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Schlagwort: Papstwahl

Es gab keinen Favoriten: Wie es zur Wahl von Papst Franziskus kam

Veröffentlicht am 10. Februar 202010. Februar 2020
Die Wahl von Papst Franziskus nimmt seinen Lauf Der Autor dieser Zeilen bei der Arbeit in der Sistina, zwei Tage vor dem Konklave: Das sind meine eigenen Erinnerungen

Das Telefon klingelt und Elisabetta Piqué nimmt ab. Sie ist eine argentinische Journalistin in Rom, eine „Vaticanista“, und es ist der 18. Februar 2013, eine Woche nach der Ankündigung Papst Benedikt XVI., auf sein Amt zu verzichten. Am anderen Ende der Leitung ist Kardinal Jorge Mario Bergoglio, er ruft seine gute Bekannte an, und am Ende des Gesprächs wird er zum Abendessen eingeladen, sobald er in Rom angekommen ist. Die Wahl von Papst Franziskus nimmt seinen Lauf.

Elisabetta Piqués Mann ist ebenfalls ein Vaticanista, Gerard O’Connell, Ire und Korrespondent eines US-amerikanischen Mediums. Und der hat nun ein Buch vorgelegt über diese Tage. Tage, die sich in meiner eigenen Erinnerung zu einem einzigen langen Tag verdichtet haben, von der Ankündigung des Rücktritts von Benedikt XVI. bis zum weißen Rauch und den ersten Tagen, die ein so ganz anderes Pontifikat beginnen ließen. Genau sieben Jahre ist das jetzt her.

Die Wahl von Papst Franziskus nimmt seinen Lauf

Die beiden sind gut bekannt mit Bergoglio und Gerard – ich kenne ihn gut aus meinen Jahren in Rom – macht auch keinen Hehl daraus. Trotzdem aber ist das Buch ein Musterexemplar an Sachlichkeit. Die Wirklichkeit war spannend und interessant genug, da muss man kein Geheimnis hinein vermuten.

Italienische Medien lieben Verschwörungsgeschichten und deren Aufklärung. „Dietrologia“ heißt das, ein Buch oder Artikel, indem aufgedeckt wird, wer mit wem heimlich was verabredet hat. Wie genau es zu diesem oder jenem Skandal hat kommen können. Was wirklich hinter einem Ereignis steckt.

Keine Verschwörung

Auf den Regalen zu Papstbüchern stehen eine ganze Reihe Werke dieser Gattung, das berühmteste natürlich das Buch über den angeblichen Mord an Papst Johannes Paul I., aber auch aktuelle Skandale haben ihre Verewigung gefunden. Aktuell immer wieder frisch: Neues zu den Finanzskandalen. Gemeinsam haben diese Stücke die These, dass alles im Kern ganz einfach ist, dass man letztlich eine kleine Gruppe von Menschen benennen kann, die Verantwortung tragen für eine Entscheidung oder Entwicklung, die diese dann aber Verdecken. Und da kommt nun der Journalist und deckt das auf.

Nun ist die Wirklichkeit aber meistens grau und selten schwarz weiß. Weswegen diese Bücher oder Artikel auch meistens verkürzend wirken. Man kann sich aufregen oder glauben, jetzt wisse man endlich, aber so richtig treffen tun diese Dinge nicht. Im Netz kann man das schön beobachten: Es gibt unter den Destruktiv-Katholiken klare Narrative, wie es zur Wahl von Papst Franziskus hat kommen können. Denn natürlich hat es auch da eine Verschwörung gegeben, wie könnte es anders sein? Das Buch hätte genau so ein Buch sein können. Es ist aber zum Glück genau das Gegenteil.

Der Autor, ein kluger Beobachter

Drei Narrative laufen nebeneinander. Da ist zum einen der Autor selber, er erzählt von sich, seinen Interviews, seinen Begegnungen, und lässt teilhaben an der Arbeit eines Journalisten in einer sehr ungewöhnlichen Situation. Eines Journalisten zudem, der gut bekannt ist mit der Hauptperson des Buchs.

Zum zweiten ist da die dokumentarische Wiedergabe der Berichterstattung. Das ist da das, was die meisten von uns von der Wahl und den Hintergrund-Interviews mitbekommen haben. Er listet das auf, umfassend, fast für jeden Tag des Geschehens. Grundsolide journalistische Arbeit ist das, so überhaupt nicht auf Skandal sondern auf Information aus.

Zum dritten ist da natürlich der Überblick über die Entwicklung. Nie verlieren wir im Buch aus dem Auge, wo in der Handlung wir gerade sind. Das macht das Buch interessant auch für Leute in Jahrzehnten, lange nachdem der Rauch um die Kontroversen um diesen Papst schon verzogen sein wird.

Auch eine Mediengeschichte

O’Connell hat in all dem zwei rote Fäden, die sich durch das Buch ziehen. Zum einen ist da die Frage nach den „Visions of the Church“, also die Frage nach den Vorstellungen von Kirche für die Zukunft, die während dieses langen Monats diskutiert wurden. Das sind spannend zu lesende Dinge, auch jetzt noch relevant.

