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Kategorie: Benedikt XVI.

Alles, was mit Papst Benedikt XVI. zu tun hat – Person, Amt, Theologie

So einfach ist das. Und so schwer

Veröffentlicht am 3. November 201811. November 2018
Unterhaltungen bei der Synode Unterhaltungen bei der Synode

Es muss an der Basis beginnen. Wer ist Gott? Wie ist das mit dem Bösen? Und so weiter. Wenn wir über en Glauben sprechen, über Religion und Kirche, dominieren leider meistens diejenigen die Debatte, die über Moral sprechen. Oder es wird die „Hierarchie der Wahrheiten“ umgedreht und wir reden über Nachgeordnetes, als ob es das Wichtigste und vor allem das Entscheidende wäre.

Unterhaltungen bei der Synode
Unterhaltungen bei der Synode

Ja, der Teufel liegt im Detail und Gott auch, das stimmt und auch in den Kleinigkeiten und gerade in ihnen erkennen wir manchmal das Große.

Nur muss alles an der Basis beginnen. Bei der Synode – und auch dieses Stück hier nimmt seinen Ausgang bei der vergangenen Bischofssynode – gab es oft die Debatte, wie denn der Glauben an die kommenden Generationen weitergegeben werden könnte. Denn wenn das nicht gelingt, sind alle anderen Fragen irrelevant.

Die Ecksteine unseres Glaubens, die Basis, auf die müssten wir uns konzentrieren.

Auf die vier Fragen nach Gott und uns, wie es ein Synodenteilnehmer formulierte.

  • Wer ist Gott?
  • Wenn Gott gut ist, warum gibt es das Böse?
  • Wenn Gott gut ist und es das Böse gibt, was tut Gott dann dagegen?
  • Wenn Gott gut ist und es das Böse gibt und Gott etwas dagegen tut, wie können wir Teil davon werden?

Ziemlich überzeugend, das. Die Antwort auf Frage Eins ist natürlich „die Liebe“. Auch die Schöpfung ist auf diese Liebe zurück zu führen, auch die Gesetze, alles was wir von Gott sagen und sprechen, wie Benedikt XVI. es in Deus Caritas Est ausgefaltet hat.

 

Die Liebe Gottes und das Drama der Sünde

 

Frage Zwei: Das Drama der Sünde. Hier müssen wir über uns Menschen reden und über das, was in der Menschheit und in unserem Leben alles falsch gelaufen ist. Wo Schwäche ist, wo Sünde, wo Versagen. Und was das für Folgen hatte und hat. Das Ganze ist natürlich komplexer als ich das hier in einigen Zeilen sagen kann. Aber zur Basis unseres Glaubens gehört eben auch der Kontrast, den wir zu der Liebe Gottes bilden.

Frage drei: Die Geschichte der Erlösung. Jesus und die Liebe, die in die Schöpfung kommt.

 

Erlösung. Und dann wir

 

Und Frage vier: Jüngerinnen und Jünger dieses Jesus Christus werden und sein und bleiben, Kirche werden und sein und bleiben.

Das erfindet nicht das Rad neu, aber es hilft vielleicht, das eigene Sprechen von Kirche und Glauben auf einen tragenden Grund zu stellen und sich nicht in Quisquilien zu verlieren. Die mögen wichtig sein, aber sie begründen keinen Glauben. Und schon gar nicht führen sie dazu, dass Menschen fragen, an was dir da eigentlich glauben.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Bischofssynode, Christus, Erlösung, Glauben, Gott, Jesus, Kirche, LiebeSchreiben Sie einen Kommentar zu So einfach ist das. Und so schwer

Ist das Kunst ….?

Veröffentlicht am 11. Oktober 201811. November 2018
Der Kopf der Ferula, (c) Vatican news) Der Kopf der Ferula, (c) Vatican news)

Was hat der Papst da in der Hand? Einige Bemerkungen hier im Blog haben mich zucken lassen. Da hatte Papst Franziskus bei der Eröffnungsmesse der Synode vor einer Woche eine neue Ferula in Händen, also einen neuen Kreuzstab. Das ist der Stab, wie Päpste ihn tragen, wie andere Bischöfe auch. Dieser neue Stab hat nun einige Menschen zu bösen Kommentaren verleitet.

Der Kopf der Ferula, (c) Vatican news)
Der Kopf der Ferula, (c) Vatican news)

Hier nun einige Bilder von dem Stab. Ein Kommentator, den ich erst gar nicht verstand, fragte nach einer Wünschelrute. In den üblichen bösartigen und sich selbst als katholisch bezeichnenden Blogs vor allem englischer Sprache ging es noch härter zu. Die nehmen auch alles, um es auf Biegen und Brechen bösartig auszulegen. Und um damit Geld zu verdienen. Aber zurück zur Ferula.

Papst Franziskus ist jemand, der oft diesen Kreuzstab wechselt.

Erinnern wir uns: Papst Paul VI. war der erste, der überhaupt einen solchen Stab benutzte. Der ist also sehr neu in den Händen der Päpste. Für die Abschlussmesse des Konzils hatte er sich einen solchen machen lassen, analog zu den Hirtenstäben der Bischöfe. Dazu hatte er Künstlern den Auftrag gegeben. Wir kennen den Stab vor allem aus der Hand von Papst Johannes Paul II., der leidende, ausdrucksstarke Christus in Silber.

 

Paul VI. war der erste mit einem Kreuzstab

 

Papst Benedikt hat zunächst auch diese Ferula benutzt, dann aber eine ander. Was für ein Aufschrei! Beweis seiner Rückwärtsgewandheit, weil es ein Kreuz aus der Zeit Pius IX. war! Was man da alles reininterpretiert hat!

