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PaterBerndHagenkord.blog

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Schlagwort: Theologie

Markenkern und Alleinstellungsmerkmal

Veröffentlicht am 1. Juni 20161. Juni 2016

Nach dem Katholikentag ist vor dem nächsten. Oder zumindest mitten in den Überlegungen, wie es weiter gehen kann und soll. Neben allem möglichen Lob gab es und gibt es auch kritische Stimmen, anmerkende und vorschlagende, aber auch klarere und deutlichere Kritik. Alles gehört dazu. Schließlich gab es und gibt es auch ganz grundsätzliche, und eine solche möchte ich hier aufgreifen, einen Artikel unter der Überschrift „Schamlos Paternalistisch“. Schon der Titel gibt hier die Musik vor.

Mit etwas Abstand bietet der Autor Christian Geyer in seinem Artikel in der FAZ seine Analyse an. Der Kern dieser Überlegungen ist eine „inklusive Gottessuche“, ich übersetze das für mich als ein Denken und Reden von Gott in der Welt, das auf möglichst große Breite setzt. In den Worten des Autors: Wer gibt nun wem das Maß vor, die Welt der Kirche oder umgekehrt? Papst Benedikt XVI. hat in seinem Sprechen von der „Entweltlichung“ einen Vorschlag gemacht, der Autor hier geht aber einen anderen Weg. Er wendet sich dem Theologisieren zu. Wie ist die Sache mit Gott und den Menschen zu sehen? (Ich benutze hier „theologisieren“ bewusst nicht im akademischen Zusammenhang, sondern weiter, als das reflektierende und reflektierte Sprechen und Suchen nach Gott)

Kreuzgang in einem österreichischen Kloster
Links der rechts? Abgrenzung oder Inklusion? Wohin gehen mit meiner Gottsuche?

Was Theologie zu sein hat, kann man ganz gut in einer Kritik an besagtem Artikel entdecken. So vereinnahmt der Autor gleich ganze Kontinente gegen den Papst („die afrikanischen, nordamerikanischen und viele asiatische Bischöfe“). Man sei verstimmt, spätestens seit der autoritativen Führung der Synode. Wenn ich selber während der Synode Kritik gehört habe, dann die, dass der Papst zu wenig das Heft in die Hand genommen und zu viel auf Prozess gesetzt habe. Und selbst wenn es die andere Kritik auch gibt, eine derartige Vereinnahmung ist grob und schädigt letztlich das Argument. Deswegen kann man sagen: Theologie muss im Gegensatz zu den Thesen im Artikel differenzieren. Nicht über einen Kamm scheren. Oder wie mein erster Theologie-Lehrer sagte: Der Teufel liegt im Detail, Gott auch. Das etwas grob geschnitzte und deswegen fehl gehende Argument des Kontinente übergreifenden Aufbegehrens gegen die Theologie des Papstes verführt, erklärt aber nichts.

 

Auch mal prophetisch sein

 

„Es gibt eine gesellschaftliche Suchbewegung nach Alleinstellungsmerkmalen“ sagt Geyer weiter und wendet diesen Satz gegen das theologische Sprechen von der Inklusion. Erstens ist diese Suche zunächst noch wertneutral. Sie kann auch kräftig nach Hinten losgehen, die Wirklichkeiten verachten, ein sich Abschließen von Realität sein. Kann, nicht muss. Das nur als Bedenken. Theologisches Sprechen bedeutet hier eben, auch mal dagegen zu sein. Prophetisch wäre vielleicht schon zu stark, aber man muss den Geist der Zeit auch hier unterscheiden und feststellen, wo man mitgehen kann und wo man widersprechen muss, mit Blick auf den eigenen Glauben und auf Jesus Christus.

Das „Begehren“ nach Christus führt nämlich genau nicht zu Ausschluss, und wenn der Autor einen Jesuiten zitiert, dann tue ich das auch: „Die Welt ist Gottes so voll“, sagt Alfred Delp. Wenn man sich entschieden hat, Gott zu suchen und diese Entscheidung auch in seinem Leben durch trägt, dann lernt man, Gott in allen Dingen zu suchen und zu finden. Das ist keine Verwässerung des Gottesgedankens, das ist eine geistliche Präzisierung der Suchbewegung. Nicht alles ist deswegen gleich gut, Sünde bleibt Sünde, aber im Erkennen der Sünde erkenne ich eben auch den vergebenden Christus.

Der Artikel ist letztlich ein Plädoyer für „kirchliche Identität“. Das hat durchaus einen taktischen Zug: „Der Markenkern der Kirche wird unscharf, wenn sie ihre Marketingstrategen „Ecce homo“ mit „ja zur gesamten Wirklichkeit des Menschen“ übersetzen lässt.“ Markenkern, das ist so ein Begriff, der irgendwie modern klingt, aber einen Gedanken ins theologische Reden einführt, der da eigentlich nichts zu sagen hat. Kirche ist nicht um ihrer selbst willen Kirche, sondern um Gottes und der Menschen willen. Das Volk Gottes ist nichts in sich, es ist Volk Gottes, weil es als solches gerufen und berufen ist.

Wir könnten der Kirche gar keine Identität geben, selbst wenn wir uns noch so sehr bemühten. Das kann nur Christus. An uns bleibt es, in der menschlichen Wirklichkeit zu entdecken, wo wir seinen Auftrag erfüllen und seine Kirche aufzubauen helfen und auf seine Stimme hören können. Das geht nur durch das Hören, das geht nicht durch Alleinstellungsmerkmal und Markenkerne.