Zum Zweiten ist da die Mediengeschichte, die der Autor erzählt. Mehr als einmal weist er darauf hin, wie völlig falsch italienische Medien in ihren Spekulationen über den neuen Papst gelegen haben, wie sie Trends völlig verpasst haben. Was ganz unterschiedliche Gründe hat, die auch benannt werden. Aber die Kardinäle zogen halt mit der Zeitung unter dem Arm ins Konklave und wussten, wer hoch gehandelt wurde.

„Es wird Kardinal Scola”

Also schrieben sie alle, der damalige Erzbischof von Mailand, Kardinal Scola, würde es werden. Ich erinnere mich sehr gut: noch als der weiße Rauch schon aus dem Schornstein quoll, gab es im deutschen TV einen gerne gesendeten Papsterklärer, der behauptete, es sei völlig klar dass es Scola würde. Weil eben alle nur italienische Blätter lasen.

Ein Thema, das sich zu den zwei roten Fäden gesellt, ist das der Reform des Vatikan. Das war das  große Thema unter den Wählern. Lesend habe ich mich hier beim Kopfnicken ertappt, meine Erinnerung und meine eigenen Aufzeichnungen aus dieser Zeit sprechen dieselbe Sprache.

Sie merken, ich halte das für ein gutes Buch. Ein Buch, dass jetzt – einige Jahre nach der Wahl – noch einmal Revue passieren lässt, was genau im Einzelnen damals passiert ist. Wer die Player waren, wer wie viele Stimmen bekommen hat, wer früh schon für wen oder gegen wen war. Aber das alles eben auf journalistische, fast schon dokumentarische Art und so gar nicht auf Skandal aus.

Wie gesagt, die Wirklichkeit ist spannend und interessant genug, da braucht man keine Skandale für um das zu „verkaufen“. Und das Buch ist ein gutes Beispiel dafür.

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Gerard O’Connell: The Election of Pope Francis. An Inside Account of the Conclave That Changed History. Erschienen bei Orbis Books. Der Autor ist seit Jahrzehnten als Vatikanjournalist für verschiedene Medien unterwegs, aktuell als Korrespondent von America Media.

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Mo, 11.30 Uhr: in einer ersten Version des Textes stand, Gerard O’Connell sei US-Amerikaner. Das ist falsch, er ist Ire. Was er auch umgehend angemerkt hat, ich korrigiere das mit der angemessenen Zerknirschung.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Geschichte, Kirche und Medien, Rom, VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Bergoglio, Buchtipp, Konklave, Papst Franziskus, Papstwahl, Vatikan12 Kommentare zu Es gab keinen Favoriten: Wie es zur Wahl von Papst Franziskus kam

Sechs Jahre Papst Franziskus: Fahrradfahren im Sand

Veröffentlicht am 12. März 201912. März 2019
Sechs Jahre Papst Franziskus Es ist nicht das Thema, das er sich ausgesucht hat. Aber es ist das Thema der Kirche: Der Paspt beim Kinderschutz-Gipfel

Es ist der internationale Tag des Waldes, der Welttag des Down-Syndroms, der Welttag der Poesie, es beginnt die Woche der Solidarität mit Völkern im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung, es ist Nowruz und Purim. Und alles am Donnerstag. Ich spreche vom 21. März, und bei der Vorbereitung der Themen der kommenden Tage mussten wir alle etwas Lachen. Es braucht wohl einen Internationalen Tag der Welttage. Alle Themen sich wichtig, aber geballt an einem Tag verlieren sie ihre Bedeutung.

So ist das mit internationalen Tagen. Es gibt sie, um das Thema zu setzen und Aufmerksamkeit und bestenfalls Sensibilität zu wecken. Das Gleiche gilt auch für Jahrestage, gerade in unserer Zunft gelten die als besondere Marksteine für Themen und Bilanzen. Wie auch in dieser Woche, denn in dieser Woche sehen wir sechs Jahre Papst Franziskus, genauer an diesem Mittwoch.

Sechs Jahre Papst Franziskus

Schon vor einem Jahr habe ich in meinem Stück hier angemerkt, dass es schwer ist zu verstehen, wo der Papst eigentlich hinwill. Am Anfang schien es einfach, Evangelii Gaudium und dann Laudato Si‘ haben eine klare Richtung vorgegeben, der Papst war in seiner Andersheit, Spontaneität, in seinem pastoralen Tun eine Richtung für viele. Nun aber scheint er müde, in den Mühen der Ebene, Inspiration scheint nicht mehr zu kommen. Ich betone: scheint.

Und das Ganze hat einen Namen: Missbrauch. Es ist nicht neu, im Gegenteil. Aber es scheint dass das Thema sich erst jetzt in seiner ganzen Wucht entfaltet.

Das Ganze fühlt sich an wie das Fahrradfahren im Sand. Mit viel Schwung gestartet wird es mühsam, sobald man auf den Strand kommt. Viel Energie, kaum Vorwärts-Kommen. Und es ist ja auch wahr, dauernd gibt es neue Dimensionen, neue Geschichten, alte Geschichten die bekannt werden. Immer wieder gibt es Widerstände, Verantwortung die nicht wahr genommen wird, Erwartungshaltungen von allen Seiten, etc. Was sich geändert hat – zum Guten geändert hat – ist dass jetzt die Medien mehr die Geschichten der Opfer erzählen als sich auf die Täter zu fokussieren.