Und nun Franziskus: Mal ist es ein Kreuz, das aus den Trümmern von Flüchtlingsbooten gemacht ist. Mal eine Ferula, die ihm Häftlinge schaffen haben. Dann wieder die Ferula von Paul VI., oder eine andere klassische Kreuzdarstellung.

Der Stab, den Papst Franziskus am Mittwoch der vergangenen Woche benutzte, war ein Geschenk der Jugendlichen Italiens, die zu ihrer Sternwallfahrt nach Rom gekommen und mit dem Papst gebetet und gefeiert hatten. Das war im vergangenen August, ist also aktuell.

 

Wanderstab, Hirtenstab, Bischofsstab

 

Es ist ein Holz-Stab, erinnert also auch an einen Wanderstab.

Der Künstler heißt Gregorio Cividini, aus Bergamo, der pro bono gearbeitet hat. Der Stab ist aus Olivenholz, dessen natürlich gewachsene Gabel das Grundmotiv liefert. Darüber ist ein Nagel durch die beiden Kreuz-Arme getrieben, so „entsteht“ also das Kreuz durch den Nagel.

Wenn man also etwas über die Kreuzdarstellungen bei Papst Franziskus sagen kann, dann doch vor allem das: Da ist überhaupt keine ideologische Aussage mit verbunden, im Gegenteil. Das hat mit den Menschen zu tun, mit denen er in dem Augenblick die Messe feiert. Mit nichts anderem.

Er feiert zur Eröffnung einer Bischofssynode, welche das Thema Jugend hat, also wählt er einen Stab, den ihn Jugendliche geschenkt haben.

 

Das hat mit den Menschen zu tun, mit denen der Papst feiert

 

Der Kopf der Ferula, (c) Vatican news)
Der Kopf der Ferula, (c) Vatican news)

Die Polemik – die schlechte Polemik, muss man an dieser Stelle sagen – ist also wieder einmal nur das: Der Versuch, den Papst in eine Ecke zu drängen. Ein wenig innere Freiheit, ein wenig Wertschätzung für Kunst und die Kreativität anderer, ein wenig Gelassenheit, ein wenig Vertrauen dürfte auch hier der Debatte gut tun.

Da bin ich naiv, ich weiß. Das ist Wunschdenken. Es wird immer diejenigen geben, die auf biegen und brechen Böses sagen wollen.

Aber diese Ferula ist einfach nur Kunst. Man muss das nicht mögen, aber das gilt für alle Darstellungen in der Kunst. Auch für den Barock, auch für den Klassizismus, auch für alle anderen kirchlichen Stile.

Kunst ist eine Form von Kommunikation. Sich der zu verweigern, sollte nicht als kirchlicher Beitrag zur Moderne durchgehen. Sondern als das was es ist: Spießertum.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Kunst, Kultur und Können, Papstreise, Rom, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Bischofsstab, Bischofssynode, Ferula, Kreuzdarstellung, Kunst, Künstler, Nagel, Papst Franziskus, Polemik10 Kommentare zu Ist das Kunst ….?

Wahrheit, Freiheit und Begegnung

Veröffentlicht am 21. Mai 201811. November 2018
Moderner Christus (Fribourg, Schweiz) Moderner Christus (Fribourg, Schweiz)

Wahrheit ist Begegnung: diesen Satz haben wir schon einige Male aus dem Mund von Papst Franziskus gehört. Er ziert Buchtitel und Essays über ihn, ist wunderbar griffig und leicht überraschend in der Aussage, so dass man ihn gerne aufgreift.

Gott in Beziehung zu uns: Christus
Gott in Beziehung zu uns: Christus

Die Aussage spielt etwas mit dem Gedanken, dass Wahrheit zwischen Buchdeckeln zu finden sei, dass sie aufgeschrieben Sätze, logische Formeln oder Ähnliches sein soll. Und das macht sich immer gut.

„Die Wahrheit passt nicht in eine Enzyklopädie“, so der Papst am 8. Mai 2013, also sehr bald nach seiner Wahl. Sie ist „eine Begegnung mit der höchsten Wahrheit, Jesus, der großen Wahrheit.“

Durch Zufall beim Aufräumen meiner Aufzeichnungen bin ich über einen Text gestolpert, der die gleiche Frage angeht, nur aus einer ganz anderen Richtung. Er erklärt sozusagen, woher der Gedanke der Verbindung von Begegnung und Wahrheit stammt, einer Verbindung, die uns ansonsten eher ungewöhnlich erscheinen mag.

 

Beginn mit der Freiheit

 

Es ist ein Text aus dem Jahr 2009, eine Ansprache des damaligen Papstes Benedikt XVI. Benedikt zieht aber noch einen weiteren Begriff hinzu, um das Ganze rund zu machen, er beginnt bei der Freiheit.

„Der Mensch ist kein Absolutum, gleichsam als könne das Ich sich abkapseln und nur dem eigenen Willen gemäß handeln. Das ist gegen die Wahrheit unseres Seins. Unsere Wahrheit ist, dass wir in erster Linie Geschöpfe Gottes sind und in der Beziehung zum Schöpfer leben. Wir sind beziehungsorientierte Wesen. Und nur wenn wir unsere Beziehungsorientiertheit annehmen, treten wir in die Wahrheit ein – wenn nicht, fallen wir der Lüge anheim und zerstören uns am Ende in ihr.”