 

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter FAZ, Inklusion, Katholikentag, Kritik, Papst Franziskus, Theologie26 Kommentare zu Markenkern und Alleinstellungsmerkmal

Befreite Befreiungstheologie

Veröffentlicht am 18. Mai 201514. Mai 2015

Befreiungstheologie ist für kurze Zeit wieder Thema. Aber leider nur als Konflikt. Für den Inhalt interessieren sich nach wie vor nur sehr wenige. Als vor einigen Tagen Pater Gustavo Gutierrez, der mit seinem Buch „Theologie der Befreiung“ Namensgeber dieser theologischen Richtung ist, an einer Pressekonferenz im Vatikan teilnahm, wollte gleich die erste Frage, später dann noch einmal zwei Fragen, wissen wie es um den Streit und die Ablehnung und die Verurteilung der Befreiungstheologie stehe. Ein Journalist meinte sogar fragen zu sollen, ob die Seligsprechung von Oscar Romero und anderen nicht wie der Berliner Fall der Mauer zwischen Vatikan und Befreiungstheologie sei. Ich selber habe auch Interviewanfragen bekommen, die dann aber zurückgezogen wurden, weil sich nicht wirklich ein Konflikt abzeichnete (jedenfalls vermute ich hier den Rückzug). Gutierrez selber Gustavo Gutierrez, die Befreiungstheologie sei „nie, nie verurteilt“ worden.

Dominikanerpater Gustavo Gutierrez bei der PK im Vatikan
Dominikanerpater Gustavo Gutierrez bei der PK im Vatikan

Da meist zitierte Dokument – wenn denn überhaupt eines zitiert wird – ist „Libertatis Nuntius”, über einige Aspekte der Theologie der Befreiung“ [übersetzt: Botschacht der Freiheit, veröffentlicht 1984]. Hier warnt der Vatikan vor Theorien, die marxistisch, nicht christlich begründet sind. Oder in den Worten des Textes selber: „Sie will die Aufmerksamkeit der Hirten, Theologen und aller Gläubigen auf die Abweichungen und die Gefahren der Abweichung lenken, die den Glauben und das christliche Leben zerstören, wie sie gewisse Formen der Theologie der Befreiung enthalten, die in ungenügend kritischer Weise ihre Zuflucht zu Konzepten nehmen, die von verschiedenen Strömungen des marxistischen Denkens gespeist sind.”

 

Keine Verurteilung

 

Aber auch hier gleich die Einschränkung im nächsten Satz: „Diese Warnung darf in keiner Weise als eine Verurteilung all derer ausgelegt werden, die hochherzig und im authentischen Geist des Evangeliums auf die „vorrangige Option für die Armen“ antworten wollen. Sie darf in keiner Weise denen zum Vorwand dienen, die sich angesichts der tragischen und drängenden Probleme des Elends und der Ungerechtigkeit hinter einer Haltung der Neutralität und der Indifferenz verschanzen. Im Gegenteil, sie ist von der Gewißheit bestimmt, daß die tiefgreifenden ideologischen Abweichungen, die sie anzeigt, unabdingbar dazu führen, die Sache der Armen zu verraten. Mehr denn je ist es erforderlich, daß die zahlreichen Christen, die in ihrem Glauben erleuchtet und dazu entschlossen sind, ein christliches Leben ohne Abstriche zu führen, sich aus Liebe zu ihren enterbten, unterdrückten und verfolgten Brüdern im Kampf für Gerechtigkeit, Freiheit und Menschenwürde einsetzen. Mehr denn je will die Kirche die Mißbräuche, die Ungerechtigkeiten und die Verstöße gegen die Freiheit verurteilen, wo immer sie begegnen und wer immer sie anzettelt, und mit den ihr eigenen Mitteln kämpfen, um die Menschenrechte, insbesondere in der Person der Armen, zu verteidigen und zu fördern.”

Den Text habe ich deswegen so ausführlich zitiert, weil er zeigt, dass es nicht um die Ablehnung von Freiheit oder ein Wegschauen geht, wo Unterdrückung herrscht. Leider ist das medial aber anders gespielt worden und der Satz „der Vatikan war/ist gegen Befreiungstheologie“ gehört zum Standartrepertoire eines normalen mitteleuropäischen Christen. Und er ist falsch. Weiterlesen “Befreite Befreiungstheologie”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Rom, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Befreiung, Befreiungstheologie, Gutierrez, Lateinamerika, Ratzinger, Streit, Theologie, Vatikan11 Kommentare zu Befreite Befreiungstheologie

Theologie, Verschiedenheit, Einheit und die Welt

Veröffentlicht am 5. Dezember 20145. Dezember 2014

Ein kleiner Nachtrag zu einem Beitrag von vor einiger Zeit, „Angepasste Verkündigung“. Dort hatte ich nach der Bischofssynode ganz unoriginell einen Absatz von Gaudium et Spes eingestellt, in dem es um das Verhältnis von Welt und Kirche geht, bzw. um die Hilfe, welche die Kirche von der Welt erfährt, wie es heißt.

Papst Franziskus hat diesen Abschnitt heute zitiert, und zwar passenderweise in seine Ansprache an die internationale theologische Kommission. Es ging um Verschiedenheit der theologischen Herangehensweise, der theologischen Perspektiven und der Kulturen, aus denen heraus Theologie betrieben wird. Und es ging um den Dienst an der Einheit, den diese Verschiedenheit leistet.