Chile

Im vergangenen Jahr war Chile das Thema. Die ganze erste Jahreshälfte über. Im Januar war der Papst dort gewesen und hatte in einer aufsehenerregenden Bemerkung den Zorn der Opfer und Überlebenden, und darüber hinaus der ganzen Kirche im Land auf sich gezogen. Er hatte die Vorwürfe gegen einen Bischof im Land als „Verleumdung” zurück gewiesen. Das war falsch, wie er nachher feststellen musste, sein Sonderermittler klärte ihn nach einem langen Besuch in der Kirche und nach Gesprächen genau über die Umstände auf. Der Papst machte seinen Fehler dann öffentlich, er habe sich „aufgrund eines Mangels an genauen und ausgewogenen Informationen” ein falsches Bild von der Situation gemacht, so der Papst in einem Brief.

Und dann all die anderen Geschichten, die Kardinäle Pell und McCarrick, jetzt Kardinal Barbarin, und natürlich die Konferenz gegen Missbrauch und für Kinderschutz im Vatikan. Das war das vergangene, das sechste Jahr. Aber alles, die ganzen sechs Jahre Papst Franziskus, erscheinen heute im Rückblich wie von diesen Geschichten geprägt. Hieran wird er im Augenblick gemessen.

Ich mache das hier so ausführlich, nicht nur weil es das prägende Element des Pontifikats geworden ist. Der Papst wollte anderes, eine Kirche im Aufbruch, eine pastorale Kirche, eine Bekehrung der Strukturen. Aber die Sünden der Vergangenheit und Gegenwart haben Vorrang. Die Menschen haben Vorrang. Damit ist es nicht nur prägendes Element des Pontifikats, sondern der gesamten Kirche. Dem Papst geht es nicht anders als dem Rest.

Realität der Weltkirche

Zwar gibt es immer noch Leute die versuchen, diese Einsicht wegzudrücken und die alternative Wirklichkeiten aufsuchen, wider die Tatsachen. Aber auch das ist Realität nicht nur im Vatikan, sondern überall. Sechs Jahre Papst Franziskus ist eben auch eine Geschichte derer, die diese Weise des Herangehens nicht wollen, die nicht sehen und hören wollen.

Der Papst hat seinen Fehler öffentlich gemacht. Und seine ganze Kraft und Aufmerksamkeit auf dieses Thema gesetzt. Bis zum zur Konferenz im Januar dieses Jahres. Damit geht es ihm wie der ganzen Kirche. Wir wollen lieber über andere Themen sprechen, über die Kirche im Aufbruch, über Bewahrung des Schöpfung, den Einsatz für Gerechtigkeit und die vielen anderen Themen, wo die Kirche eine gute Rolle spielt. Das können wir aber nicht.

Die Sünden der Kirche können und dürfen wir nicht übersehen. Und das Leiden der Opfer und Überlebenden schon gleich gar nicht. Den glänzenden Helden, der alles richtig macht und das Thema ein für allemal löst, den gibt es nicht. Es gibt nur Menschen, die mühsam sich um Aufarbeitung kümmern, die zuhören, die gegen Widerstände auf allen Ebenen neue Richtlinien schreiben und einfordern. Hier sehe ich auch den Papst, das ist das, was er tut. Nicht der Super-Held wie das Grafiti auf einer römischen Hauswand einmal gezeigt hat, ein Super-Papst der alles kann. Sondern einer, der seine Energie jetzt hierhin richtet, auch wenn er lieber etwas anderes machen würde.

Sechs Jahre Papst Franziskus, das ist auch ein Blick auf die Realität der Kirche. Wir würden gerne über anderes reden, aber können nicht. Dürfen nicht. Es ist mühsam, es bleibt mühsam, und wir haben uns das Thema nicht ausgesucht. Aber es ist das Thema der Kirche, darum kommen nicht herum. Es ist halt Fahrradfahren im Sand.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, VatikanSchlagwörter 2013, Jahrestag, Missbrauch, Papst Franziskus, Papstwahl34 Kommentare zu Sechs Jahre Papst Franziskus: Fahrradfahren im Sand

Wenn Jesus von innen klopft

Veröffentlicht am 12. März 201812. März 2018

Fünf Jahre ist es nun her, dass Jorge Mario Bergoglio zum Papst gewählt wurde. An diesem Dienstag ist der Jahrestag. Sehr viel ist seitdem geschehen, sehr viel Text ist geschrieben, gesprochen und gesendet worden.

Auch in diesen Tagen erscheinen wieder Bilanzstücke, einige skeptisch, die meisten nicht wirklich wissend, wo der Papst mit seinem Projekt eigentlich hin will.

Es gibt aber einen Text, auf den ich immer noch gerne zurückgreife, er ist etwas über fünf Jahre alt, der damalige Kardinal Bergoglio hat ihn beim Vorkonklave, also vor der eigentlichen Wahl, gehalten. Der damalige Kardinalerzbischof von Havanna hat ihn um den Text gebeten, er selber hat ihn dann noch einmal ausgeschrieben – selber hatte er nur Notizen – und denn Kardinal Ortega erlaubt, das zu veröffentlichen.