 

Und dann die Liebe

 

Wahrheit ist also etwas, was wir an der Schöpfung sehen können, was mit dem Willen, den Gott in die Schöpfung hinein gelegt hat, ablesen können, wenn wir das denn wollen. Dazu kommt dann noch eine weitere Beziehung, wir sind nicht nur auf Gott hin geschaffen, sondern diese Beziehung hat auch einen Namen: Liebe. Weiterlesen “Wahrheit, Freiheit und Begegnung”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Begegnung, Freiheit, Papst Benedikt, Papst Franziskus, Theologie, Wahrheit4 Kommentare zu Wahrheit, Freiheit und Begegnung

Die Vergangenheit ist auch nicht mehr was sie mal war

Veröffentlicht am 27. Februar 201827. Februar 2018

Handkommunion. Immer wieder ein beliebtes Thema, wenn man sich an Liturgie abarbeiten will. Immer wieder gibt es – wie jetzt erst wieder durch Kardinal Robert Sarah – die Einschätzung, Mundkommunion und das auf Knien sei die würdige Form, den Herrn in der Eucharistie zu empfangen.

Wer schnell ein Maximum (innerkirchlicher) Erregung erreichen will, der verhält sich zu diesem Thema. Kardinal Sarah tut das, Handkommunion „stelle einen Mangel an Ehrerbietung gegenüber den Zeichen Gottes dar“. Nun will ich dem Kardinal die Ernsthaftigkeit seiner Überzeugungen nicht absprechen, auch all den anderen nicht, die diese Form des Empfangs für würdig halten.

Messfeier mit Papst Franziskus in Ariccia @Vatican Media
Messfeier mit Papst Franziskus in Ariccia @Vatican Media

Aus eigener Erfahrung kenne ich Gemeinden, wo das die normale Form ist, das ist nicht unwürdiger oder altbackener als anderswo.

Mein Problem damit ist einerseits die Frage der Würde, andererseits der implizite Vorwurf, hier habe es eine Änderung gegeben. Eine Änderung der Tradition der Liturgie.

Bei der Frage der Würde denke ich immer an einen Mitbruder zurück, der von seiner Mutter erzählt hat. Die habe nach Einführung der Handkommunion auf derlei Vorwürfe immer mit dem Satz reagiert, „meine Hände haben sieben Kinder gefüttert und erzogen, die sind nicht unwürdig.“ Für mich ist damit die Frage erledigt. Besser kann man das glaube ich nicht ausdrücken.

 

Die Frage der Tradition

 

Die Frage der Tradition ist da schon schwieriger. Aber dank dem erneuten Einwurf von Kardinal Sarah haben sich andere Stimmen gemeldet, die ein wenig tiefer geschürft haben, als ich das kann.

Markus Tymister zum Beispiel, der in Rom Liturgie doziert und Pfarrer in Hamburg ist, hat ein wenig im frühen Mittelalter nachgelesen. Da ist es eindeutig: Mundkommunion und unter beiderlei Gestalten war die Norm, und zwar im römischen Ritus.

Ich darf Dr. Tymister zitieren: „Erst ab der ersten Jahrtausendwende vollzieht sich der Übergang zur Mundkommunion im Knien. Mindestens 900 Jahre haben die Christen die Eucharistie stehend und selbstverständlich unter beiderlei gestalten (meist wohl auch direkt am Altar) empfangen. Die Gründe, warum Laien der Zutritt zum Altarraum nach und nach verwehrt wurde, sind vielschichtig und haben vor allem mit alttestamentlichen (und heidnischen) Vorstellungen von kultischer Reinheit zu tun“.

 

1.000 Jahre lang

 

Mein Liturgie-Dozent in London, Pater Andrew Cameron-Mowat SJ, bezieht sich genau auf diese  mit einem ausführlichen Ratzinger-Zitat: Man könne unmöglich sagen, dass die Kirche 1.000 Jahre lang die Eucharistie unwürdig gefeiert habe. Dem Theologen Joseph Ratzinger geht es um Verehrung und Würdigung im Herzen, für die man richtige Ausdrucksformen finden müsse, sein Beispiel ist die Art und Weise, die Hände zur Kommunion zu reichen, dem Kirchenvater Cyril von Jerusalem entnommen. Weiterlesen “Die Vergangenheit ist auch nicht mehr was sie mal war”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Eucharistie, Handkommunion, Kardinal Sarah, Liturgie, Messfeier, Ratzinger, Tradition, Würde36 Kommentare zu Die Vergangenheit ist auch nicht mehr was sie mal war

Immer wieder Rücktritt

Veröffentlicht am 10. Februar 201810. Februar 2018

Es ist wieder soweit: Der Jahrestag der Ankündigung von Papst Benedikt XVI., von seinem Amt zurück zu treten. Fünf Jahre ist das nun her und für die meisten war klar und ist klar, warum das eine bedeutende Entscheidung war, auch wenn nicht alle einverstanden waren und sind. Die Bedeutung bestreitet niemand.

Es ist wieder soweit, zweiter Teil: was soll man heute noch über den Rücktritt schreiben? Alles ist gesagt, das meiste mehrere Male, Würdigung und Ablehnung gleichermaßen. Aber etwas muss geschrieben werden, also wird leider wieder versucht, ein Geheimnis zu lüften. Und um es zu lüften muss man erst mal sagen, dass es eines gibt. Das Geheimnis: Warum ist er wirklich zurück getreten?

 

Drängt sich da wirklich eine Frage auf?