Papst Franziskus setzt auf den Heiligen Geist. Das bedeutet, nicht auf eigenen Projekten und Ideen zu bestehen, sondern sie dem Wandel und dem Prozess zu überlassen, aber auch der klugen Unterscheidung. Nicht alles, was weht, ist schließlich Heiliger Geist.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Ansprache, Einheit, Franziskus, Gaudium et Spes, Glaubenskongregation, Papst, Theologie, VerschiedenheitSchreiben Sie einen Kommentar zu Theologie, Verschiedenheit, Einheit und die Welt

1.400 Jahre Ideengeschichte des Islam

Veröffentlicht am 3. August 201429. Juli 2014

Bei Beiträgen, in dem es in in diesem Blog um Islam und Muslime geht, bin ich regelmäßig erschrocken über die Bereitwilligkeit vieler Kommentatoren, zu kruden, simplen und schwarz-weiß malenden Bildern und Vorstellungen zurück zu greifen. Deswegen an dieser Stelle eine Gegenvorstellung. Ich setze dazu außnahmsweise einen Beitrag aus einer Sendung von Radio Vatikan hier ein, nicht um ihn zu verdoppeln, sondern um Kommentare dazu zu ermöglichen.

Ausdrücklich soll das als Beitrag zur Vielfalt gemeint sein. Wir müssen Debatten führen und nicht gleich schließen. Der Wissenschaftler Mouhanad Khorchide – um den es hier geht – hat eine Perspektive, auch er hat nicht die wirkliche und wahre, aber es ist eine Sichtweise, die ich persönlich nicht missen möchte und auf die wir uns einlassen sollten (sie findet dankenswerterweise nicht nur hier statt). Widerspruch ist gut und erwünscht. Wenn sie Beiträge zur Debatte sein wollen.

 

Der Soziologe und Religionspädagoge Mouhanad Khorchide ist eine ungewöhnliche Stimme des Islam: Auch in seiner eigenen Religion umstritten spricht er von Barmherzigkeit und Gemeinsamkeiten mit dem Christentum. Im Augenblick sehen wir eher die Bilder von Christenverfolgung und –vertreibung, da ist seine Sicht auf den Islam ungewöhnlich. Ein Gespräch mit dem Professor aus Münster über „seinen“ Islam.

 

„Islam ist Barmherzigkeit“: So heißt das neueste Buch des muslimischen Theologen Mouhanad Khorchide. Doch der Professor aus Münster, der unter anderem künftige Imame ausbildet, wird aus den großen deutschen Islam-Verbänden nachgerade unbarmherzig kritisiert: Zu liberal sei er, zu sehr einem nicht-wörtlichen Verständnis des Korans zugeneigt. Khorchide, der in Beirut aufwuchs und lange in Österreich gelebt hat, lehrt seit 2010 Islamische Religionspädagogik am ‚Centrum für Religiöse Studien’ der Uni Münster. Er weist auf den Reichtum islamischer Tradition hin.

 

„Wir haben 1.400-jährige Ideengeschichte, da gibt es sehr viele Schulen, Traditionen, Positionen, unterschiedliche Argumente und Gegenargumente. Was nicht heißt, dass das eine besser oder schlechter ist, sondern nur, dass manche bestimmte Schulen, andere eben andere Schulen vertreten oder andere Positionen haben. Deshalb ist die Vielfalt im Islam – wie es der Prophet Mohammed und später auch die Gelehrten bestätigt haben – eigentlich ein Segen! „Eine Barmherzigkeit“ hat der Prophet Mohammed dazu gesagt. Es gibt keinen Anlass für Streitereien, jedenfalls nicht im Idealfall.“

 

Doch natürlich ist dieser Ideal- eher der Ausnahmefall. Das weiß auch Khorchide. Er wagt etwas, wovor viele muslimische Forscher warnen: den Koran nämlich durch die historisch-kritische Brille zu lesen, wie sich das bei der christlichen Bibel längst eingebürgert hat. Auch bei diesem Zugriff würden die wesentlichen Botschaften Mohammeds erhalten bleiben, glaubt Khorchide.

 

Für eine „Theologie der Barmherzigkeit“

 

„Ich versuche hier Aspekte der Barmherzigkeit im Islam herauszuarbeiten, als Kern der islamischen Botschaft, als Wesensattribut Gottes, als Motiv aller Motive in Gott, das aus seiner Barmherzigkeit agiert. Und daraus entwerfe ich eine Theologie, die ich „Theologie der Barmherzigkeit“ bezeichne. Im Sinne: Was sind die Konsequenzen daraus, wenn wir konsequent weiter denken, dass Gott in seinem Wesen die Barmherzigkeit ist? Was heißt denn das für alle anderen theologischen Fragestellungen?“ Weiterlesen “1.400 Jahre Ideengeschichte des Islam”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und VernunftSchlagwörter Barmherzigkeit, Debatte, Glaube, interrelitiöser Dialog, Islam, Khorchide, Koran, Muslime, Theologie46 Kommentare zu 1.400 Jahre Ideengeschichte des Islam

„Das Religiöse ist immer auch politisch“

Veröffentlicht am 26. Juli 201426. Juli 2014

Die Schweiz ist nicht nur Idyll und Berge und Schnee und Urlaub, nicht nur Großstadt und Banken und Finanzwirtschaft. Die Schweiz, das sind auch Einwanderer, das Land ist beliebt wegen seines Reichtums, seiner ökonomischen Sicherheit und seiner stabilen Demokratie. Das finden nicht alle Schweizer gut, die SVP hatte im Februar bundesweit über eine „Masseneinwanderungsinitiative“ gestartet mit hässlichen Bildern und viel Angstmache vor Überfremdung.