Als Erinnerung stelle ich ihn hier noch einmal ein.

 

Christus selber treibt uns von innen an

 

Papst Franziskus
Papst Franziskus

Ich spreche über die Evangelisierung. Sie ist der Daseinsgrund der Kirche. Es ist die „süße, tröstende Freude, das Evangelium zu verkünden“ (Paul VI.). Es ist Jesus Christus selbst, der uns von innen her dazu antreibt.

Evangelisierung setzt apostolischen Eifer voraus. Sie setzt in der Kirche kühne Redefreiheit voraus, damit sie aus sich selbst herausgeht. Sie ist aufgerufen, aus sich selbst herauszugehen und an die Ränder zu gehen. Nicht nur an die geografischen Ränder, sondern an die Grenzen der menschlichen Existenz: die des Mysteriums der Sünde, die des Schmerzes, die der Ungerechtigkeit, die der Ignoranz, die der fehlenden religiösen Praxis, die des Denkens, die jeglichen Elends.

 

Die Kirche wird krank

 

Wenn die Kirche nicht aus sich selbst herausgeht, um das Evangelium zu verkünden, kreist sie um sich selbst. Dann wird sie krank (vgl. die gekrümmte Frau im Evangelium). Die Übel, die sich im Laufe der Zeit in den kirchlichen Institutionen entwickeln, haben ihre Wurzel in dieser Selbstbezogenheit. Es ist ein Geist des theologischen Narzissmus.

In der Offenbarung sagt Jesus, dass er an der Tür steht und anklopft. In dem Bibeltext geht es offensichtlich darum, dass er von außen klopft, um hereinzukommen … Aber ich denke an die Male, wenn Jesus von innen klopft, damit wir ihn herauskommen lassen. Die egozentrische Kirche beansprucht Jesus für sich drinnen und lässt ihn nicht nach außen treten.

 

Zwei Kirchenbilder

 

Die um sich selbst kreisende Kirche glaubt – ohne dass es ihr bewusst wäre – dass sie eigenes Licht hat. Sie hört auf, das „Geheimnis des Mondlichts“ zu sein, und dann gibt sie jenem schrecklichen Übel der „geistlichen Weltlichkeit“ Raum (nach Worten de Lubacs das schlimmste Übel, was der Kirche passieren kann). Diese (Kirche) lebt, damit die einen die anderen beweihräuchern. Vereinfacht gesagt: Es gibt zwei Kirchenbilder: die verkündende Kirche, die aus sich selbst hinausgeht, die das „Wort Gottes ehrfürchtig vernimmt und getreu verkündet“; und die weltliche Kirche, die in sich, von sich und für sich lebt.

Dies muss ein Licht auf die möglichen Veränderungen und Reformen werfen, die notwendig sind für die Rettung der Seelen.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Evangelisierung, Konklave, Papst Franziskus, Papstwahl, Verkündigung6 Kommentare zu Wenn Jesus von innen klopft

Immer noch zurück getreten

Veröffentlicht am 11. Februar 20176. Februar 2017

Es ist wieder Jahrestag. Vor mittlerweile vier Jahren hatte Benedikt XVI. seinen Rücktritt angekündigt. Und auch wenn sich immer mal wieder Leute öffentlich aufregen mögen, darüber dass er immer noch weiß trägt oder Interviews gibt, ist die Tatsache eines nicht mehr amtierenden Papstes langsam normal geworden.

Das gilt auch für die Formsprache des Papstes.

Papst und Emeritus, Februar 2014
Papst und Emeritus, Februar 2014

Es muss sich sicherlich noch einiges einrenken. Etwa die weiße Farbe. Wir guten deutschsprachigen Mitteleuropäer würden natürlich am liebsten sofort eine Regel haben, an die sich zurück getretene Päpste halten müssen. Das war erst neulich wieder mal Thema. Typisch, kann ich als „Römer“ da nur sagen. Da passiert gerade etwas, da kann man sozusagen Kirchengeschichte beim sich Ereignen zuschauen, und was wollen wir? Das regeln!

Dabei hat Benedikt XVI. doch genau das getan, was sein Nachfolger predigt: er hat einen Weg geöffnet. Er hat einen Schritt getan, wie Franziskus nicht müde wird zu sagen. Er hat lange reflektiert – unterschieden – und dann entschieden.

 

Das magische Wort: Unterscheidung

 

Vielleicht liegt ja auch hier der Grund, weswegen die deutschsprachige Öffentlichkeit immer noch nicht so richtig mit dem Rücktritt umgehen mag. Da schwingt – nicht immer, aber öfters – ein „aber er hätte doch auch” und ein „aber er hätte nicht” dürfen, etwa was die Kleidung, den Namen, den Ort seines Ruhestandes, seine Interviews etc. angeht.

Ob der nächste – wer oder wann auch immer das sein mag – das genau so machen wird, ist nicht ausgemacht. Muss es auch nicht. Also mag er vielleicht auch weiß tragen. Oder nicht. Er mag im Vatikan wohnen. Oder nicht. Nur so viel kann man jetzt schon sagen: Die Umstände werden anders sein, die Personen werden anders sein.