 

In der Zeit-Beilage Christ und Welt wird dieses Unterfangen von Wolfgang Reinhardt unternommen, Professor in Fribourg in der Schweiz und Autor zahlreicher Bücher über zahlreiche Päpste, auch von mir geschätzt. Nur leider schreibt er ein Stück, dem ein Satz zu Grunde liegt, „Es drängt sich die Frage auf, warum Benedikt XVI. wirklich zurücktrat.”

Mit Verlaub, diese Frage drängt sich nicht auf. Wenn wir im Sprachspiel bleiben, wann wird sie aufgedrängt. Der Vergleich mit Papst Coelestin, der seit 2013 immer wieder bemüht wird, hinkt. Dass ausgerechnet ein Historiker Motivation und Umstände eines hochmittelalterlichen Papstes mit einem aktuellen vergleicht, verwundert.

Papst emeritus Benedikt XVI.
Papst emeritus Benedikt XVI.

Das alles ist aber nur Anlauf für das Argument von Prof. Reinhardt: Benedikt XVI. habe eine Kampfansage an die „Gegenwart als Zeit der Auflösung“ unternommen, habe gesehen, dass er diesen Kampf verlieren würde, und sei gegangen um Schaden abzuwenden.

Drei Punkte erlaube ich mir: Sowohl der Vorgänger als auch der Nachfolger von Benedikt XVI. haben sich immer wieder an der Gegenwart gerieben, die aktuellen Sätze von „diese Wirtschaft tötet“ und der „Kultur des Wegwerfens“ klingen uns in den Ohren. Das war kein Benedikt-Projekt. Er hat es auf seine ganz eigene und besondere Weise geführt, aber das spricht für seine besondere Prägung, die er ins Amt mitgebracht hatte, nicht für das Projekt.

 

„Vermenschlichung“

 

Zweitens spricht sich Reinhardt dagegen aus, den Rücktritt als „Vermenschlichung“ des Amtes zu verstehen. Also tatsächlich als die Einsicht eines Papstes, das seine Kräfte nicht mehr ausreichen, das Amt auszuüben. Und hierzu dient der Vergleich mit Papst Coelestin: „körperliche Gebrechen“ als Grund sei damals wie heute nicht ausreichend gewesen, außerdem habe damals wie heute keine „geistige oder gar geistliche Schwäche“ bestanden. Ergo: es kann nicht der Grund gewesen sein. Wow. Weiterlesen “Immer wieder Rücktritt”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Geschichte, Kirche und Medien, Rom9 Kommentare zu Immer wieder Rücktritt

Option Benedikt?

Veröffentlicht am 4. Februar 20184. Februar 2018

„Das ist nicht das, wofür wir stehen“: Kardinal Blase Cupich, Erzbischof von Chicago, war sehr deutlich in einer Ansprache beim einer Demo für Lebensschutz. Er wendete sich ausdrücklich gegen die „Benedict Option“, einem Buch entnommen, das für eine katholische Gegenkultur spricht.

Moment einmal, Option Benedikt? Etwa: Entweltlichung? Nein, mitnichten. Benedikt ist in diesem Fall Benedikt von Nursia, der Klostergründer und Mönch. Das Buch hat die These, dass es ein Abwenden von der moralisch dekadenten Welt braucht, um noch christlich leben zu können.

 

Dekadenz-These

 

Kreuzgang in einem österreichischen Kloster
Klosterleben: Keine Gegenkultur

Und Kardinal Cupich ist dagegen. Danke Kardinal Cupich. Abgesehen von der sehr schlichten Einsicht, dass so eine Gegenkultur genau das Gegenteil von dem ist, was der Auftrag Jesu enthält, beruht die Annahme des Buches auf einem beliebten aber trotzdem falschen Mythos: nämlich dem, dass Benedikt sich von der moralischen Dekadenz der Römer abgewandt habe, die schlussendlich zum Untergang des römischen Reiches geführt habe.

Die These ist alt, aber falsch. Kulturkritiker können nicht von ihr lassen, sie ist einfach zu verführerisch. Witzigerweise gründet sie auf dem englischen Historiker Edward Gibbon, bei ihm ist es ausgerechnet das Christentum, welches das Imperium Romanum geschwächt habe. In Abwandlung ist das die Dekadenz-These, der wir gerne begegnen.

Der Untergang des römischen Reiches hatte viele Gründe und war Ergebnis einer Entwicklung, die nicht auf einen Grund zurück zu führen ist. Schon gar nicht auf die angebliche moralische Dekadenz.

 

Engagement

 

Und deswegen hatte auch der Rückzug Benedikts andere Gründe. Und deswegen taugt er nicht als Pate für eine Option, die für die Abwendung von der Welt wirbt. Fragen Sie einen x-beliebigen Benediktiner, oder besser noch einen Missionsbenediktiner, im Kloster leben heißt nicht sich von der Welt trennen.

Ich würde sogar behaupten, dass die beschworene Benedikt-Option letztlich nichts anderes ist als Resignation. Es ist keine positive, keine kreative Antwort auf den Ruf Christi in unserer Zeit, sondern der Versuch, zu retten was zu retten ist, weil man irgendwie mit den Herausforderungen von heute nicht klar kommt. Und Resignation scheint mir keine christliche Tugend zu sein.

Warum sage ich das hier? Spielt das hier überhaupt eine Rolle? Vielleicht nicht in der überzogenen Argumentationslogik des Autors des Buches über die angebliche „Option Benedikt“. Aber das herab schauen auf die Welt, das sich trennen wollen von angeblichen antichristlichen Strömungen, das eine innere Trennung voraussetzende Klagen über die Welt, das gibt es überall. Dagegen setzt Kardinal Cupich das Engagement. Und nicht nur er. Und das ist gut so.