Im Juni war ich dort unterwegs, habe viele Leute getroffen, interviewt oder einfach nur eine Unterhaltung geführt, um da Land und die Kirche dort kennen zu lernen. Das Gespräch kam immer wieder auf diese politische Polarisierung zu sprechen. Die sitzt tief.

Die Uni Fribourg setzt etwas dagegen. Auch da war ich zu Besuch. An der Fakultät für Katholische Theologie soll ein Zentrum entstehen, und zwar für islamische Theologie. Was es damit auf sich hat, habe ich den Rektor der Hochschule gefragt, Dominikanerpater und Professor Guido Vergauwen.

 

Pater Guido Vergauwen OP, Theologieprofessor und Rektor der Uni Fribourg
Pater Guido Vergauwen OP, Theologieprofessor und Rektor der Uni Fribourg

„Das Religiöse ist immer auch politisch“, sagt Pater Guido. „Tatsächlich ist das Projekt langfristig aus Fragen entstanden, die zu tun haben mit der Integration der islamischen Bevölkerung. Natürlich kommen dann sofort auch politische Rückfragen, die mit der Integration zusammen hängen.“ Das mit der Theologie beginnt also politisch, mit einer Bundesparlamentsinitiative 2009, es sollte um eine „Schweizerisierung“ der Muslime gehen, sagt Pater Guido. Von diesen rein politischen Absichten hat sich das Projekt aber seitdem emanzipiert. Auch wenn es noch nicht Realität ist – die politischen Rückfragen, von denen der Rektor spricht, sind ganz konkrete Anfragen einer Schweizer Partei – geht es doch einen wissenschaftlichen, nicht einen politischen und damit verzweckten Weg.

 

Theologie, nicht Religionswissenschaft

 

Deswegen ist es auch Theologie, nicht Religionswissenschaft. Es soll theologische Wissenschaft sein, erklärt Pater Guido Vergauwen, „ausdrücklich aus der Glaubensperspektive heraus. Aus den Gesprächen mit Vertretern der muslimischen Gemeinschaft hier in der Schweiz ist uns sehr rasch klar geworden, dass sie sich nicht theoretisch mit ihrer eigenen Religion auseinander setzen wollen. Sie wollen sich aber auch nicht theoretisch auseinandersetzen mit der Religion des Anderen. Sondern sie wollen quasi auf Augenhöhe als Glaubende miteinander ins Gespräch kommen. Ich denke, dass theologisch da schon viel Vorarbeit geleistet ist, die Frage Christentum und Islam ist selbstverständlich keine neue Frage, aber ich denke, dass wir vor allem hier in der Schweiz theologisch noch manches aufarbeiten können und müssen.“

Man mag da eben an die Masseneinwanderungsinitiative der SVP denken, die im Februar dieses Jahres zur Abstimmung stand und die einen erschreckenden Grad an Fremdenfeindlichkeit gezeigt hat.

Als ‚Dialogwissenschaft’ könnte man das Projekt bezeichnen, wobei man bei Dialog immer die Bedingungen dazu mitdenken müsse: Gegenseitiger Respekt, die Fähigkeit, unterschiedliche Meinungen auch einmal stehen zu lassen und den gemeinsamen Wunsch, die Gesellschaft zu prägen. Weiterlesen “„Das Religiöse ist immer auch politisch“”

Kategorien Allgemein, Glaube und VernunftSchlagwörter Dialog, Fakultät, Fribourg, Islam, katholische Theologie, Masseneinwanderungsinitiative, Muslime, Schweiz, Theologie15 Kommentare zu „Das Religiöse ist immer auch politisch“

Vorläufer und Begleiter

Veröffentlicht am 21. April 201419. April 2014

Ganz neu sei das, was der Papst lehre und wie er spreche. Das höre ich immer wieder. Und es ist ja auch nicht verwunderlich, sehen und hören wir doch jeden Tag eine ganz eigene Form des Sprechens, der Inhalte und des Auftretens eines Papstes, der eine ganz eigene Kultur mitbringt.

Das zweimeiste, was ich über den Papst höre, ist der Satz, dass man jetzt vom Papst höre, was jahrelang nicht zu hören gewesen sei, was gedacht wurde und gehofft wurde und jetzt sei es Teil des Lehramtes. Lange habe man sich gegen Autoritäten für Sätze verteidigen müssen, wie sie jetzt vom Papst gesprochen würden. Das befreie.

Seit einiger Zeit mach ich mich systematischer auf die Suche nach dem, was darin angesprochen ist, nämlich nach Vorläufern. Papst Franziskus ist ja nicht vom Himmel gefallen, er hat Theologie gelernt, verarbeitet, weiterentwickelt und eine persönliche Form von Theologie, Verkündigung und Spiritualität entwickelt. Aber es gibt eben auch andere, die vorher waren und die es sich lohnt im Licht des jetzigen Pontifikates neu zu lesen.