Aber dieser 11. Februar wird immer der Beginn eines Weges bleiben. Für Benedikt XVI. persönlich, als Emeritus, aber auch für die ganze Kirche. Es ist ein wichtiger Jahrestag.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Rom, VatikanSchlagwörter 11. Februar, Benedikt XVI., Papstkleidung, Papstrücktritt, Papstwahl11 Kommentare zu Immer noch zurück getreten

Zur Erinnerung: Wie es begann

Veröffentlicht am 12. März 201513. März 2015

Zwei Jahre ist es morgen her, dass Jorge Mario Bergoglio zum Papst gewählt wurde. Sehr viel ist seitdem geschehen, sehr viel Text ist geschrieben, gesprochen und gesendet worden. Es gibt aber einen Text, auf den ich immer noch gerne zurück greife, er ist etwas über zwei Jahre alt und von Kardinal Bergoglio beim Vorkonklave, also vor der eigentlichen Wahl, gesprochen worden.

Als Erinnerung stelle ich ihn hier noch einmal ein.

 

Ich habe Bezug genommen auf die Evangelisierung. Sie ist der Daseinsgrund der Kirche. Es ist die „süße, tröstende Freude, das Evangelium zu verkünden“ (Paul VI.). Es ist Jesus Christus selbst, der uns von innen her dazu antreibt.

1. Evangelisierung setzt apostolischen Eifer voraus. Sie setzt in der Kirche kühne Redefreiheit voraus, damit sie aus sich selbst herausgeht. Sie ist aufgerufen, aus sich selbst herauszugehen und an die Ränder zu gehen. Nicht nur an die geografischen Ränder, sondern an die Grenzen der menschlichen Existenz: die des Mysteriums der Sünde, die des Schmerzes, die der Ungerechtigkeit, die der Ignoranz, die der fehlenden religiösen Praxis, die des Denkens, die jeglichen Elends.

2. Wenn die Kirche nicht aus sich selbst herausgeht, um das Evangelium zu verkünden, kreist sie um sich selbst. Dann wird sie krank (vgl. die gekrümmte Frau im Evangelium). Die Übel, die sich im Laufe der Zeit in den kirchlichen Institutionen entwickeln, haben ihre Wurzel in dieser Selbstbezogenheit. Es ist ein Geist des theologischen Narzissmus.

In der Offenbarung sagt Jesus, dass er an der Tür steht und anklopft. In dem Bibeltext geht es offensichtlich darum, dass er von außen klopft, um hereinzukommen … Aber ich denke an die Male, wenn Jesus von innen klopft, damit wir ihn herauskommen lassen. Die egozentrische Kirche beansprucht Jesus für sich drinnen und lässt ihn nicht nach außen treten.

3. Die um sich selbst kreisende Kirche glaubt – ohne dass es ihr bewusst wäre – dass sie eigenes Licht hat. Sie hört auf, das „Geheimnis des Mondlichts“ zu sein, und dann gibt sie jenem schrecklichen Übel der „geistlichen Weltlichkeit“ Raum (nach Worten de Lubacs das schlimmste Übel, was der Kirche passieren kann). Diese (Kirche) lebt, damit die einen die anderen beweihräuchern. Vereinfacht gesagt: Es gibt zwei Kirchenbilder: die verkündende Kirche, die aus sich selbst hinausgeht, die das „Wort Gottes ehrfürchtig vernimmt und getreu verkündet“; und die weltliche Kirche, die in sich, von sich und für sich lebt.

Dies muss ein Licht auf die möglichen Veränderungen und Reformen werfen, die notwendig sind für die Rettung der Seelen.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Rom, VatikanSchlagwörter Franziskus, Konklave, Papst, Papstwahl, Verkündigung, Vorkonklave7 Kommentare zu Zur Erinnerung: Wie es begann

Für den Jahrestag lernen

Veröffentlicht am 18. Februar 201418. Februar 2014

In Jahrestagen gerechnet sind wir noch im Pontifikat Benedikt XVI. Am 11. jährte sich die Ankündigung zum Amtsverzicht, am 28. wird sich dieser selbst jähren, und erst am 13. März ist dann Jahrestag der Wahl Franziskus’.

Trotzdem richten sich die Blicke vor allem auf letzteren Termine. In den vergangenen Tagen habe ich mit vielen Kolleginnen und Kollegen gesprochen, interessanterweise auch aus anderen Ländern, die meine Sichtweise der Dinge hören wollten, was den „neuen“ Papst angeht. Alle arbeiten gerade an den Titelgeschichten zur Papstwahl-Erinnerung und jeder möchte eine profunde Analyse abgeben.

 

Liberale Werte, Benedikt XVI. und die Frage nach den Entscheidungen

 

Drei Dinge möchte ich dazu an dieser Stelle loswerden, sozusagen als Synthese der Gespräche:

Erstens: Franziskus ist nicht der Kreuzritter der europäisch-liberalen Werte. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften, Frauenpriestertum, was auch immer alles auf der Agenda der sich selber als liberal verstehenden Menschen – Christen und auch nicht – steht, das ist nicht die Agenda des Papstes. Er will eine missionarische Kirche, und was das bedeutet, das hat er uns schriftlich gegeben (Evangelii Gaudium). Jede Frage, die mit „wann wird Franziskus endlich …“ beginnt, trifft unvermeidlich ins Leere.