 

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Das Mehrheitsprinzip reicht nicht

Veröffentlicht am 29. Dezember 2017

Mit nicht wenig Freude sehe ich, dass gerade wieder die Frage nach Kirche und Politik, genauer: Parteipolitik, debattiert wird. Zumindest in Deutschland. Bild und Welt, FAZ und Domradio, Kardinäle und Bischöfe, Theologen und Journalisten: was darf, soll, kann Kirche sagen und wie sich einbringen oder gar einmischen?

Nein, ich werde dazu an dieser Stelle nicht schreiben, das habe ich schon einige Male getan, zuletzt erst vor einer Woche. Ich mag nur einfach zitieren, und zwar aus der Bundestagsrede von Papst Benedikt XVI., September 2011.

„Im ersten Buch der Könige wird erzählt, dass Gott dem jungen König Salomon bei seiner Thronbesteigung eine Bitte freistellte. Was wird sich der junge Herrscher in diesem Augenblick erbitten? Erfolg – Reichtum – langes Leben – Vernichtung der Feinde? Nicht um diese Dinge bittet er. Er bittet: „Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht“ (1 Kön 3,9). Die Bibel will uns mit dieser Erzählung sagen, worauf es für einen Politiker letztlich ankommen muß. Sein letzter Maßstab und der Grund für seine Arbeit als Politiker darf nicht der Erfolg und schon gar nicht materieller Gewinn sein.

Die Politik muss Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Friede schaffen. Natürlich wird ein Politiker den Erfolg suchen, ohne den er überhaupt nicht die Möglichkeit politischer Gestaltung hätte. Aber der Erfolg ist dem Maßstab der Gerechtigkeit, dem Willen zum Recht und dem Verstehen für das Recht untergeordnet. Erfolg kann auch Verführung sein und kann so den Weg auftun für die Verfälschung des Rechts, für die Zerstörung der Gerechtigkeit.(…)

Wie erkennen wir, was Recht ist? Wie können wir zwischen Gut und Böse, zwischen wahrem Recht und Scheinrecht unterscheiden? Die salomonische Bitte bleibt die entscheidende Frage, vor der der Politiker und die Politik auch heute stehen.

In einem Großteil der rechtlich zu regelnden Materien kann die Mehrheit ein genügendes Kriterium sein. Aber dass in den Grundfragen des Rechts, in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit geht, das Mehrheitsprinzip nicht ausreicht, ist offenkundig: Jeder Verantwortliche muss sich bei der Rechtsbildung die Kriterien seiner Orientierung suchen.“

Und zurück zum Thema: Was darf, muss, soll Kirche? Weiter sagte der Papst damals.

„Im 3. Jahrhundert hat der große Theologe Origenes den Widerstand der Christen gegen bestimmte geltende Rechtsordnungen so begründet: „Wenn jemand sich bei den Skythen befände, die gottlose Gesetze haben, und gezwungen wäre, bei ihnen zu leben …, dann würde er wohl sehr vernünftig handeln, wenn er im Namen des Gesetzes der Wahrheit, das bei den Skythen ja Gesetzwidrigkeit ist, zusammen mit Gleichgesinnten auch entgegen der bei jenen bestehenden Ordnung Vereinigungen bilden würde …“.

Nun leisten wir gottlob keinen Widerstand gegen die Rechtsordnung, aber das Prinzip bleibt bestehen. Es ist vernünftig, eine Vereinigung zu bilden, spricht sich einzubringen, mitzumachen, mitzureden. Und wenn das zum lauten Aufschrei wird, um so besser, dann merkt man, dass es den richtigen Punkt trifft.

 

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Lieber Kathechismus …

Veröffentlicht am 11. Oktober 20179. Oktober 2017

Herzlichen Glückwunsch, Katechismus! Du wirst heute fünfundzwanzig Jahre alt! Ich kann mich noch gut an die Kontroverse um deine Geburt erinnern, an das eine oder andere Gefecht, um das es mittlerweile auch still geworden bist. Mittlerweile bist du wie wir alle in die Jahre gekommen, ein wenig alt, ein wenig immer noch frisch, wie das halt so ist.

Neulich bin ich gefragt worden, ob nicht jede Manifestation von Glauben – und das bist du sicherlich – nicht gleichzeitig auch der Tod dieses Glaubens ist. Wenn du die Kommentare hier im Blog verfolgt haben solltest, weißt du, was ich meine. Aufschreiben und damit Festlegen verfehle den Glauben und damit den Geist Gottes, so heißt es in einem Kommentar.

Über den Glauben kann man schreiben, gehen muss ihn aber jeder selber: Kreuzgang in Steingaden
Über den Glauben kann man schreiben, gehen muss ihn aber jeder selber: Kreuzgang in Steingaden

Ich höre dich schon zitieren: „Zwischen Schöpfer und Geschöpf gibt es keine so große Ähnlichkeit, dass nicht noch eine größere Unähnlichkeit feststellbar wäre.“ Das vierte Laterankonzil hat uns einen wunderbaren Schlüssel für dein Verständnis geliefert, und das ist noch viel älter als du, einige hundert Jahre sogar.

Was uns – und da gebe ich dir recht – nicht von der Verantwortung enthebt, Rechenschaft abzulegen über den Grund der Hoffnung, die uns trägt. Dein Vorgänger haben das ja schon lange getan, nach der Reformation zunächst die lutherischen Theologen und dann mit Petrus Canisius und anderen auch katholische. Frage und Antwort war das, was darauf hindeutete, dass wir damals nicht mehr genau wussten, was das ist, Glauben, und was der Inhalt des Glaubens eigentlich ist. Du erinnerst dich aus dem Schulunterricht an die vielen Formen des Aberglaubens und Vermischungen, die immer und immer wieder beklagt wurden und dann irgendwann zum Aufschreiben geführt haben. In Frage-und-Antwort-Form, zum besseren Verständnis. Leider auch zum Aufsagen, was deine Vorgänger nicht wirklich beliebt gemacht hat.