Da ist zum Beispiel Karl Rahner SJ. Einer der ganz großen Theologen des vergangenen Jahrhunderts. Eigentlich war ich auf der Suche nach einer theologischen Wertung des Konzils durch einen Teilnehmer, fand aber einen Text, der ganz stark mit dem korrespondiert, was Franziskus über die Zukunft der Kirche sagt:

 

„Die Kirche ist auf diesem Konzil neu geworden, weil sie Weltkirche geworden ist, und sie sagt also solche an die Welt eine Botschaft, die, obzwar immer schon der Kern der Botschaft Jesu, heute noch bedingungsloser und mutiger als früher, also neu verkündigt wird. In beider Hinsicht, im Verkündiger und in der Botschaft, ist etwas Neues geschehen, das irreversibel ist, das bliebt. Ob wir in der dumpfen Bürgerlichkeit unseres kirchlichen Betriebs hier und jetzt dieses Neue ergreifen und leben, das ist eine andere Frage. Es ist unsere Aufgabe.“

 

Neu verkündet: So übersetze ich mir schon seit längerem den etwas unglücklichen Terminus der Neuevangelisierung. Weiterlesen “Vorläufer und Begleiter”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und VernunftSchlagwörter Karl Rahner, Mission, Papst Franziskus, Theologie, Verkündigung107 Kommentare zu Vorläufer und Begleiter

Michel de Certeau SJ

Veröffentlicht am 13. November 20139. Februar 2021

Es war ein kleines deja vu, als in dem Interview mit Papst Franziskus für die Civiltà Cattolica zwei Jesuiten erwähnt wurden. Zum einen ist da Pierre Favre, auf deutsch Peter Faber, einer der Gründergeneration des Ordens, der „stille Gefährte“, wie er genannt wird, weil wir so wenig über ihn schreiben oder wissen. Er hat ein Memoriale geschrieben, ein Erinnerungsbuch, das voller geistlicher Einsichten ist. Dazu an dieser Stelle bestimmt einmal mehr.

Ediert und mit Einleitung versehen hat dieses Memoriale vor 50 Jahren ein französischer Mitbruder, der zweite der Erwähnten: Michel de Certeau SJ. „Denker“ wäre glaube ich die Berufsbezeichnung, die wir im deutschen benutzen würden. Er war Dozent und Herausgeber, lebenslanger Beobachter und präziser Beschreiber, er arbeitet mit Jacques Lacan zusammen und ist ein Name in der – vor allem angelsächsischen – postmodernen Szene. Im deutschsprachigen Raum ist er leider noch wenig bekannt, obwohl sich das langsam ändert.

De Certeau hat mich seit meinem Theologiestudium gepackt und ich war hoch erfreut, diesen Namen zu lesen. Glücklicherweise hatte ich im Studium einen Mitbruder, der sich schon länger mit ihm beschäftigt hatte. Seitdem lese ich ihn immer wieder mit Gewinn, auch wenn das nicht ganz einfach ist. Wer sich einen Certeau-Text vornimmt – zum Glück sind viele bereits übersetzt – der kann schon ins Verzweifeln geraten, der Abstraktionsgrad ist hoch.

Ich bin kein akademischer Philosoph oder Theologe, trotzdem mag ich es an dieser Stelle versuchen, einige Gedanken von Certeau zu skizzieren. Und mehr als Skizzen werden das wirklich nicht werden.

 

Die Vergangenheit, das Andere und wir

 

Vielleicht am bekanntesten ist seine Schrift über das Schreiben der Geschichte. Alterität – das Andere – ist ein Grundbegriff bei de Certeau. Die Geschichte, das Vergangene, steht uns als etwas uns Fremdes gegenüber, wird aber erst durch das Schreiben überhaupt erst organisiert und fassbar gemacht. Vergangenheit „gibt“ es nicht einfach, sie wird erst durch das Schreiben, durch die Worte, geschaffen. Dadurch aber besteht die Gefahr, dass die Andersheit verloren geht, weil wir beim Schreiben unsere eigenen Interessen als ordnende Faktoren einbringen. De Certeau nennt das die „Kolonisierung der Vergangenheit“. So bleibt uns Geschichte immer verborgen, gleichzeitig muss sie immer neu geschrieben werden.

Das kann de Certeau dann auch auf das Christentum und seinen Kern, Jesus Christus, übertragen. Wir müssen Christus treu bleiben, gleichzeitig bleibt er uns aber immer fremd, ein Anderer, der sich unserer ordnenden Sprache entzieht. Weiterlesen “Michel de Certeau SJ”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter de Certeau, Franziskus, Glauben, Interview, Moderne, Papst, Theologie3 Kommentare zu Michel de Certeau SJ

Von Benedikt zu Franziskus: Ein Prozess

Veröffentlicht am 30. Juni 201330. Juni 2013

Als Benedikt XVI. 2005 den Begriff der „Hermeneutik der Reform“ prägte, die eine „Hermeneutik der Kontinuität“ sei, war das natürlich auf das Zweite Vatikanum bezogen. Der Umgang mit dem Konzil ist emotional aufgeladen, Benedikt wollte eine sachliche Debatte.

Nun aber beschleicht mich der Verdacht, dass diese Debatte um „Bruch“ und „Kontinuität“ auch mit Bezug auf Benedikt und seinen Nachfolger Franziskus geführt wird. Kein Blatt passe zwischen die beiden sagen die einen, Franziskus sei ein ganz anderer Papst und stehe für völlig anderes, behaupten andere. Ist da also ein Bruch? Oder ist die Kontinuität stärker? Oder ist das – und hier wäre meine Position – nicht die völlig falsche Frage, die nur Päpste vor die jeweils eigenen Karren spannen wollen?

Für diesen Sonntag habe ich eine Sendung mit dem Dominikanerpater und Theologieprofessor Carsten Barwasser gemacht. Dabei kamen wir auch auf die Frage nach Bruch oder Kontinuität zu sprechen und die Antworten könnte man auch auf die Nachfolgefrage beziehen, so gelassen und gut sind sie.