Er selber hat von sich gesagt, dass er „vom Ende der Welt“ sei. Das heißt vor allem erst einmal, dass die bisherigen europäischen oder westlichen Schubladen oder Kategorien nicht mehr alleine bestimmen, wie die Welt funktioniert. An uns Europäern entscheidet sich nicht mehr die Zukunft. Das müssen wir einsehen lernen.

 

Zweitens: Jeder Vergleich Benedikt XVI. und Franziskus zeigt mehr eigenes Vorverständnis als dass er zum wirklichen Verstehen beiträgt. Weiterlesen “Für den Jahrestag lernen”

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Der wahre Revolutionär

Veröffentlicht am 11. Februar 201411. Februar 2014

Papst Benedikt XVI. verlässt die GeneralaudienzAm 11. Februar 2013: Die revolutionäre Tat Papst Benedikt XVI., mit einem wachen Blick auf die Realität seinen Rücktritt anzukündigen. Damit habe dieser Papst das Papstamt für immer verändert lauteten viele Kommentare, auch der meine.

Ein Jahr später ist das irgendwie in den Hintergrund geraten. Franziskus wird auf eine Art und Weise mit dem Amt identifiziert, wie es bei Benedikt nie der Fall war. Und während der Rücktritt ja gerade Mensch und Amt wörtlich voneinander trennte, findet im Augenblick in den Augen der Öffentlichkeit das Gegenteil statt.

Nun kann man sagen, dass wir und noch nicht richtig daran gewöhnt haben, dass nun diese Möglichkeit eines Rücktritts besteht. Die Kirche denkt immer in Präzedenzfällen, und einen zurück getretenen Papst gibt es ja nun. Und dass das auch noch problemlos vonstatten geht, mit Treffen, Besuchen und einem geringen Maß an Öffentlichkeit, das ist um so mehr das Zeichen dafür, dass es kein Ausnahmefall bleiben wird. Irgendwann wird wieder ein Papst zurück treten, wer und wann das auch immer sein wird.

Bei all dem Revolutionären, mit dem Papst Franziskus im Augenblick in Verbindung gebracht wird, ist doch der bei weitem revolutionärste Akt immer noch der Rücktritt seines Vorgängers. Alles, was an Wandel derzeit in der Kirche geschieht, verdankt sich ihm. Danke, Papst Benedikt.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Februar, Franziskus, Papstwahl, Revolution, Rücktritt, Wandel7 Kommentare zu Der wahre Revolutionär

Die Dynamik des Wählens

Veröffentlicht am 13. März 201313. März 2013

Etwas geschockt war ich schon, als Tagesschau.de mich per Eilmeldung auf meinem Smartphone darauf hinwies: Konklave – Erster Wahlgang gescheitet. Der Artikel auf Sueddeutsche.de fängt genauso an: Der erste Wahlgang ist “gescheitert”.

Der Ofen zum Verbrennen der Wahlzettel
Der Ofen zum Verbrennen der Wahlzettel

Das ist schon ein merkwürdiges Verständnis von demokratischen Prozessen, dass ein nicht Zustandekommen einer Mehrheit im ersten Wahlgang ein „Scheitern” darstellen soll. Wahlen sind Prozesse, keine ad hoc Sofortereignisse. Wer Entscheidungsprozesse und noch besser Wahlprozesse in kleinen Gruppen kennt, der weiß um die Gruppendynamik, die dabei entsteht.

Man entscheidet sich für A. Dann sieht man, dass A wenig Stimmen hat und muss überlegen, ob man bei A bleibt, den stärkeren Kandidaten B wählt, oder vielleicht C. Und man muss entscheiden, wann man das tut. Und diese Überlegungen stellen im Konklave alle 115 Kardinäle an. Das ist komplex und eine ganz eigene Form von Kommunikation.

Die Entscheidung entwickelt sich auf diese Weise. Der Heilige Geist ist kein Diktator, der Gottes Willen aufdrückt, er will entdeckt werden auf die verschiedensten Weisen, bei der Papstwahl in einem demokratischen Wahlverfahren. Dem muss man Zeit geben.

Was ich an diesen Schnellschuss-Überschriften und plakativen Begriffen wie „Gekungel“, „Machtkampf“ etc. wirklich daneben finde, ist dass sie nicht helfen, zu verstehen. Dafür sind wir Journalisten aber eigentlich da: Zu berichten und zu helfen beim Verstehen dessen, was da abläuft. Das gilt auch für den Wahlprozess. Herumgerate hilft nicht. Weiterlesen “Die Dynamik des Wählens”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, VatikanSchlagwörter Kirche, Kommunikation, Konklave, Medien, Öffentlichkeit, Papstwahl, Sueddeutsche, Tagesschau, Vorverständnis, Wahrnehmung16 Kommentare zu Die Dynamik des Wählens

Die Freiheit Benedikts und die Offenheit der Kardinäle

Veröffentlicht am 11. März 2013
Christoph Kardinal Schönborn
Pressegespräch mit Christopf Kardinal Schönborn (c) Hagenkord

Ein Tag Pause: Am Laetare-Sonntag gab es keine Kardinalsversammlung, sondern viele der Kardinäle strömten aus in ihre Titelkirchen, um mit den Gemeinden Messe zu feiern. Natürlich dicht gefolgt von Kamerateams und Kollegen mit gezücktem Bleistift, man will jede einzelne Nuance auf die kommende Papstwahl ausdeuten.