 

Nicht mehr Frage und Antwort

 

Du gibst mir nun keine Antworten mehr auf meine Fragen. Zugegeben, das ist eine Erleichterung, denn beim Lesen deiner Vorfahren hatte ich immer ein wenig den Eindruck, dass die Antworten auf Fragen haben, die keiner stellt. Oder so stellt. Oder nicht mehr stellt. Weiterlesen “Lieber Kathechismus …”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Rom, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Glauben, Glaubenssätze, Katechismus, Thomas von Aquin6 Kommentare zu Lieber Kathechismus …

Weltkirchlich

Veröffentlicht am 28. Juni 201728. Juni 2017

Mit dem Konsistorium heute wird Papst Franziskus insgesamt 49 Kardinäle ernannt und erhoben haben, ich rechne in diesem Stück nur die wahlberechtigten Kardinäle, also die unter 80 Jahren.

Benedikt XVI. hatte es in seinem Pontifikat auf insgesamt 74 Kardinäle gebracht, rechnet man nur die ersten vier Jahre – als Vergleich zu Franziskus’ ersten vier Jahren – dann liegen die beiden etwa gleichauf, da waren es bei Papst Benedikt 50 Erhebungen.

Archiv: Neue Kardinäle 2016
Archiv: Neue Kardinäle 2016

Hier also wenig Neues, die Verschiebungen in den Pontifikaten liegen woanders. Während Benedikt XVI. insgesamt 19 Italiener zu Kardinälen erhob, sind es bei Franziskus bislang 7. Und während Papst Franziskus 5 Leiter von Kurienbehörden zu Kardinälen gemacht hat, waren es bei Papst Benedikt insgesamt 31. Man muss hier zwar einrechnen, dass Papst Benedikt viel mehr Kurienleiter neu eingesetzt hat, als es Papst Franziskus bisher getan hat, aber auch so wird klar, dass sich das Schwergewicht verschiebt.

 

Haiti, Laos, Tonga

 

Noch auffälliger sind die Herkunftsländer: während in den letzten Pontifikaten eher „klassische“ Länder Kardinäle stellten, finden wir nun vermehrt Mali, Laos, Papua-Neu Guinea, Bangladesch, Tonga und Kap Verde. Einen Nuntius hat Franziskus ebenso zum Kardinal ernannt wie einen Weihbischof, sozusagen an seinem Bischof vorbei, der kein Kardinal ist.

Das ist alles sehr ungewöhnlich und wird – korrekterweise – als zunehmende Verweltkirchlichung des Kardinals-Kollegiums gesehen.

Das hat einige Folgen: Erstens kennen sich die Kardinäle bei einem künftigen Konklave nicht so gut wie in der Vergangenheit. Noch 2013 gab es eine große Gruppe von Vatikan-Kardinälen oder solchen, die früher im Vatikan gearbeitet hatten, sozusagen eine Kerngruppe. Dieser Kern schmilzt. Man kennt sich also nicht so gut und deswegen könnte entweder ein Konklave länger dauern oder aber man wählt einen der plausiblen Kandidaten, der schnell eine größere Menge an Stimmen auf sich vereinen kann.

Zweitens wird die Wahl eines Papstes weniger vorhersagbar. Bereits beim letzten Mal war das schon so, wo sich die gesamte Riege der Bescheidwisser gründlich blamiert hat, ich lege Wert auf die Feststellung, dass ich in jede Kamera hinein gesagt habe, dass ich nicht weiß, wer Papst wird. Andere meinten es zu wissen und haben daneben gelegen.

 

Venedig und Turin

 

Drittens sind auch Kardinalserhebungen weniger kalkulierbar. Venedig und Turin – um nur zwei Städte zu nennen, die „eigentlich“ immer schon einen Kardinal hatten – sind immer noch ohne roten Hut. Madrid, Buenos Aires und Brüssel haben schnell einen Kardinal bekommen, andere warten bis heute. Dagegen stehen dann Tonga und ein Weihbischof.

Viertens: Daraus folgt, dass das Kardinalsamt nicht nur weltkirchlicher wird, sondern auch persönlicher. Es repräsentiert weniger ein Bistum als mehr eine Person, welche der Papst bei der nächsten Wahl beteiligt sehen möchte.

Zwei Kriterien sind es also, nach denen der Papst wählt: die Weltkirche und hier vor allem die Peripherie, damit die Wirklichkeit der Kirche repräsentiert ist. Und dann ist es die Persönlichkeit des Ausgewählten selber, nicht die Tradition – im schlechten Sinn das-war-schon-immer-so – welche den Ausschlag gibt.

So prägt Papst Franziskus das Kollegium der Kardinäle, ganz auf derselben Linie wie er die Kirche prägt.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Rom, Vatikan3 Kommentare zu Weltkirchlich

Erst Verschiedenheit, dann Einheit

Veröffentlicht am 4. Juni 20174. Juni 2017

Erst kommt die Verschiedenheit und die wird dann zu einer Einheit geformt: Es sind scheinbar unschuldige Sätze wie dieser aus der Pfingstpredigt des Papstes, die sich bei mir festhaken. Ist doch klar, könnte man denken, wie soll Einheit auch sonst entstehen? Erst sind alle eins und dann entsteht Verschiedenheit?

