen der Vergangenheit zugehörig schien. So hat er das Stichwort ‚Aggiornamento’ geprägt, „es wieder auf den Tag bringen“. Das heißt nicht ein äußerliches neu Anstreichen des Glaubens, sondern es bedeutet seine innere Gegenwart neu zu entdecken. Weiterlesen „„Der Glaube schien nicht mehr in der Zeit zu stehen““

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Aggiornamento, Benedikt XVI., Generalaudienz, Glaube, Johannes XXIII., Konzil, Zweites VatikanumSchreiben Sie einen Kommentar zu „Der Glaube schien nicht mehr in der Zeit zu stehen“

Übersetzer, Schreiber, Forscher, Helfer: Ein Pater erzählt vom Konzil

Veröffentlicht am 7. September 201228. September 2012

Über einhundert Reden für das Konzil hat er (mit)geschrieben, er hat übersetzt, beraten und geforscht: Pater Peter Gumpel war während des Zweiten Vatikanums einer der Insider hinter den Kulissen.

 

Pater Peter Gumpel SJ

Es ist die Zeit der Erinnerung ans Konzil: Wenn die Gedenkveranstaltungen beginnen – wenn sie nicht schon laufen – werden wieder Artikel erscheinen unter den  Titeln „Was bleibt“ oder „Was hat es gebracht“ etc. Ganz in der Tradition der „oral history“ ist es aber auch spannend, denen zuzuhören, die damals dabei waren. Es sind nicht mehr sehr viele, die das Konzil noch selber erlebt haben, um so wichtiger ist es, jetzt zuzuhören. Einige Gespräche, die wir in den vergangenen Monaten für Radio Vatikan geführt haben, sind an dieser Stelle schon gebloggt worden. Hier nun ein weiteres, in vieler Hinsicht ein ganz besonderes.

 

Jesuitenpater Peter Gumpel war und ist immer noch Teil eines in Rom legendären Teams: Gemeinsam mit Pater Paolo Molinari, den er 1950 im Studium kennen gelernt hatte, arbeite er in der Kurie, also der Verwaltung, des Jesuitenordens. Während des Konzils waren die beiden echte Insider: Keine Entscheidungsmacher, keine Konzilsväter, aber Übersetzer, Forscher, Helfer, Schreiber, und – im Fall Pater Molinaris – Peritus des Papstes.

Vor einigen Tagen habe ich mit Pater Gumpel über seine Beteiligung am Konzil und über seine Sicht heute nach 50 Jahren sprechen können.

 

Vom Schreiben eines Konzilsdokumentes

Begonnen hatte seine Beteiligung am Konzil auf eine Weise, wie sie heute kaum noch vorzustellen ist. Pater Paolo Molinari, Gumpels Chef, Freund und Mitarbeiter, sollte auf die Schnelle einen Artikel für eine theologische Fachzeitschrift verfassen: 30-40 Seiten in drei Wochen, keine ganz einfache Sache. Pater Gumpel riet zur Zusage und so entstand in nur zwölf Tagen ein Artikel zur „Verehrung der Heiligen in der Kirche“, Molinari schrieb, Gumpel half. 1961 war das.

Eine der ersten Reaktionen auf diesen Artikel kam von Msgr. Floris Capovilla, dem Privatsekretär von Papst Johannes XXIII.. Zwei oder drei Tage nach dem Erscheinen habe dieser ihn, Gumpel, angerufen. Der Papst würde den Artikel in diesem Augenblick lesen, sei beeindruckt und wolle nun mit dem Verfasser sprechen. Also bekam Pater Molinari eine Privataudienz, in der Johannes XXIII. ihm einen Auftrag erteilte: In den Vorbereitungsdokumenten für das Konzil, das im kommenden Jahr (1962) beginnen sollte, sei sehr viel über die Kirche auf Erden, aber wenig über die Verbindung der Kirche auf Erden mit der Kirche im Himmel gesagt worden. Um das zu ändern möge er doch bitte eine Textvorlage machen. Weiterlesen „Übersetzer, Schreiber, Forscher, Helfer: Ein Pater erzählt vom Konzil“

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Interview, Kirche und Medien, Rom, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Beratungen, Erinnerung, Experten, Gelehrte, Konzil, Latein, Peter Gumpel, Reden, Übersetzen, Vatikan, Zweites VatikanumSchreiben Sie einen Kommentar zu Übersetzer, Schreiber, Forscher, Helfer: Ein Pater erzählt vom Konzil

Wenn einer eine Reise tut

Veröffentlicht am 18. August 201222. September 2012

Folge 24

Anton Tulbure, Alexandra Kainz und Pfarrvikar Hannes Schüssler (von links) vor der alten, abgesperrten Kirche.

Ecclesia semper reformanda – die Kirche ist immer zu erneuern, zu reformieren: So lautet einer der Hauptsätze der Theologie im Verständnis von dem, was Kirche ist. In Holzkirchen ist das nur zu sehr Realität geworden: Dort muss eine Kirche Sankt Joseph abgerissen und neu gebaut werden. Ausgerechnet genau am 50. Geburtstag des Gebäudes wurde es geschlossen, weil es einzustürzen droht. Pfarrer Anton Tulbure und Gemeindeassistentin Barbara Kainz berichten von den Planungen.

https://blog.radiovatikan.de/wp-content/uploads/2012/08/241
Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Interview, Kunst, Kultur und Können, Spiritualität / Geistliches Leben, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Gebäude, Gemeinde, Holzkirchen, Kirche, Kirchneubau, Pfarrei, Radio Vatikan, Sommerreise, Zweites VatikanumSchreiben Sie einen Kommentar zu Wenn einer eine Reise tut

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