 

„Die Hermeneutik des Bruchs ist etwas, das grob eingeteilt rechts und links gemeinsam haben. ‚Das Zweite Vatikanische Konzil ist ein Bruch mit der Tradition, das ist gut weil damit der ganze Mist, der davor war, weggeräumt ist und wir jetzt von Null anfangen können’: Das wäre eher die progessistisch-linke Position, wenn man es denn so nennen will. Und die andere, die traditionelle Interpretation sagt: ‚Das ist ein Bruch mit der Tradition und das ist schlecht und deswegen ist das Konzil verantwortlich für alles, was anschließend an Krise und Zusammenbrechen von kirchlichen Strukturen und Berufungen und so weiter’. Das sind diese beiden Extrempositionen, die sich aber in dem einen Punkt beide treffen: dass das Konzil ein Bruch war. Weiterlesen “Von Benedikt zu Franziskus: Ein Prozess”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Benedikt XVI., Bruch, Franziskus, Hermeneutik, Kontinuität, Konzil, Prozess, Theologie, Vatikanum11 Kommentare zu Von Benedikt zu Franziskus: Ein Prozess

Theologie eines Pontifikates

Veröffentlicht am 7. April 201320. Januar 2014

Schnell, zu schnell, ist das Pontifikat Benedikt XVI. in den Hintergrund gerückt worden. Wir sehen sie vielen Veränderungen, übersehen dabei aber gerne die vielen Kontinuitäten. Was Franziskus als Papst sagt und vertritt hat seine Wurzeln im Vorgänger. Wenn man so will, ist das ein gutes Beispiel für die von Benedikt XVI. vielfach angesprochene „Hermeneutik der Reform“: Verwurzelt im Alten und dieses weiterführend ändern sich die Dinge.

Also noch einmal ein Blick zurück, und zwar auf den in meinen Augen stärksten Zug im Pontifikat Benedikt XVI.: Die Theologie.

Kardinal Walter Kasper
Kardinal Walter Kasper

Dazu habe ich jemanden befragt, der etwas jünger ist als Joseph Ratzinger, die Aufbrüche des Konzils und die Umsetzung in der Kirche aber genau so begleitet hat wie dieser und der dazu noch theologisch ebenbürtig ist: Kardinal Walter Kasper. Zurückblickend habe ich ihn um Einschätzungen gebeten.

 

„Er kommt mehr von der antiken Philosophie und Platon her. Und der heilige Augustinus spielt bei ihm eine große Rolle, von ihm ist er zutiefst geprägt. Man kann sagen, dass das das Denken der klassischen Metaphysik ist, welche die ganze Tradition der Kirche geprägt hat. Das so genannte postmoderne Denken jetzt hat dagegen schon etwas von Relativismus.“

 

Vertreter einer großen europäischen Idee

 

Relativismus: Damit hatte Benedikt XVI. sein Pontifikat begonnen, es war der zentrale Begriff bei der Predigt vor seiner Wahl und er zieht sich als Wort oder auch als Inhalt durch viele Ansprachen und Gedanken: Wer sich selber zum Maßstab nimmt, baut nicht auf, sondern zerstört, entfernt sich von Gott und der Wahrheit.

 

„Wenn man das ins Alltägliche und Vulgäre übersetzt, dann hat das schon zu einem gleichgültigen Relativismus geführt. Er hat da zweifellos einen wichtigen Punkt getroffen: ‚Alle Religionen sind gleich’ und die ethischen Probleme spricht er an.

Persönlich wäre ich etwas vorsichtig mit dem Begriff ‚Relativismus’, das ist selbst ein relativierender Begriff der Philosophiegeschichte. Sicherlich ist nicht alles relativ, es gibt Unbedingtes. Aber vieles ist dann auch wieder relativ. Da die Unterscheidung zu treffen, was relativ ist und was bleibend und absolut gültig, das ist gar nicht so einfach. Insofern glaube ich, dass manch andere, die nicht auf der gleichen Relfexionshöhe wie er sind, daraus ein zu billiges Schlagwort gemacht haben. Es gibt auch Veränderliches in der Kirche, was man reformieren kann oder vielleicht auch muss.

Das würde ich also gerne differenzieren, aber ohne Zweifel trifft er einen ganz gefährlichen Strang des gegenwärtigen Denkens.“

 

Sie haben Augustinus und Platonismus angesprochen; für Nichttheologen: Wir kann man diese Denkrichtung und Theologie kennzeichnen?

 

„Es ist eine sehr geistliche Ausrichtung, besonders bei Augustinus. Benedikt XVI. hat das bis in seine Ansprachen und Predigten hinein geprägt und begleitet. Es ist eine geistliche Ausrichtung auf eine jenseitige und ideale Wirklichkeit. Von Augustinus her ist das ganz klar bestimmt von einem ordus amorus, einer Rangordnung der Liebe. Deshalb war es gar nicht so unerwartet, dass die erste Enzyklika Deus Caritas Est hieß, Gott ist die Liebe: Das ist ein ur-augustinischer Gedanke, den er hat.