Bei Kardinal Christoph Schönborn ging das nicht wirklich, zu seiner Messe bin ich gegangen, nicht aus besonderer Neigung, sondern weil ich schlicht nur abends Zeit hatte und er außerdem nachher zu Journalisten sprach. Das darf man sich einfach nicht entgehen lassen.

Die Predigt war genau das: Eine Predigt. Keine versteckten Botschaften etc., keine Aufrufe in die Heimat, sondern eine Predigt für die Menschen in Trastevere, die zur Gemeinde Gesù Divino Lavoratore gehören. Pastoral und gut.

 

Ein „unvergleichlicher und neuer Akt“ Benedikt XVI.

 

Wer das Konklave in seinem tieferen Sinn verstehen will, muss sich den religiösen Charakter vor Augen halten, es geht um den Willen Gottes und nicht um die Besetzung einer Manager-Stelle. So kann man vielleicht die Botschaft Kardinal Schönborns beim anschließenden Pressegespräch zusammenfassen. Darüber hinaus sei aber das anstehende Konklave etwas ganz Besonderes, sei es doch geprägt vom „unvergleichlichen und auch neuem Akt“ des Rücktritts Benedikt XVI. geprägt. Damit ist Schönborn einer der Wenigen, die in den vergangenen Tagen auf das vergangene Pontifikat zurück blicken und die Verbindung zur Wahl herstellen. Für ihn gehören der Rücktritt und die Atmosphäre des Gesprächs im Augenblick und der Wahl in den kommenden Tagen zusammen:

 

„Ich möchte versuchen, diesen Akt vor allem als ein sehr starkes Zeichen der Freiheit zu sehen. Dieser Verzicht macht deutlich, dass die höchste und verbindlichste Norm für den Menschen und sein Verhalten immer die persönliche und freie Gewissensentscheidung ist. Diese innere Freiheit hat Papst Benedikt durch diesen Akt gezeigt, aber neben dieser inneren Freiheit wurde auch gleichzeitig deutlich, dass der Papst nach außen hin in Freiheit handeln darf. Weiterlesen “Die Freiheit Benedikts und die Offenheit der Kardinäle”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Kirche und Medien, Rom, VatikanSchlagwörter Christoph Schönborn, Evangelium, Glauben, Kardinal, Kardinäle, Kirche, Konklave, Laetare, Papstwahl, Pfarrei, Rom, Wien7 Kommentare zu Die Freiheit Benedikts und die Offenheit der Kardinäle

Kardinal Lehmann: „Das geht einem schon durch Mark und Bein“

Veröffentlicht am 10. März 2013

Angeblick ist ja alles eh nur ein Machtpoker und eine Sache der verschiedenen Fraktionen im Vatikan, die sich bekämpfen, bekriegen und den Papst stellen wollen. Wer diese zynische Sicht nicht teilt, der fragt einfach mal einen der wählenden Kardinäle, wie er selber das sieht und sich vorbereitet. Das konnte ich gestern Abend tun: Kardinal Karl Lehmann berichtet über seine persönlichen Vorbereitungen und die Frage, ob das nun Liturgie ist oder ein demokratisches Verfahren. Oder beides.

Das gesamte Interview finden Sie hier.

Kategorien Allgemein, Rom, VatikanSchlagwörter Gebet, Gott, Kardinal, Karl Lehmann, Konklave, Papstwahl, Vorbereitung8 Kommentare zu Kardinal Lehmann: „Das geht einem schon durch Mark und Bein“

„Nur nichts überstürzen“

Veröffentlicht am 26. Februar 2013
Kardinal Walter Kasper zu Hause
Walter Kardinal Kasper (c) Hagenkord

Eigentlich war ich zu Kardinal Walter Kasper gegangen, um ein Interview anlässlich zu seinem bevorstehenden 80. Geburtstag zu machen, und ich habe es auch gemacht. Aber man kann natürlich jetzt keinem Kardinal gegenüber sitzen, ohne nach dem Konklave zu fragen.

„Momentan ist die Situation sehr unübersichtlich. Man betet, man überlegt, wie die Situation der Kirche ist, welche Herausforderungen es gibt.“ Ein sehr nachdenklicher, hoffnungsvoller und interessierter Kasper saß da vor mir. Er macht sich sichtlich Gedanken, ganz abseits von den üblichen medialen Spielen. „Für mich ist nicht entscheidend, woher er kommt und welche Nationalität er hat, es ist die Person, die zählt. Man schaut sich die Namen, die in den Zeitungen stehen, an und kommt selber auch noch auf andere Namen; ich denke, dass es da auch noch eine Überraschung geben kann. Ich habe mich bis jetzt nicht festgelegt und lege mich auch nicht fest.

