Fast schon ein Überwältigungs-Symbol: Ein leerer Schlafsack hängt auf einem Gitter an einer Kirche. Einer Kirche, wo wie in vielen anderen der Flüchtlinge und der Weggeworfenen gedacht wird, in denen wir den Herrn erkennen. Und daneben hängt der Schlafsack eines Obdachlosen. Und das zu Weihnachten. Ich sehe haben und doch nicht haben: Weihnachten ist das Kommen Jesu, aber gleichzeitig sagt mir der leere Schlafsack, dass wir auf diesen Jesus warten müssen. Immer noch. Immer.
Haben und doch nicht haben: Weihnachten
Es war ein Schlendern, entlang einer Kirche, die ich vor Weihnachten gerne besuche. Die mir immer mal wieder einen neuen Gedanken, eine neue Sicht auf das Fest erlaubt. Aber es war nicht die Kirche selber, sondern der Schlafsack neben der Kirche, der mich bis durch das Weihnachtsfest hindurch begleitet.
Drinnen eine harte Skulptur zum Thema. Draußen eben dieses Symbol. Ein Symbol – aber für was? Nicht für das, was wir jetzt überall hören, und berechtigterweise überall hören. Vom Erkennen des Herrn unter uns. Das Symbol sagt mir, dass das dann doch nicht so einfach ist mit dem Herrn unter uns.
Nicht so einfach mit diesem Jesus
„Er ist nicht hier“, will er mir sagen, der Schlafsack. Wobei – das Zitat gehört doch gar nicht hierher. Das Zitat gehört in das andere Fest, gehört nach Ostern, ins leere Grab.
Eigentlich, ja eigentlich ist die Krippe ja nicht leer. Sondern da ist das Kind drin. Wir haben dieses Kind, wir feiern dieses Kind. Aber „haben“ tun wir es dennoch nicht. Haben hat etwas von verfügen können über, und gerade das geht eben nicht.
Haben kann man Jesus eben nicht
Haben, das passt zu gut in unsere Welt. Die Welt des Funktionierens, Rationalität und Vernunft, des Verfügens und Tuns. Viel zu gut. Aber diese Welt war es auch, die das Kind abgelehnt hat. „Er kam in sein Eigentum, aber die seinen nahmen ihn nicht auf“, sagt das Johannesevangelium.
Die Krippe kann also keine Wiederholung sein, keine historische Darstellung. Das würde uns eine historisch verbürgte Sicherheit und damit Verfügbarkeit vortäuschen.
Jesus bleibt aber unverfügbar, unbenutzbar, uns entzogen. Auch in der Krippe. Und in diesem Jahr brauchte es halt einen leeren Schlafsack, um mich daran zu erinnern.
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Ihnen ein gesegnetes Fest und frohe Weihnachten!