Es ist ein Denken, das von einer idealen objektiven Wirklichkeit geistiger Art ausgeht und diese als Maßstab nimmt. Vielleicht ist es eine Schwierigkeit dieses Denkens – auch bei Benedikt – das nun in die konkrete Wirklichkeit des gelebten Lebens zu übersetzen. Da sind noch gewisse offene Probleme, aber er ist da schon ein Vertreter einer großen europäischen Idee.“

 

Den Glauben denken

 

Die haben die Liebe angesprochen, eines der zentralen Worte bei Benedikt XVI. Was sind sonst noch große Ideen, die sein Reden und Denken prägen?

 

„Bei ihm taucht sehr stark der Versuch und das Anliegen auf, Glauben und Denken miteinander zu versöhnen. Das ist ein klassisches Thema der Theologie, bei Augustinus angefangen. Dass er das versucht hat zeigt, dass er den Anschluss an das moderne und postmoderne Denken versucht.

Es ist der Versuch, den Glauben nicht fundamentalistisch zu verstehen. Da ist er oft missverstanden worden, er sei ein Fundamentalist. Das ist er absolut nicht. Er will das denkend durchdringen und den Glauben auch als ein Denkprojekt sehen. Mit den irrationalen und fideistischen Tendenzen, die es am Rand der Kirche gibt, hat er absolut nichts zu tun.

Die Brücke zwischen Glauben und Denken zu schlagen ist weiterhin eine große Aufgabe: Es ist menschlich gesehen vernünftig, den Akt des Glaubens zu vollziehen, und man kann dafür Rechenschaft geben vor der Welt.“

 

Hat er theologisch den Anschluss an die moderne Welt geschafft?

 

„Er hat den Anschluss wirklich geschafft. Er ist von sehr vielen Denkenden und anerkannten Denkern Ernst genommen worden. Das muss man schon sagen. Das ist als Anfrage Ernst genommen worden. Er hat auf jeden Fall den Kontakt gefunden.“

 

„Stärke deine Brüder“

 

Was bleibt uns als Aufgabe? Was sind theologische Linien, die Benedikt aufgegriffen hat und die jetzt weitergetragen werden müssen?

 

„Ich denke, dass sein Hauptanliegen die Vertiefung des Glaubens war, auch eine geistliche Vertiefung. Er wollte der Kirche, die nach dem Konzil etwas in Sturm geraten ist, ihre Identität geben. Das ist nach wie vor eine Aufgabe. Die Erneuerung der Kirche und auch die Reformen sind nur aus der Tiefe des Glaubens her möglich. Das hat er bewusst gemacht.“

 

Ein Kennzeichen seines Theologisierens in der Öffentlichkeit ist die Sprache. Es ist eine einfache Sprache, die nicht nur Fachtheologen verstehen. Das ist vielleicht eine der ganz großen Stärken dieses Papstes.

 

„Es ist eine einfache Sprache, die alle Leute, die hörbereit sind, verstehen können. Ich kenne sehr viele Menschen, nicht nur katholische Christen, die ihm gerne zuhören und sehr viel davon profitiert haben. Es ist auch eine sehr schöne Sprache, es ist ein Sprachkünstler. Er kann auch frei druckreif reden. Das ist schon genial, wie er mit der Sprache umgeht.

Es ist eine einfache Sprache, es ist nicht diese gekünstelte Wissenschaftssprache und es war sicherlich eine der ganz großen Stärken, die er hatte, dass er gut Stimmungen und dergleichen ins Wort fassen konnte. Er hat immer wieder schöne Bilder gefunden, ohne dass es verunglückte Bilder geworden sind. Da hat er eine große Sensibilität.

Das wird man in Zukunft vermissen, davon bin ich überzeugt.“

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Interview, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Benedikt XVI., Sprache, Theologie, Walter Kasper22 Kommentare zu Theologie eines Pontifikates

“Denkt nicht, dass ich Werbung mache”

Veröffentlicht am 17. März 201317. März 2013
Piazza Pio XII, vor dem Petersplatz, beim Angelusgebet
Piazza Pio XII, vor dem Petersplatz, beim Angelusgebet

Papst Franziskus sagt, dass es keine Werbung sei, wenn er über ein Buch spricht. Also gut, da es keine Werbung ist, bringe ich diese Nichtwerbung-Werbung gerne in meinem Blog. Aus dem Angelus von heute:

 

“In diesen Tagen habe ich ein Buch eines Kardinals lesen können, von Kardinal Kasper, der ein großartiger Theologe ist, über die Barmherzigkeit. Und dieses Buch hat mir sehr gut getan – denkt aber nicht, dass ich Werbung für die Bücher meiner Kardinäle mache, so ist das nicht – aber es hat mir sehr gut getan. Kardinal Kasper sagte, dass das Spüren der Barmherzigkeit, dieses Wort, alles ändert, es ist das Beste, was wir spüren können. Es ändert die Welt, ein wenig Barmherzigkeit macht die Welt weniger kalt und gerechter. Wir müssen die Barmherzigkeit Gottes gut verstehen, dieses barmherzigen Vaters, der soviel Geduld hat. Denken wir an die Worte des Propheten Jesaja, der feststellt, dass auch, wenn unsere Sünden rot wären wie Scharlach, die Liebe Gottes sie weiß machen würde wie den Schnee. Das ist das Schöne an der Barmherzigkeit.”