Wenn da nicht im Hintergrund eine Menge theologischer Debatten herumlaufen würden, die sich bei diesem Satz wieder melden. Die bekannteste ist die zwischen den beiden Kardinälen Joseph Ratzinger und Walter Kasper, ausgetragen vor allem in der Zeitschrift ‚Stimmen der Zeit’: Was war zuerst da, die Einheit der einen Kirche oder die Verschiedenheit der Ortskirchen? Dahinter lag leider auch immer die Frage nach Vorrang und Wichtigkeit, den beiden Protagonisten ging es aber vielmehr darum, wie man Kirche denken kann.

Es ging um Dialog und Communio, es ging um Einheit in Christus, es ging um das Gottesreich, dass in der Kirche angebrochen ist. Es geht darum, ob Kirche aus Christus oder aus dem Geist gedacht werden kann, soll oder muss.

 

Ratzinger und Kasper

 

Wenn man von Christus ausgeht, dann steht selbstverständlich die Einheit am Beginn. Denke ich historisch, dann ist eher das andere wahr. Aber beide Betrachtungsweisen schließen sich ja nicht aus, es ist alles eine Frage der Perspektive. Ich fand die Debatte damals – die ich im Studium dann noch einmal vorgelegt bekam – sehr inspirierend, wahrscheinlich gibt es gar nicht die eine alle anderen Argumente schlagende Antwort. In jedem Fall hat sie uns alle ans Nachdenken gebracht. Dass es die eine alles klärende Antwort vielleicht nicht gibt macht die Diskussion aber nicht unwichtig, im Gegenteil, so verstehen wir mehr was wir wissen und was wir nicht wissen.

Aber zurück zum Papst, der hat so gepredigt:

„Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden« (Apg 2,3-4). So beschreibt das Wort Gottes das Walten des Geistes, das zuerst über jeden Einzelnen kommt und dann alle miteinander in Verbindung setzt. Jedem gibt er eine Gabe und alle versammelt er in der Einheit. Mit anderen Worten, derselbe Geist erschafft die Verschiedenheit und die Einheit und auf diese Weise formt er ein neues Volk, das vielfältig und geeint ist: die universale Kirche. Zuerst erschafft er einfallsreich und unvorhersehbar die Verschiedenheit; denn zu jeder Zeit lässt er neue und vielfältige Charismen aufblühen. Dann verwirklicht der gleiche Geist die Einheit: er verbindet, versammelt und stellt die Harmonie wieder her.“ Weiterlesen “Erst Verschiedenheit, dann Einheit”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Ekklesiologie, Heiliger Geist, Kardinal Joseph Ratzinger, Kardinal Walter Kasper, Kasper-Ratzinger-Debatte, Kirche, Papst Franziskus, Theologie10 Kommentare zu Erst Verschiedenheit, dann Einheit

Gebet, Gott und Beter

Veröffentlicht am 17. Mai 201716. Mai 2017

Ändert Beten die Welt? Und wenn ja, wie? Ist das eine Art Autosuggestion, die einige Religions-Versteher meinen? Dadurch, dass wir um Gutes bitten und sprechen, würden wir uns ändern und damit die Welt? Oder hört Gott wirklich wie bei einem Telefonanruf auf uns, als ob Gott erst informiert werden müsste, um dann selber tätig zu werden?

Es ist schwierig, sich das Gebet vorzunehmen, weil es ja sagt, dass zwei völlig unterschiedliche Dimensionen zusammen kommen: Mensch und Gott.

Bei der Übertragung der Messfeier von Fatima ist mir ein Satz der Predigt von Papst Franziskus aufgefallen: „Liebe Brüder und Schwestern, beten wir zu Gott in der Hoffnung, dass uns die Menschen anhören werden; und wenden wir uns an die Menschen in der Gewissheit, dass uns Gott zu Hilfe kommt.“ Zu Gott beten in der Hoffnung auf die Menschen, an die Menschen wenden in der Gewissheit von Gottes Hilfe. Das lässt aufhorchen. Neu ist das nicht, aber in der Predigt kam das dann doch etwas unvermittelt, so dass es auffällig war.

 

Gott und das eigene Können

 

Benedikt XVI. hatte das in der ihm eigenen geistlichen Klarheit und Nüchternheit in einer Generalaudienz so ausgedrückt: „Jeder Christ weiß daher nur allzu gut, daß er das in seinen Möglichkeiten Stehende tun muss, dass aber das Ergebnis letztlich von Gott abhängt”. Um dann den heiligen Ignatius von Loyola zu zitieren, den Gründer des Jesuitenordens: „Handle so, als ob alles von dir abhinge, in dem Wissen aber, dass in Wirklichkeit alles von Gott abhängt“.

Betend: Papst Franziskus
Betend: Papst Franziskus

Hier werden menschliche Freiheit und göttliche Vorsehung in Beziehung zueinander gesetzt, hier geht es um menschliche Verantwortung und Sendung, hier geht es aber auch um die nötige Demut und das Wissen, dass es nicht die Macher sind, welche die Welt ändern, sondern Gott. Und damit Liebe, Kleinheit, Gnade.

Den Satz des heiligen Ignatius gibt es aber auch in einer zweiten Version: „Dies sei die erste Regel für das, was zu tun ist: Vertraue so auf Gott, als hinge der gesamte Erfolg der Dinge von dir, nichts von Gott ab; wende ihnen jedoch alle Mühe so zu, als werdest du nichts, Gott allein alles tun.“

Bei dieser Version scheinen die Beziehungen verdreht, hier ist die Paradoxität zu sehen, die auch bei Papst Franziskus auftaucht: beten zu Gott in der Hoffnung, dass die Menschen hören, an die Menschen wenden in der Gewissheit, dass Gott zur Hilfe kommt.