Die Frage der Fragen: Wann geht es los? „Ich persönlich bin dafür, dass wir uns vor dem Konklave Zeit nehmen, um uns zu treffen. Nicht, um die Probleme zu lösen, denn das können wir erst mit dem Papst zusammen, das ist klar. Sondern um zu überlegen, was für eine Art von Papst wir jetzt brauchen und die Kirche jetzt braucht.“ Kardinal Kasper sieht auch die Option, schnell zu wählen, um dann mit dem neuen Papst die Fragen anzugehen, das sei die eine Richtung. „Die andere Richtung sagt: ‚Jetzt mal nichts überstürzen, nicht eilen’. Ich selber gehöre mehr zu dieser zweiten Richtung. Welche dann unter den Kardinälen die Mehrheit findet, das kann ich nicht voraussagen. Das wird etwas vom ersten sein, was wir entscheiden müssen: Wann das Konklave beginnt. Aber das ist in die Hand der Kardinäle gegeben.“

Das ganze Interview (zum Konklave) findet sich hier.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Interview, Rom, VatikanSchlagwörter Gebet, Kardinal, Kirche, Konklave, Papstwahl, Vorbereitung, Wahl, Walter Kasper1 Kommentar zu „Nur nichts überstürzen“

Wie geht Sedisvakanz?

Veröffentlicht am 25. Februar 201325. Februar 2013
Das Wappen des Vatikan während der Sedisvakanz; in die Mitte kommt der Wappenschild des Camerlengo
Das Wappen des Vatikan während der Sedisvakanz; in die Mitte kommt der Wappenschild des Camerlengo

Es ist eine trockene Materie, aber dennoch wichtig: Ab Donnerstag 20 Uhr funktioniert im Vatikan alles anders. Ohne Papst – während der so genannten Sedisvakanz – übernehmen die Kardinäle einige, aber nicht alle, Funktionen. Ich versuche mich an einem kleinen Überblick.

Zunächst das Wichtigste: Das Kardinalskollegium ersetzt während der Zeit der Sedisvakanz nicht den Papst. Es erhält eine ganze Reihe von Vollmachten, aber innerhalb klarer Grenzen. Es befasst sich mit den „ordentlichen Aufgaben“, vielleicht am besten mit „Tagesgeschäft“ zu übersetzen, und außerdem mit Aufgaben, die keinen Aufschub dulden. Die Apostolische Konstitution Universi Dominici Gregis (UDG) von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1996, welche die Regeln zusammen fast und systematisiert, ist hier eindeutig.

 

Die wichtigste Aufgabe der Kardinäle während der Sedisvakanz ist die Wahl eines neuen Papstes. Keinesfalls dürfen die Kardinäle das festgelegte Verfahren für die Wahl ändern, das bleibt allein den Päpsten vorbehalten.

 

Kardinalskongregationen

 

Die Kardinäle üben ihre Aufgabe durch zwei Gremien aus: Die Generalkonkregation, also die Versammlung aller in Rom weilenden Kardinäle (auch die jenseits des Wahlalters), und die Sonderkongregation. Letztere besteht aus dem Camerlengo, zur Zeit Kardinal Tarcisio Bertone, und drei weiteren Kardinälen, die aus den Wahlberechtigten per Los bestimmt werden und alle drei Tage wechseln. Diese kleine Gruppe behandelt nur Fragen „untergeordneter Bedeutung“, alles, was der Beratung bedarf, muss dem größeren Gremium vorgelegt werden. Den Vorsitz der Generalkongregation führt der Kardinaldekan, die Sitzungen müssen täglich stattfinden.

Sobald die Wahl begonnen hat, werden die Angelegenheiten weiter von diesen beiden Gremien behandelt, nur besteht die Kardinalsversammlung dann nur noch aus den wahlberechtigten Kardinälen, die zur Wahl bereits eingeschlossen sind.

Interessant ist eine Verfügung über den Bericht über den Status der Kirche: Die Kardinäle sollen „zwei in der Lehre, in der Weisheit und in moralischer Autorität“ beispielhaften Klerikern den Auftrag geben, vor allen „wohlüberlegte Betrachtungen über die Probleme der Kirche in jenem Augenblick“ und über die Wahl zu halten.

Die Kongregation muss ebenfalls für die Zerstörung des Fischerringes und des Siegels sorgen.

 

Wer amtiert?

 

Genaue Vorschriften trifft UDG bezüglich der Ämter, die während der Sedisvakanz bleiben: Camerlengo, Bischofsvikar für Rom, Bischofsvikar für den Vatikan, Großpönitentiar und wenige andere Leitungsämter. Wichtig ist auch, dass die Nuntien – die Vatikanbotschafter – während der Sedisvakanz weiter im Amt sind. Das Gleiche gilt für die kirchlichen Gerichte.

Insgesamt gilt, dass das Kardinalskollegium die Aufsicht über den Vatikan und die Verwaltung des Vatikanstaates übernimmt, dies aber in festgesetzten Grenzen und bei wichtigen Entscheidungen vorbehaltlich einer Bestätigung durch den nächsten Papst.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Geschichte, Rom, VatikanSchlagwörter Ämter, Kardinal, Kardinäle, Kardinalskollegium, Kongregatin, Konklave, Papstwahl, Sedisvakanz, Universi Dominici Gregis, Vatikan, Vatikanstaat2 Kommentare zu Wie geht Sedisvakanz?

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