Das Buch

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Barmherzigkeit, Buch, Herder Verlag, Kardinal Walter Kasper, Papst Franziskus, Theologie, Werbung1 Kommentar zu “Denkt nicht, dass ich Werbung mache”

7. September 2007: Die Liturgie, die Theologie und der Sonntag

Veröffentlicht am 8. März 20138. März 2013

Papst Benedikt segnet von seinem Fenster ausEs gibt Tage, die wie ein Brennglas funktionieren. Tage, an denen viele wichtige Dinge passieren; mehr und dichter, als das normalerweise der Fall ist. In der Rückschau – wir gestalten gerade unsere Würdigungssendungen für Papst Benedikt XVI. – war der 9. September 2007 so ein Tag. Der Papst war in Österreich unterwegs, morgens feierte er in Wien eine Messe und nachmittags besuchte er das Zisterzienserstift Heiligenkreuz.

In allen drei Ansprachen kommt eines der zentralen Themen des Pontifikates Benedikt XVI. zum Ausdruck: Die Rückgewinnung der Zentralität Gottes. Der skeptische Blick Benedikts sieht, dass wir zunehmend um uns selbst kreisen, und das auch in den eigentlich Gott geweihten Momenten. Drei Beispiele nennt er an diesem Tag: Den Sonntag, die Liturgie und die Theologie.

Diese drei sind zentrale Bereiche christlichen Lebens. Alle drei sind aber auch umstritten: Was tue ich am Sonntag und warum halte ich ihn? Für wen halte ich und für wen gestalte ich Liturgie? Und dann ist da noch die Frage nach der Wissenschaftlichkeit und der Glaubensanbindung von akademischer Theologie. Ohne irgendjemanden anzumahnen bringt Benedikt XVI. 2007 für dieses Glaubenshandeln die wesentlichen Punkte zur Sprache.

 

Der Sonntag

Predigt im Stephansdom.

„Ohne den Herrn und ohne den Tag, der ihm gehört, gerät das Leben nicht. Der Sonntag hat sich in unseren westlichen Gesellschaften gewandelt zum Wochenende, zur freien Zeit. Die freie Zeit ist gerade in der Hetze der modernen Welt etwas Schönes und Notwendiges; jeder von uns weiß das. Aber wenn die freie Zeit nicht eine innere Mitte hat, von der Orientierung fürs Ganze ausgeht, dann wird sie schließlich zur leeren Zeit, die uns nicht stärkt und nicht aufhilft. Die freie Zeit braucht eine Mitte – die Begegnung mit dem, der unser Ursprung und unser Ziel ist. (…)

Die frühen Christen haben den ersten Tag der Woche als Herrentag begangen, weil er der Tag der Auferstehung war. Aber sehr bald ist der Kirche auch bewusst geworden, dass der erste Tag der Woche der Tag des Schöpfungsmorgens ist, der Tag, an dem Gott sprach: „Es werde Licht“ (Gen 1, 3). Deshalb ist der Sonntag auch das wöchentliche Schöpfungsfest der Kirche – das Fest der Dankbarkeit für Gottes Schöpfung und der Freude über sie. Weiterlesen “7. September 2007: Die Liturgie, die Theologie und der Sonntag”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Papstreise, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Benedikt XVI., Gebet, Gott, Heiligenkreuz, Jahr des Glaubens, Liturgie, Sonntag, Stephansdom, Theologie, Zentrum1 Kommentar zu 7. September 2007: Die Liturgie, die Theologie und der Sonntag

Der Konzilstheologe

Veröffentlicht am 29. November 201229. November 2012
Erzbischof Gerhard Ludwig Müller beim Vortrag über die Theologie Joseph Ratzingers

Es ist ein unerschütterlicher Teil des Mythos um Joseph Ratzinger, dass er als junger Theologe liberal gewesen sei, durch die 68er Revolution erschüttert und dann nach Regensburg und zu den Konservativen gewechselt sei.

Jetzt liegt ein Buch in zwei Bänden vor, in dem man das – theologisch – überprüfen kann, wenn man sich seine Vorurteile denn infrage stellen lassen will. Joseph Ratzinger – Gesammelte Schriften Band 7. Hier geht es um das Konzil, die Vorbereitunsdokumente, Korrekturvorschläge, Redeentwürfe und Beiträge zu den Debatten, und es geht um die Konzilsrezeption durch den Theologen in den Jahren und Jahrzehnten danach.

Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, Nachfolger Ratzingers als Präfekt der Glaubenskongregation, stellte das Buch gestern – Mittwoch – in Rom vor. Müller liest im Denken Ratzingers eine Linie, die im Wirken und Sprechen des Papstes in der Formulierung der „Hermeneutik der Reform“ angekommen sei. Er wendete sich in deutlichen Formen gegen die Bruch-Theorie, und zwar in ihren beiden Ausprägungen: Sowohl diejenigen, die das Zweite Vatikanum nicht anerkennen, als auch diejenigen, die nur dieses Konzil anerkennen wollten, lägen falsch.

 

„In der Phase der Rezeption erinnert er [Ratzinger] immer wieder daran, das Konzil an seiner eigenen Intention zu messen und zu verstehen. In der vielbeachteten Ansprache an die römische Kurie vom 22. Dez 2005 betont Papst Benedikt XVI. diese Hermeneutik der Reform und der Wahrung der Kontinuität gegenüber einer Hermeneutik der Diskontinuität und des Bruches.

Das betrifft sowohl diejenigen, die hinter das Konzil zurück wollen, wie auch diejenigen, die es hinter sich lassen wollen. Das kommt auf gleiche raus. Weiterlesen “Der Konzilstheologe”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Rom, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Gerhard Ludwig Müller, Gesammelte Schriften, Hermeneutik, Joseph Ratzinger, Konzilstheologe, Papst, Theologie, Zweites Vatikanum4 Kommentare zu Der Konzilstheologe

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