Dieser Satz sagt uns, dass die Welten von Wir-hier und ferner-Gott nicht getrennt sind, sondern ineinander liegen. Es gibt keine getrennten Sphären.

 

Nicht zwei getrennte Sphären

 

Aber abgesehen von dieser Grundeinsicht ist da noch etwas anderes. Mein Gebet ändert sich, wenn es nicht nur um Gott geht, wenn ich nicht alles auf Gott werfe, sondern wenn es auch um mich selber geht. Also nicht nach dem Motto: jetzt ist es bei Gott, ich bin es los. Auch bei und nach einem Gebet braucht es weiterhin den eigenen Beitrag, das eigene Handeln, weil das ja der Weg Gottes in der Welt ist. Weiterlesen “Gebet, Gott und Beter”

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Baupläne von Kirche

Veröffentlicht am 11. Mai 2017

Es liegt bestimmt nicht daran, das es das letzte Buch der Bibel ist: Die Offenbarung des Johannes, weiter bekannt unter seinem griechischen Namen Apokalypse, führt eher ein Schattendasein. Einige Stellen daraus sind Gemeingut, in Kirche und auch außerhalb, aber als Buch, als integraler Text, ist es eher weniger bekannt.

Das ist bei mir selber nicht anders als bei anderen, Grund genug also, sich einen Vortrag zum Buch anzuhören, hier in Rom, am Päpstlichen Bibelinstitut. Vorgetragen hat kein Geringerer als der Exeget Klaus Berger, der damit auch gleich sein zweibändiges Werk zur Offenbarung vorgestellt hat.

Klaus Berger bei der Vorlesung
Klaus Berger bei der Vorlesung

Morgens war er noch beim emeritierten Papst, um mit ihm über das Thema zu sprechen, die beiden kennen sich seit Jahrzehnten. Man habe über Joachim von Fiore und dergleichen gesprochen, dar war viel Theologie im Spiel.

Und abends also für das interessierte Publikum.

Zentral war für Berger bei dem Vortrag die Frage nach der Kirche. Das Buch der Offenbarung spreche nicht wie andere Bücher des Neuen Testamentes vom „Reich Gottes“, sondern vom „himmlischen Jerusalem“, das zeigt eine andere Weise, von Kirche zu sprechen. Mehr noch als andere Sprachbilder mache das deutlich, dass man Kirche nur von der Zukunft her verstehen könne, vom Sieg über „menschenverachtende widergöttliche Macht“. Hier liege das Anliegen des Buches, sagt Berger, es sei seine Absicht, Trost – im geistlichen Sinn des Wortes – zu spenden, nicht zu verwechseln mit Vertröstung.

 

Anordnungen von Steinen und Toren

 

Es gehe in dem Buch viel um Anordnen, sagt Berger, das himmlische Jerusalem habe Tore und Grundsteine und Richtungen. Zahlen spielten eine sehr große Rolle, auch das Elemente der Anordnung.

Und damit sind wir dann auch schon bei der Frage der Kirche, „sag mir, war für einen Bauplan von Kirche du im Herzen trägst“ fragte Berger. Kirche könne man eben nur von Zukunft her verstehen, das sei das Anliegen dieser Prophetie. Hier gehe es nicht um ein großes Ratespiel, wer denn nun mit welchem Bild gemeint sei, hier gehe es um die „Offenlegung der verborgenen Dimension von Wirklichkeit“, eben um das Wesen der Kirche als von der Zukunft her kommend.

Gefüttert würde die Prophetie von Erinnerungen, es sei ein durch und durch jüdisches Buch, sagte Berger, die Erinnerungen seien deutlich aus dem Judentum gekommen, allein Zentralbild zeige das, das „himmlische Jerusalem“. Aber auch die Zwölfzahl, die sonst außerhalb der Evangelien eher eine untergeordnete Rolle spiele, weise darauf hin. Es gehe um die Wiederherstellung des Volkes Gottes.

Und für all das, für das Sprechen von Kirche nicht als soziale Gruppe sondern als theologisch zu verstehende Realität, würde diese für uns fremd wirkende phantastische Sprache gebraucht. Lieder, Zahlen, Musik, Anordnung, Tiere, all das weise auf das Zentrum der Offenbarung hin.

 

Eine theologische Frage

 

Hier liegt schon eine Anfrage: wenn wir selber von Kirche sprechen, meinen wir wirklich diese theologische Aussage? Oder erschöpft sich das in der soziologischen Größe? Böse formuliert, sind wir Kirche oder empfangen wir Kirche? Ich bitte gleich um Nachsicht, das ist überspitzt formuliert, ich will niemandem auf die Füße treten, aber die theologische Frage muss einfach sein.

Das Buch ist komplex in der Bildsprache, uns vielleicht auch sehr fremd geworden, aber mein Besuch im Biblikum zur Vorlesung bei Prof. Berger hat mich dann doch wieder neugierig gemacht, diese Bilder neu zu lesen. Oder um es mit dem Schlusssatz von Berger zu sagen: „Die Kirche des Wortes lebt in der Welt der Bilder“.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Glaube und Vernunft, Rom, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Apokalypse, Exegese, Kirchenverständnis, Klaus Berger, Neues Testament, Offenbarung des Johannes, Päpstliches Bibelinstitut3 Kommentare zu Baupläne von Kirche

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